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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.08.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030814028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903081402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903081402
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-14
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
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Die I ivaltia« Grund- «eile <ca. S Silbeni 20 Vf,.. A» kündi,un,cn auf der Vrivatleite Zeile rs Via: die rivaltiae.Zeile al« En, aelandt" oder anl kerlleite so Via In Nummern nach Sonn und kieier tagen I- bez. Livaltiac Grundreilcn 30. «0 de», so und so V!n. nach de londerem Tarif. Auswärtige An, träge >,u r gegen ToranSdezahinna. Belegdlätter werden mit io Pu. berechnet. Serhlvrechanichluli: Amt I Sir. U und Nr. 2090 Ul. Ge. lVeiMmImiiiliiiik IVl«8«I»lI FS«»'ttL8t»'»8lSv DTk" ILorÄvsiLTL-, ZLUvin- unci KIuNvtH,«!»«-, «tviit«oliv tm6 ti»»»LÖ8i!»vI»v L. l'hl llü>il-. lfliöü. GIi»uipr»xx«vr. «r.224. Neueste Tlahtberichte. Hoinachiichlen, FinanzielltS VeihältniS Sachsens zum flieiche, tziglionalliberaler deutscher Reichsverein, Alldenlicher Veiband, Verein iächi. Gcmeindebeaintcn. Katastrophe auf der Pariser Untergrundbahii. Freitag, 14. August 1M3. Netteste Drahtmeldurrnerr vom 13 August Berlin. Die Kaiserin empfing gestern nach ihrer Rück kehr aus Schlesien und Posen de» Oberprnsidcnten der Pro vinz Brandenburg von Bcthinann-Hollwcg, "»> über den Umfang und die Art der auch in der Provinz Brandenburg zu beklauende» Hochwasserschäden Mitteilungen cntgegen-nnehincn. Die Kaiserin lieh dein Oberpräsidcnlen als Beihisie sür besonders dringende diotsälle 20M Mark überweisen Berlin. Die „Berliner Korrespondenz" meldet: Der Minister der öffentlichen Arbeiten ordnete anläßlich des Unglücks aus der Pariser Stadtbahn eine sofortige genaue U uteri uchnng der Lmrichlungen der Berliner Hoch- und Untergrundbahn daraufhin an. ob und welche Maßregeln erforderlich erscheinen, um Unfällen solcher AN vorznbeugcn. Berlin. Wie die ,,(Herrn." meldet, beginnt die Fuldacr BischofSkonserenz Dienstag, den Id!. August. Dchweidnitz. In das hiesige Gesängiüs wurde heute der Rechtsanwalt Jahr aus Zobten eftiaeiiefert. Derselbe ist an- aeklagt, 20000 Mark amtticher Geloer unterschlagen zu haben. München. Prinz und Prinzessin Nupprecht von Naher» sind heute früh von ihrer dreivicrlcijährigen Weltreise hierher zurückgekehrt und nach kurzem Aufenthalt nach Possenho' weitergelahrcn. Breslau. Der langjährige Direktor des „Schlesischen Bank- Vereins" Konrad Fromberg ist heute früh gestorben. Nancy. Als gestern,im Namen des Liquidators des Ver mögens der R e d e m p t o r i st e n in St. Nicolas von dem diesen gehörigen Gebäude Besitz ergriffen werden sollte, innßle» die Türen erbrochen und die Insassen gefesselt sortgeiührt werden. ne Menge erhob lebhaften Widerspruch gegen dieses Vorgehen, doch kam cs zu keinem weiteren Zwischenfall. Madrid. Der erkrankte Kriegsininiiter Martilegni hat seine Entlassung eingereicht. Da sein Gesundheitszustand sich fedoch bessert, hat der Ministerpräsident die Hoffnung aus- inlvrochen, dag der Kriegsminister in seinem Anne bleiben werde. Barcelona. Der Ausftand der Maurer wird immer einsler. Die Arbeiter haben die letzten Vorschläge der Arbeit- geber abgewieien. Petersburg. Ein llkas befiehlt, aus dem Ainnrgencral- aoiwcrneriiat und dem Kwantniiggcbict eine besondere Statt halterschaft zu bilden. 'Der statthafter wird mit der höch sten Gewalt in all eie Zwei»«» der zziolwerwul,,,,^, ves evl.l,sti>.