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Dich» «latt wird d« Lesen» von D«»d« «rd Ürngebuug am Tage vorher bereit» al» Abend-Anrgabe -»gestellt »vLhrend eS die Post-Mouneutea am Morgen in einer GcsamtauLgabe erhalte». verugrgedW: «täte»»»««« bei Mali» »«etinaüarr Zuiraouno durch unlere Voten >«»«>>»» und «°toeu«. an G«m. »nd Montanen nur einmal» >M». »ov> > durch auüwtittiaeüom- mtlslonär« » Mk. de, 2 Mt »c» Bf. Bei «tnmaliaer Zulielluna durch di« Volt »Mt. <oluieBcs,ella«lL>. im Aus- »and mit «itivrcchendem öulchlage. Nachdruck aller Artikel u, Oriainal- »iittrilunaen nur mit deutlicher L«»ll«»anaabe<.Drerd.Nachr.") «nläifia Nachträgliche Louorar- «nivriiche bleiben unberückfichimt: «vrrlchigt« Manuskrivte werden nicht ausbewadrt. r«learam»l.»dr«ffe! Nachrichten Dre»de«. Dnrck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Fsnreigen.ttn'f. Lnnallme von Ankündlauna«» bis nachmittags s Mr, Sonn- und keiertagL nur Mancultrade ss von N bis '/«i llbr. Die l ivaltige Wrund- »eile lca. s Silben» A Big.. An> lündi,ungen aul der Privatieite Zeile Ls Bsg.: die 2ivaltige Zeile auf Tcrt- leite so Pfg.. als Eingelaudt Zeile « Pfg In Stummen« noch S»»»- und Krieriageu l ivalliae Grundreile so Pfg.. auf Privaiieite «o Pf«., ripalttae Zeile auf Teriieite und ai« Eingesandt so Vlg. Auswärtiae Lui- trage nur arge« Borauibezakluilg. Beicabiätter tollen w Ntennige. Fernsprecher^ Rr. U und »0S«. LauptaeschäsMelle» Marienftr.SN. kmiM' nei»NtllU Dunkel von ks-rds --- Stark koullvutrlört — LxarsLin Lin ködrauok ^ Döslt^t äsn Uoklxösokiuaok üos klsisodss. —— varer Koedbaed verkässt von trau Uo» Norxomlvti, wirä nass. Lmssuärwb einer 8tLlliol- llspsel unseres I'loisek-LrtrLlitvs «» Leliei inlln« kostenlos! ruxvsv'it. Lmm L e«. N, LMdiT «r. 17«. S»jtl,e>: j Freitag, 2S. Jim, 1«««. Neueste DrahtineldMMii vom 28. Juni. Koloniales. Berlin. lAmtliche Meldung.) Die Hottentotten waren vor der verfolgenden Abteilung des Oberstleutnants von Estorfs in die Oranjebcrgc nordwesllrch Biolsdrist zurückgcgan- gen Von dort zogen sic in nordöstlicher Richtung an Auros vorbei, überfielen eme Posipatrouille und stahlen bei Warmbad und Gaobis eine Anzahl Rinder und Maultic/e. Oberleutnant Stockt begibt sich morgen nach Warmbad. Major Rentei mit Major Sybcrg mit 3 K'ompaanicn, 2 A^asäiincngewehren und 1 Geschütze, auf den Kanonendonner losmarschierend. fand bei Erreichung des Gefechtsscldes den Feind schon im Rückzüge be griffen, von Major Rente! hartnäckig verfolgt. Syberg setzte diese Verfolgung fort. Es fielen im ganzen 5 Reiter, 30 wurden verwundet und 1 wird vermißt. Deutsche Pressevertreter in England. London. Zu dem zu Ehren der deutschen Presse- Vertreter von der,Herzogin von Southerland im Stafford- lnter aller Minister und ehemalige Minister, Parlamentarier, bedeutende Sch.iftsteller und Künstler. Auch der deutsche Botschafter und der Kriegsminister Haldane tvaren anwesend. Zur Lage in Russland. Petersburg. Auf dem Torpedoboot „Mietki" er brachen zwei Matrosen die Schiffskasse, raubten 3000 Rubel und entflohen. Petersburg. Der über Berditschew, Taganrog, das " " Ba" " Dongevret. Nllchmnowgorod und die Bahnlinie Moskau— Nischninowgorod. sowie über Stadt und Kreis Homel verhängte außerordentliche Schutz ist bis auf weiteres ver längert worden. Petersburg. lieber die Stadthauptmannschaft Kertsch Jenikol (Gouvernement Taurien) ist wegen der dort herrschenden bedeutenden Unruhen der Kriegszu stand verhängt worden. WladikawkaS. Die 18. Gebirgsbatterie, in der seit dem 23. Juni eine starke Gärung herrschte, feuerte gestern abend drei Schüsse aus Geschützen und Revolverschüsse auf andere Batterien ab. Zwei Batterien des Regiments Apscheron ent- tvassneten die meuternde Batterie ohne