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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 04.01.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060104023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906010402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906010402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-04
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
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Dresdner Nachrichten Donnerstag,, 4. Januar >M» Ztr. tt Herr RechnungSrat Krebs, der treu verdiente, allgemein beliebte Hauptkas'terrr an der König!. Hofoper, ein ebento vor trefflicher Beamter wie liebensivürdig jovialer Mensch, bat bei seinem am l. Januar erfolgten Uebrrttitt in den Ruhestand daS Rürerkreu; 2 blasse vom Alb rechtSorde» verliehen erhallen. —* Der Witwen- und »Waffenkasse für die ärztlichen Bezirks- Vereine rm Königreich Lachsen sind von dem verstorbenen Herrn Tr. mev. Franz Woldeinar Arnold hier letzttvillig 3000 Mark 3>,..prozcntige sächsische Anleihe vermacht worden. —* Heule iniliaa wurde unter der Leitung deS Herr» »Tberbingeriiieffters Beutler und in lffegenivart des russischen Gesandte» Barons Wränge! der HilssauSjchuß zu Gumren der in Rußland geschädigte» Deutschen gebiidei Schon seit längerer Zeit ist in verschiedenen Kreisen Dresdens die Jrage erörlerl worden, ob und ur ivelchem tim- fang-. in einem der nächsten Jahre hier in Dresden eine „A l! ge m e i n e Hngiene - A u s st ellu n g" veranstallel werde. Tie gewaltigen Fortschritte der bngienischen Wiffenichast. die Bestrebungen, die Lenren dieser Wiffenichast prakli'ch zu ver werten nur der Kenntnis und dem Verständnisse weitester Kreste des Volkes angängig machen, wie sie namentlich in den lenken Jahren ansgeirelen sind, sowie der Umstand, das; seit der im Jahre ISA» in Berlin abgehaltene» Allgemeinen Hygiene» 'Aiisiiclltntg kente derartiae »Ausstellung veranslallet worden ist, dar dazu geküurr. das; die'er Gedanke allseitige Zuslinunung er» 'ahrcn'da'.. Tie Verwirklichung dieses Gedankens ist dadurch in die Wege geleitet, da»; iin Oktober vorigen Jahres unter dein Vorittze des Herrn Oberbürgermeisters Beutler zunächst die .Herren Präiidem de» Landesüiedizinarkvllegiums Dr. Buschbeck, iüeheiuier Medizinalrar Proieffor Tr. Renk, sowie Geheimer Ko:».nerzic'.nm Linqner. sännlich in Dresden, Geheimer Medizinalrar Professor Tr. Hofmann-Leipzig und Geheimrat Pca''ssor Tr Gaenner-Jena, verjeiliger Vorsitzender des Vereins ihr öffentliche Gesnndheikss's.ege, zu einem, vorläufigen Komitee zuiammeiigetreleii sind, welches sich die Aufgabe gestellt hat. ecne Allgemeine Hngieiie-Ausstellung in einen, der nächsten Jahre, ooransirchilich im Jahre 1910, in Dresden zu oeranslalien Nach den V>nchImsen dieses Komitees soll die Aussrellung nach völlig neuen GestchtSvunklen aui weitester Grundlage au'gevauk und von vornherein als eine Inter na r i o n a l e Allgemeine H n g i e n e - "A u s st el l u n g geolant werden. Tie Turchstihrung des Unternehmens in der beabsichnglen Weüe wird ieldstoeritändlich nur möglich sein, wenn das Uniernekmeu aus den Kreisen der .Hygieniker, der Ge meinde». »owie der Staats nnd Reichsbehörden unterstützt und geiörderk ivird. Bei der Bedeutung der Hnczicne s>ir die ge nuine VvIkSgeiuiidhelt und bei der großen Wichtigkeit, die allen bngienischen Bestrebungen ivivohl