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Dresdner Nachrichten : 27.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189909272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990927
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-27
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.09.1899
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. — Au» dm weiter«, Berathungen de» VerbandStage» de» Allarmeinen Sächsischen LehrervcreinS in Leip- ria ist hervor,ubeben. daß die Erwerbung der Mitgliedschaft der Lehrer-Spar» und -Vorsch,«klaffe den junge» dlenstpsticktiaen Lehrern nach Kräften ermöglicht werden soll. Ferner wurde der Entwurf für die neuen Satzungen deö Vereins mit kleinen Ab änderungen angenommen. EI» Antrag, an das Kultusministerium eine Petition um Abänderung der gesetzliche» Bestimmungen über die Schulaesundheitspfiege zu richten, wurde für das nächste Jahr Mückgeslellt. Bei der Vorstandswahl wurden von den bisherigen Vorstandsmitgliedern 7 Herren wiederaewählt, während sür Ober lehrer Bocke-Leipzig und Oberlehrer Lindner-Chemnitz, welche die Wiederwahl ablehnte», die Herren Gelfert und Nebel in Chemnitz gewählt wurden. Von Sr- Majestät dem König und von dem Kultusminister Herrn Dr. v. Scudewitz gingen Bcgrnßuiigs- telegramme ein. In der gestrigen zweiten Hauptversammlung hielt Herr Direktor Dr. Schilling-Zwickau einen Vortrag über Lehrer bildung und fremdsprachlichen Unterricht n»d stellte folgende» Leitsatz auf: „Die allgemeine Bildung der Vvlksschullchrer muß einer höheren allgemeinen Bildung entsprechen, und im Seminar muh lateinischer und französischer Unterricht ertheilt werden" Der Leitsatz wurde oa bloa angenommen. — In einer Nebenversamm- lung wurde beschlossen, eine» Verein der sächsischen Fortbildnnas- schullehrer zu gründen, der sich als Unterverband dem Deutschen Verein zur Förderung des Fortbildungsschnlwcsens anschließen soll. — Leipzig. 26. September. Einem gegenwärtig hier zum Besuch aushältltchen Herrn ist entweder in Mü> che» oder aus der Fahrt von dort hierher eine braunlcderne Brieftasche mit 1800 Mk. in 18 Hundertmarknoten aus der inneren Tasche des Rockes ge stohlen worden. — In Wurzen hat unter Theilnahme der Kapitularen Dr. Theodor Friederici, v. Oiiandt, Dr Vanmgärtncr und Geh. Rath Lepsins am Sonnabend und Sonntag ein Konvent des Dom kapitels staltgesunden, ans welchem als erwähnenswerth die Auf nahme eines neuen Kcipitnlars. des Dr. A. Wendlcr, Leipzig, sowie die Vornahme der Wahl eines Vertreters zur Ersten Stände kammer aufzufuhreu ist. Diese Wahl fiel aus de» Kapitular Dr. Theodor Friederici. Eine ganz besondere Bedeutung aber gewann der diesjährige Konvent dadurch, daß auf ihm zum ersten Male nach den rm Juli d. I. genehmigten neuen Kapitclstatuten ver handelt wurde. Am Sonntag Vormittag schloß sich an die Be- rathnngen ein feierlicher Kirchgang der Tomhericn in AmtStracht und am Nachmittag ein Konventsmahl. Fortsetzung des örtlichen Tlieiles aus Seite 4 und ». Tagesgcschichte. Deutsches Reick. Aus Malmö wird vom Montag ge meldet: Nach der Nachmittags in BoekcbergSstactt abgehaltenen Jagd kehrte der Kaiser nach Skabersjö zurück, wo die Ankunft kurz vor 7 Uhr Abends erfolgte. Von dort snbr der Kaiser alsbald nach Malmö weiter und begab sich unter stürmischen Ovationen einer großen Volksmenge an Bord der „Hoheiizollern". Die „.Hoheiizollern" mit dem Kaiser an Bord ist Montag Abend 16 Uhr von Malmö nach Danzig abgegnngen. Der bäuerische Prinzregent hat von Hinterstein lAllgäu) nachstehendes Telegramm an die Kaiserin nach Berlin ge richtet: „An Ihre Majestät die Kaiserin Auguste Viktoria zu Berlin. Euerer Majestät bekannter edetmüthiger Gesinnung ist der Gedanke entsprungen, den Centralnusschnß der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz mit der Veranstaltung einer Sammlung von Geldspende» für die durch die jüngste Hocbwaiielknlastrvvhe so hakt betroffenen Bewohner des bäuerischen Alpcn-Vorlandes zu bccntsttagc». Ich bin durch Euerer Majestät warme Antheilnahme an' diesem schweren Schicksalsschlaa nicht minder wie durch die zu Herzen gehenden Worte, mit welchen Euere Majestät an das all gemeine Mitgefühl appelliren, auf das Tiefste gerührt und fühle mich gedrungen, Euerer Majestät hierfür meinen innigsten Dank anszusprccheii. Daß Se. Maiestät der Kaiser und Euere Majestät persönlich in so hochherziger Weise sich an dem allgemeinen LicbeS- iverk bethciligen. wird bei der bäuerischen Bevölkerung die Gefühle besonderen Dankes erwecken, lgez.) Luitpold." Zur Straßburger Kaiscrrcde schreibt Abgeordneter Hofprcdigcr a. D. Stöcker in der „Deutschen Evangcl. Kirchcnztg.": „Man erinnert sich dabei unwillkürlich der ganz anders lautenden Aeußerungen vor drei Jahren über die politischen „Herren Pastoren", die ein Unding sind und mit der Politik nichts zu schaffen haben. Hier fordert der Kaiser von „den cdeln Herren der Kirche" mehr, als sie beim besten Willen leisten können. Denn eS ist einem Diener der Kirche völlig unmöglich, mit seiner ganzen Arbeit die Achtung vor der Krone und das Vertrauen zur Regierung zu be festigen. Was ist nun aber die wirkliche Meinung des Kaisers? Olme politische Thätigkcit kann man das Vertraue» ans die Regierung nicht fester und fester gründen: es ist zu diesem Zwecke zweifellos nölhig. die Regierungsmaßregeln zu betprechen, zu vcr- theidiacn, zu billigen. Nun würde doch gewiß dem Kaper ein Unrecht zugesiigt, wenn man annelnnen wallte, er hätte die elsässischrn Geistlichen, weil sie zum größten Theil katholische Priester sind, als cdele Herren bezeichnet und zu politischer Arbeit ausgernscn. während er die evangelischen ...Herren Pastoren" von der Politik zurückhalte. „dieweil sie das nichts angehc" Wir stehen also vor einem Räthsel. das nur zu löten ist. wenn wir annchmen, daß der Kaiser seine Meinung berichtigt hat." Das Neu - S tre l i tz e r .HosmarschaUnmt macht bekannt, daß der Gr oßh e rz o g die ans Anlaß seines 8V. Geburtstags von vielen Seite» in Aussicht genommene Feier dankend ablchnt, da seine Kräfte den damit verbundenen Anstrengungen nicht gewachsen sein dürsten. Wie die „B. N. N." hören, ist das Befinden des Finanz- Ministers v. Miguel noch keineswegs so befriedigend, daß er das Zimmer verlassen kann. Dem französischen Kapitän zur See Manccron. dem Kommandanten des vom Kaiser aus seiner Nvrdsccrcise seinerzeit besuchten französischen Schulschiffes „Iphigenie", ist der Rothe Adlerorden 2. Klasse verliehen worden. Die Deutsche Friedens-Gesellschaft veranstaltete in Berlin im großen Saale des Langenbeck-Hautes eine Protestvcrsammlung gegen den drohenden Tra n s v a a l kr i e g. die nur schwach besucht war. Nach einleitender Begrüßung durch den