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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050322012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905032201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905032201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-22
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.03.1905
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fiHrung den »ollen Beifall de» König» fand, erfolg!« die Weiter» fahrt jum Besuch der K ö n ial. P o rz e 1 l a n in a » u s a k tu r, woselbst er von der Administration. Herren Kommerzienrat Gesell und Oberbergrat Dr. Heinde, empfangen wurde. Erster« hielt di« Begrüßungsansprache, dir mit einem begeistert ausgenommenin Hoch auf den König endete. Nach Borstellung der AbteilungSvorstäude. sowie einiger hervorragender Künstler u«td Arbeiterveteranen begann der Rnndgang durch den Haupt hof, woselbst da» Arbeiterpersonal — etiva 700 Kopse — zur Huldigung versammelt war, nach den einzelnen Ateliers und Werkstätten, um in dem groben Malersaal zu enden, wo die zur Erneuerung de» „Fürstenzuges" hergestellten wetterbeständigen Gemäldeteil« — soweit sie k»S jetzt vollendet sind — vorgeführt wurden. — Unter lebhaften Hochrufen der Arbeiter und samten verlieb der König die Manufaktur, nachdem er Herrn Kom merzienrat Gesell und Herrn Oberbergral Dr. Heintze mit dankenden Worten seine Anerkennung ausgesprochen hatte. — An die Besichtigung der König!. Porzellan-Manufaktur schloh sich ein Besuch der Deutschen Iut«sabrik an. Hier wurde S«.Majestät von dem Generaldirektor Kommerzienrat Bergmann empfangen, welch« die Führung durch die Web- und Spinnsäle übernahm. Da das betäubende Geräusch, welches die zur Jute Verarbeitung dienenden Maschinen durchweg verursachen, eine Erklärung des FabrikativnSprozcffes innerhalb der Fabrikräunic unmöglich machte, tvar ein« Kollektion von Maschine», Zeich nungen, Rohmaterialien, Halb- und fertigen Fabrikaten in allen BcrarbeitnngSsladien im Freien ausgestellt, die zur Illustration der von Herrn Kommerzienrat Bergmann gegebenen Erläuterung dieses Zweiges der Textilindustrie diente. Der Rnndgang endete am zweiten Fabriktore! auf der dorthin führenden Straße bildete die uniformierte Fabriksenerwchr Spalier. Anschließend hatten sich in ztvei Gliedern die Beamten der Fabrik und weiterhin samt lich« 25 Jahre und länger daselbst tätigen Arbeiter und Arbeite rinnen ausgestellt, letztere in Stärke von etiva 60 Köpfen, die samt lich vom König mit einigen huldvollen Worten ausgezeichnet wurden. Der König schritt alsdann die Front der Feuerwehr ab. sprach Herrn Kommerzienrat Direktor Bergmann seinen Dank und seine Anerkennung ans und verließ, begleitet von den Hochrufen d« Arbeiter und Arbeiterinnen das Etablissement, um lich in die Vereinigten Graba- und Schreger- Werke zu begeben, deren umfangreiche Gebäude außen und zum Teil auch innen reich mit Girlanden, Hahnen und Kränzen dekoriert waren; vor dem Haupt eingange hatte eine Büste des Königs inmitten herrlicher Blumen arrangements Aufstellung gefunden. Hi« wurde Se. Majestät von dem Direktorium, den Herren Zucker, Schreger und Wau rich, empsaiiaen. Letzterer begrüßte Se. Majestät mit folgenden Worten: „Ew. Maiestät wollen gnädigst gestatten, daß ich namens der Aktiengesellschaft für Kärtonnagcn-Jndustrie als der Inhaberin der