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SS. Achr-Mtg. ^r 232. V,«u,»«e»a»r »lerleltührl. für Dres den bei raglia» zwei« maliger.^urraguttg (an Sonn, und 2VDtttaaen nur einmal» 2.Ü0 Mt. durch au«ivortiae Aom- miffionäre Mt. Her emmalige» Zu« flellunfl durch die Post NM.tohne Bestellgeld». Dt« den Lesern von Dresden u. Umgebung am Tage norher zu- gestellten Abend Aus - gaben erhalten die au« - württgen Bezieher mit der Morgen-Lus-abe Zusammen zuaestelu. Nachdruck nur mit deut licher Quellenangabe 1„Dresd. Nachr."» »u- »ssttz. — Unverlangte Manuskripte werden nicht aufbevahn. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 11 . 201»« » 8601. Sonntag» 22. August 1S09. Druck und Verlag von Liepsch L Reickardt in Dresden. Lvo. NUed-vdovolsSe «o. KÜ0. Linrelverünuk llrvuj«», KtwrilttS. Anzeige«-D«r1» U Uhr. Lonnrags nur Mairenstraße non l l ln ' I I!.,r D'« « a. N ^tlbkn, 2k» Ps., Kamillen ).achruhtcn au Dresden 2ü P» Ge'chast', An^eigcn a»f der Privatstitc ^eilo Utt P,.; di- zweispaltige Zeile o. rerlicite düPs. — .zn .'iuinmcrn nach Soun u »>eiertagen ble einspaltige <tzruud« -eile 30P'.,au, Privat« stne 4U Ps., Familien« Nachrichten a Dresden die Grundze:lr2äPf. — Atläwäritge Aufträge nur gegen Vorausbe zahlung. - Jede-, Be« legdlatt kostet IN Pt. Hauptgeschäfts st rlle: Mariciistraße 88i 40. ^scisi-rsil stlsuksilsn i- ILranI«»eIit«ri» u°-i r » SeleucktUllg,-t;egen,tSllcken. L»»Ltnsr»»»v LL 2acherlin «»bav ,rr»v i,r Ik«»r«4io»r, »vo ^»»slicinszor». kolnsts u. ftiiläostk aller loiietiö- — — 8tzik6n! 0ne»ck«n gutdmsno'L ch» <li» derte kill'6»a leint 8M23riz. UM Utz Loodkom pkikiliniori. 2u iladkil ln g.11. öiasoiü. (r680ilLtt6I1. KsottLfllgs ilurmkl iioeii Mftsk lisulisllvn in §; ll llpooo Upkf Naritzll8tr. 20. L UVLLAV« vll. ^slitStsli. zvlil!« snnrsl'oi'llnntiil:!, diliigk ki-sins. »- n. nvssv DIi.NI., E- :s «»Ke...' ILrr? srtige Lefsv. Mutmaßliche Witterung: Etwas kühler, veränderlich. Der Dresdener Rennverein veranstaltet heute sein 1000. Rennen, dem auch der König und die Prinzen beiwohnen werden. Eine kaiserliche Kabinettsorder betr. militärische Ehren gerichte und Verhütung von Zweikämpfen wird dem nächst bekannt gegeben. Vom 23. bis 28. August tagt in Berlin der 5. Inter nationale Aerztckongreß. In Stockholm rechnet man mit der Beendigung des Generalstreiks am Dienstag. Roosevelt beabsichtigt, die deutsch-amerikanische Aus stellung 1910 in Berlin zu eröffnen. flaut «ler ftogerenkvpnotftmu; enirMd ab? Moltke hat gesagt, es würde ein halbes Jahrhundert vergehen, ehe an einen dauernden Ausgleich des durch den Arie« von 1870/71 zwischen Deutschland und Frank reich geschaffenen Gegensatzes zn denken sei: so lange mühten wir stramm Gewehr bei Fuß auf -er Wacht stehen, um jeden Augenblick gegen einen plötzlichen gewalt samen AuKbruch der Revanche stimm u»rg, gegen den Eintritt des „psychologischen Momentes" wohl- vorbcrcitct und gcwapvnct zu sein. Von der durch den groben Schlachtendcnkcr und -lcnkcr vorausbestimmten Frist sind inzwischen bis aus eine kurze Spanne vier Fünftel verstrichen, ohne dab es zu einer Katastrophe ge kommen ist. Schwerwiegende Krisen freilich hat cs g?nug gegeben, von der Schnäbele-Asfärc des von bedroh lichem Kriegslärm ausgcpcitschtcn Jahres 1887 bis zu dem maroktanischcn Gewitter des Jahres IM-',. Immer aber wurde das bereits halb gezückte Schwert im letzten Augen blick in die Scheide znrückgcstoben, nachdem das Bewutzt- scin der furchtbaren unabsehbaren Verantwortung, die ein bewaffneter Zusammenstoß zwischen Deutschland und Frankreich mit seinen den gesamten europäischen Frieden in Mitleidenschaft ziehenden, kulturvcrwüstenden Folgen auf die Schultern aller Beteiligten haust, den Sieg davon- getragcn und insbesondere die bei jeder solchen Gelegen heit von den