Vorsitzenden, Dr. Max Hirsch, hielt Dr. Heinrich Fränkel einen längeren Vortrag, in welchem er das Unberechtigte dieses Krieges darlcgtc, bezugnehmend aus die Haager Friedcnslonsercnz. Redner bczeich- ncie den Krieg als einen Eroberungskrieg und ein Verbrechen gegen die Civilisation. stieben der Vernichtung zahlreicher Werthe würde der Krieg auch ein äußerst blutiger werden durch die Empör ung der wilden Stämme Südafrikas gegen die Europäer. Wohl habe es schon Kriege Englands niit fremden Völkern vorher ge geben, aber noch nie habe es sich um einen Entscheidnngskanipf wie diesen drohenden Krieg gehandelt. Die Forderungen Englands seien erfüllt bis auf einen Punkt: die nationale Unabhängigkeit. Referent schlug dann eine Resolution vor, dahingehend, daß die deutsche Rcichsregierung unverzüglich die geeigneten Schritte thun möge, um eine schiedsgerichtliche Schlichtung der Streitfrage Wischen England und Transvaal hcrbeiznsühren. In der folgenden Diskussion wies ein Redner auch aus die Verwirrungen des Geld marktes und der Industrien hin Schon im Interesse der Arbeit und der Arbeiter sei dieser Krieg zu vermeiden. Die Resolution wurde einstimmig angenommen. Zur Vorgeschichte der „ZnchthauSvorlag e" erzählt die Mannheimer nationalliberale „Badische Landcsztg. , indem sie die Haltung des Abg. Basscrmann zu venheidigen sucht, u. A. Folgendes: „Es hat sich inzwischen bestätigt, daß Graf Posadowskp dje Einwendungen von Vertretern mehrerer Bundesstaaten weniger mit sachlichen Motiven, als gerade mit dem Hinweis auf die Oehnhausener Rede entkräftet hat. Es soll heute nicht davon die Rede sein, ob und in welchem Grade ein solches Verhalten der kaiserlichen Rathaeber den Anforderungen ihres Amtes entspricht. Wohl aber muß mit aller Entschiedenheit in Abrede gestellt werden, daß nationalliberale Volksvertreter solchen Erwägunge» zugänglich sein könnten. Im Gegentheil halten wir es für sehr begreiflich, daß der Argwohn, cS hätten der Sache selbst fern liegende Gesichtspunkte die Herstellung des Gesetzentwurfs beein flußt. eine große Anzahl von Liberalen ihm von vornherein ab geneigt gemacht hat. Die 45. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner wurde in Breme» im großen Saale des Künstler- Vereins mit einer allgemeinen Sitzung eröffnet, in welcher Schul rath Pros. Saiidkr die Versammlung als Vorsitzender begrüßte und Bürgermeister Schulz als Präsident des Senats die Grüße der Stabt Bremen übervrachtc. Eine internationale wissenschaflllche Luftballon fahrt «Kd am 4. Oktober wiederum stattsmden. Zn gleicher Zeit werden sowohl in Berlin wie in Gtraßbur» t. E , Pari» und Petersburg Luftballon» aufftekaen. Aus die Resultate dieser öfter schon statt« gehabten Fahrten legt man in wissenschastlichen Kreisen großen Werth. Ein klägliches Resultat lieferte in Köln die Einjährig- Freiwill lg en-Prüfung, indem von 48 Bewerbem nur 5 das Zeugniß der Reife erhielten. Außerdem hatten sich vier Kunsthandwerker gemeldet: über diese entscheidet der Obcrpräsident. Das Mosse'sche Witzblatt „Ulk" hatte kürzlich die katholische Religion in einem „Gedicht" beschimpft, das sich den unsläthigsten Leistungen auf diekem Gebiete würdig anreiht. Mit vollem Recht war in der katholischen Presse mit den allerichärssten antisemitischen Worten dagegen Verwahrung eingelegt worden. Dielcs scharfe Borgehen hat nun auch bewirkt, daß