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Dresdner Nachrichten : 25.07.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192607251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19260725
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19260725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-07
- Tag 1926-07-25
-
Monat
1926-07
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.07.1926
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Sonntag. 25. Jult 1926 — «Dresdner Nachrichten" — Nr. Z44 Seite 5 8. Sonntag nach Trinitatis. Als der Herr einst die unbußsertigen Städte seines Landes schalt, die in ihren Mauer» ein gottloses Leben führten, und wieder einmal mit besonders eindringlichen Worte» und u» Glühen seines heiligen Herzens auf die Greuel der Sünde hinivics, bekräftigte er seine Rede mit dem Zuruf: »Wer Ohre» hat, zu höre», der höre!" lMatth. 11, 15.) Ost ühvn hatte Israel seiner Sünde wegen Harle Worte veriwinnwn — vom ältesten Propheten AnioS an, diesem schlichten Hirten a»ö Thetva, der gleich einem Sturmvogel vor dem Wetter Herzog, bis hin zu Ieremia, dieser IvhanncSgestalt im alten Bunde mit der seinen und zarlen Seele, in der er immer, ehe er austrat unter der Masse, schwere innere Kämpfe anSgesochtcn, um schließlich alles in die heilige Sorge zu fassen: »Wer Ohren hat. zu hören, der höre!" lind als die Apostel mit dem Evangelium in die Welt hinauszvgen, mit der frohe» Bvtschast von der werbenden und vergebenden und erlösenden Liebe, redeten sie nicht nur in weichem, lockendem, gewinnendem, sondern oft auch i» ver- wnndeuden und schneidenden Tone. Paulus zumal, dieser Prophet der große» Städte und der alten Weltlmnplstadt :>toi», das troh seiner Kunst und seiner Wissenschaft und seiner Wasscn dem liniergange cntgegcnrriste, und durch das es hinklang: „W er Ohren hat, zu hören, der höre!" Das lag auch in den Hammerschlägen, unter denen Luther seine Streitsätze an die Schlvßkirche zn Wittenberg hestete, und eS hinausschleuderte in daS seelische Not leidende Land: „Mögen alle die Propheten hinsahren, die da sagen der Ge meinde Christi: „Friede, Friede! lind ist doch kein Friede!" — „W er Ohre» hat. zu hören, der höre!" Wieder dann ii» deutschen Lande, als es in der Gefahr schwebte, zn veräußerliche» und zu verkümmern, und auf den Lorbeeren seiner Bvrfahren ausruhte und wähnte, cS könne ihm doch nicht mehr fehle», obwohl treue, deutsche Männer genug anfslanden, um den deutschen Geist und das deutsche Ge müt bis an die Wurzeln aller deutschen Art hinab zn schützen: »W er Ohren hat, zu hören, der höre!" Und jetzt in der Gegenwart, wenn wir die Zeichen der Zeit prüfe» und daS Brodeln und Sieden und Schäumen der entfesselte» Lcidenschaftc» beachte», die »och schlimmer, noch viel schlimmer sind als die Ueberschwemmnngen, denen ganze deutsche Länderstrccken zur Berwüstung anheimsielen — gott lob. eS fehlt nicht an solchen, die von Kanzel und Katheder herab, in Vereinen, Bersammlniigen und TageSblättern gegen die tauschenden Schleier eifern und zur Besinnung rufen: „Wer Ohren hat. zu hören, der höre!" Wie »ahm Israel diese Warnung aus? Bom Oelberge aus schaute der Herr weinend hinnnter ans die heilige Stadt und klagte er: „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!" lind nur vier Jahrzehnte später brach das Wetter über Jerusalem herein, daß selbst von seinem Tcmoel kein Stein ans dem andern blieb! Wie oft