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Dresdner Nachrichten : 24.06.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192806244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19280624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19280624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-06
- Tag 1928-06-24
-
Monat
1928-06
-
Jahr
1928
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.06.1928
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zur Besetzung mit Vertretern der Mitte oder der Rechten zur Verfügung gestellt. Es scheint sich also hier wieder rin. mal die Regel zu bestätigen, daß nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht ist. Pvinears. der kluge Taktiker, weiß da selbst am besten, und er wird sich daher hüten, nach recht- hin noch Oel ins heiler zu gieße», weil dann die Guppe doch allzu heiß werden und überlaufen könnte. Deine Finanz- reüe war denn auch taktisch sehr geschickt daraus angelegt, den Llrisengernchten allen Boden zu entziehen. Er tat die An. griffe auf seine Person mit einigen humorvollen Vemerkun. ge» ab und richtete im übrigen di« Pfeile seiner Kritik aus. schließlich gegen die Sozialisten. Dadurch erzielte er auf der Rechten eine erhebliche Verbesserung der Stimmung, ohne die Radikalen irgendwie zu verletzen. Die Rede machte, den Pariser Berichten zufolge, auf die Kammer einen so günstigen Eindruck, daß Poincarü für seine Vorlage über die Franken» stabilisier»»,« einer breiten bürgerlichen Mehrheit sicher sein darf. Der Ministerpräsident ist kein ausgesprochener Partei- mann. Lein Grnndcharakter kann wohl als konservativ be zeichnet werde», aber er hat als praktischer Ltaatömann auch der sinken erhebliche Zugeständnisse gemacht, vor allem durch die Wieöereiiisührung der Einzelwahl mit Stichwahl an Stelle des Listeninsteins, sowie durch die Verwirklichung einer um fassenden Sozialversicherung nach dentschen, Muster, um die sich srühere Regierungen ein Jahrzehnt hindurch vergeblich abgemüht hatten. Poinearö weiß aber auch den staatS- Uerlin, -'8. Juni. Nachdem die Verhandlungen über die Große Koalition gescheitert sind nud die Führer des Zen trums und der Bayrischen Bolkspartei erklärt haben, sie mutzten zunächst eine Entscheidung ihrer Fraktionen darüber herüeiführen. ob sie sich auf Verhandlungen über eine kleinere Rcgierungskvalition im Reiche einlassen dürften, hat Abg. Müller-Franken notgedrungen eine mehrtägige Pause in seinen Bemühungen um Bildung eine- Reichskabinetts etntreten lauen. Die entscheidende FraktionSsihnng des Zentrums findet erst am Montagabend statt. Vorher tritt auch noch der Reichs parteivorstand des Zentrums gemeinsam mit Vertretern der Reichtags- und Landtagsfraktion zusammen. Auch die Bayrische Volkspartei wird sich erst über Sonntag in einer in München stattfindenden Parteivorstandssitzung über ihre Haltung schlüssig werden. Die dritte in Betracht kommende Partei, die demokratische, hat sich bereits am Freitag grundsätzlich zu den von dem Abg. Müller- Franken angeregten Verhandlungen bereitcrklärt. Bei dieser Lage der Dinge hatten es fast alle Reichstagsabgevrd,eten vorgezogen, an, Sonnabend dem Parlament fernzitbleiben, so datz das Haus im Gegensatz zu den letzten Tagen einen verödeten Eindruck macht. Die Entscheidung liegt jetzt beim Zentrum und bei der Bayrischen Volkspartei, von denen eS abhängen wird, ob die neue Regierung eine ausreichende Mehrheit im Reichstage bekommt. Sollte die Bayrische Bolkspartei absagen, was allgemein erwartet wird, so dürste Hermann Müller-Franken den Versuch machen, die Wirischaftspartei und die Dentsche Bauernpartei zur Regierungsbildung heranzuziehen. Die Erklärung des „Vorwärts", daß die Sozialdemokratie bereit sein würde, auch eine rein sozialistische Negierung mit einigen Aachmiaistern zu bilden, wird allgemein dahin gebeutet, datz man keine große Hoffnung aus die Verhandlungen mit der Wirtschaftspartei