die „Mitlheilungen ans dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus" ihre „schärfste Zurück weisung" gegen den Mosse'Ichen „Ulk" anssprechen. Wir bezweifeln, schreibt dazu die „Koni. Korr.", daß die „Judenffhutztruppe" sich zu einer solchen Zurückweisung entschlossen haben würde, wenn die Angriffe des Mossc'ichen Witzblattes gegen die evangelische Kirche gerichtet gewesen wären. Bis jetzt wenigstens habe» wir nicht wahrgeiiomincn, daß die „Mitlheilungen", wie jetzt, den wirklich ungewöhnlich scharfen antisemitischen Aeußerungen der katholischen Presse negenübcr. zugegeben hätten, es sei „kein Wunder", daß solche jüdische Leistungen „nach Gebühr" gewürdigt würden, wenn evangelische Zeitungen in ähnlichen Fällen sich nenöthigt sahen, den Juden ihren Standpunkt klar zu machen. Die Jndensckntz- trupve treibt eben eine» Anti-AntisemitiSmus mit doppeltem Bode». Mehrere sozialdemokratische Münchener Arbeiterführer hatten im Juli in öffentlichen Versammlungen die sogenannte „Zucht- hanSvocIage" ein Schandgesetz genannt. Vom Schöffengericht zu je 20 Mk. Strafe verurtheilt. lecstei, sic Berufung ein und wurden vom Königl. Landgericht München I frcigesproche». Zurückweisungen jüdischer Mädchen von höheren Pribcst- Töchtcrjchulcn sind, besonders im Westen Berlins, in den letzten Wochen bei den Anmeldungen für das Winterhalbjahr wiederholt Vorgckvmme». I» der letzte» Repräsent,niten Veriammlmig der indischen Gemeinde ward n. A. ein Schreiben einer Schul voistehcrin verlele», die zwar die Ausnahme von Schülerinnen mosaischen Glaubens nicht grundsätzlich ablchnt. aber erklärt, jüdische Mädchen nur dann zulaffen zu können, falls sie von der nennten bis zur ersten Klasse regelmäßig am christlichen Religions unterricht tlicilnelnneii würden, um so die einheitlich im christlichen Geiste geleitete Erziehung an der Anstalt nickt zu gefährden. In Tarmstcidt ist eine große Anzahl russischer Geheimpolizisten ciiigctrosfe». Sie »aben sich iosort nach dem Jagdtcbloß Wolss- gniten begeben, wo die russische Ka i s erfa m i l i e mehrere Wochen wohnen wird. Schloß und Umgehung Wvlssgarten sind gegen die Außenwelt nbgeschosse». und zur Ueberwncdung des ParkS sind außer eine», starken Aufgebot von. Gendarmene auch noch Kavallerie für den Tagesdienst und eine Kompagnie In fanterie für de» Nachtdienst heraugezogeii worden. Oesterreich. Fürst Liechtenstein lehnte die KabinetS- bilduiig ab. da er für sei» Programm: Aufhebung der Sprachcn- vcrordnnngcn und sprachliche Gleichverechtignng der Deutschen und Ezechen in Böhmen, ans Grund nationaler Abgrenzung, zwar die Polen und die Klerikalen gewonnen hatte, aus der Linken jedoch nicht die iiothige Unterstützung fand. Ma» rechnet letzt mit einer Kombinulion Clar» oder Aerenthal oder angeblich sogar der Rückbcrusnnst Thnn's <?!). Die Kombination Liechtenstein gilt als vollständig ansgegcbcii. Fürst Liechtenstein reiste nach Steier mark ab. Ehlumeeky wurde vom Kaiser empfangen Der . stk. Fr. Pr." zufolge soll nunmehr ein Bcamtenministcriiim mit Chlun> eck v an der Spitze gebildet werden. Fürst Ferdinand von Bulgarien traf gestern Vormittag 16 Ubr in Wien ein und wurde ans dem Bahnhof von dem als Ehrendienst bei ihm kommcindirte» Kvrpskominandanten Grase» Uexknell-Gullcnband. dein Statthalter, sowie anderen hohen Pertöiiiichkcitcn empfangen. Der Fürst schritt die