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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.06.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130628023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913062802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913062802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-06
- Tag 1913-06-28
-
Monat
1913-06
-
Jahr
1913
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dresdner Nachrichten Rr.1?k her Sozialdemokratie. IBeifall rechtst Es ist einfach eine Kvinbinativn von Erhschastssieiier auf das Kindeserbc. rlleichsvermögens und :It eichsein komme nste »er. iS ehr richtig! rechtst Das Gesetz ersaßt nicht den Teil des Ein kommens, der mühelos qewonnen wird, sondern im Gegen- teil denjeniaen Teil, der durch Einschlänkiingen. durch Er sparnisse geichnsfen wird, In meiner iangjährige». mehr als zkvaiiztgiührigen parlamentarischen Praxis hat noch niemals die :>l e a i e r n » a eine Vorlage »nt s o wenig 2k a ch d r u et n n d E n tschied e n heit ver treten. «Sehr richtia! rechts.l Gerade als oh sie ihre eigenen Vorlagen nicht recht ernst genommen hatte. iZn- stimmung rechts.» Warnm kämpft der "Reichskanzler nicht für die Po »läge, »nie er es versprochen hat? iBeifall rechts. Laclw» links.» Tie Vorlage der verbündeten Negierungen stellt heute noch den einzigen gangbaren Weg dar. Velinen Sie sic ab zugunsten des neuvvrgcschlagcnen, so sind wir einfach am Ende der finanziellen Se l b st ä n d i g k r i t der B u u d e s st a a t e n. Wir sind dann bei SerKommunalisierung der deutschen Unndessiaate». bei ihrer Mediatisierung angclangt. Weil ivii- diese verhängnisvolle Entwicklung klar vor Äugen sehen, sind wir fest entschlossen, auch fernerhin nner- schüttert an den B i s in a r ck > ci> e n F i n a n z ° und P erfass » n g s g r n n dsätz c n sestzubalten. In jedem Falle aber lehnen »vir hier vor dem Vau de noch einmal jede Verantwortung ab für die verhängnisvollen Folge», welche dieses Rütteln an den verfassungsrechtlichen Grund- lagcn des Reiches und unserer Rnndcsstaatcn mit Natur notwendigkeit herbeisühren muß und wird, lachhafter Beifall recht?.» Staatssekretär Kühn: Tie Berbünöcten Regiernnge» trugen und tragen schwere Bedenken, das als subsidiär gedachte «besetz einer Berinogenszutvachsskeuer alS Reichsgesetz einznfüiiren. Es ist weder eil» reines Bcrinogens . noch ein reines Ein kommensleuergeicv. Es ist daher g c e ignc t. unter ge wissen Umstände» in die s e l b st ä n d i g e n F i n a n z en der Bundes- ü a a ten ein z u grei s e n. Wenn sich die Berbündeken Regierungen trotzdem ent- schließeu sollten, diesen Weg zu betreten, so würden sie das tun. weil sie das grosre Werk, das jetzt seiner Boll endung entgegengeht. tunlichst oder so weil wie möglich init allscitiger Zustimmung zustande bringen möchten. Sie würden das auch tun in voller Anerkennung der Stellung, die dem Reichstage als anderem Faktor der Gesetzgebung zukvmmt. lBcisall links und im Zentrum.» Sie würden es allerdings auch in der "Voraussetzung tun, das» sie nun mehr in die Sienergebiete, die den Einzclitaaten verbleibe», nicht weiter eindringen. Wenn der Reichstag dem