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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.09.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060906022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906090602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906090602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-06
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
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«es«, Vlatt wird d« Lesern von Dresden jugrstellt. während eS die Post-Abounenten »ud Umgebung am Lage vorher bereit» al» > »V ^ M V ^ am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalte». verugrgedlldr: »IerteN«hrU«w» Lee»»,, b«t U,N» n»el«all,n Z«tta,un, durch »ule« Voten t«»en»» und »,»,»»« an Soun- und Montage» nur einmal) »Mi »aV, durch aurivüriiaeSom- »tiiionLr« » Mt. de» » Mi. »o «t vei rtumaltaei Zuilellun, durch d» «o«l»«t. iobneBefteNgeld). tm«u». land mit entwrechende« öulchiage. N ochdrua^n Artilel u. Original. Mitteilungen nur mit deutlicher Ouellenangabei.Dreed.Rachr.') »ulüMg. Nachtrügiiche bonorar- «»ivrüche bleiben underücklichiigt: igt« Manuikrivte werdeu nicht auidewabrt. L»ltara««-»brrlt,: »«» t«» »»««de» GefzvLLrrSeL L8LK Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. /Vnreigen.carlf. Unnabmg van »nkanbigunge» bi» nachmittag» » Ubr kann- und Seiertaa« n« Marienbrabe 3» von n di» >,.»Ul»r Di« l luaUiaevrund. «eile «ca » Silben) « Via. Lii- iünd>gun,e« »ui der Vrivatieit« Zeile « Pig : di« r ivattige Seil« aus Lert- ieii« so Via. al» lkingeiaadt Zeile « Pia. In «nm»en> nm» Sen», uud Setertagen t ivaltige »rundreii« so Via, aui Vrivatieit« « Pi,., sivaliige Zeile aut Lrriieite und ai» EuigelandisoPsg. «udwürtigeilui. träge nur gegen voraubdezadlung. iUelegbiiitter koken w Piennigr. Fernsprecher: «r. U und U»»a. Hauptaeschäftsstell«: Narienstr.» I« «Ivr ^28^ ^nnvn8lra«8v. d>. öucftftolr Ind Otto OrrvIikolL. Llgeve KWM m Fabrik. UvMnsetiitMv «s' 48'»» tVllGiIrnIkLvr Wir. t»)/ß p» Lniaaal- Neueste Drahtberichte. Hofiiachrlchten, Psinlertag, GerlchtSverhaiidlililgen. Der "»S» vAIklki. Tapeziererarbeit. Das Haus Byron. neue Kolonialdirektor. Donnerstag, 6. September LW6. Neueste Drahtmettmnaen vom 5. Scptbr. AuSstandSbewegungen. Stettin. Zur Beilegung deS Hafenarbeiter streiks fand gestern vor dem Gcwerbegericht zwischen den Vertretern des Schutzverbandes der Reedereien und der Hafen arbeiter Verhandlungen statt. Diese wurden unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt. Eine Einigung ist noch nicht erzielt worden. Heute nachmittag werden die Vertreter nochmals zu einer gemeinsamen Sitzung vor dem Einigungs- amte zusammentreten. Aachen. lPriv.^Tel.I Nachdem auf dem Hüttenwerke „Rote Erde" sich gestern 60 Arbeitswillige eingefunden hatten, erschienen heute 50 weitere Arbeiter, die Organisationen nicht angehören. Zur Lage in Rustland. Petersburg. Der Mimsterrat beschloh in der gestrigen Sitzung, ein RegierungscommumquS zu erlassen, durch das die Gerüchte, dah die Regreruna das den Kosaken Heeren ae- Krende Landeigentum zu konfiszieren und unter die Bauern zu verteilen beabsichtige, als böswillige Erfindungen bezeichnet werden. Bei Durchführung der Agrar-Reform werde die Regierung an Hem Grundsätze der Unantastbarkeit des Privatlandbesitzes festhallen. Der Ministerrat erkannte den Juden das Recht zu, niedere und mittlere Schulen auf all gemeiner Grundlage zu eröffnen. Petersburg. An Stelle der bisher in der Mand schurei bestehenden Agenturen des Ministeriums des Aeuheren werden russische Generalkonsulate in Clwrbin, Mukden, Kirin, Zizikar und Dalny und ein Vizekonsulat in Kuantsensi errichtet werden. Helsingfors. sPriv.