Vereinigten Graba- und Schreger-Werke die große Freude darüb« ausfpreche, daß Ew. Majestät geruht haben, bei »em Besuch der altehrwürdigen Marckarascii- und Blschossstadt Meißen den Schritt mich zu unserer Arbeitsstätte zu lenken und deren Tätigkeit die allerhöchste Aufmerksamkeit zu widmen. Es werden hi« mit Hilfe sinnreich konstruierter, in linieren eigenen Werkstätten erbauter Arbeitsmaschincn von tausend fleißigen und geschickten Händen alljährlich viele Millionen einzelner Metoll- teüc geformt, dekoriert und zu abermals Millionen von Dosen und Gefäßen zusaminengefügt, die als sächsische Metalle,nballagen lnmttisgelwit in die ganze Welt. Ihre Blüte verdankt diese Industrie dem segensreichen Frieden, dessen sicherste Olewähr wir in dem hoben Interesse erblicken, welches Ew. Majestät, wie der gesamten sächsischen Industrie, so auch unserem Unternehmen darbr>ngen. Wir danken Eiv. Majestät hierfür von ganzem Herzen und bitten untertänigst, di« uns in dieser Stunde bc- wiefene huldvolle Gesinnung auch fernerhin zu bewahren." Der König dankte für die freundliche Begrüßung, ebenso für ein Bukett, welches das Töclsterchcn Marie des Direktors Herrn Zucker überreicht lxitte und trat den Rnndgang durch die Fabrik unter Führung des Herrn Direktors Waurich an. Dieser zeigte den snstematischen Arbeitsgana bei der Anfertigung von Blcch- cmlaÜLgen und ließ vor den Äugen des .Königs eine künstlerisch ausgestattete Blechdose mit dem wohlgetroffenen Bildnis des Königs auf der «inen und einer Ansicht der Wbrechtsburg auf der anderen Seite in mehreren taufend Exemplaren zur Erinnerung an den königlichen Besuch anfertigen. Einige dieser Dosen wurden, mü Konfekt genullt, als Angebinde für di« königlichen Prinzen überreicht und dankend angenommen. Inzwischen batten sich die gesamten Arbeiter, etiva 700 Mann, im Fabriks-ose ausgestellt: beim Abschiede Sr. Majestät brachte einer der Werkmeister ein Hoch aus den König ans, in welches alle Anwesenden begeistert cinstimmten. — D« König fuhr nunmehr nach dem Nathanse zurück, um dort das von der Stadt angebotenc Diner einzu- nchineii. Zur Rechten S-r. Majestät säst Se. Exzellenz Herr Minist« d. Sevdctoitz, zur Linken der Bürgermeister Herr Dr. Ay. — Während des Diners versammelten sich die Meißner Gesangvereine vor dem Ra-chause, um mit ein« Serenade dem König ihre Huldigung darzubringcn. Wenige Minuten vor Beginn der Gesänge trafen die beiden ällesten königlichen Prinzen in Begleitung ihres Militärgouverncurs, des F-reihcrrn O'Byrn, mini« des Leutnants Freiherrn v. Humbracht. zu Wagen von, Bahnhofe ein, um auf Wunsch ihres königlichen Vaters der Serenade und der Illumination der Albrechts- burg bcizuwoknen. Die Menge lwtte sich ans dem Markte so dicht zusammengcdrängt, daß der vrinzliche Wagen mir im Schritt mit allergrößter Mühe bis zum Rachmise durchdringen konnte. Di« Prinzen wurden mit nicht endenwollendem Jubel und stets crneucten Hochrufen empfangen und mußten sich, dem stürmische» Verlangen der Menge nachgebend, mit ihrem königlichen Vater un gezählte Male am Fenster des Rathauses zeigen. Nach Beend!