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Dresdner Nachrichten : 01.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189902011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-01
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.02.1899
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Ve,*«»««»»»« «UtkMH,» .«tt »-«. dm« Lötl tvcc. 2.18, «.»«-»me «»» sür die wchilc Nummer «stot-t Io da bo»v>öelchälli!l>kll,. MarienlkrN. u. In den Nebenannabmesiellen v Poem. « bis »IIIn Stackm. Sonntän» n ur Rarienla. LS v. tt-'/.I UkrMitta,«. Anzeigentarif. »r^n!un^aimocnM!lder§r>?Lö «nie Heile «Li, :Dl>»veI»eile »unterm Litt»' lEmoelluidv « Lj. Grund- «ile liir Moniaoe oder nacki ftelliaaen roLia. "ur Üamilleunackriedlen rc.i. iei. so Ll. — AudmLüioe Auttraae nur aeoen Lorauöbkxzbluna. «eleodlnIler wer» m lOPI txrecknet. M Rücksode cingclaudler Schritt- Heute keine lkerbindlichkeit, Sernlvrechanlcklud: Amt I Nr. 11 u. Nr. SNv«. Lik Dresdner Nachrichten ertcheinrn täalich Moraen». 44. Jahrgang. Le«I»vvlL OO. U^flioforturlvn 8r. Klttjvdili- von 8«Clrr-sg Linrolvorüsuk ldr«!,«!»», ^I1mnnl»l 8. Telegr.-Adresse: Nachrichten, Dresden. kdotoxrspdjseke üppsi'sle k Lu roivtuLor bsi Lmil ^Viinsck« ^ ^LLjuriZ.^8. 1. sekvt. LuäUüUle. vx« 20 tL5oks >sv). 2* k»bn!L: L4«,'L« Orv^<Lsa. L-siprl^.Lsr!iit l'>4u!ckur1.».A., *. Lrsülii-u, öStlsutit^k r. 8. t'5«:»K.UsrFdll LLvd »as- 2o L't.mVrivtw»r!i.oll. ^WU K s» , iSo/'ss/s u-eeü dlaui-s. Srois«, I-azer von pari, uock SrLsisI. «S»SS«dS llelvrlvL risul LoMsfsrsmt VM.A cr^r-V^s, Oiaarrvniiamilunst, kifisls ckvr N ,»IVr«8«In«N ^ »«IiNivIilvi»" ^ 8lS Künl-s«I»> ü» Ievr-8tn«s«e 31t I «wpüoült sieb nur AnncOnuv von In^enstea uock »E cktl»«n»«n»«ul8 tur vbißo IL«ituuss. K ««d»'^«E«U«LÄr^W«ANA«»»»AS uiciu-nsinillillg kortlKN8 Lä-Llarktkalle INAx: liunrltli dv»u«»r. » morvvn-LvrävL 8rmiiLt8iLi1l vr. Lllsskl'» zsckkr Lrt, «oviv vütsrwlltll, Vlsivk- suedt. 8ekeräcd«ruöt»nö8 vorclen , Lvknoll xsk»88vrt unck ^rüncklieü SNV v III» I1 ISN, dSMtixt ckaiok <üs beriikwtM i»r. 8el,ue!,t<! I.SO INIt. V.ilott.-LL^-o r» X, vlill iti^. I^ld-vu 2,5. (^tnrüu 0.2 e. llr.itbitrkvr 5.0.1o- kiivvr5^,^n^itM6xir 5,0. vrloiur o. Ver»am11: 8»I«m«ni8-4p»tIi«iiv L)re8llvu, ^oumarkl 8 u. I.liittUmusstrWfte. Nr.32. Spiegel: Dret>f»s-Affaire. Besuch der Mnsestätcn in Leipzig, Gesammtrathsschnng. >iaiscr--!ominers, Gerichtsverhandlungen. Barliier von Sevilla, Cvnrcrt dlöhler - Grühmuchcr - Bachmann. Muthmahl. Witterung: Warmer. ! Mittwoch, I. Februar 189Äe Politisches. Iu der Drehfus-Afsaire, die au überraschenden Zwischenfällen und gchcimnitzvollen EntwickelungSstadien bereits sr> überreich war, ist eine neue Wendung eingetretcn, die zunächst eine schwere siticderlage für die Partei des Extapitans bedeutet. Glaubte diese dach schon den Sieg sicher in den Händen zu haben: durch das russimrt angelegte und mit rastlosem Eifer in Betrieb erhaltene Shsteni ihrer Propaganda, durch die unablässige, skmpellvse Be arbeitung der öffentlichen Meinung, durch svrtgesehtc Entstellung und Fälschung der Thatsachen, durch unermüdliche Beschimpfung und Verleumdung aller Derjenigen, die