Kosten- vvrschlag zuslimm» und wir auf dieser «Bundlage zu einer befriedigenden Lösung der ganzen groben Ausgabe gelangen würden, dann würde die Regierung ihre Bedenken aus der einen Seile und die (Bünde aus der anderen Seite reiflich erwägen. Tie Z u w a ch s st e u e r in nicht das Werk Ser Sozialdemokratie. Sie ist vom Bundesrat vvrgclegt worden, der damit allerdings soziale, aber nicht sozialistische Tendenzc n verfolgt. »Heiterkeit.» Ter lebte Borredner bat sich mit ungewohnter Schärst gegen die Berlreter der Berbündeten Regierungen und das Kompromiss gewandt. Nach meiner langen, mehr alS zivanzigjäln'-gen Erfahrung kann ich hier feststellen, das» noch niemals an einein so groben Ltencr- gesetz so einmütig und so bereitwillig von allen Seiten ge arbeitet worden ist. wie an dem vorliegenden Gesetz. TaS ist ein Moment, mit dein die Berlreter der Berbündeten Regierungen auch zu rechnen haben. «Beifall im Zentrum und links.» Nach weiterer Debatte, auf die wir noch ziiriickkoinmcn, ivird der konservative Antrag auf Wiederher stellung der von der Kommission gestrichelten Bestimmun gen des R c g i e r u n g s c u t iv u r f S mit 272 gegen 9l Stimmen a b g c l e h n t. Die grundlegenden Paragraphen des V e s i tz st e u e r g c s e tz c s wurden nach der K o in m i s s i v n s f a s s u n g angcnv m m e n. (Fortsetzung im Morgenblatt.» Ae Lage am Balkan pendelt weiter zwischen Krieg und Frieden hin und her. Eine Meldung der „N. Fr. Pr." aus Sofia berichtet über ein neues bulgarisch-serbisches Scharmiit.cl. Zn der Nähe von Wildin setzte eine ungefähr 69 Piann zählende s e r b i s ch e K g v a l l e r i e A b l e i - lung über den Timokslust, um die bulgarische Stellung zu rekognoszieren. Die B u lgar e n ließen sie herankvmmen, umzingelten und vernichteten sie angeblich bis auf den letzten Mann. Ein bulgarisches Dementi. Die Belgrader Nachrichten über einen bedeutenden Kampf bei dem Flusse Z l a t v iv o entiprechen laut einem Sofioter Dementi nicht der Wahrheit. Es hat Diens tag nacht bei dem von den Serben besetzten Dorfe Zlatorvo ein Gefecht staltgefunden zwilchen serbischen Trupven und einer bulgarischen Baude. Das Gefecht begann am Mitt woch von neuem. Der Dreibund bleibt einig Die „Tribuna" in Rom dementiert die Behauptung eines MvrgenblatteS der zufolge Oesterreich-Ungarn und Italien in der Sitzung der Botschnftervereinigung am i. Juli erklären würden, daß ne sich zurückzicheii. wenn eine nutzbringende Türkei unmöglich sei. Die „Tribuna" betont, dab der Dreibund in allen Kragen, die auf der Botschafiervrretntgung verhandelt wurden, einig sei nnd bleibe. Wenn Italien den Verhandlungen über einen Punkt in der Vondoner Konferenz fernblicbe, so würde dies keineswegs bedeuten, daß Italien ober einer seiner Ber- bündelen die Absicht habe, sich von dem europäischen Konzert zu trenne». Italien sei im Gegenteil mehr als jemals von der Notwendigkeit überzeugt, daß die Großmächte zu- sammenarbeiten müßten, um den Frieden i» Europa wiedcr- herzustrlle». Telegraphisch wird weiter gemeldet: Pasits«i»S Erklärung i» der Skupschtiua Belgrad. Die Erklärung, die der Ministerpräsident Pasiisch in der geheimen Sitzung der Skuvfchti » a