- gnn« der Gesangsvorträge, für welche der König den Sängern aufs wärmste danken ließ, begab er sich mit den Prinzen zu Wagen nach dem Crasfoschen Weinberge, welcher städtisches Eigentum ist und für die Betrachtung der bengalischen Beleuch tung d« Mbrcchtsburg den geeignetsten Platz abgibt. Es bot sich tatsächlich ein wundervolles Bild. Zahlreiche. Lampions tragende Gondeln kreuzten die dunkle Flui der Elbe, langsam tränkten sich die sackcllragenden Feiierwehrmannschastcn in langen Schlangenlinien von den Usern über die Brücke, alle .Häuser längs der Elbe erstrahlten im bellen Kerzenglanze, die ebenerdige Hütte, ebenso wie der fünfstöckige Prachtbau, lein Fenster war dunkel geblieben. Bald rn rotem, bald in grünem. Lichte erglühten die sich hell und scharf vom dunklen Nachthimmcl abhcbenden Konturen der alten Veste und das Maswerk des Dom tun» es, sich in zitternden Linien in d« Elbe widcrspiegelnd: so schienen die alten Bainverke Leben zu gewinnen und sich vor dem Enkel der Gründer und Erbauer der alten MiSnia zu verneigen. Das «greifende Bild brachte selbst das unruhige Brausen der Volks menge zum Schweigen. Ist es doch ein geschichtlich so hochbedcut sanier Erdcnslcck, auf dem wir hier stehe». Hier wurde vor bald 4M Jahren der Grundstein gelegt zur Gründung des heiligen Deutschen Reiches dcutsckxer Ration zu jener Zeit, als der Mönch von Wittenberg die Bibelübersetzung in der kur meißnischen Kanzleisprache abtastte »nd diese so zum Gemeingut, zur einigen Schriftsprache aller deutschen Stamme erhob. — Um 8 Uh-r begab sich Sc. Majestät zum Bah »Hose, verabichiedele sich unt« nochmaligem warmen Danke für den so großartigen und herzlichen Empfang von den das Geleit gebenden Herren der städtischen Behörden und kehrte mittels Sonderzugs HHO Uhr nach Dresden zurück. An dem Festessen, daS abends 6 Uhr im Matssitzungs- zimmer stattfand, nahmen außer dein Könige teil die Herren Staatsminister v, Seydowitz, Staotsminister Dr. Rüger, Ober- slallmeister v. Hangk, Kämmerer v. Criegcrn, ztzreishauptmann Schmiedel, Ordonnanzoffizier Hauptniann Richter, Ämtshaupt- mann Lossow, Oberstleutnant Niebergall, Geheim« Studienrat Dr. Pet«, Superintendent Grieshammer, Schulrat Dr, Gelbe, Kommerzienrat Gesell, Kommerzicnrat Bergmann, der Direktor d« Aktiengesellschaft für Kartonnagen-Jnduftrie sGraba- und Schregn-Werkej Döderlein, dieMitglieder deSRatskollcginmS mit Bürgermeister Dr. Av an der Spitze, der Stadtverordnelenvor steber Hofmann und die stellvertretenden Sladwerordnetenvor- steher Oberjustizrat Dr. Frese und Kaden. Während der Tafel konzertierte die Stadtkapeu«. Die Serenade abends 7hck Uhr wurde von folgenden Gesangvereinen dargebrncht: Hippokrene, Immergrün, Liedertafel, Bürgcracsangvcrem, Konkordia, Ger mania, Glückauf, Harmonie, Kameradschaft, Liederkranz und Wettin. Die Leitung der Vorträge lag in den Händen der Gruppendirigenten, Stadtmusilbirektors E. Stahl und Fiedler. — Dem Pfarrer Dr. Phil. Fritzsche in WerniSdorf ist d«» Ritterkreuz 1. Klaffe vom Albrechtsorden verliehen worden. — Der Landgerichtsrat beim Landgericht Zwickau Dr. Degen ist vom 1. April ab zum Landgerichtsdirektor beim Landgericht Leipzig ernannt worden. — Eine treuveldlente Lehrerin der städtische» höhere» Töchter- chule zu TreSben-Allstodt. Frl. Hedwig Siecke, ist duich Verleihung des Titels .OveUehrerin" an«gezeichort woide,Frl. Siecke wirkt irit 60 Jahren im össkntllchcn Scvuldicnile Dresdens »nd scir 25 Jahren an der aenainiten Anstalt, die zu Ostern ver lassen wird, um in den wohlverdienten Ruhestand zu treten. — Auf das am Sonntag anläßlich der Jahressei« des Evange- liscken