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»MW>D^W^DWWWWRWWRWWW^WWMMWWWWWWWW>W «rreuxt rvto^es, jutrencstrisciies A>»»»«t«»»», »erb« »»mmetveicke und dlenöenö »ciiönen k Stück KO ?i. über«» ru Koben. z SSchfischer «emeindetag i« Annaberg. Die Beratungen nahmen gestern vormittag ihren Ansang. Der Vorsitzende. Oberbürgermeister Dr. Schmid- Plaue», erüssnete bie erste Sitzung mit be grüßenden Worten, betonte, bah die Tagung ebenso stark wie frühere Gemeindetage besucht ist, und stellte fest, dab der Einfluß dieser Veranstaltungen aus das Land sich günstig bemerkbar macht. Bei aller Beweguugssreiheit, die sich der Gemeindetag inbezug aus seine Beurteilung von Regftrungsmabnahmen wahre, treue er sich doch, das» der Gemeindetag bisher mit ber Regierung zum Wvhle des Landes Hand in Hand gehen konnte. Weiler dankte der Redner der Stadt Annaberg für die gastliche Ansnahme. Geh. Rat D r. Lossow vom Ministerium des Innern begrüßte die Bersammlung namens der Staatsregirrung. Die Regierung nehme, namentlich soweit die Beratungen dahingehen, die Ortschaften durch rationelle Entwässerung zu sanieren und die Interessen der Gemeinden durch Stellungnahme zur Krage der Zweckvcrbünde zu wahre», regstes Interesse. Der Herr «taatsminister Gras Bitz thum v. Eckstädt habe sich eine Begrüßung des Gemeinde tages alb sein erstes bssentliches Auftreten in seinem neuen Amte Vorbehalte». — Als Vertreter der Stadl Annaberg rief Bürgermeister Wilisch dem Gemeindetagc ein herz liches Glückauf zu. In die Tagesordnung eintretend, gab Oberbürgermeister Dr. Lchmid zunächst geschäftliche Mit teilungen, de»r» folgendes zu entnehme» ist: AnS dem B o r st a n d d e S G e m c i n d e t a g e s schieden in den letzten zwei Jahren auS: Le. Exzellenz Staatsminister Dr. Beck durch Berufung in die LtaatSregierung, Oberbürgermeister Dr. Blühcr-Kreiberg durch seinen Eintritt i» den Dienst des Oberverwaltnngsgerichis, Bürgermeister Dehne-Riesa durch seine Wahl zum Stadtrat in Dresden und Oberbür germeister Dr. Tründlin-Leipzig durch den Tod. Reu wur den in den Borstand gewählt: Oberbürgermeister Dr. Diti- rich-Leipzig, Oberbürgermeister Dr. Stnrni-Ehrinnitz und Bürgermeister Kreier Mittweida. Dem scheidende» Staats minister Dr. Grasen von Hohenthal und Berge» hat der Gemeindetag beim Abschied einen Dankesgrnst gesandt. In Sachen der unverhältnismästig hohen Belastung der OrlSarmenverbändc hat der Gemeindctag teilweise Erfolge erzielt. Die Petitionen gegen das sächsische Wassergesetz und zu dem Gesetz zur Abänderung des Einkommensteuer gesetzes hatten nur minimalen bezw. leinen Erfolg. Der Wunsch des Gemeinüetages. das neue Kirchen- und Scbnl- steuergeietz siir das Königreich Sachsen mit der Gemeinde steuerreform zu verschmelzen, hatte sich vorläufig durch Zurückziehung der Gesetzeövvrlage erledigt. An de» Reichstag hat der Gemeiudetag in Sachen der Reichs- sinanzresorm eine Petition gesandt, welche entschieden für die Ablehnung der ja erledigten GaS- und Elektrizi- tätssteuer, der sogenannten Wertzuwachsstcuer und der Besitzwechsclabgabenstener siir das Reich eintrat. Es sei geradezu bedauerlich, das, das Reich eingreisen will in ^stenergebietc, welche