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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.08.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030807021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903080702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903080702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-07
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
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An kilndiauiiaen aut der Pnvalleite Beile ur Pia i die Livaltiae Beue al» „tz,n attandt' ober aut TerNeite !>u P>,, Un Nummern nach «Laim iind grin laaen l de» Lipalliae Lrnnd-eilei, 3a. « bc» so »nd so Pta nach b, londerein Dari- Audtvärllae Aui liaac liur aeaen PorauSbe-ablni-a Beiesdlatter werden inil wDa. bcrechiicl. Jernlvrechanichluß: «Mt 1 Rc. U und Ar. SO»«. rurim«-«». c«»°!!s Rr.2I7. Smkli Neueste Dtahlver>chke. Hosnachiichlen, Oiesinm des Landl,igs>uayl>echis, Verband der slädttschui Hans- und Grundbesitzervcreine. Vogclwicic. Gerichisveihandlittigeil. ..siarl Fndlcr". rvrcilao, 7. -lugnst LW3. Neueste Drahtmeldmigen vom 6 August Cadinen. Die Kaiserin machte Keule irük mit de» Primen August Wilhelm und Oskar, svwie ihrer Umgebung eine Mündige Dampferfahrt durch den Krassolkanal in die Nogalmüii- düng und passierte hierbei von der Ueberichwemmuiig betroffene Außenländereien des NiedemnaSgebietes. Plauen. Der „Bogtl. Am." meldet: Heule srüh hat ein Großseuer einen Teil der vierstöckigen Geivellcben Papierfabrik hier vernichtet, der Schaven ist belräcbttich. Der Betrieb ist nicht gestört. L > chtcnselS, Der 6 Uhr -10 Minuten früh hier cintresscnde Schnellzug Hof—Würzburg ist bei der Einfahrt m den hiesigen Bahnhof entgleist. Die Maschine, der Gepäckwagen und ein Personenwagen erster und zweiter blasse wurde» aus dem Gleise ae'clxleudert. Mehrere Personell sind unerheblich verletzt. Der Perkehr war mehrere Stunden gesperrt. Paris. Hiesige Blätter melden aus Koirstantinopcl, das; der dortige sranzösttche Botschafter die Pforte »in Aufklärung über die angebliche Besetzung der in der französischen Einfluß sphäre liegenden, O a s e Bilma im Hinlcrlaiide von Tripolis ersucht habe. Die türkische Regierung habe erwidert, von einer solchen Besetzung nichts zu wissen: jedenfalls würde sie gegen den Befehl der Pforte erfolgt sei». Privas (Dep. Ardächcj. Bei der Abreise der Kloster- schwcstcrn von Jsscrrlös stürzte ein Wagen mit zwei Nonnen in eine Schlucht. Eine Nonne wurde gelötet, die andere lebens gefährlich verletzt. Lori ent. Gestern abend veranlaßte» hiesige Ausständige Ruhestörungen. Als sie die Schaufenster von Kauflcuten zertrümmerten, schritt Militär ein Dasselbe wurde mit Steinen beworfen. W daß Kavallerie genötigt war, die Menge mit flachen Säbelhieben zu vertreiben. Etwa 30 Personen wurden verhaftet. Die Ruhestörungen dauerten bis nach Mitternacht fort. Malaga. Hier kam cs gestern zu Ruhestörungen vor einem Privathause, an dem ein Transparent mit der Inschrift: „Es lebe der Papstkönig!" angebracht war. Die Menge warf unter Hochrufen auf Italien und Garibaldi und Schmährusen gegen den Papst die Fenster des Hauses ein. Der Prüfest ver- amaßte die Beseitigung des Transparentes und ließ die Menge -usemanderlreiben. London. Der „Standard" meldet aus Newvork: Man hat outtl'ch varlauteu lasten, Rußland beabsichtige, das ameri kanische Geschwader im nächster: Jahre zu einem Besuche von Kronstadt einzuladen. London. Einer Meldung des „Tafln Chronicle" aus Daw- son sbrstisches Gebiet am Nukanflußj -»folge machte der Eilt- decker des Goldfeldes bei Klondnke