ist der Herr auch unser»! Bvlke in den Weg ge treten und bat er gevssenbart, ivaS ihm frommt, damit eS nicht in sei» verderben hineinrenne, und hat er verheißen, Treue mit Friede» vergelten zn wollen! Aber wenn heute die Sünde ihr siusteres Wesen wieder einmal in großem Stile betreibt, so sammeln sich alle Propheten und Apostel und christlich Ge sinnte» um uns und warnen: „WerOhren hat, zuhören, dcrhvre!" cl>- Des Kindes Sngel und die Eisenbahn Ein Ncichsbahnrat schreibt n»S: „Nicht immer ist die Weubal», Schuld an UnglückSsällen, die sich ans ihr zutragcn; das zeigt ein Borfall, den ich am Freitag am Bahnhof ?re s d e n — F r i e d r i ch st a d t erlebte. Als ich nachmittags R Ubr ans der WaltherstraßcnbrUckc nach dem Empsangs- gebäude ging, stürzte ein kleiner Junge hinter einer Ecke hervor; er war so vertieft in das Spiel mit anderen Kindern, das! er atemlos mit aller Kraft an mich anprallte. Ich packte ilm. sonst wäre er gefasten, und rief ihm zu: „Paß auf, wo du hinrennst; dir kann ja sonst was passieren." Er lies da- vo„. und ich ging die Treppe hinunter znm Bahnsteig. Da tiäbcrlc sich vom .Hanptbnhnlwf her ein Militärzug und lockte eine Monge Kinder als Zuschauer an, die sich über das Gc° laudcr der Brücke beugten und dem Zug entgegen sahen; darunter war auch mein Bekannter von vorhin. Immer näher kommt der Zug, immer eifriger werden die Kinder — da plötzlich, das Herz droht mir still zn stehen, — verliert mein kleiner Junge das ll Übergewicht und ltiirzt in die Tiefe. Eben langt die Lokomotive unter dcr drücke an, der Junge fällt oben daraus und fliegt zur Leite au die Erde. Der Lokomotivführer hielt sofort, obwohl er nicht genau erkannt hatte, was eigentlich ans seine Maschine lielallou war; aber die Suche nach dem Bernnalücktcn war nein Mich, der Kleine war schon aus und davon. Wäre er nur eine» Augenblick früher gefallen, so hätten die Näder ihn reti»»' los zermalmen müssen; auch der geistesgegenwärtigste Lokonwtivfnhrer hätte hier ein Unglück nicht vermeiden könne», To kam der Junge trotz sechs Meter Tiefe wohl mit o:u paar Beulen davon. Die Moral dieses Erlebnisses werde» die sorgsamen Mütter selbst ziehen." bin hundertjähriges Bas-ei-FubilLium. Der Werdegang eines wettberiiymlen Ansfichlspnnkles. Wen» 'in diesen Tagen die weltbekannte Bastei mit den wandersrohen Heimatfreunden wie mit den Reisenden ans aller Herren Ländern rückschauend des Tages gedenkt, da vor Hundes Jahren ans ihrem Felsrückcn vom Staate ein schmuckes Gasthaus errichtet wurde, so kann sie bei dieser Gelegenheit »och zwei andere Jubiläen feiern, wurde doch auch 182« über die tiefe Bastei- ichlucht hinüber zur trntzigen Felssesie des Renrathens eine hölzerne Brücke geschlagen, und zwar ans spärlichen mittelalterlichen Resten von Falzen und Ballenlagern. Und just 75 Jahre sind cs her, da an ihre Stelle die stattliche, kühn gewölbte S t e i n b r ü ck e trat, die noch heute von Rathen her den so vielbegangenen, begneme» Ausstieg zur Bastei ver mittelt. Pietätvoll hat man an der Felswand der beiden Erforscher und Erschließer der heimischen Bergwelt gedacht, Nicolais »nd Gößingers. der Psarrherrcn zu Lohmen und Neustadt. Durch Wort, Schrift und Tat haben diese Klassiker des sächsischen Felien- gebirgeö cS verdient, daß noch heute hier im -Herzen der Säch sischen Schweiz eine Gedenktafel den Fremden Kunde von ihrem Wirken gibt. Wir lesen aus der Marmvrtascl: Dem Andenken zweier ehrwürdiger Männer: Herrn Earl Heinrich Nicolai, geb, zu Berlin den 2«. November I7!»i, gestorben am 18, Dezember 1828 als Pastor ornaritu» z» Kohmen — und Herrn M. Wilhelm Leberccht Götzingcr, geboren zn Struppen am I. September I7!