-> bekleidet und die Leitung den Ministerien entzogen werden. Deni Statthalter wird das Kommando über die Kriegsflotte im Stillen Ozean und alle Truppen des Gebiets übertragen werden. Der Generaladjntant Alexijew ist zum Statthalter ernannt worden. Hongkong. Kaiserliche Truppen sind bei Hweitsckou von Aufständischen geschlagen worden. 8000 von ansländischcn Offizieren ausgcbildctc 'Mannschaften sind zur Verstärkung in Kanton eiiigctrosfen. A iienvs Ayres. Die Feier der Beisetzung des verstorbenen d,Ricken Gesandten Freiherr» v. Wangc» hei m nahm in An wesenheit des Präsidenten von Argentinien, der Staatsininistcr, des dulomatischen Korps unter großartiger Beteiligung der dcut- heii Kolonie einen erhebenden Verlauf. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 12. August. Se. Majestät der König unternahm heute früh in Be gleitung der Herren Oberstallmeislcr v- Hangk. Oberhofsägermeisler ,;rciherrn von dem Busschc-Slreilhorst. Kammcrhcrrn Sahrer v. Lahr-Doblen und Flügciadjntant Obcrsiieutnant v. Kospoch von Dchlos; Pillnitz ans einen Iagdau ss lna nach dem Rein- dardtsdorscr Revier. Se. Äliajestät benützte hierzu von Pirna bis Krippen einen Soiideizug. welcher dort 7 Ilhr 20 Min ein- irai. Nach Beendigung der Jagd wird Se. Majestät mit den sterrcn des Gefolges per Bahn ab Krippen bis Pirna und von da ms Sommerhoslager Pillnitz znrückkehrcn. —' Ans Anlaß des Geburtstages der Königin-Witwe verlieh König Georg Medaillen noch an nachstehende Personen: die silberne Medaille: Frau verw. Pastor Eckacdt, Leipzig: Palast dame Freifrau v. Finck. Dresden: Herrn Tr. med. Schanz, Dresden: Frau Acbtistin Waurick in Kloster Marienchal: Herrn Kommerzienrat Palm io, Dresden: Heim Oberstabsarzt Dr. med. Dü ms, Leipzig: Herrn Bnrgerichnllehrer Rentzsch, Mitlweida; die bronzene ffNevaille: Frau verw. Kassendireltvr Kreil, Lunau: Iran Ncarticheider Dietze, tzkicdeiwürichnitz: Frau verw. Kauimami S ch nlz. Luga» : Fiau Perm. nniel, Evsfebnnoe: Fian Wir!!. Geh. Rat Dr. Dill er, Exzellenz, Dresden: Frau AinlSgerichlspiäsivent Kunz. Dresden; Frau verw. AvvellativiiSgenchlsafseistir Kuhn. Dresden. —* Ihre Majestät die Konigin-Witwe zeichnete heute in Begleitung der Hofdame Gräfin Renltncr v Wey! den Kunslsaion Ernst Aniotd. Wilsdrnsserslraße, durch einen langen Besuch ans und nahm mit nioßcm Jnlercise die Anssteilnng in lilngcnfchcin. Besvndcrs sprachen die Bstder der Karlsruher Künstler an. jcrner aber auch die Pastelle von M. Liebermann und Segantini. —* K r o n P r i n z Friedrich A u g n st tras vorgestern mittag mit seinen nvei älteslcn Söhnen und Gefolge im Gasthanlc ans dem Großen Wintcrberge ein. Die hohen Hemchnsten hielten hier längere blas! Für die beiden Prinzen, denen dieser Ausflug viel Freude bcreilcle. halte Se. König!. Hoheit am Wasserfall zwei Sanmticic gemietet. Nachmittags 5 Uhr fuhr der Kronvrinz mit seinen Söhnen und seiner Begleitung von Herrnslrettchen ans millcls Dampfichifses wieder nach seinem Soiniiiernnsenlhalt zurück. —'Kronprinz Friedrich August benutzte beute nachmittag mit seinem Adjutanten Herrn Hsupttiiann v. Zcschan von Obcirödcrn ans, wo das >2. und 18. Artillerie-Regiment Schars- ichießnbnngen halten, ans dem Heimwege nach Wachwitz ein Auto mobil. — Während der Tauer der diesjährigen M a n öve r werden der K r v » v r i n z Friedrich A u g n st, sowie der Erbprinz von S n ch i e n-M e i n in g e n ein großes viercylindrigcs A utomobil ans der Fahrzcngsabrik Eisenach benntzcn, das von der Automobil-Compagnie Borlert u. Zickler inTresden Blasewitz, ^chillcrplatz, gestellt