Arbeitervereins an den König abgesandte tzuldigungs- Telegramm ist an den Vorsitzenden des gesamten Vereins, Herrn Stadtverordneten Sekretär Haupt, nachstehend« Antwort eingctrofsen: „Se. Majestät der König lassen dem Evangelischen Arbeiterverein für den übersandten Huldigungsgruß und die Ver sicherung treuer Anhänglichkeit herzlich danken. Aus Allerhöchsten Befehl: Richter, Hanpttnan» und Ordonnanzoffizier." — Verichiedene italienische Zeitungen hatten Mitteilungen über Aeußernngen veröffentlicht, die Graf Mattaroli, der italienische Rcchtsbeistand des .Herrn Justizrats Tr. Körner, in der Angelegenheit der Gräfin Montignoso Zei- lungsberichterstattern gegenüber getan haben sollte. Bereits im letzten Sonntagsblatte hatten wir zu einer derartigen, aus Nom stammenden Meldung hinzugesügi, daß solche Nachrichten mit größter Vorsicht anfzunehnicn leien »nd nicht anzunehmen sei, daß Graf Mattaroli sich einem Berichterstatter gegenüber irgendwie in der fraglichen Angelegenheit geäußert habe. Nun mehr d e >" e n t i e r t G ra f M a t t a r o l r auch selbst in einem an uns gerichteren Telegramm aus das energischste alle derartigen Meldungen. Die Depesche lautet: „Lese soeben in Ihrer Zei tung die mich betreffende Depesche aus Rom »nd bitte Sie, ganz energisch alle mir in den Mund gelegten Aeußernngen zu dementieren. Ich habe bereits auch in den italienischen Zeitun gen die Dementierung veranlaßt. Mattaroli." — Zu der vom Konservativen Verein zu Dresden zu ver- anstaltendcn Feier des 90. Geburtstages des Fürsten Bis marck am Sonnabend, dem 1. April, ist dem Deutschen Flotten verein eine größere Anzahl Eintrittskarten zur Verfügung gestellt worden, die, sonieit der Vorrat reicht, von den Mitgliedern des Ortsverbandcs Dresden gegen Vorzeigung der Mitgliedskarte in d« Vereins-Geschäftsstelle, Schießaasse 14, f. von 9 bis 1 Uhr vormittags entnommen werden können. — Mehrere auswärtige Blätter bringen jetzt öfter Mel dungen ans Dresden, die, meist ein und derselben Quelle ent stammend, sich fast stets als ganz erfunden oder lächerlich über trieben erwiesen haben. Von den Dresdner Blättern sind die selben durch J-gnorierung gewürdigt worden. Das gestrige „Dresdner Journal" tritt der neuerlichen Meldung entgegen, nach der das Gnadengesuch des Geh. Kommerzienrats Victor Hahn, der bekanntlich 4 Jahre Gefängnis zuerkannt «halten hat, von Sr. Majestät abschläglich beschieden worden sei. Ueb« das Gnadengesuch ist vielmehr noch keinerlei Ent scheidung getroffen worden. — Landgericht. In ein« geheimen Sitzung der 6. Strafkammer wird der Kutscher Max Friedrich Arthur Thier mann aus Dresden-Löbtau wegen veiffucbten Sittlichkeits- Verbrechens nach 8 176, 3 des Strafgesetzbuches zu 6 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Die Hälfte der ausgeworfenen Freiheitsstrafe gilt als verbüßt. — Der Maurer Friedrich August Brotkorb aus Wermsdors und der Arbeiter Arthur Paul Müller aus Böhrigen legten mit Erfolg Berufung gegen ein Urteil des hiesigen Schöffengerichts ein. Am 7. Jul, 1904 waren die Beschwerdeführer im Hofe eines hiesigen Restan rants beim Schleusenban beschäftigt und kamen über die Be Nutzung der Wasserleitung mit dem Kaufmann Wilhelm in Wort wechsel. Br. riß einen an der Wasserleitung angebrachten Hahn los, steckte ihn in die Tasche und soll damit bei d« sich mit Wil helm entspimienden Schlägerei