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Dresdner Nachrichten : 19.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188701192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-01
- Tag 1887-01-19
-
Monat
1887-01
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.01.1887
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»«i Anforderungen de» Publikums entsprechenden UnterkunftlhauseS projtttirt ist. Der galizische Landtag genehmigte den Antrag de- Fürsten Papteha und de- SchnlausschusseS. nach welchen, der LandeSau»- vrlUommen mächtig zu mache». Ungar». Der Iinauzminister erklärte im Abgeordnetenhause, tnr von der Regierung beabsichtigte Kvnvertirung umfasse tue Prio- ritittm garantirter. verstaatlichter Eisenbahnen im Betrag von 247 Millionen Gold, die in vierprozentige nmortisirdare Titre- uinge- tvandell werden sollten. Es wurde dadurch eine jährliche Zinien- rrsparnitz von 50» Millionen herbeiaesiihrt werden. Für die Vor nahme der Konvertirung tollten günstige Konstellationen abgewartet werden. Der Minister glaubt, bah bei Ende der Finanzoperation noch 40 Millionen zur Disposition stehen würden. Uet>» diese würde man schließlich tür eine Oidnung der Valuta verfügen können. Arnnkreieti. TaS Gesetz über die Spionage, welches anfäng lich mit so grohem Enthusiasmus ausgenommen worden war. be gegnet jetzt einer immer stärker hervortretenden abfälligen Kritik. Man hat bei Abfassung desselben nur daran gedacht, die Deutschen in Frankreich recht hart zu treffen, und sieht sich zu seinem Ent setzen jetzt von de» rigorosen Bestimmungen selbst bedroht: selbst verständlich macht sich deshalb daS Bestreben bemerkbar, das Gesetz einer entsprechende» Abänderung zu unterziehen. Zwei sehr bekannte Diplomaten beleuchteten dasselbe also: Das von den Kommein aus leichtsinnige Weise angenommene Gesetz über das Spionenweien kann, wenn unier« Minister es wollen, in Kriegs-, ja selbst in FricdenSzeiten ein wirkliches Gesetz der össcntlichcn Sicherheit werden, da- die unvorhergesehensten Verfolgungen, die willkürlichsten Verhaltungen und die härtesten Bestrafungen rechtfertigen kann. Durch eine sonderbare Regelwidrigkeit werden die Fremden vielleicht die Einzige» sein. welche den Bestimmungen dieses Gesetzes, das immer und überall die Franzosen tresse» wird, entgehen könne». In Krieaszeiten werden dem Wortlaut dieses Gesetzes zufolge die französischen Zeitungen nahezu unterdrückt werden: es wird in der That unmöglich sein, ohne die Unterschrift des KriegsminislerS irgend einen Bericht über die begonnenen militärische» Operationen, die Truppen-Bewegunacn, die Einvernsung der Kontingente, die Vertheidigung unserer Grenzen, die Plane unserer politischen Führer und so weiter zu veröffentlichen. In Friedenszeitcn wird dieses Ge setz alle möglichen Verfolgungen gegen die Verfasser von Schriften über die Neugestaltung unserer Bewaffnung, die Mobilmachung, die Festungen und Arhnliches erinöglicheu, da der Minister sich daS Recht Vorbehalt, zu beltimmen, in welchen Fällen die Verfolgung emlreten soll. Durch eine andere Bestimmung ist eS verboten, seinen Namen. leine Adresse und leine Nationalität gebenn zu halten, wie satzche Mittheilu»^über seine» Stand zu machen u. s. w. Wir betauen nicht weiter die L-chwieriakeilen aller Art, welche diele Vorschriften in unruhigen Zeiten nach sich ziehen könnten: jeder jeweilige politische Gegner wird davon getroffen. Dieses während mehrerer Monate mit großer Sorgfalt von den, Bureau des Kriegsministerö vorbereitete Gesetz niuerdräckt jede Opposition. ES legi die Geschicke einer