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Dresdner Nachrichten : 22.01.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192801224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19280122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19280122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-01
- Tag 1928-01-22
-
Monat
1928-01
-
Jahr
1928
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.01.1928
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Rr. Z7 Sette, /TU<H/L IT»/I^»H Somrkao. rr. Zamiar isrr Sertliches «ad SSchftsch«. Die 8. Sächsische Lin-wirischasUiche rvoche in Dresden. Nur wentge Tage trennen uns vom Beginn der 8. Sächsi schen Landwirtichasttichen Woche. Ihre Erüsfiiung ersvlgt am 23. Januar, vormittags 10 Uhr. im BereinShaus, Ztnzendvrf- straße, durch den Präsidenten der Landwirtschastskammer, Rittergutsbesitzer Vogelfang iEberobachs. Sie soll eine macht volle Kundgetiung der Geschlossenheit der sächsischen Landwtrt- sctmst darstellen. Gerade in den Zetten schwerer Not ist ein Zusammenschluß der BerilsSgeiwssen eine der wichtigsten Matz- nahmen. Durch die 'Veranstaltung der Sächsischen Landwirt» schasttiche» Wochen ist dieser Zusammenschluß am besten und eindringlichsten zum Ansdrnck gebracht. Die Bortrüge, die von der LanömirtschaftSkammer veranstaltet werde» und zn der die fähigsten Köpfe und Führer von Wissenschaft und Technik gewonnen werden, sollen dazu geeignet sein, der praktischen Landwirtschaft Wege zu zeige», wie die Not am besten gemeistert werden kann. Die Beranstaltnngen der Ver- bande und zweckverwanöten Bereine bewegen sich in derselben Richtung. Da» die Bedeutung der Sächsischen Landwirtschaftlichen Woche auch von in nicht landwirtfchastlichen Kreisen stehenden führenden Persönlichkeiten anerkannt ist. wird dadurch be wiesen. daß bei der Eröffnung sämtliche maßgebenden Be hörden und alle führenden Organe der Wirtschaft vertreten sein werden. Die Landwirtschastskammer richtet die dringende Bitte an alle BcrnsSgenossen, ihr Interesse und ihre Zu gehörigkeit zur Landwirtschaft durch zahlreiches Erscheinen bei den Beranstalknugen der »Grünen Woche" zum Ausdruck zu bringen. Unterschlagene Klage? Unter dieser Ueberschrift verbreitet die Nachrichtenstelle der Staatskanzlei folgende Auslassung: In sozialdemokratischen Zeitungen wird unter dieser Ueberschrift anS Anlaß der Klage der sächsischen Zentrumö- partei vor dem Staatsgerichtshof des Deutschen Reiches wegen einiger angeblich der Reichsverfassnng widersprechender Be stimmungen des sächsischen Wahlgesetzes gegen den Minister präsidenten der Borwurs erhoben, er habe „Schiebungen" vor- gcnommen, um die Zurücknahme der Klage der Zentrums. Partei zn erreichen, und habe außerdem angeordnet, daß die Klage nicht veröffentlicht, sondern einstweilen totgeschwiegen werden solle. Beide Behauptungen entbehren jeder Be gründung. Der Sachverhalt ist vielmehr folgender: Der Klageantrag der Zentrnmspartei ist erst am 10. Januar dö. Js. der sächsischen Regierung zngestellt wor den. Wie bereits in der Bcrlautbarung der Etaatskanzlei Rätsel -er Zeit. Ich Hab' einen Bekannte«, der jammert mit seiner Iran Immer und überall, alle» sei mau: Man leide tagtäglich neue Dualen, Man kdnne das Allernotwendigste nicht bezahlen. Neulich aber, da traf ich sie in der Bahn nach Strehlen, Da konnten sie nicht genug vom Puderball erzählen. Zwei Herren saßen Im Restaurant Am Nebentisch. Und da klang So manches Wort herüber, und von beiden HSrL ich klagen, wie mies das Geschäft, wie schlecht