ab gegeben hat. bewirkte sichtlich eine g ü » st i g e Ausfassu »g von dem Stande des serbisch-bulgarischen Streitfalles. ES verlautet. Pasilsch werde im Laufe der Woche nach Peters burg abreifcn. In parlamentarischen Kreise» verlautet, Pasitsch werde in der nächsten öffentliche» Sitzung der Lkupschliiia ei» Expostt über die auswärtige Vage gebe», * Sofia. Die Sobranje wird in zwei Wochen ei »berufen werden. Neueste Drahtmeldungen vom 27. Inni. Ablehnung eines Vndgetproviloriums in Frankreich. Paris. Im B u d g c t a u s s ch u tz der Kammer stellte der Abgeordnete Brussc de» Antrag, angesichts der in der Bndgetberatung eingetretenen »eucn Berzögernng für die restlichen sechs Monate «in Budgetprovi- sori u m zu bewilligen und das Budget des lausenden Jahres für lvll in Anwendung zu bringen. Der Vorschlag wurde mit 6 gegen 5 Stimmen abgelehnt. Verbot sozialistischer Kundgebungen in Spanien, Paris. Ans Madrid wird gemeldet: Die Regie rung verweigerte den Sozialisten die Erlaubnis, die von ihnen für de» nächsten Sonntag geplanten Kund gebungen gegen den M a r o k k o s e l d z u g abzu- halteu. Rettung ans marokkanischer Gefangenschaft. Madrid. Ans A l h u c e m a s wird gemeldet: Der Schisfsfähnrich und die anderen Veute vom gestrandeten Kanonenboote „General E v n ch a S", die von einem spanischen Schiss übernommen wurden, sind nicht von Sei, Marokkanern sreigelassen worden, sondern entsprungen. Zwei den Spanier» ergebenen Kabylen gelang es. dir Wach samkeit der mit der Bewachung der Gefangenen beauf tragte» Eingeborenen zu täuschen. Sie drangen bet den Ge fangenen ein, sühnen sie bis zum Strande, sprangen mit ihnen in ein Boot und ruderten eilends davon. Die Marokkaner verfolgten sic und gaben mehrere Schüsse ans sic ab. In dem Augenblicke, als die Vage der Fliehenden bedenklich wurde, wurden sic vorn Kanonenboote aus be merkt und alle wohlbehalten an Bord genommen. Die amerikanische Währungsreform. Washington. Die Regierungsvorlage über die W ü h r n n g s r c s v r m ist gestern abend im Repräsen- taniciihaiise cingebracht worden. Paris. In P h i l i p p e v i l l c in Algier sind sämtliche Hafenarbeiter in den AuSstand getreten. Die Kais werden militärisch bewacht. Zwischen den Streikenden »nd be orderten Arbeitern kam es zu R a n s c r e i e n. Fünf Leute wurden verhaftet. Sertliches und Sächsisches. Dresüen. 27. 2uni. — * Fürst Bülow, der gestern mit seiner Gemahlin im hiesigen «Band Union Hotel abgesticgcn ist, wird sich morgen „ach Schloß Vichtenwaldc begeben, während die Fürstin am Montag nachsoigt. Die Gäste des Obcrstniarschalls Grasen Bitzthum v. Eclnadt und seiner Gemahlin werden am Dienstag ihre Reise nach Nvrdcrnen sortsctzen. Der Be such des Fürstenpaares in Dresden galt in erster Linie der Gräfin Wallwitz, der Tvchtcr der Fürstin Bülow aus erster Este. Ter jüngere Bruder des Fürsten, der hiesige preußische Gesandte v. Bülow. befindet sich zurzeit auf Urlaub in der Schweiz. -* Dem Schiffer iEiscnwerksarbeitcr» Richard Max Wolf aus Gröba wurde sür die von ihm am 18. August 1912 nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens im Hasen von Gröba unter gleichzeitiger Anerkennung der erst nachträg