Armee und r»icS Landes m tue Hände eines einzigen ManneS. »i die des GenerallrieaSnuniilers. Es macht ihn zum absoluten Herrn in Allem und von Allen. .Das sind die sehr unvorhergesehenen Folge» dieses repnhlikanischen Ge setzes, das Republikaner genehmigt habe», ohne cs zu kennen: that- sachlich scheint eS nicht gegen die Fremden, sondern gegen die Fran zose» selbst gemacht zu sein. Es märe daher vielleicht gut, die Tragweite beneiden abziiichwächen. Wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, das; der französische Kriegsniinist», General Voulangcr, ganz der Mann nach dem Herze» der Ultrnradikalen ist, so wird dieser Beweis durch das jüngste Verhalle» Eiemenceau's erwiese», der evenmcll mit der Bildung eines radikalen Kabine!-? betraut werden könnte. In der Fraklioiissitzniig der äußersten Linken wurde nochmals die Frage disknürt, ob bei der bevorstehenden Berathnng des Budgets des Mi»>sleriiims des Innern, wie es bisher stets geschah, die Fraktion den Kredit iür die geheimen Fond-? verwerfen sollte. Esemcncea» und einige andere Mitglieder sprachen sich mit Entschiedenheit doffir au-?, daß man diesmal den Verhältnisse» Rechnung tragen und sich der Abstimmung enthalten sollte, um nicht möglicherweise daS Ministe rium in die Minorität zu bringen, ivwie eine .Krisis herbeizniühren. Clcmenceau machte dafür besonders die auswärtige Lage geltend, wies aus die Reden des Fürsten Bismarck hin und betonte, daß >»> Falle einer Akinrslerkriffs dm Wiederaufnahme des General Bvu- laiiger in das neue Kabnret Angesichis der gegen denselben ge richteten Jntiignen der Opportunisten sehr fraglich sem würde. Schon deshalb müsse man augenblicklich jeden Anlaß zu einer .KrisiS vermeiden. Elemencea» vermochte jedoch nicht, die geiamnite Fraktion für leine Ansichl zu gewinnen. Schließlich wurde den Fraktions-Mitgliedern sreigelasse», fügen den Kredit zu summen oder sich der Abslimmmig zu rnlhalten. Infolgedessen becmtragte Achard (radikal) eine Herabsetzung der für geheime Zwc>ke ge forderten Beträge. Ter Koiueilpräsident Gablet bekaiuvite den Antrag und stellte die Vertrauensfrage. Ter Antrag Achard's wurde darauf mit 273 gegen 220 Sk. abgelehnl und die Position genehmigt. Für die Ueberschwcimntcir fand im Hippodrom in Paris ein sogenanntes Sticrgesecht statt. Es wurde indci; nicht gelochten, wildern blos geimpft und geschrieen. Dos einzige vergossene Blut entströmte der Nase eines gefallene» Springer-?. Trotzdem Nichte» einige weibliche Mitglieder des Tbierschntzvereins Län» zu macven, wurden aber unter Hohngelächcer der Zuschauer polizeilich civgeiiitnt. Paris. Tie geniätzigten iranzömcvc» Blätter gratulircu dem Fürsten BiSnmrck ziir Reichstags,.usimung und sind in der Voraus setzung ciiisliiiiinig daß er bei dem neuen Parlament mit seiner Vorlage siegreich durchormgen wird. BewnderS ist dies die Ansicht des „Neunzehnten Siecle", das erklärt: Es wäre eine Unmöglichkeit zu glauben, daß der große Kanzler, der bisher alle Schwierigkeiten überwunden hat, nicht auch diese beseitigen könnte und werden die Neuwahleu nur dazu beilragen, die Bande enger zu verknüpfen, welche die deutschen Nationalitäten mit ihrem Kager verbinden. Sollte wider Erwarten der zweite Reichstag keine gefügigere Mehr heit haben, als der eben aufgelöste, w wird aus der Mitte des Volkes die Agitation Hervorgehen, welche dem Bismarcksche» Pro jekt zum Triumph verhüll. Ter Mnim, welcher seit 25 Jahren den Geschicken Preußens und Deutschlands vorstehl, kann um die Mittel nickt mehr verlegen sein, die er cmivenden muß, um den gewünschte» Enolg zu