di« Zeiten. Doch letzten Sonnabend, da Hab' ich entdeckt. Wie sie auf dem Preffeball sahen hinter zwei Flaschen Sekt. Lin Fräulein mit einer Mappe — Las Frühstück war drin — Die sprach zur Freundin: Du hör' mal, ich bin Einfach blank. Entsetzliches duld' ich, Ich bin sogar vom Ersten die Miete schuldig. Doch nach einer Weile rückt« sie flüstern- an sie ran: Du, was zieh» wir denn eigentlich zum Gauklerfest an? Und die Moral von der Geschieht': Haben sie nun Geld oder haben sie 's nicht? Luglnslan- in den „Dresdner Nachrichten" Vortrag un- Nachdruck nur mit dieser «VuellenangaLe gestatiev f»Gächstsch« StaatSzeitung" Nr. Wft ««» ». Dezember «NN bekanntgegeben worden ist. bestend f»r Ne fLchftfche Reste. rung keine Möglichkeit, zu dem gesamten Fragenkomplex Stellung zu ,zehmen. solange nicht da« Urteil de« Staat«, gerichtühofes in vollem Wortlaut »orlag. Der Wortlaut de« Urteils ist am II». Januar d«. I«. bet der Staat«kanzlei e>«. gegangen, so daß der Ministerpräsident erst nach seiner Rück kehr von der Berliner Länderkvaferen» davon Kennt»»« er halten hat. Daraus ergibt stch ohne wettere«, daß von einer »Unterschlagung" gar keine Rede sein kan«. Ebenso unsinnig ist die Behauptung, der Ministerpräsident habe »Schiebungen" vorgenommen, um die Zurücknahme der Klag« bet der Zen trumspartei zu erreichen. Sowohl da« Dresdner Zentrum«, organ, die »Sächsische BolkSzeitung", wie da« führende Ber. liner Organ der Zentrumspartei, di« »Germania", bestätigen ausdrücklich, daß irgendeine Fühlungnahme de« Ministerprä. sidenten mit der antragstellenden ZentrnmSpartei in dieser Angelegenheit nicht staitgefunden hat. Auch die mit Bezug ans den Minister Dr. Kaiser in diesem Zusammenhänge von der sozialdemokratischen Presse anfgeftellten Behauptungen entsprechen nicht den Tatsachen. Eine den gleichen .Gegen- stand betreffende Klage -er USP. ist -der sächsischen Regie rung biö setzt überhaupt noch nicht zugegangen. Im übrigen entscheidet das Urteil des StaatSgerschtshofe« sa auch nicht über die Gültigkeit oder Ungültigkeit der am 81. Oktober 192« dnrchgefiihrten sächsischen Landtagswahlen. Ueber das Schicksal -er sächsischen Der- wattungsresorm schreibt der »Sachs. ZettungSdienst": In der vergangenen Woche haben sämtliche Fraktionen des Landtage« sich mit dem vom Präsidenten des StaatsrechnungS- hvseS Schi eck anSgcarbeiteten Gutachten über eine sächsische BerwaltuiigSreform besaßt und kritisch dazu Stellung genom men. Wie in Landtagskretfen verlautet, ist diese Stellung, nähme der einzelnen Fraktionen teilweise sehr unterschiedlich. Es wird sich zwar keine der Fraktionen gegen die Reform an sich auSsprechen, wohl aber wird einzelnen Vorschlägen SchieckS gegenüber teilweise sehr erheblicher Widerstand zu leisten ver sucht werden. Am meisten auseinander gehen die Ansichten über die vvrgcschlagene Verringerung der Zahl der Mini- sterien und der Landtagsabgeordneten. Die Fraktionen der Linksparteien erklären sich hier rnndweg ablehnend. Auch die Demokraten sind Gegner dieser Vorschläge. Im übrigen haben sich, soweit das biö jetzt in der Oefsentlichkelt in Erscheinung getreten ist, für diese Vorschläge nur die Deutschnatto- nalen eingesetzt, die ia auch schon früher nach dieser Richtung hin Anträge cingebracht hatten. Ziemliche Uebercinstimmung aus der ganzen Linie scheint gegenüber den Vorschlägen aus Aufhebung des Landgerichts Freiberg und zahlreicher Amtsgerichte vorhanden zu sein. Soweit wir unterrichtet sind, gibt es keine Partei, die sich nicht gegen die Aufhebung des Freiberger