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Hr. VS Sktte « — »Dresdner 7!ach richten" — AE Roman von Paul Rosen Hayn. 1. Kapitel. Der Herr und ine Dame, die an dem kleinen Tischchen des Speisewagens fasten. vlieklen sich lächelnd in die Annen. Die Dame war sehr schön. Sie mochte im Ansang der Zwanzig stellen: man stellte sich ihre Erscheinung unwillkürlich in einem Salon der arosten niesellichast vor. vielleicht ln den Appartements eines Ministers. Lie war blond, das tnpische Blond der Dänin: mit senem leisen weistlichen Hauch, den die herbe Seeluft des Nordens gibt. Ihre Annen, dunkelblan, grost, mit dem Ansdruek einer tiefen und n»tinen KInnheit. ivandcrten durch den Raum. Der Wagen glitt federnd durch die Vandicliatt, »der der schon das N'vid des scheidenden Tages lag. Ein paar Gäste, die beim Mokka sahen, blickten tnter essiert hinüber: aber schon wandten sich ihre Annen von neuem dem Herr» zu, der ihr gegenüber sah. Er war, schon ans den ersten Blick, in fast allen Dinncn das Gegenteil seiner Begleiterin: Haar und Annen von dunk le in Tnp, im Blick jenes lächelnde «Bimmen, das den Kranen nesalll — und das ans dem Hinterhalt der (Gedanken zu kommen scheint. Man konnte bet seinem Anblick an einen Mann denken, der eben ans Monte Earlo kam — und der vielleicht mit klugen und kühlen Berechnungen ein neues Snstem erprobt hatte. Mit Erfolg. Das Lächeln in seinen Augen war ein Siegerlacheln. „In einer Stunde," sagte er mit einer Stimme, die gleich falls seltsam dnnkelgetvul war, „in einer Stunde sind wir in Kopenhagen." Die Dame nickte, und fast schien cs, als ob sie erröte. „Beeiden Sie am Bahnhof erwartet?" fragte sic. Er schüttelte den Kops. ^ Der .Kellner ging vorbei: er nahm die Sektflaschc aus dem Kübel und füllte die beiden «Baser von neuem. Die LUr öffnete sich: der Zngsnhrer ging mit bedächtigen Schritten durch de» Wagen. Er blickte, fast ohne den Kopf zu wenden, zu dem Paar hinüber: der innge Herr, der die Augen des Beobachtenden ans sich ruhen suhlte, sah ans: schon ging der Zugführer weiter. Wieder blieb er stehen, jenseits der kleinen Glastür: wieder wandte er den Kops zurück. Die beiden dort drüben flüsterten miteinander: ihre Augen hatten sich zärtlich ineinander versenkt. Der Herr legte seine Rechte einen Moment lang ans die Hand der Dame: sie wandte nn ruhig Sen Kops, aber alle ihre Bewegungen schienen von einer seltsam verhaltenen Zärtlichkeit. Der zuckte die Achseln und rist den Umschlag aus. Telegraphist sah dem Beamten verstohlen tnS Gesicht, wie um den Eindruck zu erspähen, den die Depesche aus ihn machte. Aber der Gesichtsausdruck des Beamten veränderte sich nicht: der Marcontman» ivandte sich enttäuscht um und ging schlenkernd den Weg zurück, den er gekommen war. Der Zugführer hielt das Telegramm nachdenklich tn der Hand, er wandte den Kopf tn der Richtung nach dem Speise wagen. Eben ging «rüstend ein Schaffner vorüber. Der Zug führer winkle ihn mit den Angen heran. „Ist das nun ein schlechter Scherz?" fragte er. Der Schaffner nahm die Depesche tn die Hand und laS: »Zug soll bei Blockstativn dretnndvierzig halten." Der Der Telegraphist rollte die Tür des MarconiranmS zu rück und lies über den Teppich des Korridors. Die Wagen schaukelte» in den Kurven: er tastete sich haltnichend vorwärts, in der Linken das kleine Telegrammknvert. In der Tür zum Speisewagen prallte er mit dem jungen Paar zusammen: mit einer flüchtigen Entschuldigung stürmte er weiter. „Wo ist der Zugführer?" Der Kellner deutete mit dem Daumen nach vorn. Der Telegraphist rin die Gangtür auf: cs war der direkte Wagen Paris-Dslo. „Ein Telegramm, Herr