lich bekannt gewordenen Errettung eines Bäckerlehrlings vom Tode des Ertrinkens in der Elbe im Juli des Jahres 1911 die silberne Lebensrettungsmedaille verliehen. — Der König hat genehmigt, daß der Stadtbezirksinspektor Stein born in Dresden das preußische Verdienstkreuz in Gold annchmc und trage. — * Neue Eisenbahnlinie. Am 1. Juli wird die Neu baulinie Li mb ach (S a.j — O b e r s r o h n a dem öffent lichen Personen- und Güterverkehr übergeben. Als erster Zug befährt der vormittags 12 Uhr 8 Min. von Obcrsrohna abgehende Personcnzng 8735, die neue Linie, an der nur noch der Anschlußbahnhof Limbach (Sa.» liegt. Die Ver- kehrszeitcu der Züge sind im Sommersahrplane 1918 ent halten. —* Heute ist Sicbcuschläsertag! Wenn cs nach der alten Bauernregel geht, daß der Siebenschläfer die Witte rung für die nächsten sieben Wochen bestimmt, so dürsten sich für die »ommerfericn recht wenig ersreuliche Au», sichten bieten. „Kühl und feucht" — trübe Aussichten für dir vielen Sommersrischler! Doch trösten wir uns! Gerade die ältesten und erprobtesten Bauernregeln zeichnen sich bekanntlich dadurch a»S, daß sie häufig — nicht vintressen. Also warten wir in Ruhe all, ob der heutige Siebenschläfer vielleicht nicht gerade deshalb Regen gebracht hat. um z» beweise», daß trvtzdcm die nächsten sieben Wochen -ir Sonne scheinen kan». —* Städtische Ehrcnzcugnisic sür die ihren Arbeit- geben» linunterbroche» seit länger als 25 Jahren mit Treue und Gemisscnlmsiigkeit geleisteten Dienste erhielten ver lieben: Schlosser Max Anton B i e h w c g e r hoi der Finna Aktiengesellschaft Panzertassrn-. Fahrrad- und Maschine» fabrikc« vorm. H. W. Schladitz hier: Platzmetster Friedrich Hermann Rabe bei der Firma Th. Schirmer. Holzgeschäft, hier, und Packe» Otto Wvldemar Kaden bei der Firma Vereinigte Eschebachsche Werke. Aktiengesellschaft, hier. —* Stistnngözinse« zu vergeben. Aus der von Frau Auguste Bertha verw. Stadthauptbuchlialterei-Asststent Gnoll geb. Kummer letztivillig errichteten „August«. Bertha-Stiftung" sind die versügbarcn Zinsen in Höhe von rund ft>8 Mail an dem Geburtstage der Stif- terin — am I. Februar — a» zwei bedürftige und würdige Töchter von Ratsbeanttens Witwen, welche sich verheiraten wvllen. zu gleiche» Teile» z» vergebe». BewerbungS- gcsuche für die nächstjährige Vergebung sind unter Bei. sügnng der Geburtsurkunde, des Schulentlassungszcug- ntsses, sowie sonstiger Zengntsse bis zum 81. Oktober beim Stistsamte Lnndhansstraße 9. 3., einzureichen. —* Der Kreisauoschusi der Kreishauptmanuschast Dresden hielt heute mittag eine öffentliche Sitzung ab. Das Geinch des Vorstandes der Aktiengesellschaft „Bank für Bauten" «Besitzerin des E e n t r a l - T h e a t e r S>. Felix Wienrich. hier, ni» Erneuerung der Erlaubnis nach 8 82 der Reichsgeivcrbevrdnung zufolge Wechsels des artistischen Leiters, an Stelle des Heinz Gordon Samuel Rach- man», wurde in die geheime Sitzung verwiesen: das Ge such des Alexander Konisch in Loschwitz. Besitzer des Gast. Hofes znm „W etße n A ö l e r", um Erlaubnis zum öffent lichen Tanzhalte» an allen Svnntagen in den Monaten April bis Oktober, iowie an einem dritten Sonntage der Monate Januar bis März. November