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71. Jahrgang. ^ SVS Dienstags 2S. Oktober 1SL6 LI K-ü Gegründet 185« «»aLlanIchrVi «oB»-»««» »r^»«u st»r«N>-»<>>«-So mm»>numm»r. SV S41. Mur lür Machlg-lprach«: SV 011. Bezugs-Gebühr I« Ps»»,t,. Dt» An»»tq»n werden nach «oldmark »»rechnet; di» »tnIpalNa» SO mm breite 3V Mg., >llr au,witrl» Zb Mg. YamUtenonzeigen und SleUenoe uche odn» g., auderdald SV PIg.. dl» SV mm drett» Rekiameretl» ISO Psg. > Pta. Offerlengebtchr lv PIg. Auew. Auttrtlg» gegen Dorou»d,»abl. Anzeigen-Preise: L«, autierkald 2> Schrtltleilung und Aaupigeschiistrslell»! «artenstral,» SS 4-i. Druck u. Verlag von Lteplch » vetchardl in Dresden. Postscheck-Aonlo 10SS »reoden. Nachdruck nur mu deuUlcher Suellenanoad» > „Dresdner Nachr."> »ulitglg. Ui verlangt» Schrittltltck» werdrn ntchl auidewabrl. Oake Hülkerl Präger 81raÜe, Lvks 8!6on1sn8traüe. se«oi«o^oe O^ken unü Hsrrls trankt man preisveii im K«el»g«»etz>A pz,» k«»n,o ln»' ^ eekvri, kr. rmngerrtr. IS »slll. MGI III8 bernrprectrori ldSKS dltllre vorlpiatz. ere»««,»»>>»»»»» NI. o.e»ov»«.>»i»» - n«e»i»»e» U»»«I o»»„ o»u».r».»n<i-o»r»rH ».»»»»«»»«. Wie die Verständigung saboliert wird. Immer neue Schandtaten der Befatzungsfoldaten im Rheinland. So-ralijlisch-kommunisrische Anlräge gegen -ie Fürsten.-Barnes gegen die Kriegsschuldlüge.-Lan-wirlschajt und Wirlschaslsmanisefl. Ueberfall auf eine Po^lbeamlin. Sa i je rS l an t e r u. 25- Oktober. Am Sonnabend ^49 Ubr abends wurde hier von eiucm srauzössschc« Soldaten ein schwerer Rotznchtsverluch verübt. Aus ofseuer Straße« wurde eine Postbcamtin von einem Soldaten über» sollen. Der Täter versuchte, »rin Opfer von der Straße weg aus ein nahegclcgenes Feld z« schleppen. Die lieber» sallene konnte sich sedoch losreißen und slüchte« Der Soldat solche ibr nach, holte sie ein und nun entspann sich Zwischen dem Soldaten und keinem Opser ein hestiaer Samvf. Die Silsernse der Ncbersallcncn veranlaktteu schließlich den Fran zosen. »on seinem Opser abznlasseu und die Flucht z« cr- greise«. Deutschc und französische Polizei erschien kurz darans am Tatort, wo Out und Schirm der Ucberkallencn »oraesnnden «nrden «nd die Svnreu des Sampses noch ,« erkenne« waren. Bei dem Handgemenge wurden der lieber» salleuen die «leider zerrissen. Die Ermittln»««» ftud t« Gange. ' / " DeUegung des Fwischenfolles in Mainz. Berlin, 2k. Oktober. Der Zwischenfall in Mainz, bei dem ein französischer Sergeant durch einen Revolver- schuß von einem Deutschen verwundet worden war ist durch eine Erklärung der Bcsatzungsbehörde bcigelcgt worden, wo nach die deutsche Polizei ausgefordert wird, ihre btShcr er folglosen Bemühungen einzustellen. Es wird anerkannt, daß der Zwischenfall sich nicht g ge« die sranzöstsche Armee ge richtet habe, und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die bis herige« Beziehungen zwischen Bevölkerung und BcsatzungS- bchörde ungetrübt bleiben. (TU.) Angeblicher -euljch-sranzöstscher Einigungs- plan. Ein Londoner BersnchSballou. kLrabtm»l?