Zugführer!" „Inr wen?" „Inr Sie." Die beiden, der Herr und die Dame, sahen sich von neuem gegenüber, in einem Kupce erster Klasse des Kontinent- Wagens. Die Dame hatte ein kleines elfenbeinernes Etui gezogen: russische Zigaretten. „Wollen Sie nicht rauchen?" fragte sie. In ihrer Stimme klang heimliches Lachen. „Danke. Eiern." „Sie dürfen mich nicht falsch beurteilen," sagte sie leise. „Es ist das ersre Mal in meinem Leben. Noch nie habe ich mich aus der Neise in eine Unterhaltung mit einem fremde» Herrn eingelassen." Er antwortete nicht, er machte lediglich ein Gesicht, so, als ob das, was die Dame sagte, eine gewichtige Selbstverständ lichkeit sei. „Sie müssen es mir glauben," fuhr die Dame fort. „Nur der Zufall hat es gefügt . . ." „Ich bin sehr glücklich," sagte der Herr. „Dieser Zufall hat sich sehr srenndschastlich gegen mich benommen." Sie schüttelte den Kops. „In einer halben Stunde ist es zu Ende." „Wenn ich doch nur wüsite. wenn der Zeitnngsverkäuser auf dem Bahnhof von Gjedser Geburtstag hat," sagte der Herr. „Mein Gott, wie interessant!" „Ich wurde ihm ein herrliches Geschenk machen." „Das ist reizend von Ihnen," sagte die Dame. „Sind Sic mit ihm verwandt?" Er lachte. „Er hat mich für Ihren Mann gehalten. DaS war die grösitc Schmeichelei, die man mir in meinem Leben erwiesen hat." „Sie müffen mir erlauben. Ihnen die zwei Kronen wiederzugeben." Er nickte düster. „Vorher mühten Sie mich töten." „Ich kann unmöglich annehmen, das; Lie für mich . . ." „Sie scheinen es daraus abgesehen zu haben, gnädige Iran, alle meine Träume zu zerstören. Er hat Ihnen ein Magazin verkauft — er hat mir ein Magazin »erkauft. Er hat uns für Mann und Iran gehalten . . ." „. . . und hat die zwei Krone», die mein Magazin kostet, von dem Zehnkrvneilscheiii abgezogen, den Sie ihm gegeben haben." „War das nicht die herrlichste Idee, die ein ZeitungS- händler haben konnte? Er hat unsere Gedanken eine Stunde lang um die gleichen Dinge kreisen lassen." „Woher wissen Sic das?" Der Herr warf einen Blick aus das bunte Heft, das anf- geschlagen, Titelblatt und Schlnnblatt nach oben, neben der Dame lag — und er zeigte mit der Hand aus ein zweites Heit, das genau wie jenes, Titelblatt und Lchluhblatt nach oben, neben ihm lag. „Bitte: wie heisck die Novelle, die Sie lesen?" Sic griff nach dem Buch und ivandte cs herum: „Totentanz der Liebe" stand über der Novelle. Der Herr nahm stumm sein Magazin, drehte es herum und hielt es der Dame unter die Augen. „Totentanz der Liebe" las sie — und wieder, wohl gegen ihren eigenen Willen, errötete sie: so wie jemand errötet, der Donnerstag. S. Fevrnar isrt sich, tn einer kleinen zärtlichen Intimität, plötzlich im Spieles erblickt. „Wir beide haben eine Stunde lang die gleichen Tinqe gedacht," fuhr der junge Herr fort. „Können Sie begreifen, welch ein glückliches Bewußtsein das für mich ist?" „Sie meinen: weil die Situation der Novelle .. .?" Er nickte. „Haben Sie nicht dasselbe gedacht, als Lie ansingeu, diese Novelle zu lesen? Ist eS nicht, als ob der Autor von uns beiden spräche?" Die Dame nahm das Heft und überflog schweigend die ersten Zeilen. Die Novelle begann mit folgenden Worten: Totentanz der Liebe. „In einem Abteil des LuxuSzuges, der den Kvniincnl mit dem Norden verbindet, fasten ein junger Herr und cinr junge Dame. Der Herr richtete zärtliche Blicke auf seine schöne Reisegefährtin, die seine stumme Bewunderung nicht zu bemerken schien. Plötzlich stand der junge Herr ans . .." * Der dunkle Herr betrachtete lächelnd die blonde Iran, die vielleicht jetzt erst den seltsamen Zusammenklang begriff. Ein Abteil . . . des Luxuszuges, der