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Dresdner Nachrichten : 21.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189901214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-21
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.01.1899
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ve,«s»»«rühV Llttt-lj-rrNS Mk. s.d°. dimd »I» Doll M. L7S. ri, »m»»«- «ou Ä,l»«diamiie«> für die nochste Nummer «riolut I» der biiuri-elüiiMleve. MarcenlirRs, u. In de» Nebeugimalimeltelle» v vorm. >vb,rg Ulir Nackm SonnIaaS nur NarikMtr. SSV. u-'/,i UlirMUtarS. Anzeigentarif. Die ilvaltllie Grundzelle Ica s Silken» isPi. .Nlntundircoiacn mii derNrivat- I'lle Zeile:o Dt. -Dovvelzellc.unlerm !-wm NnnaeiandN no Pt. Äpmo- «eile lür Monlaac oder »aibgesttaaen eoLIa. liür Somiliciinachrimlen ,c.>. tu. d» Dt. — AuSwdrtilie AuitrLie nur gegen BorauLbezabluna- lksle-blalierwerd. m loDI. bereckinel. dill Rückgabe einoeiandter Lckiml' twcke keine Bcrbmdlichkeit. Sernlvrechanlchluk: L«t I Nr. 11 u. Nr. «öS». Lik Ticsdlier Nachrichten erlcheinea tii glich Morgens. 44. Jahrgang. v»pvr«i» ß KliM NNkdolck, UoritMr» 14. vrescten. »1 ^ vres«kan. 1 V vrillgoschiieicksrill Ik A 11^1 vswellsedllelckerio ! I Usrsediillüw. 12. ll. I. t,UDF>I.LH klai-sednllslr. 12, n. I N " — Telear.-Adresse: Aachrichlen, Dresden. «vstrlvlLtv L ^vrmvl^vs8tov^ tür Herren. ^aav^n-Iüctoliso u.^> d»«v1«nivii^a>er «» 8 für l''r.,»eu, I iiiii «> 11 -«^ >' Il«d> dent-I utoi ikeu^e. . RIIs Lorken Ltrümi-to 7' A unck Loelceu. Wii§« livi-acliii D kloltiekeraot ^ ^ Gevistp»«»« I < § Lclce Tltworlc!. vv8tS8 Itsvd- n. Lr snsodullssßvrrLnL, «rproNti f»e! Nualea. U»lslir2u^> Kvl1«v, Sir««»- o. VIaseok»t»rrd. sriMicn to Siosskud) Sausrbrullu. s. llalonial««:», entianelluo«, Vvltivi», I^It»uvi»80l»«r tZirnv^, verwitteit Irn^tc-iitic-j unä pi anipt Innerste kür ckie ,IZLV8tIUVI' H»vI»NiQ!»tvI»" Z " ! .»rLrr?»rL,^'»rLr.' lulernatloottlvr, rvKuIirdsrvr 2imwor-vvMtvk1or client rur Iteiuballcmcc cker tzult in ZALelnck- nnck stockexinimern, in Lrbeits- «cmi Oesebiillsrnnmen, tttosets sie. »nck ist vom Vertertiger (!srl iVeiiildtlililli, 8truvk8trL88v U, norviecksn meisten Iiissixen Lancki- fisten tür « M. ru derivkM. Nr. 21. Sozialpolitik dcr Regierung. Hostiachrichten, gcwcrbeverein, Stadtverordnctensitzmig. Flottcnvcrein, Turnervcrsginmlnng, Knnst- Orgel-Eoncert. Dresdner Mnsitschnle. Mutbmastl. Witterung: Anstlärnng bevorstehend Sonnabend, 21. Jannar 18S9. Politisches. Alljährlich bietet im Reichstage die Bcrathung des Etats für das Rcichsamt dcS Innern den Volksvertretern eine willkommene Gelegenheit, das Redebcdürsnist, wo ein solches vorhanden ist, einmal gründlich zu befriedige», indem das Gebiet der sozialen fragen in seiner ganzen Ausdehnung aufgcrollt wird. Ta pflegen Daucrrcdcn gehalten zu werden, deren Haupteigcnichaft ihre er staunliche Länge ist. welche nnr die Redner selbst nicht ermüdet. Auch diesmal scheint sich bei dem das Gehalt des Staatssekretärs des Innern betreffenden Titel eine breite sozialpolitische Debatte zu entwich!». Die drei ersten Redner haben ein so reichhaltiges Menu vorgcsetzt, dost das Ende dieser Debatte gar nicht