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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.07.1917
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19170721014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1917072101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1917072101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-07
- Tag 1917-07-21
-
Monat
1917-07
-
Jahr
1917
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.07.1917
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LL,» Sun.,abend. »1. Juli 1V15 L >e» tzv««i irtetfüj .. Aü« «mg. am Spuuabeud morgen. Getter« abend fand beim Staatssekretär de» eine Besprechung von nationalen Pa rern statt, der auch der Kaiser beiwohnt«. Der Kaiser empfing am Donnerstag abend den Staatssekretär Dr. Helffertch und den Minister v. Loedell. Zwischen dem Reichskanzler Dr. Michaeli» und dem bulgarischen A'iinisrrrpräsEente« fand.ein Lepeschenwechsil statt. Am Fsonzo hat sich die Tätigkeit der »etbersetttgen SrtUkri«» nersiärti. Nach französischer Meldung wurde dt« Duma, die am Donnerstag ragen wollte, von Soldaten verjagt. Der Arbeiter» und Soldattnrat verlangt nach englischer Meldung die Abberufung de» Oberbefehls habers Brstssilo». Der fteigestd« Frachtraum Mangel zwingt die en-lische Negierung, die Einfuhr weiter zu beschranken. Die Freigabe der freien wurde von England gegen di« raum zugestanden. Nach einer Beiordnung im „Reichsgesetzblatt" gelten vom 1. Januar 1018 Z w c i m a r k.st it ck e nicht mehr als gesetzliche» Zahlungsmittel. Wettcrinisage der amtl. sächs. S a n d c k w c t t e r w a r t e: Zeitweise heiter, keine wesentliche Temperaturänderuiig, Gewitterneigung, sonst keine erheblichen Niederschläge. iahrrtnne für jrrettstellung von Holland Schiffs- de» Vaterlandes. Während unser Kaiser mit seinen Ver bündeten am 12. Dezember 1918 den Feinden hochherzig die Friedenshand entgcgcngcstreclt hat. bekräftigt setzt die Volksvertretung ihren Willen, durch den Frieden gegen künftige Angriffe zu kichern die höchsten Güter der Nation: dl« Unabhängigkeit, die Freiheit und die unbehinderte Ent wicklung der wirtschaftlichen und politischen Zukunft de» Deutschen Reiches. lBeisaii.s Mit einer an Einstimmig keit grenzenden Mehrheit hat der Reichstag die neue Kredttvorlage bewilligt. ' Gewi« sind diesem Beschlüsse leb hafte Auseinandersetzungen vorausgegangen, aber alle diese Gegensätze entivrangen nur einer verschiedenen Be urteilung der Mittel, wie man dem Vatcrlande am besten nützen kann. Uns alle beseelt die gleiche Vater lands liebe. und in uns allen lebt der unerschütterliche Entschluß alles liinzugeben dis zu dem großen Tage, au dem ein unsere LcbcuSintcresscn sichernder Friede möglich ist. Möge die Einigkeit der Nation das Wahrzeichen sein, unter dem wir glücklichen lind von uns allen erstrebten Zielen zusteuern. Gott schütze Heer und Flotte! Gott schütze Kaiser und Barcrlanö! (Lebhafter Beifall.) Ich schlage vor, die nächste Sitzung Mittwoch, den 39. Sep tember, nachmittags ü Uhr abzuhallcn. und ich erbitte die Ermächtigung, falls sich die Notwendigkeit ergibt, den Reichstag schon früher einverufen zu dürfen. Abg. Ledebonr widersprach namens der Unabbängige» Sozialdemokraten diesem Vorschläge. Wenn cs der Regie rung ernst wäre mit ihrer Versicherung auf ein gedeih liches Zusammenwirken mit dem Reichstage in dieier großen Zeit, io müßte sie schon tm Laufe der nächsten Woche dem Reichstag Gelegenheit geben, leinen Einflug aus die Gesetzgebung auszuübcn. — Der Präsident ries den Redner wegen der Beschuldigung, die Regierung nehme ihre Versicherungen selbst nicht ernst, zurOrdn »ng und drohte, weil eine Frau aus der Tribüne Beifall klatschte, mit