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gaheg«»». -I § S»u»ab«ud, 2. Januar 192» Gegrllndel 183» «radlanschrift-. «ochrl«»-» »rww«. A»rnlpr»ch«r - Saminetn»»nn»r: SVL-11. Dur ,ür 4lach«a«<pl»ch»: 20 Oll. Bezugs «Gebühr Anzelgen-Pretse: >92» «t EgNch vvemulUä« JuiUUm»^ ir«, Lau, ILöwar»? IM g,a»«r j Mar^ I« P»«u>l,. au» dr»tt» uch» «dn, >»u Plu.. llorau»d«zak>I. Aachdru» inrr mV d«uttt«h»i vu»U»n»n«ad» .Dr—dn« Ma»r' ,ulLM<> Un»«ri<in»I s-drinnoa» werdrn nichl auid«»oim. EchrvNrldmk, und LaupIsckchÜNisl^i«: SS,»S. Dr»» «. BerlL« mm Ut«P>ch » «»«Ma»»« m Dii»»»ri. PoKI<h«d.iz»nW 10SS Dr«»«n l-iotsl Vellsvue küac:t»enittLg-ss'»« mit Xonrart. mittag- uncl ^dsnet-Dskai im Darrasnsn-Snai »n eise Lid«, vskannt« voi'nsdm«'rslslmuslk. ssv»t«s>« »s Xon»»,«B»lmin«r. ^s6sn I^Mwoek s^suriiOri Neujahrsempsange beim Reichspräsidenten. Das diplomatische Korps und die Reichsminister bei Hindenburg. Slillztan- -es Kochwa-sers im Weiten. — Der russisch-türkische Vertrag. — Thronverzicht -es rumänischen Kronprinzen. Die Neujahrsansprachen. Berlin, 1. Jan. Reichspräsident v. Hindenburg empfing am NeujahrStage um 12 Uhr die EhefS der hiesigen fremden diplomatischen Vertretungen. Während der Auffahrt der Diplomaten erwies eine Abteilung Reich», wehr im Ehrcnhof des Reichspräsidiums die militärischen Ehrenbezeugungen. Die Glückwünsche des Diplomatischen KorpS brachte der Apostolische Nuntius Monsignore Pacelli als Doyen mit folgender Ansprache zum Ausdruck: »Zum ersten Male versammelt sich gelegentlich der Jahres wende das beim Reiche beglaubigt« Diplomatische KorpS um Ihre Person, um Ihnen feine Glück- und Segenswünsche dar- zubringen. Große historische Ereignisse haben Ihre Anfänge in dex Führung des höchsten Amtes bezeichnet und den Völkern die tröstliche Hoffnung^ aus eine neue, engere europäische Ge meinschaft geschenkt. Da« Berliner Diplomatische KorpS, .daS die Ehre hat. zu seinen Mitgliedern hervorragende Persönlich, ketten zu zählen, die an diesem Werke der Versöhnung und der internationalen Entspannung verständnisvoll mitgearbettet haben, spricht die innigsten Wünsche auS, daß die» Werk wirk- «ich den fruchtbaren Keim zu Glück und Frieden in sich trage. Möge «S für die Völker ein um so machtvollere» Werkzeug zum Gedeihen und -um Fortschritt werben, je gröbere Opser sie zum allgemeinen Besten aus sich genommen haben. In dem ewigen Gesetz der Liebe, das trotz Zwist und Kamps da» Weltall regiert, finden Großherzigkeit und Hingabe an die höheren Interessen der Menschheit ihren Lohn und Preis und verleihen den Völkern, die dies edle Beispiel geben, den Strahlenkranz wahrer Größe. Dem deutschen Volke, baS unter Ihrer «»eile« Führung in bewunderuugSwürdiger Weise an seiner friedlichen Wieder» ausrichtung sortarbeitet, bringt da« Diplomatische KorpS, dessen Dolmetscher ich wiederum »«sei« die Ehre habe, stir das be» ginnende Jahr die wärmsten Wünsche dar. «nd wir slehen zur göttlichen Vorsehung, der unendlichen Liebe und der «uerschöpf» liche» Quell« alles Guten, um ihre Erfüllung.* Der ReichsprSstöenl erwiderte mit folgenden Worten: »Mit aufrichtigem Dank« nehme ich die Glückwünsche entgegen, die Sie im Namen des Diplomatischen Korps dem deutschen Volke und mir selbst als seinem Vertreter dargebracht und denen Sie einen so Herz- lichen Ausdruck verliehen haben. Sic erinnerten an die bedeut samen Geschehnisse, die sich in dem nunmehr abgeschlossenen Jahre, in den ersten Monaten de» mir durch den Willen des deutschen Volkes übertragenen hohen Amte», auf dem Gebiete der Weltpolitik abspieltcn. Mit Ihnen, Herr Nuntius, wünsche und ersehne ich. daß die Hoffnungen der Völker, ins besondere die Erwartungen de» immer noch schwer bedrückten deutschen Volkes nicht enttäuscht werden: mit Ihnen, Herr Nuntius, hoffe ich zu Gott, baß au» diesem im ehrlichen Willen zur Verständigung gelegten Keime bald der volle und wahre Frieden hervorsprießen möge. Ties durchdrungen von der in den Herze« der Mensche« lebende« Wahrheit, daß nur Gerechtigkeit. Sittlichkeit und Freiheit die Grundsteine sind, auf denen sich da» Zusammen» leben der Völker ausbanen «nd entwickeln kan«, wird daS deutsch« Volk mit aller Krast unverzagt Weiterarbeiten an der friedliche» Wieberaufrichtung und Festigung seine» eigene« nationale« LebeuS wie auch an der Förderung und Sicherung de» Friedens, der allein der Wirtschaft «nd der Kultur der Welt Fortschritt und Aufstieg bringe« kann. Herr NuntiuSt Möge das neue Jabr, über dessen Schwelle wir heute treten, unsere gemeinsamen Wünsche nach einer fortschreitenden Annäherung und Verständigung der Völker lebendige Wirklichkeit werden lasten! In dieser Hoff- nung spreche ich Ihnen, Herr Nuntius, und Ihnen, meine Herren, zugleich für Ihre Staatsoberhäupter, Regierungen und Völker, im Namen de» deutschen Volke» und im eigenen Namen meine herzlichsten und ausrichtigsten Neujahr», wünsche aus.* Hieraus begrüßt« der RetchSprSstdent dt« einzelnen vot- schafter, Gesandte« und Geschäftsträger und wechselte mit ihnen NeujabrSwünsche. Bei dem Empfang waren, außer Staat«, sekretär Dr. Meißner und den Herren -er Umgebung be» Reichspräsidenten, der Reichsminister Dr. Stresemann, der Staatssekretär de» Auswärtigen Amte» Dr. ».Schubert sowie der Ehef des Protokoll». Vortragender LegationSrat Köster, zugegen. Im Anschluß hieran empfing der Herr Reichspräsident die hier anwesenden Reich-minister und GtaatSsekretäre der ReichSregierung. Al» Vertreter dr» abwesenden Reich». kanzlerS sprach ReichSmtnister Dr. Gekle bt« Glückwünsche der ReichSregierung mit folgenden Worten auS: »Zum neuen Jahre habe ich die Ehre, Ihnen, Herr Reich». Präsident, im Ramen d«S abwesende» R,tch»k»u»ler» »nd der Reichsminister die aufrichtigsten und verchrungSvollsten Glückwünsche der mit der Wetterführung der Geschäfte betrauten Neichsregicrung zu übermitteln. Voller Ernst blicken wir an dieser Jahreswende aus die schweren Aufgaben, die im nächsten Jahre zu lösen sind. Zwar will es scheinen, als ob die bebeittsame Fortentwicklung unserer Beziehungen zu den anderen Mächten Deutschland den Weg friedlicher Arbeit und friedlichen Wiederaufstiegs ebnen helfen wird Auch hat die innerpolitische Befriedung unseres Vaterlandes nicht zuletzt dank der auf Verständigung und Ausgleich der Gegensätze hin zielenden und die Achtung von Verfassung, Recht und Gesetz gewährleistenden Führung der G^^älte durch Sie. Herr Reichspräsident, weitere Fortschritte gemacht. Aber cS gilt jetzt, die gefährliche Krise, die unser gesamtes wirtschaftliches Leben erlaßt hat, zu beheben. Vor uns steht die gewaltige Zahl von 1VS7VS1 Erwerbslose« am 15. Dezember, umgerechnet di« mitbetrosfenen Familien, mit aller Not und Verzweiflung, die sich in einer solchen Zahl auSspxicht. Nicht, daß wir dieser Lage entmutigt gegenüber» ständen: der Rückblick auf die Vergangenheit lehrt uns, daß die deutsche Spannkraft schon Gefahren überwunden hat, die ebenso drohend erschienen. Wir müssen uns nur klar vor Augen halten, mit welchen Mitteln vor allem der Wirtschaft, lichen Bedrängnis abzuhelfen ist: Arbeit undSparsam» kett werden eS unS ermöglichen, die Grundlagen wieder zu festigen, die der verlorene Krieg erschüttert hat. Erst jetzt steht jeder einzelne Deutsche vor der Erkenntnis, wie arm unser Vaterland geworden ist. Welche Regierung auch berufen sein wird, tm kommenden Jahre den Kampf gegen die wirt schaftliche Not zu führen, sie wird gezwungen sein, Arbeit und Sparsamkeit selbst zu üben und sie vom deutschen Volke zu fordern. Wenn sich so unter Ihrer Führung, hochverehrter Herr Reichspräsident, alle Deutsche« zu gemeinsamer Pflicht- ersüllung zusammensinden, dann wird das nächste Jahr unS dem Ziele näher bringen, das wir unS heute stecken, nämlich unsere Wirtschaft wieder tragfähig zu machen für die natio nalen und sozialen Aufgaben des dentl^cn Volkes.