allzusehr» ist. falls ein gleich starker Appetit ans allen Seiten des Hauses vorhanden ist. Da cs indcst dcr Staatssekretär des Innern trab, aller Anzapfungen ausdrücklich abgclehnt hat, auf das wichtigste sozialpolitische Thema, aus die in der Thronrede in Aussicht gestellte Vorlage zur Bekämpfung des StrcikterrorismuS näher cinzugehcn, so dürfte voraussichtlich früher als sonst eine Ermüdung Platz greifen, welche dcr Redseligkeit heilsame Schranken zieht. Die Ouvertüre spielte dcr wildlibcralc Abg. Nösickc. Er hatte sich vor Allem die Aufgabe gestellt, den angclündigtcn Gesetz entwurf zum Schutze Arbeitswilliger zu bekämpfen, und zwar vor nehmlich durch die Behauptung, dast der Terrorismus dcr Arbeit geber mindestens ebenso grost sei, wie derjenige, welcher von den Arbeitern ausgenbt wird. Der letztere hat nach seiner Ansicht seit 1890 nicht zu-, sondern abgenommen: die Verhältnisse, meint er, hätten sich seitdem gebessert, weil es die Arbeiter nach und nach besser verständen, sich in die Schranken zu finden, die sic innehalten mühten. Das ist das gerade Gegenrheil von dem, was nachweislich die Praxis dcr letzten acht Jahre ergeben hat: dcr sozialdemokratische Streiktcrrorisinns ist vielgestaltiger, rassinirtcr nnd drückender geworden, so dast das Bedürfnist einer energischen Abwehr allgemein empfunden wird. Tic Rolhwcndigkeit eines stärkeren Schutzes gegen den Mißbrauch des KvalitionsrechtS durch die von der Umsturzpartci verhetzten und irrcgcführtcn Arbeiter ist bereits 1891 von Herrn von Berlepsch, dem damaligen prcustischeu söandrlSmimster, anerkannt worden, der insofern als ein unverdäch tiger Zeuge gelten darf, als er sich der besonderen Gunst der Linken nnd insbesondere dcr Sozialrcforiner vom Schlage des Herrn Nösicke zu erfreuen hatte und sogar von den Sozialdemokraten als Gc- linnnngsvcrwandtcr in Anspruch genommen worden ist. Am 2l. April 1891 erklärte Herr von Berlepsch im Reichstage: „Aus ganz Deutschland liegen Berichte von bctheiligtcn Behörden vor, die zweifellos scststellen, dost dcr Zwang zum Streit, zur Koalition, i» unerhörten. Maste zugenommen hat. Der Fall, dast Arbeiter aus dcr Arbeitsstätte, aus dem Gange von nnd zur Arbeit thätlich angegriffen wurden, ist imgcmein häufig: die Belästigungen und Drohungen verfolgen die Arbeiter bis in die Wohnungen hinein, sic richten sich gegen Frau und Kind. Ter Fall ist hänsig, dast Arbeiter gcnöhigt sind, um zu ihrer Arbeit zu gelangen. Sonntags- llcider anzulegcn, dast sic durch die Hinterthür der Fabriken gehen müsse», um sich der Uebeiwachung stirer streikenden Genossen und der sich daran knüpfende» Folgen zu entziehe». Dieser anarchistische Zustand, in dem der freie Wille des Arbeiters, sich die Arbeit unter den ihm richtig und annehmbar erscheinenden Bedingungen zu suchen, von den ausständigen Genossen vollständig unterdrückt wird, entspricht nach der Auffassung der verbündeten Regierungen nicht unserer staatlichen und unserer rechtlichen Ordnung." Die hier angeführten Beispiele von Ausschreitungen haben sich in den letzten Jahren dergestalt vermehrt, daß man heute von einem »unerhörten Mast" zu sprechen noch weit mehr berechtigt