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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.02.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300207017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930020701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930020701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 11-12 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-02
- Tag 1930-02-07
-
Monat
1930-02
-
Jahr
1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.02.1930
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ir».-4 r«u»r — >vre»»ner Ikachrschkev" — -rette» 7. -ebnm 1«h er als Sind täglich und stündlich in sich aufntmmt, krau«, verworren und pvmpö» ist. dann wird die Art leine« Den kens und Handelns ganz entsprechend werden. Weil dem so ist. und weil Kunst und Kultur nicht nur eine angenehme Beigabe. ein Zierat des Leben« ist. sondern ein Bildung«, sakior. inus, man sich damit auch unter sozialen Gesicht«- puiiklen belassen. Wo Schlichtheit. Heiligkeit, Sauberkeit. Ordnung. Geschmack. Geschick und Heimlichkeit eine Wohnung ausbauen. da werde» auch wieder die guten Geister etn-iehen. die familtcnbilüend und damit staatsbildend wirken. Um ein solche« „Jbealheim" cinzurtchten. braucht man nicht viel Geld zu haben: arm oder reich musi es erschwing, lich sein, jedem nach seinem Vermögen. Das Teure ist nicht schön, weil es teuer ist: man kann im Gegenteil sagen: da« Teure verführt dazu, die „edle Einfalt". die klare Schön heit, zu zerstören, oder das Seltene und Seltsame, da» Abstruse dem wahrhaft Schönen vvrzuziehen. Gewis« ist ein Möbelstück, mit edlem Holze furniert, eine besondere Augen» weide, aber ebenso schön an und für sich kann auch ein glatter und derber Eichenichrank sein E§ wird so oft geklagt, die goldene Zeit des Handwerks sei vorbei, aber Kuusthand- iverker, die mit ganzer Lust und Liebe in ihrem Beruf drinnen stehen, bestreiten das ganz mit Recht und meinen, es handele sich bei de» Krisen der vergangenen Jahrzehnte nur um UebergaugSerscheiuunge». Der Handwerker gerate nur so lauge ins Hiutertressen, als er aus individuelle Ge staltung verzichtet, und die Zeit werde kommen, schneller, als man vielleicht heute glauben kann, wo er wieder in die Ber- trauenssteiluug als küustlerischer Sachberatcr einrückl. die er früher einmal gehabt hat. lind wenn man ganz un- bekaugeu die Produktion des modernen Kunstgewerbes be trachtet, dann kann man sich uneingeschränkt mancher Dinge freuen, die da geboten werden oder im Entstehen sind, und eS wird nur eine Sache der Organisation sein, diese Kräfte der jüngeren Generation ans ihrer Isolierung heranSzu- snhren und mit dem Handwerk zusammenzubrtngen. ihnen selbst zu« Nutze«, «»«r «,ch ,«« Nutze« ber Allgemeinheit. damit solch, tndtuttzuell hergesteilte» »egenstünde, bisher nur einem kleinen Kret« von Ko«sü»eut«n »ngängltch. ihren u». erschwinglichen Liebhaberpreis verlieret» und nicht mehr lediglich deswegen teuer sin-, weil sie schön sind.... Hier liegt ein« große Aufgabe de« Handwerk«, am guten Alten sesthaltend, dennoch die neuen Erkenntnisse und An schauungen dienstbar zu machen für ein« neu«, wahrhast moderne Wohnkultur, die auch dem Minderbemittelten nicht verschlossen bleibt. E« gibt wohl bereit« heut« in jeder deutschen Landschaft irgendeine Werkstatt«, oft im »eiste ber Hetmatpflege oder einer Jugendbewegung arbeitend, die zu- gleich schöne und billig« Möbel und Hausgeräte herstellt. E« ist «in« Sache der Berufsvereine, solche Bestrebungen praktisch in den Dienst de« Handwerks zu stellen. Gelingt eS, allmählich so wieder den Sinn für Gediegen- heit und Ehrlichkeit eines Wohnraumes zu stärken, dann ist schon sehr viel getan. Gewöhnt man sich daran, wird es einem zur LebrnSnotivendtgkett, keinen Gegenstand im Zim mer zu dulden, der nicht irgendeine Notwendigkeit hat vder nicht mit de» übrige» Gegenstände» harmoniert, d. h.. wirft inan all den Ballast heraus, der die Zweckmäßigkeit oder Beseeltheit der wenigen, wirklich notwendigen Gegenstände verstellt, dann werden ivir ivtedcr ein „Heim* haben, wo man keine kvuventivnellcn Besuche, aber seine Freunde empfängt, dann sind ivieder Stätten geschaffen, wo eine intime Kultur gedeihen kann, wie wir sie am Bürgertum de« l8. und il>. Jahrhundert» so sehr bewundern, ein Stückchen Bode» wird erobert sein, ans dem die Gtftketme verkümmern, die immer zahlreicher von Westen und Osten in unser Bvlk hin- eingetragen werden und die nur gefährlich sind, wenn wir unsere eigene Art vergessen und dem Modenngeist nachlaufen, ber heute in vielerlei Formen auftaucht, aber sich immer „zeitgemäß" gebärdet und ein tatsächliches Ziel hat: den Geist der Familie, den Geist -es Hauses, des Heimes zu unterminieren. SkmdalKtt MMm» »er Rundfunks Parteienftrett im Sklarekausschuß vor -em Mikrophon Berlin, 6. Febr. Der SklarckauSschuß de« Preußischen Landtags setzte seine Untersuchungen am Donnerstag zugleich mit einem interessanten Experiment fort. Die Funkstunde Berlin hatte die Genehmigung erhalten, die Rede des Ber- liuer Bürgermeister Scholz über das Finanzgebaren der liieichshauplskadt zu übertragen. Die Anregung hierzu war von den Mitgliedern des politischen Ueberivachungsaus- schusseS, des Rundfunks, den Abgg. Heitmann jSoz.) und Riedel jDem.i, die zugleich Mitglieder des Untersuchungs ausschusses sind, ausgegangen. Abg. Dr. v. Kries <D.-N.l protestiert zur Geschäftsord nung gegen die beabsichtigte Rundfunkübertragung. Abg. Megeiuhin <D. Bp.j verlangt Abstimmung darüber, ob die von ihm nicht für richtig gehaltene stückweise Uebertragung von Ausschußverhaildlungen der Ausschuß tatsächlich wolle. Abg. Hcilmann iSvz.j hält die Bedenken für übertrieben. In der Abstimmung wirb die Rundsunkübertragung mit 1!! Stimmen der Sozialdemokraten, Demokraten und Kom munisten gegen 10 Stimmen der Dentschnakionalcn. Deutschen Bolkspartei und Wirtschaftspartet bet Stimmenthaltung des Zentrums zugelassen. Nunmehr werden die Mikrophone eingeschaltet. Abg. Obnch j.Komm.s verlangt, daß Bürgermeister Scholz erklären solle, welche von seine» Darlegungen auf eigener Wahrnehmung beruhen und was er etwa selbst nur von astdereu sich habe ^zählen lassest.' Der Aut schuß habe ja so gar Bedenken gehabt, Scholz zu vereidigen. sGroße Unruhe und Ruse: Das war in nichtöffentlicher Sitzung erörtert und darf nicht hier gesagt Werden s Scholz sei doch einer der Hauptschuldigen. Er beantragt, Scholz später zu hören und heute nur den Berichterstatter über die Aufgaben des Aus schusses durch das Mikrophon sprechen zu lassen. Obwohl der Abg. Riedel jDem.i Schluß der GeschäftSorbniingsdebatte be antragt, erhält Abg. Buchhorn iD. Bp.s das Wort und protestiert dagegen, daß ber Abg. Obnch Erörterungen auö der nichtöffentlichen NnSschiißsitzung vvrgebracht und un bewiesene Behauptungen gegen de» Biirgcrmctster Scholz ausgestellt habe. Diejenigen, Sie die Zulassung des Rundfunks beschaffen hätten, hatten nun schon die Quittung. Abg. Schnlz-Nenkölln sKomm.s geht an das Mikrophon heran und rnkt hinein: „Die Oeffentlichkeit hört jetzt, daß die Deutsche Bolkspartei keine öffentliche Berhandlnng wünscht!