wird. Letztgenannte Finna hat die Ver tretung obiger Falnik. —* Kaiser Wilh elm wird nach den vorläufig getroffenen Tiipositioneii am 5. September nach seiner Ankunft von Wahren und nach kurzem Aufenthalt im Königlichen Palais in Leipzig sich nach dem Palmengarien begeben. Nach beendigtem Paradc- mahl und Zapfenstreich fährt der Kaiser nach Lentzfch. —* Fürst Otto Viktor von Schönburg-Waldenbnrg begeht deninüchst, wie bereits gemeldet, das Fest seiner Groß- lährigkeits-Erklärniig. Ans dicfem Anlässe will min ein ans- wärtiges Blatt erfahren haben, daß sämlliche Schüler des Walden- bnrger Lehrerseminars, die zum Teil aller als der Fürst selbst Fackeln veibrcilen ein recht düsteres Lickst. ^ —* In der 2. Moigenstnude des heutigen Tages fand die Ilcbcifühinng des im Harz plötzlich Heimgegangenen Pfarreis Tr. Sturm in die Maitin Lnthei-Kirche statt. Die Tianerfeierlich- keil eifolgt Sonnabend vorniittag 11 Uhr ebenfalls in genannter Kirche. —* Ein recht wenig erfreuliches und zur Kritik gegen die Rcichssinauzvcrwaltuiig herausforderndes Büd wird in dem in der Bearbeitung befindlichen 2. Etat der Zuschüsse des ordent lichen S t a at sh a n Sh a lts et a l s sür die svi n a ii z p e r i o d e 19 04/05 das Kapitel l04 bieten, betressend das finanzielle Verhältnis Sachsens z n m Reiche. Während im Jahre 1898 der Anteil Sachsens am Ertrage der den Vniidcsrcgiernngcn zu überweisenden Reichseiniiabmen die Matnknlarbciträge von 22510597 Ack. noch um 1209 827 Mk. überstieg und der lieber- Millionen zehrt wor den, ja, eS ist sogar so weit, baß bereits setzt erhebliche Summen auS den lcinfciidcn Staatseiimahnieii gedeckt iverden müssen. Diese große Belastung durch das Reich, die nicht nur von unserem Lande, sondern auch von anderen kleineren Bundesstaaten schwer emp funden wird und eine Reichssinanzreform unbedingt heraussordcrt, wird sich aller Voraussicht mich sür die Zukunft noch steigern. Den Beweis hicrstir liefern folgende Zahlen: 1899 überstiegen die von Sachsen zu leistenden Matrikularbestragc in Höhe von 24 874 425 Mk. die Rcichssteuercrtragsanteilc erstmalig um 1209 827 Alk , die dein sogenannten Ueberweisiiiigsstciierfcmds. der ans dem Uebcrschuß der RcichsstcnerertragSanteile über die Matriknlarbeiträge gebildet worden war, entnommen wurden. Da durch sank dieser Fonds auf 4 207 927 Mk. 1900 mußte an das Reich ein Zuschuß von 2 220 000 Mk. geleistet werden, 1901 bc- 22510597 Nil. noch um I2098-Ii Nkl. »verflieg uns oer I schuß den hierfür bestehenden Reservefonds überwiesen n konnte, ist nunmehr jener Reservefonds von etwa 5f - Mil Mark wieder von de» Beiträgen zu Rcichslaften auigezcHrt irng er 2122000 Mk. und 1902 ist er mit 1500000 Mk. ge schätzt. Dazu kam noch sür 1901 eine Nachfordcrung von 300011,', Mark zur Deckung des Rcichsdcsizits. Rechnet man die sür die Jahre 1902 und 1902 nötige Znichnßzahlung aufgrund des Etats sür diese .Zeit auf 2 Millionen Mark und nimmt man hierzu noch die obengciiaiinlen Zuichüsse sür 1900 und 1901, so ergibt 'ich in vier Jahren eine Zn'chnßleistnng zum Reiche von ll 952 I I-, Mark. Ziel» man hieraus Schlüffe, so ergibt sich für die Zu kunft eine Mehrbelastung des sachiiichen Etats von jährlich meh reren Millionen Mark. —* Ter hiesige Nationallibcrale Deutsche Neichs- vcrein nahm in seiner gestern abend im Hotel de France ab- gehallcnen Versammlung einstimmig folgende Resolution an: „DcrchNaiivnalliberale Dcnische Neichsverein zu Dresden sorder- fnr Sachsen ejn freiheitliches, dem irnheren sächsischen Wahlrecht in den Grnndsützcn gleichartiges Wahlrecht und erwartet von der nationaliiberalcn