-Tel.) Maskierte Männer sind in das Bureau der Umons-Bank eingedrungen, töteten den Kassierer und raubten eine grohe Barsumme. Ein Räuber wurde verhaftet, die übrigen entkamen jedoch mit dem Geld«. Köln. lPriv-Lell) Gegenüber widersprechenden Mit teilungen meldet der Petersburger Korrespondent der ^Köln. Kg", dah angesichts der jüngsten schwerwiegenden Ereignisse Stolypin geneigt sei. die Duma schon zu einem früheren al< dem Februar-Termine einzubernfen. An den in den letzten Lagen stattgefundenen Sitzungen des Ministerrates wurden hierüber Erörterungen gepflogen. Stolypin wurde angeblich heim Kaiser dieserhalb vorstellig. — An Hofkreisen erhält sich trotz offiziöser Abteugnung hartnäckig das Gerücht, dah Trepow sein Amt niederlegen werde. Ein Svstemwechiel sei indessen in der Enthebung Trepows von seinem wichtigen Posten nicht zu erblicken, ebensowenig wie in der bevorstehenden Er setzung deS erkrankten Gencralgouverneurs von Polen durch General Rennenkamp. Am Gegenteil sei man an m-ahgeben- der Stelle entschlossen, den Revolutionären gründlich auf den Leib zu gehen. Auch sollen die Bestimmungen über das Stand recht wesentlich verschärft werden. Eubanischer Aufstand. Hamburg. Dem hiesigen- cubanischen Vizekonsul als Verweser des Konsulats ging durch di« cubanische Gesandt schaft in Berlin von seiner Regierung nachstehendes Tele- gramm über die Lageauf Cuba zu: Die Provinz Matanzai ist ruhig. In Santa Clara sind viele Aufständische zur ge setzlichen Ordnung zurückqekehrt. Der Aufstand in Havana ist säst erloschen. Die Megierungstruppen verfolgen lebhaft di« Rebellen in Pinar bel Rio. Frankfurt a. M. Die „Franks. Ztg." meldet aus New- york, dah der cubanische I nsu r g e nte n g e n eral Menocal mit dem Präsidenten Palma eine Konferenz hatte. Eine friedliche Beilegung der Wirren wird angeblich erwartet. Hohenstein-Ernstthal, Wie das „Hohenst.-Ernstt. Tagebl." meldet, find heute morgen in der 5. Stunde in der hiesigen Meinkellerstrahe fünf Häuser mit mehreren Hinter- gebäuden, Werkstätten und Schuppen bis auf di« Umfaffungs- mauern niedergebrannt. Ein Haus, das bereits brannte, wurde niedergerissen. Die Betroffenen "haben meist versichert. Die Entstehungsur-sach« ist noch nicht aufgeklärt. Hannover. (Priv.-Tel.s Der „Hannov. Anz." erfährt aus direkter Gmundener Quelle, dah Prinz Ernst August von Cumberland demnächst als Offizier in das deutsche Heer eurtreten werde und zwar in einem badischen Garnison orte. Frankfurt a. M. Gestern abend fanden in der Alt stadt grohe Ausschreitungen statt. Ein anscheinend betrunkener Bettler wurde aus einem Geschäfte in der Schnur gaffe hinausgewiesen und siel hin. Dabei verletzte er sich. Die Volksmenge ergriff Partei für den Bettler, zertrümmerte die Scheiben des Geschäftes und nahm «ine drohende Haltung an. Die Schutzleute waren gegenüber der immer mehr anwachsendcn und lärmenden Menge machtlos weshalb schließlich nach und nach 100 Mann aufgeboten werden muhten, welche mit blanker Waffe die Schnurgasse und die angrenzenden Gaffen säuberten und absperrten. Ein Schwerverletzter wurde ins Bürgerhospital gebracht, mehrere Leichtverletzte von der Rettungswache behan delt. Zahlreiche Verhaftete wurden nach Feststellung der Per sonalien sreigelassen. Berlin. (Priv.