sich nicht von vornherein zu dem Dogma der Unschuld des Gesangeneu auf der Teuselsinse! vriisnngSloS bekennen wollten, nnd vvr Allem vermöge der Ueber- inacht der Presse, über welche sie von Anfang an in Folge der Ab stammung deL ehemaligen HauptmannS verfügen konnte, hatte sie cs schließlich dahin gebracht, daß es außerhalb Frankreichs cigent lich keinen „ehrlich und anständig denkenden Menschen" mehr geben konnte, der die Freisprechung des „armen jüdischen Offiziers" nicht im Namen der Gerechtigkeit und Menschlichkeit forderte. In Deutschland gehören Diejenigen zu den Ausnahmen, die sich durch das „Solidaritätsgesühl der civilisirten Menschheit" und all' die berauschenden Phrasen, mit denen die überschwengliche orientalische Fournolistik mit Borliebe zu operiren pflegt, nicht hatten Hhpnv tisircn lassen, sondern sich noch so viel Kritik und Unabhängigkeit des UrtheilS bewahrten, daß sie die Unschuld des DreysnS für zweifelhaft oder nicht erwiesen ansahen. Wer inmitten der mit maß loser Leidenschaftlichkeit und Gehässigkeit geführten Kämpfe einiger maßen nüchterne Ruhe und Unbefangenheit behauptete, dein mußte eS doch mindestens sehr verdächtig Vorkommen, daß immer wieder und zwar in jeder Phase der Entwickelung der Dreyfus- Affaire von der Pariser DrehfuS-Presse die Meldung verbreitet wurde, die Unschuld des „»Helden" sei cndgillig festgesiellt: ein positiver überzeugender Nachweis wurde zwar niemals erbracht, in Ermangelung dessen wurden aber sofort "Alle, die zu zweifeln oder gar zu widersprechen wagten, mit den nnfläthigsten Schimpsworten und Beschuldigungen überschüttet. Sv war es dahin gekommen, daß ein Berliner Blatt aus die Frage, welches die hervorragendste That des Jahrhunderts sei, von verschiedenen Seiten die Antwort erhielt, die That eines Zola und eines Picquart; und es giebt bei uns leider sehr viele biedere Spießbürger, denen dergleichen absurde Lächerlichkeiten gewaltig imponiren. In dem Augenblicke nun, wo die Borkämpscr für Lrehfus den Sieg schon errungen zu haben wähnten und soeben noch ein An sturm der Gegner in der Deputirtcnlammer zurückgcschlagen worden war, erfolgt plötzlich ein --Rückschlag, der die mühsam errungene Position des Dreyfus-ShndikatS wieder zu erschüttern droht. Ein Vierteljahr hat die Strafkammer des KassationshofcS bereits über die Frage der Revision des Drehfus-Prozcsses verhandelt und fast lein Tag war vergangen, ohne daß die Trepfus-Organe nicht ver bindet hätten, diese Frage könne und werde aus Grund der vor- genommenen Untersuchungen nur zu ihren Gunsten beantwortet werden. Und jetzt kommt die Regierung und legt der Kammer einen Gesetzentwurf vor, durch den die Entscheidung der Frage dem ätrafscnatc des höchsten Gerichtshofes entzogen und den vereinigten tiammern des KassationSgcrichts überwiesen werden soll. QueSnay de Baurepaire triumphirt, der ehemalige Kammerpräsident des -rassationshofes. der seine Kollegen von der Strafkammer der Parteilichkeit beschuldigte; sie sollten bei der Untersuchung den Obersten Picquart und dessen Helfershelfer in auffälligster Weise bevorzugt und die zum Verhör gezogenen Generalstabs-Ofsiziere