Blutvergießen. Washington. Präsident Roosevelt bat sich damit einverstanden erklärt, daß die von den beiden Häusern des Kongresses oemeinsam gefaßte Resolution, in der dem Abscheu des Volkes der Vereinigten Staaten über die IudenMetze leien in Rußland Ausdruck oogäben ist. dem Staats departement übermittelt und amtlich bekannt gegeben werde. Kiel. Der Panzerkreuzer „Prinz Adalbert", mit dem Prinzen Heinrich an Bord, ist heute früh hier eingetrossen. Prinz Heinrich begab sich alsbald an Bord des Dampfers »Hamburg" und nahm an dem frühstück beim Kaiser teil. Später hörte der Kaiser Borträge und empfing danach 10 Mitglieder des Vorstandes der Baumwollspinner- und Weber- Vereinigungen. Mittags nahm der Kaiser an einer Tauffcier- lichkeit im Hause des Fregattenkapitäns Grafen Platen teil. Großadmiral v. Köster erhielt heute als am Jahrestage seiner Ernennung ein Patent seiner Charge vom Tage der Ernennung. Admiral Truppei erhielt den Roten Adlerorden 2. Klasse, Kapitän Korps erhielt das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern, Kapitän z. See Jngenohl wurde zum Uügel- odjutanten ernannt. Iserlohn. Nach den bis heute mittag vorliegenden Er gebnissen der gestrigen Ersatzwahl im Reichstags- Wahlkreise Alte na-Iserlohn sind abgegeben worden: für Haberland (Soz.) 10 721, für Müller lsr. Vp.) 7956, für Klocke (gentr.) 7725, für Haarmann (nat.-lib.) 6761 und für Rüfser iChristl.-Soz.) 1795 Stimmen. Aus 16 Ortschaften steht das Resultat noch aus. » Karlsruhe. Tic ZweiteKammer stimmte der T a r isr e f or m zu mit 50 gegen 17 Stimmen der Sozial demokraten und des freisinnigen Abgeordneten Frnhauf. Hamburg. In der Klagesache des Vereins deutscher Kapitäne und Offiziere der Handelsmarine gegen die W ö r ma n n- L i n i e hat die 4. Zivilkammer des hiesigen Landgerichts folgendes Urteil gefällt: Beklagte wird bei Ver meidung, einer Geldstrafe von 500 Mk. in jedem einzelnen Jolle der Zuwiderhandlung vcrurtcill, die Ausstellung und Verbreitung der Behauptung, die Richtung des Vereins Deutscher Kapitäne und Offiziere der Handelsmarine zeige in letzter Zeit starke Fühlung mit der Sozialdemokratie, zu unterlassen und die Kosten des Rechtsstreites zu tragen. Sommerfeld. Zu dem Ausstande der Textil arbeiter meldet das „Sommers. Tagebl." daß s/n 7 Be trieben, in denen am 13. d. Mts. über 700 Arbeiter und Arbei- terinncn gekündigt hatten, gestern, Mittwoch, abend nach Ablaut der 14tägigen Kündigungsfrist 625 Arbeiter und Arbeiterinnen die Arbeit nicderlegten. Madrid. Durch einen Notenwechsel zwischen dein spani schen Ministerpräsidenten und dem deutschen Botschafter ist das bestehende d e u t s ch - s p a n i s ch c Handelsabkommen, das deutscherseits zum 1. Juli gekündigt worden war, bis Ende dieses Jahres verlängert »norden. Hierdurch ist bis zu diesem Zeitpunkte für die Waren-Einfnhr im Verkehr der beiden Länder die Meistbegünstigung gewährleistet. Madrid. Hiesige Blätter melden, der Generalstaats- anwalt bereite eine Denkschrift vor, welche gesetzgeberische Maßnahmen gegen die Anarchisten verlangt. In Tarragona wurde ein Mann namens Chamorre verhaftet, der im Verdacht steht, ein Mithelfer von Morales zu sein. Bilbao. Die Bergleute der hiesigen Gegend drohen mit Ausstand. OertlicheS und Sächsisches. —* König seiner Reife im Vogtlande hatte der König wiederholt Gelcanheit, für den ihm bereiteten Empfang zu danken. So erwiderte er auf die Ansprache des H- rn Bürgermeisters Krim nitz-Adorf: „Ich danke Ihnen sehr, Herr Bürgermeister, und allen Herren für die freundlichen Worte, die der Herr Bürgermeister an Mich gerichtet hat. Ich bin sehr erfreut und gerührt über den sehr schönen Empfang, den Ich hier gesunden habe. Es ist alles großartig dekoriert und der Jubel war ein allgemeiner. Auch bin Ich sehr gerührt über die hoch herzige Spende, die Sie während Meiner heutigen Anwesenheit gemacht haben: Ich gebe mit großer Freude die Erlaubnis, daß die Stiftung Meinen Namen führt. Ich hoffe, daß Ich nicht das letztem«! hier gewesen bin und werde Gelegenheit nehmen, Ihre Friedrich August »tland Dresden. 