Front der Ehrcnkompngilie ab. deren Kapelle die bulgarische Hvnine spielte. Sodann erfolgte die Falirt zur Hofburg, wo der Fürst als Gast des Kaisers abstieg. Um N Uhr empfing der Kaiser den Fürsten in besonderer Audienz. Bald daraus erfolgte der Gegenbesuch des Kaisers. Das Executivkomitce der böhmischen national-freisinnigen. Abgeordnete» genehmigten den von Herold »nd Pacak erstatteten i Enalnnd i» den Arni zu Bericht über die Tragweite der durch die M i n i st er k r i s e ge-! hinsichtlich Deutschlands schassencii Situation und ermächtigte die pailamentarischc Kommission des böhmischen Rcichsrnthskinbs. die Verhandlungen mit den Parteien der Rechten fortznictze». Tic böhmischen Abgeordneten, heißt es in dem gefassten Äeschliffse, werden unerschütterlich bei der Vcriheidignng der Rechte und der Interessen des Volkes ver- liarren. in weicher Richtung immer die Krise sich entwickelt. Man scheint von lüdischer Seite den Versuch zn machen, Hilsner zn beseitigen, wenigstens deutet darauf folgende Mit lheilung hi»: Dem Hilsner wurde in's KreiSgericht ein Gugei- kmps gesendet, der. wie jetzt bekannt wird, vergiftet gewesen sein soll- In dem Gngclbupf cingebackcii fand sich ein Zettel, der hebräische Lettern trug. Was aus dem Zettel stand, dürfte die Untcrinchnng. die in dieser imisterivsen Maire eingcleilet wurde, ergeben. Das Geständnis; HilSner's hat in Böhmen größte Sen sation erregt. Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht die Ernennung des Olmiitzcr Kanonikus Frhrn. v. Skrbcnskl, znm Erzbischof von Prag. Ungarn. Tic sozialdemokratische Volksversammlung für das allgemeine Wahlrecht in Pest verlief unter Theilnahme von etiva l6.006 Personen trotz vehementer Angriffe gegen cszcll und das Parlament ungestört. Nachher fand ein DemonstrationS- Svazi«gang durch alle vornehmeren Straßen statt, wobei cs wiederholt zn Zusammenstößen mit der Polizei kam. Acht Demon stranten wurden verhaftet. I» den späteren Abendstunden erhielten die Sozialisten einen neuerliche» Zuzug ans den Vorstädten und versuchten abermals einen Spaziergang. Die ganze Polizei war ausgcboten. Frankreich. Bei der Leichenfeier zn Ehren Scheurer- Kestner's, die in Paris ans dem Ostbalmhos stattsand, wurden mehrere Reden gehalten. Als Bristol« daS Wort nahm, wurde er mit lebhaften Beifallsrufen begrüßt. Brissvii feierte Schenrcr- Kestncr als de» Soldaten, der im Dienste der Gerechtigkeit stand und sein ganzes Leben das plcbiSzitäre Regime bekämpfte, welches Frankreich so viel Unheil gebracht habe. Nach Briffon sprach Rane und bctoiste, daß von Scheurer-Kestner ein großer Justiz- irrlhum wieder gut gemacht und der gute Ruf Frankreichs gerettet worden sei. Nachdem die Feier beendigt war, wurde Brissvn nochmals eine Ovation dargebracht Die Anwesenden umringten seinen Wagen unter den Ruse»: „Es lebe die Republik". Briffon, der von dieser Ehrung tief bewegt war. ermahnte seine Freunde, die Republik auch fernerhin zu- vertheidige». Oberst Picguart wurde cbensalls mit zahlreiche» Rufen „ES lebe Picguart!" „Es lebe die Republik!" begrüßt. Die A usstandsbewegniig >m Crenzvt droht sich auch auf andere Jndnstrieceistreil auszndehncn. In Folge eines partiellen AusstaildeS in einer Spinnerei von Roubaix waren die Arbeit geber genöthigt, die Arbeit ganz eiii.zusteüeii. wodurch 1706 Ar beiter mit ihren Familie» brotlos geworden