* Der RetchsPräsiden! erwiderte hierauf mit folgender Ansprache: »Ich danke Ihnen für die freundlichen Glückwünsche, Sie Sie mir durch den Mund deS den Herrn Reichskanzler ver tretenden Herrn ReichSwehrminjsterS übermittelt haben, und bitte Sie, versichert zu sein, daß ich diese Wünsche in dem Ge fühle deS Dankes und der Auerkennnng für Ihrer aller Arbeit tm Dienste de» gleiche» herzlich erwidere. Mit Recht haben Sie, Herr ReichSwehrmiutster. heute aus der Schwelle des neuen Jahres unseren Blick ans die ernsten Angaben gelenkt, deren LüsuN-i die nächsten Wochen dringen^ von unS verlangen, und das Gebot der Arbeit und der Sparsamkeit als Leit- spru^ vor die Tätigkeit der Regierung wie vor daS Leben de» ganzen deutschen Volkes in diesem neuen Jahre gesetzt. Ich wünsche und hosse, baß unsere VolkS-eno^cn im Bewußtsein der GchicksalSgemeinschaft, dir alle Deutschen unlöslich umfaßt, und tm vorwärtSstrebendc» zähen Willen, der uns immer wieder in die Höhe gebraut hat, dieser Notwendigkeit sich beugen und diesen Geboten leben «erden. Das wird aber nur möglich sein, wenn ieder BerusSstand und jeder Teil unseres Volkes mehr als bisher den Bedürfnissen und Notwendigkeiten der anderen Stände und Teile Rechnung trägt und nicht nur den eigenen Inter- essen, sondern dem Gedanken des über den einzelnen stehenden Staatsganzen, der alle Glieder gleichmäßig umfassenden Volksgemeinschaft dient. Dazu gehört auch, daß alle, die be- rufen sind, wirtschaftliche Belange oder politische Richtungen in Körperschaften oder Volksvertretungen zur Geltung zu bringen, dies nichtinAbschließungundBesehdung, sondern in gemeinsamer Zusammenarbeit und im Ausgleich widerstrebender Wünsche und Meinungen zu erreichen suchen. Nur ln diesem Streben, tm gegenseitigen Verständnis die Bcr- ständigung zu suchen, «erden wir die schweren Wolke», die ge- rade jetzt über unserem Baierlandc hängen bannen und Staat und Nation, die über allem persönlichen Vorteil stehen müssen, erhalten und stärken. Daß dieser Geist der Gemein- schast tm neuen Jahre da» deutsche Volk führen und ihm nach so viel schweren Jahren be» Leide» lichtere und gesegnetere Zeiten wahren Frieden« tm Innern und nach außen bescheren möge, ist mein sehnlichster Wunsch und mein innigstes Hoffen!* Später übermittelten der Rel^'StagSpräsidcnt Löbe die Wünsche deS Reichstages und alS Vertreter deS ReichSratS der Staatssekretär de» preußischen Staatsministeriums WeiS- man«, der bayrische Reichsratsbevollmächtigte Exzellenz Dr. «. Preger sowie der hessisch« ReichSratSbevollmächttgte Exzellenz ». Biege leben di« Glückwünsche dieser Körper schaften. Für die Wehrmacht erschienen General der Infanterie ». Seeckt und Konteradmiral Pfeiss er, die dem Reich»- Präsidenten di« Glückwünsche de» Heeres und der Marine auS- spracheu. Der stellvertretende Generaldirektor Dorpmüller und die Direktoren Vogt und Kumbter brachten daran anschließend die Glückwünsche der .Nonvtverwaltnna und deS Persona'» der ReichSbahngesellschast und Reichsbankpräsident Schacht mit den Direktoren o. Kaufmann und v. Grtmm die Glück wünsche der NrichSbank dar. v. Seeckt Generaloberst. Berlin, 1. Jan. Der Reichspräsident hat den Chef der Heeresleitung, General der Infanterie v. Seeckt, am Neu- sahrStage zum Generaloberst befördert, nachdem dieser seinen bisherigen Dienstgrad seit dem 1. Oktober 1920 innegehabt hat. Wenn auch diese Dienstgraderhöhung den