Räumung der Tribünen. — Es blieb beim Vorschläge de» Präsidenten. . Frhr. v. Ktthlmann Staatssekretär des Auswärtigen? d. Gerüchtweise verlautete tm Reichstag, daß der Bot schafter »n Konstanttnovel Freiherr v. Kühlmann zum Staatssekretär deS A n s w ä r l i a,e n ernannt wer den und daß Dr. Hclsferich den Botschastcrvosten in Ko u st a n t i n o v c l übernehmen soll. Tr. Helsfcrich war früher Direktor und dann Verwalluiigsrat der Anatvlttchcii Bahnen und ist rnsolgcdessen ein Kenner der türkischen Ver hältnisse. Herr v. Bcihmaun-Hollwcg wird heute Berlin verlassen und sich nach Hohen sinow begehen. Was man an der Front denkt. Bon der Front aus Rumänien schreibt man der „Köln. Ztg.": „Nur mit dem Ausdruck des größten Bedauerns und der schärfsten Besremdung verfolgt inan bier in etwa ADO Krlomeker Entfernung von der Heimat die Vorgänge im Vaterlands, die einem allerdings zumeist nur lropfenweift und in den wildesten Gerüchten bekannt werden. Die Frage, die draußen im Felde am nachdrücklichsten betont wird und deren gegenwärtige Bvantwvrcnng in Deutsch land uns Rattel über Rätsel aufgibt, ist die: wie kann es Vorkommen, daß einige ehrgeizige Parlamentarier, die an der Riesenarbeit des deutschen Heeeres tm Kriege wahrlich nur einen recht bescheidenen Anteil haben, den jetzige» Zeitpunkt für geeignet halten, durch mastloic Angriffe nicht nur >n mnsvpontischer Beziehung, auch auf die Hceres- un» Martnclettung den Keim des Mivtrauens in das Volk zu säen? Und wie bann es Vorkommen, daß diesem unverantwortlichen Treiben, dos unter den Begriff des Hochverrates fallen ivürde. falls ihm nicht der Schutz de: Äbgeordneten'invmnttät zur Seite stände, ein solch ent scheidendes Gswicht beigemcffen wird, das vermag, die Grundlagen deS Reiches ins Wanken zu bringen? Daß die Spannung im Volke unter dem Drucke der Ent behrungen ungeheuer gestiegen ist. ist uns ebenso wie den treibenden Kräften zu Haute unverantwortlicher ist es. daß und mit den Verhältnissen vertraute Heimat Siel« Spannung benutzen, um geizigen Pläne durch,zusetzen. Man mag über die ilincr- ooltttschen Fragen Senken, wie man will: warum in aller Welt kann die Austragung dieser inncrpolitischcn Streitig keiten, für die man an der Front während Ser Kriegsdaner nur herzlich wenig Verständnis hak, nicht bis zum Früh- tahr 1918 verschoben werden, wo man über Kricgsaus- sichten und Frirdensmögltchteiten klarer zu urteilen ver mag? Und, was schlimmer ist. wie kann man es überhaupt unternehmen, diese tnnerpolitischen Fragen mit den außer- politi'ch-en Gegenivartszuständen zu verguicken und sie zu Angriffen auf die verantwortlichen Leiter der Geschicke des Reiches zu verwenden? Selbst wenn der Stimme der Ver nunft und der Mahnung einsichtsvoller und von der Last der Verantwortung durchdrungener Politiker, wie wir hoffen müssen. Gehör geschenkt wird, ist man sich dann dessen bewußt, einen wie unendlichen Schaden man durch diesen Vorstoß dem Ansehen des Deutschen Reiches geschlagen und wie schlecht man das Blut der Gefallenen und die Mühen und den Heldenmut der Kämpfenden vergolten hat? Man »«rsichere sich doch vor solchen Angrfffe», die zu derartig demütigenden und in den Folgen unübersehbaren Lchau- svGlen führen müssen, der Stimme derjenigen, die draußen >n dreijährigem Ringen Heimat und Herd verteidigt und den Krieg in Feindesland getragen haben: ich glaube, die Anstifter der Auftritte stn Deutschland werden erstaunt sein, m,e einmütig ihre Pläne von den Soldaten der Front in Grund und Boden verurteilt werden." Die Wiener Prelle über die KanzlerreS«. In Besprechung de» Programms des neuen deutschen Reichskanzlers und der vom Reichstage mit überwiegender Mehrheit angenommenen