berufenen deutschen Faktoren zur Schau ge tragene Mäbtguirg und Besonnenheit die Bahn zu einer Verständigung frei gemacht hatte. Gerade in den letzten vier Jahren seit -er friedlichen Beilegung der marokka nischen Krise ist auch für das internationale Verhältnis Ler beiden Nachbarstaaten noch mehr erreicht worden, als das bloh negative Resultat der Stichtentsesselung der KriegSfuric. Es sind greifbar positive Fortschritte nach der Richtung eines besseren gegenseitigen Verständnisses ge macht worden, unter deren Einwirkung die frühere», bestenfalls kühl-korrekten Beziehungen zwischen der deut schen Kaisermacht »nd der dritten Republik die Form einer achtungsvollen -Höflichkeit angenommen habe», wie sie den Vorläufer einer allgemeinen Annäherung zu bilde» pslcgt. Zu den mehrfachen Vorgänge», die von dieser günsti gen Wendung Zeugnis oblegen, hat sich in diesen Tagen ein Ereignis gesellt, das seinem ganzen Eharakter nach wohlbcgrüiidctcii Anspruch auf hervorragende Beachtung erheben darf. Zum ersten Male haben deutsche Offiziere in Uniform auf französischem Boden an einer offiziellen militärischen Feierlichkeit, der Enthüllung eines deutsche» Kriegerdenkmals bei Mars la Tour, teilgcnommc», ohne dab fick» auch nur der geringste peinliche Zwischenfall er eignet hätte. Dieses Vorkommnis ist nach verschiedenen Richtungen hin bemerkenswert. In erster Linie ist es als ein entschiedenes Zeichen der cingetretencn Besserung in den dcutscki-sranzüsischcil Beziehungen, zu bewerten, dab die Regierung der dritten Republik sich überhaupt dazu ent schlossen hat. die Erlaubnis zu einem öffentlichen Auf treten deutscher Offiziere in Uniform innerhalb des fran zösischen Staatsgebietes zu erteile». Noch vor weniger als einem Jahrzehnt rväre jeder Versuch zu einem solche» Entgegenkommen der sranzö,Ischen leitende» Kreise in der Pariser Presse auf das schärfste zurückgewicscn worden und hätte eine» Sturm chauvinistischer Leidenschaft heraufheschworcn. Heute dagegen m»b man sagen: „Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein!" Die gesamten Verhandlungen über die Sache haben sich iu grösster Ruhe zwischen Berlin und Paris ab gespielt: die republikanische Regierung machte keinerlei hartnäckige Schwierigkeiten, es ging alles nach Wunsch, »nd in der Presse wurde kein Alarm geschlagen. Dieser geräusch losen Eiiilcitnng des Ereignisses entsprach auch sein Ver laus. in dem als zweites bedeutsames Moment der bei fällige Empfang der deutschen Offiziere durch die fran zösische Bevölkerung in die Erscheinung trat. In den Be richten wird ausdrücklich hervorgehoben, daß die in sran- zösischer Sprache gehaltene Rede des Majors vv» Zedlitz vvn den Versammelten mit „begeisterten Bravorufen" a»s- genomjnen worden fei. Gerade in diesem Umstande mutz ein besonders wertvolles Unterpfand sür eine dauernde Besserung der deutsch-französischen Beziehungen erblickt werden: denn in letzter Linie sind es doch immer die in der Volksseele selbst wurzelnden Snmpathien und Anti pathie». die über Freundschaft und Feindschaft im inter nationalen Verkehr der Nationen die Entscheidung füllen. Dabei ist unverkennbar, daß die chcvalercskc Art des Sich- gebens unserer deutschen Offiziere und die von den fran zösischen Zuhörern gewonnene Erkenntnis von der Aufrich tigkeit der in -er Rede des Majors von Zedlitz ausge drückten Empfilrdungen sehr wesentlich zu dem harmoni schen Ausgange der Angelegenheit beigctragen haben. End lich verdient auch noch die freundliche Aufnahme hervor gehoben zu werden, die der Vorgang in -er französischen Presse sindet. Man rühmt den Takt und die Diskretion, womit die Angelegenheit von beiden Regierungen und ihren diplomatischen Vertretern cingeleitet »nd durchgc- führt wurde, und zvllt insbesondere der ritterlichen Huldi