* Abg. Riedel sDem.s tritt gleichfalls ans Mikrophon heran üud tagt hinein: „Ich wiederhole in: Interesse der Würde des Parlaments meinen Antrag aus Schluß der Geschäfts- vrünungsüebatte!" (Großes Gelächter rechts und bet den Kvmm.j ' Bors. Schwenk (Komm.) erteilt trotzdem weiter daS Wort an den Abg. Hillger-Sviegelbcrg (D. N.j. ber aussührt, daß die Befürworter der Rundsunkübertragung sich selber einen Bärendienst geleistet Hütten. Anch er glaube, daß Scholz gar nichts wissen könne. Die einzigen, die aussagen könnten, wären ber Oberbürgermeister Büß oder ber Stadtkämmerer Lange. Beide seien aber leider krank. Berichterstatter Abg. Koennecke sD.-N.l wünscht insonder heit Angaben über das Zustandekommen der NO-Millionen- Anlethe der Stadt. Abg. Heilmann iSoz.j: Meine Herren, Sie brauchten sich nicht so anzustrengen, die Uebertragung ist l a n g st a b g e st e l l t. sZurnse rechlö: Na also!! Das haben wir ja gewollt! Zuruf dcS Abg. Kasper (Komm.): Schmeißt doch de» ganzen Treck ranS! lUnrnbc.s Aba. Heilmann iSoz.l: Sie inach rechts» und der Herr Berichterstatter haben das Vertrauen, das er sich bisher erworben hatte, mit einem Male zerstört. Abg. Buchhorn sD. Bp.s: Ich stelle fest, daß Herr Heik- u.ann tatsächlich der im Rundfunk Allmächtige ist, der ihn ankurbcln kann oder abstellen, wann er will. Abg. Obnch (Komm.! erklärt. eS sei kennzeichnend, baß nicht der kommunistische Vorsitzende, sondern der sozialdemo- kratische Abg. Hcilmann die Abstellung des Rundfunks veranlaßt habe, er habe sich sozusagen als Rundfunk pol i z i st betätigt. Das zeige die unverfrorene freche An maßung des Abg. Heilmann iBors. Schwenk bittet, solche Ausdrücke doch nicht zu gebrauchen!. Berichterstatter Abg. Koennecke lDnat.s stellt sein Bericht- erstalteramt zur Verfügung. Vors. Schwenk teilt mit, daß Mlnistersaldtrektor Dr. ». Leyde« vom preußischen Innen ministerium erklärt, eS bestehe kein Rechtsanspruch einer Stadt auf die volle Ueberlassung des örtlichen Anf- ! kommenS. Wo bliebe sonst der besonders sür das platte Land und auch die großen Industriestädte des Westens unentbehr- § liche innere LastenanSgleich? (Sehr wahr im Zentrum. — Rufe des Abg. Riedel, Dem.s: Wenn man so viel von Berlin bekommt, soll man aber nicht dauernd aus Berlin schimpfen! Bürgermeister Scholz vertrat weiter die Anschauung, ein« der Hauptfragen sei. wie gewisse notwendige Bauten fvrt- geführt werden könnten. Bet den sozialen Ausgaben sei nicht zu sparen. ES sei im übrigen bekannt, daß auch das Reich und die Länder gelegentlich in Ftnanzschwterigkciten seien. Wenn das auch in Berlin passiere, da brauchten sich die Ber liner dessen nicht zu schämen. — Damit war die Vernehmung vvn Bürgermeister Scholz beendet. Die Verhandlung wurde aus Freitag vertagt. Raubmord tu Verttn Bern», a. Februar. Die Klavierlehrer«« Margaret» Zimmer wurde heute tn ihrer