bcnachtheiligt haben. Die Regierung hatte zur Untersuchung der von Beaurepaire erhobenen Beschuldigungen eine Kommission ein gesetzt, die aus dem ersten Kassationshof-Präsidentrn und zwei Mthcn bestand. Auf Grund des Berichts, den diese Kommission über die von ihr allgestellte Untersuchung abstattete, hat die Negierung, entsprechend dem Schluß'antrage der Kommission, be schlossen, einen Gesetzentwurf der Deputirtenkammer vorzulegen, durch den die UrtheilSfällung in dein Revisionsverfahren dem ge summten Kassationshofe übertragen werden soll. Dieses Vorgehen läßt sich nur daraus erklären, daß auch die Regierung zu der Ueber. zeugung gelangt ist, die Strafkammer biete in ihrer Zusammen setzung keine hinreichende Gewähr für strenge Unparteilichkeit. Tic Strafkammer hat ein Mißtrauensvotum erhalten, welches durch bas Wuthgehenl der Drepsus-Partei nicht abgeschwächt werden tann. Vergeblich sucht diese den Beschluß der Regierung als ein beispielloses Attentat gegen die Unabhängigkeit der richterlichen Gewalt, als ein Symptom neuer cäsarissischer Umtriebe, als einen Staatsstreich, eine Verpflanzung anarchistischer Grundsätze in die Rechtspflege rc. hinzustellcn. Insbesondere richtet sich jetzt der Haß der Vertreter der DreyfuSsache gegen den Ministerpräsidenten Tuvuy, der sich aus einmal als jesuitischer Streber und Hascher nach VolkSgunst entpuppt haben soll. Nach unserer freisinnigen Presse soll er nunmehr die Maske abgeworsen haben, durch die er selbst Mißtrauische in den Wahn zu wiegen verstanden habe, es sei ihm ehrlicher Ernst um die Revision des Dreysusprozesses; er habe sich in den Dienst der Genrralstaböpartei gestellt. In Wirk lichkeit aber ist seine Handlungsweise eine durchaus korrekte: da der Verdacht, daß die Strafkammer nicht unbefangen verfahren ist. aus Grund der angestclltcn amtlichen Untersuchung als begründet angesehen werde» muß» so war es seine Pflicht, dafür zu sorgen, daß die allerhöchste richterliche Entscheidung in der Revisionsfrage unter den Garantien einer größtmöglichen Unparteilichkeit erfolgt, ohne Rücksicht darauf, daß die Urtheilssüllung dadurch wiederum auf längere Zeit hinnuSgeschvben werden muß. Die Deputirtenkammer hat dem Anträge der Regierung gemäß beickilvssen, den erwähnten Gcietzentwurs an diejenige Kammcr- konunisswn zu überweisen, dir bereits mit der Prüfung ähnlicher Anträge betraut ist. Der Antrag aus Ueberweisnng an eine be sondere Kommission wurde mit HP, gegen 18ö Stimmen abgelehnt. Der Justizminister betonte, daß es sich nicht um ei» Gelegenheits- gesetz. sönderu um ein Gesetz hmidle, das eine Nothwendlgkeit ge worden sei und dazu dienen werde, eine allgemeine Beruhigung im Lande herbeizufiihren. Der Ministerpräsident Dupup versprach, daß erderKommission gleich in ihrer ersten Sitzung die geiammie» Akten der Untersuchung zusiellen werde Da voraussichtlich die Mehrheit der Kammer der Forderung der Regierung, der Schlilkvelhandlnlig über die Revision der Atjäire Drepfus durch sämmtliche vereinigte eiiate des Kassativnshvfes vornehmen zu lassen und so durch Vcrnnhruiig der Richierzahl die Unantastbarkeit des schließlichen