Fricdcnsentschließung betonen die Wiener Blätter, Satz sowohl der Reichstag alS auch der neue Kanzler klar und deutlich den Willen zum Ber- st ä n ö i q u n g S s r i e d c » kundgaben, jedoch auch die Entschlossenheit, den Kamps weiter zu füh re». faLs tue Feinde sich nicht anders besinnen. lWTB.) chnunmehr euch Nuhlchttb». ^ -1« Krim für Ol- f-rtlOMud« Rech -1 M«. unabhänsltz erklärt. Der Arbeläer, «ntz G»ld«te«ret Hegen Brnssils». „Gentral Sl«»A" «rkbrt au» Petersburg: Wer Arbeiter- und Soldaten rät verlangt mit geringer Mehrheit die-Utz. bru,lu»g Brus sllow». >, , Di« D»m« »o» Golhate» »«jag». h. „Petit Journal* meldet au» Petcr-bnrg: Di« D « ma, die Do»ners»ag tagen wollte, ivnrbc von Goldaten der Preobrnscheugkv-Kasern« verjagt. «Milcher »ul,arische» Heerstztzgricht »»» 1», -ul». Mazedonische Front: ArkilkerirfkNer, da» zwischen dem Ochrida- und dem, Prespa-Scr etwas leb hafter war, östlich der Verna und aus dem rechten Ufer des War-ar N»f der übrigen Front jchivnche Kamps- tätigkcit. An der unteren Struma vertrieben wir be- »ittene englische Erkundungsabteilungrn, — Rumäni sche Front: Bet Jsaeeea vereinzelte Kanonen- schllfsc. jW. T. V.) ««n durchdNcken lGt. «» «lrd d^mvM. Herr ear« ftüntz, auf'Se« Soruiig«/vo« s«ft«e» U«j, -urltckeutret'rn. insola« der hochnotpetnltch,« Bor» gänge. tzte'durch die «ntbüllpngen der «nktiitter Potnears» Kammer, der Herren Dalbtea. «ecamdra, »nd Jobgktz wenige Tage, vor dem Nqttonalsettr »ad Ver- ra»<» de» Volke» schwer erschüttert hotten. Seitdem, beide kalsatfat — )vlk»munde nur noch L« Mal >»d Verbrecher —. er in öffentlich g « « a » nl wnrd/.'ohn« baß -ori nt in «Inrr^ Herrn Patncgrb befrtedi^euden Arg ^ . «Brr Das Vberhouot tc' BlutSov' ' «lmMe ireten. niSvolkl stades gedrängt einmal vorher, und zwar am März, verlu, Franzosen zur gleichzeitigen Offensive mit den i. zu zwingen, war damal» aber vor dem Einspruch Rep»« Blutdopfern der nutzlosen April- tragen, », er den »rie»Sr,t t, Osterwoche mit seiner Drohung. . nicht sofort l»»schlage, zu dem t. um die, naländcrir Drianöc» och« mit seiner )t sofort loßschlage, zu dem perl itaegen dem «Braten tzes General» Potnear» Latte dasselbe Spiel schon. soll «n tl.Osf«nsive <m Haupl. zurückzu. ' ihäna- bekannt: volltnch Menschen !m Volks uni io geschulte in der ihre ehr- Vi-igentz- Frachtraumnot i»» Eltgland. «Datl» Vdronicle" meldet: Slond George begibt sich zur Krieaszielkonserenz der «lliierten persönlich nach Paris. — „Dailn Mail" meldet, die st e i g e n d e F r a ch t- ra umnot zwinge die Regierung, die Einfuhr aus de» Ländern der Verbündeten nach Epgland weiter zu de schreiten. Wachsende Friedeudstimmu»» t« Augland. i>. Fn ««»er Londoner Meldung schweizerischer Bl«,1er heißt cs: Die Emrüsrung geacn die Negierung sei im Wachsen. Wenn nicht sofort Maßregeln crgrisfrn würden, um dem Volke Nahrungsmittel zu angemessenen Preisen zu beschaffen, werde dies »och zu einem lauten Verlangen nach Frieden um jeden Preis sllhren. und keine Regit runa werde dem Widerstand leiste» können. Ursache: unsere Unterseeboote! Wie England an sein« Verbündeten denkt. Fm Auliheft der ..National Review" hetzt der Heraus geber Maxse Rußland gegen einen Verständi gungSfricden auf. Cnttchädigungen „nd Annexionen sind viel wichtiger für Rußland, als für England. Da» britische Reich würde nicht unteraehen. wenn ein Frieden vhne Entschädigungen und Annexionen zustande käme, aber das russische Reich wäre in Gefahr. Rußland würde veriitchtet werben, wenn es der Wiederherstellung Deutsch lands nach dem «int»!