>ung uiiirei «»kliaei Lchelttlettung.t Berlin, SK. Oktober lieber London wird das Gerücht lanciert, daß die französische Negierung einen Plan gegen- seitlger französisch-deutscher politischer Kon zessionen Vorschlägen wolle, worin Frankreich sich bereit- erkläre. Deutschland auf halbem Wege bezüglich der Fragen -er Rhcinlandbcsetzung und der künftigen Verwaltung des Saargebiets» entgegenzukommen „als Gegenleistung für an dere deutsche Garantien". Mit den anderen deutschen Garan- tien ist die Garantie für die Ostgrenze gemeint. In dieser Beziehung tst aber die deutsche Negierung durch den Locarno- Vertrag schon soweit als irgend möglich entaegengekommcn. Es handelt sich bei der Londoner Nachricht offensichtlich nur um einen Versuchsballon. » » Paris, Sk. Oktober. Die Rechtspresse bleibt bei ihrer Be hauptung, von einem Stillstand der dentsch-sranzösischc« Verhandlungen sprechen ,» könne«. Der „Jntransigeant" ver mutet, daß derselbe auf eine englisch-amerikanische Unstimmig keit hinsichtlich der Mobilisierung der Dawes-Obligationen »u- rückzuführcn sei. und daß Deutschland und Frankreich dem- zufolge geneigt wären, einen nenc« Plan gegenseitiger Kon zessionen auszuarbciten. Dcntschland müsse dahin gebracht werden, den Statusquo seiner Oftgrenzeu ebenso z« gar««» tiercn, wie es im Locarno-Vertrag de« Statusqno im Westen garantierte. Loucheur für wahren Wettsrieberi. IT u r ch F u n k s p r u ch.» Paris, Sk. Okt. Im Verlaufe der Generalversammlung der republikanischen Liga des Arrondissements Hacebrouck «»klärte der Abgeordnete Loucheur im Hinblick auf die außenpolitische Lage, alle Fragen, die geeignet seien. Erregung hervorzurufen, hätten eine freundschaftliche Regelung e». fahren. In diesem Augenblick würden große Verhandlungen mit Deutschland geführt. Man müsse der Politik Briands Anerkennung zollen. Frankreich wolle alle Anstrengungen machen, damit endlich auf der Welt der wahre Frieden herrsche sW. T. B f Leider ist in der Besetzungssrage von diesen Anstrengungen nichts zu bemerken. Driand sprich« über Lhoiry. Zürlch, 25. Oktober. Wie der Pariser Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung" erfährt, wird Briand am 17. November eine Rede über dre Politik von Thoiry halten. Die Erklärungen dcS französischen Außenministers werden anläßlich einer großen Kundgebung der Vereinigung für den Völkerbund unter Vorsitz von Professor Aulard in der Sorbonne stattfinden. (W. T B.i Neues -eulsch-sranzösisches Aeparalious- Ablrommeir. Essen, SS. Oktober. Das Rheinisch-westfälische Sohlen syndikat hat ein Abkommen «etrossc«, monach die Rcpara- tionSliesernngen nach Frankreich grundsätzlich nicht mehr alsZwangsliesernnge«. sondern i« Wege freie« Vertrages bewirk« werbe«. Die Errechn«»« er folgt über den Generalagenten. Reben de« RcparalionS, licfcrnngcn bleibt die Einfuhr weiterer Menge« nach Frank, reich ««beschränkt. Bon letztere« Menge« werden wie bisher S6 Prozent dcS Wertes gemäß Recovery-Act erhoben. Alle schwebende« Meinungsverschiedenheiten sind durch das Ab kommen a«S dem Wege geräumt. Um den Bode» für ei« der- artiges Abkommen frei z« machen, hat das Kohlensyndikat sowohl der deutschen wie der französische« Regierung gegen über ans eine« Teil der ihm znstehenden Preisansprüche ver- zichtct. DaS Abkommen liegt der deutschen «nb der fran zösischen Negierung zur Genehmig»«« oor. Die Wahrheit über -ie Kriegsursachen. Neue Feit rellunaen Prvseiior Barnes. Nenyork, 25. Oktober. Prof. Barnes vom Smith. College hielt hier bet der Feier des Deutschen Tages einen ausführliche» Vortrag über das Kricgsschnldp,oblem. Er bc- zeichnete den FriedenSoertrag »on Versailles als ungerecht und wirtschastlich unausführbar und verlang»? Rückkehr zu de« 14 Punkten WilsvnS und einen tm Einklang mit ihnen stehenden Wiederaufbau Europas. Die gegeuwärttge Lage Eurovab habe ihre Ursache tm Versailler Frieden und in der These von der Allc>»sch»ld