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Dresdner Nachrichten : 14.04.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-191304144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19130414
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19130414
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-04
- Tag 1913-04-14
-
Monat
1913-04
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.04.1913
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bestehenden Gtenographenveretne. die „Ttronta". da» Alt ftädter Gtenographenkränzchen und die Erweiterte« Gitzun gen de- Svntgl. Gtenographtlchen Institut«, in Erkenntnis von der Wahrheit de« Wortes, da» vereinte Kraft Macht gibt, in selbstloser Weise die Auflösung ihrer Vereine be schlossen hätten und zu einem Dresdner Verein zusammen getreten seien, der durch deutschen Mut und deutsche Treue so fest geschmiedet worden sei, daß er alle Stürme bis zum heutigen Tage habe überstehen können. Mit veranlaßt worden sei der Zusammenschlüß auch durch die nationale Begeisterung, die damals i» allen Herzen glühte. Wohl habe der Verein Wandlungen erfahren mancherlei Art, es sei mit ihm auswärts und abwärts gegangen, aber er habe allezeit bas Panter seine» Meisters hoch und heilig gehalten Immerdar habe der Verein seinen obersten Grundsatz .Förderung der Cktbelsbergerschen Stenographie" vor Augen gehabt, und es Fi zu hvsse». daß der Verein auch in Zukunft zu seinem Teile bettrage zu der Gründlich keit. Gewissenhaftigkeit und Vertiefung im stenographischen Wissen und Können. Der Redner schilderte weiter in großen Zügen die Wirksamkeit des Vereins in den ver gangenen 40 Jahren und seine hervorragende Mitwirkung im Deutschen Stcnographenbunde. In den 4« Jahre» hat der Verein nur drei Vorsitzende gehabt. Bon den Grün der» gehören ihm noch zwei Herren an, und zivar Herr Stadtverordneter Stadthauptbuchhaltör a. D. Krumbetn der dem Feste infolge Abwesenheit von Dresden leider sernbleibcn mußte, und Herr Natöobersckretär a. D Geißler. Der Vortragende schloß mit dem Wunsche, daß der Verein jederzeit bleiben möge eine Pflanzstätte für »Babelsberger« Kunst und Wissenschaft, ei» Schutz und Wehr für alle Anstürme wider Gabclsberger, aber auch ein Hort deS Friedens und der Freundschaft, ein Verein dcö Segens. Lebhafter Steifall folgte den ausgezeichneten Worten. Herr Negternngsrat Pros. Alinert überbrachte sodann die Grüße und Glückwünsche des Königs. Steno graphischen Landesamtcs und des Sächsischen Landesver bandes „Gabelsberger", Herr Pvlizeiassistent Knittel ivrach für den Elbganverband und Herr Pros, Dr. Lampe für den Ortsverband. Im Namen des Militär-Steno- grapheuverctnS. der im Jahre 1878 auf Anregung des Dresdner Vereins gegründet worden ist, überbrachte dessen Vorsitzender Gruß »nd Dank. Vom Vorsitzenden des Deutschen Stenographen bundeü „Gabelsberger". Herrn Prof. Pfaff in Darmstadt, und von vielen auswärtigen Vereinen und Kunstgenvssen waren schriftliche Glückwünsche cingclaufen. An die Ansprachen schloß sich die Ucber- reichnng von Ehrengeschenken an eine Anzahl trcuvcrdien tcr Mitglieder. Mit einem srohbelebten Balle fand die Feier ihren Abschluß. — Ein Schanpslügrn wird am 18. April, von 3 Nhr nachmittags an, die