>8, gestorben am 28. April 1818 als Pastor t» Neustadt bei Stolpe». Sie Ware» diejenigen, weiche zuerst die Blicke der stremden aus diese Gegenden leiteten. Durch sämtliche verpflichtete sichrer errichtet Anno 1834. So leicht und bequem, wie heutzutage der Besuch der Bastei durch die modernen Verkehrsmittel, durch Weganlagen und Markierungen gemacht wird, war er freilich »m das Jahr IM nicht. Da fehlte sogar noch jede Verbindung vom Neu- rathcn hinüber zum Bastcifelsen, und die alten Rathener' Führer wie Vater Johne oder Carl August Hering mußten die Dresdner Fremden durch den Amselgrnnd zum Wehlgrund und hier zur Vogcltelle geleiten, wo in einer Schlucht die höchste Treppe Sachsens mit fast Svü Stufen cmporführte zu dem dicht bewaldeten Felsrücken der Bastei, deren Name übrigens viel, viel älter ist als man glaubt. Während man bisher meinte, die Bezeichnung Bastei sei etwa Ende des 18. Jahrhunderts entstanden und vielleicht gleich dem Namen „Sächsische Schweiz" eine Erfindung junger Schweizer Künstler, die hier lebhaft an ihre schöne Bcrgwelt erinnert wurden, hat Obcrstaatsarchivar Dr. Beschorner nach- gcwiesen, daß bereits bei M a t t h i a s O c d e r, dem berühm te» ersten Kartographen Sachsens, der Name „Bastei" vor kommt, und zwar in seinem Bcrmessungsbüchlcin von 1592,99, ivo sich eine Notiz findet, die da lautet: . . . „ein feltz, heißt die bastei . . ." Uebrigens gibt's in unserem Sachsenlande Basteien noch an vielen anderen Orten, so bei Hetzdvrf, am Ameiscnbcrge und aus dem Nvnnenselsen im Zittauer Gebirge, ain Tannenbnsch bei Gottleuba, bei Struppen. Zwiesel, Reinhardtsdorf, Skhwcizermnhle, Copitz, Rosen und Diesbar, aber die Namen können nicht ans ein so hohes Aller zurückblicken wie bet Rathen. Daß das angrenzende Felsmassiv bis zum Mittelalter die Burg Neurathen getragen. haben archivalische Forschungen, Funde, Nachgrabungen, Steinschleudern, Wachpostennischen, Feltentore, Falze, Zisternen und andere Neste längst erwiesen. Wie aber auch in den Notzeiten der späteren Kriege sich hier oben kreisliche Schlnpiwinkel fanden, läßt uns eine in jenen trüben Zeiten in den Felsen eingemeißelle Inschrisl erkennen: l.ttti war ter <zxvo>11 lm lande es kastele viel Geld, Christoph Hase. lAm Neurathcnl. Noch um 1899 sah es ans der Bastei ganz anders ans als heule. Dichter Wald verbarg die eigentlicheü Anssichlsselsen, jenen sestnngsähnlichen, gerundeten Felsvorsprung, der heule das Ziel der Besucher bildet, die sich an dem einzigartigen Blick hinab ans den Strom und die ihn umgebende Felsivelt erfreuen wollen. An Besuchern fehlte es freilich schon damals nicht. Auch nicht an Reisebeschreibnngen Cs sei nur erinnert an die 1792 von dem Geographen Karl August Engelhardt und dem Kupferstecher Veith unternommene Tchwcizreise, über die dann in den „M a h l e r i s ch e n Wanderungen durch Sachsen" mit prächtigen Radierungen berichtet wurde, wo bei bemerkt sei, daß in diesen Heften der Name „Sächsische Schweiz" znm ersten Riale in der Literatur vorkommt. Oder ich nenne hier die Schnkowskyschen Neise- bricfe vom Jahre 1821. Vor etwa 125 Jahren war auf dem FelSrücken dcr Bastei nicht mal ein Hültchcn zu finden, daS den