de» Gemeinden zu verbleibe» haben. Oberbürgermeister Dr. Dilirich - Leipzig bemerkte, daß dem Reiche sicherlich finanziell gehvlse» werden müsse. DaS habe man gerade in Sachsen anerlannt, indem man allge mein siir die geplante Rcichserbausallsteuer eintrat. tBeisall.l Eine Reichswertznwachsstener und eine Besitz- Nmsatzsieuer für das Reich bringe eine derartige große Verwirrung in die Stenerverhältnissc, daß man dagegen entschiede» Krönt machen müsse. Unser Kiiiaiizminister Dr. v. Rüger sei der gleichen Meinung und habe sic stetS entschieden vertreten. Die Gemeindehänpter müßten in dieser Hinsicht fortgesetzt anskiarciid wirken und sie »ach oben hin zum Ausdruck bringen. iBcisall.f Bon allen diesen Mitteilungen »ahm der Gemeindetag zustimmend Kenntnis. Sodann wurde in die Beratung des Themas dicEnt wässerung der Ge in eindebe z irkc, in s b e s o n - derc die K l ä r u n g und R cini g u n g d e r ?l b - Wässer, eingctretcn. Der erste Referent hierzu war Geh. Medizinalrat Professor D r. R e n l - Dresden. Er wies einleitend darauf hin, daß die Abwässersragc nicht nur den Gemeindeverwaltungen, sondern auch den Sachverständigen sehr große Schwierigkeiten bereitet. Vom Standpunkte des Hygienikers tonne nur verlangt werden, daß die Ableitung der Abwässer so erfolgt, daß gesundheitliche Störungen den untenliegenden Gemeindcu an dein Flusse erspart bleiben. In erster Linie handelt es sich hierbei um Geruchsbeläiti- gungcn, die ans fäulniserregeiiden Lchlauimablageruuge» resultieren. Die Erreger von Krankheiten gehen, abg:- >ehen von Ehvlera, Typhus und Ruhr, im Waller zugrunde. Tie Vernichtung dieser .Krankheitskeime liegt aber nicht aus dem Gebiete der Abiväiicrreinignug, soudern ist eine andere Ausgabe. Auch der Arzt wird zu weitgehende .For derungen an die Abwällcrreinigung nur selten stellen, da schon oft die obwaltenden Verhältnisse und Rücksichten ans gewisse andere hygienische Vorteile dazu zwingen, die Wünsche bezüglich der Abivässerreiiiiguna aus das beichei denste Maß zurückzuschrauben. Eine völlige Reinhaltung der Klutzläuse von Abwässern ist unmöglich. Eine Des- inscktiv» der Abwässer sei dauernd viel zu teuer: bei Epi demie» aber anzuwenden. Aus technischem Wege können die Flüsse nicht völlig von Abwässerabständen reingehalten werden. Die Meinung der Landwirte, daß mit den Ab wässern viel wertvolle Düngestosse verloren gehe», ist rich tig: aber cs darf auch nicht vergesse» werden, daß die Ab wässer auch bodcn- und pslanzrnschädliche Lrosse enthaften. Die Flüsse werden nicht nur durch die Abwässer der Ge meinden, sondern auch durch die Industrie verunreinigt. Dir Behandlung der Abwässersragc muß immer individuell sein. Von nndurchsührbaren Forderungen und einer schemati sierenden Bol>andl»ng der Krage müsse im Interesse der Hygiene usw. abgesehen werden. — Geh. Ragicrungsrai Professor Frühling- Dresden belmndelte die Angelegen heit vom technischen und Stadtrat Dr. Körner-Dresden vom vemvaltungSrcchtlichcn Standpunkt. Im Schlußworte sprach Oberbürgermeister D r. Schmidt den Wunsch aus, d.er Zweck der Vorträge, Belehrung und Beruhigung i» -er hochaktuellen Abwässersragc zu schaffe», möge völlig er reicht werden. Weiter kam