Deutschlands. Barnes betrachtete die Krtegsursache von ver- schieden«« Gesichtspunkten a»S und erk'ärte, soweit MilitariS- mus und Haiidelskvnknrrcnz als Mituriachen tn Betracht kämen, »erteile sich die Schuld aus alle Länder. Dasselbe gelte hinsichtlich der diplomatischen Entwicklung von 1870 bis tülS. Barnes besprach dann die diplomatischen Ereignisse von 1912 bis I8t4 und führte »wer Hinweis aus die französische Politik gegenüber Rußland aus. für diese Zeit seien Frank reich «nd Rußland verantwortlich Zur Ermordung dcS Erzherzogs Franz Ferdinand bemerkte er. gewisse Kreis« tn Rußland und Serbien hätten um den Mrrdnlan gewußt. Rußland habe de». Krieg gewollt, und Frankreich habe eS unterlassen, Rußland zurückznhalien Deutschland »nb England seien 19l4 die einzig'» Länder ge wesen. die de« Krieg nicht gewollt hätten. IWTB.j VmertßanNche Sftruna eine« »eut chen V»l»hr1en. Rochcfter lStaat Renyorkf. 25. Oktober. Die Universität Mochester hat bei Gelegenheit der Einweihung eine» neuen medizinischen Instituts dem Professor Friedrich v. Müller von der Münchner Universität den Titel eines DokdorS der Wissenschaften n. o. verliehen. sW. T. B.j Washington zum Mrischastsmaniseik. Nenyork. 25. Oktober. Di« setzt veröffentlichte Erklärung der Washingtoner Regierung, die von Mellon unterzeichnet ist. stellt nochmal- aufs entschiedenste fest, daß Amerika an seiner bisherige« Schutzzollpolitik scfthalte« werde. Der Wohlstand d«S Landes sei auf die hohe» Schutz. Zölle zurttckzlisühren. Nur durch die günstigen Wirtschafts. Verhältnisse tn Amerika würden die Amerikaner in die Lage versetzt, auch europäische Waren zu kaufen. Die neue Ehorzow-Aoke Polens. Berlin. 25. Oktober. Die polnische Note über Chor- zow tst am Sonnabend etiigcgangen und unterliegt zurzeit der Prüfung durch die zuständigen Ressortö. Polen hält darin an der Ablehnung einer Entschädigung aus Grund des SchiedS- gcrlchtsurtctlS scsi, bietet aber neue Bcrhandlnnge« tn einer Form an. die vielleicht zum Ziele führe». «eine Aendernng Ver roN«schen Flagge. Berlin. 28. Okt Die Berliner Vertretung der Tele« graphcn-Agcntnr der Sowjetunion ist ,« der Feststellung er, mächtig«, daß die Meldung der „Chicago Tribüne" a«S Warschau, wonach die Gowtetnnton eine Abänderung der Staatsflagge der Sowjetrepubliken beabfichtige. in allen Pnnkte« ersnnben ist. lW. T. B.j Deulschöslerrelch und -er Anschluh. Die Frage des dcutsch-östcrrclchischcn Zusammenschlusses ist. nach der Verhinderung der praktischen Durchführung t« den Tagen des Zusammenbruches, immer mehr aus der Tages politik verschwunden und statt dessen zu einem Programm- punkt akademischer Erörterungen geworden. Das bestehende und immer wiederholte Anschlußverbot der Kriegsgegner und damit Im Zusammenhang das erlahmende eigene Interesse im Reich — gab eS doch immer unaufschiebbare Tagesfragen, die sich in den Vordergrund drängten — haben es sogar dahin ge bracht. daß der großdeutsche Gedanke im Reich als Reklame, schtld gewisser parteipolitischer Bestrebungen mißbraucht wird. Mehr noch als es tn der Oeffentlichkeit in Erscheinung tritt, wirkt die Frag« des Anschlusses und der Wunsch, ich» zu Ver bindern. auch in dem gegenwärtigen Ringen der Mächte um die Neugestaltung der politischen Krästelagc Europas. Musso lini hat seine letzte außenpolitische Schwenkung offen begründet mit der Befürchtung einer dahin zielenden Enlivicklung auf Grund der Politik von Thoiry, und auch der jetzige Rückschlag In den