Besuchern Unterschlupf ge boten hätte. Nur an schönen Svm- mcrsonntagcn konnte man hier einige Erfrischungen haben, die von Frauen ans den umliegenden Dör fern fcilgebotcn wurden. Diese erste, primitivste ?lrt der Bastci- bcmirtnng läßt sich bis znm Jahre 1797 znrückvcrsokgen. Bis dann 1812 ein Lohmcncr Fleischer namens P i c tz s ch vom Amte und von dcr Fvrstbehördc die Erlaubnis erhielt, hier oben ein Rindenstiittchcn zu errichten und die Reisenden zu bewirten. Natürliche Felsgrotten wurden verliest und dienten nun als Küche, Keller und Vorratsranm. Böhmische Harfenisten oder Preßnitzer „Fahrende Sän gerinnen" ließen nun auf der Bastei ihre schwermütigen Weisen erklingen. Hirten bliesen aus Schal meien von den Felshörnern und weckten das Echo ringsum. So wur den von Jahr zu Jahr mehr Fremde hierher gelockt, und dcr erste Bastei- wirt machte gute Geschäfte. Da kam die Konkurrenz. Dcr Rathener Erblchnrichtcr Schedlich war cs, über dessen Wirtshaus drunten an dcr Elbe der schon genannte Engelhardt 1792 bittere Klage führt. Ihm gehörte die Burg Ncurathen und der größte Teil der Bastcifelsen. Als sich droben immer mehr Fremde einstellten und sein Erbgericht verödete, ließ er den Zugang zum Neu rathen durch ein Gatlcrtvr sperren und gab den Schlüssel nur seinen Gästen heraus. Weiter erbaute er dann oben aus der Bastei ebenfalls Rinden- und Bretterhütichen und stattete sie sogar mit den damals so beliebten MooSbettcn ans, um die Fremden auch beherbergen zu können. Einige Jahre später trat er seine Grundstücke hier oben an Sen Staat ab. Das Finanzministerium hatte schon lange geplant, auf der Bastei ein GasthanS zn errichten, da bei dem immer mehr zunehmenden Besuch und dem hänsigcn Uebernachten der Fremden, in den zwar hübschen, malerischen Rindcnhäuschcn die Unterkvnimensverhältnisse ans dcr Bastei dringend einer Verbesserung bedurften. Die Grnndstückscriverbnng gab die Möglichkeit, hier oben vom Staate ans einen großen Gasthos Hstot. Walter HaH« i Das Staatliche Kunstgewerbemuseum «Eltasstraßc 84t zeigt lv:> Anlaß öer grvs.cn Aeaq-cltansstcNnttg im Knn'tvcrein setzt eine An.uUg ä>r in seinem Besitz befindlichen englt scheu Aqua relle, die slir gewölinlich nicht ausgestellt sind. Die Blätter stamme» mcottiiS aus den mittleren Jahrzehnten des Iv. Jahrhunderts, die lür Ke Aquarellmalerei in England eine Blütezeit bedeuten. Be tont»,s iulereitaut wird die Sammlung auch durch die Entwicklung des V'Udichqiisacsübls. die sich klier vvn der :llv"iantik bis znm be- liiuiueden gm>'ressia»ism»s vcrsalgcn läßt. Außerdem sei hiu- qcwieieu aus die nmsangreichc Sondcrausslcllung von Ebel- m e > a i l a r b ei t e n iGerät und Schmückt des Dresdner Gold- sil,, e > mr»,»»» Ehrenl e ch n e r. Geüssnct Sonntags von lg bis I Nur, wochentags von ü bis 2 Ubr. Dicnslags und Donnerstags von >2 bis 7 Ubr. Eintritt »nentgelinch. V Nu» ua US stell» »q Mar Sinz. Sond ranssteüung Franz Frankl, Nü e n: Zoiideransstellnng Profeßor Nndols Sicck. v >1» de" G,!erie Arnold sind zurrest »och die in Amerika anf- qcsuudeuen Bv.ItiwGemäldc ausgesiebt, desgleichen Meisterwerke deutscher »mittler, wie: Eorlulb. Feurrbach, Veibl, Viebcimann, Lleiwgt, Trübner, Nbdc »sw. Im kleinen Saal sind neben Böcklin eine Neide ganz bcrnorragender Gemälde vsn Franzosen: Dclaeroir, Deiaiu Npum'an Utrillo »sw. anSaeslellt. -j- Nene Kunst Fides Sirnvestroße ü. Sondernisstellung von Cmil .»olde: Gemälde. Aanarelle