nnd Dezember jeden Jahres fand Genehmigung, ebenso der 2. Nachtrag zur Wasserwerksordilung für die Stadtgcmeinde Meißen und die llebernahine einer bleibenden Verbindlichkeit seitens der Stadtgcmeinde Dresden durch Reinigung und Unterhaltung von fiskalischen, für den össcnllichen Verkehr freigelegten Flächen entlang des AmtSgerichtsgebäudes Lothringer-Straße 1. Den Rekurs der Landsmannschaft O b e r l a n s i tz e r in Dresden wegen Lustbarkeitssteuer wies man ab: das Gesuch des Gasthosobesitzers Emil Meißner in EoSwig, der Gastvosöbesitzeiin Anna verw. Lorenz in N e u - E o S iv i g nnd des Gasthofspächters Friedrich EbarleS in Kötitz nm Gewährung regelmäßiger Tanzerlaubnis für den zweiten Sonntag in den Sommer, monaten Mai bis Oktober wurde mangels Bedürfnisses abgclehnt: die Satzung des W e g e v e r b «r n d c s Hänichen. Rippien, Goppel». Kauscha nnd Nickern mit Rittergut wurde genehmigt, ebenso die Satzung des Krankenkassen- Gemeindeverbandcs für Evvitz und Umgegend. Den Rekurs des HauptmannS v. Eraus haar in Dresden wegen Hundesteuer verwarf man, während man die Satzung» für den Genieindcverbaiid zur Errichtung einer allgemeinen Ortslrankenkasse i» Lanöa befürwortete. Eine geheime Sitzung schloß sich an. - * Hauptverhandlnngen des Schwurgerichts in der 1. diesjährigen Tagung. Donnerstag, 8. Juli, vor mittags >-19 Uhr: gegen den Arbeiter Karl Otto Paul Braune ans Dresden wegen Meineides,- nachmittags 1 Uhr: gegen den Monteur Alfred «Borg Förster aus Callenberg wegen schwerer Urkundenfälschung und Betrugs. — Frei- tag, 1. Juli, vormittags >-19 Uhr: gegen die Wirtschafterin Elisabeth Gerlrnd Nicknsch aus Weißer Hirsch wegen Kindes» tötung (geheim!: nachmittags >42 Uhr: gegen den Bereiter Ludwig Kraus aus Ezcrnoivitz wegen Sittlichkeits- Verbrechens «geheim). — S v n n a b e n d, 5. Juli, vormittags >419 Uhr: gegen den Fabrikarbeiter Heinrich Richard Kalb- reicr aus Bodcritz wegen versuchten Totschlags. — Mon tag, 7. Juli, vormittags >419 Uhr: gegen den Maschinen, schlösse! Louis Walther Hun aus Dresden wegen betrüge- rische» Bankrotts und Meineides. — Dienstag, 8. Juli, vormittags >419 Uhr: gegen den Kaufmann Karl Richard Lang aus Dresden wegen betrügerischen Bankrotts und Meineides. — Mittwoch, 9. Juli, vormittags >419 Uhr: gegen den Privatmann Karl Friedrich Gustav Jacob auS Dahlen wegen Sittlichkeitsverbrechens lgehcims. — Don nerstag, 19. Juli, vormittags >419 Uhr: gegen den Ar- beiter Emil Robert Knüpfer aus Rabenau wegen "Notzucht (geheim). — Freitag, 11., und Sonnabend, 12. Juli, vormittags >419 lWr: gegen das Dienstmädchen Friederike Hcrpich aus Ludwigstadt und den Handlungsgehilfen Adolf Ernst Theodor Bode aus Lübben wegen Meineides, Zu- hältcrei, Betrugs nnd Urkinidenfülschnng (geheim). —* Die amerikanische» Ingenieure bei Seidel L Na«, mau». Die amerikanischen Ingenieure besichtigten am 26. Juni, wie schon kurz erwähnt, die Fabrikanlagen der Aktiengesellschaft vorm. Seidel L "Naumann, Dresden. Die Führung hatten die Herren Direktor Köhler, Direktor Lassen. Ingenieur Ichlc und Werner übernom men: sie ersolgte auch sonst gruppenweise je nach den ge- äußerten Intcrcsscn, da in den riesigen Räumen eine