UrtheilS zu verstärken, znstiinmeii dürfte, so letzt die Drepsus-Partei ihre letzte Hoffnung «ns den gerade von dieser Seite so oft geschmähten Senat. Es ist jedoch sehr fraglich, ob der Senat geneigt sein wird, die Verantwortung für die Verschärfung der ohnehin so schwierigen Lage, wie sie durch einen Konflikt zwischen den beiden Häusern herbeigeführt werden würde, ans sich zu nehmen, und es ist ferner nicht einzmehe», warum gerade diese Körperschaft sich der Einsicht verschließen soll, daß die Entscheidung in der Drepsussachc, wenn sie durch den gelammten Kassationshof erfolgt, weit weniger an fechtbar ist, als wenn das Urtheil, wie cs unter allen Umständen die Drepsusireunde wollen, nur durch den Strafsenat gefällt wird, dessen Mitglieder das volle Vertrauen zu ihrer Unparteilichkeit eingebüßt haben. KtruschretS- mid Aerrrsprcch-Venchle vom 31. Januar. "Wie >i. Abgeordnetenhaus. (Abcndsitzuiig.) Das Haus verhandelte über den Beschluß des Herrenhauses, wonach das Die ner-Gcjetz mit dem Tage oer Bekanntmachung in Kraft treten soll Nach längerer Debatte wurde der Antrag der Minorität, nach wel chem das Gesetz mit rückwirkender Kraft vom l. Januar lütlll ab in Kraft treten soll, mit W) gegen bllt Stimmen angenommen. Das Ergebniß der Abstimmung wurde von der Linken mit großen, Beifall ausgenommen. Die nächste Sitzung findet am Freitag statt. Berlin. Reichstag. Erster Gegenstand der TageL ordnung ist die Berathnng des von den Abag. Tr. Bachem (Eentr.) und Munch-Fcrber (nl.) vorgeschlagenen Entwurfs betr. die Ab änderung des Zolltarifs. Darnach soll der dir. 30 des Zolltarifs ani Schluß als Anmerkung folgende Bestimmung hinzugesüg! werden: Ungemustertc Tafsctgewebc aus Seide deS Mautbeer spinnerS ohne jede Beimischung von Uoretseide oder von Seide deS Eichensvinncrs. oder von anderen Spinnstoffen, und beider seitig mit Knoten gewebt, roh oder abgekocht, 100 Kg. 300 Mark. Dazu liegt ein Antrag Bassermann vor, der aus den Veredelungs- Verkehr von Seiden Bezug nimmt. — Abg. Münch-Ferker inl.) tritt für seinen Antrag ein. Er hebt hervor, daß beide An träge in der vorigen Session vom Reichstag angenommen worden sind Das Verlangen der Industrie in dieser Richtung sei in zwischen noch lauter geworden, aber es sei noch keine Veränderung mder StellungderRegierung eingetreten. —Abg. Bache m (Centr. empfiehlt die Annahme seines Antrags mit dem Hinweis darauf, daß der höhere deutsche Zoll für Seidenrohstosfe eine Entwickelung der deutschen Scidemndustrie unmöglich mache und England zu Gute komme. — Abg. v. Kardorfs lReichsp 1: Er 'ei kein Freund der Vereinigten Staaten, aber er könne es nicht billigen, wenn in den Zeitungen zu besonderer Vorsicht gegenüber den Ver einigten Staaten gemahnt werde, weil wir auf die amerikanische Baumwolle angewiesen seien. Die Amerikaner müßten doch ihre Baumwolle los werden. Den Amerikanern solle das Bismarck'sche Wort entgegen gehalten werden: Die innere Politik ist durchaus zu trennen von der Wirthschaftsvvlitik! — Die erste Leiung schließt damit. Es folgt die zweite Lesung, in der beide Anträge ein stimmig angenvmmen werden. Darauf folgt die zweite