Volltext Seite (XML)
— Am 22. d. M. Nachmittag- stürzte der Schieferdecker Dix in Waldheim von einem Dache auf das Pflaster der Schloß- gaffe herab und verletzte dabei sich dermaßen am Kopfe, daß er am 36 d. M. verstarb. Er hmterläßt Frau mit drei un erzogenen Kindern — Am 36. d. M. früh wurde auf dem Kohlenbergwerk „Vereinsglück" in Zwickau der Arbeiter Meyrr au- Planitz durch Einbrechen deS „AbbamS" im Schacht ge lobtet und v:r Kohlenarbeiter Lorenz aus Schadewitz, welcher auf demselben Schacht arbeitete, nicht unerheblich verwundet, doch hofft man auf dessen Erhaltung. Meyer hinterläßt Frau und 5 Kinder. — Tags vorher, Nachmittags gegen 5 Uhr brach in der Scheune der Schneidcmühlenbesitzerin Mutze in Hinterrottendorf auf bis jetzt noch unbekannte Weise Feuer aus, in Folge besten die Scheune, ein an dieselbe angebauter Pferde stall und das Wirthschaflsgebäude in Asche gelegt wurde. Das Schneidemühlengebäude und ein Seitengebäude ward durch die Thängkeit mehrerer zufällig anwesender Straßenarbeiler gerettet. Die bis jetzt eingebrachte Erndte ist gänzlich mit verbrannt. — Im zoologischen Garten ist vorgestern die kleine Löwin gestorben, nachdem sie acht Monate lang mit wahrhaft rühren der Sorgfalt von dem wackeren Jnspector Schöpff und seiner Familie gepflegt worden war. — Leider ist die Löwin-Mutter svit einiger Zeit ebenfalls kränklich, doch hegt man zur Zeir noch keine Besorgniste. — Eia trauriger Fall ereignete sich vorgestern Abend auf der Königsbrückerstraße m der Nähe der Bursche'schen Poudret' ten-Anstalt Ein Knecht deS hiesigen LohnkurscherS Kießling saß auf einem Lastwagen, welcher rmt zwei circa 60 Centner schwe« ren gußeisernen Retorten beladen war, als plötzlich die dem Vernehmen nach blinden Pferde in der Dunkelheit zu viel seit. wä»ts gegangen waren und der Wagen beim Abrutschen in dm Chausteegraben umstürzte. Der arme Knecht, der vielleicht ein wenig geschlafen hatte, fiel hierbei so unglücklich, daß der Wagen mit sammt seiner Last auf seine Beine 'zu liegen kam, und so mußte er hilfeschreiend und unter den schrecklichsten Schmerzen eine gute Weile ausharren, denn Niemand hörte ihn in der unbelebten Gegend, und sein College, der vor ihm fuhr und gleiche Ladung hatte, war schon weit vornweg und h«tte von dem Unfall nichts bemerkt End lich kam zufällig eine Anzahl Arbeiter der Bursche'schen Fabrik, sie sahen das Unglück, holtm sofort Winden und Hebestangen, um nur zunächst den Unglücklichen aus seiner schrecklichen Lage zu befreien, was ihnen auch nach einiger Zeit gelang Die Beine des Knechts sollen furchtbar zerquetscht sein; er wurde nach seiner Wohnung in der Oppelstraße gebracht. — Am 25. früh fuhren der Dienstknecht des Maurer- Meisters Schulze, NamenS Seifert aus Oelsen, und der Maurer, lehrlmg Mühlbach, Wirthschafirbesitzerslohn aus Ottendorf, mit im Beten und Wegfahren von Erde, wozu der eine Gutsbesitzer der Ehermann ein Pferd zur Disposition gestellt hat. — Wochen.Repertoir deS königl. HoftheaterS: Dienstag: Aladin Mittwoch: Lohengrin. Donnerstag: Zriny. Freitag: Martha (Lyonel: Hr. Müuer a G ). Sonnabend: ZuM ersten Maler Er hat Etwas vergessen Dramat. Kleinig. reit in 1 Act V. Berthold. Plauderstunden. Aus der komi schen Oper Die vier Jahreszeiten. Sonntag: Zum 1 Male: Salon und CireuS. Schau Piel in 5 Acten v. Gerstäcker. TageS-efchichte. Neapel, 17. August Die hiesige Zeitung erzählt fol gende echt italienische Geschichte: Als am 16. d. M., Nachmit tags, die Prinzessin de Tevra, Fräulein d'Avalos und Herr dt Quarto, zukünftiger Gatte dieses Fräuleins, im Garten des Palastes del Vasto in Chiaja spazieren gingen, ergriff den Hrn. d'AvaloS, den Onkel der zukünftigen Gemahlin, der mit dem Heirathsproject unzufrieden war, plötzlich ein solcher Zorn, daß er seine Bulldogge auf Hrn. di Quarto hetzte., Der Hund, an statt Hrn. de Quarto zu beißen, näherte sich schmeichelnd der Prinzessin. Hr. d'Avalos versetzte daraus in der Wuth Hrn. de Quarto euren Hieb mit der Reitgerte ins Gesicht. Dieser letztere zog alsdann eine Pistole aus seiner Tasche und zielte auf Hrn. d'Avalos, den er schwer in der Seite verwundete. Eine mit Hrn. d'Avalos sehr