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— n L-oul« velUeli — Mrkrlwa-Lrrmmgiuu-k'itsuilcuto. — Huuckurhoit. WUb V«ivriLrUr»u» für Ll«.t.griiU ^ur Lc-lbdUivrt'tsIIun^ von linüplarboitsn DM' l>L6d »ltbsvükrton Alolkoclou ul» Unvänkdvit, tür Vumnu. Üre««lvn, ^eo8tii>ü8« 5«, I. W«ri»r»I»pS« lH«t«IIv LII7. l. Xounueiv-Lxpeültlon Mr ullo AaUun^on. lk. NiUet-VerkLuk für äis Vrvkulnsr '^outar. UI. ksfeltteii-Iioutrttll« vnlor 'lurantis. LV. LvUvktlvu üer 8l1ol»8. I^»n6e8lotterls. Ninlisnllliiiig W. k. leeger li Xr. 2l!»ü < r»r»« »i»on- «t idiL!»»»«; > r. LI smptmült bvstuoollegto in- mul iiiWlünck. äVaino, tsimmpaxuer »k vixeuos?»nrilatt. »pintuasen uack vNKli«eds Lisn>. Vnt»IZH»ar»»»n l-ilit imlilsiiisr il»lilri!liir»-cisiis!!r«!!i.«!MiiIe>'il»r>ig-,!I»ri>i-M»I'!lI»t>ilMs Uvrnumn ?«P8< dvl, L »»!,»»«»»«» VI». zjjg^ l»»il«riioii sscde» Mi krlms-hiisütSl«!! r» WgKiui kreirs». 1«. ä)H 1 ^ > Lniaael'' Unsere neuen Kolvnial-Erwerbungcn^ Hofnachrichtcn. Ausstellung von Einrichtnngen^deiiNcher Muthmaßl. Wiiteruug: j 1 I "ff» Ii»I»D» Iptksikl. Städte, -Kennen. Sachs.-Böhm. Dampsschissfahct. v. Kielers Damenchor, Iohnmi cstrauß s. .stutng, rvoltenlos. -Lr» LOv v» -ck»ß ,r »,»oo» Sa ,oo 777^- Kc Unsere nette« Kolonial-Yrwerbnngen. Eine frohe Kunde, herzerhebend für jeden deutschen Patrioten, der ohne chauvinistische Uebertreibimg, von höherer geschichtlicher Worte auö die Aufgaben. Ziele und Poll-Wendigkeiten einer ver nünftigen Weltmachtspolitik des neuen Neichen zu würdigen und zu erfassen versteht, kommt aus Madrid in Gestalt der durch de» Mund der spanischen Königin urbi st ordi verkündeten Thatsachc, daß die Karvlinen-Jnseln initsainmt den PalaoS-Inseln und den Spanien noch verbliebenen Resten der Marianen «an Teutschland abgetreten worden sind. Unser also sind heule die Karolinen, um deren Besch sich vor Jahren die öffentliche Meinung in Spanien so lebhaft erhitzte, dah es sogar zu Kriegsdrohungen gegen Deutsche land kani, bis die StaatSkunst des Fürsten Bismarck das lodernde Feuer zu beschwichtigen verstand durch die klug gewählte Anrufung der päpstlichen Autorität zum Zwecke eines SchieLsgcrichtssPruchS. Damals muhte Dentfchland vor den älteren Rechten Spaniens zurücktrStcn, Und heute cntäußcrt eS sich freiwillig des einst so heiß begehrten kolonialen Unterpfandes, das nunmehr durch die stolz flatternde deutsche Kricgsslaggc als Ligcnthum des Reiches allen seefahrenden Rationen kenntlich gemacht werden wird. (An der Zustimmung der beiderseitigen Parlamente zu dem Vertrage ist nicht zu zweifeln.) So ändern sich die Zeiten! Auch für un- Deutsch«! sind djc Zeiten anders geworden im Sinne höherer und größerer Ausgaben, die uns auf eine unserer nationalen Stärke entsprechend« Beherrschung des Meeres Hin weisen und deren weltpolitische Tragweite uns durch unseren neuen kolonialen Besitz eindringlich vor Augen geführt wird. Die Karolinen-Jnseln liegen im Großen oder Stillen Ocean nördlich vomBismarck-ArchipHzwischen demM. und 163.Grad östl.Länge und dem 10. und v. Grad nördl. Breite, diePalau-Inseln westlich von den Karolinen in der Richtung der Philippinen und die Marianen nördlich von den Karolinen. Die Karolinrn-Jnseln umfassen ^ /6-» -»-> in ihren fünf gut bewässerten und üppig fruchtbaren Haupl- inseln ein Gebiet von etwa lieft Quadratkilometer. Hanpt- prvduktc sind Kokosnüsse, Brvtsrucht. Sago, eßbare Schwalben nester. In ' neuester Zeit ist die Inselgruppe besonders wichtig durch de» Koprohnudcl gewvrdeu «Kopra heißen ge trocknete Kokvsniißkernea Die deutsche Handels- und Plantagen- Gesellschaft der Südsce «Samoa) hat dort zahlreiche