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SV. Jahrgang. O 174. v«iug«»Gedühr »lektelirhkt. fOr Dr«. den d«> >»i>lch >»»I. Malier Zungen, <„ Sonn«». ««Mi»» «ik einmal» 7. WM.. d«ch »u»»LrNa» Nmiatzm«. >,«»»>> »I» » » M. «e, »km,»«««» Zu- ltelluii, durch dt, Hl» »«.<,>», «eN»,^«ds. «uiland: Oefter- ret-Unaani d.td «r, Schwech ».« »rt».. Italien 7 tl Lire. — Nachdnich mit ^WGsl» - Nach« Freitag, LS. Juni ISIS. Telegramm-Adresse: Rachrichte« Dresden. Hegr?ürröeL 18LG Druck und Verlag von tiepsch Sc Reichardt in Dresd«. LauptgeschLftLstslle: Marienftratze 58/40. Sammelnummers Telephonanschlüssc: 25 241 Slachtanschluß: 2-V14. Auzeigen-Pretjr »nnatzm« »ml 7Iu»n. Kmingen di» nachm > Uhr Sannt»»» nur Marienltrobe «» aan N di»'^I Ud>. Die »t»K>altt»« Zeile <«t«, »Silden» »1 Ps„ die »»«llv-Iltp Zell« aut 2«r<Ie>t» 7» As., dt« jweilPait. Ncllameletle t,«v M.. gmntlten- Nachrichten »»» Dre»< d«n die etichmN. Zetir LS Ps. I» Num- mern nach S»»n- und rtertagen ertzddte lieteiStzr. - Luewir- ge «ufrrttre nur gege» korauedepldiung — Jede» Letegbta» iv Ps. dornpklaster bsetttet i-iÜKnSI'LULSN vnck l-10fritlLUl 80 ?k Verrrnck »»cd »usvilrt». Lölllel. llolLpotdvks. Vrosäeu-L., veorrsntor. LsiclsnjiÄUS ölussn prrxcr Rrsüe sserciinanck- " p'^ (delexeiilicil ^ billig unck xut ru Hauken. Iln»« Klll«l!lis«kt IrllllN«»- ^>» weck ung Ns», empIcNIen WNK. MKI Le Sokn, Köniol. Hoflieferanten. I'rcisIiLlen sul wunsck krsl. e«n>»pc»ck«e 14 277. We»l»s»»t,»»»»»t»-aI1« >«. I«I«ivj>ta SeinlMel ° ° ^ ^ HL LL KM-i Iikijki'MeiiHerisiMW MM-IlUM-icklM«!,. /VOOII L>I2r6I7 «« Der russische Rückzug in Südpolen. vftrowler md Sandomier, im AM der BerbMetm. - Fortschritte am oberen Dnieftr. heftige Kiimbse aus dem niirblichen User. BersolgangMinpse bei Lemberg. - vrAerreichiich-nagorischer Kriegsbericht. Wie«. Amtlich wird »erlastbart de» 24. Juni ISIS, mittags: Russischer Kriegsschauplatz. Die allgemeine Lage in Ostgalizien hat sich nicht geändert. Oestlich und nordöstlich von Lemberg sind Kämpfe mit starken russische« Nachhnteu im Gange. Am oberen D «jestr wnrden Mikalajow «ad Zydaczow ge- nammea. Flnßaöwärt« letzterer Stadt find die verbün deten Truppen unter heftige« Kämpfen au mehreren Stelle« aas das nördliche Dnfestrufcr vorgedrnngcn. Zwischen Weichsel und Sa» setzt der Feind de» Rück zug fort. Nördlich der Weichsel wnrden russische Nachhuten Uber die Kamte « na zurückgeworseu. Ostromiec und Sandomierz sind von ««seren Truppen besetzt. Italienischer Kriegsschauplatz. An der Kärntner Grenze wnrden beim Kleinen Pal Angriffe starker ltalienischer Truppen abgewiesen. Sonst fanden an diestr Grenze n«b an jener von Tirol nur Geschützkämpfe statt. 8« Krn-Gcbiete herrscht Ruhe. Am Isonzo heftiger Geschützkampf. Angriffe der Italiener bei GradiSka und Mo «falcone scheiterten. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: sW.T.V.s v. Höfer, Feldmarschall - Leutnant. Ser Krebsschaden der geheimen Iiplomatie. Der Weltkrieg hat mit erschreckender Deutlichkeit ent hüllt, welch eine ungeheure Macht die geheime Diplomatie im staatlichen Leben der Völker bildet. Die grobe inter nationale Verschwörung gegen das nationale Dasein Deutschlands mrd Oesterreich-Ungarns, deren blutiger und baßgetränkter AnSbruch jetzt die gesamte Kultur in ihre» Grundfesten erschüttert, geht von ihren ersten Anfängen au auf geheime diplomatische Abmachungen zurück, die im Laufe der Zeit planmäßta weiter auSgcbaut wurden, bis alle- so wohlgeordnet und vorbereitet schien, das, die Leiter hinter den Kulissen den nach ihrer Hoffnung vernichtenden Schlag glaubten wage» zu dürfen. Zuerst der französisch- russische Zwetimnd. über dessen näheren Inhalt stets der Schleier tiefsten Geheimnisses gebreitet blieb: man horte nur. daß er angeblich bloß defensive