Lesung deS Etats für Kiautscho u. — 'Abg. Dr. Liebe r (Eentr.) als Berichterstatter beantragt, de» Etat unverändert anzunehmen. Auch diesmal fordere die Negierung ein Pauschquantum, weil eine Svezialübersicht noch nicht gegeben werden könne. Die Erläuter ungen zum vorliegenden Etat seien aber so durchsichtig, daß man mit Bertrauen die geforderte Summe bewilligen könne. — Kvntre- admiral v. Tirpik: Er benutze gern die Gelegenheit, über die Motive der Berwaitung in Kiautschou Mittheilung zu machen. Maßgebend für das Bvrgehen Deutschlands in Kiaulschvu seien ausschließlich wirthschastliche Gesichtsvunkte gewesen. Er verkenne keinenAugendlickdiegroße BedeutungKiautschons in militärischer und maritimer Hinsicht bei etwaigen Wirren, die uns erspart bleiben möchten. Der z habe e . . „ ... ictzigen Blüthe zu gelangen, Kiautschou <ei zunächst eine Gruppe von kahlen Felsen. Es werde sieh seine Stellung unter den vst- asiatiichen Plätzen erst erringen müssen. Er set fern davon, die Aussichten für Kiautschou zu günstig zu malen, aber im Vergleich zu Hongkong brauchte man eine Parallele nicht zu scheuen. Als Thatsache mochte er noch ansühren, daß die erste Entwickelung von Hongkong sich keineswegs glatt vollzogen habe, man brauche nur einen Blick in die „Times" aus den vierziger und fünfziger Jahren zu werfe», so werde man finde», welche Fluth von Vorwürfen und Rathschlägen der englischen Regierung seiner Zeit in Hongkong lemacht worden seien. Wir leiten unser Hkulptaugcnmerk aus den !lusbau des Hafens und die Vergrößerung des Handels. Vor 'llem müsse man sich vor Uebercilung hüten. I» wirthichaftlicher Beziehung set die größte Handels- und Erwerbsfreiheit gesichert. Die Marmeverwaltuna hat sich auch in Bezug auf die Steuern die größte Zurückhaltung anserlegt. Die Lanvpolitik, die wir ver folgen. dürste in dieser Beziehung den Beweis abgeben, daß wir eine Ueberlastung mit Steuern vermeiden wollen. Das fiskalische Interesse ist niemals in den Vordergrund gezogen worden. Er wolle der Hoffnung und dem Wunsche Ansdruck geben, daß die deutschen Kqufleutc das gleiche Einsehen haben möchte», das die englischen Kaufleute in den ersten Jahren nach der Erwerbung von ' ongkong bekundet haben, 'stoch Abschluß der den, Etat bcigefügteii enkschrtst hat die Hafeneköffmma stattaestmde» und seitdem ist über Erwarten ein förmliches Zuströmen von .Handel und Jndustn erfolgt. Kiautschou ist genau wie Honkong ei» Stapelplatz fi- dic europäischen Güter und ein Umladeplatz Vvn der See null- dein Lande zu. Kohlenbergwerke sind in größerer Nähe als wo erwartet haben gesunde», sogar in unserem Schutzgebiete sind mächtig- Kohlenlager entdeckt wurden, die bequem abzubauen sew werden : nach dein äußeren Aussehen zeigt die Kohle auch eim gute Qualität. Wir stellen bereits aus unseren Schissen Versuch' an. Nach seinen persönlichen Erfahrungen sei an der ganzen chine ischen Küste kein einziger so »utürlichcr Hasen vorhanden wie der von Kiautschou. Er lünnie die bestimmte Hoffnung anssprecheo. daß das Gold, welches das Deutsche Reich in die Kolvnien htneinstcckl ich wohl rentiren und allen Kreisen Deutschlands