Landgerichts wenden wird. Hier will man sich offenbar mit einer Abtrennung des räumlich vom Sitze des Landgerichts zu entfernte» Teiles der Amtshanptmannlchast Dippoldiswalde begnügen. Aehnlich liegen die Dinge hin sichtlich einer Zahl von Amtsgerichten, deren Aushebung im Schieckschen Vorschläge ebenfalls vorgesehen ist. Hier wird be tont, daß man bei dem Vorschlag woku von einer erheblichen Ncbcrschätznnq der Vcrkehrsvcrhältnisse anSgeganaen ist und daß die Aufhebung dieser Behörden in vielen Fällen mehr neue Ausgaben als direkte Ersparnisse verursachen werde. Heber die vorgeschlagene Aufhebung von zwei Kreishaupt- Mannschaften ist keine einheitliche Meinung zutage getreten. Teilweise hört man Stimmen gegen vorgeschlagene Aushebung und teilweise solche für die Beseitigung aller fünf Kreishaupt- mainischaften in Sachsen überhaupt." Die Gehallsregelung im Dankgewerbe. Zum Tarifstrcit im Bankgewerbe teilt der Dentsche Bank- beamtenvcretn ans Berlin mit. daß am Freitag in später Nachtstunde die Entscheidung des Rcichstarifamtcü erging. Hiernach findet für die Ablvsund der Ortssonderzuschläge die Regelung des Reiches mit der Maßgabe Anwendung, daß durch den Abbau der Ortssonderzuschläac keine Verminderung ber vor dem 1. März 1927 gezahlten Bezüge eintreten darf. Es wird also nur in ganz weniczen Fällen eine Abfindungs summe in Frage kommen, da seit dem 1. März 1927 eine 71»prozentige Gehaltserhöhung und am 1. Januar die tarif lichen GehaltSvorrückungcn im Bankgewerbe etngetreten sind. Entlassungen bei -e« Mitteldeutschen Stahlwerken. Nies«. Die Mitteldeutschen Stahlwerke geben folgendes bekannt: Da die in den Stahl- und Walzwerken be schäftigten Arbeiter die Erfüllung des für verbindlich er klärten Schiedsspruches teils durch Ablehnung ber im Nah men des Schiedsspruches angeordneten Sonntagöarbeit. teils durch »HIHuun« de. Leist»»« »er einen Stunde täglicher Mehrarbeit vermet«er«, sehe» wir und außerstand«. unter diesen Umständen denBetrtebwetterfortzusühren. Wir entlüften hierdurch infolgedessen am 21. Januar 1828, vormittag« S Uhr, alle diejenigen Arbeiter, bi« in der oben geschilderten Wets« die Erfüllung de» sür verbindlich er. klärte« Schied»spruche« verweigern, sristlo«. und -war wegen ungerechtserttgter beharrlicher Verweigerung der Pflichten au» dem Arbettavertrage 128. Abs. 1. Ziffer 3 der Gewerbe- ordnungs. Gleichzeitig werden alle übrigen Arbeiter ent- lassen. Wetterbeschästigt werden nur die zu NotstaudSarbeilen benbttgten Leute. — Sin »eaer Bvrfttzenbe, de« Rate« Kreuze«. An Stelle de« zurllckgetretenen Geheimen Negierung-ratS Dr Barne- wttz hat Oberhofmarschall a. D. v. Metzsch-Retchrnbach das Amt de» I Vorsitzenden de« Sächftschen Roten Kreuze» übernommen. 2. Vorsitzender ist Oberperwaltungsgerichis- rat Dr. Grille. — Znm 8«. «ebnrtstag de« Privat«» Retnhold Haubolb. Der Jubilar erhielt auch einen Glückwunsch mit Bild vou König Friedrich August. Diese Auszeichnung wurde Herrn Hanbolü als früheren Hvswagenbauer zuteil. — Pflegerjubiläu«. Obmann Keßler vom 75. Für- sorgebezirk konnte aus eine süjährige ehrenamtliche Tätigkeit als Pfleger tm öffentlichen Fürsvrgewcsen ber Stadt Dresden zurückvlicken. Aus diesem Anlaß wurde ihm tm Beisein von Mitgliedern des FUrsorgebezirks, die ihn außerdem mit einer Blumenspende nnd einer Erinnerungsgabe erfreuten, und de» Leiters der FürsorgeamtSkreisstellc Trachau vvn zwei Mit- gliedern des FürsorgeausschusseS ein Glückwunsch- und An erkennungsschreiben des Rates überreicht. — Tab eiaes PrinzeuerzicherS. In Niederwiesa