ein Telegramm des Staatsministers a. D. D r. Grase » v. H o heut h al » ndBergcu zum Vortrag, das solgenden Wortlaut lmttc: „Dem Sächsischen Gemeindetagc danke ich lv'rzlich für die freundliche Be grüßung und gedenke nicht ohne Wehmut des Tages, au dem ich in Bantzen zuerst meine Wahl reck,tsiätzc entwickeln durfte. Wie ich als Minister stets alles getan Igrbe. um die sächsischen Gemeinden zu iördern und zu schützen, so werde ich auch in Zukunft deren Entwicklung mit Interesse ver folgen." lLcbhaftes Bravo.f Den letzten Gegenstand der Tagesordnung der ersten Sitzung bildeten Beratungen über die Zweckverbände in Lachsen. OberorrivalliingSgerichtsrat B l ü h e r - Dresden sagte eine nahe bevorstehende Reform in der Bcrmaltung von Staat und Gemeinde in "Sachsen voraus und empfahl die Bildung von Zweckvcrbäiiden der Gemeinden nicht nur unter sich, sondern auch mit anderen Genossenschaften und privaten Unternehmungen sowie die Beseitigung der Be- zirksvcrbände und deren Ersatz durch Kreisverbändc und Zweckvcrbünde. — Büraermeistcr D r. Ebcrlc - Rossen zeigt« ans Grund statistischer Maßnahmen, daß die Bildung von Zivcckvcrbänden nach den Bedürfnissen in Sachsen in bunter, natürlicher Weise im <^nge Ist. — Daraus wurde die erste Sitzung geschlossen. Nachmittags fand ein K c st - mahl statt, bei dem ber neue Minister des Innern GrasBitzthnm v. Eckstädt den Gemeiudetag begrüßte. Aben-S bewirtete Annaberg den Gemcindelag, Red« de- «e«e« Staat-minister- Grasen Bitzthum v. Eckstädt. »Herr Bürgermeister Wilisch hat die Güte gehabt, mir in freundlichen Worten den Dank der Versammlung für mein Erscheinen auszusprechen. Meine Herren, cs war wohl selbstverständlich, dab ich diese günstige Gelegenheit, mit den Vertretern der sächsischen Gemeinden persönliche Beziehungen anzuknüpsen. nicht vorilbergehcn ließ. Die Königl. Sächsische Regierung hat meines Wissens die Ver sammlungen des sächsischen GemeindctagcS regelmäßig be sucht und dadurch ihre Bedeutung anerkannt. Sie konnte es »m so mehr, als ans dem Gemeindetagc gute und iach lichc Arbeit geliefert wird. Diese Arbeite» diene» teils der Lösung ber Aufgabe», die aus dem Gebiete der wirt schaftlichen Seibsivermaltuiia liegen und berühren dann vorwiegend technische Interessen. Wenn aber die den Ge meinden übertragene politische Selbstverwaltung einen Teil der allgemeinen Staatsausgaben bildet, so dient ihre Arbeit auch den allgemeine» staatlichen Bedürfnisse». Und so dürfen wir in Ihre» Beratungen wertvolle Vor arbeiten auch für diejenigen Kragen erblicken, deren end gültige Lösung dem Staate selbst Vorbehalte» bleibt. Bon diesem Gesichtspunkte aus kann ich Ihnen die Ver- sicheruna geben, daß ich in Anerkennung der Bedeutung der Gemeiiidcverwaltung bemüht sei» werde, das gute Verhältnis der Regierung zum Gemeiudetag aufrecht zu er halte». Der Herr Vorredner hat i» der mir zngegangencn Einladung auch der Tatsache Erwähnung geschenkt, daß ich einstmals hier im Annaberger Bezirk als Amlshaupt- mann tätig gewesen bin. Auch mir ist es ein lieber Ge danke. mich dem Lande an der Stelle als Minister vrr- zustelle», an der ich vor drei Jahren aus der Verwaltung ansgeschieden bin und nur zu gern würde