-Tel.) Die Verwaltung des Nord deutschen Lloyds plant, wie verlautet, die Ausgabe von 25 Millionen Mark neuer Aktien, die den Aktionären zum Be- zuge aiigeboten werden sollen. Kiel. Die russischen Panzerschiffe „Zesare- witsch", „Slawa" und der Kreuzer „Bogatyr" sind heute vor mittag unter dem üblichen Salut in den hiesigen Hasen ein- gelausen. Sie werden einige Tage hier bleiben, um Proviant und Kohlen einzunehmen. Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.s Die „Franks. Ztg." meldet: Der von der kleinen Zinke ahge stürzte Redak teur Dr. Eduard Höber wurde gestern inS Allgemein« Krankenhaus nach Jnnchen gebracht. Die Meldung, dah Tr. Höber seinen Verletzungen erlegen sei, bestätigt sich nicht. Köln. Der Personen- nick» Güterverkehr auf der Mosel ist wegen zu niedrige« WafferstaudeK ganz «tngestellt worden. Aachen. Bor der Strafkammer hatten sich der kürzlich in Neutrol-Morinet verhaftete Kurpfuscher Hammer, alias Graf Clairveaux aus Frankfurt, und dessen Komplize, der Schneidergeselle Zrstia, zu verantworten. Beide hatten sich im Zuchthause kennen gelernt. Hammer, von Berus Scheren schleifer, behandelte besonders Frauenspersonen: für die Be handlung berechnete er nichts, er lieh sich aber seine wertlosen Medikamente dafür um so teurer bezahlen. Er wurde zu 314 Jahren Zuchthaus wegen Betrügereien und aemäh dem 6ock. povnal wegen Kurpfuscherei zu 114 Jahren Gefängnis und 1000 Mk. Geldstrafe verurteilt. Zistig erhielt eine geringere Geldstrafe. Fiume. Mehrere hundert tschechische und kroa tische Mitglieder von Gesangvereinen, die in Agram die Aus stellung besucht hatten, durchzogen die Stadt, wobei sie Spott lieder aus Ungarn sangen. Es entspann sich eine Schlägerei zwischen der Bevölkerung und den Sokolistcn. bei der mehrere Personen verwundet wurden. Einige Verhaftungen wurden vorgenommen. Militär verhinderte weitere Ausschreitungen. Die Gesangvereine verliehen die Stadt zu Schiss. Kalkutta. Die Hungersnot in Bengalen in folge Mihratens der ReiSernte greift weiter um sich. Die Ein geborenen plündern die Lagerhäuser. am OertllcheS «ud Sächsisches. Dresden. 5 September —* Anläßlich de- Besuches de» GrotzherzogS von Hesse König!. Hofe fand gestern abend im großen Spetsesaale de Schlosses zu Pillnitz königliche Tafel statt. A» der mit goldenen Prunkstücken, Rokoko- und Watteau-Porzellanen und mit präch tige» Blume» geschmückten Tafel »ahm der Grohherzog von Hessen die Mitte ei», rechts von ihm saß Se. Majestät der König, links Prinzessin Mathilde, zur Rechten des König? folgten: Priiu Johann Georg, Fra» Oberhofmeffterin von der Gavelentz-Linsinge», Staalsmmister Dr. Rüger, Hofdame Frl. v. Schö»l)erg-Nothschö»l>era, Staatsminister v. Schlicken rc. links von der Pruizessiii Mathilde: Herzog Carl Bonvin von Mecklenburg-Sticlitz, Hofdame Frelin v. Gärtner. Staatsminister Freiherr v. Hansen, Staatsminlster Dr. Graf v. Hohenthal uird Bergen und Generaladjntant General der Infanterie v. Treitscbke. Gegenüber iahen: der Minister des Königl. Hauses Staatsminister v. Metzsch-Neichendach, Generaladjntant General d. I. v. Mlnck Witz, Oberschlohliaiiptmaiin