setzt, sondern schon jetzt darauf gefaßt ist. daß man eine Mindcrhcitsregierung mit Duldung durch die Dentsche BolkSpartei bzw. Bayrische Volkspartei bilden wird. In den Kreisen der Linken macht man sich nach wie vor starke Hoffnungen, das, es gelingen wird. Dr. Stresemann als F a ch m i n i st e r auch für ein der artiges Kabinett zu erhalten und dafür die Zustimmung der Deutschen Volkspartei zu bekommen. Daß die Deutsche Bolkspartei mit einer derartigen Kompromißlösung nicht ein verstanden sein würde, darf man aber mit Sicherheit vor aussetzen. Es ist somit auch durchaus möglich, daß der Ber. such zur Bildung einer Weimarer Koalition unter Duldung der Dentschen Volkspartei bzw. unter Hinzunahme einiger kleinerer Parteien des Reichstages scheitern wird und daß dann eine andere Partei mit der Neubildung der Regierung beauftragt werden wird. Die Entscheidung fällt in München. erhaltenden und AnatSausdaueuden Einfluß der Rechten viel zu sehr zu schätzen, «ls daß ,r die Varautuwrtung für einen völligen Bruch mit tßr auf sich nehmen möchte. Die größte Wahrscheinlichkeit spricht daher dafür, »aß Potncars ver- suchen wir», »ie republikanische Konzentraltvn »er Mitte »war nach liuk» zu de« Radikalen hin etiva» zu erweitern, jedoch nicht lller et» solche- Matz hinaus, »aß dadurch der «echten die Beteilig»«« an »er Regierung „nwögltch gemacht würde. Deutschlaub bßrfte daher wohl mit dem Perdleiben de- Lothringer» a« »er Spitz« der Geschäfte der dritten Republik »och weiter »u rechnen haben. Doch selbst da»«, wenn Potncar- ganz vo» der politischen vildsläch« »er. schwände, vltebe dt« Behauptung deis dentsche« Linken, daß dadurch der Weg z» einer völligen dentsch-französischen AuS- söhnnng frei würde, nichts als ein« falsche Vorspiegelung: denn darin hat her Lothringer, recht, daß seine Methode so- wohl in der Finanzpolitik wie tu der Außenpolitik Frank reichs einen gewlsscn Dauerwert beanspruchen darf. Die deutsche Linke mit ihrem pazifistischen Optimismus und ihrer geflissentlichen Schönfärberei verdreht die Tatsachen, wenn sie dem deutschen Volke weiß zu mache» sucht, daß die Briaubschen VerständigungSgrundsätze gesiegt hätte». Um- gekehrt bat sich Briand den imperialistischen Anschauungen Poincarö« angepaßt, und an diesem Stande drrDtnge wird auch eine Pariser LtnkSregierung ans absehbare Zeit nicht- änderm Das ist die nüchterne Wahrheit. verstehen konnte, werde jeder verständlich finden. Abschließend stellt das Blatt fest, daß die sozialdemokratische Taktik be sonders in der preußischen Frage hervorgetreten sei. Man begegnete der sachlich berechtigten Forderung der Dentschen Bolkspartei «it allerlei Emwäude» u«d Vorwänden, und wenn in erster Liute an dieser Frage die Berbeudluugen scheiterte», s, trügen diejenige« die Schuld, die dad Partei, Interesse gegc» eiue D taat»»o t wendigk«tt « n s s p i c l t e n. Dafür, daß inan der Deutschen Volkspartei die Schuld am Scheitern der Verhandlungen Müüer-Fraukens auibürdcn will, bietet daS Organ deS Zentrums, die „Germania*, ein Beispiel. Sie erklärt, daß „die starre Haltung der Deut schen Bolkspartei schließlich znni Zusammenbruch der er strebenswerten Regicrungskombination geführt" habe. Dabei muß aber die „Germania" selbst zugeben, daß es eine große Frage ket, ob man gezwungen werden könnte, die Staat». Notwendigkeiten in Preußen so zu sehen, wie sie Herr Braun sieht. Weiter muß sie auch feslstelle», daß die Führung der Verhandlungen durch Herrn Müller-Franken zmn mindesten reichlich ungeschickt war. Daß der „Vorwärts" rnndweg die Sozialdemokratie von aller Schuld sreiwäscht und dasür die ganze Schuld aus die Bolkspartei schiebt, ist weiter nicht verwunderlich. Reckt inter essant ist, was das Blatt über die Auswege «us der gegenwärtigen verfahrene« Lage sagt: Die Sozialdemokratie sei in der Lage, jeden Platz im Kabinett mit einer geeigneten Persönlichkeit ans den eigenen Reihen zu besetzen. Daß die