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Vrvkiilvll 1881. I»». triid 7 Uh, d, Marie,>In»h« »3. -rieljthrs t« i , Ld,nneme«t»»rei1 vi-rieljthrllih S Ma»k 50 Pi,,., durch dt« Polt r Mark 75 Pige «umm. lo Pi«. «37000 >ui>,,« > ^ a reicht. tzür die Rlittgakeeineeiandiee Ma nn lcrtrie «acht sich die Ncdactr», mchl «rdrirültoi. «rwrancen ittr und nehme» anr Li» Aunvn-en-Iiurcaui v.h> »«!«»>- «tetn » Vagle»; - - r»ud« ch «amp-r — A„v-ltd«udan», — Mülle» in Äorlth! — Mob. «teh in Mo„debur,; — I. Va,<k 5, 8o. in Halle: — »ielner tn Hamdur, 26. ^nllrxanx. Anlerate werden Macienttrab« I I dis Nach,,, » Uhr auqenommcn. Tountogs b,j> M,lta,ss2Uhr. In dteujlad! nur an Wochentagen, m. tllosxrgaiieNr. dbiiAachm.SUHr. — Die etnlpnlttge Pciuzeiie lostet 15 Psge. tLingcsondl Stt Psge. Eine waxintie für da! »öchjt- l»,lge Lrtcheinc» der Inserate wird nicht gegeben. Lusioatlige Annonce»» Autlräge uon undelanuien a>c- tonen tinei ircn wir nur gegen Pranumera»»»» Zahluiigdurch »ittesmaric» oder Postcinjol,iu»g. Acht Silbe» loile» >7 Pig- 2n>c>»lc iur dir chiontagd- dtuminer oder noch eine», Jeillage die Petttzene 2» Pj. /-nnensti-L»»« >2 >2 Kotsl /-nnentiok Hullllvl Üotel Xnneotios 6ixurreu- uiul ^Lbii1tIiiM<Hun8 emsikolild »(.-iti rcicli «S8ttrt1rtv8 E!I In^vr. UUtl MvUuupl «üllur gvnvigrv» k. »rr«n- »dnkv, jjt-avtttullß. Viv ^Lturlivilmvtkoüo u«,»a>»tr rar adeulnt«» bcdbittlelibelt »er Lrneiprani» UN» Ni» tiinrlg« uuü »tedrr»t« dedulinekr ,u tritt,« 8 t« eben »»» edrunl.etie» dieebtliuw eoo 1. V. U5aln aaed bUM,rigor I',n»i«. 2 ItiaOo 4 Liori, Um.»«», Verlag «UN u. Uoindarcht, Aaldtttleanir. l. vis llatar tot dlolotor allor dch trler I iS N «-u,p.,tr. SsrLäork L?ksisssr «aupt«.». A LtLdUüWMvnt liir Alunukactuinaru'vn. ^ LvKvnmLvtol, »lüelc von 10 41. di» 40 41. n! l'mlLSsonckc; ^uüivklkl! « Uvrvorrsgvncko Kouboilnu ckor Knisou! ! Nr. 267. Witterung vom 23 Septbr. «aroweter nach v»ar vöiold, Walls,rohe 15 <?,ds. 7 u.) 7>,ti Still . seit gestern l« Mtll. gestiegen. Tbermomelrogr. n.Meaum.: Temp. >»,, ° W niedr Demo. r°M.. höchste Tein». 7!ord-KUod. itedeilt. Aussichten für den 24. Scvtemvcr: Zunächst noch trübe, külil, Niederschläge abnehmend. Sonnalien», 24. Teptbr. Abonnement. Li» geehrte» auswärtigen Leser der „Dresdner Nach» richten" ditte» wir da« Abonnement sitr da« vierte Quartal I88L daldigst erneuern zu wollen, damit wir die Nummern ohne Unterbrechung weiter liesern kSnnen. Die Postanstalten de* Deutschen Reich« «nd Auölan. de* nehmen Bestellungen aus unser Blatt an. Abonnement in Dresden bei unserer Expedition tlne-I. Brtngerlohn» s Mark »«> Ps. vierteljährlich, bei den Kaiserliche» Postanstalte» im Reichsgebiet S Mark 7S Ps.. in der Oesterreich -Ungarischen Monarchie S Gulden L» Kreuzer. Expedition der „Dresdner Nachrichten", Marienstratze L». veeantworUichcr Redaclcur sllr Pvljlischkö Kr. Emil Bicrey in Dresden Bei seinen Aufenthalten in Miskolc- (Ungarn) ist dkl» Kaiser Uran- Zoiepli immer viel Berdrictzliches -ugestopen. Schon vor fahren einmal, als er ebenfalls -u den