erzielen. Ihm sichen alle Wege offen, und er wird nichts versäumen, um zum Ziele zu gelangen und wenn die Minorität seiner Anhänger »och zehnmal größer wäre. — Es ist un Grunde genommen ganz recht, daß daS Jahrhundert des Dainoles eine» Mann leiert, der viel iür die Entwickelung der menschlichen Indu strie gethan hat. Deshalb 'and die Errichtung einer Statue kür TeniS Pnpin allgemeinen Anklang. Der Bildhauer Alme Millet wurde mit der Ausiührung betraut und hat derselbe den großen Erfinder stehend dargcslellt. Auf der rechten Seite befindet sich ein Oien und ein Kessel, links trägt ein Schemel verschiedene Bücher und Gerüche. An: dem Sockel liesl man: „Denis Pavi», ged. 1647, gesl. 1714, erfand die Tampimaickme 1690. Nationale Wid mung 1886." — Ter Herzog von Aumale hat an die Mitglieder des „Instituts" folgendes Schreiben gerichtet: „Herr Präsident, meine lieben Herren Kollegen! Ich bin glücklich, dnß ich etwas zur Größe und zum Glanze des Institut-? beitragen konnte. Gerührt nnd dankbar für die Ausdrücke, mit denen <L>ie mir die Verwirklichung einer meiner wärmsten Wünsche anzeigten, bitte ich Sic, der ganzen Genossenschaft die Versicherung meiner herzlichsten Gefühle zu über mitteln und zu glauben, Laß ich stets bin Jbr lehr ergebener Kollege H. d'OrleanL." — Ueber das Leben des allmächtigen Schwieger sohns Grrvu's. Daniel Willon, berichtet der „Figaro" einiges Inter essante. Willon bewohnt den Unten Flügel im Elysce-Palast, 10 Zimmer, wodurch er eine jährliche Miethe von 80,000 FrcS. erwart, dazu kommen noch die un Erdgeschoß gelegenen Rureanraume. Sämmtliche Lokalitäten sind aufSiaalSkoslen höchst elegant wöblirt. Wilson steht um 6 Uhr ans, liesl die für seinen Schwiegervater ein- gegangenen Briefschaften durch und gicbt seinen 6 Sckcetairen die nöihigen Befehle. Jin Bureau Willons sind Regale, mit denen wohlgeordnet die Aklensliickc sämmtlicher Staatsbeamte» zu finde» sind und wird jede noch so unbedeutende Bemerkung über sie ge wissenhaft notirt. In einem anstoßenden Zimmer arbeiten die Re dakteure der 10 Zeitungen, deren Besitzer Wilson ist, obgleich ffir dieselben in der Nile Bergcrc ein eigenes Bureau gemiethet ist. Hierher sind auch die Depeschen der auswärtigen Korrespondenten adrcisirt, die dnrck Staatsdepeschen, welche Willon bei seinem Schwiegervater einsicht, vervollständigt werden. Um 9 Ubr cm- piängt Wilson die Personen, mit denen er am vertraulichem Fuße sieht und besondere Privatgeschäfte abschließt. Um 10 Uhr begiebt er sich in den Fcchlsaal, den er aus der ehemaligen Kapelle bat Herrichten lassen und kehrt erst um 12 Uhr zum Frühstück zurück. Er ist stctS der Letzte bei Tuch und der Erste fort, denn nun er- theilt er den zahlreichen Besuchern Audienzen. Gegen 3 Uhr fährt Wilson nach der Kammer, wo er mit allen Ministern und Devu- ttrten verhandelt. Bor k Uhr kommen die Beamten der verschie denen Ministerien in da- Eltzsee, um Grevy die Dekrete de» Taaes zur Unterschrift Vonulegen. Diese Dekrete werden aber von den Sekictaircii Willon- inzwischen abgeschnebcn. und so vaffirt eS. daß die Wilionschen Zeitungen oft Ernennungen veröffentlichen, ehe sie die Betreffenden selbst haben. Dann kommt die Stunde der Konelpondenz-Unterzeichnung. ES sind täglich über 100 Briese, die aus dreierlei Papier geschrieben werben: „Präsidentschaft der Re publik". „Deputirtenkammek" und „PetiteS Frances". Wie er ge- srühstückt hat. so speist er auch in 20 Minuten um 6 Uhr zu Mittag, macht dann einen Spaziergang über die Boulevard- und ist um 8 Uhr zu Harne, wo Empfang dcrFreunde, GeichaftSleute u. s. w. allabendlich