Mohnuug, Stetnmrtzftr z» rrmvrbet ausgefukden. Wte e« scheint, bat der Täte, sie mit einem »chal erdrosselt. Die Ermordete war Fahr, alt uuverhelratel unb ernährte sich durch Klavierunterricht und Zimmervermteten. In der Ayhnung wurde ««ch »er Uulit «lle» tzurch»«hlt und tn größter Unordnung vorgefunben. Die Ermordete aalt als sehr gutmütig und sie soll au» Mitleid znweilen Bettler und sonstige arme Personen tn dt« Wohnung ge- nouimen. bewirtet und beschenkt haben. Professor Dr. Strauch, der die Leich, der Klavier- lehrerln Zimmer untersucht hat. neigt der Ansicht zu. daß »u der Untat mindesten« zwei Personen beteilig« stutz. Die« ist aus der Art der F e s s e l u n g und der Kneb elung des Opfers zu schließe». Anch die Polizei rechnet mit der Möglichkeit, daß mehr al« ein Täter in Frage kommt, nicht nur wett die Verwüstung tn der Wohnung ungewöhnlich grob ist. sondern auch, weil offenbar sehr viel Gegenstände gestohlen und sortgcschafft worden sind. Al« sehr eigenartig uich vcr- dachtig wird ein Telephonaurus »et einem Gastwirt tu ber Näh« der Mordftätt« angesehen. Gegen Abend rief ein Unbekannter, der seinen Namen nicht nannte, an und riet dem Wirt, er möchte doch einmal Nachsehen, was bei der Lehrerin passiert sei. Es muh mit der Möglichkeit, lvenn nicht mit der Wahrscheinlichkeit gerechnet werden, daß der Mann, der da» Telephongcspräch führte, mt» dem Verbrechen irgend etwa« zu tun hat. Ein zweiter Gastwirt meldete tn später Abendstunde, er Hab« heute früh gegen l»,50 Uhr zwei junge Burschen mit Körben au« dem Hause Stctnmctzstraße 53 kommen sehen. Die« dürsten vielleicht die Mörder gewesen sein. Kutipow sterben- gefunden? Part«, «. Febr. Die Provinzauvgabe de» „Scho de Pari»* berichtet aus Marseille, daß heute früh von Automobilisten aus der Straße vvn Nvuca « Blanc ein Mann mit schweren Verletzungen am Kopfe unb an den Beinen aufgefunden wurde. Er sei nach seiner Einlieferung tn» Krankenhaus gestorben, ohne daß er trgendwriche Ln- gaben hätte machen können. Da er einige Achnlichkeü mit dem verschwundenen russischen General Kutipow ausweise, habe die Polizei die Möglichkeit, daß eS sich tatsächlich um den Vermißten handele, nicht ohne weiteres von ber Hand ge- wiesen. DaS Blatt selbst gibt diese Nachricht unter alle« Vorbehalt wieder. Wieder ein EisenMaatlrntat in Rnmiiliie» Bukarest, «. Febr. Ein Weichensteller aus der Station Datmar bemerkte kurz vor dem Einlaufen eines Zuges, daß dt« Eisenbahnschienen aus einer langen Strecke locker waren. Es gelang ihm, den Zug rechtzeitig znm Halten,n bringen, so daß ein größeres Unglück verhütet werde» konnte. Eine Untersuchung ist etngelettet worden. Opposition -er Sozial-emokraten Die eigenen Minister im Stich gelassen - Schwerer Stand Mol-enhauers vrabtruatcku»? uuaorar varUuar SvdrUUaltuu« man über die Vertrauensfrage des Berichterstatters in nicht öffentlicher Sitzung sprechen werde. Dann erhält Bürgermeister Scholz das Wort. Er macht längere Ausführungen über dte Finanzen BerltnS, dte an und für sich aus einem gesunden Fundament aufgebaut seien: aber durch die verschiedenen Be nachteiligungen, die Berlin hinsichtlich Finanzausgleich, Um- satz-, Kraftfahr-, HauSzinssteucr. Poltzetkosten unb Volks- schnllasten erleide, zugunsten anderer Gemeinden, sei die Kasscniage gesvannk gewesen. Dazu sei man gezwungen, cE kurzfristigen