deutsch-französischen Annäherungsbcstrebungen ist we sentlich verursacht durch den gleichlaufenden Wunsch der fron- zösischen Politik, zusammen mit finanziellen und wirtschaft lichen Opfern von Deutschland eine Garantie des Status quo in Mitteleuropa und damit den offiziellen Verzicht auf den Anschliißge-danke» herauszupressen. Neben dieser politischen läuft seit langem sowohl in Deutschösterrcich wie im Ausland eine moralische Offensive gegen die großdeutsche Idee. Das Im Grund« so einfach liegende Problem wird in Zeitungen, Zeit schriften und Büchern, die diesem Einfluß unterliegen, nach Möglichkeit verwirrt durch Behauptungen und angebliche Be- weissührungcn, daß der deutsch-österreichische Zusammenschluß kulturwidrig, für Oesterreich wirtschaftlich wie politisch unheil- voll und unmöglich sei. Plumpe Lügen und geschickte Fäl schungen kommen der rohen Gewalt zu Hilfe, um Europa vor dem Ereignis zu bewahren, baS, wie kein zweites, zu seiner Befriedung beitragen könnte. Da kommt zur rechten Stunde »aS Werk eines deutsch- österreichischen Politikers. Friedrich F. G. Kleinwäch- t e r s*), das als Kampfschrift gegen das Wirken der Anschluß- gegner in den eigenen Reihen weit über dieses negative Ziel hinausgeht und eine alles zusammenfassende, abschließende Be handlung des ganzen Problems bringt. Kleinivächter bietet »ns daS geistige Rüstzeug, das niemand entbehren kann, der als guter Deutscher Mitwirken will an dem großen Werk der gesamtdeutschen Einigung, zu dem Bismarck »ntcr dem Zwang der Verhältnisse mit der Ncichsgründuna nur den ersten, großen Schritt tun konnte. Er zerstört In seinem Btzche zu nächst die große Lüge, mit der alle Anschlußfcindc drinnen uyd draußen ihrem aus Haß und Neid stammenden Wühlen eine moralische Berechtigung geben wollen, die Lüge, daß das Volk Deiitschöstcrrclchs den Reichsdeutschen art- und wesensfremd sei, daß eS überdies Erbe »nd Hüter einer großen „österreichisch katholisch-barocken Kultur" sei, die in der Verschmelzung mit ./deutscher Kulturlosigkcit" -cm Untergang geweiht wäre. Alle dtesc hohlen Phrasen und falsch anSgelegtcn Schlagworte, dt« aufgetürmt werden, um die deutschen Stämme sich selbst nicht erkennen zu lassen, brechen ins Nichts zusammen unter den wuchtigen Keulenschlägcn der Wahrheit, und vor uns ersteht das Bild des üeutschöstcrrclchiichcn Menschen, so wie er ist. Stammesbruder und Artgcnosse des Deutschen im Reich. Ob es sich um den Bauern handelt oder um den Bürger, um die Arbeiterschaft oder die Neste der Aristokratie, überall zeigt es sich nach Klcinwächters tiefschürfender psychologischer Analysx, daß alle diese Typen im einzelnen, alle Klassen- und Geselj- schaftSschichten DeiilschöstcrrcichS zusammen Deutsch« sind und nichts anderes. Deiitschc mit Ihren Besonderheiten tn Charakter und Lebensauffassung, aber mit Besonderheiten, die nicht größer sind als die Verschiedenheiten, die alle im Reich vereinten deutsche» Stämme, wie Preußen, Bauern. Sachsen, Schwaben »sw. auswciscn. Die Frage nach der Wesenheit der Deutschen und der Dciitichöstcrreichcr hört damlt auf, ein zu lösendes oder zu umgehendes Problem auf dem Wege der An- schlußvcrwirklichung zu sein: aufs richtige Gleis geschoben, bleibt der Anschluß, was er ist »nd immer war, eine Wirtschaft, lichc Zweckmäßtgkeils- »nd eine politische Machtfrage. l» 1 Mi *> tzrlebrtch F. A. Kleinwäckter: Der r e n t s ch ö st « r r e l» chtsche Mensch und der Anschluß. Eckart Verlag, «dols Luser, Vien.