stattfindel. Erst nach Mitternacht lncht der beschäftigtste Man» Frankreich- sein Laaer aus. Alle Tage Gleichen sich, denn man kann lagen, daß Wilson wenig öffentlich sichtbar ist. Er ist ganz von seinen Jntriguen in Anspruch genommen, die nicht immer zum Wöhle Frankreichs ausschlaaen. — Am 20. Januar wird die Telephonleitung von Havre nach Paris eröffnet. — Die Manife stanten bei dem Prozeß des Diebes und Brandstifters Duval, werden, dem „Petit Journal" zufolge, nicht weiter behelligt werden. Die Jurv hat trotz der Bedrohungen erkannt, daß kein Grund zum Einschreiten vorhanden ist. Italien. Zwischen Mantua und Codogno ist am 15. d. ein Lastzug in einen Perionen zug eiiigesahren. Neunzehn Personen wurden leicht verwundet und acht Wagen stark beschädigt. Belgien. Belast» rüstet! Endlich scheint dasEcs dcS Wider standes gegen eineMüitärresorm zu schwinden. Obgleich dieFried- ferligkeit der BiSmarck'schen Siede aus die liberalen Kriegspropheten sehr ernüchternd wirkt, so wird andererseits der einzige dustere Punkt dieier Rede, die Evenlualilöl eines Krieges mit Frankreich, hierstlbst sehr wohl beachtet, denn gerade dieser ><kueg würde ffir Belgien große Gefahren mit sich ffibre». DaS Äeffihl der Verantwortlichkeit ffir den Eingriff einer hencichharten Macht drängt den Kriegs»»»»«» PontnS endlich, die disbe, gänzlich vernachlässigten Vorbereitungen für den Ausbruch eines Krieges in Angriff zu nehmen. Tie Um bildung der Bewaffnung der Insanterie iEiniiihrung des Revetir- aewehresi, die Maasbeststigniigen — welche eben den im liberalen Lager gefürchteten Durchmarsch der Deutschen hindern sollen — und die Verstärkung der Eitabellcn von Lüttich, Ramm und Hup, die Vervollständigung der Festung Antwerpen — dies Alles wird jetzt seit einigen Tagen ernstlich vorbereitet. Außerdem wird die alljähr liche Truppenschau, welche sonst im Juni stattsindet, diesmal »chon im kommenden Monat abgehatten weiden, das Fort bei Hich erhält eine Artillericbeicitziing. die Lütticher Kanvnengießerei erhielt größere Auiträge und die Armeelieieranlen haben alle Hände voll zu thnn. — Ten Rest des öffentlichen Interesses nehmen seit einigen Tagen wiederum die geschworenen Feilide des Heere-?, die Sozialisten, in Anspruch. Nachdem sich dieselben i» Gent und Brüssel ihre „Sknmmburgen" errichtet habe», soll jetzt die Siadt Lüttich ein „Maison du peuple" erhallen. Schon ist ein Grundstück hierfür nngekaust. Tab der Einfluß der gewiffeniosen Führer der Arbeiter- inassen noch beschränkt ist, diese »östliche Gewißheit craiebt sich aus dem erneuten Ausbruch einiger partiellen Streiks, venu der in den WechnachtSiagc» siattgehabe Kongreß der Agitatoren hat bekanntlich solche partielle Streiks, als die Interessen des Ganzen schädigend^ iür die Folge „untersagt". Der bedeniendste dieser Streiks ist derjenige, welcher in der Dccoster'schen Spinnerei zu Gent ausgebrochen ist. Die Uriache desselben charakterisirt in eigen artiger Weise den Geist, der die belgischen sozialistischen Arbeiter bereits ergriffen hat. Einem derselben wurde in genannter Fabrik ein Gewebe zurückgegeben, weil dasselbe mangelhaft gearbeitet war. Anstatt sich zu bescheiden, beruft sich dcrArbeiter auf ein Reglement des „Boomst" (des Sozialistenverbandes), wonach Streitigkeiten dieier Art durch eine Arbeilerdclegation bei dem Fadrikherr» geschlichtet werden sollen. Infolgedessen begaben sich vier Genossen des Ar beiters zu Herrn Decvster, nm mil demselben zu verhandeln. Dieier wies die Vermittler zurück, worauf alle Arbeiter augenblicklich die Fabrik verließen. Jetzt wurde diele