ich darin ein glückverheißendes Vorzeichen erblicke». Richt etwa in dem Sinne, als hätte ich hier besonders außergewöhnliche Er folge erzielt, wohl aber in der Erinnerung an das Ver trauen und die Rachsicht, die mir hier cnigegengebracht worden ist und die mir meine Arbeit so wesentlich erleich tert Hai. Möchte mir mein sächsisches Vaterland auch einen Teil dieses Vertrauens schenken! Aber auch dann, wen» ich mich bescheide, daß ich mir dieses Vertrauen erst ver dienen muß. so liegt doch schon in der Tatsache, daß ich hier in Annaberg gewissermaßen an die alte Arbeit antnüp,eu dar?, siir mich ein hoher, ich möchte sagen, symbolischer Wert, den ich mir deute als einen Hinweis daraus, daß alle unsere Arbeit, wen,, sie wertvoll sein soll, an bekannte Verhältnisse anlnüpscu, auf gegebene Grundlagen aus- banen muß. Meine Herren! Soll ich Ihnen, die Sie in der praktischen Verwaltung stehe», diesen Gedanke» näher auSsührcn? Ich halte es kaum für nötig. Sie alle wis se», daß unsere ganze Tätigkeit im Ansbauen auf ge gebenen Grundlagen beruht. Wir stehen alle aus den Schultern derer, die für uns vorgearbeitet haben. Selbst dort, w» eine Gemeinde im Interesse des Fortschrittes alte Stadtteile niederreißt, um Licht und Lust zu schassen, dem Verkehr neue Bahnen zu geben, wird sic die durch das Gelände vorgezeichneten und durch alte Vcrkchrs- ücziehungcu gebotenen Verhältnisse berücksichtige» und wenn die Stadtvertretuug einige Pietät und Verständnis für die Imvondcrabitien des Gcmütslebens besitzt, wird sie die Stätte» geschichtlicher Erinnerung und das Anden ken an unsere Vorfahren mit schonender Hand behandeln, um sich de» Eharaktcr der alten Heimat zu wahren. Alles dies: Bewahren und Erneuern, Erhalten und Kortichreiten macht sich bei einigem guten Willen in der Gcmei'idc- vcrwaltung wie von selbst. Erst ans dem Gebiete der rei nen Politik scheinen diese Gegensätze unversöhnlich aufein ander z» stoße» und mancher Vertreter des einen oder des andere» Prinzips will uns einreöe», daß nur im Erhalten oder „ur im Kortichreiten das Heil des Staates zu erblicken sei. Ich meine aber, jener Gegensatz zwischen Erhalten und Kortichreiten, zwischen konservativ und liberal, wird in unseren Tagen mit allzu großer Schärft betont. Mögen auch die Vertreter des einen oder des anderen Prinzips Kehler begehen — und es sind in den letzten Zeiten Kehler begangen worden aus beiden Seiten — so beruht doch alles Lebe», aller gesunde Kortschritt a»s der Spannung zwischen den beharrende» und den vorwärts treibenden Kräften und aus dem unablässigen Streben ihres Ausgleichs. Richts wäre verkehrter als der Versuch, ein oder das andere Prinzip rücksichtslos dnrchziisühren. Ich möchte vielmehr behaupten, daß die Stetigkeit des Staatslebcns eine gleichzeitige Einwirkung der konservativen »il liberalen Kräfte geradezu erfordert. Dieser Erfahrnngs- mtz ist so allgemein, daß sich ihm selbst politische Parteien fügen müssen. Selbst in parlamentarisch regierten Staaten wird eine konservative Partei, wenn sie zur Herrschaft ge langt ist. sich dem notwendigen Kortschritt nicht entgegen- stcmmen. wird eine liberale Partei mit der Vergangen heit nicht brechen könne». Es