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«1. Jahrgang. sk IS». . '' 7. .' r e< Gonnabend, 21. Jutt M7. ' 4 I > ' .'^ O Drahtanschrist: Nachricht«, »read««. Attnlprtchrr-Gammrlnummer: SS »41. Nur für NachtgesprSch«: LOVU. L8SV »1»a»W«»>tz» in Dre«d«n und v»rori«n de« zweimal,er Zutto,un, «an Sonn, und Montagen einmal» >,»«« dei einmalige» Zustellun, durch dl« Poll «ohne Bestellgeld» z.«a M.. manollich t.ro M. »»gaigme-Vretl«. Dle einivollige Zelle «etwa « Eliten» S» Pf.. Vorzug-Plage u. dlnzeigen ln Nummern nach «»»». u. Aeleri.gen II. Tarif, »ch, T-uerungepilchl,,. — »uiw.Austr.Borauebejahl. — Leiegdl. >0Pf. ShrMettung uns KauptgeschaftestUIer Morienstrafte S8/40. Druä u. Dul-g von Ltepsch 4 Sietchardt in Drv>d«. «.chdruck nur «tt dautltcher Quellenangade «.Dreedner Nachr.'» juidlst». — Unoerlangle Schrtflstll«, werden nlch« auibewahru Parteiführer bei Ir. Helfferich im Mein des Kaiser». Re BeNimmi du »eichrlii«. — krhöhte «rtillerletiitlskelt «m 8s««r«. — Ae sortlchreitrade Zersetzung Rußlands. Ser Ardelter- und Soldatenrat gegen Rrnsfilo». — Steigende Zrachttanmnot in kngland. — Die Mische Lage Frankreich,. Der dentsche Ateadtericht. »erlin. A>. In«, abends. s»«tlich. «.TB.» I« Weste» uur i» Flandern starker Srtikeriekampf. I« Osten find «nsere Truppe» 'zwischen Sereth «nd Sitrypa in scharfem Nachdränge« hinter de« »eichenden Feinde. ^ Sesterreichis-'nngarischer Kriegrterlcht. Wie«, 2Y. Juli. Amtlich wird oerlautbart: Oestllcher Kriegsschauplatz. Herausgefordert durch die »o« den West möchten »nd Amerika gegen de» Willen des russischen Volkes erzwungene feindlich« Offensive, schritte« gestern früh die Verbündeten in Oftgalizie» znm Gegenangriff. U«S Uhr S0 Min. früh traten in dem Raume zwischen Zdorow «nd dem Sereth die dentsche» und österreichisch-ungarischen Batte rie« zu gewaltiger Wirkung iu Tätigkeit. In der Mittags, stunde folgte der Sturmangriff der oo« 1k. u. K. Ad» teiluugeu begleitete« deutsche» Infanterie. Die,siegreiche« Augreifer stiebe« durch drei stark ausgebaut« Linien. Die Russe» wicheu iu voller Auflösuug, zahlreiche Tote und Schwerverwnndete aus dem Schlachtfeld« zurück« laffend. An Gefangene«, wäre« bis gestern abend einig« Tanken» gemeldet. .... ' ^ - >7/ I» Le« andere« Adschnktten »er galiztschen Front -a« eS zn einer Reihe kleiner, für di« verbündete« Waffe« e r, folgreicher Sanrpfhandlnnge«. »ei Nowiea, südlich vou Salusz, erstickte» russisch« Angriffe i« Artil, leriefener der Verteidiger. I« de« Karpathen erhod sich da» feindltche Geschützfeuer ftellenweise über das ge» «.Ähnlich« Matz. Italienischer Kriegsschauplatz. S« Jsonzo deiderseits erhöhte Arttllerietätigkeit. Sii-Sstlicher Kriegsschauplatz. Nichts Neues.. lW. T. B.s DerChesdesGeneralftabs. Der Reich,tagvmicht. Der Reichstag hat Li« KriedenSformel mit Lew Verzicht auf den zur Sicherung Deutschlands notwendigen Land erwerb usw. angenommen. Die Parteien der Mehrheit, das Zentrum, die Fortschrittler und die Sozialdemokratie, haben sich den Triumph nicht nehmen lasten wollen, nun einmal selber der Diplomatie ins Handwerk zu pfusch»«. Nach den interfraktionellen Besprechun gen, die noch am Mittwoch stattgefunben hatten, war ein Schimmer der Hoffnung vorhanden. die Linke würde Selbstzucht genug besitzen, um auf die im Interesse des Reiches, im Interesse der Kriegführung, im Interesse des Lebens unserer Soldaten und der Zukunft jede« einzcl- nen Volksgenossen so unsäglich schädliche Kraftprobe zu ver zichten und sich mit den Erklärungen des Reichskanzler- zu frieden zu geben. Die Hoffnung hat getrogen. Scheide- mann, der sich als Volkstribun gebärdet und die Kühnheit besaß, z>r behaupten, tn