von seiten der Behörden wie von ieiien der hngieiiichbeii Vereinianngen beigcmessen wird, darf mn Sicherheit genoffl werken, das; eine solche Mitwirkung bei der Turchnihrung des "Ansstellitttgsplanes nicht versagt werden wird. Schon setzt sind die - vorläusii^ nur in beschränktem Amscuige — eingeleiiemii Schrine ivegen Lfck>crnng einer iolchen Mitwirkung alleingaib.'n von den besten Er'vlaen begleitet ge- .vcien. Insbesondere ist die lline;Nutzung -er Reichsreaiernna, des Ne-chSgeinndbegsamics und der Ltadi Dresden in Aussicht gestellt worden. Eben'o ist. die Mirwirkuilg der Königl. Säch- stichcn Sraarsreg;er::::g m r 'Benimmtaeir zu erhoffen. Ta auch die notige Gemen,r »::r die >inanz:el!e Sicbening des Unter nehmens uns ",ir eine erwt,.reiche ge'chä'lliche Leitung desselben gewonnen iit, so dürfen die Voranssenni'gen für das Zustande kommen der Äusirelliing als erstillr ange»ehcn lverden, uns es kami nunmehr an die eigentliche» Vorbereitungen für daS llmeruebme» heiangelrelen und insbesondere das Pro gramm reitgeffellr werden, In diesem Zivecke ioll zunächst das vorläufige Komiiee durch "Aii'nahnic einer Anzahl iociterer Herren ergänzt werden. ES 'oll daher Freitag, den 19. Januar, mittags 12 Uhr, im Allstädter Rathcmie, 1, Obergeschoß, eine Sitzung abgehalten werden, zu welcher neben zahlreichen deutschen Hygienikern auch Vertreter der RefchSregierung, der »Regierungen der Bundesstaaten, des Reichsgesnndheitsam'tes. der mevizini- 'chen Fakultäten der deutschen Universitäten, der hygienischen Vereine iisto. und der Start Dresden eingeladen worden sind. — Erwähnt sei, daß eine bereits seit längerer Zeit für den Sommer 1906 in W i e » vorbereitete grosse Hygienische Aus stellung am 12. Mai in der Rotunde im k. k. Prater erössnel wi rd. - Wenige Tage vor Weihnachten Hai in Dresden die I a h r e S v e r ' a n> in l n n g des A n s s ch n s s e s der Landes - "V e r > i ch e r u n g s a n st a! r Königreich Tach'en iratige'nnden. Ter Nr. 12 des Amtsblattes der I Larchesoerstchernnzsanstalr wird darüber ». a. berichtet: Vre :m gewillten Reichsgebiets in, ist auch bei der Landesvernche- rnngsannatt Königreich Saclffen die Kahl der bewilligten Invalidenrenten un Jahre 1904 argen 1906 elwaS zurückgegangen i.9-!9-'> gegen 10125j: während sich aber die'er Rückgang im Reichsgebiete aast;, weniglrens in den ersten nenn "Monaten, un Jahre 190.9 songesetzt Hai, ist bei der Landesversicherunqs- rnstalr Königreich Lachst» eine kleine Lteigernng eingetreten. Es m irden bewtll'g! in den Monaten Januar bis Zeptember 0904 732-». iit denstlbet' Neonaten ffAR 7Ist?, Jnnalidenrenien. lieber die L u n g e n a e i l g n st a l t der LandeSverstchcrungS- anstali in -Ho h w a l d e bei Neustadt L. wurde vom "Vor stände der Versicherungsanstalt mitgeteilt, daß die Banarbciten and Einrichtungen st, der .Heilstätte zwar noch nicht vollständig beender, aber dock io iven vorgesthriilen seien, um mit der Be legung des .Hauptgebäudes beginnen zu können. Aut Vorschlag des Vorstands und der Bankoinmisstou erklärte sich der Ausichutz damit ein verstanden, daß nicht blvi; tiir SD Kranke, wie tiwtprünglich geplant war. >ondern »ür 260 Kranke, die ohne ffeberstilliivg aleiichzeitiq nnleigebracht lverden konnten, das er forderliche "Mobiliar und Jnoenrar nachlräaüch noch anaeschastt wird. Aus der 2Nine der Ver'ammlung wurde aut dio zweel- niätz'.ae