Ge- samtführung weit länger gedauert hätte, als die ohnehin eine Stunde währende Führung. Mit großem Interesse besichtigten die Amerikaner diese Musterfaürik, die bekannt- lich mit ihren 8999 Arbeitern und 290 Beamten an der Spitze unsrer Dresdner Maschinen-Industric steht. Es wurde zu- nächst das Kesselhaus besichtigt, in dem vor allem die Tur- binen großes Interesse erregten. Dann ging es nach der Dreherei, dem Lchlcifsaal. der "Nähmaschincn-Montagc. zum jeder Wahrheitsfreund ihm danken wird — seiner Dichtung alles fernhalien, was herkömmliche Legende und schablonen hafte Phrase ist — eines durste er nicht vermissen lassen: das llrkräsiige, Schlichte, Hinreißende in der Begeisterung sür die Selbstbcfrciung und Selbstbesinnung des "Volkes. Er bat zwar gemeint, was er davon in sich trügt, auch macht voll auszusprechen, aber wie sehr er sich dabei täuschte, ahnte er wohl nicht. Schon sich als einen Puppenspieler hin- ..zustcllen, in dessen Händen die Helden aller Zeiten komische «Figurinen sind, ist ein Standpunkt, den man mehr falsch als erhaben neunen darf, wenn es gilt, eine bunte Menge zu weihevollen Empfindungen vorzubcreitcn, denn ans sie wirkt der herbe Humor nur zerstreuend und befremdend: dieser Menge aber nun gar eine Reihe von Bildern vorzusühren, die teils brutal, teils grotesk, teils witzblattartig skizziert, teils überschwenglich großartig sind, aber ohne klaren Zu sammenhang, ohne dramatische Handlung, sondern lose auf- «inandersolgeil wie im Guckkasten, begleitet von bald ranh- Dorstigcn, bald pathetischen, immer aber bloß epigrammalisch andeutendcn Reden, ohne daß sich irgendwo das schlichte Verständnis und daS naive Gefühl entzünden könnte a» einer klare», reine», großen Linie des Gedankens — das beißt doch vollends: mißachten, wen man vor sich hctt! Die Forderung „l'art poui- I'sn" »nag gelten, wenn man für sich selbst ein Kunstwerk schasst, wie cs sich eben organisch ge staltet: wer aber als Festspieldichter sich vervslichtet, muß dem Zweck dienen nnd wahrlich, es mar hier trotz solchen Dienens eine herrliche Aufgabe mit Würde zu lösen! Es hätte die Ohnmacht des alten Reiches, die Zaghaftigkeit «Friedrich Wilhelms III., die Unbeholsenhcit aller damaligen Regierungen, die Zerfahrenheit der Gesinnungen unbedenk lich geschildert werden dürfen, wenn es ohne Hohn »nd Spott geschah, und es wäre eine ungeheure Wirkung erreicht wor den. wenn ans diesem Ehaos die Wiedergeburt des Volkes, -att »Uk durch dir Studenten und die schwierige Allegorie, durch ein dramatisch wirksames Zusammcnspiel all der mäch tige» Elemente, die schließlich die Befreiung brachten, sich entwickelt hätte: denn der Stosf enthält doch eben so vieles, was in der deutschen und selbst in der Kosmopoliten Brust sehr mächtig widcrhallen kann. Daß Hauptmann un? dieses alles schuldig blieb, sei cs, daß er es so wollte, oder daß er cs nicht anders konnte — das muß man ihm, für diese Ge legenheit, zum Vorwurf machen, seine politische Stellung jedoch nicht politisch ausmünzen. Es kann also schwerlich bestritten werden, daß man ein Festspiel erhalten hatte, das nichts weniger als ein feierlich erhebendes Volksstück ist. "Nun aber: der rauschende Beifall