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Uvimtag, 8. siimt l»N> TLSabevanvAr. 2« Dkalitan chrtsti »achrlchl«« D«sß«n gern>vr-cke».Lamm«lnummN! «»4t Nur lür Nachtgetprtch«; Nr. »ootl LchrtftMtun» n. HauptgeichLftsstelle: Dresden - N, l, viartensttaße «/4» «in,««»LH, »mn l. »t« ts. K«n, l,« »e> Ut»Uch pnetmatt«« Zuftellun» frei Ha», t.70 «t. VoV»«,ua»pret« a, «onat gunt 5.40 MI. etnlchl. « VI». V°ft»ebühr lohne V°It»uft«llnng»gebahr>. Etn»elnumm«e t» HI,., außerßal» Dresden» »a PI», «nsetgenvrell«: DI« «n,eigen werden nach «oldmarl »nechnsl: dt« «tntpalttge so MW breit« Zeile « Vts-. »Lr auswirt» 40 VI»., ZamUie». »„»eigen und Siellengeiuche ohne Rabatt lb Vlg. außerhalb i» VI»., dt« »n mm breite Reklame,eil, »00 Plg., außerhalb »so Via. vlsertengebühr »o Vlg- Auswirttge ßlultrige pegen Borausberahluna Den« ». Verla»; Ltevtch s Netchardt, Dresden. VosttcheL-Kto. los« Dresden Nachdrurl nur mttdeutl.Queltenangab« lDresdn. Rachr.l,ultIIt». Unverlangl« Schriftstücke werden nicht ausbewahrt ejotl»NN-SSO>'gSN-/^Il«« S 5»rn,pr. »77, ^nvesivnnl gut» p^«I»tV«I-1» »von «iLne« Vi»Wir sr« L« AoneMarst VNI,V«N»»»« »ß«,0» »v > 1ßn,»It»n»M,0« »10 ^iskaffSS — ^isdeel^Si- 0V»»c>»»»» «NvaiMN Xoe,e1II0V»I»»««Vl«»» I Äaa/ss/Tere^ r'/r /kttmä/r/e/r Prinz Corel nach Bukarest MlWMrt Fest -er Gemeinschaft Festlich heiter glänzt in diesem Jahre der Himmel, und bunl von frischem Grün und leuchtenden Blüten sind Feld und Wald, Hügel und Höhen, um Pfingsten, bas liebliche Fest. ,u grusten. Gröber werden in diesem Jahre die frohen Scharen der Wanderer sein, die aus den Steinwüsten der Städte für einige Sonnentage flüchten, um Herz und Nerven an der Pracht und Fülle dieses jungen Sommers zu erquicken. Und nach altem Brauch schmücken die Zurückgebliebenen Häuser und Kirchen mit frischen Birkenretsern, damit von überall her der Glanz des Festes leuchte, von dem schon Luther dichtete: „Schmücket das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars." So herrscht hoffende und frohe Pftngst- sttmmung allerorten, wo sich Menschen noch nicht völlig dem geistigen Zynismus und der Verflachung kulturbolschewisti- scher Literatenzirkel verschrieben badest ustd wo Ile sich den Blick noch offen halten für da» Wunderbar«, da» Geheimnis- volle, das jenseits unserer fünf Sinne sich tn den religiösen Kräften der gläubigen Seele offenbart. Dann öffnet sich selbst das gequälteste, geängstigteste und von der Sorge der Zeit zer rissenste Menscheuherz wett dem Psingstwunber, das einst die »m den Verlust ihres Herrn betrübte erste Christengemeinde wieder aufrichtete und ihr den Mut und die Fähigkeit ver lieh, gegen eine ganze Welt von Feinden nur mit den Mitteln des Glaubens und des göttlichen Geistes siegreich zu kämpfen. Bor 1!M> Jahren, so schildert es Lukas tn der Apostelgeschichte, geschah ein Brausen vom Himmel wie eines gewaltigen Win des. und wurden alle voll des heiligen Geistes und fingen an zu predigen mit anderen Zungen. Wie eine Flamme hatte sich der Geist aus ihren Häuptern niedergelassen und bewirkt, dast die Gemeinde, obwohl tn den verschiedensten Sprachen sprechend, einander trotzdem verstand. WaS war an diesen Menschen Grobes geschehen? Sie wurden plötzlich eine Einheit in der Vielheit, sie erlebten das Wir, die Gemeinschaft im Geiste. Und sic wubten. dab sie zugleich mit Gott eins wurden, voll des heiligen Geistes. Pfingsten ist der Stif- tungstag der Idee der Gemeinschaft, und deshalb kennt das Pfiiigstltcd auch nur das