Äusstibrung der Anla>re hingewieien. Weiter wurde iber die Grnnd'liickserwerbtingen «um Bane einer Heil- 't a t l e n a n I a g e b e i Oi o r! l e n b a und über die Vorarbeiten hierzu berichtet. Ter "Antrag des Vorstands, eine Dresdner "ArchitDienstrnia mn der Ausarbeitung eines Planes ,'är die :ch das gar nicht mehr. "Man kann lagen, er beleidigt die Heiligkeit der Erinnerung. Tie Ltnnde. die ich uor dieser Madonna oerbrachte, gehört zu den glnckieligen stunden des Lebens, wenn man den eigenen Genutz nir Glück halten darf. Ich war allein. Um unch herum war alles still. Zuerst oer- enkte ich mich mit einiger "Anstrengung in mich selbst, danach "ing ck an. deutlich zu "ählen. wie die Zeeie sich wettete, wie i.' von einem erhebenden Gesilhl der Größe ergriffen wurde. Das Unbeschreibliche ivar kür sie daraeneilt. nnd sie war dort, wo man nur in den besten "Augenblicken des Lebens sein kann l e. Genius der reinen Lchonheil stand oor ihr Nur ;» reinen "Anaenbli ken Kommt hernieder er ;n uns. Bringt uns Hobe Offenbarung Die das Her; mit Legen füllt Und damit im ird'ichen Reich Un'er Herz ooni Himmel weiß, Läßt kr manchmal durch den Lancier Uns aus ferne Höben ichauen. Wenn er wieder von uns geht, Bleibt zurück als Liebesgabe lins ein Heller Abichiedsstern. Ten ain Himmel er entzündet. G'v begreife nicht, wie die begrenzte "Mglerei das Unmmek- iiche heroorbringe» konnte Vor den "Augen die Leinwond. au» ehr Gelichter, und das allcS auf einen kleinen Raum Mammen- gedrängt, und trotzdem alles nnsaschar, alles unbeschrankt. Und man komm: wirklich ans den Gedanken, das; dieses Bild in einem Augenblick oes Wunders enlNgnden ist. Ter Vorhang wurde auseinander gezogen und das Geheimnis oe-Z Himmels bot fick oem Auge des Mcnichen dar. "Alles ereignet lieh im Himmel. MeL icheint leer und nebelig. Aber das ist keine Leere und kein Nebel, ivndern eine stille, übernatürliche Welt, voll von Engeln, deren Anweicnlieit man mein sühli als nclil. Man kann lagen, das; alles, und selbst die LnP, sich durch die Anwesen heit der vor überschreitenden Himmelsuingsrau in einen reinen erngel verwandelt. Und Raffael bat wnnderickö» seinen Name» i.:' dem Bilde unter zeichnet. Unten, an der Grenze der Erde, gar einer der Leiden Enge! die sinnenden Angen in die Höhe ge richtet: ein ernster, tie'er Gedanke beherrscht das Klndergestcht. Llratzen und Wege und eines Bebauungsplanes bezw, Bor- entwnrfs für die gelamt« Anlage, sowie eventuell später auch mir der Bauleitung zu beauftragen, wurde einstimmig augenom- men und der erforderlich« Aufwand als Berechn»»gsgold ebenso wie di« Einstellung der ersten Baurat« im Boranseblag« für 1906 genehmigt. "Der Ausschuß stimmte weiter einhellig den vom Vorstand« der Versicherungsanstalt bisher befolgten Grundsätzen und Bedingungen für die Beleihung von Arbeilenoohnhäusern und von anderen Wohlsalirtseuirichtungen für die versiehe- rungspslichliae Bevölkerung, sowie den dazu gegebenen Erläute- rungen und Vorschlägen zu. In dem zur Beratung gestellten Voranschlag für das Geschäftsjahr 1906 i>l die BeitraaSeinnahme mit 15 Millionen Mark, der Zinseixrtrag mit 4160 000 Mk. eingesetzt. Die zu erwartenden Belastungen durch Renten und Beilragserslattiinae» sind aus 8 700 OGI Mk. und 963 0190 Mk. geschätzt. Jur die Durchführung deS Heilverfahrens sind 1 079250 Mark. 99 250 Mk. mehr als im Voranschläge für 1905. einge stellt. Der