Dtanövern dalnnknm, sank -u seinen Züsicn ein an der Spitze einer Huldigungsdcputation erscheinender Graf, vom Schlagflutz getroffen, todt voin Pferde nieder. Dies Jabr hätte der Kaiser um ein Haar einen vorwitzigen Bauernburschcn erschossen, der ihm über die Schieschalm lief. Jetzt veröffentlicht man die vertraulichsten Telegramme, die er in Miskolc- erhalten hatte. Das ist so zugegangen: Die Monarchen begleitet bekanntlich überall bin eine geheime Kabinctskan-Ici. Diese empfängt vom Sitze der Negierung aus fortwährend telegraphische Berichte, welche die Monarchen auf dem Laufenden erhalten. Wchlige Depeschen werden in Chiffrcschrift telcgraphirt. Die Dechifferirung besorgt ein höherer Beamter, welcher den Schlüssel zur Chiffreschrist besitzt. Nun ist in Miskolc- dem betreffenden Hos- oder Gchcimrath etwas Menschliches passirt. Er schrieb die Ucbertraguiig zweier chiffrirtcr Depeschen, welche sich auf die Danzigcr Zusammcnkunst bezogen, über die einzelnen Worte der Depesche, copirte dann die Ucbertragung, legte letztere in eine Mappe, zu welcher ausser ihm nur der Kaiser noch einen Schlüssel besitzt und .... warf die Originaldcpcschen in den Papicrkorb. Dieser wurde nach der Abreise des Kaisers hastig durchsiöbcrt; hier wurden sie gefunden und der Pcstcr Zeitung „Eguctertcs" zum Abdruck übergeben. Das Lesen war cinigermahen schwierig, da der Hosratli einige Worte, namentlich die Titulatur nicht dcchiffrirt hatte. Immerhin aber kam der Jnbalt zweier wichtiger Staatsdcpcschcn auf diesem bis jetzt noch nicht vom Glück betretenen Wege an die Oesiciitlichkcit. Der betreffende Hoirath wird eine Nase bekommen, länger als der längste ungarische Schnurrbarl. Es ist ja möglich, dast außer jenen beiden Telegrammen über Danzig noch andere wichtige Staatsdcpcschcn in den Papicrkorb wandcrten und an ganz verflixte Äldrcsscn ausgelicfcrt rcsp. verkauft wurden. Ucbrigcns ist durch diesen Skandal keineswegs der Ehiffrenschlüsscl der österreichischen Diplomatie verratben worden. Die Ehifsrcbüchcr, deren sich die Diplomaten bei dem Dcpeschiren ihrer Gcheimdcpeschen bedienen, sind aller Welt zugängig-, man kann sic in jeder Buchhandlung kaufe», das eigentliche Geheimnis) der Ehiffreschrist beruht tlicils aus der Paginirung der Seiten des Ehiffrcn-Lcxikons, thcils in einem fortwährenden Wechsel mit sogenannten tornalror, d. h. der aus je drei Buchstaben gebildeten Eombinationen. Da diese fortwäbr-'nd nach vorher getroffener Ilebereinkunst wechseln, so ist das Bekanntwerdcn dieses einen Schlüssels für die Zukunst völlig glcichgiltig. Wichtiger jedoch als diese Acußcrlichkciten, ist der Inhalt der beiden vcrrathencn Staatsdcpeschen. Zuin ersten Male crsäbrt das Publikum die Wahrheit über die Danzigcr Zusammenkunft. Irenen wir uns, daß dieser werthvolle Beitrag zu der Geschichte derselben so durchaus ehrenvoll für die deutsche Rcichspolitik nussiel! Die eine Depesche ist ein Telegramm des Zaren aus Petersburg an den Kaiser von Oesterreich für dessen Glückwunsch-Telegramm aus Anlaß dcS -arischen