setzt eine» reichen GoIdsund >n der Gegend des Pcllyflusses. Die vorhandene» Goldincngen icheinen bedeutender zu sem als bei Klondnke. Ein wilder Ain- bruch nach dem Gebiete findet statt. — Wie dem Blatte weiter aus Biciona iBritisch Eolumbial gemeldet ivird wurden in der Nähe »on Port Simpson, der beabsichtigten Endstation der neuen Grenz-Trunk-Pacisic-Eisenbahii, große Kohlenlager cnideckt. Knnstontinopel. Neber die Voraänge in Makedonien 'ind zahlreiche Gerüchte im.Umlauf, welche die ohnehin schon Inn- rciäieiid ernsten Vorfälle maßlos übertreiben. Deshalb sei icst- gesiellt, daß außer den gemeldeten Mitteilungen der Pforte keine weiteren Nachrichten vorlieqen, auch ans den hiesigen diploma- tischen Missionen keine. >vas auf zahlreiche Störungen der Tele- grgphenlinien zurückzusnhren ist. Oertliches «nd Sächsisches. Dresden. 6. August. —* In aller Stille beging gestern. Ihrem Wunsche gemäß, die Königin-Witwe Carola ihren 70. GebnrtSlag im Königlichen Palais in Vorstadt Strehlen. Mehrere Villen im Orte iiugen Fahnenschmuck. Am Vormittag nahm Ihre Majestät, wie ichon kurz gemeldet, die Glückwünsche der Damen des Dienstes, flia» Oberhosmeisterin v. Pilugk. Exzellenz. Palastdame Exzellenz v. Minckwitz, geb. Gräfin Einsiedel, Hcndamcn Gräfin Neiittner v. Wehl, Frl. v. Nauendorff. Frl. v. Abeken, sowie des Herrn stammcrherrn v. Mekicb entgegen. Zur Abstattung der Glück wünsche der königlichen Fami.lre langte um II Uhr in Begleitung seines ältesten SobneS Kronprinz Friedrich August zu Pferde — Prinz Georg ans niedlichem Pon» — gefolgt von meh- reicn Offiziere» und erwartet von de» beide» voiher aagelanglen jüngeren Piinzen Fiicduch Christian und Ernst Heinrich, in Strehlen an. Gleichzeitig mit seiner Gemahlin war .^err General der Insanterie z D., Geiieralavnltaiii des Königs. Exzellenz v. Minckwitz. zur Gratulation empiange» worden. Weiter empfing II»c Maiestät: die Vcrtreinng der Innigliche» Hoscharge», Herren Kännnerer v Schimvis, Generannaior, General a In miitn des Könias. d'Elia. »nd Oberlwsiägermeister Freiherr von den« Bnssche- Slrelidorst. die Vertretung des Alberivereins. Exzellenz Gencrnl- leurnam z. D. Ntüller v Berneck und Freifrau v Hausen, den Verircier des FranenvereinS, Herr» KonslUorial-Präsidem v. Zahn, »nd die frühere» Hoisränleins v. Borries und o. Ovoel. — Ter Rat der S>ad! Leipzig iandie anläßlich des Geburtstages salgendeS Telegramm: „E>v. Maseiläl gedealt der zur Plenarsitzung versammelte Rat der Stadt Leivzig am heutigen Tage in dankvnrer Verehrung und bittet, ieine clnertneligneii istlnckivüiilche eiilaegennehme» zu wollen. Gott segne und schütze Elv. Maiestät! Dr. Tröiidtt»." —* Priiiz und Prinzessin 2 ohann Gcorg sind heute vormittag 11 Uhr 12 Minuten aus Zandvoort wieder hier cin- aetrvssen und begaben sich nach der Sommerwohnung in Obcr- loschwitz. ^ —* Die ,,S ä chs. Nation allibcr. Korrcsp." äußert sich jetzt endlich zu dem von Vertretern der nativnallibcralen Partei in Leipzig gefaßten Beschluß, an der vv" der Regierung angekündigten Vorberatung zur Reform des Landtags wahlrechts nicht teilnchmc» zu wollen, und sucht die von allen Seiten gcmißbilligte Erklärung dieser Vcrtrctervcrsammlung zu nächst dadurch in ihrer Bedeutung abzuschwächen, daß sie be- hauplct, es handle sich hier überhaupt nicht um definitive Partei beschlüsse. Die Korrespondenz schreibt, daß man die Bedeutung dieser unter Mitgliedern des Vorstandes des Laudesvcrcms und der Landtagssrastwn staltgejundcncn Besprechung nicht richtig eur- geichätzt hat. „Erst sehr spät" — so fährt sie wörtlich fort — „ist der sehr