Partei des Landes, daß sie energisch und selbst ständig in der gedachten Richtung tätig werde." Ferner wnrve ein ans 9 Köpfen bestehender Wahlrechts-Ausschuß gewählt, welcher die Frage der Wahlrechtsänderung eingehend erörtern und der Oesf'cntlichkcit Kenntnis von dem Ergebnis seiner Arbeiten geben soll. —* Für den 12. ländlichen L a nd ta g s w n h l kr e i S. in dem sich infolge des Hinscheidens des Abg Fienzel eine Neuwahl erforderlich macht, ist nun nochmals ein Kandidat ans der Bild- flüche erschienen. Es ist dies der Guts- und Steinbruchbesitzcr A. Sachße zu Gersdon. dessen Ausstellung in einer Versamm lung zn Dobra bei Liebstadt erfolgte und der sich im P.cnaer „Anzeiger" mit einer Erklärung an die Wäbler wandte. —* Wie uns von nationallibcraler Seite aus dem 24. La n d t a g s w ah l kr eil e (Oelsnitz - Stadt :c.) zur Land tagswahl berichtigend und authentisch mitgeleilt wstd, hält man die Kandidatur des Großindustriellen und Stadtrats Oskar Steeg aufrecht- Mit der Kandidatur des früheren agrar-konservativen Landtagsabgeordiicten sür Oelsnitz-Land und letzigen Agenten Herrn Clemens Wehner hat die nationalliberale Partei durchaus nichts zu tun. Zur Beurteilung des heutigen politischen Stand- punltcS des Henri Wehner dürste die Tatsache charakteristisch sein, daß die Sozialdemokratie in einer Veriammlnny im „Nord deutschen Hose" beschlossen hat, die eventuelle linksltberalc Kandi datur Weimer zu unterstützen. Herr Wehner aber hat vor kurzem erklärt, daß er. im Falle Herr Stadirat Steeg die ihm angcbolenc nationalliberale Kandidatur aniiimmt, und das ist durchaus nicht niiwahilcheinUch, aus feine Kandidatur verzichtet- Herr Stadtrat Steeg ist z. Z- noch verreist und sicht deshalb seine definitive der vom Oclsnitzer Gewerbeüe7eof"üst,'M8i!l'10»D5... weder dem konservativen noch nationalliberalen Landesverem an- gehört, hat sich bereit erklärt, im Falle der Annahme der nationalliberalen Kandidatur von leiten des Herrn Ttadtrats Steeg, ans seine Kandidatur zu verzichten. —* Der vormalige nationalliberale Abgeordnete Professor Dr Hasse hat vor kurzem folgendes Schreiben erhalten und an die Mitglieder des Al l dents ch e n V e r b a n d es weitergeaeben: „An den 'geschästsführendcii Vorsitzenden des Alldeutschen Verbandes. Ans dem Ergebnis der Reichstagswahlei! müssen wir m. E. folgende Schlüsse ziehen: 1. Unsere Werbearbeit in den Land städten und ans den, stachen Lande muß unter dem Gesichtspunkte künstiger Wahlen planmäßig und allgemein onsgestaltet werden, da in absehbarer Zeit in den Groß- und Industriestädten nationale Wahlen nicht zu erzielen sein werden. Wenn wir alldeutsche Ab geordnete haben wollen, so iverden sic nur aus kleinstädtischen oder ländlichen Wahlkreisen herauskommen können: deshalb müssen wir hier mit aller Kämst cinsctzeii. 2. Damit hängt aufs engste die Frage der Ausgestaltung der Organisation dahin zusammen, daß weitere bezahlte Mäste diese Werbearbeit mit besorgen Helsen. Voraussetzung ist die Beschaffung von Geld: es muß deshalb der Vorschlag Lehmanns zur Durchführung gebracht werden. 