bei Chemnitz verschied der sehr zurückgezogen wohnende Major außer Dienst Tasche, der in lüngcren Jahren mit dem Kaiserhause in engster Verbindung gestanden batte und al» Erzieher des deutschen Kronprinzen und des Prinzen Eitel Friedrich an der Kadettenanstalt Plön tätig gewesen war. — Abgabe von Steuererklärnngen. Die voaliegende Num. wer enthält eine amtliche Bekanntmachung der Dresdner Fi nanzämter betreffend Abgabe von Steucrerklä-rungen für die KrühjahrSveranlagung 1928 zur Einkommen-, KvrperschasiS- unb Umsatzsteuer. — Gebührenfreie Sichtvermerke sür AuSlanbSbesucher der Leipziger Messe. Wie da« Auswärtige Amt mtttetlt. sind die deutschen Auslandsbehörden tn der Türket angewiesen worden, den Besuchern der Leipziger Messe ans der Türkei Sichtvermerke mit vierwöchiger Geltungsdauer gebührenfrei zu erteilen. — Ferner werden den Besuchern der Leipziger Messe gebührenfreie Durchretsesichtvermerke durch Ungarn unter Wahrung der Gegenseitigkeit für die Besucher -er Budapester Messen bis ans Widerruf erteilt. — Ansländerbast/ Die Dresdner Studentenschaft hat ihr« Mitbeteiligung beim AnsländerbaN am I. Februar zugesagt. Mitarbeit erster Künstler gestattet es, das Programm be sonders eigenartig und schön zu gestalten. Ersahrene Hände leiten die Dekorattonsarbetten Schön und reichhaltig wird auch die Tombola, was man auch der Unterstützung des Nord- deutschen Llovd zu verdanken hat. Weite Gesellschaftskreise zeigen, wie auch in vergangenen Jahren, großes Interesse sür die Veranstaltung. — Fa-Ra-S« ISÄi. Der Reinertrag -lese« Fasch lngballcS der Komödie, l«. Februar, fließt wieder dem Mana-Lecbach. Stift. Weimar, und den Wohliahrtskasie» des Theaters zu. Neu« originelle Dekorationen werden dem Feste ein ftinimungsvollcs Ge präge geben. Zulässig sind alle Arten von Kostümen sowie Gescll- schaftSkicidung. tzualilLtszväsctie Usckwäscke kür tätlichen unci Oesellschssisbecisis Nanclrücher, blauswäscke ru niecirixsten Preisen. Teinenksuo k. Hecht «>»»tr e a«»e s^uge,»» öuwti viel Osneeatlonen blnäur-ti legt ö« t>»- regelst« »d, 6et> gor Nenner unö blui»,- Iledbnber <Ien Wert äleier Inetrumente, veldier In kler gMcbllcben Verdingung ger krrungrn- I »cdntten eine, klln»tlert«tien Nlnvterdnue, mit P M einer iinverwasIUPien Loltältlt »egt, eilumnt ung »ctiötzen gelernt dnden. g Dresdner Neu», rentraltheater-siassage, Waisenhaus,tr. » „Zwölslausend." Schauspiel vou Bruno Frank. Erstaufführung im Schauspielhaus am 2 v. Iannar 1 928. Bruno Frank ist kein Hexer, und sein Zug der „Z w ö l f t a u s e n d" ist kein Geislerzug. Aber den ganzen Abend über wird man ein gespenstisches Gefühl nicht los. Hinter jeder Szene und hinter dem ganzen Stück steht ein Geist und droht. Es ist nicht der Schatten Friedrichs des Großen, den Bruno Frank am Schluß heraufbeschworen hat, damit er ihm eine glückliche Lösung seines dramatischen Spiels ermögliche. Es ist der Geist eines Genies von der Dichter fakultät, ein Feuergeist, der flammende Worte in seine Zeit warf, ein Ankläger, der mit einer Szene ein ganzes herr schendes Tnstem für alle Zeiten blutig brandmarkte. Groß wie der Geist war der persönliche Mut dieses Jünglings, der aller Tyrannenmachl spottete. Als Friedrich Schiller flüchtig und heimatlos .