Angelegenheit im Lokale des „Boomst" verbandelt. Man beschloß, die Streikende» mit VereinS- geldcrn zu unterstützen. Die von Herin Decv'ler ans Frank>cich bernsenen Enatzarbni« sind allabendlich den Angriffen der Strei kenden cinsaeietzt. Außerdem beschloß dieselbe Generalversammlung eine groß?zweier ffir den Tag des 0. Februar, an welchem Aniecle seine halbjährige Hast abgebüß! bat. Obgleich Bürgermeister Livvcns jede Demonstratio» untersagt hat, sollen 40.000 s!) Sozialisten ihren Führer empfangen. Der Slreik der TeSmct-Gueauler'chen Spinnereien, welcher schon siebzehn Wochen dauert, wird tortgeietzt. Auch der Streit der 1800 Grubenarneit» in Amercoeur dauert an, die Untersttitznngsgelder geben den AuSbarrenden von Brüssel zu. Weitere neue Streiks sind diejenigen der Grube Poirier hei Eharleroi und der Grube St. Charles bei Marchienne, die soeben ausge- brocheii sind. Mehrere Führer der sozialistischen Partei in Brüssel haben sich nach dem Kohlenbecken von Ekarlcroi begeben, angeblich um eine allgemeine Arbeitseinstellung »in jeden Preis z» verhindern. England. Dem ..Standard" zufolge wäre Inder Kabinets- sitziing vom Sonnabend beschlossen worden, zur Unterdrückung der agrarischen Verschwörung in Irland demnächst ein Gesetz »nzu- brmgen. welches der Krone in gewissen Füllen das Recht der Er nennung von Svezialgeschtvorencii verleiht, die Acnderung des Ge- rickstssiges gestatter und »erner die Pollz»richt» ermächtigt, die An reizung zur Verschwörung und die Einschüchterung durch Boycollen (Vervehmeiis Nlinmrmsch mit Gefängnis bis zu drei Monaten zu bestrafen. Das Gesetz ist für alle drei Königreiche bestimmt. Rußland. Nach einer offiziösen Mittbeiliing wäre an Grenz- vnnkte». ffir welche das Eintreffen neuer Tmvvenabtheilungen mit Beginn des neuen Iabre-? Aussicht genommen sein sollte, bisher seitens der russischen Militärverwaltung keine bezügliche Ausfüh rungs-Maßregel enolgt. In zwei Fabriken von Petersburg, den Baumwollspinnereien von Makmell und Pahl. streikten die Arbeit» und verlangten Lohnerhöhung. Zweimal mußte die Polizei reauirirt werden. Morgens zerstreuten sich die Arber!», am Abende ab» kam es zu großen Tuiiiillten. Tie Fenster der Fabriken wurden eiirgeichlagen, das Comptoir gestürmt und da? Beanstenpersoiial durch -Llemwünc verwundet. Durch das Telephon wurde Polizei herbeigemstn und »ne Sotnie Kosaken trieb die Tumultuanten mit Knuteiihieben auseinander. Zahlreiche Verhaltungen wurden vorgenommen. Es heißt, daß der Streik durch an? Moskau gekommene, m verschiede nen Fabriken arbeitende Sozialisten angestistel worden ist. Amerika. Beim Niagara hat ein Erdstnrz stattgefnnden. Es stürzten in der Nähe der Hufeisenfälle etwa 223.000 Kubikmeter mit Eis bedeckt» Felsen am kanadischer Seite mit ungeheurem Ge töse in den Fluß. Die abgelöstc Masse war 150 lainerikansiche) Fuß lang, 60 Fuß breit und 170 Fuß hoch. D» Frost und das Gewicht der großen Eismassen, welche ans den Festen angehäuft waren, werden als Ursache des Sturzes bezeichnet. Chöre keine besonderen Schwierigkeiten. Die neuere Dakteinthestuna wurde diesen alten Eomvositionen nur später »„gefügt. um deren Aus fühnina durch im modernen Sinne gebildete Sänger >u ermögliche», und daher finden sich so häufig kurze Silben ans guten Takttheilen und umgekehrt. Dies muß heutzutage, namentlich wenn mehrere dergleichen Gesänge auseinander folgen, um so mehr auffallen, als wir seil Gluck und dessen Epigonen in der Bedeutnng der Note rum Worte ziemlich verwöhnt worden sind. Eine gute Wiedergabe der Eomvositionen eines Patestrina, Viktoria rc wird — abgesehen von der Monotonie, die sie uns erzeugen muß — in erster Reihe von dem wörtlichen Verständnisse der lateinischen Sprache und von der Möglichkeit abhängen, in diesen Vorträgen von den moderne» taktischen Accente» so gut wie vollkommen abzulehen, da diese mir zu oft den sprachliche» geradewegs widersprechen und dadurch den Fluß des Gesanges hemmen. Weiter bedingt der polyphone nnd strenge Satz derartig» Werke durchweg glockenreine und sichere In tonalio», strenge Führung und Absonderung der Stimmen und entsprechende Elassicilät des Ausdrucks. Diesen Bedingungen wurde der mehr als hundcrtstimmige Ehor in last immer vollkommener Weile gerecht: er sang reni. sicher und mit stimmungsvollem, dem klassischen Inhalte der Werke nahckommendem Vortrag, was um io höher zu schätzen ist. als der Chor ausschließlich von Zöglingen gestellt wurde. Das Pnlestrinasche „O Domme Jelu" und der achtstimmige Grelliche Psalm gelangen in besonders hoher Vollendung und legte» iin Verein mit der Wiedergabe der übr,g»r Chorwerke ein neues ehrendes Zeuaniß ffir das längst anerkanntepädagogi'che Talent ihres Dirigenten ab. Als Schluß des I. TheileS sang der Chor ein „ SancluS" und „Bc nedietus" aus der Missa choraliS sinit Harmoniumbegleitung) »ou Liszt — eine Compontion. die trotz ihres unverkennbaren Wcrthe-? und einer vorzüglichen Ausführung dem Auditorium dennoch nicht besonders zu besingen schien. Der zweite Theil der Soiree brachte außer zwei reizenden neueren Chorwerken: „Erinnerung" und „Mmnelled" von Emil Naumann, welkere drei » eapolla-Ehöre aus dem 16. Jahrhundert: „Gesellschaffslied" von Friederici, „Sie ist mir lieb" von Praetorius nnd „Amor im Nachen" von Gastoldi. Alle drei Werke gehörten zu den zündendsten Nummern des Pro gramms. Sie enthalten Frische und Natürlichkeit der Empfindung, entsprechenden charakteristischen Rhythm»-? und wohlthnende St» geruna nn harmonischen Au'kau. Den Schluß der Soiree bildeten zwei Brahiiis-che Chöre: „DarthulaS Grabgesang" und „Vineta". Von allen Compofikionen des Programm? waren diese beiden die jenigen. die am wenigsten einen tieieren Eindruck erzeugten. Bo sonders erkältete „Tnrthulas Grabgcsang". So lremd und höflich lall, wie die aus dem Herderichen „Ostian" gerissene Dichtung er scheint, ebenso erweist sich die Braymsiche Musik. Sie packt und erheb! nirgends und zieht kalt an Emem vorüber, wie die Eis glelsch» des Polarmecre-?. Wie wobt hätten statt dies» Eoinpo- iitwne» ewige Schuinannschc oder MendclSiohnsche Werke gethan. Sammlliche Chorwerke leiiele Herr Professor Eugen Krantz nn: seinem 'üiistlerstcheii Takle und völlig» Beherrschung seiner schnür rigen Aufgabe. Die Chöre gelangen uni» seiner Leitung corrckl und sicher und der Geiammieindrnck einer >edcn der Nummern entsprach dem geistigen und technischen Inhalte derselben vollkommen. In Mitte des 2. TheileS des Programm? nmg Herr Hoioperiisänger Jemen drei Lieder: „Wer sich der Einsamkeit ergiebt", „An die Musik" und „Wohin" saus den MM»I>c0rrn von Franz Schubert Ter vollendete Vortrag der genannten G»ange brachte Herrn Jemen lebhaften Applaus und einen mahtverdiemen Hervorruf ein. Herr Bnchinay« spielte ini ersten Thene des Programms drei Etüden für Klavier. Herrmann Srcircke. -j Wenn durch die nm letzten Sonnabend erfolgte Absetzung der „Walki!rc"-Vorstelliing auch viele ziemlich weit h»b»ge»It»l Gäste — unter denen, wie schon ermähnt, sich auch der Direktor des Tbeatrc de ln Monnaic, Mr. Lcnsissida, und der erste kg!, bel gische Hoidekoratwnsinalcr Mr. Lünen von Brüssel bescmden, die ausschließlich, um der „Walküre"-Vorstellung