26 Juni, rm Vogtlandc. Während He , für die freundliche Gesinnung, die Sie im Namen der Bürger srhaft ausgesprochen. Ich habe Meiner Reise auch Mnrkncnkil Stadt, aufzusnchen Gelegenheit hatte, und noch dazu bei so herr lichem Wetter, das wir uns nun freilich nicht so bestellen können. Ich keime Markneukirchcn schon und bin bereits vor einigen Jahren von Bad Elster aus hier gewesen. Ich habe immer schon ein leb haftes Interesse für die Industrie der Stadt gehabt und bin er freut über das Blühen und Wachstum derselbe». Ganz besonders dankbar bin Ich der Stadtvertretung für die großartige Spende, die dazu bestimmt ist, der Not zu steuern und den wirtschaftlich minder bemittelten Klassen zu helfen." — Ans die Ansprache des Herm Bürgermeisters Dr. Schanz-Oelsnitz erwiderte der Monarch: „Ich danke Ihnen sehr, Herr Bürgermeister, und Ihne» allen. Meine Herren, für die freundliche Gesinnung, die Sie durch den Mund Ihres Bürgermeisters an Mich gerichtet haben. Ich bin kein Nenling mehr in diesem Teile Meines Lan des und bin schon sehr oft hier gewesen. Dadurch ist Mir auch Ihr Landesteil ganz besonders ans Herz gewachsen. Sie dürfen dabei aber wohl glauben, daß es keinen Teil des Landes gibt, der Meinem Herzen nicht auch nahe stände, denn Ich habe alle Meine Sachsen gleich lieb. Mit Ihre» schönen Stiftungen haben Sie Mir eine herzliche Freude gemacht. Es ist immer ein schönes Zeichen von Gemeinsiun und christlicher Gesinnung einer Stadt oder eines Bezirks, wen» sie Meinen Besuch benützen, um den Schwächeren, Armen und finanziell weniger Leistungsfähigen etwas Gntts zu tun. Ich erteile mit größter Freude Meine Er laubnis. daß die Stiftungen Meinen Namen führen und der Turm den Namen Wettinturm erhält." Die Nachfeier zum Brunnenseste im Elstcrbade, die vom vrächtiastcn Wetter begünstigt war. wurde in diesem Jahre aus Anlaß der Teilnahme des Königs besonders reich ausgestattet und mit einer prachtvollen Illumination des Ortes verbunden. Von 7 bis 9 Uhr fand im Kurhause Königliche Tafel statt. Mit Eintritt der Dunkelheit begann die Illumination, die einen märchenhaft schönen Anblick bot und infolge der Lage Elsters zwischen Bäumen und Sträuchern an einem Ablhange eine selten gesehene Abwechslung auswies. Der Schauplatz des Abendtestes war der große Gondelteich. Die langausgedehnten bogigcn User des Teiches waren von vielen Hunderten von Jlluminations- lämpchcn umrahmt, deren Schein sich in länglichen schillernden Linien im Wasser spiegelte. Auch das Wild der in ein FlammenkleiL gehüllten Prachtbauten am See (Schloß Miramar. Neichsverweser, Abbazzia) gab der Teich ^ in unsicheren Umrissen zurück. Auls der großen Wasserfläche schwammen mit Lampions geschmückte Gondeln hin und her. Auch ein Scheinwerfer warf seine Reflexe bald hierhin, bald dorthin. Die Teppichbeete waren mit leuchtenden Rabatten umsäumt. Um 9 Uhr verließ der König, nachdem er unter nahmen der Landesherr und die geladenen Gäste auf einem Vor- bau am Wasser Platz, und nunmehr kündeten Kanonenschl" einer flammenden Apotheose, die eine Huldigung für den König darstellte und dem vieltausendköpfigen Publikum, das teilweise aus weiter Ferne gekommen war. «ne willkommene Gelegenheit zu einer Ovation bot. Während des Festes konzer tierte die Kapelle der 3. Matrosen-Artillerie-Abteiumg, welche nachmittags schon auf dem Badeplatze ein Konzert geboten batte. Nach dem Feuerwerk schwammen Gondeln heran, in denen die Brunnen- und