zugeschlagen haben. Als sich beide am Boden wälzten, kam M. dazu und soll den Wilhelm angesoßt und mißhandelt haben. In der Sitzung des Schöffen genchts machte Brotkorb Notwehr geltend, und Müller be hauptete, daß er nur zugegriffen Hab«, um di« Streitenden z» trennen. Das Schöffengericht diktierte dem Brotkorb 3 Wochen, dem Müller 1 Woche Gefängnis zu. Die höher« Instanz spricht die Angeklagten dagegen frei, da sich bei den unbestimmten Aus sagen des Zeugen Wilhelm, welcher sich übrigens unter dem Verdachte des Meineids in Untersuchungshaft befindet, der Schuldbeweis nicht erbringen läßt. — Der 1968 in Sörnitz bei Döbeln geborene, 20 mal vorbestrafte Maurer und Arbeiter Paul Franz Eulitz wurde am 27. August 1903 nach Verbüßung einer Zuchthausstrafe von 2 Jahren 4 Monaten in Freiheit gesetzt. Anfang Oktober stellte er sich dem Inhaber eines hiesigen Ab zahlungsgeschäfts als Baiiaewerke und Besitzer einer Dresdner Baustelle vor- und ließ dnrchbtickcn, daß ihm bald mehrere Tausend Mark Baugeld ansgczahlt werden würden. E. war völlig mittel los, batte zwar um eine Baustelle gehandelt, aber nicht die ge ringste Aussicht auf Erlangung von Geld. DaS Abzahlungs geschäft überließ dem Angeklagten Mobiliar im Werte von 200 Mark, welches Eulitz sofort für 50 Mk. verkaufte, um nach Belgien flüchtig zu werden. Die 3. Strafkammer «kennt aus 2 Jahre 6 Monate Zuchthaus, 300 Mk. Geldstrafe oder weitere 10 Tage Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust. Tlllleslieschichte. Dcntsch-Südwestnfrika. Aus den letzten militärischen Meldungen geht hervor, daß Oberst Deimling nun selbst die Leitung der Operationcii gegen Morcnga, Morris und Sturmann in die Hand genommcn hat. Da vvn weiteren Kämpfen der Abteilung Kirchner, die ihres Führers beraubt ist. noch nichts gemeldet wird, so ist wohl aiizuiiehmeii. daß diese Abteilung zunächst einen zweiten Angriff gegen den überlegenen Gegner unlcrlassen und die Ver stärkung cibgewartct hat. Das ist zweifellos nur an zu er kennen, denn jeder unnütze Verlust muß vermieden werden. Da nun eine Kompagnie zur Verstärkung abgcsandt ist, dürste mail bald mehr Horen. — .Kruchanas, wo die Abteilung Lengerke sicht, liegt ettva 70 Kilometer östlich, von dem Mittelpunkte der großen Karasberge. Augenscheinlich soll Major v. Lengerke den Üebcr- trill des Feindes über die englische Grenze nach Möglichkeit zu verhindern suchen. Wir haben al>o wieder das Bild einer kon zentrischen Aufstellung und Vorwärtsbewegung der Abteilungen Kaniptz, Kirchner, Lengerke, Koopu von Westen, Norden, Osten, Süden. Daß man dabei jedoch nur aus eine erhebliche Schädi gung, höchstens auf ein Zersprengen des Feindes, nicht auf ei» wirkliches Einschließcn des Feindes rechnen kann, das hat die Erfahrung am Watcrberge bereits bewiesen. Zudem sind die Geländeschwierigkeiten in den Karasberge» noch weit großer als am Waterbcrg. — Die Stärke der Er p cd i t i o n st r » p p e n beträgt zurzeit rund 13 400 Mann. An Verstärkungen sind seit Anfang Noveniber 1904 bis Mitte Februar 1905 hinüocrgegangen: 308 Offiziere, Aerztc, obere Militarbcamtc, 5293 untere Beamten, Unteroffiziere, Mannschaften. Unterwegs ist »och die 4. Etappen- kompagnie zur Bewachung der Konzentrationslager und die 8. und 9. Transportkompagnie, der erste Transport der periodischen Ergänzungen. Anfang April wird sich die Schuhtrnppe