beizuwohncn, den weiten Weg znrückgeleat hatten — arg enttäusch! wurden, so ist dielen Herrschaften durch die gestrige, durchaus vollendete Wieder gabe der „Walküre" gewiß volle und ganze Enlschädigung ge worden. Die Brüsseler Herren, Direktor Lcstsissida und Hosdeko- rationsmcstcr Lyncn hatten den unfreiwilligen Aufenthalt vom Sonnabend bis gestern benützt, um unter Führung ihres Lands mannes, des hiesigen Kviiiponisten nnd Pianisten Herrn Arthur Wltiord, die technische Einrichtung unser» Hosbühne zu sind neu. Tie Herren, selbst bedeutende Fachmänner, waren von den tech nischen Vorrichtungen, derPrcicht und Schönheit der Dekorationen, der meisierhotten Beleuchlnngs-Eimichtnng rc. geradezu entzückt und bezeichnet»! sie »mach als mnstergitpg. Nicht weniger entrückt waren die H»r»i von der Liebenswürdigkeit, mit welch» Se. Exc. Graf. v. Pialen ihren Wünschen, Alles kennen z» lernen, entgegen- gckommen war. Zunächst wird Duckt» Lassstsida des Brüsseler Theatrc de la Monnaic die „Walküre" absolut nach dem Must» un seres HoftkeaterS luffemr», undwird Hofdekorationsiiial» Lynen die Brüsseler Dekorationen getreu nach den unseligen entwerten. Einen besseren Beweis ffir die Echtheit ihres Enthusiasmus können die genannte» Herren allerdings nicht lietern. -s-Krcutzcr's liebliches und melodienreiches „Nachtlager von Granada" gelangt nach Ljähria» Pause am Donnerstag den 20. d. im Altstädter Hoithcat» zur Aufführung. 's „Die Hochzeit aus dcmAvent > n", Trauerspiel in 5 Akten von Paul Hehle ist an unserer Hosbühne zur Aufführung angcnoinnien worden. f Im Rcs > denztheater geht heute Nachmittag (bei er mäßigten Preisen) O?-k. Köhter's Weihnachtsmärchen „Die sieben Raben" zum letzten Male in Szene. Als Abendvorstellung findet die 25. Wiederholung der Karl'schen Gesangspvssc „Das Mädel mit Geld" statt. s- Die Meininger, welche in wenig Tagen in Berlin ein- treffcn. eröffnen ihr dortiges Gastspiel nicht, wie früher bestimmt, mit „Galeotto", sondern mit Schilln's „Jungfrau von Orleans", die sie bisher in ihr Rcpntoir noch nicht ausgenommen halten. Die erste Ausführung des Werkes hat in Meiningen einen glän zenden Enolg gehobt. ck Ai» 17. d. M. erlebte die Operette „ Farinelli" non Hermann Zumve im Zeitraum von zwei Monotcn ihre 50. Auffüh rung am Earl-Schultze-Theater in Hamburg. Das vielverivrecheude Erstlingswerk unseres Landsmann»? dürste, da .Herr Direktor Karl vaS Aufführungsrecht iür das Residenzthcater bereits erworben hat, noch im Laufe dieses Winters hi» in Szene gehen. s' Friedrich v. Amerli n g hat seinen ganzen künstlerischen Nachlaß uneingeichränkt der Stadt Wien testamentarisch Hinterlagen und die Bestimmung getroffen, daß derselbe für ewige Zeiten in den städtischen Sannniunac» znm Nutzen und Frommen Wien-? ausbewcchrt bleibe. Ter Werch d»;Sa»imlung, die in ihr» An in Europa ihresgleichen suchen dürfte, wird von Kennem aus 250.000 Gulden angegeben. Die Sammlung Amerlma's ist eine der berühmtesten Europas: läng» als ein halbes Jabrhundert hat der Künstler damit zugebracht, seine Sammlung anzulegen. -s Ein in den weilesten Kreisen alljährlich mit Ungeduld ei Atllilltton. s- Für die Zwecke des Patronat-Vereins des Kgl. Konser vatoriums tnnd vorgesiem — ausgezeichnet durch den Besuch Sr. Majestät des Königs, Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Georg und Ihrer Kgl. Hoheit der Prinzessin Mathilde — im Börieniaale eine Soiree für CH arge sang a espoll», ausgenihrt von der obersten Chorge>'anaklasse unter Leitung des Herrn Professor Engen Krantz statt. Das Programm enthielt vorwiegend Chorwerke