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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.02.1928
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280209024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928020902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928020902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-02
- Tag 1928-02-09
-
Monat
1928-02
-
Jahr
1928
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Hk. es s-ike r — »Dresdner Nachricht«," — Donnerstag. S. Jebrvar 1S2» Die Steglitzer Schüiertragödie vor Gericht. Starker Andrang des Publikums. Berlin, g. Februar. Bor dem -Schwurgericht des Land» gertchis 2 begann am Donnerstag vormittag der Prozeß gegen den Oberprimaner Paul K r a n tz wegen Mordes. Der Andrang von Pnbltkum und Presse war so grob, wie man ihn selbst bei gröberen Prozessen tn Moabit noch nicht erlebt hat. Allein nahezu hundert Bertreler der Presse, darunter zahlreiche Vertreter des Auslandes, waren er» schiene». Neben de» geladenen Sachverständigen hatte» sich zahlreiche tnlcressierte Richter. Anwälte und Mediziner ein- gesunde». Den Vorsitz in der Verhandlung führt Landgerichts, direktor Dr. Dust, die Anklage vertritt Erster Staatsanwalt Lteinbcck, die Verteidigung liegt tn den Händen vv» Rechts anwalt Dr. Frey. Um K19 llhr nimmt der Angeklagte Paul Kranh i» der Anklagebank Platz, ein schlanker Mensch, mit gescheiteltem dunkelblonden Haar und intelligenten Gesichkszngen. Der 'Vorsitzende erosinei dann die 'V'erliandlnng und richtet an die Anwesenden, die Bitte, die Dinge, die sie llier hören, nach außen hin nicht so weiter z» tragen, das; dadurch irgendwelche Personen snr ihre Zutnnst Schade» erleiden können. Die Hanoi zeugen, Hilde Scheller und daS Ehepaar Scheücr, sind beim Aufruf noch nicht anwesend. Der Nngeklaqke Krantz wird als erster oernoinmen. Er erklärt, er habe sich früh mtk literarischen Dingen beschäftigt, Gedichte geschrieben und sich eingebildet, schon ein Schriftsteller und Dichter zu sein. Im Herbn 1929 verlies! er dann plötzlich das Elternhaus, fuhr mit einem Freunde nach Pgssgn, nm eine Reise nach Konsiantinopel und weiter nach Amerika zu machen. Bon der Jugendherberge-mutter und dem Inngdenkschen Orden in München, dem der Angekiagte aiS Mitglied angehörte, habe er dann da.- Geld bekommen, um die Rückreise anzutreten. Ru Hanse sei er wieder srenndlick ausgenommen worden. Im ,Frühling 1927 habe die Slninmelei wieder begonnen. Der Angeklagte schilderte dann weiter, wie Günther Scheller ihm oit geraten habe, doch nach Mahlow tn daS Schellerich« Landhaus zu komme». Dort könne er ein viel freieres und ungebundeneres Leben führen. Hilde Scheller habe ihn von dem Entschluß abgebracht. inS Elternhaus zurück zukehren und wieder ernstlich zu arbeiten. In Gesprächen mit ihr sei immer daS erotische Gebiet behandelt worden. Die Anregungen zu intimeren Verkehr gingen von ihr aus. Sie sei stark sinnlich veranlagt. Günther Scheller sei nicht direkt anormal veranlagt gewesen. Er habe allerdings tn solchen «reisen verkehrt, wohl aber mehr, um Nutzen daraus zu ziehen. Die Dorgeschichlr de» Crantz-Prozesses. Dem