Stock-Mvtorpflug-G. m. b. H., Berlin, auf dem Kam in ergutc Sedlttz an der Kastanienallec veranstalten. Herr Kammergntspüchtcr Octonomierat .Hartmann hat ein Feld zur Verfügung gestellt, das beaucm zu erreichen ist, und dadurch der zweifellos große Kreis von Interessenten eine günstige Gelegenheit hat, sich über die Arbeit des Stvck-Motvrpfluges seihst ein Urteil zu bilden. Das Kammergnt Sedlitz liegt in unmittelbarer Nähe der Bahnstation Großsedlitz. Interessenten emp fehlen wir, die Züge ab Dresden 2,40 oder 3,15 Uhr und ab Pirna 2,36 oder 3,08 Uhr nachm, zu benutzen. — Defraudant verhaftet. Der steckbrieflich verfolgte Kaufmann Oskar Kühne ans Dresden, welcher nach Unterschlagung von 16 000 Mark mit einer Kontoristin- ge flüchtet war, ist in Straßburg in einem Hotel mit seiner Begleiterin verhaftet worden. Kühne, der im Hotel eine große Zeche gemacht hatte, war bei seiner Verhaftung völlig mittellos. — Ein gewaltiger Fencrschcin rötete in der Nacht znm Sonntag den Himmel über dem Plauenschen Grund. Nach dem erst einige Tage vorher, in der Nacht zum 8. April, im Wettingrunde bei Döhlen eine zur Gußstahlsabrik ge hörige Dampfziegelei nieöergebrannt war, entstand am Sonnabend abend in der achten Stunde abermals, wie kurz gemeldet, Großfeuer. Auf noch unermittclte Weise war unter einem Holzschaucr in der Nähe einer Kreissäge in dem großen Dampssägewerk von Mcnzer u. Reif, Inhaber Paul Knobel, in NIcderhäslich, Feuer zum Ausbruch gekommen. Mit rasender Geschwin digkeit verbreiteten sich die Flammen bald Uber das ganze ausgedehnte Dampssägewerk, um bald ein einziges, ge waltiges Flammenmeer zu bilden. Der mächtige, stunden lang am Himmel sichtbare Feuerschein hatte zur Folge, daß zahlreiche Feuerwehren auch aus der weiteren Um gebung zur Brandstelle eilten. Das geräumige Dampf- sägcwcrk, ein großer Holzschuppen und bedeutende Holz- lagerstößc wurden von den Flammen vernichtet. Das be reits in Brand geratene Ävntvrgebäude konnte gehalten werden. Die Brandstelle wurde am Sonntag von zahl losen Neugierigen ausgesucht. Ein Teil der F-cncrwehr- »lannschaftcn war noch am Sonntag abend an der Brand stelle tätig. Der entstandene Schaden ist sehr erheblich, doch in der Hauptsache durch Versicherung gedeckt. — Feuerwchrbericht. Vorgestern abend in der 7. Stunde wurde die Feuerwehr nach Schäferstraßc 48 gerufen. Im ersten Obergeschoß des Hintergebäudes brannten hinter dem Ofen eine Portiere und altes Ge rümpel. — Gestern früh in der zweiten und dritten Stunde wurden die Feuermelder Freibcrger Str. 66 »nd Pennrich er Straße, Ecke Kronprinzenstraße, böswillig betätigt. In der 6. Stunde rückte die Feuerwehr nach Tharandtcr Straße 37 zu einem Brikettbranöe und in der 7. Stunde nach der D c v r i e u t st r a ß e aus, wo auf einem Bauplatze ein Düngerhaufen in Brand ge raten war. — Meißen. In der Sächsischen Ofenfabrik an der Dresdner Straße erhielten I 8 Personen für eine mehr als 26jährige pflichtgetreue Tätigkeit in der Fabrik das Ehrenzeugnis der Dresdner Handelskammer. Das Kammermit- glled Kommerzienrat Dr. Ohm überreichte In Gegenwart der Direktion den Jubilnren mit einer Ansprache die Diplome. — Hove»stein-E» »stthal. Bei den unter Vorsitz des Herrn Sofzimmermctsters Noak-Dresden