sozialdemokratischen Machthaber, was ja schon das Verlnilten des preußischen Ministerpräsi denten zeigte, große Machtgelüste hegen, kann auch dadurch nicht abgeschwächt werden, daß der „Vorwärts" erklärt, die Sozialdemokratische Partei bliebe bereit, geeignete Persönlich keiten aus anderen Lagern zur gemeinsgme» Arbeit heran- zu.zteben. Zum Schluß aber meint d>>r „Vorwärts" bereits Ivieder, daß die Sozialdemokratie die Verantwortung, die ihr durch den Wahlsieg anserlegt sei. „bis zum letzten ausschüpscn" »volle. Was wohl auf deutsch so viel beißt, daß sie gewillt ist, alle die agitatorischen Forderungen, mit denen sie im jüngsten Wahlkamps die Massen ans ihre Seite zog, soweit als möglich durchzusetzen. Im übrigen ergibt sich an- den Betrachtungen der Ber liner Blätter, daß man tatsächlich nicht recht weiß, welcher Aus- weg beschrttten werden soll. Interessant ist, daß die „Ger mania" in dieser Hinsicht erklärt, daß sich jeder A u S w c g immer nur als die Vorstufe oder ein Uebergang zu der in diesem Reichstag einzig stabilen RegiernngSform, zur Großen Koalition, darstelle. Daraus dars man wohl schließe»», daß das Zentrum durchaus geneigt ist, wenn eines seiner Mitglieder mit der Kabinettsbildung beauftragt werden sollte, nachmals die Möglichkeit einer Großen Koalition auS- zuprobiere». Sur Kotwende des deutsche« Bauerntums hat «tue «eih« »an Iugendführern (darunter Fr. Tbert (Hellerau). Dr. Han» Günther. Fritz H. Hossmann. A. Georg Leustler. Geh. Rat H. Konopackt-Sonopath. Graf «ordern, «osterddors. Edtth Gräft» Galburg. Ulrich Prinz v. Schön. dueg-Valdenburg. Dr. DH. Gchesser, Lhra Gchwencke geb. Freii« v. Lendern. Karl v. Unruh. Gras Wrangel (Wien). Walter Zickler. Hellinnth v. Müller-Berneck) eine Lund, gebung veröffentlicht, die in folgenden Forderungen gipfelt: Um das deutsch« Bauerntum als den eivtgen Jung- brunnen unseres Volkes, als den wahrhaft sicheren Träger gesunder Entwicklung zu erhalten, müssen wir AehnlicheS tun, was heute Holland tut, indem cs die ganze Kraft seines Landes in ein zivanzigjähriges Aiifbauprvgramm stellt, welches der Industrie wie auch der Landwirtschaft dient, ohne aus den Auslandsmarkt zu spekulieren, indem es den Znider- see, ein Gebiet halb so groß wie der Freistaat Sachsen, den» Meere entreißt und trocken legt. Das ist höchste Volks wirtschaft für Gegenwart und auf weite Gicht. Deshalb ist für Deutschland die einzige richtige Antivvrt auf die große Frage: Dir innere Kolonisation. die Watte«-, OedlandS- und OPslebluug im graße»! Dadurch wird die deutsche Industrie auf den Binnenmarkt eingestellt, bekommen die Arbeitslosen Arbeit — jetzt, wo die Schwarzseher unter den Industriellen sich immer mehren — und brauchen nicht mehr vom Staate unterhalten zu werden lunproduktive Kosten von einer halben Milliarde jährlich!), werden dein städtischen Bürgertum und Arbeiternachwuchs neue gesunde Entwicklungsmöglichkeiten geboten. Das Bauerntum bekoinmt dadurch neue Bundesgenossen. Das ganze Volk erhält dadurch eine Umstellung dem Lande zu. Stadtflucht an Stelle von Landflucht, und wir brauchen nicht mehr 120 000 polnische Landarbeiter jährlich mit burchzufüttern neben dem Heer der Arbeitslosen. Das ist da- Grüne Manifest und der Feldzug der Arbeit! Unter diesem Schlachtruf müssen »vir alle ersten und letzten Aufgebote geistiger und wirtschaftlicher Mobilmachung in Deutschland sammeln, muß die Notwcnde sofort herbeigesührt »verden. Wichtigste Ausgaben deshalb Im besonderen: 1. Eindringlichste Aufklärung des deutschen Volkes über den einzigen Weg zur Notwende: Bauernsiedluna im ganz großen! Alle Mittel, wie Presse, Theater, Kino, Rundfunk, Lichtreklame, Schule und Kirche sind In den Dienst dieses Gedankens zu stellen: 2. danach genaue Feststellung der zur Banernsteblung willigen und geeigneten Dentschen und deS dazu bereit- zustellenden Landes: S Bewilligung von jährlich einer halbe« Milliarde Reichs mark durch den Reichstag bis