richtige und maßgebende Gesichtspunkt betont worden, daß ein dre Partei bindender Beschluß überhaupt nicht vorliegt. Was bei dieser Besprechung herausgekommen ist, beschränkt sich lediglich ans eine Empfelnung, „daß Mitglieder der n.ationalliberalen Partei, vor allem solche, welche Mitglieder des Landtages seren, der etwa an sie ergehenden Einladung zur Teilnahme an der geplanten Versammlung nicht Folge legten." Das ist nicht ,ruv: formell, sondern auch mweriell etwas ganz anderes, gls wenn der Beschluß geiatzt worden wäre, daß die Mit glieder des Landcsvereins und der Landtagssraktton sich an der von der Regierung einberusenen Versammlung überhaupt nicht beteiligen dürften. Jetzt ist es in das Ermessen jedes einzelnen etwa geladenen Parteifreundes gestellt, ob er den Rat vom 20. Juli besvlgen will oder nicht." — Des weiteren läßt die genannte Korrespondenz in ihren Aiissübriingcil erkennen daß auch sic trotz aller Verwahrungen eine Milarveit der Nativnalliberalen in weit bestimimcrer Form wünscht, als man nach dem Leivzigcr Eommuniaw' vermuten konnte. In dein Artikel beißt cs nämlich werter: „Nack der ersten Ankündigung im .Dresdner Journal" vom 1-1. Juli sollte diesem „Beirat" nicht nur das „Material" für eine Landtaaswablreform. sondern auch „for- ! muüerte Vorschläge" unterbreitet werden. Es liest sich also mit § Bcstimmtheit voraussehen, 1 daß über die Reformbedürnigkeir des Wahlrechts, nachdem diese durch die Recnerung schon nnzweiscl- hasr anerkannt ward, estr großer Meinungsstreit nicht mehr ent brennen würde, obwohl es an Gegner» nicht schien konme. und 2. daß die Verhandlungen m ganz bestimmte Rahnen einaelenll. nämlich sich ausschließlich auf die „Vorschläge" der Regierung konzentriert hätten. Dieser von der Einberustrin vcrwlgte Zweck lick sich aber >» der Versammlung nur durch den Verzicht aus weitergehendc Erörterungen erreichen. Somit mußten die Bc- ratungev immer sehr einseitig bleiben. Eine solche Einseitigkeit liegt cbe»iowe»ig n» Interesse des Volkes, als insbesondere der nationalliberalen Partei. Diese hat stets ihren histornchcn Berus in dem Ausgleich aller twlitischen Klassengegensätze gefunden, und muß desbalb auch bei einer so eminent wichtigen Frage, wie es die der Wahlrechtsänderuna nun einmal ist. Gewicht darauf legen, daß die unverkennbar vorhandenen Gegensätze offen und ehrlich bekannt und berücksichtigt werden. Dazu kätic die Noiabelnvcr- samminng nicht genügend Raum geboten, wenn anders sie nicht von vornherein zur Rcsttltatlosigkeit verurteilt werden iolltc. Alan braucht ja nur in.unseren eigenen Reihen Umschau zu halten, uni seslzustellen, daß die Meinungen über den Weg z>ir Reform gar lehr ausciuandcrgchcn, und daß cs jciiic große Schwierigkeit Hai, alte Vorschläge zu enicm einzigen prakiiichcn Plane zusammen nr sauen. Dafür haben ja selbst die Beratungen am 26. Juli die Bestätigung erbracht. Gerade deswegen ist es nicht ohne Be deutung, dag die Leipziger Kannrcnz der Partei als solcher voll- fvminen srcie Hand geraffen Hot. wie sie ihre Reformiocei, z»r Berwirktichung bringen will, um jo mehr, als kaum a»zuinchm-m isr, daß der neue Plan der Regierung mil dem von der Parier in der nächsten Geueralversammffrng zu beschließende» völlig über- eiiislimmen würde. Es führen aber mehrere Wege nach Rom . . . Leider ist keine Aussicht vorhanden, dag die Regierung mit ihrem neue,, Plaue vor den Wahlen au die Oeisentlichkcik tritt. Uni so mehr fällt der nationalliberalen Partei die Ausgabe zu. ihrer scils alles ffir die Einffihruug einer verständigen Wahlrcchts- änderuiig zu tu». Wein, die