direkt odcr indire! u Gute kommen werde. — Abg. Bebel lioz.s: Der Staats ekretär hat nicht mitaetheilt, worin der Reichthum der erworbene! Provinz eigentlich bestehe. Erfolge seien nur möglich, wenn iin Lande selbst eine große industrielle Entwickelung entstehe. Davon würden wvhl die Kapitalisten, aber niemals die Arbeiter Erfolg haben. Die sanitären Verhältnisse seien dort wahrscheinlich auch nicht günstig, dafür sprachen die Erkrankungen nntcr den Truppen Ter Militarismus mache sich im Uebermaßc breit und daneben der. Bnreaukratisinus. lodaß eine freie bürgerliche Bcihätigniig kamw möglich ist. — Staatssekretär v. Tirprtz: Ans die Behauptung,! daß ein Besitz Kiauti'chons gefährlich werden könnte, könne etz natürlich nicht antworten, er könnte nur sagen, wir konnten und: durften nicht zuiehen: lanien wir nicht und griffen wir nicht zu.! io kamen eben die Anderen. Daß der Erfolg von Kiautschou nicht! direkt in die Tasche der Arbeiter fließen tann. ist selbstverständlich,: aber daß die deutschen Arbeiter mittelbaren Nutzen davon haben.! ist ganz unbestreitbar. Herr Bebel beschwert sich darüber, daß in! Kiautschou ein Manlkorbgesetz für die Hunde erlassen worden ist - - ja, wenn die Hunde toll werden, müsien die Hunde einen Maul korb haben. (Heiterteit.) Ob Kiautichou nur ein Stnhvuntt wird oder ein Ausgangspunkt sür eine - ich will einmal den schreck-! lichen Allsdruck gebrauchen — Weltpolitik, daraus kann ick gar nicht antworten. Es handelt sich hier nur um ein augenblicklichcs Bedürfniß; unsere Schisse hatten ja nicht einmal eine Statte für Neparaturzwecke, einen Umlade- oder Stapelplatz; wir habeil uns also den Stützpuiitt geschaffen, den wir ncsthwcndig brauchten. — Abg. Graf Orivla (nt.) verwahrt die Regierung gegen den Vor wurf zu bnrcaukratischen Vorgehens in der Verwaltung Von Kian- tsehvu. Durch hämische Kritiken in der Presse werde mir das An sehen Deutschlands im Auslände geschmälert: jedenfalls dürfe man Vvn Kiautschou mit der Zeit eine Hebung nmereS Exports er warten.--Abg. Bebel lsvz.- bestreitet, daß unser oslafiatisches Vorgehen sür unsere Arbciterwelt Bortheile haben werdegerade dahinter. — lLtaatssekretär Tirpitz ergänzt seine Darlegungen über die sanitären Verhältnisse dahin, daß m> letzten Jahre voll der Besatzung in Kiautschou nur sünsMunn an litlnatfichen Leide» gestorben seien : das seien nur sechs pro Mille. Auch die Hansastädw hätten ihre Ansichten über unsere Kolonialpolitit geändert, seildem sie. die früher nur gleichsam 'Agenteil des engliichen Handels ge wesen seien, gesehen hätten, daß Deutschland die Macht habe, seine» Handel selbst schützen zu können. — Abg. Richter (stets Volks» , stimmt insofern durchaus mit dem Staatssekretär überein, at derselbe hauptsächlich oie wirthschaftlichen Interesse» betont habe Wir wollen doch in der That die Chinesen nicht beherrsche», mst wollen nur Geld von ihnen. Daß Steuern in KiauOchou erhoben werden, ist nur richtig. Es ist nur selbstverständlich, daß die 8>/ü Millionen, die wir jetzt ausgeben, möglichst bald dnreü 'Abgaben von den Eisenbahnen und Kohlen gedeckt werden müssen. Was die Verwaltung