zwischen Arbeitaebern und Arbeitnehmern des Baugewerbes der Städte Hohenstetn- Ernstthal, Glauchau und Meerane stattgesundenen Verhand lungen über die neuen Tarifverträge wurde eine Einigung erzielt. Der Lohn wurde für die nächsten drei Jahre festgesetzt. - Glauchau. Der Stadtrat zu Glauchau wird seine Kellner i n n e n v e r v r d n u n g, die ziemliches Aufsehen erregte, wahrscheinlich schvn in Kürze abänoern: zurzeit wcroen Abänderungen erwogen. — Herrul,«t. Eine eingreifende Veränderung in der Art der Be Wirtschaft,, na der hiesigen Rittergüter steht in Aussicht. Die Giitcr Bcrtheisdorf und Grvß- hennersdorf sollen, für Rcmontedepots Verwendung finden. Es hat auf erfolgte Anfrage hin die Deutsche Briidcr- Unität sich damit einverstanden erklärt, die Rittergüter dem Militärfiskus pachtweise zu dem gedachten Zwecke der Unter bringung der Pferde zu überlassen. Die neu zu errichtenden Remontedepots in hiesiger Gegend schließen sich dann an die bestehenden Depots in Sohland, Bischdors, Kemnitz nahe an und es dürfte ein neuer Ndministrat!o»sl>ezirk sich bilde». Natürlich wird dir Errichtung der neuen Remontedepots von der Bewilligung der Heeresvorlagc und deren Deckung ab- hängen. Die Pachtübcrnayme dürfte dann dem Vernehmen nach am 1. Aprtl 1914 erfolgen. — Bautzen. Bei einer Explosion in den Sächsischen Pulverfabriken (G. Kranu L Cie.) verunglückte, wie bereits erwähnt, der Arbeiter Viehle, Nach dem Unglück hatte Viehle noch die Geistesgegenwart gehabt, sich in die Spree, die direkt an der Pulverfabrik vorbciflicßt, zu stürzen. Nachdem man den Schwerverbranntcn wieder aus dem Wasser gezogen hatte, brachte man ihn in das Stadtkrankenhaus, wo er abends seinen Verletzungen erlag. — BsSenbach Im Zeitungsbetrieb» Le- Herr« Rudolf Vretschnetder, der für Len Druck Le- „Deutschen Bolk-blattes Anfang Febiuar b. I. im Hause LeS Herrn W. Lang in der Kaiser-Franz-Iosefstrabe in Booenbach errichtet wurde, ist in der Nacht auf Donnavend Feuer -um Ausbruch gekommen, da» die gesamte Druckereieinrtchtung vernichtete. Der Schaden dürste gegen 40 MO Kronen betragen. «eretnSkalender kür heute; Varb.» ». Fris -Jn»«»,: ». ordrntl. Jnn.-Bers.» S G««erb«-t Vrdentl. Hauptvers. u. Bortr., 8 Wcmeiude brr ^ Schwerhörig«»: Bortrag Kr . u. Begr.-S. d. B. Gewerttr. Dr.: Schahmacher.F«»n«g: Hauptvers.» S Uhr, Eldorado. Uhr. 8 Uhr. Moritzstraße Id. Hauptvers., 0, Äoldn. Apfel. Uhr. «cheffelftraße 10. t. Wetter läge in Eurova am IS. Avril vorm. 8 Uhr. Zu der Depression Im Nordosten lommen heule wettere Luftdruckmtnima Im Süden über Italien und im Noi dwesten aus Irland; ein Rücken hohen Drucks erstreckl sich von dem Marimum im Osten de» Erdteil« südwestwaris noch der B,»lai>a-See. Unier seinem Einfluß ist bei un» Ausl.arung und erneute Temperolurabnahme eingetreten. Mit dem Herannahen de» nord> westl chen Tiefs steht bei westlichen Winden wolliges wärmere» Wetter nebst Nieder,chlägen in Aussicht. Aussicht für Montag den 14. Avril 11»S. Westwind; wollig; würmer; zeitweise Niederschlag April April Wasserktand der Elve und Moldau. Vubweis ^-ooran Pardubitz Memil UeNmeritz Aussig Dresden 4- 4- 4- 1« 4- — »4 — .1» 4- «4 4- 61 4- 4» 4 N 7« so — «k - 81 Tagesgeschichte. Der Aayeru bäuerische und die