Zwecke verfolgen sollte. Dan» folgte das verwickelte geheime Bündniösnstcni Eduards VH., baS mit wahrhaft diabolischer Kunst ein immer dichter und dichter sich gestaltendes Netz »m die beiden Zentralmächte wob. und das zunächst ebenfalls mit dem täuschend«» Aushängeschild dxr defensiven Absichten ver sehen wurde. Schlicblich aber sickerte trotz aller Geheim haltung doch so viel an die Ocffcutlichkett durch, das, die geheimen Verträge zwischen England, Frankreich und Nuß- laud sämtlich auch mit einer Osfensivklausel versehen seien und die genannten drei Staaten verpflichteten, sich zu Wasser und zu Lande mit ihrer gesamten Hecrcsmacht in etnem Kampfe gegen Deutschland und Oesterreich-Ungarn za mtterstützen. Mancher deutsche Politiker hat derartigen Gerüchte«, die bereits jahrelang vor dem Ausbruch des Weltkrieges auftauchten, wohl nicht allzuviel Glauben ge schenkt und sich mit der Hoffnung, dass cs sich um Ncber- treibungen handle, getröstet, bis endlich vor der Sprache der Tatsachen jeder Zweifel verstummen muhte. In dem jetzigen Augenblick, wo der von den ge heimen diplomatischen Machenschaften ent zündete Weltkrieg seine verheerenden Wirkungen äußert, fordert gebieterisch die Frage Beantwortung, ob eS nicht irgendwelche Mittel gibt, durch die sich die Wieder holung einer ähnliche» unheilvollen Wirksamkeit der ge heimen Diplomatie verhindern läßt. Wir stehen vor der alle denkenden Menschen zu ernsthafter Selbstbesinnung auf rufenden Tatsache, daß die geheime Diplomatie in den uns feindlich gesinnte» Staaten cs fertig gebracht hat. alle politischen und nationalen Kräfte dieser Länder qgnz in den einseitigen Dienst des Hasses gegen Deutscickand zu stellen und auf dieser Grundlage eine Politik zu orien tiere». die in vielen wesentlichen Punkten den wahren realen Interessen der an dem Komplott gegen Deutschland beteiligten Nationen schnurstracks zuwidcriics. Für die Tlnttwidrigkeit dieser' Politik kaMt ' nichts bezelMeüVe'r Scheitern italienischer Angriffe. — Die sein als die einem französischen Vertreter der deutsch feindlichen geheimen Diplomatie in den Mund gelegte Aeutzernng: „Wenn ich in einer wichtigen Angelegenheit Stellung nehmen soll, so frage ich nicht in erster Linie, wo das fvanzösischc Interesse liegt, sondern welche Haltung Deutschland dazu cinuimmt, und "ichte dann meine eigene Entscheidung im entgegengesetzten Sinne ein." In der Tat hat die gesamte uns feindliche geheime Diplomatie niemals einen Augenblick gezögert, nach dieser geradezu verrückten Richtschnur z« handeln, wenn es galt, den blinden Hast gegen Deutschland zu befriedige». Besonders kraß tritt die schnöde Mistachtung der wirk lichen nationalen Interessen durch die geheime Diplomatie bei Italien in die Erscheinung. Das Sand ist so aus gemergelt und verarmt, daß alljährlich über eine halbe Million — letzthin sogar 70ülM — Einwohner auswandern müssen, um sich im Ausland kbr Brot zu verdienen. Dabei kann die Hälfte der Bevölkerung weder, Hefen noch schreiben, und noch heute erhält sich das Wort Treitschkcs, das, die Befreiung weiter Landstriche vom Sumpfftcbcr eine wich tige« Vergrößerung wäre. a!s der Besitz von Trient, als zerschmetternde Anklage gegen die geflissentliche Vernach lässigung aller sozialen und kulturellen Pflichten der ita lienischen Staatslenkcr. Und angesichts eines solchen all gemeinen Elends hat die geheime Diplomatie die Stirn gehabt, die wahren Interessen des italienischen Volkes, die eine emsige und gründliche Nesormarbcii vm Innern er fordert hätten, den widersinnigsten und hetzerischsten natio nalen Feindseligkeiten gegen Oesterreich-Ungarn und Deutschland aufzuovfern! Der Abgrund von Gesinnungs losigkeit in dem BerhaUrn der aeheimen Diplomatie unserer Feinde wirk» auch durch ihr Verfahren