Bademädchen saßen und einfache Volkslieder sangen. Ter König mar über das schöne Fest hocherfreut und sprach dem Königl. Badekommissar Regierungsrat v. Alberti Dank und Aner kennung aus. Auch mit den übrigen geladenen Damen und Herren unterhielt sich der Monarch lebhaft. Die Rückkehr des Königs ins Kurhaus erfolgte in der 11. Stunde, woraus eS auch im Orte stiller und stiller wurde, bis gegen Mitternacht völlige Ruhe eintrat. Die flackernden Talglämpchen brannten zum Teil bis zum Anbruche des sungen Tages. Mit dem Feste am Gondel- teiche erreichten die schönen Veranstaltungen des Elsterbades zu Ehren des Königs ihr Ende. Heute, Donnerstag, früh unternahm der König in Bad Elster mit seinen beiden Töchterchen einen Spaziergang und kehrte dann ins 'Kurhaus zurück. Um 9 Uhr verließ der König Bad Elster und fuhr über Adorf und Oelsnrtz nach Plauen. In Reinsdorf stattete er dem Kammerhcrrn v. Tünrpling einen Besuch ab und nahm bei ihm das Frühstück ein. Dann fuhr er unter dem Geläute der Glocken und den begeisterten Zurufen der Bevölkerung durch die festlich geschmückte Stadt Plauen nach dem oberen Bahnhofe, wo er um 12 Ubr 48 Min. eintraf. Um 1 Uhr 48 Min. mittags fuhr der König mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge nach Dresden zurück. Kunst und Wissenschaft. 's* DaS vierte Künstlerkonzert im KuLhauS Weißer Hirsch (Direktion: Adelheid Bernhardt) findet nicht heute, Donnerstag, wie irrtümlich gemeldet, sondern morgen, Freitag, abends 8 Uhr statt. Mitwirkende: Frl. Paula Tüllinarr, die Herren Hofopcrnsängcr Lehnert und Pianist Bl um er jun. s* In der Kü n stl er b u nd -A u s ste l l u n g zu Wei- mar ist abermals ein Wild beschädigt worden, und Mar ein solche von Martha Cunz-Münchcn. In das Bild, das ein junges Mädchen im «strolhhut darstellt, wurde mit einem Blei stift ein Loch gestochen. Eine Person, die gestern erst zugereist war, wurde auf Veranlassung des AuUichtsperffonals verhaftet. — Hoffentlich gelingt es nun endlich, dieser gemeingefährlichen Kurrstbarbaren habhaft zu werden. Ans einer neuentdeckten Strafkolonie. L. Bert ich 27. Juni. Da wären wir also wieder einmal unweigerlich entdeckt. Bart Kennedy heißt der kühne Kolumbus, der von Englands Gestaden auszoh. um für die treffliche „Dailv Mail" Berlin und die Berliner zu entdecken. Ob er «in Nachkomme jener Kennedy ist, die einst Maria Stuarts Amme war, ist nicht sicher. Die Milch der frommen Denkart hat er dann jedenfalls von seiner Stammutter nicht geerbt. Denn er schreibt giftig und verbissen genug über die deutsche Reichshauptstadt, deren rechtwinklige und gleichförmige Straßen ihn derart lang weilen, daß er von Berlin den Gesamteindruck einer feinen und «in« Stufe stellt, sondern es immerhin zu den „feineren" Straf kolonien rechnet. Ganz besonders unangenehm hat den Eng länder daS regelmäßig klappernde Geräusch berührt, das von den genau in Reih und Glied marschierenden Soldaten her kommt, die nach seiner Versicherung beständig durch die Berliner Straßen stampfen. Da wir ihm eine absichtliche Lüge nicht oh«« weiteres unterschieben mögen, so bleibt nur die An nähme übrig, daß er unglücklicherweise an einem der jährlich zweimal stattfindenden Paradctage nach Berlin verschlagen worden ist und zufällig die sich nach miv von dem Tempelhofer Felde begebenden Regimenter in der Friedrichstrabe gejehen ^ nicht häufig Gelegenheit, in chierende Soldaten aus den Berliner überhaupt dem Fremden, der da wei^ und gehört hat. Son Reih' und Glied mar Straßen zu scheu, wie ttzieren un Berliner Stadtbilde. Das war früher, wie man noch aus Heines Berliner Briefen ersehen kann, wesentlich anders. Damals dominierte der Gardeleutnant unter den herumflanierenden Müßiggängern auf den Berliner Straßen. Heute haben auch unsere Offiziere reichlich zu tun und nicht mehr so viel freie Zeit, wie früher. 