DecknngSvorlage. Ministerpräsident Freiherr von Hcrtling wird, ivie man der „Tägl. Rundschau" aus München schreibt, heute in Berlin eintreffen. Seine An Wesenheit gilt, wie das genannte Blatt erfährt, dem Zwecke der Fühlungnahme Uber verschiedene Fragen -er Deckungsvorlage. Der Militäretat. In den maßgebenden militärischen Kreisen drängt man mit Nachdruck darauf, daß dieBeratung desMi 1 itär- etats in der Bndgetkommtssion tunlichst beschleunigt wird, weil man sonst mit den Vorbereitungen zur Durch snhrung der in der neuen HeereSvorlage vorgesehenen Maßnahmen stark ins Hintertreffen z» kommen befürchtet. Die Wahlpriisnngskommissto» des Reichstags hat setzt Bericht erstattet über die Wahl des Abgeordneten v. Kröcher lkons.), dessen Mandat sie für ungültig zu er klären beantragt. Kröcher erhielt 1913 in der Stichwahl 13 466 Stimmen gegen 13144 Stimmen, die der frühere Ab geordnete Dr. Böhme vom Bauernbund erhalten hatte. In den Protesten wird behauptet, daß in einer großen Zahl von Wahllisten Nachtragungen ohne ersichtliche Begründung vorgenommen worden sind und daß einige Amtsvorsteher Aufrufe unterzeichnet hatten, um für die Wahl des Herrn v. Kröcher Stimmung zu machen. Die Kommission er blickte hierin, da eS sich um die Träger der Poltzeigewalt handelt, eine amtliche Wahlbeeinflnssung, die sich bei der Stichwahl auch noch in anderen Momenten zeigte. Hauptsächlich kamen vier Bezirke in Frage. Man einigte sich dahin, Herrn v. Kröcher auS diesen Bezirken 869 Stimmen abzuziehen, so daß sich seine Stimmenzahl auf 12 604 Stimmen verminderte, während Dr. Böhme 13 148 Stimmen behielt. Blutige ParteikSmpsc ans Kuba. EeserinoMcndcz, der kürzlich gewählte kon- ervative Bürgermei st er von CienfucgoS (Provinz Santa Clara auf Kuba) ist am Freitag von einer Bande ermordet worden, die ihm auf der Straße aufgelauert und ihn durch zahlreiche Schüsse nicdergestrcckt hatte. Das Motiv der Tat soll politischer Natur sein. Sechs der Tat verdächtige Personen sind bereits verhaftet worden. Die Behörden sind der Ansicht, daß der Mord zu blutigen Kämpfen zwischen Konservativen und Libe ralen Anlaß geben wird. quäl au-gesagt hat. nur ein Betrüger und Erpresser un» nicht der Oberst Lhabert sei — und erschießt sich. Auch dieser Brief hätte sich in solcher Reproduktion, besonders wenn man deu ihr schreibenden Ehabert gleichzeitig am Schreibtisch fitzen steht, außerordentlich gut gemacht. -- E» handelt sich also um ein handfestes, unser gern zu Tränen bereite- Mitleid aus die Folter spannendes Film- drama. besten Anregung Waltershausen kam aus Balzacs Erzählung „Der Mann mit den zwei Frauen". Freilich; Balzac mar Dichter. Waltershausen theatralistert den Stoff. Er ändert auch den Ausgang. Rosine, die so Leben strotzende und Glückbegehrende, erkennt in der Sclbsiopse rung Chaberts die riesengroße Liebe des Kncgshclden zu ihr, und da ihr zweiter Gatte sic ohnehin verstößt, nimmt sie Gift, um an der Leiche Chaberts effektvoll mit dem ersten, ungeliebten Manne im Tod vereinigt nieder- zusinke». Man sieht, dem allbelieblr» Enoch Ardenstofse lasten sich mannigsoche Varianten abgeivinne». Pmchologi scheu Auseinandersetzungen hält allerdings Vieles Stück nicht stand. Die Musik Wallershausens ist. wie schon