gung des Majors von Zedlitz vor den gefallenen französi schen Kämpfern unverhohlene Anerkennung. Der „Figaro" erklärt, die Zeremonie habe einen „Stempel der Größe" getragen, der bei allen Teilnehmern tiefen Eindruck hinter ließ. Nur geflissentliche Schwarzmalerei und grundsätzliches Uebelwollcn hüben wie drüben könnten angesichts der überzeugenden Sprache, die solche Taftachen reden, den Versuch unternehmen, die augenscheinlich günstigere Ge staltung der deutsch-französischen Beziehungen abzuleug nen. Aus deutscher Seite nehmen wir vvn den veränder ten Gesinnungen der leitenden Kreise und der öffentlichen Meinung Frankreichs um so lieber Akt, als unsere Politik sich niemals vvn irgendwelcher Animosität gegenüber unse ren westlichen Nachbarn hat beherrschen lassen, sondern stets den größten Wert auf die Abdämpfung des in den Er eignissen von 1870 wurzelnden Gegensatzes und auf die praktische Betätigung der Erkenntnis gelegt hat, -atz eine üeutsch-sranzösische Verständigung die gesamte internatio nale Situation mit einem Schlage iu der vorteilhaftesten Weise umgestalten und insbesondere auch die Gefahr eines deutsch-englischen Zusammenstoßes auf Las Mindestmaß der Wahrscheinlichkeit hcrabdrückcn würde. In je höherem Maße aber die Regel gilt, daß eine »ölligc Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich ein Ziel ist, „auss innigste zu wünschen", desto sorgfältiger müssen mir auch daraus bedacht sei», uns nicht durch illusionäre Vorstellun gen zn einer ttebcrschätzuug der wahre» Lage verleiten z» lasse», weil dadurch unser nationales Urteil eine Trübung erfahre» und wir uns der Möglichkeit vvn Enttäuschun gen anssctzcn würde», die dann nur zu leicht eine »m sv größere Gereiztheit zur Folge haben. Es gilt alsv, unbe schadet aller Anerkennung der vorhandenen Ansätze zu einer deutsch-französischen Annäherung, sich den ruhigen Blick auch für diejenige» Momente zn bewahren, die das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich noch ferner zn einem nicht völlig normalen stempeln, wie cs zwischen wirklich auf frcuudnachbarlichcm Fuße stehenden Staaten üblich ist Nach dieser Richtung fällt von iicucren Offenbarungen der alten unfrenndlichen Stimmung ge wisser sranzösischer Kreise gegen Deutschland vornehmlich die Kundgebung des Oberstleutnants Rousset i»S Gewicht, die in de» letzten Tagen durch 'das führende liberale Blatt Wiens zur allgemeinen Kenntnis gebracht worden ist. Der genannte französische Offizier liattc sich vor einiger Zeit mit dem General LangloiS, dem künftigen Oienera- lissimuS für den Kriegsfall, »ach England begeben, um sich von den Leistungen der neuen britischen Territorial armee mit eigenen Augen zu überzeugen, und er benützte die Gelegenheit, um sich in recht ungeschminkter Weise über den eigentlichen Zweck des französisch-englischen Einver nehmens auszir lassen. England soll danach für die erste entscheidende Schlacht in einem abermaligen deutsch.sran- '.Eschen Kriege den Franzosen ein Korps von 100 000 Mann zur Verfügung, stellen, mit dem zusammen die sranzösischc Armee „Teutirhland an der Grenze a» der Gurgel packen kann." ES braucht nicht besonders betont zu werden, daß eine derartige Sprache hervorragender deutscher Heersührer gegenüber Frankreich einfach iu den Bereich der Unmöglich kcit gehört. Wenn die deutsche Presse vvn der Sache ivenig Aufhebens gemacht hat, so beweist das lediglich die Starte des auf unserer Seite bestehenden Friedenswillens und die Fähigkeit der nationalen Selbstbeherrschung, die wir be sitzen. In den Orkus der Vergessenheit dürfen wir aber deshalb derartige Kniidgebunge» um so weniger versenken, je mehr gerade jetzt die marokkanische Frage ansängt, sich wieder zu verwirren, und auf französischer Seite im An schluß daran Symptome