ist, als Herr von Berlepsch im Jahre 1891 zu konstatircn in der Lage war. Auch der nationalliberale Abg. Möller bestätigte auf Grund seiner Erfahrungen die Zunahme; cs könne kein Zweifel darüber herrschen, sagte er. daß die große Mehrheit des deutschen Volkxs zu der Ansicht gekommen ist, dast dcr jetzige Zustand, der sich an vielen Orlen geltend macht, nicht länger so weiter bestehen kann und dast dcr Terrorismus der Arbeiter bestraft werden muh. Das Hauptinteresse der vorgestrigen Etutsdcbatte nahmen die Ausführungen des Staatssekretärs Grasen von PosadowSly in Anspruch. Mit voller Klarheit und Entschiedenheit kennzerchnete er den gegenwärtigen sozialpolitischen Standpunkt der Regierung. Vorsichtig und besonnen, das ist das Fazit seiner programmatischen Erklärungen, muß vor Allem in der Sozialpolitik vorgegangen werde», weil sich ans keinem anderen Gebiete ein leichtsinniger und nervöser Dilettantismus so vordringlich geltend macht, wie auf wzialpolitilchcm. Die erste Bedingung ist. dast die Gesetze von Männern gemacht werden, die wirklich die praktischen Kenntnisse des Lebens dafür besitzen, und nicht von solchen, die „irr irgend welche theoretischen Liebhabereien haben und für die Folgen einer übereilten und unreifen Gesetzgebung nicht die Verarrtwortrmg ,ragen, weil sie beim Licht dcr Studirlampe nur zu Hause im Zimmer sitzen. Den Gedanken an Stillstand oder gar Rückschritt auf dem Gebiete des ÄrbeiterschgtzeS und der Wohlfahrtspflege hat dcr Staatslekretür deS-Innern verneint; wir werden, versichert,, er. in dcr Arbeit zum Besten der arbeitenden Klassen nicht ruhen. Aber dcr weitere Ausbau der Sozialrcfprm soll anders beschaffen sein als ihn sich die'- Stürmer nnd Dränger ausmalcn- Das Unihertaste» nach sozialpolitisch« Rcuenmgen und die nervöse gesetzgeberische Erperimentivknnst. wie sic seit nach 1890 leider eine Zeit lang die Sozialresimn beeinflußt hat. müssen sortan anfhören. Die Sozialpolitik soll in Znlnnst vor den phantastisch-idealistischen Bestrebungen dcr modernen Reformatoren bewahrt werden: sw kann nnr in gemäßigtem Tempo sortgesülnt werden, weil es noth- wendig ist. alle in Betracht lvmmende» Jmercsscn vorsichtig abrn- wügen und weil dem Volk Zeit gegeben werden must, sich in die vorhandenen gesetzgeberischen Bestimmungen cinznleben. Auch die Rücksicht auf die parlameniarnchen Verhältnisse gebieten ein lang sameres Tempo. „Je mehr wir." sagte Gras Pviadowskp in dieser »insicht, „eine gesetzgebende Vcrsammiung mit einem z» schnellen Tempo der Gcjetzgcbiing überlaste», desto weniger wird es Männern des praktischen Lebens möglich sein, foridanernd und aufmerksam den Geschäften dieses Hauses zu folgen. Denn diejenigen Mit glieder dieses Hauses, die wirtlich in ihrem Privatleben Bezieh ungen zur Bevölkerung nnd ihren Lchcnsverhältnissen haben, die daS praktische Leben leimen, haben eben auch praktisch wichtige eigene Geschäfte zu Hanse nnd können gar nicht das erhebliche Mast an Zeit fortgesetzt den Geschütten dieses HanseS widmen, was nothwendig wäre, um einen, so übereilten Tempo der Gesetzgebung mit Gewisseichgftigkeir zu folgen " Tie Vielheit der vorhandenen sozialpolitischen