Kranv-Prozeß liegt bekanntlich ein« Schülertraaödie zugrunde, die sich in Berlin-Steglitz abgespielt hat. und bei brr der Kochlehrling Stephan und der Primaner Günther Scheller ums Lebe» gekommen sind. Stephan befand sich mit der iSjähngen Schülerin Hildegard Scheller in deren Schlafzimmer in der elterlichen Billa — die Elter» waren verreist — als Günther Scheller mit seinem Freunde Paul zk r a » tz »ach Hause kgm Günther Scheiter, der homosexuell vergnlagl war, halte kurz vorher dem Stephan unsittliche An gebote gemocht, von denen dieser den Eltern des Günther Mit teilung gemocht hatte. Stephan und Günther Scheller waren also verwindet. Ravt ,arann wiederum hatte kurz vorher Hildegard Schellers Gunst eriahren und mustte nun erleben, das, sie sich unmittelbar darauf dein Stephan hingab. lllrantz und Scheller sprengten die Schlafzimmertür, Hilde gard versteckte ihren Freund Stephan hinter ei» Badeloken. dann siele» zwei Schüsse. Günther Scheller nnd Stephan lagen tot am Boden. Die Gerichtsverhandlung bat festznsteUe», ob Krantz den Scheller angestifiet bat. den --tephgn zu erschienen, oder ihn selbst erschossen hat. Weiter ist sZtznstellen, ob bei Günther Scheller wirklich Selbstmord vorliegt. Neue Vombar-fkandale in Berlin. Gegen de» Inhaber eines Lombardhauses ln Berlin, Potsdamer Straße l 18, Wilhelm Frtedlände r. sind bei der Kriminalpolizei zahlreiche Anzeigen wegen Untreue ein- gelallten. Die Anzeigen erscheinen io begründet, daß dle Kriminalpolizei sich entschlossen hat. das gesamte Material der Staatsanwaltschaft zu unterbreiten, die iiber die zu er greifenden Maßnahmen zu entscheiden hol. Friedläuders Auf enthalt ist zurzeit unbekannt. ferner sind im Laufe des Mittwochabends mehrere An- zeioen bei der Kriminalpolizei einaelaitten, die einem der größten Lombardgeschäsie im Zentrum Berlins. dis durch seine ansdringliche Reklame viel von sich reden machte, ähnliche Betrügereien vvrwerfen. Korsanly klayl an. Die „preußische Knccktschatt" war gerechter. Sattowitz, 9. Febr. In der Mittwochsitzung des Schlesi schen Seims hielt Korfantn eine Rede, in welcher er in rücksichtsloser Weise die Tätigkeit der jetzigen Regierung unter Führung des Woiwvden Graczvnski geißelte. Dieser mif,brauche die öffentlichen Mittel und Aemter zur einseitigen Wahlagitation für die Negicrnligspartei. Man bediene sich in Schlesien der früher in Ostgalizien üblich gewesenen Wahlmethode. Die Beamten würden zur Agitation ge zwungen und ihnen mit Stellcnverlust gedroht, wenn sic anderer politischer Uebcrzeugnng seien. Die polnischen Wahl versammlungen würden durch bezahlte Horden der Auf ständischen gesprenat. In der früheren prenßischcn Knechtschaft hätten die Polen so etwas nie erlebt, well jeder Beamte ob jektiv gewesen sei und kein Landrat es gewagt hätte, für seine Partei Propaganda zu machen oder einen Wahlausrnf zu unterzeichnen. Nie habe man davon gehört, daß zu preußi scher Zeit eine polnische Wahlversammlung gesprengt worden wäre und man müsse zur eigenen Schande cingestchen, daß i« freien Polen derartige Dinge »och möglich seien. Es seien Gchetmbcfehle zur F ü l s ch n n g v on Wahlliste n in ein zcinen