hervvrtrete», die von der Herr- ickmft desselben Geistes, 'der in den Ronsseft'chen Aeußerun- ge» lebt, Zeugnis nblegeu. Der „Evurier du Maroc", ein Organ, in dem die Meinung der „zielbewußtcn" marokka nischen Partei in Frankreich zum Ausdruck kommt, fordert die Regierung der Republik unverblümt auf, in „ganz Marokko" die „Sprache der Kanonen" zu führen, und nennt die Algeciras-Aktc ein „elendes Papier", dessen Zerreißung viel zu viel Mühe und Arbeit erfordere. Auch solche Erscheinungen müssen wir im Ihrige be halten, wenn wir die Zeichen der Zeit richtig deuten nwllen. Damit soll freilich nur gesagt sein, daß wir uns nicht durch die versöhnlichen Einschläge in dem deutsch-französischen Verhältnis, wie sic die neueste Entwicklung hcrvorgcbracht hat, in den salschcn Glauben cinlullen dürfen, als sei nun mehr alles in schönster Ordnung, so daß die „westmächtlichc Allianz" mit ihrer antideutschen Tendenz bereits als ein überwundener Etandpnnikt zu betrachten rväre und der An bruch einer deutsch-srauzüsischcn VersöhnungSära unmittel bar bovorständc. Im übrigen aber wird kein verständiger deutscher Politiker feine lebhafte Genugtiiung über Vor gänge und Erscheinnnge», wie sie aus Anlaß der Denkmals- enthüllung bei Mars la Tour zutage getreten sind, zurück- halteu. Vielmehr sind alle deutschen patriotischen Kreise in dem Wunsche einig, daß das Werk der dentsch-sran- zvsischen Annäherung auch ferner gute Früchte zeitigen möge, Soweit es durch deutsches Entgegenkommen inner halb der durch unsere nationale Ehre und unsere realen Interessen vvrgczeichneten Grenzen gefördert werden kann, dürfen unsere westlichen Nachbarn unserer loyalen Bereit willigkeit zur Beseitigung etwaiger Mißverständnisse und Verstimmungen sowie zur Benutzung aller Gelegenheiten zum sreundschastlichen Zusammengehen mit Frankreich, Sie sich sowohl aus kolonialem Gebiete, wie in der aus wärtigen Politik erfahrungsgemäß an zahlreichen Stellen bieten, nach wie vor versichert sein. Neuerte vrahtmeiaungen vom 2l. August. Das Programm des Bancrnbnudes. Berlin. lPriv.-Tel.j Die Wirtschaftspolitik des Bauernbundes hat dessen kürzlich gewählter Ge- 'chäftssührer, der Rcichstagsabgevrducte Dr. Boelnnc, in einer Mitteilung an ieiuc Marimrgcr Wähler also defi niert: Ter Bauernbund sieht, wie der Bund der Landwirte, aus schutzzöllnerischem Boden und wird im Gegensätze zum Bunde der Landwirte nicht nur für de» notwendigen Schutz der laiidivirt'chnftlichci, Produktion gegenüber der über seeischen Kvntnrreiiz cintrctc», sonder.i auch de» bisherigen im bäuerliche» Interesse liegenden Kamps gegen über mäßige Latisnndienbildung für innere Kvlvnisativn aui- nehmcn. 5. Internationaler Aerztckongreß. Berlin. lPriv.-Tel.s Zu dem S. Internatio na l e n A e r ztek v n g rcß , der vvm 23. bis 28. August im Reichstagsgebände tagen wird, sind mehr als AM Teilnehmer gemeldet. Eine große Zahl auswärtiger Re gierungen lEngland, Frankreich. Oesterreich-Ungarn, Ruß land »sw.» habe» Delegierte entsandt. Vorsitzender ist Professor Waldcyer. Der Kongreß besteht aus 12 Sektio nen. Als Kongreßsprachen gelten deutsch, englisch, fran zösisch und iranisch. Die Eröffnung des Kongresses sindet Montag, den 23.. vormittggs IO Uhr, im Sitzungssaale des Reichstagsgebäudes statt. Daran schließt sich die Er öffnung der mit dem Kongreß verbundene» Aitsstcl- lnng, deren wissenschaftliche Abteilung allein von 13t Aussteller» aus den verschiedensten Staaten beschickt ist. Azn Mvntaa abend wirb der Magistrat von Berlin die Kongreßicilnchmcr im Rathansc bewillkommnen. Lnstschisfabrt. Bcrrtn. lPriv.-Tel.s Gras Zeppelin will mit seinem Luftschiff Sonnabend, den 28.. nachmittags S Uhr, hier eiiitressen, ovransgesetzt, daß die Witterungsvcrhäli. nissc nicht eine Acndcrung dieser Disposition bedingen. Aus