Sozialdemokratie, die ia stets eine Gegnerin des jetzigen Wahlrechts gewesen ist, in dem über das ganzc Land dieser Tage verbreiteten Flugblatt das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht mir dem proportionalen Wahlmodus fordert, so muß auch unsere Partei sich für eine bestimmte Wahlrechtsreform erklären. Tazu ist die kommende Generalversammlung anser'chc» " —* In der heutige» Sitzung des 2b. Verbandsiages des Zentralvcrbaiwes der städtischen Haus- »nd Grund besitzer-Vereine Teurschlands erstattete zunächst der Vc,- bandsdirektor Stadtrat Hartwig lDresdenj Bericht über die Tätigkeit des Zcntralverbaudes. Der Redner bezcichncte cS als notwendig, daß di- Hausbesitzer in den Stadtverwaltungen Ein flug gewmncn Im weiteren sei es notwendig, die verschiedenen Angriffe zuückzuweisen. Es sei bedauerlich, dag selbst Männer der Wissemchatt. wie Professor Tr. Barth in Erlangen, den Mit gliedern des Zcntralverbaudes den Vorwurf machen, sie hätten nur das Bestreben, die Mieter zu terrorisieren Schon vor längerer Zeit haben einige „irrende Sozialpoiitikcr", ganz besonders die Professoren Schmollcr und Wagner gegen den Zcntralvcrbaud Verdächtigungen erhoben. Er werde bei den Herren anstagen, ob sie noch heule aus ihrem Standpunkt stehen, eventuell werde, er sich mit den Herren auseinandersctzcn. Er habe gestern schon erwähnt, dag die Mitglieder des ZentralvcrbandeS die Entschei dung des Reichsgerichts, wonach den Hauswirten das Recht zu- slchc, unbemittelten Mietern die letzte Habe zurück zu behalten, mit voller Entschiedenheit verwerlen. Er habe diese Ansicht des Zentralverbandcs in der „Deutschen Jurlsien-Zeituirg" veröfscnl- ttcht. Tex Redner wandte sich ferner gegen die staatliche bezw. städtische Unterstützung der Baugenossenschaften an Orten, wo keinerlei Bedürfnis dazu varlicgc. Wenn das so weiter gehe, dann werde der Zenlralvcrband den Kapitalisten raten, nicht inchr Arbeiterbäuser zu bauen, da sie alsdann infolge der gewaltigen Konkurrenz der Baugenossenschaften dabei nur ihr Geld verliere». Der Mieierverband wolle ebenfalls in diesem Jabre seinen Verbandstag in Dresden abhaltcn. Als der Mielervcrbaird histkr, dag der Zciitralverband der Hausbesitzer in Dresden seinen Ver- bandstag abhalte, so habe der Rat der Stadt Dresden eine Zu schrift erhalten, in dem der Mieterverband ersucht, ihm ebenfalls einen Saal zur Ver-sügung zu stellen und ihn zu empfange». Der Zentralvcrband Hube im übrigen mit deni Mieierverband keinerlei Differenzen. Im Gegenteil, cs gebe eine Reihe van Berübrungs- punkten. Ter Mieterverband könnte in Gemeinschaft mit dem Zciitralverband der Hausbesitzer-Vereine gegen die hoben Gc- r chtskosten. insbesondere bei Exmissionsklagen und auch gegen di: scharfen Beffimmunge» des in Aussicht stehenden Wohnunac- AiffsichtL-Geietzcs ankämvfcn. Das Wohnungs-Aufsichts-Gcietz imile dem Mieter zu. fonan für seine Wobnung zwei» bis dreimal mehr als bisher auszugcbcu. — Nach ivciterer Erörterung wurde der Jahresbericht genehmigt. — Es folgte die Fortsetzung der gestern unterbrochenen Besprechung über die Hovotbckenversiche- rung. Rcchtüanwalt Dr. Eddelbüttel lHamburgl machte der Kommission den Vorwurf der Untätigkeit. — Geh. Kanzlcirat Jäbne lLeipzigl pflichtete dein Vorredner bei. die Kommission sollte ganz beionders die Versicherung zweit- und drittttelliger .Hypotheken ins Auae fassen. — Rentier Daber lBerlinl: Er müsse doch die Vorwürfe gegen die Kommission mit Entichiedcnlieit, zurückwciscn. Die Aufaabe, die die Kommission zu erledigen habe, sei nicht leicht. Das Schlimme sei, daß die