Voranschlag fand einstimmlge Genehmigung. —* „Was interessiert uns Deutsche an Marokko?" Lv lautete das zeltgemätze Thema, über das siel, gestern abend im Gewerbeverein der bekannte Jorschungs- reiseiide und -Schriftsteller Rudolf Zabel in einem fesseln den Vorträge verbreitete. Bei der Beurteilung der Bedeutung Marokkos für unser Tenisches Reich hat man zweierlei wohl von einaiidor zu unterscheiden: dieverkehrs pvlttijci>e Wichtig keit dieses an der Ltratze von Gibraltar gelegenen Staates und seine k v l o ii > a l politisch)« Bedeutung. Die erslere ist sehr groß, die letztere sehr gering. Nachdem durch die energische Lchntzzollpolitik der amerikanischen Ltaaten für "Deutschland >er Warenabsatz nach dem fernen Westen gleichsam mit einem Bretterzaun vernagelt worden ist. bleibt dem deutschen Handel in der Hauptsache nur noch die "Ausfuhr »ach dem fernen Lslen übrig. Bei der kontiiieittalen Lage des Deutschen Reiches ist aber nach diesen östlichen Zielen kaum ein anderer Weg gaug- var, als der aus den deul'chen Meeren durch den Aermelkanal und durch di« Ltraf;« von Gibraltar. Würden diese beiden nichtigen Wasserstraßen von den anliegenden Küstenländern England, Frankreich — Spanien, England, Marokkos für dentlche Schisse gesperrt, so wäre Deutschlands "Außenhandel mit einem Schlage unterbunden. Deutschland durfte daher nicht ruhig zusehen zu einem Vertrage wie "dem englisch-französischen, nach welchem dem uns noch immer feindlich und neidisch gegen- überslehenden Nachbarstaats Frankreich das Recht eingeränmt iverden sollte, sich in Marokko, dem verkebrspolttisch wichtigen Käste lila »de der Gibreiltarstratze, als Ni acht sestzufetzen, ohne daß Deutschland über diesen Punkt auch nur gehört oder um seine Meinung und Zustimmung befragt werde. Lolches soll bekanntermaßen nunmehr ans der demnächst znsamnieittretenden Konferenz von "Algeciras geschehen. Nach Meinung des Vor tragenden wird es sich aber ans dieser Konferenz keineswegs bloß inn Marokko bandeln: die marokkanische Irrige wird viel mehr nur als "Ausgangspunkt und als Vorwand dazu "»jenen, gewisse Machtverschiebnngen. die durch die ostasiaiisehen Kriege der letzten Jahre eingiNelen und und das europäische Gleich- aewiäu ein wenig gestört haben, nach Möglichkeit wieder aus- zngleichen. Wen» nun — wie auS dem Getagten hervorgebt — die verkchrspolitische Bedeutung Marokkos eine nicht zu über sehende ist, so ist von seiner kolonialen Wichtigkeit »m so weniger "Ansbebens zu machen. Das haben in jiingster Zeit zu ihrem "Nachteile besonders die Iran'-wen erkannt, wenigstens die ein sichtsvollen »Politiker unter ihnen. Vo» einer „iiönatratian imalt'igno", d. k. einer friedlichen Kolonisieruna, kann bei dem kriegeuleben, ansrnbrerischen Charakter der marokkanischen Bevöl- kening keine Rede sein. Frankreich müßte vielmehr sein ganzes Prestige in Gestalt einer ständige» starken Wafscnniachl in Marokko ins Jeid sichren, wenn es wirklich daselbst eine Machtlphäre und gewisse Hoheitsrechtc erwerbe» »nd behaupten wollte. Dies aber winde dem französische» Staate weit mehr Geld kvsteii, als de; koloniale Besitz Marokkos il»» je einbnnge» würde. Darum hat auch England i» dem erwähnten Beitrage so bereitwillig aut seine HoneitSrechte in "Marokko 'die es übrigens niemals oder doch nur gan; vorübergehend nnd in ganz beschränktem Maße besessen hat> verzichtet, und mehr nnd mehr