sind, was zu Beginn der schlechten Jahreszeit um so beklaacnswerther ist. Aber nm solche Kleinigkeiten kümmern sich die sozialistischen Herren Agita toren nicht. ic>, sie sagen sich: „Je größer die Noth, je großer die Erbitterung, und dir eben brauchen wir!" Die Ausstandsbewcg- uiici könnte wie im Creuzot, wo rn einem Riesennieetiiig auf freiem Felde die Fortsetzung des Kampfes beschlossen wurde, sich auch in dem wichtigen industrielle» Centum« von Roubaix verallgemeinern, lind so droht der armen Weltausstellung, nach der Erledigung der „Affaire". die man nun bald wieder, um verstanden zu werden, die „Drenfus-Affaire" wird »ciincii müssen, eine neue Gefahr. England. Der Wortlaut der beiden Depeschen Ch a m v e cla in' s a» Milner vom 22. September, die dieser der Transvaalregieruiig mittheilen sollte, wird nunmehr veröffent licht. Die erste drückt daS tiefe Bedauern der britische» Negierung über die Ablehnung der britischerseitS in gemäßigtem Sinne und persöhnlichem Tone gehaltenen Vorschläge durch Transvaal ans und sagt: Die britische Regierung gab wiederholte Versicherungen lind habe keinen Wunsch, die Unabhängigkeit Transvaals c»i- zutastcn. falls die Bedingungen, worauf die Unabhängigkeit beruhe, ehrlich dein Sinne und dem Buchstaben »ach beobachtet würde». England erbot sich, im Sinne der allgemeinen Beruhigung vvll- släiioige Garantien zu geben gegen jeden Angriff auf die Unab hängigkeit, sei es von den britische» Kolonien oder von einem fremden Staate. England habe keine andere» Rechte, sich in die inneren Angelegenheitci» der Republik kiiizumischcn, als die von den Konventionen abzuleitende», oder die. welche jeder Nachbar- Regierung zuslche» zum Schutze der Untertbanei, und der an grenzende» Besitzungen. Aber dir Haltung Transvaals, welches da» Recht, ein souveräner, knternattonaler Staat zu lein, be ansprucht. zwang die britische Regierung, diesen Anspruch Trans vaals durchaus abzuleugnen und zurückzuweisen. Die Weigerung Transvaals, sich mit den Vorschlägen Englands zn befassen, mache es zwecklos, die Diskussion noch weiter als in den bisher ein gehaltenen Grenze» fortzuietzen. und die britische Regierung ist jetzt gezwungen, die Lage von eurem neuen Gesichtspunkt zu bettachten und selbst Vorschläge zu machen zur Beilegung der Uebelstände. die viele Jahre hindurch die von Transvaal verfolgte Politik ge schaffen habe. Das Ergebniß der Berathungen der britischen Re gierung werde in einer weiteren Depesche mitgetheilt werden. — Ein zweites Telegramm weist der Reihe nach die von Transvaal vorgebrachien Grunde und den England gemachten Vorwurf des Vertrauensbruches bei den letzten Verhandlungen zurück und unter stützt diese Ansicht durch den Hinweis auf die bisher gepflogene Korrespondenz. Peinliches Aussehen erregt das Verschwinden der geheime» F l o t t e n s i a n a l e für den Kriegsfall, die ans einem Schulschiffe »i Portsmouth verwahrt waren. Diese Signale werden alle 10 Jahre neu ausgearbeitet. Das letzte Mai geschah dies im vorigen Jahre. Es ist nicht festgestcllt. ob die Bücher nur ver- nichiet oder an eine auswärtige Macht verlaust wurden. Russland. DaS Kaiserpaar wird von seiner Auslands reise Anfangs November direkt nach der Hauptstadt zurückkehre», da ein Aufenthalt in der Krim in diesem Jahre nicht in Aussicht genommen ist. Türkei. Der Marinemiiiister erhielt den