auf »veiteres zum Zwecke der Bauernsiedlung (bisher nur SO Millionen auf fünf Jahre!): <. Aufstellung eines 20jährigen Banernsiedlung«. und-aus- btldungSplanS durch den Reichsernährungsminister unter Heranziehung der Berufenen aus Landwirtschaft, Industrie, Verkehr, Handwerk und Arbeiterschaft. Dieser Nvtivendruf geht in alle deutschen Gaue hinaus und ruft zum Sammeln. Es geht nicht um Parteien oder Stände, es geht um die Lebensfrage des deutschen Bolkes. Aeparaklonsschieber-Prozeh in Paris. Paris, 38. Juni. Vor der ll. Pariser Strafkammer komint Sonnabcndnachmtttag der erste der sogenannten Rcparatioiiöschieberprozesse zur Verhandlung. Zu verant worte» haben sich der Straßburger Hvpscnhändler Paul Netter, der Schlettstädter Bankier Raphael Wolfs und der Händler MoseS Da ul. Der vierte Angeklagte. Heinrich Werthetmer aus Baden-Baden hat den bis- herigcn Vorladungen keine Folge geleistet. Den Angeklagten »vtrd zur Last gelegt, den Dawes-Plan in unerlaubter Weise zu ihrem Nutzen verwendct zu haben und zwar auf Grund des Systems der Natiiralletstiingövcrträgc. Gegen Ende 1027 glaubte die französsschc Negierung Anlaß zum Etn- schretten zu haben, nachdem etum zwanzig Verträge über 8 075 000 Mark getätigt waren. Das französische Finanz ministerium ist in dem Prozeß als Zivilpartei vertreten. Deulfchlanüs Recht aus Kolonien. Verkündung eines Allgemeinen Deutschen Kolonialprogramms. Minderheikskabineü -er Linken? Als letzter Ausweg, wenn auch die Weimarer Koalition scheitert. Pause in den Regierungsoerhandlungen München, 23. Juni. Zum Scheitern der Großen Koa lition schreiben die „Münchner Neuesten Nachrichten": Die Bayrische Volkspartei ist damit zum Angelpunkt der Entscheidung über die Mission Hermann Müllers ge worden. Ob nach der Zwischenpause der Vorhang sich über dem ersten Akt der Regierungsbildung rasch und endgültig senken wird oder ob er sich zum Spiel einer neuen Negierung hebt, diese Entscheidung »vird heute in München falle». Berliner Presseecho. (Drahtmeldung unsrer Berliner Schristleitung.) Berlin. 23. Juni. Tie Presse nimmt sehr ausführlich Stellung zu dem Scheitern der Großen Koalition. Äon be sonderem Interesse sind dabei naturgemäß die Darlegungen der volksparteilichen Blätter, die ihre Partei gegen den Vorwurf verteidigen, sie hätte die Schuld an dem Mißlingen der Verhandlungen. Die „Tägliche Rundschau" stellt zunächst fest, daß die DVP. es an dem ernsten Willen zu einer Verständigung nicht habe fehlen lassen. Eine Fest stellung, der jeder, der den Gang der Verhandlungen beob achten konnte, nur zustimmcn kann. Sie erklärt dann weiter: „Der Ausgleich der Meinungsverschiedenheiten wurde aber nicht in einem gegenseitigen Nachgeben gesucht, sondern ledig- lich darin, daß man von der Deirtschen Volkspartei Zu geständnisse verlangte. Es ist bezeichnend, daß die Sozial- demvkratie die Annahme ihrer Steuersorderungen. so nament- lich die Erhöhung deS steuerireien Eristenzminimums als eine Selbstverständlichkeit betrachtete, die von der DVP. vor. getragenen Wünsche aber glatt und ohne Diskussion zurück wies. Es stand osscnbar von vornherein fest und wurde wohl auch zugegeben, daß man an den eigenen Forderangen fest» hielt, dagegen von der Deutschen Nolkspartei elu Rachgeben ans der ganzen Linie erwartete und nur unter dieser Voraus- setzung zur Fortführung der Verhandlungen bereit war. Daß auf diese Weise mit Koalitionsverhandlungen nichts zu er reichen war. liegt aiif der Hand." Die „Tägliche Nnndschan" schreibt dann weiter, baß es in der Frage des Nationalfeiertages am 11. August der Sozialdemokratie offenbar darauf ankam, der neuen Koalition gewisser maßen den Stempel ihres Wahlsieges auf» »»drücken. Daß die D. Bv- sich hier nicht zum Nachgeben Köln. 23. Juni. Die Koloniale NeichSarbeitsgemeinschaft veranstaltete im Kongreßsaal der Pressa unter Teilnahme von Vertretern der städtischen und Regierungsbehörden, der Kölner Universität sowie