des hingerissenen Publikums'? So wirkte denn doch die geistreich willkürliche Dichtung selbst auf die. Massen? Sie wirkte allerdings — jedoch gewissermaßen zu ihrer eigenen Herabwürdigung. Hiermit kommen wir ans das andere Element, das ich verhängnisvoll nannte. Das ist die Inszenierung von Reinhardt. Wohl jedes Stück, das Reinhardt in Szene setzt, läuft Gefahr, unter seinen Künsten zu ersticken: und wenn er zu einer In szenierung mit Massen Veranlassung oder Gelegenheit findet, so unterliegt es sicher. Je kolossaler die Effekte, hervvrgebracht durch elektrische Scheinwerfer, durch Musik schauer. drängende Menschenmengen, Ehorstürme und anderes Rassincment der Art, sich steigern, je ergriffener die Zuschauer, mit gequälten "Nerven, in dem Bann dieses Kenners unserer Schwächen dasitzcn, desto unwesentlicher wird die Dichtung, aus deren Leib solche Zauberblumcn znm Wuchern getrieben wurde». Es ist sehr wahrschein lich, daß das grauenvolle Bild der Earmagnolc mit der Guillotine und den bluttriefende», gespießten Köpfen, daß die rasende Kricgssnric und Mors der Trommler, daß be sonders die Schlußapothcose, in der Tausende, elektrisch an- gcglüht, Hymnen singend in den gotischen Dom cinziehen. die tiefsten Wirkungen hervorgebracht haben — aber nicht durch HauptmannS Worte, sondern durch Reinhardts sie übcrtänbcnde Künste. So wäre denn eigentlich, wenn die Dichtung ungeeignet ist, Reinhardt der Retter gewesen, der starke Mann, der schließlich die Festgästc durch Lachen und Weinen erschütterte? Wie kann ihm dann vorgeivorfen werden, er habe den Grundgedanken der festlichen Auf führung geschädigt? "Nun, es lag wohl nicht in der Ab sicht der AnssteUungsleitung, in ihrer prangenden Halle Weinen und Lachen um jeden Preis zu erzielen: oder wollte man gerade solche kräftigen Wirkungen Hervor bringen, so zerstörte man eben selbst die Würde bcS Unter nehmens. Um einen „Elou" oder eine „Great Attraktion" durfte cs sich an diesem Ort, für solche Stunde, nicht han deln: wo cs galt, die elementare Wucht einer glücklichen Volkserhebung künstlerisch zu gestalten, durfte man nicht zu Vergewaltigungen der "Nerven greifen,- wer sich an der Erneuerung des Vaterlandes erbauen will, steht doch nicht auf dem ästhetisch-moralisch.'»» Standpunkt ctiva derer, die die Heilsarmee durch die Ucbcrkrast ihrer Künste ver nichtet. Tic Erfolge von Reinhardts methodischen Tricks sind, in höherem Sinn, eine schwere Niederlage. Aber sic können auch eine Warnung sein. Mögen Zirluspantomimen und Monstcraufführungen aller Art ihr Pubttknin haben: aus dein Breslauer Fall ivird man vielleicht lernen, daß, wo es gilt, eine Gemeinde künstlerisch zu erbauen und durch Gcdankenmitteilung zu erheben, so wohl das moderne Rasfinemcnt der dichterischen Laune als das der verblüffenden Inszenierung vermieden werden muß, »in eine würdevolle Monumentalität durchaus walten zu lassen. Hier wird nicht etwa an Goethes „EpimcnideS" gedacht — auch Goethe war kein Dichter sür ein Theater der Fünftausend. Ter rechte Mann ivird »ns doch sicher kom> men, wenn der Ruf nach ihm und die Abwendung vö» -M Sensationslust allgemeiner werden.
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