gegenüber Serbien scharf beleuchtet. Zuerst wurde Serbien mit allen diplo matischen Ränken. Kniffen und Pfiffen künstlich ausge- stachelt, und fetzt, nachdem cS sich als Sturmbock für Rust land zu seinem eigenen Schaden bat gebrauchen lassen, wird cS von seinen ehemaligen „Freunden" rücksichtslos abge- schüttelt, weil diese es im Interesse ihrer geheimen Zcltlungen für vorteilhaft erachten, die serbischen Ansprüche auf einen Zugang z»m Adrtatischcn Meer Leu italienischen Forderungen nach dieser Richtung vreiszugeben. So sehen wir Willkür und Gewissenlosigkeit, bis zu direkt verbrecherischen Handlungen uach dem Muster des gegen Sir Roger Casement geübten Verfahrens gesteigert, überall in der Tätigkeit der geheimen Diplomatie unserer Feinde das Zepter führen. Gibt eS dagegen kein wirk sames Schutzmittel Lurch verfassungsmäßige Garantien? Diese Frage haben schon im vorigen Jahrhundert weit blickende Geister, denen die Quertreibereien und Hebel griffe der geheimen Diplomatie auf die Nerven fielen, zu beantworten versucht, aber sie wußten auch weiter nichts zu empfehlen, als die Mitbctcillgung des Parlaments an dem Abschluß von Staatsverträgen und von Kriegserklärungen. Praktisch hängt die Durchführung einer solchen parlamen- tartschcn Befugnis an tausend Ketten, weil die Ent scheidung über Krieg und Frieden zumeist mit größter Schnelligkeit getroffen werden must und weil der Inhalt von Staatsvcrträgen vielfach derartig ist. baß er nicht ohne Verletzung wesentlicher öffentlicher Interessen in parla mentarischen Verhandlungen brcitgctreten werden kann. Es wird kaum etwas anderes übrig bleiben, als sich dahin zu bescheiden, datz jedes Volk diejenige geheime Diplomatie hat, die es verdient. Ein treues, gewissenhaftes, diszipli niertes Volk wie das deutsche wird auch stets in seiner staatlichen und diplomatischen Leitung im wesentlichen Männer besitzen, welche in ihrem Charakter die VolkSeigen- schaften widerspiegeln und deshalb patriotisches Ge wissen und Verantwortungsgefühl in ge nügendem Maste besitzen, um die geheime Diplomatie im Einklang mit den wahren nationalen Interessen und den Wünschen der öffentlichen Meinung zu halten, die durch verständnisvolle Erörterungen in Presse und Parlament fortgesetzt zum AuSdrnckc zu bringen sind. Zugleich aber müssen solche zuverlässigen Vertreter der geheimen Diplo- watie auch den moralischen Mut besitzen, unter Umständen der öffentlichen Meinung ein Paroli zu biegen, wen» diese übcrschänmt und in nationaler Aufwallung zu weit zu Wett droht.' Je voükömmencrdse'geheime Dijilvwatle Belegung der Kriegsgefangenen. mit dem Fühlen und Denke» des gesamten Volkes ver wachsen ist, sc deutlicher sic den Pulsschlag des nationalen Lebens an sich selbst verspürt, desto geringer wird auch die Gefahr sein, das; sic mit fragwürdigen Mitteln Ziele zu er reichen sucht, die abseits von der durch die natürlichen Ltaatsilileresicn vorgczeichncten politischen Bahn liegen. Das gilt natürlich immer nur unter der Voraussetzung, daß das Volk selbst noch nicht von Kcriifäulc ergriffen, sondern in seinem Marl gesund geblieben ist. Andernfalls stellt die geheime Diplomatie mit ihren lichtscheuen Ränken nur eine besondere Erscheinungsform des verrotteten Volks gcistcs selbst dar, der weder den Willen noch die Kraft bat, den geheime» diplomatischen Drahtziehern in den Arm zu sallcu und sie für ihre Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehe». „Lille und Lemberg." Ter „Manchester Guardian" vom Montag schreibt nach der „Franks. Ztg." in einem Leitartikel „Lille und Lemberg": Wenn es den Verbündeten nicht gelingen sollte, irgendeine Entscheidung im Westen hcrbciznsüüreu, so ist cs möglich, das, der Feldzug gegen Lemberg, den die Deutschen nun zu gewinnen scheinen, einen noch