v. Carlowttz-Hartitzsch, Gesandter Frei herr v. Friesen, Genernladintant Generalmaior v. Wächter, Generallentiiant Graf Vitzthum v. Eckstädt und Generalleutnant von Schweinitz usiv. Bet der Tafel tranken sich der König und der Grohherzog zu. Nach Aufhebung der Tafel fand auf der Terrasse und im Garten vor deni Speisesaale Cercle statt. DaL Programm bei der Abendgesellschaft im Bergpalais war folgen des: 1. Variationen aus dem ll-moll-Quartett (nachgelassenes Werk) Fr. Schubert, Herren Petri, Warwas, Spitzner und Wille. 2. Heimweh. Feldeiusamkeit von Job. Brahms, Herr Scheide- mantel 3. k'-rntssi» -ippassianstL von H. Äieurtemvs, Herr Petri. 4. Komm o komm, Frau Nachtigall von PH. Wunderlich, Ariette mlt obligater Flöte. Frau Wedeklnd, Herr Wunderlich. 5. Cello- Soli : Lamento von Gabriel Marre, b) Airs ÄaSkyrS von Platti, Herr Wille. 6. Zwei Duette: ») Kein Feuer, keine Kohle, b) Gondoliera von Georg Hcntschel, Frau Wedeklnd, Herr Schride- mantel. Nach >/»1I Uhr zogen sich der König, der Grohherzog und die übrigen fürstlichen Herrschaften zurück. — Heute vormittag wohnte Köiilg Friedrich August der Besichtigung der 49. Jn- santcrie-Brigade rn Zeithatn bei und stattete, noch Dresden zu rückgekehrt, mittags der Königin-Witwe in Strehlen einen Besuch ab. — Ter Grohherzog von Hesse« macht« im Laufe deS heutigen Bormittags von Pillnitz auS der Prinzessin Mathilde in Hofterwitz und der Frau Großherzogin-Witw« von Mecklen- burg-Strelitz im Keppschlosse Besuche. Später traf der Groß- berzog in Dresden ein und besichtigte daS Grüne Gewölbe. Im Rcsidcnzschloffe empfina er sodann «iuiae Herren iv AMeuz und nahm um 1 Uhr das Frühstück beim Prinzen Johann Georg im PalaiS auf der Zinzendorfstraße ein. In oe« Nachmittagsstunden wird der Grohherzog mit dem Prinzen Johann Georg nochmals die Deiitsche Kniistgewerbe-Ausstellung besuchen und darauf nach Schloß Pillnitz zunickkehren. °/«6 Uhr findet daselbst beim König Tafel statt, nach welcher der Grohherzog nachmittags '/»? Uhr rmt Sonderzug von Niedersedlitz wieder abreist. —* König Friedrich August wird morae« vormittag bei Zittau der Besichtlgilng der 46. Brigade beiwohnen und sich von dort »ach Schloß Sibyllenort begeben, wo er behufs Teil nahme an den Kaisermanövem in Schlesien bis zum 13. d. M. Quartier nehmen wird. —* Grohfürst Wladimir von Rußland, der im strengsten Inkognito hier weilte und im »Europäischen Hos" ab- gesiiegen war, ist heute wieder abgerelst. —* Der Grohberzog von Hessen hat zahlreiche Orden und Ehrenzeichen verliehen. Es erhielten u. a. Staatsminlster Dr. Rüger das Grohkreuz voin Ludwigs-Orden, Staatsminister Freiherr v. Hanse n daS Grohkrenz vom PhilippS-OrdenS mit Krone, Oberhofmarschall v. d. Bussche-Streithorst und Graf Seebach das Grohkreuz des PhilippS-OrdenS, General major v. Lasfert den Komtur 1. Klasse vom PhtlivVS-Orden. Flügeladjutant Oberst v. W ilu cki den Komtur 2. Klasse vom Philipps-Orden, Major Ullrich und Platzmajor v. Tschirsch- nitz das Ritterkreuz 1 Klasse vom Philipps-Orden. Sämtliche Offiziere der Ehrenkompagnie erhielten Ritterkreuze vom PhiffppS- Orden. —* Kirchliche Seplembcrfeste. Den Abend deS zweiten Tages der kirchlichen Septemberfeste füllte eine öffentliche Missionsversammlung im dichtbesetzten Hauptsaale des Vereinshauses unter Leitung des Ävnsistorialrates Hof- Kunst uud Wissenschaft. Mitteilung aus dem Bureau der König!. Hof theater. Di« Generaldirektion hat das vieraktige Lustspiel „Der kleine La ndp redig er" von I. M. Barrie zur Uraufführung für das Königliche Schauspielhaus angenommen. -s* Ta-ezierer-Arbeit. Zu diesem Thema äußert sich derRe- . - - ' Zuschrift dakteur der »Allg. Tap.