Gesetze ist bereits so groß, das; cS schwer ist. sich darin zurecht zu finden. Auch um deswillen erscheint die sozial politische Mäßigung geboten, weil alle Arbeit, welche Staat und Gesellschaft zu Gunsten der arbeitenden.Olasscn seit mebr als einem Jahrzehnt geleistet haben, an dcr Sozialdcmvtraiie nicht nnr spur los vorübergcgangen ist, sondern deren Anmaßung und Terrorisir- iingsgelüste gesteigert hat. während andererseits durch überhastete soziatnolitischeErverimente neue llnznfriedenbeit und zwar vielfach gerade in die Kreise des slaatserhaltenden Mittelstands getragen worden ist. Dies hat auch Gras Pvsadowst» zugegeben, mdcm er es für besser erklärte, ei» langsames Tempo zu wählen, als Verordnungen in die Welt z» setzen, die ihren Zweck nicht erreichen, eigentlich Riemandcn befriedigen, vielmehr nur neue Unzufrieden heit Hervorrufen. Feruschreib- und Aerns-reH-Berichte vom 20. Januar. ^ Paris. Kammer. Breton interpcllirt über das geheime Aktenstück in der Treims-Angclegcnheit und behauptet, die Mit glieder des Kabincts Msline hätten Kemiinist von der Fälschung Henrv's gehabt. Nach längeren Ausführungen des Ministers Tcleassü erklärt Malme, weder er noch ein anderes Mitglied seines Kabinets hätten die Fälschungen Henrv's gelaunt. Die Kammer nahm schließlich eine von dcr Regierung aeeeptirte einjgchc Tcrges- Ordnung mit ',80 gegen 01 Stimmen an. Sodann wurde die Sitzung gcschlvsscn. Ber 1 i n. 9! e i ch s t a g. Eingegangen ist das Gesetz belr. Revision des Jnvaliditätsgeictzes. — Präsident Gras Ballcstrem bittet nnd erhält die Ennächtignng, dem Kaiser zu seinem dcm- nächstigcn Geburtstage die Glückwünsche des Hauses ariszusprechen. Tie Bcrathung des Et >rts des R cichsa in ts des I nnern. Titel Staatssekretär, wird jorlgesetzt.-- Abg. v Slum m tNeichsp tt Wenn der Abg. Rösicke territoriale Schiedsgerichte wolle, so müsse er auch territoriale Bcrufsgcnvsscnschaflen wvllen. Ganz falsch sei die Behauptung, dast die bekannten Februar-Erlasse nach nicht erfüllt seien, dast Versprechungen wegen dieser Erlasse gemacht werden seien, die noch nicht cingelvst sind. Es habe überhaupt Niemand in diesem Hause das Recht, diese Erlasse authentisch zu dctlarircn, dazu sei nur dcr Urheber der Erlasse. Herr von Berlepsch, berechtigt. Er selbst stehe durchaus aus dem Baden dieser Erlasse, könne aber teinessaÜS anerkennen, daß im Widerspruch zu denselben ein Stillstand in dcr sozialpolitischen Gesetzgebung eingctretcn >ci, oder dast dcr beabsichtigte Schutz gcgcir den Terrorismus von Ar beitern im Widerspruch zu dein Erlasse stehe. Dieser Schutz Ar beitswilliger liege vielmebr durchaus im Rahmen dieser Erlasse. Redner verbreitet sich sodann über ver,chiedc»e Fälle von der artigem Terrorismus in Kiel, Berlin. Torgelow, Spandau u. s. w. Wer walle leugnen, dast geradezu ein Bedürfnis! vmlicgc. — Abg. Zn beil (wzO klagt unter Berufung ans dieBerichte der Gewerbe- anssichts-Beamten über die übermäßig lange Arbeitszeit und daS frühzeitige Hinsiechen von Ziegclciarbcitcrn. Eine sechzehnstündige Arbeitszeit sei enorm und nicht selten werde diese Nor», über schritten. Und welche Wohmingsverhältnisse herrschten dabei! Das