3. Nach dem wirklich alldeutsch« Abgeordnete in den neuen Reichstag nicht gewählt worden sind und die Verfechtung unserer Auffassung von der Reiclfstagstribüne nicht möglich ist. scheint es notwendig, in ein engeres Verhältnis zur zuverlässig nationalen Presse zu ge langen. damit die Ocffentlichkeit über die Kreise der Leser der oll- deiitjclfeii Blätter hinaus in unserem Sinne beeinflußt werden kann und wir ausreichende Waffen zum Angriff und zur Verteidigung er- halten, aez. Ciaß." — Auf der Generalversammlung des Per- bandcs. die demnächst in Plauen stattsuidct, dürften diese Vor schläge mit zur Verhandlung gebracht werden. Kunst und Wissenschaft. f* 'Der bereits gestern gemeldete Rücktritt des Dirigenten rer „Dresdner Liedertafel" bestätigt sich. Um zahlreichen Redereien über diese Angelegenheit zu begegnen, sei fedoch be- merkt, daß dieser Dirigentcnwechsel sich in durchaus rein ge schäftlicher Form vollzieht und keine Spur von etwas Außer gewöhnlichen' an sich hat. Herr Werschinger glaubt ander wärts ein rentableres Feld für seine Tätigkeit zu finden, als in Dresden, und der „Liedertafel" wird es nickt schwer fallen, einen ihrer hervorragenden musikalischen und gesellschaftlichen Bedeutung gewachsenen Dirigenten zu finden. Die ganze Angelegenheit ent- vchrt also aller und jeder Sensation. Für den scheidenden Dingcnten kommt ein neuer — voilL taut! Tie Katastrophe auf der Pariser Untergrundbahn. Nach den letzten Ermittlungen enthielt der besetzte Zug 350 Fahrgäste. Ein Kommis Alfred Wermrlingcr ist die einzige Person deutscher Abstammung unter den Toten. Ein Verunglückter, Doktor Avte, war ein vielbeschäftigter Arzt. Der Sozialist GueSde verliert einen Vetter, der Bildhauer Testier seine Gattin. Mutter und Schwester, eine Familie Laurent drei Mitglieder. Für die zumeist bedürftigen Hinterbliebenen der Verunglückten ist vom „Figaro" und anderen Blättern eine Sammlung eröffnet wordcn- Der StationSchef von Les Couronncs berichtet einem Mit arbeiter des „Figaro": „Es war ein Zug von vier Waggons, voll gestopft. daS macht 240 Personen aus. Ob viele entfliehen konnten? DaS weiß ich nicht: rs war stockfinster. Das elektrische Lickt ging nach zwei oder drei Minuten auS. Zuerst begriffen die Passagiere die Gefahr nickt. Wir sagten ihnen, ein Zug brenne vor unS Sie müssen gehen. Viele protestierten und vrodten. eine Beschwerde bet der Gesellschaft einzureiche». AIS der Rauch überhand z» nehmen begann, verlangte einer seine drei Sons Fahrgeld zurück. Da rief Ich „saurs gut pent!", und fast im gleichen Augenblicke ging das Licht aus. Die Panik war entsetz lich. Nie werde ick den Lärm, den ich da hörte, vergesse». Es war, als brüllten 200 Löwen. Meine Leute und ich versuchte», ihnen die Richtung anzugrben. Wir riefen ihnen zu: „Hier durch! Dir Trepp« ist recht» I" Aber wenn die Äugst sich der Menschen bemächtigt . . . Man weis; daher nicht, wie viele sich haben retten können. Ich war zum Telephon gelaufen und batte den elektrischen Strom von Bcllevillc bei abschneiden lassen. Dann wollte ich Licht machen, aber die Streichhölzer versagten, und meine Laterne erlosch ebenfalls. Im Finstern tastend, halb erstickt, suchte ich einen Ausweg, und es war ein Zufall, daß ich die Hand ans das Treppengeländer legte ..." ^ Von der ii n gl ü cksst ät te gibt ein Berichterstatter folgende 'Schilderung: Wenn man hinuntersteigt, bietet sich ein Anblick, der unwillkürlich an die Dantcsche Höllcnschildcrnng erinnert. Die Mauern des Gewölbes sind geschwärzt und geborsten; die Fackeln, die zur Beleuchtung dienen, werfen phantastische Schatten aus sie. Der Schienenweg ist völlig überschwemmt von den Wasscr- maffeii, die die Feuerwehr hcrnntcrgegosscii hat. Ans dem Bahn steige der Station Eouroiines liegen in einem unbeschreiblichen Chaos Hüte, Schirme, Kleidcrfctzcn, mit Blut gefärbt. Weiterhin sieht man an der Mauer, wo die Unglücklichen sich auf einander streßten, mächtige Blutflecken. Man abnt den furchtbaren Kampf, der sich hier zwischen den Verzweifelten abgespielt haben muß. Dicht dabei ragen die fünf Wagen des Zuges, der die Passa giere enthielt, düster