Orten anSgegeben und in einer 'Nacht die gefälschten Listen angefcrtigt und die alten Listen beseitigt worben. Die obcrschlcsische Bevölkerung werde snstematisch ins deutsche Lager getrieben. Tie freie Meinung werde unterdrückt nnd die Aufständischen hätten die Regierung tn der Hand. Eine derartige Arbeit untergrabe das Fundament des Staates und die Deutschen brauchten für sich keine Propaganda mehr zu machen, denn sie werde durch die Regierung betrieben. Der Schaden, der iy den letzten Monaten angerichtet worden sei, ließe sich tn Jahrzehnten nicht wieder gut machen. Clatz 20 Jahre Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes. Berlin, 9. Febr. Am 9. Februar sind es zwei Jahr zehnte, seitdem der damals noch -lujährige Justizrat Heinrich Claß zum l. 'Vorsitzenden des Alldeutschen 'Verbandes ge wählt wurde. Aus diesem Anlaß widmet die dem Alldeutschen Verband gehörige „Deutsche Zeitung" dem 'Vorsitzenden einen Begrüßnngsartikel, dem ivir folgendes entnehmen: Dem jungen Mainzer Rechtsanwalt wurde durch seine Wahl znm 'Vorsitzenden des Alldeutschen 'Verbandes seinerzeit eine ganz ungewöhnliche Auszeichnung zuteil, die sich nur er klären laßt durch das allscitige Vertrauen, das ihm die vor hergehende Tätigkeit im geschüftssiihrcnden Ausschuß und in der .Hanptlettung des Verbandes verschalst hatte. Die r'ü Jahre, die mittlerweile verstrichen sind, haben bewiese», daß Heinrich Elaß den auf ihn vom Alldeutschen Verband ge setzten Erwartungen entsprochen hat, und die Gerechtigkeit verlgngt cs anzuerkennen. daß der heutige Alldeutsche Ver band — ohne die Verdienste Ernst Halles irgendwie schmälern zu wolle» — nur denkbar ist eben durch die Führung von Heinrich Claß. Das letzte Urteil über einen Politiker, so schreibt die ..Deutsche Zeitung" weiter, vermag lediglich die Geschichte zu fällen. Wir Zeitgenossen dürfen uns aber daran halten, daß für Heinrich Elaß nickt allein der rückhaltlose Dank und die Verehrung seiner gesamten Gefolgschaft sprechen, sondern zu gleich der blindwittlge Haß. mit dem alles Undentschc im Reich ihn verfolgt. Der Aussatz schließt mit einem neuen Treuegelöbnis der Alldeutschen zu ihrem Führer. Fernsehen über -en Ozean. Die Bilder eines Mannes und einer Frau, die am Mitt wochabend in einem Londoner Laboratorium vor einem „Elektrisches Ange" gcnanitte» Appartt für Fernsehen saßen, konnte eine Gruppe von Personen beobachten, die sich in einem dunklen unterirdischen Raum in Hartodale sStaat Neunorks befanden. Die Beobachter vermochten die Kopf- bcwcgnnacn der in London sitzenden Personen w'brzunchmcn. obwohl die Bilder nicht sehr scharf waren. Das Erpcrimeut des Fernsehens über den Ozean ist also zum ersten Male ge glückt. Dc-s Ergebnis wurde mit einem schwachen Strom er, zielt, was die Hoffnung rechtsertia«. daß das überozcanssche Fernsehen verbcsseri werden kann und so dcntlich werden wird, wie das Fernsehen bei nicht allzu weiten Strecken. Einstellung von 109 999 Jnngfaschistcn in die Miliz. Aus Beschluß des Großen faschistischen Rates werden 199 999 neue Iungmanncn in die Miliz nnd damit als eingeschriebene Mit glieder in die Partei ausgenommen werden. Sertllches «ad SSchMes. Minister Weber über MUtelstanb «n- Siaarswirstchast. Der Ftnanzmtnister Weber sprach am Montag abend I» Plauen i. B. in einer gut besuchten Werbeversammlung der dortigen Ortsgruppe der Reichspartei de» beutichc» Mittelstandes über das Thema »Mittelstand und StaatSwtrtschast*. Sr machte für den gegenwärtige» hohen Steuerdruck in erster Linie die NeparationSlaste» ver antwortlich, da es aus die Dauer unmöglich sei. 3k Milliarde» jährlich zu zahlen. Ebenso untragbar sei es. eine Gesaml- zahlung von SO oder gar 1L2 Milliarden leisten zu könne». Der heutig« Parlamentarismus nehme ans sinanziellc Möglichkeiten dnrchan» keine Rücksicht. Es müsse Aufgabe des kommenden Finanzausgleichs sein, d»sz die Länder ein ZuschlagSrecht zur Einkommen- st e n c r erhielte». Von der Einführung des Einheits staat e s versprach sich der Minister nur eine ganz un wesentliche Ersparnis. Seine große Gcsahr sei dir wirtschaftliche und kulturelle Zentralisierung In Berlin. Im Gegensatz zum Einheitsstaat müßten große einander verwandle Wirtschaftsgebiete, wie zum Beispiel Sachse» nnd Thüringen, zuiammengciaßl werde». Was die B e r w a l t u n g ö r e s v rm anlange, s» sei der Abbau der Ausgaben notwendig. Der Minister wandte sich weiterhin gegen die Aushebung v c r s ch i e d e n e r A in t S g e r i ch t e und Verlegung von 'Vai,- ämtern. Dle Stellung des Fi»a»zi»i»isterö sei heute wesent lich schmieriger als früher, da Ihm kein Vetorecht mehr zn- steüe. Der Minister schloß seine Ausführungen mit dem Hin weis, daß dem heutigen Parlanientlirtsinus Selbstdisziplin und Telbstbcschränknng mgngele. Proteste gegen dle Schiecksche Denkschrift. Der Rat der Stadt Zwickau hat an die Regierung »nd an den Landtag eine Eingabe gerichtet, die sich gegen den in der Schicckschen Denkschrift ausgesprochenen Vorschlag wendet, die KreiShanptinannschasten Chemnitz und Zwickau zu einer Kreishaupimanmchaft Chemnitz zusammenzulegcn. Der Bezirksausschuß der Amtshaupt Mann schaft K a m c n z hat sich in seiner letzten Sitzung mit der vorgeschlagcne» Aushebung der Krcishanptmannschast Bautzen befaßt und einstimmig beschlossen, dafür einzntreicn, daß die Kreishanptmannschaft Bautzen erhalten bleibt. Er schließt sich der Kundgebung des Stadtratö zu Bautzen an. zumal die Aus hebung der Krelshaiiptmannschaft zu keiner wesentlichen Er sparnis führen würde. Eine Anzahl von Vertretern industrieller nnd wirtschaft licher Betriebe von L o m m a tz s ch hielt eine Besprechung über die in Aussicht genommene Aufhebung des Amtsgerichts Lommatzsch ab und faßte eine einstimmige Entschließung, in der gegen die Aufhebung des Amtsgerichts Widerspruch er hoben wird. Die Bürgermeister der Gemeinden des Amtsbezirks Eol- ditz haben einmütig beschlossen, mit allen Mitteln sich gegen die Einziehung und Aufteilung des Amtögerichtöbezirks zu wenden. Der Stadtgemeindcrat zu Pausa tm Vogtland erhob t» seiner letzten Sitzung schärfsten Einspruch gegen die nach den Vorschlägen der Schicckschen Denkschrift über die Vcr- waltungsreform beabsichtigte Einziehung des Amtsgerichts Bausa. Der Bürgermeister Sckarp wurde beauftragt, diesen Protest an