Zuströmen vvlnischcr Arbeiter in die Jndustriebezirke sei auf die Unrernehmer zurückzuführen, die sich diese billigen Arbeitskräfte verschrieben. In Hannover, Niederbapern und Ostpreußen sei die gesetzlich unzulässige Beschäftigung von Kindern snstematisch durch- qesührt. Kinder, deren Entfernung von der Ziegelei dcr Aussichts- dcamtc heute anordne, werden Vvn dem Ziegclmeister sofort nach einer anderen Ziegelei geschickt, die erst gcltcui rcvidirt worden ist. Das Großkapital werde cs immer verstehen, die Arbeitcrschutz- Bcslinnniingc» zu umgehen, das zeige das Vorgehen dcr Berliner Konscktionäre. Herr Möller äußere sich adwrcchend über weibliche Fabritinspektvren. In England bestehe diese Einrichtung und es regiere dort sogar eine Frau und zwar ganz gut. Redner erörtert schließlich die Zuchthausvvrlage und fragt, weshalb man denn zögere, dieses Schreckgespenst endlich bcrvorzubringen. (Viceorch'. Dr. v. Frege erklärt den Ausdruck „Schreckgespenst" mit Bezug aus eine Vorlage der Verbündeten Regierungen für unzulässig. Unruhe und große Heiterkeit.) — Staatssekretär Graf Posa- dvwskp erwidert dem Vorredner in Bezug auf die Bcrhältnisse der Zicgclciarbeiter. Wo verbotenes Triickivstem oder verbotene Beschäftigung von Kindern slgttsinde. brauche das nnr zur Anzeige gebracht zu werden: durch die bezügliche BundcsralhSvcrordnung sei schon Manches gebessert worden und cs werde noch mehr ge schehen. eS würden noch weitere Maßnahmen erwogen werden. — Abg. Hehl zu Herrnsh ei ininatw.s: Der Vorstand desCcntrai- verbanvcs deutscher Industrieller, Bneck. hat die nenlichc sozial politische Acusterung des Fraktionskollege» Vasscrmann in einer Weise kritisirt und ausgelegt, welche das lebhafte Mißfallen meiner Fraktion erregt hat. Er hat cs so dargcstcllt. als ob die Basser- mann'sche Rede einen Gegensatz zu dem bisherigen Vorgehen der Partei m sich schließe Herr Basicrmann hat durchaus im Sinuc der Partei gesprochen, wie ja auch unsere bisherige sozialpolitische Haltung in den letzten Jahren auf Beschlüssen der großen Mehr- tzit der Partei beruht. Redner wendet sich sodann gegen die Sozialdemokraten, die gegen alle sozialpolitischen Gesetze der letzten Jahre gestimmt hätte». Ein Stillstand in dcr sozialpolitischen Gesetzgebung liege auch jetzt nicht vor. Im Gegensatz zum Ab geordneten Möller sei er gegen Arbeitsämter, da sich auch in Eng land das Arbeitsamt nicht bewährt habe. Gegen die sozialdeniu- fratiiche Elcndsthevrie ivrüchen die Millionen, welche die Sozial demokratie zu Agitationszwecke» ausgicbt. -- Abg.Hitze (Emir.): DaS Eentnnn habe ganz andere Schlußfolgerungen aus dem kaisci lichc» Erlast gezogen als Herr v. Stumm. Herr v. Stumm fordere wegen des Terrorismus der Arbeiterschaft ZwangSgcsctze. Auch die katholischen Arbeiter klagten oft über Terrorismus. Liber mit solchen Dingen müßte inan sich eben Minden. Wenn Sie das bestrafen wollen, das; Arbeiter erklären, sie arbeiteten nicht mit irgend einem vestimmten Arbeiter zusammen, in dann müßten Sie auch die Arbeitgeber bestrafen, die Arbeiter entlassen, weil sie einer Gewerkschaft angchören. Wir sind indes; bereit, gewisse schärfere Bestimmungen