handelt sich also in der Poli tik immer nur »in das Tempo der Entwicklung und im das Mischungsoerhälinis zwischen konservativen und liberalen Ideen. Dieses Tempo der Entwicklung ist wie von einem Naturgesetz abhängig von den gegebenen realen Verhältnissen. Es ist abhängig von dem Ausbau der Ge sellschaft, abhängig von de» wirtschaftliche» Bedürfnissen der Stände und Bernssarnppe», die je nach den wechseln den wirtschaftlichen Konjunkturen auf die politische Sicherung ihrer berechtigte» Interessen hindlängen. Die Regierung eines Staates, dessen Verfassung nicht auf dem parlamentarischen System, sonder» aus dem der kon stitutionellen Monarchie ausgebaut ist, wird ihre Stellung nahme z„ den verschiedenen Berussgriippc» bestimmen nach den idealen und realen Werte», die diese Gruppen für den Staat repräsentieren. Ihre Aufgabe ist damit gegeben: Wie sie versuchen muß, zwischen de» Interessengruppen einen Ausgleich zu schaffen, so wird sie auch bestrebt sei», das Gleichgewicht zwischen den konservativen und liberalen Kräften herziistcllcn. Ich rede hier nicht vvn einer Verschmelzung politischer Parteien. Aber so gewiß es ist, daß konservative und liberale Pvlitikcr sich nicht zu einer dauernden Ehe verbinden laste», ohne ihre Grundsätze prcisziigcbcn, so gewiß muß jeder Staatsmann versuchen, zwischen konservativen und liberalen Politikern ein nor males Verhältnis gemeinschaftlicher Arbeit herbciznfiihrc». Sic werde» von mir nicht verlangen, daß ich Ihnen auS- führc, wie ich mir die Verwirklichung dftfts Gedankens in seiner Anwendung ans die sächsischen Verhältnisse denke. Ein Eingehen ans die speziellen sächsische» Verhältnisse hätte praktischen Wert nur bei Kenntnis der Ergebnisse der LandtagSivahlen, und unter Besprechung etwaiger Vorlage», welche dem zukünftigen Landtage zu machen sein werden. Da sich hierüber das Gcsamtministerinm »och nicht schlüssig gemacht hat. kann ich mich darüber nicht äußern. Wenn ich mich aber heute einmal ans den Stand punkt der Parteien stelle, so meine ich. sollten sie ver meiden, den Wahlkampf mit einer Schärfe zu führen, die ihnen ein Zusammenarbeiten mit denjenigen Parteien er schwert, ans deren Mitarbeit sie angewiesen sind. Wenn die kvnservativcn und liberalen Parteien des letzten Land tags mit anerkennenswertem Opsersinn die einschneidende Wahlrechtsänderung nahezu einstimmig angenommen lmbc», so sollten sic In demselben Geist der Ver ständigung sich beizeiten ans ein positives Zusam menarbeiten auch im neuen Landtage cinrichtcn. Nirgends mehr als ans dem Gebiete den Gemeindeverwal tung zeigt sich der Wert positiver Leistungen und sachlicher Tüchtigkeit. Mit politischen Phrasen ist da nichts zn er reiche». Das alänicnde Aufblühen der sächsischen Gemein den ist ein Beweis dafür, daß es den Leitungen der Ge meinden gelungen ist, innerhalb ihres Gemetndebezirkes ihre Mitbürger zu ernster Arbeit und zu politischem Ge- ineinsinn zu erziehen. Diese Erziehung zur Arbeit, zum Geuieinsi»» und damit zu politischer Reise kommt auch dem Staate zugute. Darum liegt in den Ersolge» dieser Er ziehung die stärkste Empfehlung und die werbende Kraft sür de» Gedanken der Letbstverwatiung. Kreilich dars man