und Gravbll. Clnzclwerke von giiqui Abba Ebaaall. Feinlngcr, Hoser, Kirchne- Marc, Nvblss u. a tzliincsische Frübkcrannk. Sonntags geössnct von 1l bis 1 Ubr. Vernarb Shaw in zeitgenössischer Beleuchtung Z u seinem 79. Geburtstag g in 2 0. Jul i. Von Dr. Werner Frey tag. „Shaw bat keinen Feind ans dcr Welt, und keiner seiner Freunde bat 9>n nein." «OScar Wildest lieber einen lebenden Dichter wie den nunmehr 79jäl>rigc» George Bernard Shaw ein zusainmcnfassendcs Urteil fällen, bleibt insofern ein literaigeschichtlichrs Wagnis, behaftet mit dem Llempel kritischer Unzulänglichkeit, als er selbst sein Lcbeuswerk noch nicht als abgeschlossen gellen läßt. Tic Gicuze» seines Wesens sind nicht schgrs nmrisscn, vcru ischcn sich sogar recht häufig bis zur Nntcnnllichteit, Mg» ist ver such! zu sagen, er gliche einem Chamäleon, so bunt und wechsel- voll erscheint das schillernde Farbenspiel seiner Gedanken und Empfindungen. Er ist nicht esnzngliedern, aeickiweige den» cup eine teste Formet zn oiingen, dg selbst so cinsiiiakie Biographen, wie Gilbert Chesterton, Frank Harris und Nie. Cabe, die Antworl schuldig bleibe», was an ihm und seinen rasch in der ganzen Welt verbreiteten Schöpfungen Natur, was Künstelei, was „echte Ucberzengung oder nur ge wollte Parad-mie" genannt werden"- muß. lind da« Selt sam sp ? " g i n D"zs-'k'"''itiker» de» Ek'Kf-r. den Dramatiker in Shaw scriniicrt sei hier nur an Herbert Eulcn- bergs Pamphlet „Anti-Shaiv"j wegen seiner zersetzenden, nivellierenden Wirkung scharf ablehnen, verurteile» und be kämpfen und kann ihm doch nicht jenes Maß von Achtung versagen, daß einem Menschen von seiner geistig-künstlerischen Bedeutung zustcht. Shaw erweist sich, wie Harris einmal bc- » erkt, zugleich als „Wellweiser »nd Gamin, als Egoist und Menschenfreund, Kunsischwärmer und Puritaner". Ter geist reiche Julius Bab erblickt in Shaw den „Erzprvtestanlen", Me, Eabc hingegen „eine» materialistischen Atheisten", Enlen- berg i» seiner erwähnten Streitschrift „einen Hofnarren dcr Zeit", Von der Parteien „Gunst und Haß verwirrt, schwankt sein Charakterbild" also in zeitgenössischer Veleuchlnng. Shaw selbst spottet gelegentlich über sich i» seiner sarkastischen Art: „Ich werde in den nächsten Ni9 Jahren ein Großmogul der Literatur sein." Sicher scheint »ns, daß inan de» Verfasser von „Frau Warrens Gewerbe" und „Pnginalivn", von „Meinch und Uebermcnsch" so schnell vergessen wird wie den der „Törichten Heirat", des „Amatenrsvzialisten" und „Cash.l Bnrons Berns", um nur einige seiner bekannteren Dramen und Romane anzusühre», aber ebenso sicher wird der Dichter dcr wundcrsamcn „Candida", der „Heiligen Johanna" und des „Methusalem", vielleicht auch von „Caesar und Cleopatra" die Jahre überdauern. Auch der äußere Werdegang des Dichters vertäust durch aus nicht immer in vvrgeschriebcnen Bahnen. George ! Bernard Shaw erblickte am 2b. Juli 185« zn Dublin das Licht jdcr Welt. Der Batcr, erst Staatsbeamter, dann Kaufmann und Fabrikant, gelangte Zeit seines Lebens aus keine» grüne» Zweig, die Mutter, der Shaw weit mehr verdankt, wird als resolute, musikalische, freiheitlich gesinnte Frau geschildert. Bei einem geistlichen Onkel lernt der Knnbc die Ansangs- griinde des Lateinischen und empfängt seine weitere Erziehung in einer Mclhvdistcnschnle Der Vierzehnjährige kommt in das Vurea» eines Grunducrmittlcrs und bleibt dort sechs Jahre in bescheidener Stellung. „Meine