Stockholm hätten die Völker zuein. ander gesprochen, Herr v. Payer, die demokratische schwäbi sche Exzellenz. die so ziemlich in dasselbe Horn stieß, und der durch di« Herren Kehrenbach und Erzberger repräsentierte demokratische Flügel des Zentrums, der heute allein den Ausschlag gibt, sie waren alle noch berauscht von dem „Er- folg" der ErzVergerschen Bombe im HauptanSschub und be- mühten sich eifrig^ die Einbruchsstelle, di«, dadurch in der nationalen Front geschasfen worben war, zu verbreitern. Herr Er»be,ger hatte in der Presse ableugnen lasten, daß er die Wirksamkeit der Unterseeboote bezweifelt oder gar einem Abbau de» Unterseeboot-Krtegr» das Wort geredet habe. Herr Scheibemaiin hielt e» aber für gut, in »er vollen Oeffentltchkelt d^r ReichStagssttzung ausdrücklich daraus hinzuwetsen: baß bnech seine und des .Hollegen" Erzbergers Reben im Hauviau-fchutz die Sttjnmung zusammen- gebrochen sei. Zwar htztte der Admiralstab unmittelbar nach den Debatten im HaüptauSschuh die Meldung herauSgebeu können, baß im Juni Mer eine Million Tonnen versenkt worden seien, und dazu bemerkt, daß der Unterseeboot» Krieg die Hoffnungen, die man auf ihn gesetzt habe, tn »ollem Umfange rechtfertige, ^zwar hatte General LuLr»- doxff diese Seußerung der zuständigen Martnebehörde dahin ergänzt, daß an den Fronten heute schon die Wir- kvngen des Untersee-Kriegcs zu spüren seien, dse Gegner .verfügten bei weitem nicht mehr über die ungeheuren Muni- jtionsvorrätc von früher — Herrn Scheidemann focht das alles nicht an: durch Herrn Erzberger und ihn ist die Stim mung zusammengebrochen. Was man wünscht, das glaubt Man gerne. Herr Scheidemann täuscht, sich aber. Wenn es ihm und seinem Kollegen unter ausgiebiger Benutzung der Tatsache, daß die Regierung und wohl auch die anderen Parteien nicht ganz auf der Höhe ihrer Aufgabe waren, ge lungen ist. die Stimmung des Reichstags zu verderbe«, so heißt das noch lange nicht, daß ihm dasselbe beim deutschen Volke gelungen ist. Das deutsche Volk vertraut Hindeni bürg, vertraut dein Admiralstab. vertraut dem Reichskanzler viel zu sehr, als daß cs sich durch Scheidemannsche und Erz- bergersche Rcde-Ossensiven in seiner Siegeszuversicht be irren ließe. »Wir werden siegen, nicht mit dem Munde, sondern mit der Tat des Schwertes," hat Hindenburg er klärt, und der Reichskanzler hat, kurz bevor Herr Scheiöe- mann das Wort ergriff, im Reichstage gesagt: „Der Unter- sccboot-Krieg schädigt Englands Wirtschafts- und Krieg führung von Monat zu Monat wachsend, so daß dem Fricdensbedürfnis nicht mehr lange wird entgegengcwirkl werden können". Daß die Frteöcnsformcl der Linken die volle Auswir kung unserer militärischen Erfolge zu Wasser und zu Lande beeinträchtigt, daß sie von unseren Feinden als Zeichen der Schwäche auSgelcgt werden könnte, diese Befürchtung ist selbst der Redner des Zentrums, der demokratisch ge sinnte Abgeordnete Kehrcnboch, nicht los geworden. Die Art, wie kr die Fkködensformel nicht empfohlen, sondern verteidigt hat, trotzdem er doch als erster Redner sprach und keinen formalen Grund dazu hatte, erweckt die Ver mutung, daß es -cm Zentrum bei der ganzen Aktion nicht recht wohl gewesen ist. Das ist ja auch begreiflich, denn trotzdem innerhalb der Zcntrumsfraktion nur einige wenige Abgeordnete von dem Mehrheitsbeschlüsse ähnlichen, hat sich in Zentrumskreisen aus dem Reiche starker Wider spruch gegen die Politik der Fraktion geregt. Im westlichen Industriegebiete insbesondere weiß man. was alles für Deutschland von einem starken Frieden abhängt, wie bitter notwendig er für die Zukunft des deutschen Volkes ist. Auf welch schwachen Füßen aber anderseits