„Kabale und Liebe" schrieb, war er der mutigste Revolutionär gegen den Absolutismus, der vor der sranzö- sischen Revolution bas Wort zum Träger neuer Zukunft machte. Freilich, er hatte Genossen, wie Schnbart. der seine Bekämpfung der Tyrannei im Kerker büßte. Leisewitz, der zu schreiben wagte: „Despotismus ist der Bater der Freiheit", und die jungen Stürmer und Dränger. Doch keiner dichtete eine Anklage so knapp, scharf, endgültig, vernichtend wie Schiller in der Szene, wo der Kammerdiener des Herzogs der Lady Mtlford die Angen öffnet über die Herkunft ihres Glanzes, über den Schacher mit Menschen, durch den kleine deutsche Despoten den Luxus ihrer Mätressenwtrtschaft finan zierten. Diese Szene ist ein Schandmal für alle Zeiten nnd eine befreiende Tat. Auch Bruno Frank hat Mut gehabt. Den Mut. diese ein sozialpolitisches Problem endgültig dichterisch erledigende Szene Schillers in einem Theaterstück brettzntreten. In einem Theaterstück, das durch seine treuherzige Schriftstellerei ent waffnen würde, wenn nicht immer wieder der drohende Geist Schillers dahinter austauchte. Nein, dieser Mut grenzt denn doch schon an Frevelmut. To etwas kann man doch nur wagen, wenn man von der Genialität eines anderen keine Ahnung bat und etwa wie dersenlge, der eine Weltdtchttrng sür das Kinderbuch bearbeitet, die geistige Genügsamkeit eines leinen Schulmeisters hat Nicht, daß Brune Frank die gcwalliac Szene Schillers parodierte oder motivisch verbreiterte. Er hat fleißig die geschichtlichen Quellen auSgelchlachlet, die das zusammengetragen haben, was Schiller an? dem Erleben der Zeit wußte, und er bat brav und zuverlässig noch allerlei Einzelheiten angebracht, die Deutschlands politische Ohnmacht und sein Kleinstaaterei-Elend im 18. Jahrhundert kenn zeichnen. Aber gerade dieser guellenmäßige Anschaiinngs. unterricht über eine schlimme Epoche deutscher Geschichte ist das Ernüchternde an Franks Theatcrct, nnd die wackere Handwerkskunst, mit der er drei Akte kühl und kindlich auf- bant, ist das Ergrimmende an dieser verspäteten historischen Zeitkrtttk. Das Thema hat für uns nur Sinn und Wert, so weit es ein Zeitgenosse aus erbittertem Miterleben gestalten konnte: als nachträgliche Bearbeitung für die Bühne von heute ist es nichts als kalte und tote Mache. Einem solchen innerlich erledigten Thema konnte vielleicht «in Gutzkow die kulturhistorische Färbung, ein Wtldenbruch die mlterregeude Theatcrlctdenschaft geben: aber Bruno Frank konnte nur ein Bilderbuch sür die reifere Jugend daraus machen. Die Gestalten seines Dramas sind Schemen. Der Fürst, die Mätresse, der Sekretär, der im geheimen gegen den Sol- datenverkans agitiert und es Friedrich dem Großen sagt, worauf dieser denn auch gleich einen Gesandten schickt, der den Abtransport der zwölftausenb Soldaten nach Amerika ver hindert, — das ist eine reichlich unglaubhafte Intrige. Bei solchen Konstruktionen geschichtlicher Verhältnisse hat man immer das Gefühl: so ist es jedenfalls nicht zugegangen. Und wie nun im letzten Akt der entlarvte Sekretär zum Tode verurteilt wird, wie ihn aber der preußische Oberst für seinen König in Anspruch nimmt, wie der despotische Fürst hilflos zusammeuklappt, wie die entthronte Lady Milford in Duodez format ganz gegen ihre vorher geäußerten Gesinnungen den Entschluß faßt, ihre Kurtisanenlaufbahn tn Paris fortzusetzen, — all das ist nicht mehr Geschichte, sondern Geschichtenbuch sür unsere Kleinen. Es könnte vom guten, ehrlichen Gustav Nieritz erfunden sein. Aber es Hub sich doch ein Druck von ber Seele: der Geist Schillers war längst entslohen und überließ dem Nachdichter bas billige Spiel mit dem Schatten Friedrichs des Großen und den Menschenrechten des fretgeworbenen Nord amerika. Wie vieles Echte und Große der älteren und neueren Dramendichtung ist ungespielt auf unserer ersten Bühne und muß