Pfandbrief-Institute nur eine sehr bc- scbrävktc Belcilningsprenze haben. Deshalb seien die meisten Hausbesitzer, ganz besonders in Berlin, genötigt, eine zweite Hy pothek anfzunehmen. Tie Hausbesitzer wenden sich deshalb lieber Kkinst und Wissenschaft. RefidtNjtheoter. An Tiefe de» Eindrucks, an Stärke des Erfolges überlras die Aufführung des Schauspiels „Karl Fied ler" von Richard Temmler die der Kleinstadt-Komödie .Das Alter" um ein ganz Erhebliches: cs war ohne Frage ein entschie dener Steg, freilich wobt nur ein theatralischer, der sich in zahlreichen Heworrusen der Hauptdarsteller und des Herrn Georg Zimmer- ma»n. der stürmisch applaudiert wurde, äußerlich kundgao. Ein theatralischer Erfolg. Den» di« Mittel, mit denen Richard Temmler l» den fünf Aufzügen seiner Armelcut-Tragödic arbeitet, schmecken arg „ach .Theaterer". so fein und lebensvoll an und für sich das Milieu beobachtet und wiederyegebcn ist. Hierin, in der kicheren Tuichorbeitung des äußerlichen Drum und Dran, scheint überhaupt die Stärke der Autoren des Sächsischen VolkSlheaters zu liegen: Paul Quensel. wie Richard Temmler wenigstens bieten auf diesem Gebiete Einwandfreies. Dagegen lahmt vor der Hand bei beiden noch die sichere: temperamentvolle Szenenführniig empfindlich, der dramatische PulSschlag gerät immer wieder ins Stocken und die vsvchologtsche Mvtwtewng läßt alle Feinbelten vermissen. Das gilt Vor allem von den ersten Alten des „Karl Fiedler", dem die Nähe der .Weber" und dcS „Fuhrmann Henschcl" im Prestige zunäckst nicht imbelräcbtllch schaden. Der feinere Poet in der dramatische» Verwer tung des Heroischen im Alltagsleben isr freilich Gerbart Haupt- mann. der ja der Kunst in seinen ersten Stücken dieses neue Amerika gewann, um die große Schönheit der Arbeit, die Helligkeit des Elends zu predigen. Er hält sich vor allein frei von jedem allzu Konstruierten, einem Fehler, in den Temmler bei der Schilderung van Situationen und Menschen nur gar zu leicht verfällt. Das Leben schleift — das muß immer wieder gesagt werden — die Gegensätze ganz anders ab. schafft llcberaängc und vermittelt die Extreme wesentlich anders, als eS uns die Vertreter des Naturalis mus glauben machen wollen, die in der Häusung dcS äußerlich Traurigen die Tragik suchen. Das „große Mitleid mit der Masse". baS lediglich dir sozialen Bedürfnisse und Ideale nnsereS Zeitalters mit unwiderstehlicher Berrdtsamkeit schildern will, verführt eben zu allerhand Ungerechtigkeiten und Einseitigkeiten. Hauvtman» wußte sehr wohl, was er tat, als er seine „Weder" in dre Zeit der Itter Jahre verlegte, um die korrekte historische Unterlage für seine Szene» aus der Tiefe des schlesischen Volkes zu gewinnen Ob die tatsächlichen Voraussetzungen sin die Vorgänge in „Karl Fiedler" heute noch stimme», das steht bei Herrn Karl Temmler: für die künstlerische Bewertung seiner Arbeit ist die Frage belanaloS Daß das Werk als ei» dramatischer Versuch von hoher Beachtung, als eine starke Talentprobc zu gelten hat. beweist der beste Akt des Schauspiels, der zweite, der auch psychologisch das Reifste bietet, was der Autor, der hier sich als ein Dichter vo» feiner Witterung für die geheimnisvollsten Regungen der Seele offenbart, über haupt z» ^eben hat. Daß rein technisch manches an dem Fünf akter — wamm viele entsetzliche» Längen in Akte», die doch schließlich nur in die Breite gegossene einzelne Szenen sind? — noch nicht ganz einwandfrei ist, braucht dabet nicht verschwiegen zu werden: cS hat nicht allzu viel zu sagen. Der sichere Blick für die Oekonoinle des Stoffes läßt sich ja doch nur auf der