blicht sich gegenwärtig i» Frankreich die Neberzengung »Bahn, daß man von England bei jenem Vcrlragsscl lnsfe wieder einmal fremidnachballich übers Olu gehauen worden ist. Daß i» der Tat in Marokko — z. Z wenigstens — keine Rosen zu pflücken sind, zeigte Redner nilt de, Lchildrriing einer von ihm vor zwei Jahren ins Innere vo» Marokko unternommene» Joochnngsreise, ans welcher er auch den Vorzug hatte, vom Sultan von Marokko in Audienz empfangen zu werden nnd von ihm Geleitsbciefe nnd zwei Lchutzsoldalen zu erhalten für die von ihm beabsichtigte und auch unter den größten Schwierigkeiten zu Ende geführte Erforschung des bisher topo- araphiich noch »ic aufgenoinmene» Hochlands des Tschebel Serhim. Das Reifen in Marokko ist lediglich im "Anschluß an Karawanen möglich: denn es gibt weder Eilenbahnen, noch lchisibare Flusse, noch fahrbare Straßen. I» den großen Städte» des Landes, wie in Tanger, dem größten Seehafen Marokkos, in Fez ijpr. FaSj, der heiligen Stadt nnd der Residenz des Sultans, r» dem rninen- reichen Alkazar, in der Hafenstadt Rabat nsw. sind wohl auch stattliche Bauwerke und sonstige Spuren europäischer Kultur zu finden: im übrigen aber machten das Land nnd seine Bewohner schaft durchaus den Eindruck des Unkultivierten und Halbwilden, Fruchtbar sind eigenttirh nur die Küstenstriche , die bannr- »nd waldlvsen Steppeniänder zeige» allerdings auch noch eine reiche Vegetation und wurden fich vielleicht als "Ackerland verwerte» lasse»: ganz nnfrnchlbar aber ist das Hochland des Atlasgebirges. - Tic mit zahlreiche» buntfarbige» Lichtbildern illustrierte» A»s- fübrnngen des Voltragenden, der überdies über einen sein satiri schen Humor verfügte, sanden begeisterten Beifall. — "Am nächsten Montag wird Herr Ingenieur Pieschel über das Thema: „Tic deutsche Stahl- nnd Eisenindustrie" Vorträgen. — „Biele Wenig mache» ein "Viel. — Vereinte Kräfte führen zum Ziel." Diesen uralten »Sinnspruch ^at sich der Zigarren- A b s ch n r t t - a in m e l - V e r e r n während seiner langen, 'egensreichen Tätigkeit zur Richtschnur dienen lassen. Zigarren- "Awchnitte nnd -Bänder, Flajchcnvlei, Plomben, Zinnfolie, Cham- vaaner- und Mineralwasser-Korke, auch Glühstrumpfaichc und Briefmarken, in Mengen zusammenaclragen nnd günstig ver wertet, liefern dem Vereine alljährlich die Mittel, um eine "An Ob nicht auch Raffael lolch ern Engel war. als er an seine Madonna dachte? Sei ein Kind, sei ein Enael auf Erden, um Zutritt zum Himmelsgelfeimins zu haben. Und wie wenig Mittel brauchte der Maler, um jo etwas hervorzubringen, was man nicht mit dem Gedanken erschöpfen kann. Er hat nicht für die Augen gemalt, die alles in einem Augenblicke und für einen Augenblick umfassen, sondern für die Seele, die um so mehr findet, je mehr sie 'ucht. An der Gottesmutter, die im Himmel schreitet, ist keinerlei Bewegung sichtbar, aber je länger man sie betrachtet, desto mehr scheint fie sich uns zu nahen. "Auf ihrem Antlitz ist nichts ausgedrückt, das heißt, aus ihm ist kein Aus druck des Begreiflichen, das einen bestimmten Namen hätte, sondern darin findet man in crner gewissen geheimnisvollen Verbindung alles: Ruhe, Reinheit^ Erhabenheit nnd Emp findung, aber An Empnnden. das schon hinausgeht über die irdische Grenze: eine friedliche, blerbende Emvfindnna, nicht stark genug, die Seelenrlarbeit zu trüben. In ihren Augen ist kein Blitzen — der glänzende