-Ztg." S. Feder in einer - „ .... . „ . .... an den „Tag" u. a. 'wie folgt: „Seit einer Reihe von Jahren gefallen sich Kunstkritiker, in öffentlichen Zeitungen über Tapezierer- und Dekorateur-Arbeiten abfällig zu urteilen. Di« Ausüber vorerwähnten Handwerks haben bisher von einer Erwiderung stets abgesehen. Man kann in öffentlichen Zeitungen stets die Meinung der Künstler Hölsen, während "das Handwerk nie »um Worte gelangt. Es "scheinen über die Arbeiten des Tape- zierers und Dekorateurs, insbesondere über die Faltenardeiten, die irrigsten Anschauungen zu herrschen, welche ich hiermit klarzulegen mich bemühen will. Der Tapezierer ist der erste Handwerker in der Innendekoration gewesen, der sich von jeder historischen Stilüderlieserung befreite, indem er seine sogen. Btindholzpolstermöbel schuf, und zivar ohne Zutat jedwebe« Künstlers, indem ein leder einzelne sein mehr oder weniger Wissen der Allgemeinheit preisgab» ohne viel Aufhebens davon zu machen. So kamen vor etwa 30 Jahren die sogen, ge- hefteten, in verschobenen Vierecken gefalteten Polster auf, die vor 15 Jahren durch glatte, meist in Form von Kiffen, oogelöft wurden. Auch hierbei verwendete man für Einfassungen Falten, die aber s»it fünf Jahren eine derartige Verminderung erfahren habe», daß in der Gegenwart auf Wunsch auch die kleinste Falte vermieden werden kann. In diesem Punkte sowohl als m der äußeren Form hat sich der Tapezierer der jetzt Herr- schenden Mode vollständig angepaht und hat früher und jetzt m erster Linie Zweckmäßigkeit des Polstermöbcls im Auge ge- habt, daS ist die Anpassung der menschlichen Körperform, also Bequemlichkeit und Weichheit, und sodann ein dem Auge ge fälliges Aeuheres. Man vergleiche sie mit den von Künstlern entworfenen. Ich glaube ja. daß dieser den menschlichen Körper unbedingt beruckiimi'at. aber nur auf dem Papier. Da der Künstler keine Kenntnisse über Polsterarbeiten besitzt, kann er auch absolut nichts Vollkommenes erwirken. Das technische Wissen kann man aber natürlich nur durch jahrelange Arbeit erlangen. Trifft man jetzt in den Kunstausstellungen dennoch ein brauchbares Polster, so kommt man bei näherer Betrachtung zu dem Resultat, dah dieses Stück im allgemeinen die Form der verspotteten — aber langjährig be- währten Tapeziererarbeit hat. Sollte uns vielleicht diese Ausnahme zu der Hoffnung berechtigen, der Künstler sei endlich »u Auftraggeber die Richtschnur unserer Arbeiten zu suchen ist? Ein Ausorängen unserer Ansichten oder gar «in Tyrannisieren, wie es von anderer Seite geschieht, unserer Kundschaft gegen über hat unS stets ferngelegen. Als ein Bedürfnis kann man von Deutschland aber auch ein PKstermöbel ansehen, woraus der ganze Körper gegebenenfalls zu ruhen vermag: mit einem vernünftigen Seitenpolster. Nie kann man ein derartiges Stück in einer deutschen Kunstausstellung seihen. Spricht "jemand einen diesbezüglichen Wunsch auS, so belehrt man sofort, dah derartige »sich breitmachende, vierschrötige" Polstermöbel in England unbekannt sind, folgerichtig nicht in unsere Wohnung gekoren — also: wir möchten