Wir: „O hetl'ger Geist, kehr bet uns ein", während der fromme Liederdichter vor dem Wunder der Geburt des Heilandes noch ein einzelner ist: „Ich steh an deiner Krippe hier", oder am Karfreitag als Einsamer in Andacht singt: „Gegrübet seist du mir". Durch bas wunder bare Erlebnis der Gemeinschaft im Geiste wächst nun diese kleine, verängstigte Ehrtstcnschar zu einer gewaltigen Macht, die in alle Welt zieht und ungeachtet aller Verfolgungen und ohne materielle Mittel ein grobes Weltreich, damals aus dem Höhepunkte seiner Macht stehend, mit den Mitteln des Glau bens, der Demut und der Opferbcreitschast für ihre Idee erobert. Wie damals die Hörer, nachdem sie das Pfingst- wunder erlebt haben, die Apostel fragen: „Was sollen wir tun?", so verlangen auch wir heutigen Menschen, wenn wir uns des Ursprungs des Pfingstfestes erinnern, neue Ant wort über den Sinn wahrer Gemeinschaft. Wir suhlen instinktiv, das, das Pftngstwunder für ein Volk wie das unsrige, zerrissen nach innen und von einer Welt von Feinden von auben bedroht und auögebeutct, eine besondere Bedeutung haben mub- Denn ach. wie steht es bet uns mit der Idee der Gemeinschaft? Die Urchristen, Parther und Meder, Elamiter. Kreter und Araber. Juden und Juden- licnossen. Kappadoztcr, Lydier und Aegypter, sie redeten ver schiedene Sprachen, aber sie verstanden einander trotzdem, während wtrnurdteeineSprachereben. abcruns nicht mehr verstehen können, oder noch schlim mer. uns nicht mehr verstehen wollen. In den zwölf Jahren der Demokratie ist bas nicht bester, sondern noch schlechter geworden. Je mehr die Parteien von links bis recht- aus unser Volk einrebeten und je mehr ihrer wurden, um so heftiger haben wir uns auseinandcrgcredct. Woran liegt das? Wohl in erster Linie daran, dab bet uns der Wille, einander zu verstehen, so gering geworden ist. Die ersten Christen vertraute» einander und wollten sich verstehen. Bei uns herrscht Gegnerschaft und Misstrauen. Misstrauen zwischen de» einzelnen Ständen, das sich zum Klassenhab verschärft hat. Misstrauen zwischen den politischen Gruppen, von denen jede tn der anderen den Schuldigen an »nleren gegenwärtigen wirtschaftlichen und politisch«,, Nöten sicht. Woran liegt es, dab in unserem Volke so viel von Not-, von Schicksals- und von Volksgemeinschaft die Rede ist und wir doch noch hcute vergeblich aus die Früchte dieser Be- «risse warten? Auch hierauf geben »ns die Urchristen die Antwort. Sie waren von einer gemeinsamen geistigen Kraft, einer religiösen Weltanschauung, wie wir modernen Menschen sagen, beherrscht. Diese geistige Kraft zwang sie Sr will Mr »m RmaMMm» ms »m Anti Bukarest. 7. Juni. Prinz Larol ist gestern abend hier eingetroffen. Der Prinz hatte, wie fehl bekannt wird. Paris bereits vor einigen Tagen verlassen und sich nach Mün chen begeben. Von da ist er gestern früh in einem Harman-W'gzeug nach klcv:senburg ge startet. wo er in den späten Vachmllkagsstunden eintraf. Die Militärs!ugstation war von der Ankunft des Prinzen benack»ricbti^t worden. Prinz Larol ist dann nach zweistündigem Aufenthalt nach Bukarest weit er ge flogen, wo er um 10 Ahr abends einlraf- Er begab sich sofort ln das Schloh Lotroceni. Die Ankunft des Prinzen, der nicht inkognito reiste, war dem Ministerpräsidenten Mantubekannt. Er unterrichtete als ersten den Bruder CarolS. den Prinzen Nikolaus, der zwar CarolS Absichten, nicht aber die Zeit seines Ein- treffen» kannte. Die Königinwilw« Mari», die gestern «ine Reise nach Deutschland «„getreten hat. blieb ohne Kenntnis von dem bevorstehenden Ereignis. Angesichts der Rückkehr Carols Ist das Kabinett noch gestern zu einem Ministerrat zusammcngetreten, der, tn ständiger Verbindung mit dem Prinzen, die ganze Nacht hin durch beriet. Für heute ist eine Sitzung der Konstituante an- gesctzt, die über die erforderlichen Beschlüsse und besonders über die Thronrechte des Prinzen Carol, die durch das Gesetz vom 4. Januar aufgehoben wurden, be raten soll. In politischen Kreisen erwartet man, dab Carol vorerst nur an Stelle des Prinzen Nicolaus tn die Regentschaft etntreten wird. Die Frage seines Ver hältnisses zu seiner Gattin bleibt besonders zu regeln. Im ganzen Lande herrscht vollkommene Ruhe. Alle militärischen und zivilen Behörden halten sich der Re gierung zur Verfügung. In der A r m e e wurde die Nachricht von der Rückkehr des Prinzen mit Begeisterung aus genommen. In der Oesfcntlichkett wird die Tatsache nur als Verwirklichung einer längst erwarteten Lösung angesehen, in politischen Kreisen wird Manius meisterliche Regie lrbhast besprochen. Die telephonischen und telegraphischen Ver bindungen mit dem Auslande wurden über Nacht eingestellt. In politischen Kreisen verlautet, daß die Regierung schon tn den allernächsten Tagen dem Parlament einen Gesetzent wurf unterbreiten werde, der die Abdankungsurkunde vom 4. Januar 1926 außer Kraft setzen soll. Bon der liberalen Partei wird erklärt, sie nehme die illegale Anwesenheit Carols in Rumänien nicht zur Kenntnis und werde seine etwaige Tätigkeit im öffentlichen Leben mit allen Mitteln bekämpfen. Von den übrigen politischen Gruppen ist bis her keine Stellungnahme verlautbart worden. Weiter heißt es. batz Prinz Nikolaus in den nächsten Tagen eine längere Auslandsreise antreten werde, nachdem er zugunsten Carols auf seine Stellung im Regcntschaftsrat verzichtet habe. Die Königinwitwe Maria von Rumänien hat heute vormittag im Orientcrpreß Wien passiert. Ob die Königin angesichts der Rückkehr des Prinzen Carol ihre Reise dispositionen. über die die verschiedensten Versionen in den letzten Tagen umliefen, abändern wird, lieh sich nicht in Er fahrung bringen. Die Königin ist jedenfalls im Zuge ver blieben, der nach dem fahrplanmäßigen Aufenthalt Wien verlieb. fUeber die Vorgeschichte der Rückkehr CarolS unterrichtet ein Artikel aus der 3. Seite.) Attentat aat »en »entschen Setan-te» in Waben Durch Revolverschüfse schwer verletzt Paris, 7. Juni. Havas meldet aus Lissabon, baß der deutsche Gesandte v. Baligand durch Revolvcrschüsse schwer verletzt wurde. Weitere Einzelheiten sind noch nicht bekannt geworden. Eine NheinlandbefreinngSmark«? Im Retchspostministe- rium wird erwogen, aus Anlaß der Befreiung des Rhein landes eine besondere Marke herauszugebcn. s Monate SittinsntS ltir einen evlllMen Nowdn Hamburg, 7. Juni. Der Hafenarbeiter Peter Norton wurde gestern vom Schncllrichter wegen Beteiligung an dem Ueberfall kommunistischer Trupps aus Nationalsozialisten am 28. Mai auf dem Stephansplatz zu 9 Monaten Gefäng nis verurteilt. Borton, der wegen eines ähnlichen Delikte» erst im Januar zu 1 Monat Gefängnis bestraft worden ist» leugnete zwar jegliche Schuld, doch wurde durch die Beweis aufnahme sestgestellt, daß er sich in mindestens zwei Füllen an den Uebersällen beteiligt hat. zur Brüderlichkeit und zur Opferberettschaft füreinander. Uns heutige Menschen eint nicht mehr das Band religiöser und sittlicher Kräfte. Wir haben uns den Glauben an Höheres als