angcücn- tet, hauptsächlich illustrierenden, »nteisiicichenden »in,rat ters. Sie gestaltet im Grunde nichts, sondern bemüht sich nur, die Vorgänge ans der Bühne in ihrer derbe» Wirkung zu unterstützen und die seelischen Erregungen der handeln den Personen anzudeuten, soweit sic durch Worte nich! zum Ausdruck komme». Es geht alles rasch vorwärts. Nirgends ein sinniges Verweilen, ein lnrischcr Ausklang; immer soll der PulSschlag eines dramatisch explosiven Lebens gespürt werden. Sv gibt es lauter Gewaltakte, Ansschreie. Akzente; wo ja einmal ein melodischer Ansatz sich zeigt, da wird er auch schon wieder von irgendeinem rezitativiichcn Element ab gelöst. Die leitmotiviichc Arbeit fällt ebenso wenig ans, wie hin und wieder die musilalische Beigabe zum Ganzen selbst. Man hört ein dumpscs Grab oder Lodesinofiv Chaberts, ein zarteres Gcsangsmotiv. wenn von dem Lie besglück Rosines die Rede ist. und die mehrfach wirksam zitierte Marseillaise ials Milieumviiienis; im übrigen beschränkt sich der musikalische Pan auf Interjektionen und Untermalungen. Strauß »nd Puecini sind hierin als Vorbilder nicht zu verkennen, obwohl jede direkte Anich nung fehlt. Trotz deS aufgeregte» Charakters ist die Musik nicht schlecht instrumentiert; die Gejangspariicn freilich sind mit »nglaubtichcr Rücksichtslosigkeit gegen die Sänger geschrieben. Was von dem Werke trotzdem an Er freulichem mit nach Hause genommen wird, ist die -Hoff nung, daß Waltershailsen, der wie mir Einzelne unserer Zeit einen eingeborenen musikdramatische» Funken in sich hat. künstlerisch so reifen möge, daß ihn» ein dichterisch wertvolles Buch auch besondere musikalische Eingebungen verschaffen möge. Ein tüchtiges reaUstüches Optimalem darf in ihm ohne Zweifel erblickt werden. Die Ausführung fand nach allen Alten starken Reisall. Sic war glänzend. Herr Soomer staue,e die Titelfignr stimmlich und darstellerisch mit packender Oraü auS: er war ein heldischer Repräsentant der ballndemeichen pioiro des ersten Napoleon. Fräulein Forti, diesmal stimmlich etwas überanstrengt, riß mit ihre, leidemchasl lichen Verkörperung der Rosine, mit ihrer senrig stürm, schcn Aktion zur Bewunderung hi». Ans der undankbaren Tenorpartie Ferrnuds machte Herr B vgel st r o m , was in seinen Kräften lag, der ungeheuren gesangliche» Schmie rigkeiten leicht Herr werdend. Gut repräsentierte Her, Zador den Rechtsanwalt, der nur mehr Initiative eni wickeln sollte. In kleineren Partien standen die Herren Puttlitz und Rüdiger tüchtig ihren Mann. Für eine wirksame Regie hatte Herr d'Arnnls gesorgt, und die König!, musikalische Kapelle leistete unter Herrn Kutzsch- bachS außerordentlich belebter und hingehende, Leitung ganz Vorzügliches. W a l t e r s h a n s c n wurde viele Male gerufen. Dr Georg K a! s c r. Deutsches Reich. Die erste Mitgliederversamm- ung der ncngegründcten Vereinigung der Deut- chen Arbeitgeberverbände findet am 24. Mai in Berlin statt. Kunst und Wissenschaft. Sberst „khabert" von Waltrr»ha>«se«. Znr vorgestrigen Crstanfführnng im König!. Opernhanse. Man komponiert heutzutage alles. Ohne zu fragen, ob da oder dort wirklich zur dramatischen Vertonung geeig nete Stoffe vorliegen, greisen die Komponisten zur Noten- eder, wenn es nur einem in irgendwelcher