unS immer England zum Vor bild nehmen!!! Nun zur Fa l t« nga rd i n e. Es muh natürlich zugegeben werden, daß vor zwölf Jahren, bei cntffirechender Mode, der Falte zuviel gehuldigt wurde. Seit zener Zeit ist man aber nach und nach und. beiläufig bemerkt, 'ohne Hinzutun von Künstlern, auf «in gesundes Mahhalten in der Faltenkunst gekommen. Die Frage im allgemeinen, ob eine Faitengardin« an Fenster oder Türen gehört oder nicht, hat mit Kunst, Kunstgewerbe oder Handwerkskunst absolut nichts zu tum niemals, das kann nur die individuelle Ansicht des be treffenden Inwohners sein. Wer da glaubt, er gehe zugrunde, wird die Gardine wetzlaffen, wer aber in einer Großstadt wohnt und ein' Gegenüber hat, wird seine Fenster so ein- richten müssen, dah man nicht von außen bis in den inner- sten Winkel sehen kann. Wendet er Kunstaias an, so ist ein HinauSschauen unmöglich, und er wird deshalb eine Gardine Linken «Men. und bei allzu herbem Sommer wird «r sich hinter ihren abblendenden Falten gegen die allzu aufdrino- liche Sonne, im Winter wiederum — namentlich bei Krank heit — gegen allzu heftigen Wind schützen können. Jener wird sich, eingedenk der Drchterworte: „In den öden Fenster- Höhlen wohnt das Grauen", dieser durch das Farbenspiel der gefalteten Stoffe, die eine wohltuende, nervenberuhigende Wir kung erzeugen, bewogen fühlen, Fenster- oder Türbehänge an bringen zu lassen, und warum soll der Wohlhabend« keine Freude au einer reichen, gediegenen Faltenarbeit haben? Der Hin weis, wir sollten uns der Führung guter Künstler anvrrtrauen, mag ja ganz gut gemeint sein, indes ist,es doch eine bekannte Tatsache, dah auch in der Kunst die Ansichten sich wandeln, und dah die Künstler einander in der heftigsten Weise be fehden. Wer brachte die Rcnaiffancc-Bewegung auf dem Ge biete der Wohnungs-Einrichtung in Schwung und machte unsere Zimmer zu prunkenden Malerateliers? Etwa die Tapezierer? O nein, — der Maler Hans Makart war es. Die Tapezierer wären Narren gewesen, wenn sie sich der allgemeinen Kunit- strvmung entgegengestellt hätten. Und jetzt: Nun, jetzt kämpft» alte und neue Ansichten auf dem Gebiete der Wohnungskuuff miteinander. Je nach dem Geschmack seiner Auftraggeber muh der Tapezierer bald der alten, bald der neuen Richtung dienen. Und das tut er nach bestem Wissen und Können. Keine Nation der ganzen Erde ist so undankbar gegen ihr Vaterland als wie di« sveutsche. Der Deutsche, welcher nach sechs bi- siebe» Jahren Aufenthalt im Auslande zurückkehrt, kommt alS Fremd- ling heim und bemüht sich dann, «inen möglichst großen Kreis für die fremden Sitten und Gebräuche zu interessieren und zu gewinnen. Dies fällt nirgends leichter als in Deutschland Nachdem wir unS durch Jahrhunderte von unseren westlichen Nachbarn durch die Kunst führen liehen, ist jetzt England Trumpf geworden, und ob die Lebensführung dort eine ganz andere, ob die Verhältnisse dort grundverschieden von den unserigen — einerlei! Englisch muh es sein! Selbst Bequemlichkeit und Behaglichkeit werden der Mode zuliebe geopfert, vis der Richtige einst kommt, der diese wieder zu Mode bringt und eng lische Gebräuche mit kraftvollem Arm hinweafogt, wieder fran zösische Sitten als tonangebend bezeichnet oder, wa» oder sehr schwerhalten dürfte, deutscher Kraft uud deutscher Kunst den Weg öfs-eU"
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