Namensfestcs. „Ich danke Dir dafür aufs Herzlichste. Ich war sehr glücklich, den Kaiser Wilhelm, den verehrten Jreimd, an den uns gemcin- schastliche Bande der innigsten Zmieiguug knüpfen, wicderzuschcn. — Alexander." Ungleich belehrender jedoch ist die Mitthcilung des österreichischen Botschafters in Petersburg, des Grasen Kolnokn, an den österr. Reichskanzler v. Hainncrlc in Wien darüber, was ihm der russische Minister v. Gicrs über das berichtet, was Letzterer mit dem Fürsten Bismarck in Danzig verhandelt hat. v. Gicrs ist von den in Danzig empfangenen Eindrücken sehr befriedigt; namentlich hat „die WciS- hcit und unerwartete Mäßigung der Sprache des Fürsten BiSmarck auf ilm und den Zaren einen guten Eindruck gemacht und darüber beruhigt, daß er nach keiner Richtung hin andere als friedliche Ab sichten verfolge." Es ist interessant, zu vernehmen, daß die Russen über die „unerwartete Mäßigung" Bismarcks in Danzig in Er staunen gcrathcn sind. Unwillkürlich fragt man: was haben denn die Russen in Danzig von BiSmarck zu hören erwartet oder — ge fürchtet? Waren die Beziehungen zwischen Rußland und Deutsch land so gespannt, daß die Russen Ursache hatten, durch Bismarcks „Mäßigung" überrascht zu sein? Offenbar ist etwas hinter den Koulissen vorgcgangcn, waS jetzt aber hinter uns liegt. Gleichviel, die Welt weiß jetzt, daß Deutschlands Politik einzig und nach allen Seiten hin der Erhaltung dcS Friedens dient. Diese Enthüllung auS dem Miskolczer Papicrkorbe ist hundertmal wcrtlwollcr als aste Redensarten von den „freundschaftlichen Beziehungen", die in jeder Thronrede so regelmäßig wicderkehrcn, wie die Flußnebel im Herbst. Europa ist der deutschen Reichspolitik zu aufrichtigem Danke ver pflichtet,sic braucht selbftJndiscretioncn nicht zu scheuen, sic l,atNicht!>zu verheimlichen, sondern steht nach allen Seiten hin glänzend und ehren voll da. Auch Das wird jeder Friedensfreund gern vernehmen, daß der Zar seine „konservative und friedfertige" Politik sich durch seinen UnterstaatSsekretär feierlich konslatircn läßt. Endlich verdient es An erkennung, ivic sich Bismarck bei der Besprechung von Maßregeln gegen die nihilistisch-sozialistischen Gefahren verhielt. Er empfahl bei der Anregung internationaler Maßregeln „große Vorsicht und Mäßigung." Alles in Allem ist der Depcschcnskandal mit dem Miskolczer Papicrkorb eines der erfreulichsten Ereignisse. Wenn die Verbesserung der Ackcrbaugcsctzc in Irland nicht die gehofften Früchte tragen sollte, so ist zunächst daran der Entschluß der irischen Landliga Schuld, die grüne Insel nicht zur Rübe kommen lassen zu mosten. Die Landliguisten haben dazu guten Grund. In demselben Augenblicke, da sie ablasscn würden, die Bevölkerung zu beunruhigen, hörten zugleich auch die Gcldzuschüffc der nach Amerika ausgcivandcrtcn Iren auf. Die Liga ginge damit ihrer Haupt- nahrnngSgnelle verlustig. Schon aus SclbstcrhalitungStricb muß daher Parncll und Konsorten unausgesetzt daS Feuer der Empörung schüren. Genau so flammt in Deutschland die sozialdemokratische