Herrn Fehrcn- bachs Verteidigung der Entschließung steht, geht daraus hervor, daß er nichts anderes anzuführen wußte, als die Hoffnung, daß unsere Feinde einst zur Einsicht kommen, daß sie erkennen würden, wie ehrlich es das deutsche Volk mit seiner Friedensliebe, mit seinem Versöhnungswillen meint. Daß derartige Ausführungen im deutschen Reichs tage gemacht werden konnten am Ende des dritten Kriegs jahres und in einem Augenblick, wo die russische Demo kratie unser dreimaliges Friedensangebot mit einer Offen sive beantwortet und dadurch zü erkennen gegeben Hai, Saß auch sie der Ansicht ist, vom Gegner müsse man Gaben mit der Spitze des Schwertes in Empfang nehmen, das ist ein Bcivcis non verbohrtem deutschen Idealismus, wie er sich in der deutschen Geschichte, die dafür bekanntlich viele Bei spiele liefert, in solcher Reinkultur kaum wieder findet. Wir beklagen ihn, weil er uns heute teurer zu stehen kommen kann, als jemals zuvor. Handfester und robuster war die Beweisführung des sozialdemokratischen Redners. Herr Scheidemann hat früher schon einmal jeden, der noch an einen Sieg glaube, für einen Narren erklärt. Er hat am Donnerstag dem Sinne nach Sehnliches gesagt und glatt bestritten, daß em Sieg möglich sei. trotz Hindenburg, trotz vieler Kaiserwvrtc. Der Friede müsse zustande kommen durch eine Verständigung von Volk zu Volk. Bon Volk zu Volk spreche der Reichstag, wie tn Stockholm von Volk rü Volk gesprochen worden sei. DaS Ergebnis dieser Stockholmer Aussprache war, wir müssen es noch einmal sagen, dt« Offensive der russischen Demokratie, deren Ziel die Eroberung Lembergs, der Hauptstadt des österreichischen Galizien-, war. Schade, daß Herr Scheidemann nicht auch hierüber seine Meinung bekanntgegdben hat. Die Antwort, di« er von der gepriesenen russischen Demokratie erhalten hat, «ar doch so tzeutltch. »aß eine Erwiderung am Platze schien. . Auch Herr v. Payer, der tue löbliche Absicht hat. den Wust von Vorurteilen »wischen den Völkern einmal wegzueäumen, hat sich hierüber nicht ausgesprochen und damit stillschweigend anerkannt, daß eS den Gegnern nicht etnsällt, ihrerseits ihm dabei zu helfen. Wie hoffnungslos aber sein Bemühen ist, wie schädlich diese Einseitigkeit im Auslände wirkt, das habcn-die Aeußerungen der feindlichen Presse tn den letzten Tagen und Wochen jedem bewiesen, der nicht den Kopf in den Sand steckt oder nebelhaften internationalen Idealen nachsagt und darüber die harten LcbenSnotwendigleiten des deutschen Volkes vergißt. Wie steht der Reichskanzler zu der Krage? Er hat betont, wir würde» de» Krieg nicht sortketze», bloß um ae- maltsame Eroberungen zu machen. Dem ist selbstverständ- lich zuzustimmen. Das deutsche Volk führt keinen Erobe. rungskrieg, heute so wenig wie am 4. August 1S14. „Das. was wir wollen, ist in erster Linie, daß wir den Frieden als solche machen, die sich erfolgreich durchgesetzt haben." Die Grenzen des Deutschen Reiches müssen für alle Zeiten siche rgestellt, die Lebensbedingunaen des deutschen Volkes garantiert werden „im Wege der Verständigung und des Ausgleichs". Herr Dr. Michaelis ist der Linken mit dieser Erklärung weit entgegcngekommen, so weit, daß die Herren Scheiöemann, Payer und Fchrenbach, ohne in Gewissens nöte zu geraten, der Erklärung des Kanzlers hätten zu- stimmen und ihren eigenen Versuch auf dem diplomatischen Parkett, der in jeder Hinsicht schädlich wirken muß. unter lassen können. Ta auch die Redner der Konservativen, der Nationalliberalen und der Deutschen Fraktion dem neuen Herrn ihr Vertrauen ausgesprochen hatten, wäre der Reichstag vor den Augen des Auslandes in geschlosse- ner Form erschienen — wer kann