Falloreicn: sonst vielst es nur noch einige englische Häuser. Bon Kopra werden jährlich durch die deutschen Firmen 1«M Tonnen aus- geführt. Die Palavs- (auch Palev, Patau-, Pest» ) Inseln find cW Quadratkilometer groß - das Klima ist gesund, der Boden gut bewässert und fruchtbar. Kolospalmen, Brotfmchtbäumc und Zuckerrohr gedeihen portrefftich. Die Marianen endlich (auch Ladronen, DiebcSinsetn genannt) umfassen insgefammt IllO Quadratkilometer. Klima und Pflanzenwelt sind wie auf deir Karolinen, doch liegen Handel und Industrie infolge der spcinifchen Mißwirthschast ganz darnieder und müssen erst durch deutsche Thal- kraft wieder zur Blüthc gebracht werden. Der Gciammtzuwachs an kolonialem Gebiet, den das Deutsche Reich durch diese Neu erwerbungen erfährt, beträgt etwa ','7K> Quadratkilometer. Es dürfte vielfach Berwnndcrung erregen, daß die Ankündig ung der Neuerwerbung einseitig von Madrid aus erfolgt ist, ohne daß. wie mau eigentlich wohl hätte erwarten sollen» eine gleich zeitig! amtliche Veröffentlichung in Berlin stattgesundcn hat. Bei näherem Zusehen läßt sich aber für die gewählte Form der Ver lautbarung sehr wohl ein zwangloser Erklärungsgkuirh finden, wenn man annimmt, daß jeder Schein vermieden werden solle, als sei die Abtretung von Spanien anders als durchaus freiwillig vor- genommen worden. Dadurch, daß die Bekanntgabe der Gebiets abtretung von spanischer Seite zuerst und ausschließlich verkündet wiü>, ohne daß Deutschland gleichzeitig sein Wort dazu giebt, muß 1» der That der nachhaltige Eindruck erweckt werden, daß man eS mit einer völlia freien Entschließung Spaniens zu tlum hat. Um so weniger wird man von Seilen anderer Mächte der neuen Be festigung der deutschen Kolonialmacht irgendwelche Schwierigkeiten in de» Weg zu lege» wagen- Uebcrhciupt kann man der Leitung unlcrer nuswäriigen Politik nicht die ehrenvolle Anerkennung ver sagen, daß sic das spanische Geschäft mit einer außerordentlichen Umsicht und Geschicklichteil abzuwickctn verstanden hat. Bor Allem stellt die völlige Geheimhaltung der Abmachungen bis zum letzten Augenblick einen großartigen Erfolg der deutschen diploma tischen Kunst dar, der um so höher angcichlagen werden muß, je begründeter bei der englisch-amenkanischen Gehässigkeit gegen Deutschland die Befürchtung war, daß die angelsächsischen Nkcht- frciinde der deutschen Kvlonialpolitik bei der geringsten zuverlässigen Witterung von der Sache versuchen würden, das Wasser zwischen Spanien und Deutschland zu trüben, um selbst darin im Trüben zu fischen. WünschcnSwerth wäre nur, daß jetzt auch die deutsche Gegenleistung nicht länger mit dem Schleier des Geheimnisses um geben wird. Wir haben also einen weiteren bedcntsamen Schritt vorwärts auf der Bahn des kolonialen Wettbewerbes zu verzeichnen. Wie die Verhältnisse auf dem politischen Weltmärkte liegen, werden wir auch bei dem jetzt Erreichten noch nicht endgiltig stehen bleibe» dürfen, sondern im gegebenen Augenblick unserem nationalen AuS- dehuuugSbedürfniß noch mehr Rechnung tragen müssen. Ta ersteht denn die große nationale Frage: „Sind wir auch in -edcr Bezieh ung recht gerüstet und gewappnet, um einer weitauSschauenden Kvlonialpolitik den starten Rückhalt vom Reiche aus bieten zu können, ohne den sic bei dein eestcn Anprall feindlicher Kräfte zer splittern würde?'' Soweit die Vertiefung des Sinnes und Er Weiterung des Verständnisses sür den nationalen Werth der Kolonisation im Volle in Betracht kommt, fällt die Antwort bc friedigend miS- Die Deutsche Kolonialgesellschaft wirbt rastlos Glied um Glied und ihr Wirken findet immer größeren Anklang. Auch der einfache Mann im deutschen Volke sängt an zu verstehen, was Koloninlpolitik für die gesammten Erwerbsinteressen des Reiches bedeutet: man beginnt in allen Kreisen mit überseeischen Exislenzmöglicl-teiteir zu rechnen, deutsche wackere Mädchen per lassen die Heimat!