den Kontinent mit dem Norden verband . . . ein junger Herr . . . eine junge Dame . . . der junge Herr zärtliche Blicke auf seine schöne Reisegefährtin richtend . . . Lie hob de» Blick: der Herr, der sie unverwandt an gesehen hatte, liest schnldbewnstt seine Augen zur Seite gleiten: sie senkte den Blick wieder: schon sühlte sic non neuem seine stumme Bewunderung. Nein: mit dem Instinkt der Iran sühlte sie: das war mehr als Bewunderung: das ivar Ver liebtheit, vielleicht sogar eine gewisse begehrliche Verliebtheit. Ein Schatten siel plötzlich über das Buch. Sie hob den Kops: der Herr war ausgcstanden. Erstaunt folgte sie ihm mit den Augen. Er ging zur Tür und zog die Vorhänge vor. Wahrend er znrückkehrte, sah sic ihm fragend, wie mit einem leichten Kopsschütteln, entgegen. „Warum tun Sie das?" Der Herr stand einen Augenblick stumm vor ihr, so, als ob er ans diese I-rage keine Antwort wisse. Der kleine Raum zitterte im leisen Takt der Räder, wie in einer sanfien und streichelnden Melodie. Jenseits der Fenster lagen schon die Schatten des jungen Abends: die grünen und roten Lichter der Semaphore glitten vorüber: in rhythmtschem Aus und Ab rasten die Telegraphendrähte vorbei. AtleS klang zu sammen wie zu einer weichen und lockenden Melodie: die bläuliche Dämmerung — die Lichter der Stadt, die zusehends wnchsen: und dieser klingende, klirrende Zug, der ihn und sic in eine Nacht htneintrng, erfüllt von erregenden Geheimnisse». Ein glückliches Lächeln trat in sei» Gesicht. Sie sah ihm forschend in die Augen: aber wie unter der suggestiven Ge walt seiner Gegenwart begann auch sie zu lächeln. Er beugte sich zu ihr nieder: sic liest cs geschehen, indem sic, vielleicht um ihm den Ausdruck ihres Gesichts nicht zu zeigen, den Kops ein iventg senkte. Er schob das Magazin zur Leite und setzte sich »eben sie. In stummer Zärtlichkeit »ahm er ihre Hand und legte sie an seine Wange: das Magazin glitt aus den I'iistbvden. Er küstte ihre Hand mit einer scheuen, fast kind lichen Gebärde: langsam ivandte er sich zu ihr herum, ihren Blick suchend. lKoritehuna kolgt.I v«oonck«r, dt««,» kuonnKiNDpp«!»« dringt ms » lnventur-kusverksuk XvrLett-rpexisIkisur »<sx »okkmsnn i«ir» § llr^.cirn. Slt«at«a »nN grNNt«, 1tor»k,t< - 8pr»Inli,r,rl>Ittr Frische Waldhasen l PrlmazarterIunghirsch Zartes Wildschwein! Prima Prager Kasermaslganje «rtra stark Stück, nur S Mark. Kafenrückea, Fieulen u. Lauschen billigst. Keule ohne .Knocke» . . . Piunb 2.00 Mk. Rücken. »cbr iari 1.5V bis 1.80 „ Blatt ,un> Braten. ....... 1.10 „ «ockwild Pfund — 00 „ Artscklinasrücken, trenlen und Blätter, »arte Aiildscbivcinsbrust. — Bratreicvie uncntaciüick. — Zarte Bedrucken. .Keulen und Blätter, -vrima junge Hasanen. Fette Koch, und zarle Dralhllhner in allen Größen. Prima junge fette Truthühner, 5 Wi-srir: An der Dreikönigskirche Z. 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Pirol. u Ikink^r. i'u^r. llost'n kl ei BlskNt'l.t'tfk'rltt^' N v (tllriol. r oll:, f l^.iitik'kl rnol« rvvcisv. diie Knuten k^i mir cn. LO0/0 6n KrliNS f^tf^NGOS«. Kommen 8io klnkSr nncti LS ru im lkt»ln L.8t«»«D, lallen l Tuekerkrsnke Hir» lkkvn Io« 'insf ivl^r'r nrji^jl'ttNfiill ^k'rsfe'n, li'ile' irs, je'ele'M Krnnk''N itn^kii^s'Illikl, mi» fr. VV.tllrlorf kl (l5k-:r.',») »°1 SgUfMen I «a Ii'ri«. .« L.»» »S« r W« (it'klroiltp /<1ln8wrnH von NNcken. Kombinat -Hctiltlpk«»r. kl.tclilKenner, freln»p1ll. KUlnnHSS. NO dr . nur ».LL 1>iI«oI-Lr,s«rr,»r,n NUN INninnt»«!,« 2>tr»ti», 4». Vernickeln «»' «Volieren nn» färben aller MetaN« 'cknellkten, und nrciswerl Baukner Strake :«?. 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