irdische Güter rauben lasten, wir hielten uns zu auf geklärt und zu fortgeschritten für Bindungen, die den Men schen zwingen, nicht zuerst an sich, sondern an das Ganze, die Volksgesamtheit, zu denken. Jeder Stand, jede Gruppe, jeder Berus, ja jeder einzelne hat nicht tn erster Linie daran gedacht, wie dieneich meinem Volke, sondern er hat die Organisation dieses Volkes mit seinen egoistischen Forderungen durch die Jahre hindurch bestürmt. So brauchen wir uns heute nicht zu wundern, wenn wir jetzt die Folgen tn einem Finanz- elend sehen, das uns über den Kops zu wachsen droht. Wir sehen die Folgen einer Erwerbslosigkeit von Millionen, und Fabriken, einst Stätten emsigen Fleißes, die heute brach und stumm daliegen. Aber brauchen wir weiter auSzuführen, daß wir als Volk seit dem Zusammenbruch 1918 in die Irre ge gangen sind. Wir fühlen und ahnen heute mehr als je die Ursache all unserer Not. Sie liegt in berBerachtungber sittlichen und religiösen Kräfte, die uns tn der Vergangenheit groß gemacht haben und deren wir tn den Zetten des Glanzes bereit» vor dem Kriege glaubten entraten zu dürfen. Sie liegt vor allem tn dem Schwindendes Gcmeinschaftsgedanken». Wir haben den tieferen Sinn des Staates aufgegeben und in ihm nur noch eine Ge- sellschaft von Individuen gesehen, deren einzige Richtschnur der Egoismus war. Es ist selbstverständlich, baß sich an uns moderne» Menschen nicht wie an den Urchristen das Pfingst- wunder wie eine plötzliche Erleuchtung vollziehen kan«. Zu viel Schutt muß erst von der Seele des deutschen Volke» weg geräumt werden, damit sie ihre innersten Kräfte wieder leuch ten lassen kann. Pfingsten soll für uns ein Gleichnis dafür sein, wie diese geistigen Kräfte für die Wiedergeburt unsere» Volkes erweckt werden können, soll ein Weckruf an die führen den Kreise aller Parteien und Stände sein, mitzuhelfen an dem Bau einer aus dem Gedanken der Opser- willigkeit, des Verstehens und des Dienen» beruhenden Volksgemeinschaft. Schon sind An sätze zu solcher Wiedergeburt in stärkerem Maße vorhanden, als der einzelne in der Hast des Alltags zu erkennen vermag. Daß unserem Staate Vertiefung durch konservative Ge- danken nottut. ist heute bereits zu einem Modcschlagwort der Politik geworden, aber es ist auch ein Zeugnis dafür, wie tief die Sehnsucht nach geistiger Erneuerung des politischen Lebens ist. Der Gedanke der A rbeitsdten st Pflicht, der immer häufiger propagiert wird, darf ebenfalls als ei» Ausdruck des politischen Willens zu echter Gemeinschaftsarbeit gedeutet werden. Und die Erneuerung des religiösen Lebens, die wir allenthalben beobachten, ist die stärkste Hoffnung für die Erweckung neuer sittlicher Kräfte und Bindungen, ohne die kein Volk gesunden kann. AeußereS Zeichen dafür ist der von Jahr zu Jahr überzeugender zum Ausdruck kom mende Wille der Eltern, der Zukunft unseres Volkes, unseren Kindern, christliche Erziehung als Fundament ihres späteren Lebenskampfes zu erhalten und wtederzugeben. So vollzieht sich an unserem Volke langsam aber stetig das Pftngstwunder. die Heranbildung einer echten Volksgemeinschaft, geboren tn größter Not und Bedrängnis aus den Kräften der religiösen» geistigen und sittlichen Erneuerung. Für diese neue Gemein schaft unsere» Volkes erhoffen wir eines, den Feuergetst. der die ersten Christen beseelte. Dann wir- uns gelingen, wa» sie vollbrachten: Arm an materiellen Gütern, trotzdem im Kampf gegen eine Welt von Gegnern siegreich unser Leben»- recht zu erkämpfen!