die zuständigen Stellen weitcrzuleiten. Man fordert die Beibehaltung Pausas als AmtSgerichtssitz aus wirtschaftlichen Gründen und sieht überdies auch keine Er sparnis, die durch die Aushebung erzielt werden könnte. —* Senatspräsident Dr. Lobe verläßt den Juftizdicnst. Scnatspräsident Dr. Adolf Lobe, der seit 7 Jahren de» Vorsitz im 1. Strafsenat des Reichsgerichts führt und be sonders als Mitarbeiter an dem Kommentar der Rciche- gertchtSräte zum Bürgerlichen Gesetzbuch bekannt geworden ist, hat vor Erreichung seiner Altersgrenze z»m 1. April d. I. »m seine Versetzung in den Ruhestand nachgesucht. Dieser Entschluß Dr. Lobes ist daraus zurückzusühren, daß er sich dem Abschluß seiner noch nicht vollendeten wisseiischastlichcn Arbeiten widmen will. —* ttonsularwcsen. Der Bankier Dr. Rudolf Maron in Firma Bondt L Maron in Dresden ist zum litauischen Konsul ernannt worden. Die Exequatur des Deutsche» Reiches ist ihm erteilt worden. DaS Konsulat ist berechtig!, Einreisebewilligungen zu erteilen. Die Geschästostundcn sind täglich in der Zeit von 9 bis 1 Uhr. —* Neuer Notar. DaS Justizministerium hat den Rechts anwalt Dr. Friedrich Hans Stade II in Dresden. Marschallstraße 9, zum Notar für Dresden auf so lange Zeit ernannt, als er dort seinen Amtssitz hat. Seine Verpflichtung ist erfolgt. —* Strahenbahnnachrichten. Nachiwagenumleltmig in der Nacht zum 19. Februar von 1 bis 5 Uhr: Linien 18 und 2-': von Grvßmarkthalle stadtwürts über Weißeritzstraßc, Ostra-AUee. Kunst und Wissenschaft. Der zweite Pawlowa-Abend. Unter gesteigerter Teilnahme des Publikums — daS Opernhaus war diesmal glänzend besetzt — ging der zweite Teil des Pawlowa-Gastspiels vor sich und, wie gleich bemerkt sei. auch unter gesteigerten äußeren Knndgebnnge» ehrlichster Begeisterung und Veisallssrendigkett. Und das von Rechts wegen! Hie alles 'Ballett, hie neue AuSdrncksknnst! — ver stummt ist alles Kampsgeschrci. wen» eine wirklich Große wie Anna Pawlowa ans Werk gehl und inil der Selbstverständlich keil innerlichst erlebter nnd crarbciteier Meisterschaft ihr Sein und Wollen in ihrer ureigensten künstlerischen Ausdrucks- sähigkeit, das ist eben in ihrem Tanz, formt und bildet und zu äußerer Anschauung bringt. Daß die wundervolle Tradition russischer BaUctlschulung das Fundament ist. ans dem die Meisterin ihre Eigenbauien errichtet, daß sie mit all ihre» Nerven in der Welt eines schönen Scheins verwurzelt ist. über die ein neues Zeitalter hinwegschreiten zu solle» glaubt — was hat es zu sage», wenn sie auch heute noch ans solchem Wege und mit solchen Mitteln die 'Vollendung zu erreiche» vermag'? Und Vollendung schlechthin ist es, wenn Anna Pawlowa tn jeder, auch der kleinsten Bewegung ihres Körpers bis ins letzte Giiedcnüe zu einem plastischen Gebilde des Rhythmus wird, wenn die unendliche Leichtigkeit nnd Natürlichkeit ihrcS geiamien technischen Apparates jeden Gedanken an Erd- gebundenheit, an Erdenschwere bannt, und wenn sie im Ans und Ab tn den Armen ihres Partners emporfedert und heruntergleitet, als ziehe nnd Halle sie eine unsichtbare, ge heimnisvolle. überirdische Kraft. Dabei lehnt die Pawlowa nirgends das Nene an sich