nach Empfang der noch schwimmenden Ergänzungen wie folgt gliedern: 1. Schutztruppeilkoinmando mit Signal« bteunng, Fcldiiiiendantnr, Sanitätsaint, Fcldjustiz und Geistlichkeit: 2. berittene Infanterie: 2 Feld-Regimenter zu 7 Bataillonen, insgesamt mit Ersatz- kompagnien, 27 Kompagnien, 1 Maschinengewehr-Abteilung: 3. Artillerie: 2 Feldartilleric-Llbteiliingen mit II Batterien, darunter 2 Gcbirgsbattcrien: 4. technische Truppen: 3 Tele» graphen-, 2 Scheinwerfer-Abteilungen, 1 Eisenbahn-Bataillon z» 3 Kompagnien, 1 Feldvermessungstrnpp: 5. Train: 1 Sanitäts- fuhrpark, 2 EtappenkommandoS mit Proviantämtern, Bäckerei, Depots, Lazaretten, 5 Kolonnen-Abteilungen, Fuhrparkkolonnen: 6. vier Etappenkompagnien. Zur inneren Lage in Rußland. Die Verwaltung der neurussischen Gesellschaft in Jekaterinos- law verweigerte die geforderte Lohnerhöhung. Die Hüttenwerke in Jnsowo und die Kohlengruben im Kreise Nacki- mnt sind geschlossen, Die Entlassung von 13 000 Arbeitern steht bevor. Di« B a n e r n u n r uhen im Gouvernement Kntais breiten sich aus. Die Feindschaft zwischen den Mohamme danern und Armeniern im Gebiete von Kars wird beunruhigend, besonders im Hinblick auf die Anwesenheit von zahlreichen aus d« Türkei geflüchteten Armeniern. Es sind EicherheitSmaß- regeln getroffen worden. Deutsches Reich. Für den Kaiserbesuch ln Bremen anläßlich der heute stattffiidendcn Enthüllung des .Kaiser F r i e d r i ch - D e n r in a l s ist das folgende Programm sesi- gestellt worden. Der Kaiser trifft gegen 3 Uhr nachmittags mittels Sonoerzuges in Bremen ein und wird sich nach einer kurzen Begrüßung durch den Senat sofort nach dem Festplatze begeben, wo um 3 Uhr die Feier durch die Festrede des präsi dierenden Bürgermeisters Dr. Pauli eingcleitet wird. Nach erfolgter Enthüllung und dem gemeinsame» Gesang« des „Lobe den Herrn" wird der Monarch mit seiner Begleitung das Denk mal besichtigen und den Vorbeimarsch der Ebrenkompagnie entgeaennehme». Im Anschluß hieran begibt sich der Kaiser »nttcls Hoswagens nach dem kürzlich vollendeten Dome, nach dessen Besichtigung er zum Ratlxiuse fährt, um an dem vom Senate veranstalteten Festessen teilzuiiohmen, das um 4 Uhr seinen Anfang nimmt. Bei der Fahrt des Kaisers durch die Straßen der freien »nd .Hansastadt werden Militär-, Krieger- »nd sonstige Vereine, sowie oie Schulen Spalier bilden. Auf Anordnung des Senats wird am Tage des Kaiserbesuchs der Unterrichl in sämtlichen Schulen der Stadt Bremen und des Landgcbiets ausiallen. Tie Abreise des Kaisers von Bremen nach Berlin wird kurz nach 6 Uhr abends cr'olge». Die K a i s e r g e b n c 1 s t a g s f e i e r in den Gemeinde- schulen kam in der letzten Sitzung des Etatsansschnsscs der Ber lin« Stadtverordneten zur Sprache. Es wurde dort an den Stadtschulrat die Frage gerichtet, weshalb die bekannte Ver- siiguna, betr. die Festansprachen der Lehrer, erlassen worden sei. Tie Erwiderung lantetc: Im Frühjahr 1903 lei bekannt ge worden, daß Gemcindälehrcrinnen sich weigerten, die Ansprachen an ihre Schüler zu halten, weil sie nicht so hoch bezahlt würden wie die Lehrer: daraus sei schon eine Verfügung vom 7. März vorigen Jahres erlassen worden. Anfangs dieses J-ahres batten nun mehre-e Rektoren angezeigt, das; die Festfeiern anssallen müßten, weil keine Redner zur Verfügung ständen: „Nachdem die Lehrer'"nen sich geweigert hätten, die