'Dagegen kann man dem Engländer leider nicht widersprechen, wenn er be- hauptet, Berlin sei kein idealer Aufenthaltsort für einen gemäch lich wandernden, beschaulichen Menschen, da man kaum seinen Kopf wenden könne, ohne gleich - auf ein Denkmal zu stoßen. Aber er brauchte wahrlich nicht von der anderen Seite des Kanals herüberzukommen, um uns auf diese, drastisch aus- gedrückt, monumentale Seuche aufmerksam zu machen. Jeder kennt am besten das Skelett in seinem Hause, und die Berliner wissen selbst hinlänglich, was sie an ihren neueren und neuesten Denkmälern und Bildwerken haben. Die Berliner, soweit sie nicht gerade auf Reisen sind und draußen von den angeblichen oder wirklichen Reizen und Vor zügen ihrer Stadt renommieren, wissen auch sonst ganz gut, waS ihnen im Vergleich zu anderen, älteren und von der Natur bevorzugteren Kulturzentren fehlt. Vor allemicne angeborene .... . daß d . .. . ^ Vergnügen biete. Sonst wäre er wohl nicht aus den Einfall geraten, den Stadtverordneten die Einführung einer Lust- varkeits- und einer Billettsteuer vorzuschlaaen. In einer Zelt, >vo Reich und Bundesstaaten förmliche Wettrennen um neue Steuern veranstalten, wo man neuerdings im Deutschen Reiche sogar di« Effenbahnsahrten als Verbrechen behandelt, die mit besonderen Geldstrafen in Form «iner Fäbrkartensteuer zu ahnden sind; wo man die billigen Ortsposttaxen wieder nach oben hin abrundet, sodaß ein« Postkarte, von einer Straße nach der anderen genau so viel Beförderungsgebühr kostet, wie eine Postkarte von Memel nach Triest: in einer solchen Zeit können natürlich auch die Stadtbehörden nicht steuerrückständig bleiben, sondern müssen sich bemühen, auch ihrerseits neue Steucrqnellen mit oder ohne Wünschelrute ausfindig zu machen. Man will also fortan in Berlin den Besuch von Theatern, Zirkus, Konzerten, Tanzlustbarkeiten und anderen „dem Vergnügen der Einwohner" gewidmeten Veranstaltungen mit einer Sonder- steuer belegen, als deren Hauplvorzug gerühmt wird, daß sie nicht zuletzt auch von den nach Berlin kommenden Fremden und — den Bewohnern der Vororte getragen werden würde. Man will sich übrigens mit mäßigen Steuersätzen begnügen und kleinere Belustigungen, wie mechanische Musikinstrument. Automaten, Feuerwerk, Luftballons, Karussells. Würfel- und Schießbuden lman sieht, der Berliner Magistrat ist um die Hebung der allgemeinen Bildung sehr besorgt (!) gänzlich frei- lassen. Trotzdem hofft man auf einen Steuerertrag von rund Millionen Mark jährlich zu kommen, was für unseren Kämmerer immerhin eine Lust wäre — daher der Name „Lust barkeitssteuer". Das Publikum hat ein Recht, sich eine solche neue Belastung und Belästigung entschieden zu verbitten. Aber lächerlich ist es, wenn die Berliner Theaterdirektoren aus diesem Anlaß moralische Entrüstung verzapfen und Krokodilstränen über diese Beeinträchtigung der wahren und hohen Kunst vergießen. Dabei ist noch für ffch der Umstand besonders spaßig, daß die Führung in diesem Entrüstungschor die Besitzer unserer- VariSts-Theater übernommen haben, also derjenigen Musen- tempcl, in der die Kunst gleich der Göttin der Gerechtigkeit schamhaft ihre Augen verhüllt und ihre Ohren verstopft, um nicht zu sehen und zu hören, was in diesen Räumen gesungen, gesagt und getanzt wird. Aber auch die Leiter der ernsten Theater haben keine Berechtigung, sich über eine städtische Steuer zu entrüsten, nachdem sie selbst ihr Publikum mit Vor verkaufsgebühren, Beiträgen für die Feuerwachen, Garderobe- und Zettelgeldern und ähnlichen schönen Nebenaboaben außer den ständig gesteigerten Enttrittsprellen gehörig geschröpft haben. DaS entlastet ja freilich unser« Stadtväter nicht, die nicht «ine»