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«.AchWM. M.«« MM«. 7. -rbruae «so »ratztanlchrlst: «achriSilen »rktten Fernjprecher-Sammettnimm«: »3341 Rur >ür RachlgrlprLchr: Rr. 30911 EckttUtteitung u. HauvI<,kIchäft«IIrlle: Dresden -«. t. Marie,isttatze 33/43 Gegrünöet 18SS «e,ug»gebahr vom I. »i» 1». Februar 1930 bei »glich zweimaliger NusteNung Irei Hau» l.io MI. Bostbezugtpret« ür Monar Februar 3.4V MI. etnichl. 90 Big. Postgebühr ohne Poft,usteliung«gebühr>. Einzelnummer lv Psg., austerhalb Dresden» l» Pig. Anzeigenpreise: Die Anzeigen werden nach Goldmarl berechnet: die einspaltige 3V mm breite Zeile 3b Psg., sür auiwüri» 4V Psg. Familien- an,eigen und Stellengesuche ohne Rabatt 13 Psg., autzerhalb 33 Psg., die 9» mm breite Rellamezcile roo Psg„ außerhalb S3V Psg. Osserlengebühr »o Psg. Auswärtige Auslrüge gegen Borausdezablung Druck u. Verlag: Liepsch ck Reichordt, Dresden. Postscheck.« io. las« Dresden Nachdruck nur mit deutl.Quellenangabe lDresdn. Nachr. zulässig., Unverlangte Schrisiftücke werden nicht ausbewahrt Amerika sperrt LMM sür -en Zeppelin Ein »»wknr Schlag für die Enlwicklimg des S«an>MrMrs Familie un- Wohnkultur Auch -as britische Luftschiff „kr iv« von dieser unsreundlichen Kaltunv betroffen Berlin. 6. Februar. iEigcnc Drahtung.) Die amerikanische Hearstprcsse veröffentlicht einen Bericht ihres Londoner Ver treters Karl H. v. Wiegand, in dem eS heißt: Die hier verbreitete inoffizielle Nachricht aus Washington, wonach die amerikanische Marine künftig nicht mehr mit deutschen Zeppelinlustschifsen bei Ozeansahrten zusammenwirken will, wird hier allgemein als ein schwerer Schlag für die Entwicklung des trans atlantischen Passagier» und Postverkehrs mit Lnst- «chisfen angesehen. Das würde nämlich bedeuten, baß die Marine- slugstativn Lakehurst nicht wieder zur Verfügung des .Gras Zeppelin" gestellt würde. Man führt das aus die Gegnerschaft des Admirals Hughes gegen die Luftschisse trotz des hervorragenden Beweises sür ihre Brauchbarkeit, den der „Graf Zeppelin" durch seine Weltsahrt erbracht hat, zurück. Diese Haltung des Admirals Hughes soll durch den Marlncsckrctär Jaehnke gestützt werden, der seinerseits wieder die Zustimmung, wen» nicht gar den ausdrücklichen Befehl von Präsident Hoover erhalten haben soll. Da Lakeitzrrft de» einzige Snitschtilhdi«» in Amerika ist. wird dies» Absag« deS Marinedepart«m«nti» «inen Strich durch die geplante Reise deS „Gras Zeppelin" nach Rio de Janeiro und von da aus nach Neunork und verschiedene «ildekc transozeanische Lustschifsahrten machen, bis ein Ha ii d e l s l u f t s ch t s f h a s e n geschaffen sein wird, was kaum vor ein bis zwei Fahre» möglich ist. Man nimmt in London an. daß diese Haltung Washingtons sich auch ans das britische Luftschiff „k lüü" bezieht, dar das britische Lustschiffministerium im Mai ans seine Jungsernrcise über den Ozean nach Montreal schicken will, wo ein hoher Landemast errichtet worden ist. „K ION" sollte entweder aus der Hin- oder Rückreise Washington und Neu- york besuchen und in Lakehurst landen. Die Haltung des Admirals Hughes und des amerikanischen Marinedeparle- mcnts, die sich würdig der britischen Weigerung vom letzten März anschließt, dem „Grus Zeppelin" den Flug über Aegypten bis Kairo zu gestatten, die so viel