zuzugestehen, wenn Sie mach rechts) den Arbeitern die von ihnen gewünschte Organisation der Berussvereine zn- gestehcn. Auch muß die Nvthwcndigkeit der betreffenden Be stimmungen bewiesen werden. Redner empneblt sodann, indem er sich zum „sanitären Arbeitstag" und zur..arbcitsstatisuscheil Enquete-Kom Mission" wendet, cs svlle doch auch einmal das Vcrkehrsgebiet in Angriff genommen werden. Geboten >ei ferner die Ausdehnung der Ar deitcischtitzvorschristen über die Beschäftigung von weiblichen und siigendliche» Personen ans Betriebe mit GaS-, Benzin- nnd Petroleum-Motoren. — Abg. Singer (soz.) erwidert auf den Vorwurf, das; die Sozialdemokraten alle sozinlvolitiichen Gesetze abgelehnt hätten, sic seien von den Wählern nicht hierher geschickt, um nationalliberale Gesetze zu machen. lHcilcrkcit.s Was wäre aber von der ganzen Arbeiterschutz-Geictzgebiing vorhanden ohne die Anregung seiner Parlci. Herr v. .Herrnsheim weise auf die Millionen hin. die die Arbeiterpartei für die Agitation Hingabe. Run. das beweise ia nnr den Opfermut!) der Arbeiter im Gegen satz zu den Kapitalisten anderer Parteien, die nur an ihren Geld beutel dächten. Wenn cs nach Herrn v. Stumm ginge, dürfte nichts geschehen, was die Leistungsfähigkeit dcr Sozialdemokratie Neigern könnte, es dürften nicht eininal Gewerbericktcr sein. Wes halb ratbe Herren. Stumm nicht an, dast die Sozialdemokraten nicht mehr als Soldaten ausgchoben werden könnten? (Heiterkeit.) Herrn v. Slumm's Einstns; sei cS znzuschreibcn, daß die kaiser liche» Erlasse von 1890 nicht nur nicht ausgcführt, sondern zum Thcil sogar in iyr Gcgentbe" verkehrt worden feien. Herrn v. Stttmm's Einstns; ist größer ciS der des Reick,Samts des Innern nnd des Reichstags. Er allein ist jetzt Trumps nnd deshalb stehe die Sozialpolitik still. — Abg. Zwick lsreis. Volksv.) erklärt ins besondere die Thätigkcit der Gewerben»»sicht im Interesse der Ein schränkung der Fabrikarbeit für segensreich. In den letzten Jahren habe sich für diese Frage ein besonderes Interesse in Lchrcrkreisen tnndgegebe». In Berlin würden 25,000 Schulkinder, darunter "'"«Mädchen, gewerblich beichäftigt. DieNachtheilc eines solchen Zustandes liegen ans der Hand. Bei den Mädchen sind es die Beschäftigungen ganz früh morgens um 0 Uhr. die besondere Ge fahren für die Sittlichkeit mit sich bringen. Eine Industrie, welche der Kindcrarbcik bedürfe, halte er nicht für cristcnzbcrechtigt. — Staatssekretär Graf P osgd owslh: Bei den verbündeten Rc. gccunigen schweben angeublicklich Erwägungen darüber, ob cs zwectniästsg ici, die Kinderarbeit gänzlich zu verbieten. Es ist dabei freilich in Betracht zu ziehen, dast damit auch das erziehliche Mo ment, das zweifellos in der Kinderarbeit liegt, beseitigt werden würde. 