anlangt, so haben sich bisher in untere Kolonialvülitik der Leutnant und der Assessor schlecht bewährt In Kiautschou versucht man es daher jetzt mit den Marineoffizieren. Theoretisch läßt sich gegen die in der Denkschrift mcdergelcgtcn Grundsätze nichts einwenden, es fragt sich um, ob sie auch praktisch sich als passend erweisen werden: eL heißt daher. Vorläufig abwarten. — Abg. Gras Arnim «Reichst») freut sich, daß die Leisetretern und die Angst vor Nasenstübern vorüber se>. sowie daß Herr Richter sich der Kolvnialpolitil genähert habe uno begrüßt freudig den Grundsatz, den wir an der Seite Englands proklamirt haben: Das Programm der offenen Thür. — Abg Frese (freis. Ber.): Der Hansahandcl, und speziell der von Bremen, habe sich doch schon viel früher als der Staatssekretär meine von der Agenturschast Englands losgemacht. Gleichwohl müsse er der Regierung dafür danken, daß sic durch Ausbau unserer Flotte sür einen weiteren Schutz unseres Handels gesorgt habe. Redner hält es. abweichend von Richter, sür wünschens wert!) und wichtig, daß nicht das Kapital sich schon setzt in Kiautichou betbätige. Gras Arnim habe die Bedeutung von Handel und Industrie für Deutschland im kommenden Jahrhundert prophetisch betont, nun möge er auch die Konsequenzen ziehen und die Handelsverträge bewilligen. (Beifall lints.) — Abg. OerIei. (kvns.) entgegnet auf die letzlere Bemerkung. Handel und Industrie würden nur gedeihen, weit» in den Handelsverträgen vor Allein die nationale Arbeit geschützt werde. Was die Kuli-Frage an lange, so stehe die deutsche Landwirthschast in größter Gefahr, falls Rußland wirklich demnächst den Uebertritt von Arbeitern »ach Deutschland hindern sollte: dann müsse unsere Gesetzgebung Helsen bcliusS Heranziehung ausländischer 'Arbeiter. Die Kuli kämen in letzter Linie in Betracht, da sie sür unsere landwirth schaftliche Arbeit weniger paßten. — Staatssekretär Tirpitz be merkt noch. Kiautschou werde leicht mit gutem Wasser zu per- sorgen sein, da ruis dem Prinz Heinrich-Berge nnd anderweit gute Quellen gefunden seien. — Abg. Liebknecht beschwert fick, über das Eingreise» des Rcichstagspräsidentcn bei Gebrauch von Ausdrücken, wie „Schreckgespenst", bei dem Eingehen ans gewisse Reden rc., sodaß der Reichstag schon in den Rus eines gcmüth - lichen Kaffeekränzchens gekommen sei. (Heiterkeit.) — Präsident Gras Ballestrem fordert den Redner auf. nicht die Geichästs- führung des Präsidiums zu kritisiren. — Abg. Liebknecht: Durch Das, was der Herr Präsident eben sagte, wird ja nur bestätigt, was ich ansgeführt habe. (Lints: Sehr richtig.) — Präsident Graf Ballestrem: Ich bitte den Redner, von Kiauffchon zu sprechen, Kiautschou steht aus der Tagesordnung. Hierauf ent- spinnt sich eine Reihe von Auseinandersetzungen zwischen den Abgg. Liebknecht und dem Grafen Arnim über den sozialdemokrati schen Zukunstsstaat. Als Liebknecht schließlich bemerkt, sehr ehren haft wäre es vom Grafen Arnim nicht, aus dem Zusammenhang gerissene Aenßerungv» vvn ihm aus der „Kosine'pvlis" hier wtrdec- r- 8 ^ IM susov s Liorlluüvlll) orwLMLMLVLLL om l
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