Hinsicht be merkenswerten Textbuche gilt. Es braucht keine Dichtung zu sein; man begnügt sich schon mit Krtminalberichten, mit .irozeßakten, mit Kinostofsen, deren psychologische Ver worrenheiten und Lügen zwar jedem Einsichtigen sofort ins Auge fallen, die aber, mit Spektakel und den Grausam keiten peinlicher Verhöre in Szene gesetzt, dem vollen Theaterhause einen ncrvenerregenden Abend verschaffen. Ter Musikdramatiker hat nicht mehr den Ehrgeiz, musika lisch mit schönen und wertvollen Eingebungen hervor- trctcn zu wollen: er schiebt die Handlung wie auf einer Ltchtbtldleinivand vor sich her und macht je nach Bedarf, wie hinter einem Wandschirm hervor, ein großes Brim- bcrimn oder sentimentales Gewinsel dazu. Der „Oberst Lhabert" von Hermann von W a l t e r s h a u s e n ist durchaus ein Werk solcher Art und gleichzeitig die erfolgreichste Oper dieses und deS vorigen IahreS. Hier liegt ein Buch vor, das dem durch miserable Kinostücke bereits irregeleiteten Geschmack des Publikums nnss weiteste cntgcgenkommt. Aber zweierlei wäre viel leicht noch möglich gewesen. Sv hätte Waltcrshausen zn ein paar Vorspieltakten auf dem Vorhang mit Lichtbild folgenden Brief erscheinen lassen können: Rußland, Winter 18ll>. „Teuerste Rosine! Du antwortest »lir nicht. Hast Tu meine verzweiflungSvollen Briefe nicht erhalte». In denen ich Dir schrieb, daß ich, der tapfer« Mitgewinncr der Schlacht bei Prenßlsch-Enlau, nicht tot, son dern ans dem Massengrab, In das ich mit gespaltetem Schädel geworfen, wieder aiiscrstandcn bi»? Als Bettler Hyactnth irre ich »un nmlier, da mir niemand glauben will, daß ich der für tot gehaltene -Held Chabert sei. O könnt« ich Dich wieder an« Herz drücken! Ich will alles bransetzen, mich nach Paris durch. Zuschlägen, wo Tu mit einem Worte mir Namen, Rang und Reich tum wicdergeben kannst. Dein armer Chabert/' Dieses wirkungsreiche Verfahren hätte sich später, im dritten Akte, wiederholen lassen können mit dem Briefe, den Chabert im Stücke an Rosines Schreibtisch verfaßt. Der tapfere Offizier findet seine Frau, als er nach zehn Jahren endlich in Paris cintrifft, mit einem anderen Manne in glücklichster, kindergesegneter Ehe vermählt: er will sein Glück znrückerobcrn: Rosine, die den von ihr bis zur Hochzeit mit dem zweiten Gatten totgeglaubten Cha- bcrt, wie sie ihm selbst entgcgenschrcit, nie geliebt hat, ver langt, daß er entsagen und ihr bas Glück lassen soll: und , Chabert läßt dann einen Brief auf dem Schreibtisch liegen 'dcö Inhalts, daß er wirklich, wie Rosine ln ihrer Herzen-- Genoveva. Tragödie in süns Akten und einem Nachspiel von Friedrich Hebbel. (Erstaufführung im Kgl. Scha u sp i c lh a u se.) In der Kette der großen Tragödien Friedrich Hebbels hat das Iugcnddrama „Genoveva" nie einen vollen, reine» Erfolg erzielen können. Auch im Zeit alter der Renaissance Hebbelschcr Dichtungen, zu der die deutsche Bühne seit einem Jahrzehnt gelangt ist, wird es sich schwerlich um mehr als eine ernsthafte literarische Be mühung handeln. Man wird dem Werk, nicht nur durch das Gedenkjahr und die Manenehrung des Dichters be stimmt, immer mit Achtung begegnen: dem, ein starker Wille spricht aus ihm. und das Tiefste Hcbbelscher Kunst tritt auch hier deutlich