- g»n „»><- zuftiminte, Konstanttnopel in der Gewalt der Deutschc» ließe und aus alle Entschädi gungen für die Verwüstungen verzichtete, die die Deutschen in russischen Gebieten ungerichtet haben. Alle Wiederher stellungen, die England wünscht, beziehen sich in erster Linie auf seine Verbündete». ..Binnen fünf Fahren nach irgendeinem Friedensschluß mit irgendeinem Hohcnzollern würdet Für Russen die Romanows zurücklmbc». und Ruß land würde ei» drittes Oesterreich für Deutschland wer den." ,..N. A. Z.") Ein englisches Blatt über das britische Piratrnstttck in holländischen Gewässern. d. Die ..Morning Post" schreibt: Die Behauptung von Holland, daß die deutschen Frachtschissc in den Territorial- gcwässern Hollands angegriffen worden sind, ist wahr. Es hätten aber auch deutsche Kriegsschiffe zu gleicher Zeit die holländischen Gewässer durchfahren. Wahrheit sei. daß die Deutschen ..jede» Paragraphen des internationalen Rechts vergewaltigt hätten"!!). DcntschlanS verübe fortgesetzt Kriegs!,andlnngen gegen Holland. Das einzige Mittel gegen diese Vergewaltigung des internationalen Rechts sei die Kriegserklärung gegen die Vergewaltiger. Wen» diese nicht erfolge, sei die Handlung entschuldigt und das Recht sür nichtig erklärt. Es sei eine Porschrist des internationalen Rechts, daß alle Neutralen alle Kriegführen den auf die gleiche Art und Weise behandeln müßten. Die Holländer erlaubten den Deutschen fortwährend, ihre Ge wässer für den Handels- wie für den Kricgsschifssverkehr zu benutzen. Was dem einen recht >'et. sei dem andern billig. Man sieht, was de» Pudels Kern ist: Holland soll durch aus zur Anteilnahme am Kriege auf seiten der Entente ge zwungen werden. Amerikanische indnstrirlle Pläne. Reuter meldet aus Washington: KriegSsckrctär Baker teilte mit. daß Werke zur Herstellung atmosphäri schen Stickstoffes sofort errichtet werden sollen. Man werde ferner in höherem Maße als früher Wafler als treibende Kraft benutzen. (W. T. B.) Norwegische Heereskredite. lMeldung des Norm. Tel.-Bur.) Das Storthtng hat in geheimer Sitzung einen außerordentlichen Kre dit v o n 1 8 Millionen Kronen sür das Heer und 8!c- Millionen für die Marine genehmigt, in öffentlicher Sitzung einen weiterett von etwa 3^ Millionen Kronen sür Vertcidigungszmecke. ES sind ferner 18 Millionen Kronen sür die Berte idigung der Neutralität bewilligt morde». lW. T. B.) Die kritische Lage Krankreicht. schildert ein gelegentlicher Mitarbeiter wie folgt: DaS Programm für das grobe Nationalfest de» 14. Juli ist von der Regierung am Vorabend des Tages abgcändert worden. Es mußte infolge des starken Drucke« der öffentlichen Meinung, die dem Festefeiern abhold ist, so starke Einschränkungen erfahren, daß von den in pom pöser Ausmachung angekündiglen Feierlichkeiten wenig übrig blieb. Vor den amerikanischen Soldaten wollten Präsident Poincar6, Herr RIbot und der Vertreter des Herrn Wilson große Reden an das Volk halten. Neue Ziele sollten in Gegenwart von englischen, russischen und italienischen Truppenabordnungen der aushorchendcn Welt verkündet werden, und die Telegramme an die verbünde ten Staatsoberhäupter lagen im Entwurf schon srrtig da. Einige Straßen und Plätze hatten schon Fcstschmuck an gelegt. Das abwechslungsreiche Rrogramm war bis aus die kleinsten Einzelheiten durchdacht und vorbereitet. Dann fiel es ins Wasser. DaS Volk von Parts lieb ab sag e n. Es ist nicht in festlicher Stimmung. E« ist außer ordentlich schlecht gelaunt. ES bat sogar ernstlich gedroht, de» Herrschaften gerade am Nativnaltage im ivahren Wortsinne in die Parade zu sahrcn. Und die Drohung hatte die Folge, daß man das Programm zusammenstrich. Ob die sehr schlichte Feierlichkeit dann den gewünschten ungestörten Verlauf nahm oder doch noch dnrch Kund gebungen des Volkes unterbrochen wurde, wird man später erfahren. Am 1». Juli stand Paris jedenfalls im Zeichen einer