der rheinischen Industrie, des Handels und der Presse eine koloniale Kundgebung. Nach einer Begrüßungsansprache -cs Vorsitzenden, Gouverneur a. D. Dr. Seitz, hielt NcgierungSrat Zache (Weltivirtschafts- archiv, Hamburg) ein Referat über „Wesen und Ziele der deutschen kolonialen Bewegung". Im Anschluß hieran wurde ein „Allgemeines Deutsches Kolonialprogramm" verkündet, das von dem Boden der gegenwärtigen politischen und wtrt. schaftlichen Tatsachen aus die deutschen kolonialen Rechts- ansprüche und die deutschen kolonialen Notwendigkeiten ent- wickelt. ES besagt unter anderem: „Die gegen die frühere deutsche Kolonialpolitik erhobenen Beschul- digungen von Deutschlands Unfähigkeit zu kolonialer Be tätigung dienten lediglich dazu, die Deutschland aufgezwungene Verzichtlristung auf seine Kolonien rechtlich und moralisch zu begründen. Nachdem die völlige Haltlosigkeit dieser Beschuldigungen einwandsrei erwiesen, sind die Voraussetzungen für diese Verzichtleistung hinfällig geworden. Abgesehen von dieser ver änderten Rechtslage ersteht Deutschland allein schau «us der Mitgliedschait im Völkerbünde zum mindesten ein Rechts anspruch auf Uebertragung der mandatarischen Verwaltung seiner Kalonien. Diese aus den gegenwärtig rechtskräftigen Verträgen sich ergebenden deutschcn Rechtsansprüchen zur An erkennung und praktischen Geltung z« bringen, ist ein un umgängliches Erfordernis zur Erhaltung der nationalen Wirtschaft, der Erfüllung der internationalen Verträge und Wahrung des Weltfrieden-, sowie der Verwirklichung einer wahrhaften Zusammenarbeit der Völker an den gemeinsamen Ausgaben der Weltwirtschaft und Weltknltur. Deutschland kann nicht in alle Zukunft darauf verzichten, den aus der Heimat stetig abströmenden Bevölke- rungSüberschuß der eigenen WtrtschaftS- und Kultur- gemeinschaft zu erhalten. Daher ist die rechtzeitige Schaf, jung eigener großer Siedlungsgebiete in noch freien Erdräumen eine Pflicht der nationalen 2 e l b st e r h a l t u n g. Auch die unentbchrllche Versorgung der heimlichen Wirtschaft mit kolonialen Rohstoffen und der hinreichende Absatz deutscher Industrieprobukte können nur durch möglichste Unabhängigkeit Deutschlands non auS. ländischen Produktion»- und Absätzstätten gesichert werden. Der wirtschaftliche und politische Friede unter den Völker» bleibt so lange gcsährdct, als Deutschland nicht wie jede andere Wirtschastsgrvßmacht der Erde über hinreichenden Ent- saltuiigöraum verfügt. Die planmäßige Erschließung aller Wirtschaftskräfte der Erde seht voraus, daß die kolonial, wirtschastlichen Fähigkeiten der Deutschen nicht von dieser Gemeinschaftsaufgabe der Völker ausgeschlossen werden. AuS allen diesen Gründen erheben wir, unter Aufrechtcrhaltung aller unserer kolonialen Rechtsansprüche, die Forderung auf sofortigen Wiedereintritt Deutschlands in eine aktive Kolonial arbeit in eigenen Kolvntalgebieten." An da- deutsche Volk richte« wir die Mahnung, die wabre Ursache der wirtschastlichen und sozialen Nöte «nd der politischen Ohnmacht in der räumlichen Zerrissenheit Dentsch- lands und seiner Ausschließung von den großen Lebens- und Wirtschastsränmen der Erde endlich ln vollem Umfange z« er kennen «nb tatkräftig an der Erfüllung der koloniale« Not wendigkeit mitznwirken. Die dentschen Parteien al» die Führer nnd Sprecher des deutschcn Bolkes fordern wir ans. die dentsche Kolonialbewegnng z« ihrer eigenen Sache zu machen, die deutschen kolonialen Forderungen in ihr Partei, Programm aufzunehmen nnd im Sinne dieses Programms in den Volksvertretungen tätig z» sein. Bon der bc«t- schen Reichsregierung aber erwarten wir. daß sie die koloniale Frage als eine Lebensfrage des dentsche« BolkeS er kennt nnd darum auch von ihr ans die Lösung der nationale» und internationalen Schwierigkeiten versucht." üa» aI1kvnomml«r1« ?dotod»n» üor Asurtaüt »«IllLGGIk Ltrsk« IG nsdon Kaks», ?ar»iial ,
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