kriti- Unirrzeichnung des dsterreichiich > ttnlienischen zreundschasiSnrrirageS Rom, 6. Febr. Ministerpräsident Mussolini und Bundeskanzler Schober Unterzeichneten hente den öster reichisch-italienischen Frenndschasts» und Rergleichsvertrag. Nach der Rückkehr des Bundeskanzlers Schober nach Wien wird der Vertrag veröffentlicht werden. siert wurde, scheint zu beweisen, daß bezüglich der Luftschiff fahrt ebensoviel Kriegsgeist in der Welt herrscht, wie zur See. In Sustkchisfkretsen, schreibt von Wiegand weiter, wer- den zahlreiche Vermutungen laut, welche Gründe für diese unfreundliche Haltung deS Admirals Hughes maßgebend sein mögen und ob tatsächlich Hoover dieser Haltung zustimmte. Vielfach glaubt man, daß viel höhere als rein technische Lustsahrtintercsscn hinter diesen Dinge» stecken und daß man an gewissen Stellen den fabel haften Aufschwung der Lustschiffentwicklung, wie er durch den erfolgreichen Zeppelinweltflug eingeleitet wurde, nicht gern sieht. Andere wieder erblicken in der Haltung des ameri kanischen Marincdepartements nur den Ausdruck des inner halb der amerikanischen Flotte herrschenden Mcinungskampscs zwischen „schwerer als die Lust" und „leichter als die Luft". WreußkilS Protksl gegen den Wemettrag Die Eingabe -ee Wirtschaftsführer an die Reichsregierung Berlin, 6. Februar. (Eig. Drahtmelb.) Die ost- orcußtschen Wirts chaftssüh rer, der Präsident der Lan-wirtschaftskammcr, der Präsident der Handwerks kammer, der Präsident der Kvnigsbcrger Handelskammer, ier GcncrallandschastSdirektor und der Präsident des Vor standes der ostpreußtschen Industrie- und Handelskammern haben heule eine Erklärung an den Reichstag die Rcichs- icgicriiiig, sowie die preußische Negierung gerichtet, in der «s heißt: „Wir Wirtschaftssührer der Provinz Ostpreußen wenden uns an die gesetzgebenden Stellen mit der dringenden Bitte, dem polnischen Liqnidationsabkommen vom 8t). Ok, tober ISSN die Genehmigung zu versagen. Dieses Abkommen billigt den Polen Hunderte von Millionen Mark zu in einer Wirtschaftslage des Reiches, die äußerste Lparsamkeit gebietet. Die einzige Gegenleistung Polens ist der Ver zicht aus Vertreibung von dcutschstämmigcn Polen von un gefähr 5« (IM Hektar, ohne daß dieser Verzicht die Gewähr der schlicßlichcn Erhaltung des Deutschtums der Beteiligten bäte, zumal ihre ganz überwiegende Mehrzahl nicht im Korridor, sondern in entfernteren Bezirken wohnt. So sehr wir die Erhaltung des Deutschtums im Auslände und speziell ln den uns entrissenen Gebieten wünschen, so bleibt es un verständlich. daß für diesen Zweck, dessen Erreichung immerhin zweifelhaft bleibt, Hunderte von Millionen geopfert werden sollen, und dies zu einer Zeit, tn der die deutsche Provinz Ostpreußen zusammcnbrtcht. weil die Mittel zu ihrer Unterstützung fehlen. Die Schlüsse, die hieraus die Bevölkerung Ostpreußens zieht, drohen den Widerstandswillen der Provinz zu brechen. her die unerläßliche Voraussetzung für die Deutscherhaltung Ostpreußens bildet. Mit dem Liguidattonsabkommen werden alle Ansprüche an Polen aufgegcbcn, und Deutschland nimmt sich damit tedc Möglichkeit zu Verhand lungen über den Nückerwcrb des Korridors zu einem ge- eigneten Zeitpunkt. Ein solcher Fortfall vertraglicher LösnngSmöglichkciten der Korridorsrage, aus die Ostpreußen niemals verzichten