befreundete Dam?, die gegenwär tig war, that einen Pistolenschuß auf Hrn. di Quarto. Die Damen de Teyra und d'Avalos fielen in Ohnmacht Dcr Her zog d'Avalos, der an ein Fenster des Palastes geeilt war, welches auf den Garten hinaus geht, suchte die Gemüther zu beschwichtigen, indem er seinen Bruder beschwor, sich zu mäßi gen, aber dieser, noch wüthender als zuvor, ergriff eine doppel läufige Flinte und zielte auf seinen Bruder. Einer der beiden Schüsse ging loS und traf den Herzog mitten in's Gesicht, der in Blut gebadet zu Boden siel. Die öffentliche Gewalt schritt hierauf ein und Hr. di Quarto und Hr. d'Avalos wurden ver haftet. — Bischofswerda, 32. August. Am gestrigen Sonn tage fand auf den luftigen Höhen des Balten berge- bei Neustadt bei Stolpen eine Stenograp he »-Versammlung statt, wozu sich Freunde dieser jungen Kunst aus Neustadt, Bischofswerda, Bautzen, Löbau, Görlitz, Ohorn, Pirna, Neukirch, Dresden, Leipzig und Stuttgart empfunden hatten. Die Ver sammelten sprachen sich für Anbahnung eines mehr freundlichen Verkehrs zu den Anhängern anderer Systeme aus. Die Grün dung eines Prämienfonds Wurde in Aussicht genommen und die Belebung der Correspondenz der sächs. Stolze'schen Vereine unter einander beschlossen Die sorgfältigere Sammlung von statistischem Material wurde angeregt und dessen Einsendung an einem Wagen in den unweit Bienhof bei BerggieShüöel liegen- den Haupt-Verein in Berlin, den man zugleich als Centralpunkt den Busch, um Baustämme zu holen. Nachmittags gegen 5 Uhr wurden Beide unter einem solchen Stamme neben dem Wagen todt aufgefunden. Allem Vermuthm nach sind die Verunglück» ten beim Aufladen zum Fallen gekommen Seifert (verheirathet und Vater von 2 Kindern) halte den Stamm auf dem Unter leibs und Mühlbach auf dem Genick liegen. Sie mußten schon mehrere Stunden so gelegen haben. — Aus Zittau schreibt man uns, daß daselbst unter dem Vorsitze eines vr. Berthelen, welcher sich schon durch Herausgabe eines Schriftchens zur Vertheidigung der Klopf- und Spukgeißer zu Oderwitz und Herwigsdorf einen Ruf als Geisterseher erworben hat, — daß unter dem Präsidium dieses genannten Herrn sich eine Schatzgräber-Gesellschaft gebildet hat, die regelmäßig unter dessen Vorsitz bei einem dasigen TabakS- pflanzer auf der Burggasse in Zittau früh und Abends von 7 bis 8 Uhr Betstunde abhält, und dadurch einen Schatz von 400,000 Thlrn., der auf dem Taöakeboden verborgen liegen soll, nach Aussage der Hellseherin Louise Ebermann, zu heben . gedenkt. (Ist das nicht starker Tabak?) Theilnehmer dieser Gesellschaft sind außer dem Präses ein dasiger Auktionator nebst 2 Söhnen und Tochter, zwei Gutsbesitzer, ein Arbeiter und die genannte 30jährige Hellseherin Louise Ebe mann, w lche bei dem Tabakspflanzrr mit wohnt. Ihr Hauptthun hesteht m dieser Hinsicht anerkannte, zugesichert. Eine Ausstellung handschriftlicher Gegenstände gewährte einen Blick in die frische Thätigkeit, welche auf diesem Gebiete des Wissens in vielfälti ger Gestalt herrscht. Von auswärtigen Freunden waren zahl reiche Grüße eingelaufen, namentlich aus Chemnitz, Magdeburg, Zürich u. s. w. Dem würdigen Meister Stolze in Berlin wurde ün freudiges Hoch gebracht und der Rest des TageS in fröh lichem Beisammensein^verkbt. München, 27. August. Se. Maj. der König von Preußen ist heute gegen Mittag hier eingetroffen und nach eingenom menem Dejeuner nach Hohenschwangau weitergereist. Herr v. Bismarck ist mit eingetroffen, aber hier zurückgeblieben. (Dr. I.) Neustadt a. H., 20. August. Von dem hiesigen Schul- inspector Pfarrer Lryser wurde an den Stadtrath da- Ansinnen gestellt, er möge ein Verbot erlaffen gegen das Trügen von Bärten bei dem Schullehrerstande. So komisch dieser Antrag ist, die Antwort hierauf, womit nach längerer Berathung der Stadtrath den Inspektor abspeiste> ist nicht minder originell. Sie lautet: „Da eS als eine ausgemachte Thatsachs gilt, daß Christus selbst einen Bart getragen und, gleich dem Lehrerstande dem Proletariat entsprossen, kein Geld gehabt zu haben scheint, um sich rvstren lassen zu können, daß'folglich nicht die geist lichen Herren, sondern d e Schullehrer die wahren Nachfolger