Blick des Meirichen ist immer ein Zeichen »irr etwas Ungewöhnliches und Zufälliges: aber für sie gib: cZ keinen Zufall mehr, alles ist vollbracht —, sondern ein gewisses tiefes, wunderbares Dunkel, in ihnen ist ein gewisser, auf nichts Besonderes gerichteter Blick, als sähe er ins Uner meßliche. Sie hält nicht das Kind, sondern demütig und un- aezwnngcn dienen ihm ihre Arme als Thron. Und in der Tat, diese Gottesmutter ist nichls anderes, als der beseelte Thron Gottes, welcher die Herrlichkeit deS ans ihm Sitzenden fühlt. Und Er, als König des Himmels und der Evden, sitzt aus diesem Throne, Und in seinen Augen ist derselbe nirgend wohin gewcndelc Blick, "Aber diese "Augen leuchten wie B itze, strahlen mit jenem ewigen Glanze, welchen niclsts hervorbringcn oder verändern kann. Die eine Hand des Kindes mit der Macht des Allcrhalters stützt sich aus daS Knie, die andere scheint bereit, sich zu erheben und ansziibreiten über Himmel und Erde. Die, vor denen sich diese Erscheinung vollzieht, der heilige Sixtus und die Märlhreriii Barbara, sind gleichfalls im Himmel. Aus der Erde wird man das nie erblicken. Der Alte ist nicht in Begeiste rung, sondern voll friedlicher und glücklicher Anbelnng, lvie die Heiligkeit. Die heilige Barbara ist bezaubernd in ihrer Schön heit. Die Größe jener Erscheinung, deren sie.Zeuge ist. hat auch ihrer Gestalt eine aewffie auffallende Herrlichkeit gegeben. sohl arme, wurdlge Kräder ,u W-wvuchten mit Kleide«,, sochicheir, Wasch« und anderen nützlichen Drngen zu beschenke», auch werden viele arme. hris»bedursl^e gpmllien mit Bar- Unterstützungen bedacht, so datz di« gezaurte» Gaben de» Vereins alljährlich ca. 2500 Mk. betrag»». Vor 28 Jahren, als der Verein leine esammeltättgkcit begann, hatte wol)l noch kaum jemand daran gedacht, die unscheinbaren, wertlosen Zigarrenspitze«, die abgerissenen Kapseln von, Weinflaschen zu iammeln. und man kann wohl sagen, daß in diesem sinn der genannte Verrrn dah»- brechend gewirkt hat. Heule zählen die Wohltätigkeils^Lesell- schaslen. die sich mit dem Sammeln dicjer Dinge oesaffen, nach Dutzenden. Als im Jahre 1878 der Verein, der zu dieser Zeit nur aus einem kleinen Kreise bcsrevndrter "Familien bestand, seine erste Ehristbejcherung veranstaltete, waren eS zwe, Kinder, die glückstrahlend die damals noch recht bescheidenen Geschenke enlgegennahmen. Doch oon Jahr zu Jahr stieg die Zahl der Mitglieder, ivuchs die Menge der gesammelten Gegenständ« und nahm auch die Zahl der beschenkten Kinder und der Wert der Geschenke zu. Seit einer Reihe von Jahren bekommen all- jährlich 50 arme Kinder vollständige Kleidung vom Kopf bi- znm Fuß«: insgesamt haben bis jetzt über 700 Kinder beschert bekommen. Auch außerhalb unserer engeren Heimat ist daS Wirken des Verein- bekannt geworden. Zahlreiche Zuschriften und Ansragen über seine Einrichtungen sind aus allen Gauen des deutsche» Vaterlandes a» ihn gerichtet worden, ja sogar im AuSlande und jenseits des »Weltmeeres interessiert man sich für seine Bestrebungen. Birgt doch das "Archiv Zuschriften aus Buenos "Aires, Newnork, Japan uiw.. ja logar in Newyork gesammelte ZigarrenckAbschnitte kann der Verein heute aus- stellen, wie bereilö vor Jahren solche aus Japan. Es wurden disher inSgelaint gesammelt: Ungefähr 15 650 Pfund Zigarren- Abschnitte, 38 375 Pfund Meikameln und -Plomben, 17M Mund reine Zinnfolie, 420 Pfund Zigarren-Bänder. 