Ansprache bei dem Fest akte zu halten, sei auch von den Lehrern erklärt worden, daß sie nicht reden würden." Diese „Zustände" hätten die Verfügung vom 30. Januar dieses Jahres veranlaßt. Der Festakt sei eine erzieherische Maßregel, zu der die Mitwirkung nicht versagt wer den dürfe. Die Aeiißcrung des Grasen Posadowsky svergl. den gestrigen Leitartikel! über die Diskontinuität der Parlamenta rischen Beschlüsse hat nach dein amtlichen Bericht einen anderen, weniger verfänglichen Wortlaut gelxibt. Darnach sagte der Staatssekretär, des Innern in -der Reichstagssitzung am Freitaa: „Ein entscheidender Grundsatz jeder konstitutionellen Verfassung ist das Prinzip der Diskontinuität, d. h. der Grund- sah, daß, wenn eine gesetzgebende Versammlung geschlossen ist, alle die Gesetzentwürfe und Resolutionen, über die vom Hause noch nicht beschlossen worden ist, durch den Schluß hinfällig werden und, wenn sie weiter verfolgt werden sollen, in der neuen Tagung von neuem ausgenommen werden müssen." Des weiteren machte dann — immer nach dein „amtlichen" Bericht — der Staatssekretär des Innern geltend, -daß, da im Falle einer bloßen Vertagung eines Parlaments das Prinzip der Dis kontinuität nicht eintrcte, es auch dem Bundesrat nicht zugemutet werden könne, bei jeden, neuen Zusammentritt des Reichstages, auch wenn das Hans nur vertagt gewesen sei, üb« Gesetz entwürfe und Resolutionen schlüssig geworden zu sein, -die aus der Mitte des Parlaments beantragt ssoll heißen, von diesem angenommen! worden seien. Hierzu erklärt nunmehr der „Hann. Eour." folgendes: „Graf Posadowsky hat nach dieser amtlichen Version das Vorgehen der Negierung in Sachen des I esuiten- gesetzes nicht desavouiert, denn er hat nicht, wie in unserem Bericht zu lesen stand, von Gesetzen und Resolutionen gesprochen, die das Haus beschlossen habe, sondern von solchen, die es noch nickst beschlossen lwbe. Damit würde also auch die Veranlassung sortsallen, seine Worte so auszndeuten, wie wir es im Sonn abend-Abendblatt getan haben. Festzustellen ist nur eins: es muß am Freitag aus der Journalistentribüne eine wahre Epi demie im Verhören aehcrricht haben, denn alle uns vorliegen den Parlamentsberichte stimmen mit dem unserigen überein, wie wir schon am Sonnabend konstatierten. Me bis auf einen — den der „Nordd. Mg. Ztg.". Während diese sonst dein Oldenburgschen Bericht folgt, der den Wortlaut der Aeußc- rnng des Staatssekretärs ganz älmlich wiederaibt, wie unser Berichterstatter, erscheint dieser Passus in der Rede des Grasen Posadowsky in dem offiziösen Walte bereits der Fassung des „Ncichsanz." angenähert. Festzustellen ist ferner: Der Antrag Gröber wünschte eine tabellarifche Uebersicht der vom Bundes rate ans Beschlüsse des Reichstages in Form von Gesetzent würfen, weiterhin auch auf solche in Form von Anträgen und Resolutionen gefaßten Entschließungen. Der Abgeordnete Spahn hat dem Staatssekretär sofort geantwortet, der Antrag Gröber verlange lediglich, eine Auskunft zu bekommen, ob der Bnndes- rat einen Beschluß gefaßt hat. und wenn er einen gefaßt hat, welchen. Von einem staatsrechtlichen Drucke aus den Bundesrat ist damit keine Rede. Es wäre auch ein leichtes gewesen, mit Rücksicht ans die Bedenken des Staatssekretärs wegen der dem Bundesrate zu entziehende» Rechtswolsttat des Ausschlusses d« Diskontinuität im Falle einer Vertagung