unter politischer Reise nicht die Zungensertigkeit verstehen, mit der etwa ei» alles besserwissendes Gemeindeglied die Maßregeln des Bürgermeisters oder des Gemeindcvorsta» des zu kritisieren versieht, auch drückt sich politische Reift nicht in der Empfindlichkeit aus, die in jeder Verfügung einer Behörde eine» Eingriis i» persönliche Kreiheil wittert. Sonder» politische Reise ist der tiare Blick sür den not wendigen und ursächlichen Zusammenhang der Dinge, der klare Blick sür das Erreichbare und das Verständnis sür den sozialen Gedanken, denn, was ist der Kern des sozialen Gedankens, richtiger des sozialen Tatbestandes? Er liegt n>cht in der vielfach übertriebenen Bcdentniig des svziaten Kampses unis Dasein, nicht in dem uns vvn der Sozial demokratie gepredigten sozialen Klassentampse, sondern in der Erkenntnis, daß untere Staaten, unsere Gemeinden lebendige organische Gebilde sind. Wie nun innerhalb der Zelten, die einem Gesamtorganismiis angehüren, der Kamps »ms Dasein ansgeichaltet ist zugunsten des großen ivziiiten Prinzips von der gegenseitigen Hilft, wie die Zellen des Körpers sich suhlen als Teile des großen Ganzen, wie sie sich Helsen und sich die Arbeit abnchmeii, so sollen sich auch die Stciatsbüracr nicht als Einzclpcrsönlichleiten nnssassen, sondern als Glieder des Ganzen, dessen Wvhle sie ihre eigenen Interestcn nnterznvrdncn haben. Ebeiiio sollen aber auch die Gemeinden sich nicht als selbständige Kleinstaaten anffasicn, die im Meere des freien Spiels der Kräfte wie Inieln hernmschwimmen, sondern sic sollen sich fühlen als die Glieder eines scslgcsüglen Staates, mit dein sic ans Gedeih und Verderb verbunden sind. Ich spreche das nicht aus als Kritik, sonder» i» Anerkennung dafür, daß i» den sächsischen Gemeinden der Ttaatsgedanke stets gepsleat worden ist. Wie sich die einzelnen Gemeinde» be scheiden, daß ihre Interesse» sich dem Wvhle des großen Ganzen zu fügen habe», so dürft» Sie, meine Herren, auch in der rückhaltlosen Anerkenn»»-, des Stnatsgcdankens und der damit gegebenen Staatsaufsicht den hesten Schutz der Ihnen so wertvollen Selbstverwaltung erblicken. Möge es Ihnen in Ihrer Lelbsrvcrwaltnng gelingen. Ihre Mil biirger z» polnischer Reise, zu opferbereitem Gemeinsini, und damit zu wahrem Patriotismus zn erziehen. Da»» werde» sich die sächsiichen Gemeinden — wie Le. Exzellenz der Minister von Metzsch einmal gesagt hat — als die Säule» des sächsischen Staates erweisen." Oertliches nnv Sächsisches. — Städtische Ehrcnzeugnisse. Der Rat hat dem Polie rermeister Riedel, Wertmeistcr Riese, Lackierer Eberhard! ge». Kalte», Nähinnichineiijiistciir Stauch, Mechaniker Frey, Schlosser Paetz. Malerialansgeber Schmidt, Nähmaschinen- moiileur Lehman», Schlosser Thalheim, Schlosser Thuine, Eiienbohrer Bötiiner, Eiscndrchcr Körzinger, Tischler Schulze, Tischler Irmer, sämtlich bei der Firma Aktien gesellschaft vorm. Seidel n. Naumann: Gaswcrksarbeiter Krebs, beim städtische» Gaswerk in Reick, und Krau verw. Gicrth geb. Hanns, Zigarettenarbeiterin bei der Kirma Tabak- und Zigaretten - Kabrik „Sulima", K. L. Wolfs, sämtlich hier wohnhaft, sür die ihren Arbeitgebern seit länger als 23 Jahren mit Treue und Gewissenhaftigkeit