150 000 Ltuck Cltzimpagiier-Korke, große Mengen alter Wein- und Mineral- waiser-Korke, Glühslrumpsasche, Briefmarken und vieles andere mehr. Für diese Gegenstände ist tue Lumme von annähernd 17 500 Mark erzielt worden, außerdem flössen der Kaffe noch bare Geschenke, sowie die Erträgnisse von Lommersesten in der Höhe von 8500 Mark zu. Mit z-tolz und Befriedigung kann der Verein aus die Erfolge seiner Tätigkeit zuruckblickew hat er doch den größten Teil seiner Mittel durch rastlbse Arbeit selbst aust cbracht, nur mit der bescheidenen Bitte, die mchrsach genannten, fast wertlosen Sachen zu sammeln, hat sich der Ver ein an die Oefsenliichkeit gewandt. Möchte doch diese Bitte immer mehr Beachtung finden, möchte in jedem Houslialt. in jedem Hotel, Restaurant und Kasino gesammelt werden, und insbesondere auch in den Schulen die "Aufmerksamkeit darauf gelenkt werden. —* In dem Bericht über die gestrige Protestversammlung der Breinereibesitzer und Gastwirte ist irrtümlicherweise als Redner Herr Rechtsanwalt Tr. Frcntag-Leipzig genannt: wie berichtigend mitgeleil» sei, handelt es sich nicht um den Leip ziger, sondern um den Dresdner Rechtsanwalt Herrn Tr. jur. F re »tag. —* Tie Resultate der Radrennen im Central- Theater, die gegenwärtig allabendlich stattfinden, werden von heute ab täglich in unserer Abendausgabe unter „Sport-Nach richten" veröffentlicht werden. —* Jiisvige eingelrelciicii FrvsttvetterS ist die Güteraus nahme n a cd S ch önprie s e» U m schlagspl atz init Aus nahme der für Lagerhäuser bestimmten Guter eingestellt worden. Rollende Güter werden misgehglten und den Absendern zur Versügnng gestellt. —* P o i i z e i b e r i ch t. 3. Jan. Angeblich aus Furcht vor Strafe erhängte sich gestern in der Altstadt eine 24 Jahre alte Schneiderin. — Am 8. Dezember vorigen Jahres ist aus einem Grundstück der Wiinterbergslraße unweit des Grnßcn Gartens ein ungefähr 9 Jahre alter, braun- und weiß- gefleckter, kurzhaariger Jagdhund, 60 Zentimeter hoch, gut genährt, abhanden geko m m e n. Etwaige Wahrnehmungen über oen Verbleib des Hundes werden an die Kriminal- abteiinng erbeten, — Wie bereits früher geschehen, wird noch mals vor sogenannten Ehilsern oder W e ch l e lg e ld s ch w i n d- lern gewarnt. Derartige Betrüger, die in letzter Zeit wieder ausgetreten sind, machen in Geschaffen kleine Einkäufe, bezahlen aber stets mit größeren Geldstücken, insbesondere mit solchen zu iO nnd 20 Mk. Nachdem das herauszugebende Gelb aufge zählt ist, suchen die Schwindler, ehe der Verkäufer dazu kommt, das in Zahlung gegebene Goldstück meaznnehmen, die Aufmerk samkeit des VerkänserS dadurch abznlenken, 'daß sie diesen durch Kausen verschiedener Kleinigkeiten beschäftigen, um bei Gelegen heit das anfgezähltc Geld, sowie das in Zahlung gegebene Geld an sich zu nebmen und sch'ennigst das Geichäft zu verlassen. Ter eine der Schwindler ist 20 bis 22 Jahre alt, mittelgroß, ichinäckstlg, bai dunkle Haare und ldickes Schnnrrbärtchen: der andere ist 35 bis 40 Jahre alt, 1,70 Meter groß, schmächtig, hat gleichfalls dunkle Haare nnd trägt einen auffallend langen Mantel. — "Am 29. v. M„ nachmittags 4 Uhr, ist unterhalb der Uebigauer Fahre der Leichnam eines nicht ganz ausge- traaenen K indes weiblichen Geschlechts ans der Eibe gezogen worden. Um den Hais war ei» Schnürsenkel geschlungen. Das Kind ist nach dem ärztlichen Benimd lebensfähig