hinter einer so schwachen Sache, die man den kleinen Stadttheatern neidlos überlassen durste, zurückstehen! Die Unechtheit eines solchen Werkes mußte es von dem Vorzug der Aufführung Im Schauspielhaus auöschließen. Sie machte sich doch auch trotz ernstem Bemühen ber Schauspieler in ber ganzen Darstellung geltend. Man hört selten so hohl« Töne von Bruno Decarli, der den kleinen Souverän mit Be deutung ausstasfteren sollt«. Man empfindet eS als Kraft vergeudung, wenn Sletnoschegg den Sekretär zu einer Verschwörernatur mit doppeltem Boden unter großem Auf. wand stummen Spiel« und bedrobltcher Verbissenheit au«, bauen mußte. Und Grethc Bolckmar sah zwar blendend aus im grauen Puderbaar über frischem Antlitz und im Ring wall dev wogenden ReifrockeS, verdampfte aber Liebreiz und sittliche Empörung des BolkSkinbeS wirkungslos in ihrem widersinnigen Entschluß, statt »ach Loretto nach Pari« zu gehen. Einheitlich erschienen nur Kottenkamp als trockener, überlegener englischer Unterhändler und Meyer «ls preußischer Oberst mit verschmitzter Selbstsicherkcit und friderizianischer Gemütsruhe. Ein etwas farbloser Minister von ErwinKlietsch und zwei Bauernrekrutcn Paul! en und Woester, vertraten den Gegensatz von Staat und Volk. Spielleiter war Ktesau. Dr. Felix Zlmmermann. Kunst und Wissenschaft. -s- Dresdner rbeatcr-Spielpla» sür heute. Opcrnhan»: „Othello" l7). Schauspielhaus: „DaS Kasperletheater" iS): „Zwölftausend" (28). Albert-Thcater: „Der Kaufmann von Venedig" <2l1)- „Der Stern von Bethlehem" 1^4)- „Liselott von der Pfalz" 128). Residenz-Theater: „Rübezahl" (24): „Die goldne Meisterin" 128). Die Komödie: „Der blinde Groschen" 124): „Der Geislerzug" 1^8 und 2it>. Central-Theater: „Hänsel und Grctel" l'/uB: „Eine Frau vvn Format" 18). Mitteilungen der Sächsische» StaatSthcater. Opern- Haus. Montag, den 23. Januar, Anrechtsreihc B: »Der fliegende Holländer" mit Robert Burg. Willy Bader, Eugenie Nurkhardt, Max Hirzcl, Helene Jung. Hanns Lange. Musikalische Leitung: Hermann Kutzschbach. Anfang 28 Uhr. Dienstag, den 24. Januar, Anrcchtsreihe B. in neuer E i n st u d i e r u n g u n d I n s z c n t e r u » g: »U n d i n e" von Lortzing mit Angela Kolniak in der Titelpartie szum ersten mal), Max Lorenz Izum erstenmal Hugo). Liesel v. Schuch Izum erstenmal Vertalba). Willy Bader Izum erstenmal Pater), Friedrich Plaschke sKlihleborn). Robert Vüssel lTobias), Elsriebe Haberkorn lMarthe). Hanns Lange lBeit), Ludwig Ermold IKellermcister). Die neuen Tänze, einstiidiert von Ellen v. Cleve-Petz, werden ausgeftthrt von den Solisten des Balletts und ber Tanzgruppe. Musikalische Leitung: Kurt Stricgler: Spielleitung: Waldemar Staegemann. Ein- stndicrnng der Chöre: Karl Pcmbaiir. Anfang 7 Uhr. Kammersänger Tino Pattiera wird außer in „Othello", morgen Sonntag, In der folgenden Woche noch in »Fra Diavolo" am Mittwoch, dem 25 Januar, in „Bo Home" am Freitag, dem 27. Januar, und t» »Die Macht des Schicksals" am Sonntag, dcm 2«. Januar, auftreten. Die auf Freitag, den 8. Februar 1928. fallende Overn- Anrechtevorstellung der Reihe ^ wirb auf Freitag, 10. Februar, gelegt. Schauspielhaus: Im Schauspielhaus haben die Proben zu dem mit dem Kleistprel» 1927 auSgezeichnklkn Drama »Toboggan" von Gerhard Menzel unter d«r Leitung Josef Gielen« begonnen. Die N r a u f s ü h r « n g soll am Donnerstag, dem S Februar, stattfinden. Die nächste Morgenfeier findet am Sonntag, tm 12. Februar, statt: Ihr Thema lautet: »Humor derGegro» wart." . . . „ . . ,
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