Bildung »nd Er ziehung," hat Shaw einmal sarkastisch behauptet, „ncrdante ich der Tatsache, daß ich mit II Jahren ans dcr Schule iloh und auch vorher nur Externer war und nicht die Hälfte mcincS Lebens aus das Lerne» non Ausgabe» und Lesen von Schul biic'wrn verwendet habe." 187« geht er nach London und sucht dort jahrelang vergeblich Fuß zn fassen. Seine Freundschaft mit William Archer erschließt ihn, endlich die Spalten der „Pall Mall Gazette". Bald darauf wirkt Shaw als Kunst kritiker der Wochenschrift „The World". Ein paar Vorträge i des englischen Bodenresvrmers Henrn George werden ihm '"in Avlaß e> s!a r lo '-''m,'sstjs-h»r St"dien; die Lektüre d's Marxschcn „Kapitals" beschleunigt sei» Bekenntnis zum Sozialismus. Er wird aktives Mitglied dcr doktrinär- sozialistischen „Fabirgesellschast" »nd betätigt sich vorüber gehend auch politisch. 1888 schreibt er als Musikkritiker für den „Star", 18!ß> bis l89l in gleicher Eigenschaft für „Tbc World", 1895 bis 1898 als Thcatcrtritikcr für die „Satnrdan Review". Inzwischen hat er Charlotte Franccs Paync- Tvwnshend geheiratet, deren beträchtliches Vermögen ihn aller materiellen Sorgen enthebt. Damit beschließt er seine TagcSschriststellerei und wendet sich fortan ausschließlich der dramatischen Produktion zn. Als erfolgreicher Dramatiker durchbricht Shaw bereits mit seinen ersten Werten das starre Schema dcr nach Sardvn- schem Muster völlig sranzösisierten englischen Bühnentcchnil. Um die ganze Traawette der Shawschen Umwälzung zn würdigen, muß man sich vor allcm den lünillerischen Tiefstand des englischen Theaters der Vietorianischen Epoche vergegen wärtigen. Jedenfalls ist Shaws dramatische GesamUeislnug ebenso bedeutend wie sein Krititvermöaen. so daß ibn seine Landsleute mit gewissem Recht den „britischen Möllere" ge nannt baben, da ihm sowohl der liefe geistige Gehalt wie an«: der seingeschlifsenc Humor dieses Franzosen eigen ist. Cs läßt sich allerdings nicht besireilcn, daß Shaws Hang zum Geistreichen, besonders seine behariliclic Ausmalung gewisse" Liebltngsgedanscn hin und wieder den Wert einzeln r Drginen erheblich vermindert bat. wie jg überhaupt hänsi das rationglistischc Clement im Wese» des Dichters übcrwicm, ShawS eiaene Lebensanschannng gipfelt etwa in seinen folgenden Worten: „Das isi die wahre Freude im Leben, zu eine»! Zwecke vci'wcndct zn werden, den man selbst akS einen großen erkennt vollkommen verbraucht zn werden, bevor in<i>: ans den Schutthaufen geworfen wird, eine Kraft dcr Natu- zn sein statt eines fieberhasten, selbstsüchtigen Bündels mm Klagen und Kränkungen, das darüber jammert, die Welt wolle sich nicht ausschließlich der Ausgabe widmen, cS glücklich zn machen," ES spricht hieraus zugleich ein Zweckgedgnke. wie er sich in ähnlicher Fassung im Go tl-eschen „Fansi" s„DaS ist d"' Weisheit letzter Schluß . . und bei Cgrlnle vvrsindct, als dessen offizieller „Platzhalter" Bernard Shaw dem heutig n England ailt. Ist er doch, wie eine begabte eii"1ischc Dichterin, Ada Tnrill, behauptet, nach Carlnle und William Blake „d " einziae Mensch der die Kvnzepiio» des englitGen Charakter- , dank seiner irischen Ader erweitert hat," Zweifellos gehört Bernard Shaw zu den besten englischen Humoristen gster Zeiten und ist noch immer dcr bedeutendste Vertreter deS modernen englischen Schrifttums. Und das b.'saül viel für ein"» §ieb^g'äsi'''g"!i.
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