ab. Sie selbst ist überzeugt vom Fluß aller Tinae auch in ihrer Kunst, und wer aestcrn z. B. mit ganzer Ansmerliamkeit das Ensemblegemälde verfolgte, das unter dem Titel „H c r b st b l ä t t c r" als choreographi sches Poem nach Ehvpinkchen Melodien vornberzog. der konnte unschwer erkennen, wie in de,, Gruppierungen und Schwebun gen der farbig prächtig getönten Franengestalten und in dem Ausdruckswillen der einzelnen wie des ganzen ein modern ge schulter Geist waltete. Bei aller Ablehnung des Mißbrauchs der Chovinlche» Untermalung konnte inan gerade a» diesem Dan.z- gcdicbt als solchem. an dem neben der Pawlowa mit Nouikoss auch der erstaunlich langbeinige „Nordwind" von Hilchins be teiligt war. viel Freude haben. Im übrigen brachte dieser zweite Abend nur Bekanntes. Im Anfang die „Pnppensce". die man in genau der aleichc» ' »smochuna und mit fast allen aleichc» Miiwirkendcn bereits t,„ Albert Theater erlebt ba' nnd ein Divertissement, dessen Mitielstück die Uiisterblichkeitsnumincr der Pawlowa, ihr „Sterbender Schwan", bildete. Kaukasische Tänze nach Rubin stein — wundervoll die fabelhasten Tempi! — ein holländischer, behaglich humorvoller Tanz Kriegs — ein entzückend akzen tuiertes Pizzikatvanartctt mit Solistin von Drigo — ein Earmentanz der Nina Kirsanova, durchglüht von innerer Rassigkcit, ohne übliche Tlicaterei — ei» Walzerduett von Strauß — und als Finale der bekannte „Tanz der Stunden", in dein die Pawlowa noch einmal mit Novtkvs» inmitten ihres Eniemblehimmels in leuchtender Kometenschöne ans- und nicdcrglänzte. Keine Stadt der Welt, i» der Anna Pawlowa nicht gesiegt, keine Nation, die ihr nicht zugcjnbclt hätte — konnte Dresden znrnckstche»? Ruf und Wunsch am Schluffe „Ans Wiedersehen!" kamen von Herzen. 2rv. 's* Mitteilung der Sächsischen Staatöthcater. Opern- h a u s. Sonnabend, den 11. Februar, außer Anrecht, „Tief land". Musikalische Leitung: Kurt Stricgler: Spielleitung: Waldemar Staegemann. Anfang K8 Uhr. AnneRoselle ist eingelade» worden. Im Sommer eine Reihe von Gastspielabende» im Großen Amphitheater in 'Verona unter der musikalischen Leitung von Artur» ToS- eaiiini zu absolvieren. Die Künstlerin wird als „Tnrandot". „A>da" und „Tvsea" auslrete». In Dresden wird die Künst lerin noch als „Donna Anna" in dem bevorstehenden Mozart- Zhklns Mitwirken. Professor Max Slevogt ist in Dresden eingetrosscn, um an den Proben zu der bevorstehenden Neueinstudie rung des „Ton Giovann t". die im Rahme» des Mozart-ZykluS am 12. Februar stattstnden wirb, teik- znnebmen. Dabei werden die Bühnenbilder, die aus Grund der Entwürfe von Professor Mar Slevogt geschaffen worden sind, einige dem Ablauf der Handlung dienende Ausgestaltun gen erfahren. Schauspielhaus: Die Uraufführung üeS mit dem Kleist-Preis 1t>27 ausgezeichneten Dramas „Toboggan" von Gerhard Menzel, findet als zweite Borstellung der „Aktuellen Bühne" nunmehr am Mittwoch, dem 13. Februar außer Anrecht statt. Sonntag, den 12. Februar, sechste Morgenfeier „Humor der G e g e n w a r t": Alice Verden l„Der Umzug" von Anaiole Francei. Marti» Hellbera >,.WIc ein Magazin entsteht" von Stephen Lc-arock und Parodien von Robert