bezweifeln, daß diese Geschlossenheit unendlich fürder- lich er für den Frieden gewesen wäre, als das Schauspiel der Abstimmung über die Scheidemann-Erz- bergcrschc Formel, in die erst nachträglich noch der Dank an das Heer hineingcflickt worden ist? Aber Herr m Payer bestand auf seinem Schein, er wollte die Abstim mung haben, und Schcidemann natürlich erst recht. Man wollte sich auch in dieser Frage von höchster vaterländischer Bedeutung die Gelegenheit -nicht entgehen lassen, die Minderheit die Macht fühlen zu lassen. Ein übler Vor geschmack der vielgerüchmten Demokratisierung, vorher uns alles Heil versprochen wird! Als erfreulich in dem im ganzen höchst unerquicklichen Schauspiel därf bezeichnet werben, daß die nationalliberale Fraktion des Reichstags sich ihrer großen Tradition bewußt geblieben ist. Die alten Kartellpartcien, die mit Bismarck zusammen den Rcichsbau errichtet haben, fanden sich wieder zusammen, wenigstens dieses eine Mal. Immerhin eine Aussicht, eine Zukunftshoffnung, die die Mehrheit des Volkes be grüben wird. Besprechung von Parteiführern im Reichsamt des Inner». d. Wie aus parlamentarischen Kreisen mitgeteilt wird wurden für gestern (Freitags abend 6 Uhr die Führer der Rechtsparteien in das Reichsamt des Innern vom Staatssekretär Dr. Helfferich zu einer Besprechung eingeladen. Der Kaiser wohüte dieser Be sprechung bei. Für die Konservativen erschienen die Ab geordneten v. Heydebrand. Graf Westarp und Dietrich, von den Nationaltibcralcn der Abgeordnete Prinz zu S ch ü n a i ch-C a r o l a t h , Stresemann und Schiffer. Die Besprechung soll mit der Neubesetzung einzelner Minister- und Reichsämter Zusammenhängen. Empfänge beim Kaiser und bei der Kaiserin. Der Kaiser empfing gestern (Donnerstags abend den Staatssekretär Dr. Helfferich und den Minister vor. Loebell und hörte Freitag vormittag den Gtneralstabs- mortrag. Die Kaiserin empfing Freitag vortnittäg die Witwe und Tochter des verstorbenen Generälgouverneurs von Belgien Freiherrn v. Bisstng. (W. T. B.s Die Parlameutarisicruug der Regierung. b. Die vom neuen Reichskanzler in der Freitag- Sitzung des Reichstags verheißene Parlamentär! ste- rung der Negierung wird dem „Lok.-Anz." zufolge unverzüglich in Angriff genommen werden. Ls Handelt siel, nicht nur um die Neubesetzung verschiedener Sraats- sckretariate, sondern auch um die Heranziehung von Parla mentariern innerhalb der preußischen Ministerien. Sie dürste gleich nach der Vertagung des Reichstags in Angriff genommen und unter Mitwirkung der einzelnen Parteien bzw> ihrer Führer im Lause des August vollzogen werden, so daß beim Wiederzusammentritt des Reichstags der Wechsel üurchgeführt sein würde. Es werden auch bereits verschiedene Kandidaten aus dem Kreise der Parlamen tarier für Sie einzelnen Posten genannt, indessen ist mit einer bestimmten Auswahl erst zu rechnen, wenn unmittel bar bevorstehende wichtige Befprechungen erledigt sein werden. — Der Kaiser wurde heute früh in längerer eifriger Unterhaltung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Ztmmermann, im Tiergarten auf einem Spazier gänge gesehen. Die Vertagung des Reichstags. Der Reichstag hat sich, wie bereits gemeldet, nach An nahme der Kreditvorlage bis zum September vertagt. Präsident Dr. Kaemps schloß die Sitzung des Reichstags mit folgender Ansprache: Ein kurzer, aber bedeutungsvoller TagungSabschnitt liegt hinter uns. Durch den Krieg in seinem politischen Bewußtsein gestählt, wirft das deutsche Volk durch die Volksvertretung sein gewichtiges Wort in die Wagschalc. Ls ist bereit, alles emzusctzen, zu kämpfen auf den Schlacht- selber» wie in der Heimat für Leben, Glück und Zukunft