erkennbar hervor. Aber der Stoff ist so in Qual und Not verstrickt, von so lastender Schwere, daß die letzte Befreiung sich nicht einstcllcn kann. Hebbel selbst hat diese Iugendtragödic stets mit einer besonderen Li^e geliebt, wenn sic ihm auch nie einen reinen, un getrübten Sieg erfocht. Die Gestalt der edlen Psalzgräsin Genoveva, ihr Dul den und Leiden und endlicher Sieg nach schwerem Mär tyrertum steht in der deutschen Sagengeschichtc auf idealer Höhe. Dichter des Mittelalters und der Neuzeit sind von ihr gefesselt worden. Nach der altem Novellenmotiv ent nommenen Darstellung des jtzapuzincrpaters Martin Kochcm ging die Erzählung in die Sammlung von Simrock und Marbach über. Musiker »nd Dramatiker hat Gc»o veva zu Schöpfungen angercgl. Robert Schumann und Bernhard Scholz haßen die Sage in Musik gesetzt — die Dramen von Maler Müller, L. Tteck und Naupach haben beute nur noch ein litcrar-historisches Interesse. Tcr Erste, der heißes rotes Blut in das Sldernctz der Handlung führte, der das himmelblaue Licht purpurn übergroß, war Fried rich Hebbel. Der bohrenden Schärfe seiner Charak teristik konnte die schlichte Einsalt der Lage mit Lieben und Leiben der edlen Genoveva und der schlechthin schm kischen Bosheit des begehrenden und abgewiescucn Gvlo nicht genügen. Für ihn wgrd die völlig reine, schuldlose Frau mit der unwandelbaren Güte zum gottgewollten Opfer der sündigen, verderbten Menschheit. Die tragischen Kämpfe, den Weg von Schuld und Sühne, der das Wesen deS Dramas ausmacht, verlegt er einzig in Golos Brust. Das Stoffliche wurzelt streng, auch bei Hebbel, in'^ mittelalterlich-katholischem Geist — es ist sogar über raschend »nd bewundernswert, wie intensiv -Hebbel das Wesen des Mittelalters und der Legende empfunden hat. Genoveva atmet hier eine Echtheit, wie kam» ein anderes Bühnenwerk deutscher Dichter — diese Echtheit aber ist einem Erfolg feindlich. Geistig steht dagegen das Drama modernem Empfinden ganz nahe; Hebbel zeigt sich schon bier als ein Psycholog, dem alle geheimen Falten in den Seelen seiner Gestalten offenbar sind. Trotz aller gegen teiligcn. nicht beweisbaren Behauptungen sind cs die psychologischen Analysen und die bis zu den nnßersien Grenzen gehende Problembchandlung, die Hebbels Dich tungen für das künstlerische Gewissen unserer Zeit so modern und bedeutfam erscheinen lassen. In dem kurzen Vorwort, das der Ausgabe der „Gc»o veva" 1843 vom Dichter vorauSgeschickt wurde, ist folgende Stelle bemerkenswert: „Wer die Idee des Stückes aifi- gefaßt bat. dem wird nicht entgehen, daß hier eine Hand lung dargestcllt wurde, die vieler Träger bedurfte, weil sie zwischen Tat und Begebenheit in der Mitte schwebt und schweben muß: ihn wird daher die schärsere Entfa-ltung der Ncbcncharaktcre. überhaupt der ganze architektonische Aufbau des Ganzen nicht befremden. Noch weniger wird er fragen: Was soll der Jude'? oder gar: Was soll der Tolle?" Die Erkenntnis der Idee, die Hebbel als mühelos voranSscht, ist für die gewiß nicht leicht, denen das Wesen Hcbbelscher Kunst unerschlosscn ist. Die Grundidee ist der Erlösnngsgedankc — Erlösung der Nn 111S »Dresdner Nachrichten* z «»14» «» Mt. IVX Montag, 14. Avril 1»1» »
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