Bewegung, trotz der Zerstörung ihrer äußeren Organisation, immer wieder auf, weil die Führer sofort ihre Einnahmequellen verstechen sehen würden, falls sic die Arbeiter nicht ununterbrochen ausstachclten. Die großen jüdischen Weltbanquiers, welche die sozialdemokratische Bewegung leiten, um auf diese Weise die Herrschaft im Staate zu erobern, sowie die englischen Großindustriellen, welche die deutsche In dustrie unausgesetzt beunruhigen, um sic zu zerrütten und unfähig zur Konkurrenz mit der englischen zu machen, stellen gewissen sozial demokratischen Führern die Geldmittel zuin Lebcndigarhaltcn dicscr Bcwegung zur Verfügung. Das Ministerium Gladstonc beobachtet daher auch gespannten AugcS di^Wcitcrentwickclung der Dinge in Irland. Aber auch die Verhältnisse in Schottland und England selbst bereiten ibm beträchtliche Sorgen. Zwei Parlamcntsjabre sind seit Gladstones Amtsantritt verstrichen, aber — außer für Irland — hat er keine der Reformen verwirklicht, die er versprach. Die Landwirtbc haben eine Reihe der schlechtesten Ernten; ihre Lage vor 2 Jahren war Übel genug, jetzt kommt sie ihnen unerträg lich vor. Die englischen und schottischen Pächter waren immer loual, die irischen größtenthcilS Empörer. lind der Lohn? Die Irländer bekommen Alles, die Engländer Nichts. Der englische Pächter betrachtet mit "Neid die Errungenschaften seiner irischen Bcrusügenossen und legt sich die Frage vor, ob er es nicht auch weiter brächte, wenn er seine Lomüität für einige Zeit in den Rauchsang hängic? Eine durch die Mißernten angcscucrtc Agrar bewegung ist in England in Fluß gekommen und sie wird der Regierung noch bittrere Stunden bereiten, als die irische. Wie bei der Lnndwirthschast haben sich auch beim Handel und der Industrie die Dinge verschlechtert. Der einseitige Freihandel ruinirt uns — diese Erkenntnis) dringt jetzt allmählig auch in den großen Schädel John Bulls. Tie schutzzöllcrischc Bewegung gewinnt täglich an Stärke. Daß Gladstonc nicht die „Ruhm- und Pulverpolitik" BeaconSfieldü fortsetzte, ist den Engländern ganz Recht, aber gar nicht nach ihrem Gcschmacke, wie würdelos er in Transvaal, in Afghanistan die Engagements seines Amtovorgängcrs löste. Die neuerliche Militärrevoltc in Egypten aber und die Einsetzung von Sbcriff-Pascha, eines entschiedenen FranzosenfrcundcS, als Minister präsident in Eairo, erscheint den Engländern als ein erster Versuch der Franzosen, England au. Egupten hinauszudrängcn. So ist eine Rückstauung der Hochflut!, der Begeisterung für Gladstonc, die sein Schiff bei den letzten Wahlen so hoch cmporlrug, überall er kennbar und die Bitte der Stndlgcmcindc Londons: Gladstonc möge einem Bildhauer sitze», damit seine Büste iin Pantheon AlbionS ausgestellt werde, dürste scharfem Widerspnich begegnen. «eurstkTelearamme ver..TrkSvnrrRaltir." vom LZ.Septb,. Berlin. Der englisch-französische Handelsvertrag ist aus 3 Monate verlängert worden. — Herr v. «chlözcr ist aus Varzin zurückgekebrt. — Ter Kaiser wird am 27. d. M zur Tlieilnnbme an der lmndertjäbrigcn