Beförderungs- Verhältnissen deS Heeres entspricht, so bedeutet sie doch zu gleich eine besondere Anerkennung LrS Herrn Reichspräsidenten für die hervorragenden Verdienste d«S General» v. Seeckt um den Ausbau der Reichswehr, eine Anerkennung, der sich die weitesten Kreise d«S deutschen Volkes anschließen werben. Blutiger SUveNer. Berlin, 1. Jan. Am Silvesterabend wurde bet^ einem Streit zwischen mehreren jungen Leuten der Arbeiter Franz Haschke durch einen Stich in den Rücken so schwer ver letzt. daß er auf dem Transport in» Krankenhaus starb. Sein jüngerer Bruder wurde durch mehrere Bauch stiche verletzt. In der Neujahrsnacht wurde der Fahrradhändler und Klempner Blauel mit einem Brustschnß auf dem Bürgersteig liegend aufgefunden. In seiner Wohnung wurde seine Frau ebenfalls mit einem Brustschuß auf gefunden. Sie gab an, auf ihren Mann im Streit geschossen zu haben. Nachdem dieser die Wohnung verlassen Hobe, gab sie aus sich selbst ein Schuß ab. Beide wurde» den Kranken häusern zugeführt. lW.T. Berlin, 1. Jan. Gegen 11 Uhr vormittags kentert« aus dem Müggelsee infolge de» hohen Wellenganges ein Boot der Berliner Rudergesellschast von 1884. Die beiden In sassen, der 20 Jahre alte Student Roßmann und der 27 Jahre alte Kaufmann Pallokat, sind vermutlich ertrunken. Der Reichspräsident zur SO-Iahrseler -er Reichsbank. Berlin, 1, Jan. Der Reichspräsident hat anläßlich des 59jährigen Bestehens der Reick, Sbank au den Präsidenten deS RctchSbankdirektoriumS, Herrn Dr. Schacht, folgendes Schreiben gerichtet: Sehr geehrter Herr Präsident! Dem Retchsbankdirektortum und der RetchSVank spreche ich zu dem heutigen Tage ihre» 59jährtgen Bestehens meine herzlichsten Glückwünsche auS. In der Zeit der Blüte des Meiches und aussteigender Entwicklung des deutschen Handels als Zentralnoteninstitut und Vermittlerin de» in- und ausländischen GeldvcrkchrS gegründet, hat sich die Reich», bank immer mehr zu einem wichtige« Fundament der gesamten deutschen Volkswirtschaft entwickelt. Das letzte Jahrzehnt hat die Reichsbank vor die schwerste« Ausgaben gestellt, die einem staatlichen Bankinstitut Überhaupt aufcrlegt werden können: Sie hatte tm Kriege, vom Geld markt der Welt abgeschnttten. den deutschen Gcldverkehr neu zu gestalten und Reichs- wie StaatSflnanzen Sen außer- ordentlichen Verhältnissen anzupasse«. und sie mußte in de« schwierigen Jahren der sinkenden und zusammcnbrcchende« Währung Staat»- und Volkswirtschaft mit immer neu zu schaffenden UmlausSmitteln und Krediten am Lebe« erhalten. Diese fast unmöaliche Ausgabe hat die Retchvbank in an erkennenswerter W'tse gelöst und damit dem Reiche wie dem gesamten deutschen Volke wertvolle Dienste geleistet. Und in der letzten Zeit haben di« Wiederherstellung der G.ldwährnng ihre Sicherung und Durchführung, der Geldbedarf der deutschen Industrie und die Wtederanknüpfung der Beziehungen zum AuSlandSgeldmartt der ReickSbank und ihrer Leitung neue schwierig« Probleme der Währung», und Kreditpolitik ge bracht. di« sie, unb-'irrt vom Streit der Meinungen, in mvstergültiger Weise gelöst Hat. Durch diese vielgestaltige Arbeit hat die NetchSbauk in ihrem 59sährigeu Bestehen dargetan, wie unlösbar ste mit der deutsche« Wirtschaft verbunden und wie unentbehrlich sie für deren Wiederaufbau ist. Daß e- der Reich-Hank vergönnt sein möge, auch jetzt der schwer bedrängten deutsche« Volkswirtschaft wirksam zu helfen und Ne in naher Zukunft aus dem Wege der Gesundung und der Wtedercrstarknng zu ihren alten Geltung zu begleiten, ist der aufrichtige Wunsch, mit dem ich im Gefühl warme« Danke» für ihre bisher ge- leistete große Arbeit Sie. Herr Präsident, da» Ncichsbank- direktorium und alle Beamte» und Angestellten der NetchS bauk a« heutige« Tage herzltchst begrüße.