ehrgeizige re» Feldzug gegen Warschau Hervorrufen wird. Warschau wird wahrscheinlich von Südvstcn aus angegriffen werden, und obwohl dieser Feldzug den Deutschen viel Zeit kosten würde, so würden sie wahrscheinlich doch diesen Feldzug unternehmen, wenn in Frankreich und Flandern die Aus sichten für sie gute sind. Könnte Warschau genommen wer den, so wäre die Drohung Rußlands für den Nest des Jahres nicht mehr in Betracht zu ziehen. Oesterreich konnte die Hälfte seiner Armee für Italien answenden und Deutschland sieben Achtel seiner Truppen für Frankreich. Aber auch dann würden die Deutschen verhältnismäßig nicht so stark gegen die französisch-britt- scheu Sireiikräsle dastchcn, wie zu Beginn des Krieges. Aber sic könnten dann doch immer von der Defensive zur Offensive übergehen. Sehr viel bangt davon ab. was in den nächste» Wochen a» der Westfront geschieht. Das Ziel der Verbündeten ist der Besitz von Lille, genau io wie das der Deutschen die Eroberung von Lemberg ist. Lille ist ein außerordentlich wichtiger Eisenbahnknoten punkt. und seine Wicdcrcrvberuiig würde die Deutschen in Flandern erschüttern und sic dort notgcdriingencnvcisc znm Rückzug zwingen. Eine norwegische Stimme zu der Einnahme von Lemberg Der militärische Mitarbeiter des Ehristianraer „Mor- geublad" schreibt: Die Einnahme Lembergs bedeutet aller Wahrscheinlichkeit nach für die Russen nicht nur die Aufgabe ganz Galiziens, sondern auch der We i ch s c l l i n i e, welche die Nüssen so lange hartnäckig verteidigt haben. Damit würde aber voraussichtlich ganz Polen mit Warschau in die Hände der Berbllnücicn falle», was für Rußland ein materieller und moralischer Verlust von größter Tragweite sein würde. Aber anscheinend stand ihnen kein anderer Ausweg offen. Welche Wirkungen der Fall von Lemberg aus die ohnehin schwierigen und verwickelten iiincren Verhältnisse, wie auch auf die aus wärtige Politik Rußlands haben könnten, ist eine Frage ernstester Natur. Die Folgen sind jedenfalls gar nicht ad- zusehcn. <W. T. B.j JswolSkiS Geständnis. Erst in dem Augenblick, als die Pariser russische Bot schaft die Depesche aus Petersburg erhielt, daß General Brussüow Lemberg räumen müsse, entschloß sich IswolSki. die dem Großfürsten Nikolai zngeschriebene Aeußerung: „Lemberg müsse selbst um den Preis einer Million Men schenleben russisch bleiben", für erdichtet zu erklären und gleichzeitig die nüchterne Wahrheit mitzuteilen, daß schon seit der Preisgabe GrodekS der weitere Rückzug nach der O st g r c ii z c ciiigelcitet worden sei. In Lemberg sei nur eine starke Deckuiigstriippe zurückgeblieben. Der Huldignngszng der Deutschmeister t» Wie«. b. Eine der eindrucksvollsten Kundgebungen anläßlich der Wicdcrcrobcruiig von Lemberg war der Huldig- ungszug des Deutschmeister. Regiments vor die deutsche und türkische Botschaft, an der Spitze Fahnen träger mit wallenden Fahnen in den Farben Oesterreich- Ungarns, des Deutschen Reiches und der Türkei. Jeder Soldat trug ein Lampion, viele auch noch kleine Fähnchen tu den Landcsfarben. Bor der deutschen Botschaft machte der Zug Halt. Unter lautloser Stille intonierte die Kapelle das „Heil Dir im Siegcrkrauz". Botschafter von Tschirschkn trat mit seiner Gemahlin unter die Tor einfahrt und hörte die Hymne an, der „Tie Wacht am Rhein" folgte. Dann rief der Botschafter mit weithin schallender Ltionne: „Seine Majestät Kaiser Franz Joseph lebe hoch!" Hieraus ging der Zug zur türkischen Bot schaft weiter. Die Kapelle nahm Front zum Bvtschafts- palais und spielte die türkische Hiiinnc. deren feierliche Klänge die Menge entblößten Hauptes anhvrte. Botschafter H i ^m iPascha war mit seiner Gemahlin und den Herren der Botschaft ans de» Balkon getreten. Nachdem dje Htzmne verklungen war, erschollen brausende Hochrufe aus