Gedüchtnißfeier des Geburtstages weiland Königs Wilhelm I. von Würtembcrg in Stuttgart erwartet. Berlin. Die Berlin-Anhalter Bahn leimte in ihrer Gene ralversammlung säst rinstimmiii die Verstaatlichungs-Offerte ab. H a in bürg. Das Urtbcil im Prozeß Hamburger lautet bei Eduard Haarburgcr aus fünfjähriges Zuchthaus, fünfjährigen Ebrmrcchtüvcrlust und 4M Mark Geldstrafe, Max haarburgcr und Bertba Eoben sind kostenlos srcigesprochen. Berliner Börse. Heute herrschte rege Kauflust bei steigen den Eourscn. Geld ist zwar noch immer tbencr, aber cs herrscht nicht Geldmangel. Tic Liquidalion wird sich voraussichtlich glatt abwickeln. Von auswärts lagen durchaus feste Meldungen vor. Zum Schluß beförderte noch das Gerücht, daß die ungarische Kreditbank ihr Kapital erhöben werde, die Haussebewegung. Deutsche Bahnen waren fester, österreichische nur knapp behauptet. Dagegen Franzosen 618, 2'Lombarde» 270, 5 Mark bester. Banken stark bevorzugt. Kreditactien 62! -8, 8 Mark, Disconto 2, Deutsche Bank 1 Proc. hol,er. Dresdner Bank, alte, -ß- l-'/i», neue ^/k> Höher. Fonds still, knapp behauptet. Bergwerke vielfach besser und belebt. Industrien wenig verändert. Lokales «nv Sächsisches. — Dem Rittergutsbesitzer Freibcrrn von Könncritz auf Mulda,wurden die Insignien eines EbrcnrittcrS der Ballen Bran- dcnburLdcs Johanniter-Ordens verlief». —Der Polizei KommissariuS Wein and zu Köln erhielt daS Ritterkreuz 2. Klasse dcS Aal. Sächs. AlbrecktsordcnS. — Durch die Versehrte Manbach'sche Eisenbahn- Tarifpolitik war, wie schon einmal von unS erzählt, der ge lammte Transport von böhmischem Rohzucker, der zur Raffini- rung von Böhmen nach England geht und dann wieder nach Oesterreich zurückkehrt, von den Eisenbahnen ebenso gewaltsam als unnöthig wcggedrängt und aus den Wasserweg verwiesen worden. Darunter litten auch unsere sächsischen Staatsbäimen sebr crlieblich; die vielen Tausend Eentncr Zucker, die sic sonst in Bodcnbach übcr- »abmen, schwammen ganz ruhig bei ilmcn aus der Elbe bis Ham burg vorbei. Da nun auch d«c preußischen Staatsbaimen diesen AuSsall sebr empfindlich merkten, so bat sich Herr Planbach veran laßt gesellen, seine versclüte Tarifpolitik abzuändcrn und er sülirt vom 1. Lctober wieder die alten ermäßigten Frachtsätze von Böh men nach den Nordseehäscn ein. Ilm nicht seinen Rückzug gar zu dcmütliigend erscheinen zu lassen, hat er die verständigen alten Tarifsätze zunächst nur auf 1 Jahr bewilligt. — Unter den Kranke »Pflegerinnen zeichnen sich notorisch die grauen Schwestern durch vorzügliche Leistungen auS. Das ist das allgemeine Urtbeil jowobi von Acrzten, die sie Jahre lang in Spitälern und in Privatbüm'ern beobachteten, als von den Patienten selbst und ilircn Angekörigcn. In Dresden sind bekanntlich graue Schwestern, der Gcnossenschclst der „Elisabeth" zu Neiße ongebörig. seit !865 tliätig. Eie erwarben sich einen solchen Wirkungskreis, daß daS von ikncn auf der Flemmingstraße bewohnte Haus nicht mehr genügenden Raum bietet. Vielmehr wird jetzt aus der Kauffcrstraßc, in Verbindung