Anleihen zu arbeiten. DaS Ministerium hat dte Genehmigung für dte Anleihen nicht gegeben. Es gelang, durch die Banken einen Ueber- brückunge-krcdit zu bekommen, der allerdings an die schwierige Bedingung gebunden war, daß die Tarife für die Werke so erhöht werden müßten, daß daraus diese Schuld im Laufe der nächsten elf Monate abgedcckt werden könnte. Die M- Mitttonenanleihe Berlins bet der Sparkasse ist von den Aufsichtsbehörden genehmigt. Berlin hat also nichts getan, was da« Licht ber Oessentltchkett zu scheuen hätte. Berlin, S. Febr. Am Freitagvormittag wird, wie bereit« berichtet, die Besprechung der Reichöregterung mit den 'Parteiführern über die vom NeichSfinanzminister Dr. Molden hau er tn Aussicht genommenen Steuer- erhöhungcn und die Wege, aus denen diese Erhöhungen be schosst werden sollen, stattfinden. Es zeigt sich bereits jetzt sehr deutlich, daß es dabei zwischen Negierung und Parteien zu recht leb basten Auseinandersetzungen kommen wird, vor allem wiederholt sich daS, was man während der Regierungszett des Kabinetts Müller-Fehr- Severing immer wieder hatte beobachten können, daß die Sozialdemokratische Partei mit den von ihren im Kabinett befindlichen Bertrauensleute» gebilligte» Vor schlägen nicht einverstanden ist. DaS Kabinett selbst ist einmütig der Meinung, baß dte vom Retchsftnanzminister Dr. Moldenhauer vorgesehenen Erhöhungen unumgänglich notwendig sind und daß sie auch am besten so zu erreichen sind, wie Dr. Moldenhauer es vorgeschlagcn hat. Nicht einverstanden mit diesen Wegen ist aber die Sozialdemokratische Partei. Ter Vorstand der sozialdemokratischen RcichStagsfraktion trat heute Nachmittag zu Besprechungen über dte Etats- und 1 Steuerpläne zusammen, wobei sich eine ziemlich scharfe Oppo sition gegen dte Absichten Dr. MoldcnhaucrS ergab. Die Sozialdemokraten sind nicht nur mit der Erhöhung der Um satzsteuer unzufrieden, sondern wenden sich besonders gegen die sogenannte Notgemeinschast der sozialen BersicherungSträger. Hier macht sich die Sozialdemokratische Partei zum Sprecher der Meinungen der sozialdemokratischen Gewerkschaften, dte sich gegen den Gedanken einer für dte ErwerbSlosenvcr- sicherung bet den anderen Sozialversicherungen zu schaffenden Rückendeckung wenden. Der von Dr. Moldenhauer aus- gearbeitete Plan sieht bekanntlich vor, baß ber Arbeitslosen versicherung von der Jnvalldttätsvcrsicherung und der An- gestelltenvcrsicherung ein Kredit aus zwei Jahre verschafft werden soll. Auf seiten der Regierung hofft man, diese Widerstände dadurch zu beseitigen, daß den beiden Versicherungen — An gestellten- und Jnvaltbitütoversicherung — für ihre Kredite eine Priorität vor den Krediten gewährt werden soll, die das Reich der Arbeitslosenversicherung gegeben hat. Der Grundgedanke des ganzen Planes der Regierung geht dahin, durch eine solche Verbindung die am Wohlergehen der alten Berstcherungen inter essierten Gewerkschaften auch an einer rationellen Ber, waltung in der Arbeitslosenversicherung zu interessieren. Den Gewerkschaften behagt aber dieser Plan gar nicht. Nach ihrer Meinung wäre es viel einfacher, wenn dte Neichsregie- rnng wie bisher, einfach das Geld hergtbt, das die Arbeitslosenversicherung zur Erfüllung der ihr auferlegten Verpflichtungen nicht hat. Damit kann sich aber auf ber anderen Seite im Inter esse der Balancierung