wird, und die auck sür Deutschland eine Lebensfrage bedeuten, bilde» eine Gefahr für eine frieü- ltche Lösung der Korridorsrage überhaupt und muß in Ost- vrcußen tiefste Enttäuschung und Niedergeschlagenheit Hervorrufen. Aus diesen Gründen bedeutet das Liguidations- »blommen mU Polen eine Schicksalsfrage sür den deutschen Osten, und im Gefühl der Verantwortung für unsere Hctmatsprovin- und ihre deutsche Zukunst warnen wir Vertreter Ostpreußens vor diesem Abkommen und fordern die für die Entscheidung Maßgebenden zu einer Ab lehnung aus." Die Klagen -er Deutschen in Polen Warschau, 6. Febr. In der Donnerstagsitznng des Sejm führte der deutsche Abgeordnete Rechtsanwalt Spitzer u. a. aus, daß die Methoden des früheren Justtzministcrs Zar die Gerichte demoralisiert und ihre Nnabhängigkett erschüttert hätten. Die Geschichte der deutschen Minderheit sei feit Be ginn des Bestehens des polnischen Staates erfüllt von Ver suchen der Regierung, die kulturelle Arbeit der Minderheit dadurch zu diskreditieren, daß ihre Führer der staats feindlichen Tätigkeit beschuldigt wurden. Zum Haushalt des Agrarreform Ministeriums sprach der Abgeordnete v. Sänger. Er griff die Parzcl- licrungspoltttk des Ministeriums äußerst scharf an und wies unter anderem darauf hin, daß man nur in einem Punkt seit der Durchführung der Agrar reform die Deutschen berücksichtige, und zwar bei der Ent eignung ihres Landes. Von 410M Hektar Boden, die im Laufe der letzten vier Jahre von den Woiwodschaften Poscns und Pommercllcns enteignet worden waren, habe man .11 OM Hektar, das heißt über 7 8 v. H. den Deutschen wcggenommen, aber nur 10000 Hektar oder nicht ganz 25 v. H. den Polen. Dabet betrage der deutsche Großgrundbesitz tn diesen Woiwodschaften nur etwa 80 v. H-, der polnische jedoch 70 v. H. der anbaufähigen Fläche. Kein Abbruch -er Dirschauer Drücke Berlin, b. Februar. Die Meldung über den polnischen Plan, die Dirschauer Brücke abzubrechen. entspricht, wie mir von uiiterrichtctcr Leite erfahre», nicht den Tatsachen. Die Meldung erschien schon von vornherein unglaubwürdig, da die Dirschauer Brücke als wichtigste Verkehrövcrbindung zwischen Ostpreußen und dem übrigen Deutschland unmöglich zerstört werben kann. Nach Mitteilung der deutschen Botschaft liegen nicht die geringsten Unterlagen »nd Anzeichen für eine» Ab bruch der Brücke vor. Als im IS. Jahrhundert das „Maschtnenzeitaltcr" heranf- dämmerte, da begann auch die Krise für das Familienleben. Es war die Zeit um 1840, als Friedrich Hebbel die erste bürgerliche Tragödie schreiben konnte, die „Maria Magda lena". Der ehrbare Meister Anton, zerfallen mit Gott und der Menschheit, mußte bekennen: „Ich verstehe die Welt nicht mehr." Es trat in das bürgerliche Leben etwas Neues ein, von dem man sich zunächst beunruhigt und geängstigt fühlte, das man aber noch nicht verstand: es ist dasselbe, das heute in dem weltstädtischen Arbeits- und Vergnügungs leben der Metropolen seine wildesten Orgien feiert, in der dämonischen Hast des Maschinenzetttempos, das dem ein zelnen keine Zeit mehr zur Besinnung läßt und ihn des wegen „entpersönlicht". So wie man in Amerika heute schon einen großen Teil seiner Nahrung als „Konserven" bezieht, so ist auch die geistige Nahrung bereits weitgehend ratio niert und mechanisiert: man liest