drohend empor. Die Scheiben sind zer brochen, die Kissen ansgcrijseii. die Lehnen gebrochen. Was die beiden anderen Züge betrifft, die das Unglück angcrichtct haben, so sind sie zwilchen den Stationen Eouroiines und Menil- montant völlig verbrannt. Die Temperatur ist noch immer eine so hohe, daß man es nur einige Minuten unten oushastcn kann, und der Rauch mit den Ausdunstungen zusammen benimmt einem den Atem. Dazu tönt auf dem Bahnlwsc Eouroiines seit Montag abend ununterbrochen die elektrische Glocke, die noch nicht ab- gcstcllt werden konnte: man möchte glauben, ein schrilles Sterbc- lüuten. Folgendes schauerliche Bild entwirft ein Bericht von d'in Anblick, den d'c Morgue und die Cito kaier» c nachdem Unglück boten: Vierzig Leichen sind im Wachtlokale der Cstökaieiilc, vierzig andcre m drei Sälen der Morgue nntergebrachi worden. Von 9 Uhr morgens ab sind beide Gebäude von einer aufge regten Menge umgebe», welche nur mit Blühe von Soldaten am Eindringen verhindert werden kan». Gegen halb 11 U'ir besucht der Polizeipräsident Löpinc beide Gebäude Der Wacht- saal der Kaserne ist in Eile mit schwarzem Tuche ausgeschlagen worden. Die Leichen liegen größtenteils in Särgen von weißem Tannenholz, ein Teil noch aus Bahren. Jeder Sarg, jede Bahre trägt eine mit Kreide ausgezeichnete Nummer. Der Anblick ist schauerlich. Die Gesichtsfarbe der Leichen zeigt Schattierungen von Bronzesarben bis schwarz. Die Hände sind fest geballt, überall ist die Haut aufgerissen und läßt blutende Wunden sc^en. Bei manchen sickert das Blut aus Nase und Ohren. Lei! halb 10 Uhr haben die Agnoszierunaen begonnen, die natürlich zu herzzerreißenden Szenen führen. Eine Mutter wird angesichts der gräßlich entstellten Leiche ihres erwachsenen Sohnes ohn mächtig. muß hinausgeflibrt und ärztlich behandelt werden. Eine Frau, die ihren Ehemann erkennt, ergreift die Hand der Leiche, streichelt ihr das Gesicht und flüstert Liebkosungen in das Ohr des Toten: dem Versuche, sie zu entferne», setzt sie verzwei'cltcn Widerstand entgegen. Sobald eine Leiche agnosziert ist, wird der Sarg mit einem Deckel versehen. Herr Löpine geht niedergedrückt mit schreckblciclicm Antlitz von einer Leiche zur andern. Der Geruch, den die Leichen der Erstickten aushauche». ist bei dem schwüle» Angustwetter unerträglich. Der Vorsitzende des Vcrwalttingsrats der Stadtbahn teilte dem Seuicpräfcktcii mit, daß er ihm zur schleunigen Unter stützung der bedürftigsten Familien, die durch das Unglück be- troffen sind, eine Summe von 10 OM Francs zur Verfügung stelle. Geiler» vormittag wurden 36 Opfer der Katastrophe einzeln beerdigt. Der Munizipalrat hat beschlossen, die Toten, die nicht von ihren Familien reklamiert sind, heute beerdigen z» lassen. Tie Stadt bereitet in dem Hose der Kaserne de la cito eine Trauer- seicrlichkeit vor. Ministerpräsident Combcs wird eine Rede halten. Man hat, wie in Paris, so auch anderswo die furchtbare Olefahr, die bei einem Brande in einem langen, niedrigen Tunnel der Ranch allein schon für die Insassen eines Zuges bildet, gar nicht in Betracht gezogen. Man rechnet ja immer mit der Delbstlüstnng dcraniger Dnnncl, indem die an den beide» AnSgängen veiichieden erwärmte Lust eine Lustbeweaung in den: Tunnel unterhält: dazu kommt dann noch, daß jeder fahrende Zug die Lnstbewcgnng darin befördert. Durch diesen stetigen Lust- z»g kann im» aber das kleinste Feuer leicht zu voller Glut an- gelacht werden, und dieier Luftzug wird dann schneller, als Menschen zu lauten vermögen, den Tunnel in der Richttwa d«r Lustbc-
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