'Anerkannt wird auch von den verbündeten Regierungen, dast die übermäßige Kinderarbeit auch in den Betrieben, wo sie besonders schädlich wirlt, beseitigt werden must. (Beifall.) - Wciterberathnng morgen. Berlin. Der Kaiser hörte heute Vormittag den Vortrag des Staatssekretärs des Auswärtigen v. Bülow und hatte gegen Mittag eine etwa cinstündige Besprechung mit dem grostbritannischen Botschafter am hiesigen Hofe. — Bei dcr gestrigen Vorführung der Scknellscuerkanonc, die aus Bestellung des Kaisers von der Krupp schen Fabrik mr den Sultan cmgefertigt worden ist, war Herr Krnvn gibst zugegen. Nach der Vonührung hatte dcr Kaiser noch eine längere Unterredung mit Krupp im Arbeitszimmer -- Prinz und Prinzessin Heinrich verbrachten Weihnachten uno Neujahr in Hvng- long. Mitte Jannar gedachten sic eine Reise nach Siam cnrzn treten, um dem König und der Königin von Siam einen Besuch abznstalten. Von dort begicbr sich das Prinzenpaar über Shanghai nach Kiantichou. Die Prinzessin beabsichtigt, mit dem Rcichsposl dampscr „Prinz Heinrich" im April wieder die Heimreise anzu trete». — Tie Bndgcttommission des Reichstags berieth heute den Etat des ReichseiienvahnamteS. Dcr Minister tönstatirr, dast die Betricbsvcrhältniisc im Jahre 1897 normal und daß die Reichs bahnen von schweren Ilnsällen ziemlich verschont waren. Sie stellen sich in dieser Beziehung durchweg günstiger, als die übrigen deutschen Bahnen: auch für 1898 sei das Erqcbniß besser. — Im Reichstage hat Bcckh-Cvbiirg zur zweiten Bcrathung des Etats eine Resolution cingebracht, wonach sür unschuldig erlittene Haft strafe Entschädigung gemährt werden soll. — Die Bcrathung des Etats des Reichsaints des Innern im Reichstage wird am Mvn tage durch die Jntcrvellation Schmitt bez. des WeingesctzeS nute« brochen. 'Nach derTurchberathung des genannte» Etats findet die erste Lesung der heute cingcgangcne» Novelle zum Alters- und Jnvalidität'sgcsctze statt. — In dcr gestrigen Sitzung des Bmidcs rcith-S wurde dcr Gesetzentwurf über die Schlachtvieh- und Fleisch beschau nnd die Vorlage betr. die Beförderung von Auswanderern durch die Ooiupagnis ^vnc-rnle traunntlantiaus in Havre und Paris den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Dem Entwürfe von Be stimmungen betr. die Sammlung von Saatenslgnds- und Ernte Nachrichten wurde zngcslimmt. — Dcr preußische Eisenbahnministcr bat angeordnet, das; vom l. April dieses Jahres an Futter, sämmt lichc Gartenprodukte und geräucherte Heringe znm Frachtgütertarii angenommen und als Eilgüter befördert werden. Durch diese An ordnung tritt eine Bcrbilligung der Fracht um die Halste ein. — Dem preußischen Hcncnhaiu'c ist ein Gesetzentwurf betr. den Ehar freitag zugegangen. Ter Gesetzentwurf bestimmt, daß dcr Ehar sicitag sür den ganzen Umfang dcS Staatsgebietes als allgemeiner Feiertag zu gelten habe. Bisher wurde der Eharsrcitag nicht als gesetzlicher Feiertag in Theilen dcr Nhcinprovinz, sowie der Pro vinz Posen, in Westphalen nnd einigen anderen kleinen Bezirken angesehen. Kiel. Die kaiserliche Pacht „Hohcnzollcm" soll aus Befehl deS Kaisers am 1. April dienstbereit sein. Hamburg. Ter Direktor dcr „Hamburger Börscnholle" nnd des „Homo. Korresp." Franz Rosakin wurde heute früh vom Schlage getroste» todr im Bette gefunden. ,W,i c». Aus Lemberg wird gemeldet, infolge verschiedener Gerüchte werde beute von der galizischen Sparkasse massenhaft die Rückzahlung der Einlagen gefordert. Sogar ans der Provinz seien viele Londwilthe nud kleine Gemcchtw.bciidc ciiigctrr'ffr», um ihre
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