Panik, die infolge von ganz ungeheuerlichen Ge rüchten über revolutionäre Aktionen von Arbcttermassen »nd meuternden Urlaubern ouSgebrochen war »nd das geschäftlich« Leben und den Bahnverkehr mehrere Stunde» lang unterbunden hatte. Am Genfer See weilende Fran- zosen wurden telegraphisch gewarnt, die geplante Rück- reise anzutreten. Und aus dem nahen Lyon elntreffende Reisende unterstützten diese Warnung durch eindringliche Schilderung der Vorgänge, die nicht bloß Part«, sondern auch die Provinz in die lebhafteste Beunruhigung versetzt hatten. „ES war uns,* sagte mir ein Lyoner Kaufmann, der sich mit Paris telephonisch in Verbindung gesetzt hatte, „al» ob mir nicht am Vorabend eine» Feste», sondern der furchtbarsten Revolution stünden. ES war schlimmer al» bloße Alarmstimmung. Es war Panik selbst in den aller- ersten Bankhäuser».* Wie hätte sonst ganz Frankreich aufgcjubelt über die RekchskanzlcrkrisiS in Verlink Go aber wird ihm keine uirgemtschle Freude zuteil. Die Regier,mg», und Prä- siöentichaftskrlsiS im eigene» Laude »L ««K tchkjmpier. alp zurückgewichen. der am gleichen Tage sein Amt nledbpleatii «n der Erkenntnt». »atz hinter Poincar» die englische Re- «ierung steht. Rur der alte Ntbot wußte rS in den kriti. schen Tagen des. März, als die russische Revolution die tm sranzöstsch-engltschen Programm nicht vorgesehene. Wendung zum Schlimmen nahm, durch sein energisches Dazwtschentreten zu verhindern, daß Poincar» mit seinem Einfluß im englischen Sinne in Sachen der Osscnfwe durch- drang. Zu Ostern aber sah sich Nibot zur Machtlosigkeit verurteilt, und das Bcrüangni» „ahm seine» Lauf. So haben wir heute einen Konflikt »wischen Regierung und Kammer, zwischen R eg le rn,,a und Potnears. zwischen Kammer und Präsident der Ncvublik . und schließlich zwischen diesem und dem Präsidenten der K a m ui r r. Aber beinahe hätte ich bet der Menge von Krisen vergessen, daß auch heftige Konflikte tm Schoße de« sozialistischen Mehrheit und zwischen dieier und der Negie rung „«»gebrochen sind, die den anderen KonMkten an Bedeutung aber nicht nachstchen. sie vielleicht sogar noch übertrcffcn. Die RcgterungSfreundlichkeit der lozialisti- schen Mehrheit hatte schon vor den bezeichnet«« Enthüllun gen einen argen Riß erhalten. Aber Herr Renaudel. der Führer, hätte der Regierung auch weiter die Stange gehalten, wenn er nicht schließlich zur Erkenntnis ge- kommen wäre, daß es um ihn tagkäglich einsamer wird und die setndliche MinderbeitSoartei immer stärkere« Ein- stütz auf die kriegSmttüen Massen gewinnt. E» handelt sich gar nicht mehr so sehr um Stockholm, um Elsaß-Lothringen, als um den F r i e d c n S s ch l u ß schIechtweg. über den eS zum Zwist innerhalb der Mchrhcitspartei und zum drohenden vollkommenen Bruch mit der R«wterun< ge- kommen ist. RrnaudelS Angrtsfe gegen St« Regierung»- Politik werden immer gereizter. Auch er verlangt jetzt schon die Nationalveksammlung in Bei- saillcS, in der Kammer und Senat in gemeinsamer Arbeit den Friedenswillen de» Nation bekunden sollen. Er sucht den von der Rechten stark angefetnbeten Innen minister Mal»,, zn stützen, der gegenüber -er zunehmenbcn Friedenspropaganda mit verschränkten Armen daftebt. Man spricht sehr lebhaft von den Gefahren der Verfassungs änderung. dir nnt der Einberufung der Nationalversamm- luiig zur Tatsache würde. Vielleicht toll die Nattonalver. sammluna auch gleich Herrn Poincar» den vom Volke er sehnten Nachfolger geben? In den französischen Kreisen am Genfer See machen ganz merkwürdige Mitteilungen aüS Parts dis Runde. Danach stünde Poincar» nahe vor Sem Sturz. Rußland drohe abermals mlt einem Sonderfrieden, fall« sich die übrigen Negierungen des Verbandes nicht auf eine neue, für