seine Magazine und Wochen schriften, die einem bas eigene Nachdenken, Auswählcn und Stcllungnchmen ersparen, und allenfalls noch ein Buch, bas in dieser Woche gerade „np to ckato" ist. Es ist ein weiter Weg zwischen der Welt des Meisters Anton und der unseren, aber er ist mit einer beängstigenden Geschwindi-keil durchwehen worden. Alles, was uns heut« so unerfreulich erscheint an der Gegenwart, ist an diesem Wege aufgeschossen. Und dennoch: Ein Zurückgchcn gibt es für uns nicht mehr, es gilt hindurchzustoßcn zu einer schöne ren Zukunft. Es ist schon oft darauf hingcwiesen worden, daß diese technische und wirtschaftliche Entwicklung in der zweiten Hälfte des IS. Jahrhunderts ein gutes Teil Schuld trägt an der „Zerstörung des Familienlebens", über die heute so viel — und mit Recht — geklagt wird. Tenn es hieße ja an den Tatsachen vorbeisehen, wollte man leugnen, daß dieses Familienleben — ganz besonders in seiner deutschen Eigenart — die denkbar schwerste Krise durchmacht. Das äußerlich sichtbare Zeichen dafür ist der beängstigende Ge burtenrückgang: und wo keine Kinder sind, da ist auch-keine eigentliche Familie mehr. — An dieser Stelle sei nicht be sprochen, durch welche sozialpolitische Maßnahmen diese Ent wickelung aufzuhalten wäre, sondern, mehr äußerlich ge sehen, sei einmal daraus hingcwiesen, wie eine „Heim- kultur" gefördert werden kann, die im Einklang steht auch mit der modernen Zeit, soweit sic gesund ist. eine „Heim- kulkur", die nicht, wie so oft der vorangcgangenen Genera tion vorgeworfen wurde, mit Notwendigkeit die Heran wachsenden Söhne und Töchter ins Cafö oder in den Tanz saal treibt. Wir lehnten an dieser Stelle bereits früher einmal den sogenannten „Bauhaus"-Stil ab, der ja nicht nur ein archi tektonischer Stil ist und sein will, sondern ein Lebensstil schlechthin, der htncingreist bis tn die intimste Gestaltung unseres Alltags, unserer Wohn- und Lebensweise, und wir zeigten, daß die fanatische Betonung alles Unpersönlichen etwas ist, das der deutschen Art aufs schroffste widerstrebt, und daß dieser „Bauhaus"-Stil eigentlich die „kongeniale" Ergänzung des extremen Sozialismus ist. Aber was an ihm so viele unserer Zeitgenossen besticht und frappiert, das ist seine absolute Einfachheit und Prunklosigkeit. Denn dahin drängt uns ja ohne Zweifel unsere Zeit, wenn wir sie recht verstehen, und aus diesem Gefühl heraus werden wir auch so leicht abgestoßen von der „Ueberladenhcit", dem „Ballast" der altväterlichen Wohnungen. Die Radikalen nennen das sogar „Unehrlichkcit" oder „Verlogenheit". Ge wiß: man hat früher mit unechten Mitteln Wirkungen er zielen wollen, die einem nicht wescnsgemäß waren. Der Kleinbürger und der Arbeiter wollten cs den sogenannten „besseren" Ständen gleicht»«, und was man dann in ihren Wohnungen antras als Nippesftguren, Oeldruckbilder, Schlummerrollen, Plüschvorhänge mit Goldguastcn, bas ist nichts anderes als die dekadente Verkümmerung einer Wohn kultur, deren Zeit längst vorbei war: des Rokokos und des Empire. DteZett hatte keinen eigenen Stil, das war ihr Verhängnis, und das ist an so vielem Schuld, was wir an sozialen Nebeln um uns herum erblicken. Denn es ist eben nicht gleichgültig, tn welcher Umgebung, unter welchen Formen ein Mensch heranwächst. Wenn das. was Keule: Ver Kraftfahrer