klaisi- scher Meist» ans dem 16. und 17. Jahrhundert. Nicht weniger als sünt geistliche Gelänge: „O Tominc Icm Ebristc" von Palestrina, „Et mcnmatlls est" von Bsttona, „O Domine Deus" von Banck, „Freut Euch, ihr liebe» Christen" von Schröter (1540—1602) und „Der 90. Picstin" von Grell leiteten die Soiree ein. Du- Vocal- innsik der alten Meister — Italiener und Niederländer — ist im Wesentlichen non der unseren »i Melodie, Harmonie und Rhythmik verschieden. Die harmonische Wendung der Alten, in der monotonen Dreiklangsverbindung bestehend, ihre daraus folgenden einfachen, auf gewisse Schritte n»d stufenweise Fortsckreitungen beschränkten Melodien, der beinahe gänzliche Mangel eines markanten Rhyth mus im modernen Sinne »scheinen vorwiegend als das, was sie in Wirllichlest sind, nämlich als ziemlich uiibeholscne <wenn auch geniale) Anfänge gegenüber der ausgebildcten Technik und der in io hohem Grade gesteigerten Ansdrucksfähigteit der modernen Kunst. Weiler mar den Akten uni» Takt unbekannt: sie hatten »i ihrem Gelange nur die sprachlichen Accente und die Noten nur in Bezug aus ihre Höhe und Tiefe und absolute Tauer zu beobachten. Der Dirigent gab nicht i» unsere», Sinne Takt, nämlich gute und schlechte Takttheilc tArsis und Thesis), sondern nur die Dauer einer gewissen Einheit an. nach welcher der Vortrag in Bezug auf Be wegung bestimmt wurde. War z. B- die Länge einer ganzen Note als Lüngenciichcit eines ganzen Satzes angegeben, so »nutzle der Chor ohne Weiteres sich die Don» der halben und Viertelnoten zurecht wartctcs. sehr beliebtes Nachschlage- und Erinncrungsbuch: „Das Tagebuch der Kgl. Sächsischen Hostheater". heraus- gegcben von den zwei durch Intelligenz und treue Pflichterfüllung hervorragenden HoillieaterNenern Gabriel und Rößler, ist soeben wieder »schienen und in dnHo'bnchhandlung von Warnah ».Leh mann. rcip. in der Buch- nnd Kunsthandlung von Emil Werse vor- röthig, sowie durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Es ist der 70. Jahrgang, welcher ein stalMiicheS Handbuch iür da-? abgclaufene Jahr, iowie für die geaenwärtige Saison unserer Hofft)»!:« bildet und nebenbei als übersichtliche Chronik all» wichtigen Tage und Begebnisse des Jcchres bküens emvfiehlt. Aus 1886 für die Frennde des Instituts sich dem mit bewährt» Gewissenhaftigkeit zu lammengelragcnen, reichen Inhalt heben wir b»ond»? heraus : Das Verzeichnis; iämu,klick» Mitglieder der Kgl. Hoslheatcr und der Kapelle, wie der Beamten, Offizianten und des Hilfspersonals mit Wvhnuiigsnngcche: d» gemeinnützigen Anstalten und ihrer Vor stände. Ferner: Tagebuch der Vorstellungen vom 1. Januar Ins letzten Dezember 1886. Verzeichnis all» Novitäten und Gastspiele Ellield. Eine detaillirtc Beschreibung der Jubiläen der Frau Bauer, des Konzertmeisters Laiiterbach und der Chorsänger Spieß und Süß: ivwie Nekrologe von Tichabcheck, Frau Bürdc-Nrn. Eugen Dkgele, Alb. v. Böhme und Eduard Wingcr. So ist das altbewährte Hoi- thcatcr-Tagcbllch ein treu» Spiegel von Freud und Leid, so im Laufe dcS letzte» Jahres uns»en> thenren Kunstmstitnl widerialnen ist. Es macht seine» Herausgeber» alle Ehre, nnd der überans billige Preis (1 Mk. 50 Psg.) cilcichlcrt seine Anschaffung allen Kreisen. Ans . , der Klinik. Professor: legen; die richtig wirksame Betonung der Silben bot bei der damals ! hinkt, weil er eine Kugel im Fuße hat. wohl allgemeinen Kenntniß der lateinischen Sprache für lateinische i würden Sie in diesem Falle ihn» ?" Sehen Sie, der Mann Herr Doktorant, was - Student: „Auch hinke«l"
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