Bühne lernen; ehe ein Dramatiker nicht häufig »ausgcffihrt" ist, wird er — wenige Ausnahmen natürlich abgerechnet — nie wisien. wie er die Szene handhaben muß, um treffsichere Wirkungen auch mit kleinen Mitteln zu erzielen. Aninngs tu» die Herren des Guten gern zu viel, wie natürlich auch Karl Temmler, der in der erdrückende» Fülle der Geschehnisse, die er ans die Szene bringt, die Fädigkeit, sich zu konzcittlieleir und klug leine sein studierten Wirknnge» zu steigern, nur gar zu leicht verliert. — Gespielt wurde das Schau spiel vortrefflich. Mit höchster Auszeichnung ist vornehmlich der stimmungsvollen Regie des Herrn Georg Zimmer mann zu gedenken, die mit lebensvoller Echtheit für die Inszenierung des Stückes bis ins kleinste Detail überzeugend gesorgt hatte. Die erzgrbirgische Mundart wurde virtuos gebandbabt. der dekorative Rahmen, der von William Eckhart in Chemnitz herrührte. ließ an Treue nichts zu wünschen übrig. Von den Haupt darstellern nahm sich in erster Linie Herr Richard Engelhardt mit größter Hingabe des Karl Fiedler an, der allerdings eine im höchsten Grade dankbare schanspieicrische Ausgabe bedeutet. Neben ihm bot Herr Max La » da als Fabrikbesitzer Aurich die inter essanteste schauspielerische Leistung des Abends. Die übrigen Mitwirkenden, von denen noch die Damen Elle Sleinbera und Mila Krause, sowie die Herren Willy Willig, Waller Flscher- Ackten. Georg Krönina und Otto Conradt namentliche Hervor hebung verdienen, muffe» sich mit dem summarischen Lobe be ringen, ihr Möglichstes für das Gelingen und den Erfolg der 'ufsühmiig getan zn haben. Den einhelligen Bemühnirge» des Ensembles ist wohl auch in der Hauvtsache der große und nach- hnllfsse Eris'.« zn danken, der sich nicht nur. wie schon erwähnt, i» zahlreichen Hervorrufen, sondern auch in der tiefgehenden Be wegung äußerte, die an den Aktschlüßen durch oaS sichtlich Interessierte Publikum ging. TV H* Heidelberg. Gestern, als cm Vorabend der Een teil arfci er der Univcrs'tät fand in der Ltadrhallc ans dein Jubiläumsplatzc ein Festmahl statt, an welchem der Großherzog, die Großberzogin, der Erbgrotzhcrzog und die Erbgroßhexzoaiu und die Spitzen der Behörden tciliiahmcn. x.bcrbüi'geri»cister Wrlckcns hielt die Festrede. ff* Der frühere Chefredakteur der „Allgemeinen Zeitung" in München, Petzet, ist in Anerkennung seiner hervorragenden Tätigkeit auf literarischem Gebiete zum Ehrendoktor der pliilo- sophilchen Fakultät der Universität München cruaiiitt worden. Vermischtes. Vor einiger Zeit ging die Mitteilung durch die Preise, daß », einem für den Schiilgevrauch bestimmte» Liederbuch die erste Strophe des Liedes: ,Jn einem kühlen Grunde." folgender maßen verhunzt war: „In einem kühlen Grunde, Da geht ein Mühlenrad. Mein Onkel ist verschwunden, Ter dort gewöhnet bat." Jetzt ist es nun gelungen, die z» diesem Onkel gehörige Tante ausfindig zu machen. In den vo» Marianne Navcau herausgegebenen Spiclliedcrn für Kindergarten »nd Familie tTongcrs Taschenalbum Band lG präsentiert sich aut Seite 76 folgendes „sittenrcin" umgedicbtetes Volkslied: „Kommt ein Vogel geflogen, Setzt sich nieder aut me!»' Fuß. Hat ein Briefchen rm Schnabel, Von der Tante ein' Gruß." * Das Armband Maximilians. Während dcS Be suches des Königs von England in Irland wurde ein prächtiges Armband viel bemerkt, das Eduard VII am linken Handgelenk trägt. Der König trug dieses Schmuckstück schon, als er noch Prinz von Wales war. Mau erzählt nun, daß dieses Armband eine Rcliyuic ist, die von cincin schrecklichen historischen Drama
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