ge leisteten Dienste das städtische Ehrenzeugnis ver liehe». — Bercinsnachrichtcu. Der B a u w i s s c n s ch a s t - liche Verein „Motiv" veranstaltet Sonntag, den 4. Juli, auf der Gauernitzer Elbwiesc sein reich ausgestatre- tes Sommersest. — Ter Verband mittlerer Rcichs- Post- und T e l eg r a p h e n - B e c> m t e n. Lrtsvcrein Dresden, hält sein diesjähriges Sommersest Sonntag nach mittag st Uhr im Wcsteiidschlößche» in Plauen ab. — Am 7. Juki wird voraussichtlich die Schlußstrecke B a d g n st e i n — M i l t st ä t t c r s c e der österreichischen Tourcnbah n dem Betriebe übergeben werden. Von diesem Tage an werden durchgehende Kahrkarten zwischen einigen größeren sächsischen Stationen und gewissen bayri schen, sowie österreichischen Stationen eingerichtet zur Be nützung des nunmehr kürzesten Rcisewcgcs Uber Hof- Regensburg—Landshut—Mühldors—Kreilassing, auf dem künftig ohne Berührung von München gute Verbindun gen mit durchlaufenden Wagen geboten werden. U. a. wer den in Dresden Hauptbahnhof Kahrkarten Uber den genannten kürzesten Weg nach Badgastcin, Berchtes gaden, Bad Reichcnhall, Salzburg, Traunstein, Görz, Lai bach, Pontebba, Lpittal-Millstättcrsee, Triest und Villach ansgclcgt, und ferner Kahrkarien mit wahlwciscr Gültig keit auch über München nach Görz, Laibach, Spittal-Mill- stättcrsce, Triest und Villach ausgegeben. Endlich werden in Dresden Hauptbahnhos noch besondere, durchgebcnde ,Kahrkarien nach Linz, Bad Hall und Gmunden ausgegeben, die für den Weg über Hof-Regcnsibiirg—Passau—Wels Gültigkeit besitzen. — Ans dem Zoologischen Garten. Am 2 5 P sg - Sonntag wird im Zoologischen Garten am 4. Juli eine Luftballvnsahrt veranstaltet. Die bekannten Aeronauten Lämmcl und Becker! werden mit dem 7M Kubikmeter Leucht gas fassenden neuen Ballon „Greif" nachmittags 6 Uhr unter Mitnahme eines ansgelvften Passagiers den Ausstieg ausführen. Versügniigsfähige, mündige männliche Mii- sahrtlnstige, welche auf ausdrückliches Verlangen am Los tcilnehmen wollen, haben dies am Sonntag, nachmittags von 4 bis ' 26 Uhr, an der Kasse der eisernen Tribüne im (starten zu melden, woraus sic eine Los-Nummer erhalten. Diese Nummern, ivelche in doppelten Exemplaren vvrtnrn- dcn sind, werden in einen Behälter geschlittet und die öffent lich zuerst gezogene Nummer erhält die Krcisahri. Der Gewinner hat die Kahri selbst anziitretcn, eine Uebcr- traguna aus andere Personen ist ausgeschlossen. Tie Fül lung des Ballons beginnt 2 Uhr nachmittags. Tribttncn- sitzplätze kosten 23 Psg. pro Person und bieten beaneme Ge- Heernse! Zusammen mit dem Schwiegersohn IVohnt eine Schwiegermutter schon Jetzt fünfzig Jahr. wer zweifelt, daß dies kann gescheh'n.- Der braucht nach Lommatzsch nur zu geh'«, Dort steht er's klar. Aaum war getraut das Töchterlein, Da zog auch schon die INutter ein. Beim jungen paar. Und treu und redlich hielt sie aus Kn ihres Schwiegersohnes Haus So kiele Jahr'. Sie hat die ganze, lange Zeit Geteilt mit ihnen Freud' und keck, wie « Gott geschickt. Drum, wer von jetzo an noch spricht, 's gab' gute Schwiegermütter nicht, Der ist r>er Lrauaott wärfchteveffer. * Dresdner Nachrichten. 1d,s. Seite i». Sonnabend, 3. Juli 1UOV