-, um sich in unseren Kolonien einen Herd zu gründen, und dieser Tage ist sogar in Witzenhcmsen eine eigene Kolonialschule eröffnet worden, deren Aufgabe es ist, tüchtige deutsche Pfleger sür nnserc Kolonien bcranzubilden. Zur Cross nungsteier hat der Kaiser der Anstalt „eine gedeihliche Entwickct ung und segensreiche Mitarbeit a:i den großen Aufgaben und Zielen der deutschen Kolonicilbcstrcbnngen" gewünscht. Wie steht es aber auf der anderen Seite mit dem unentbehr lichen Schutz- und Trntzmittel einer zielbewußten Koloiiialpolitit. mit dem beherrschenden Machtfaktvr zur See. einer an Zahl und Ausrüstung gleich tüchtigen und den von ihr zu fordernden Leist ungen angepcißtcn Kriegsflotte'? In dieser Beziehung läßt das mahnende VolkSgewisscn den Verantwortlichen Kreisen keine Ruhe. Hier heißt es einmal mit imbczwcifelbarem Rechte: „Vox pozmli vox I)ei". Volkes Stimme ist Gottes Stimme. Die Erörterungen, daß unsere Flotte nicht aus den durch das letzte Flottcngesetz bc- zcichiicten Ausbau fcstgelegt werden dürfe, wenn die viel rascher fortschreitenden See-Interessen des Deutschen Reiches nicht zu einem wesentlichen Thcile schutzlos bleiben sollen, wollen gar nicht anf- hören. Manches überschwengliche Wort fällt natürlich bei der artigen Aussprachen, mancher Plan wird entworfen, der mit der Spitze in die Wollen ragt und in der nüchternen Ansfassuug der realen Politik nicht ernst genommen werden darf. Der Kern aber, der sich aus alledem l-erauöschält, ist echt und Praktisch greifbar. Er besteht in der »naushaltsain um sich greifenden Erkenntnis;, daß das Flvltengesetz vom Jahre 1-Z!>8 mit seiner aus dem Sommer I^>7 henibergeuommenen Begründung unmöglich zureichend sein tann für die Befriedigung der zahlreichen neuen »nd erweiterten maritimen Bedürfnisse, die sich seit -euer Zeit hcrausgestcllt haben. Im Sommer M>7 war die Begründung deö Flotlcngesctzes mit dem Hinweis ans die damaligen See-Interesse» dcö Deutschen Reiches fcstgestcUt. Im Herbste 18!-7 aber kam Kiantschou, dann folgte der spanisch amerikanische Krieg mit dem Eintreten Amcritäs in die koloniale Wettpolstik, endlich wurde uns Samoa beschcerl. Ans allen jenen Ereignissen drängte sich uns die zwingende Uebcr- zcugung auf. daß Kriegs- und Handelsslottc im richtigen Bcrhäi!- niß zu einander stehen müssen, wenn nicht die Handelsflotte ohne Weiteres da den Platz räumen soll, wo ihr gegenüber einem wohl- gcrüstcten Feinde eine starke k-cimischc Kriegsmacht zur Sec nicht den Rücken zu decke» vermag. Heute haben wir nun auch noch die Karolincn-Jnscln binzubekvmmcn. Wollen wir uns der Gefahr aussetzen, dort vielleicht in absehbarer Zeit nach samoanischem Muster behandelt zu werde»'? Die Verhältnisse, die nach der Fertigstellung des Jlottcngesetzcs unerwartet cingetreten sind, lasse» die Aufwerfung der Frage, ob die damals sür den Ausbau der deutschen Kriegsflotte geschaffenen Grundlagen noch, dem heutigen deutichen Sco-Jntcresse entsprechen, als uiiumgäuglichc natiönale Pflicht erscheint». Herr v. Bülow, der so geschickt die Karolincn-Afsaire durchgeführt hat. möge daher nicht zögern, auch diesem Gegenstand nationaler Sorge sein Interesse zuzuwcnden und eine schleimige autoritative Klarstellung dessen z» veranlassen, was im Interesse unsercr Kokonialpolltik unbedingt von Nöthen ist. - ^ . l t L » I - 'I 2?. c. ^