den Antrag Gröber so iimznändern, daß ans etwaige Vertagungen Bedacht genom men worden wäre. In der Fassung, die sie Erwiderung des Staatssekretärs bekommen hat, stößt sic offene Türen ein und wendet sich gegen ein Verlangen, das niemand gestellt hat. ^ Einen gewissen, wenn auch mißverständlichen Sinn hatte die Anführung des Prinzips der Diskontinuität jedoch nur dann, wenn von fertigen Beschlüssen des Reichstages die Rede war, nicht von solchen, die dieser erst fassen sollte. Und -deshalb wird die An nahme gestattet sein, daß die unverfängliche, aber bedeutungs lose Fassung der Rede des Staatssekretärs erst einer nach träglichen Korrektur des Stenogramms ihren Ursprung verdankt, während die Aeußeruiig in der Tat jo gelautet bat. wie sie von allen Berichterstattern gehört worben ist, — als eine ungewollt vernichte »de Kritik der Haltung der Regierung im Falle des 8 2." Ucbcr das Wirken der Rcichsbank schreibt die „Post": Die Reichsbank blickt >> diesem Jahre auf ein Mcnschenalkcr reichen Wirkens zurück. Ihre Einrichtung ist ein eigentümlichcs Gemisch von Privat- und staatswirtschaftlichen Elementen, sie bat sich aber als ein praktischer Griff ersten Ranges bewährr. Mit Recht hat man daher in der jüngsten Novelle zum Reicks- bankgeschc die Grundlagen der Organisation unverändert bei- r« behalten und sich damit begnügt, die Leistungsfähigkeit des ZentralhankinstituteS der mit der kräftigen Entwicklung unseres Wirtschaftslebens zusammenhängenden Vergrößerung seiner Aus gaben anznpassen. Ihre volle Bedeutung für das heimische Er werbsleben bat die Ncichsbank allerdings erst unter ihrer jetzigen Leitung erlangt. Nicht als ob im einzelnen nicht hi« und da Einwendnnacn auch gegen diese zu erheben wären: zuweilen ist die Diskontpolitik der Ncichsbank mehr, als im Interesse »werer Produktion lag. von Rücksichten aus die Sicherung imseres Gold- vorratcs bestimmt acwescn. In der Mitte -des vorige,, Jahrzehnts war die Leitung der Reichsbank von allzu optimistischen Auf fassungen beherrscht, in der letzten Zeit ist sie umgekehrt eher gar zu vorsichtig. Aber das sind doch olles nur Ausnahmen, welche lediglich die Regel bestätigen, daß die ReicbSbank unter ihrer ietzigen Leitung sich den großen, ihr ncs!elften Ausgaben im vollsten Maße gewachsen gezeigt iindpncki, in kritischen Zeiten, wie zum Beispiel bei der Bankkrifis in Sacbsen, ihren Platz ans- zufnllen gewußt hat. Die hohe Anerkennung, welch« die Reichs bank als Institut und deren heutige Leitung sich in den weite sten Kreisen des dentschen Handels und der dcutichca Industrie erfreut, ist daher wohl verdient! . ., > . Generaldirektor Ballin trat auf der letzten Schisfahrttz- konferenz in London mit einer Anregung hervor, die oll- seitigen Anklang fand und deren praktische Durchführung er- wogen wird. Es bandelt sich um eine fortlaufende Verjüngung aus diesen Linien verkehren werden. Das deutsche N a t i o n a l k o m i t e e zur Be kämpfung dcS Mädchenhandels wird irach sein« be vorstehenden Umwandlung in einen Verein eine besonders segens reiche Tätigkeit entfalten, nxlche schon jetzt durch eine bedeutende Mitglicderzahl in den vcischicdeiieii Städten Deutschlands ge- sichert ist. Die von de,» Geschäftsführer des Komitees, Major Wagner, unternommenen AgitationSreifen nach Stettin, Breslau, ! e
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