bi« Mittelmächte annehmbare FricdeiiSformcl einigen könnten. Tail- laux' „Ligue röpiibllcalne" gewinnt zusehends an Aus dehnung und Einfluß, was bekanntlich gleichbedeutend mit' guten Aussichten für einen V e r st ä n S i g U N g S.f rl«- den ist. die Moral der Truppen kommt in AusschreUun. ac», deren Zeuge das Volk ist, zum sichtbare« Versau, »nd schließlich gestaltet sich die Sage auf dem Lande zu Beginn der Ernte geradezu trostlos. „Frankreich versinkt 1« Geist«»«ächt*. d. Senator Humbert äußerte, der Papi«rm»ng«l sei so groß geworden, daß die Pariser Zeitungen bald mcht mehr erscheinen könnten und Frankreich. daS Land der Ideen, bald in Gei sie Sn acht verstirken werde. Die Papicrvrcisc seien um 8vll v. H. gestiegen. Es werde der französischen Prelle bald nicht mehr möglich sein, das „Licht der Wahrheit" in» Ausland zu bringen Das Ausland wird sich besser stehen, wenn daS fran- zvsischc „Wahrhettslicht". öaS nur eine jchwäleude lli'schlittkcrze ist. nicht mehr brennt. Bemerkenswerte Haltnug der fronzöfische» sözlaljsijsche« Minderheit. c ft. Der für die Beaniivoriung de» Stockholmer Frage, bogcnS eingesetzte Ausschuß der französischen Sozialisten konnte «och zu keiner Einigung kommen, da die Minderheit «» ausdrücklich ablehnt. Sie nnmittcl- bare ausdrückliche Verantwortung der Mittel- Mächte sür den Kriegsausbruch «nzuerken- nen. solange die diplomatischen Schriftstücke der letzten Kammertagung von 1S14 nicht verosfentltcht seien.. Man Kr» stellte lchlteßlich einen Unterausschuß, der die Ausarbeitung einer Komvromitzsormcl versuchen soll. International« Sozialiftenkonfereuz tu Parts. lHavas-Meldung.) Der geschäftSführende Ausschuß der französischen Soztali st« n Partei Rtt Sie in London weilenden Vertreter des Petersburger Arbeiter» und SoldatenratS. Abgeordnete der sozialistischen Verbänd« von Großbritannien und' den h-olttmdiich-skandinavischen Ausschuß «ingeladen, sobald wie möglich nach PäriS zn kominen zum Zwecke einer interuattorälen Gv- zialistcnkonferenz. lW. T. B.) Amerika nimmt »icht an der Pariser Konferenz teil. Aus Washington wird der Associated Preß gen»»!»««! Die Regierung beschloß, die Einladung zu einer Be sprechung mit den Verbündeten in diesem Mo. nat in Paris abz »lehnen, »veil die Beteiligung «icht notwendig sei. da sie di« Teilnahme der Vereinigten Stoa- ten an dem Krieg nicht unmittelbar berühre. Nun erklärt amtlich das Staatsdepartement, daß diese Entschließung jedoch nicht maßgebend sein solle sür die weiter« Palittk der Bereinigten Staaten. <W. T. B.) Eine neue gewerlittche Betriebszählung. Das Gesetz über de« vaterländischen Hilfsdienst hat eine außerordentliche Verschiebung in dkr Berufstätigkeit der Bevölkerung verursacht. Die Volk», und Berufszäh lung vom 1. Dezember 1910 läßt die hierdurch eingetretene Umwälzung de» Wirtschaftsleben» und deren Umfang «icht erkennen, weshalb sich da» Kriegsamt entschlollen hat. eine neue gewerbliche Betriebszählung am 15. August d. I. vorzunchmen. lAjntlich. W. T. V.) verdächtige KrtegSgefangenendrtese. AuS dem feindlichen Auslande kommen noch immer Briefe von angeblichen deutschen Kriegs- vnb Zivil- gefangenen, die zum Teil g efälscht. zum Teil vom feind- lichen Nachrichtendienste beeinflußt sind. Eg wtrd ruf diese Weise versucht. Auskunft über Stimmung und Leben», mittelverhältnisse, über Preis« von Lebensmitteln und alle Arten von Waren. Kataloge von Jnbustrtewerken. Ab- bildungen von deutschen Städten, technische Bücher und Fachzeitschriften oder beittsche AuSwstSpaptere zu er- langen Ate bisher ist Vorsicht irnb Anzeige bet dem zuständigen stellvertretenden Generalkommando «ot- wendia. lWiT. B.)
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