gewesen und der Tod durch Erdrosselung erfolgst Ta keinerlei Anhalt für die Ermittlung der Kindesmntter oder der Mörderin vorhanden ist, wird gebeten, sachdienliche Mitteilungen an die Ktsiininal- Abieilung gelangen zu lassen. . - * In dem Vorralsranme einer Fleischerei im 1. Stock des Hintergebäudes K u rf ü r st e n st r a ß e 39 Entstand gestern abend in der 12. Sinndc, durch einen defekten Schornstein ver anlaßt, ein Brand, durch deiz die Decke, ein Balken, eine Anzahl Gewürzsäcke, sowie Räncherstangen zerstört und eine Menge Wurstwaren beschädigt wurden. Die FeuerwHr ver mochte den Brand mit Hilfe einer Schlauchleitung vom Straßen- seucrhah» bald zu unterdrücken. —* Eine höchst erfreuliche Tatsache bestätigt folgendes uns zugegangene schlichte Schreiben: „Ich batte Gelegenheit, einer S i l v e st e r s c i e r in der König!. La n des o n st a l t .Hubertusburg beizuwobncn. Neun Eintritt in den che- maligen Svcffc'aal des Schlosses Hnbcrtnsburg >var dieser mit Kranken dickt eiesüllt und man iah lauter heitere Gesichter. Jeder "Aber die Schönheit des "Antlitzes ist menschlich, und zwar des- halb, weil aus ihm schvg ein uns verständlicher "Ausdruck liegt: sie ist in tiefem Nachdenken: sie blickt ans einen von den Engeln, als teile sie mit ihm einen geheimnisvollen Gedanken. Und in diesem finde ich die Hauptschönheit des Rassaelschen Bildes lwenn das Wort Bild hier am Platze isti. Wenn der Maler einen gewöhnlichen Menschen dargestellt i hätte als Zuschauer dessen, was ans seinem Bilde nur die Engel und die Heiligen sehen, dann hätte er gewiß seinem Gesicht den "Ausdruck staunender Begeisterung gegeben ldenn die »Begeisterung - ist von hier, sie reißt uns auf einen »Augenblick schnell und un- erwartet von dem Irdischen loss, oder er hätte ihn dargestellt, : aus die Erde geworfen, seine Schwäche nnd Nichtigkeit geltehend. > "Aber der Zustand der Seele, die schon die Erde verlassen hat : und des Himmels würdig ist, ist ein tiefcS, bleibendes Gefühl, ! erhoben nnd verklärt durch den Gedanken, welcher in die Ge- i heimnissc des Himmels eingedrungen. — ist das stille, nnwandei- > bare Glück, das in dev beiden Worten liegt: ich suhle und ich : weiß. Dieser glückselige Gedanke beherrscht alle Gesichter des > Rassaelschen Bildes sselbstverständlich außer denen des Er- , löscrs und der Madonna). "Alle sind in Nachdenken versunken. - auch die Heiligen nnd die Engel. Es ist, als ob Raffael die - böchste Bestimmung der menlchlichen Seele darstellen wollte. , Ein einziger Gegenstand in seinem Bilde erinnert an die Erde. > die Tiara des Sixtus, die er an der Grenze dieser Welt gc- : lassen hat. Das war's, was ich in scnen glücklichen Augenblicken ge- > dacht habe, die ich vor der Madonna Raffaels verbrachte Welch' > eine Seele gehört dazu, um solches hervorzubringen! Der arme f Müller! Er soll, wie inan mir gesagt hat, im Jrrenhanse ge- t storben lein. Jst's z» verwundern ? Er verglich seine Nach- > ahmnng mit dem Original, und der Gedanke, das; er da? Große > nicht ersaßt, daß er es verunstaltet habe, daß es für ihn ,m- > erreichbar wäre, hat ibn getötet. Und in der Tat, mail muß: entweder ohne Urteil oder ein Maler ohne Seele sein, nm sich ° zu exdreisteist diese Madonna zu kopieren. Ein einzige? »Mal ' wurde der menschlichen Seele eine solche Offenbarung: nie k wieder!
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