des Etat« wieder die RetchS- reglerung nicht einverstanden erklären, und es wirb sich nun zeigen müssen auf welche Weise man hier zu einem Ausgleich kommt. Ob das Angebot einer BorzugSbehandlnng tn bezug auf Rückzahlung ber Kredite auSrctchen wird, um den Wider stand der Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Partei zu beseitigen, steht im Augenblick noch ganz dahin. Das NetchSkabinett wird noch am Freitag zusammentreten, um nach der Fühlungnahme mit den Vertretern ber Parteien festzustellen, welche Verschlüge von den Parteien nicht akzeptiert werden und wodurch sie gegebenenfalls ersetzt wer den müssen. Der NeichSfinanzminister hält noch einig« Ersatzoorschlcige bereit, die sich, wie schon kurz gemeldet, unter anderem auch auf den Kaffee, und Tee-oll unb dte Wiedereinführung einer Wetnsteuer beziehen. Der Plan einer Weinsteuer hat allerdings recht geringe Aussicht aus Derwtrk- ltchung, denn er würde aus den Widerstand sowohl des Zen trums, wte auch der Bayrischen Bolkspartei stoßen, da beide Parteien tn der Rhetnpfalz und Untcrsrankeu unter den dort wohnenden Winzern ihre Anhänger haben. Was dte Erhöhung des Kaffee- unb TeezolleS betrifft, so scheint man bet einem Teil der NegterungSparteten ber Meinung zu sein, daß dieser Weg gangbar wäre. Der Reichstag hat im Jahre El bereits die Negierung ermächtigt. die Zölle ans Kaffee und Tee zu erhöhen. Von dieser Erhöhung war bisher kein Gebrauch gemacht worden Wenn man von der Ermächtigung jetzt Gebrauch macht, so könnte sich nach unverbindlichen Berechnungen daraus für den RcichShauShalt eine Einnahme von etwa 50 bis 56 Millionen Mark mehr als bisher anS Kaffee- und Teezöllen ergeben. Eine solche Erhöhung würde, wie man insbesondere tn den Kreisen der Demokratischen Partei be urteilt, keinen Schaden anrichten, weder in bezug aus die Be- banblung deutscher Ausfuhrware tn Länder, dte Kaffee und Tee erzeugen, noch durch Erhöhung ber Preise im Jnlande. ES sei nicht anzunehmen, daß der Verbrauch a« Kasse« und Tee durch eine Zollerliöbnng eine starke Einschrän kung erfahren würde, um so weniger, als die B e r b i e n st sp a n n e dev Klein handels vor allem beim Tee recht groß sei unb tn de» meisten Fällen auSretchen könnte, um dte Zollerhöhuni mindestens zum größten Teil zu tragen. Die Verhandlungen zwischen Regierung und Parteien dürften voraussichtlich morgen noch zu keinerlei abschließen den Ergebnissen fuhren. ES läßt sich nicht verkennen, daß die Netchörcgierung noch rin schweres Stück Arbeit vor sich hat, ehe es ihr gelungen sein wird, in der Frage der Balan cierung dcS Etats unb ber damit verknüpften Stcuer- erhöhungen eine einheitliche Linie herzustellen. Zurücknahme eines Strafantrages -es Reichswehrministers Berlin, kl. Februar. Der Netchswchrminister hat, wie wir von unterrichteter Seite erfahren, den Strafantrag gegen da» „Achtuhrabendblatt" zurückgcnommcn, den er Im vergangenen Sommer gestellt hatte, weil das Blatt seinerzeit das Gerücht verbreitet hatte, dte Reichswehr stände tn Verbindung mit den Bombenanschlägen. Der Netchswchrminister hat sich zu der Zurücknahme des Strafantrags veranlaßt gesehen, da das ge- nannte Blatt am vergangenen Sonnabend zufrieden stellende Erklärungen in dieser Angelegenheit ab- gegeben hat 50«««. Mk. liegen bereit! 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