Neu- man»s, Alfred Meyer iG.'dichte und Geschichten von Christian Morgenstern. Kurt Tucholsky und Joachim Ningclnatzs. Für den musikalischen Teil ist Paul Aron als Gast gewonnen wor den. Er spielt in»! lnstioe Klavierstücke von Hindemith. Bartok, Pvnlcnc, Rie.'i und Toch: ferner zusammen mit Arno Bräunling eine Sonatine für Flöte und Klavier von Alexan der Tansman, sowie eine Sonate für Klavier, Flöte, Oboe und Fagott von Vittorto Rieti szusammen mit Bräunling, Lnddeke und Gottschald). Waldemar Staegemann singt, von Arthur Chitz begleitet, sechs Lieder von Paul Graener, nach Gedichten von Christian Morgenstern. Anfang Kl2 Uhr. tz- Sonnabeudvesper I» der Lreuzkirch«. In der nächsten Kreuz- ktrchcnvcsper wird das Collegium musicum Cruclanum Mitwirken n»d HändelS Concerto grosso G-Moll iinil Lolo-Lbocl zum Vortrag bringen. tz- Flehner-Abend. Bortraasmclster Ludwig Fkehner spricht Freitag, den lk>. Februar, 8 Uvr, im KllnstlerhauS buchsrel des baciri schon Dichter» Karl S > ielcr Evo» „Ein SS l n I c r t d n l l" und im zweiten Teil des Abend» dessen lncmorisllschc Tlalektdichtunaen. Ter Künstler bat bereits in München, Wien, Graz ufw. mit diesem Ttteler-Abend größte Erfolge erzielt. Karten im Nesidenz- KaushauS und an der Abendkasse. tz» Dresdner Künstler auswärts. Durch Vermittlung der Galerie Neue Kunst Fides, hier, ist tm Museum zu Erfurt «tue umsassendc Ausstellung der Gemälde und Aquarelle des Dresdner Künstlers Pol Cassel eröffnet morden, wobei auch eine Anzahl neuer Werke zum erstenmal gezeigt werbe». Pol Cassel hat sctnerzctt ln der Kunstgcwerbeschule zu Erfurt entscheidende Entwickluiigsjabrc erlebt. Seine Ausstellung soll anschließend tn anderen deutschen Kunststädten gezeigt werden. i* Kammer-Abend. Zu den Veranstaltungen, die nickt alltäglicher Art sind, zählt dle Aufführung von alterMusik durch Olga und Dora R o » n t l> a l c r unter Mtlwlrkniig hervorragender Jnstrumentalsollste». Solcherlei Rückblicke sind historisch wertvoll. Sie nötigen zum Vergleiche und bringen in vielem die Ueberzengung, daß die sogenannte ..alte" Musik sich im Lichte der Gegenwart verhältnismäßig noch recht jung ausninimt. Wir denken dabei an daS italienische Konzert von Bach mil seiner bezwingenden Frische In den Außcn- sätzen, von Lotte Groll meisterhaft auf dem Cembalo vor- getragen. Das war wirklich ein Hochgenuß, reich a» Klang- reiz durch den Manualwechscl, durch gewählte Dnnamik und rhythmische Bestimmtheit. Auch die V-Dur-Sonate von Dietrich Buxtehude für Violine, Viola da Gamba und Cembalo löste durch klangstimlichen Zauber und hoch feine imitatorische Arbeit Helles Entzücken ans. Die lang samen Sätze sind voll Tiefe, im besonderen das II-Moll- Adaaio. Theo Bauer übte wohltuende Znrückhaltiiiig. die im Hinblick auf Cembalo und Gambe notwendig ist. So er stand eine Trto-Wtedergabc. der t» alle» Punkten Lttlechtkcii nachgcrühmt werden kann. Tie beiden Solistinnen boien eine Auswahl von Kammcrdnetten tn italienischer Zunge. Ver treten waren die Altmeister Händel, A. Stcsfani. der einst hochberühntte Würdenträger »nd Tonmeister, Zeligenossc
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