mit dem Versammlungsbauie des katholischen GesellcnvercincS, em eigenes Heim für die grauen Schwestern auigesührt, das auch die Möglichkeit gewähren soll, einzelnen Kranken und Hilfebedürftigen in besonderen Räumen den Segen ihrer Barmherzigkeit zu gewähren. Den grauen Schwestern ist obrigkeitlich gestattet worden, zur Beschaffung weiterer Geldmittel eine HauskoUektc vorzuncbmen. Gewiß finden dicic ausgezeichneten Krankenpflegerinnen dabei offene Tbürcn und Beutel, denn sic verdienen cs. Daß jenes Heim der grauen Schwestern ans dcr Käuffcrsiraße den ersten Ansatz zu einem Nonnenkloster biete, wie man manchmal besorgt, glauben wir keineswegs. Tenn einstimmig gebt das ehrenvolle Ul-tlieil über sic dahin, daß sic sich am Krankenbette lediglich ihrem schwierigen Berufe widmen, niemals nach der Confcssion des von ihnen Behandelten fragen und sich absolut von jeder Prosclntcmnacherei srcibalten. Auch Protestanten werden daher gewiß die barmherzigen grauen Schwestern gern mit Geldbeiträgen unterstützen. — Geschickter kann man cs nicht anscmgcn, den Sozialdemokra ten in einem Wahlkreise zum Siege zu verhelfen, als es die N a - tionalliberalen in Frcibcrg gctban. Man schreibt uns ans der alten, durch und durch gutiächsischen und conservativcn Bergstadt: Nachdem nun schon fast ein Jahr unser liberaler Frci- bergcr Anzeiger in gemäßigtem Sinne geschrieben und für den Zu sammenschluß aller wabrliast siaatserbalkenden Elemente gesprochen, sodaß man schon glauben konnte, die Vernunft babe über das Partci- treiben gesiegt, da tritt der liberale Wahlvercin mit einem Vorträge des bekannten Freibandelöapostels Nickcrt aus Danzig hervor. Was geschieht? In der Debatte ergreift der jüdische Sozialdemo krat Max Kavier, den Frcibcrg bislier schon als seinen Reichstags kandidaten zu besitzen die unverdiente El,re genießt, das Wort. Was ihnen nicht möglich gewesen wäre, wenn die Sonaldemokraten für sich eine Versammlung veranstaltet hätten, dazu bat ihnen der Unverstand und der Leichtsinn unseres „Anzeigers" und der starr köpfigen Liberalen verhelfen: in einer offenen Volksversammlung durfte ein Sozialdemokrat sein Parteiprogramm entwickeln und die Persammlung endigte mit HvchS ans die Sozialdemokratie! Nun reiben sich unsere Liberalen verdutzt die Augen — s 0 hatten sic cs nickt gemeint. Diese Parteihcrrschast der Liberalen ist in Freibcrg allen Patrioten ein Gräuel. Ter Sozialdemokrat war schlau genug, sich maßvoll zu äußer». Es ist dringend notbwendig, daß sich alle Ordnungspancien über einen cbrcnwertben Kandidaten einigen, der kein Anhänger der Goldwährung, ein entschiedener Gegner des Ta- baksnionopols, ein gemäßigter Lclmtzzöllncr und ein Förderer von Maßregeln ist, das Wohl der arbeitenden Klanen energisch zu för dern. Dann wird unser Wahlkreis den Sozialdemokraten gewiß entrissen! Mit einem Freihändler, Machcstcrmann und Goldonkcl aber bereiten unsere Liberalen mir das Bett snr cinen Sozialdemokraten. — Sonntag findet seiten der amerikanisch e n Kirchen- gemeinde liier, in dem schwarzausgeschlagcncn Börseinaale ein Traucrg 0 ttcsdicnst zu Einen des ermordeten Präsidenten der Union statt. Ten musitaiiichcn Tbeii dieser Trancrieier wird Frau Marcella Sembrich und der Ebor der Gemeinde verschönen. Die junge Sängerin, die bekanntlich später nach Amerika zu geben beabsichtigt, soll aus eigenem Gefühl ihre Tbeilnabme sofort zur Verfügung gestellt haben. Alle hiesigen Amerikaner sowohl des Consulatcs lind der Kirche ivie die Privgtpcrsonen dürsten dem Traucraktc beiwohnen. — Tic schwere N 0 tI, der Zeit tritt leider noch immer recht stark in dem Umstande zu Tage^ daß sich um die geringsten der ansgebotenen Stellungen ganze Lchaaren Stcllungsnchender be werben/ von denen viele ein» bessere Tage gcscbcn haben. So meldete sich z. B. in der vorigen Woche bei einem GeschäftSmanne, der eine» jungen Man» für die Nachmittagsstunden zu leichter Bü- reauarbeit einstcllen wollte, also zu einer Stelle, wo vielleicht nur lü—20 Mk. monatlich zu verdienen waren, eine solche Menge von Leuten aller Berussklassen, daß der Inserent fast die Kosten seines Inserats auS dem Papier der cingcgangciicn Schreiben decken könnte, wenn nicht die Diskretion eine Vernichtung dieses Papiers erforderte. Welche Fülle von Notl, und Eiend ein lolches Konvolut von Zu schriften verbirgt und verrät!,, davon bat nur der einen Begriff, der einen Einblick m solche Schreibe» lbun kann. — Das „Leipz. Tagebi." schreibt: „Wober kommt cs denn, daß so viele Schüler gezwungen sind, Nacbbilse st » n d e n zu nehmen? Einzig und allein weil sie faul und unansmerksam sind? Gewiß nicht! Wer je eine höhere Schule besucht hat, wird wissen, daß es an mancher Anstalt einige Lehrer giebt, die n»S verschiedenen Gründen ihren Pflichten nicht allenthalben in gebührender Weise Nachkommen. Bei diesen Herren verlieren nalnrlich die Schüler die Lust zum Lerne», eine Anzahl Vieren oder Funsen sind zr, Michaelis und -.steril das Resultat und dieNnchlnl'estnnden sind nun ausge machte Sacke. Da mm aber viele Lehrer grundiätzlich keinen Nachhilfeunterricht crtbeilen, so sind die Eltern gezwungen, ihren Sohn, der vielleicht zu Michaelis ciiie Füns im--aleiniscben erbalten bat, einen Studenten oder Schüler (sagen wir Primaner) anzuver- traucn. Bei dieser Wahl nun ist es Sache der Eltern, sich norzu- schen, daß iln^ Soli» nicht in die Hände eines gewissenlosen Schülers oder Studenten fällt, der einfach die für die Schule ani- gegcbcnen Arbeiten entweder selbst liefert oder sie dock' dem Zögling olmc Weiteres fehlerfrei corrigirt. Für derartige Gewissenlosig keiten darf man aber die Gcsammtlieit der Nachhilfestunden crtbei- lcndc» Studenten und Schüler ebensowenig verantmortlich mackien wollen, als man z. B. daS Lehrereollegiilm einer höheren Schule für schwächere oder indifferente Mitglieder verantwortlich Knackst. DeSlialb sollen sich eben die Eltern von dem Direktor der Schule, die ihr Solm besucht, einen Studenten oder Schüler empseblen lassen, der wirklich gewissenhaft ist, wenn der Fachlehrer die Nach hilfestunden abgclchnt hat."