Beiehl, die Schiffe der Mainse-Gesellschaft „Marmara", „Murawet" und „Dolma Bagdsche" für Truppentransporte nach P einen bereit zu halten Einer Meldung des ..New-Pork Herald" aus Washington zufolge habe» die von de» Vereinigten Stuntcm zur Anwendung gebrachten strengen Vorschriften sür die Effnvandcrung in Manila eine Anzahl von nicht offiziellen Anfragen seitens auswärtiger Re gierungen zur Folge gehabt. Auch der Taris sür die Philippinen habe zu erhebliche» Auseinandersetzungen in diplomatischen Kreisen gesübrt. Serbien. Die serbischen Emigranten haben soeben die erste Nuiiiiner einer kleinen Zeitung in französischer Sprache „La Serbic" berciusgegcbe», in der ei» Emigrant über den Selbstmord des im Hochverrathsprozeß genannten Angeklagte» Zivko A » geIitkch ini Gcsängniß sagt: „Kein Zweifel, daß Zivka die beiden Briefe ge schrieben hat. deren Photographien veröffentlicht worden sind. Ich habe sie gesehen und habe sie erkannt. Aber ich habe auch die Leiche Zivko's gesehen, die Wunden in Folge der fürchterlichen täglichen Mißhandlungen : ich habe gesehen, wie dic Eisciiriiige de, Ketten das Fleisch dnrchriebcn und schon angesangen hatten, in die Knochen cinzndringen Es muß in einem Augenblick der Geistesverwirrung in Folge der grausamen Leiden geweien sein, daß er seinen Henker» nachgegeben und die beiden diktirten Briese geschrieben hat. Später hat man ihn ermordet, nachdem man ihm lenes Geständnis; eines freiwillige» Todes erpreßt hatte. Für mich, für alle seine Freunde, für seine Familie giebt eS keinen Zweifel, daß er de» Mißhandlungen der Gendarmen des Polizei- chess Badimlitsch erlegen ist " Amerika. Die Aufständischen »ahmen das amerika nische Kanonenboot „Urbaneta" mit Kanonen und Muni tion im Nordweste» der Bai von Manila und verbrannten dasselbe. Die Besatzung, bestellend aus einen« Offizier und neun Mann, wird vermißt: man nimmt an, daß sie getödtet oder gefangen worden ist. Wie dem „New-Aork Herald" aus Buenos Aires gemeldet wird, ist in Catcunarea ein gegen die Provinzialregierung gerich teter Ans stand ansgebrochen. De» Behörden gelang es icdoch nach einem Gefecht, bei welchem 7 Personen getödtet und 13 ver wundet wurden, die Ordnung wieder herznslellen. Einer telegraphische» Meldung ans Caracas zufolge ist in La Gunvra ein deutsches Kriegsschiff eingetroffen. Asien. Tie „Times" melden: Das sich hartnäckig erhaltende Gerücht, das auch weitere Verbreitung gesunden hat. daß der Emir von A fghanistan gestorben und um seine Nachfolge ein Krieg ansgebrochen sei, entbehrt, ko weit wenigstens die indische Negierung weiß, durchaus jeder Begründung. Afrika. Zu einem Artikel der „Natwnal-Zeitung" über die Transvaalfrage schreibt die „Nowvje Wremja": Garantie § dafür leiste», daß keine kontinentale Großmacht Geneigtheit zeigt, ^ ^ solle», könne das deutsche Blatt nur Taraus. daß in anderen großen poli tischen Eentren Europas zur Zeit keine Absicht bestehe, sich in den englnch IransvaaUichen Konflikt zu mengen, folge durchaus nicht, daß ein solches Veihnltcii überall auch dann herrschen werde, wenn die Vernichtung der Unabhängigkeit Transvaals ganz Ostafrika vom Kap der guten .Hoffnung bis Kairo in eine große britische Kolonie verwandelte, die im Norden an den Snezkanal grenzt. Die in Pretoria ansässige» Schweden, Norweger und Dänen nahmen in einer Versammlung eine Reffstutio» an. dahin gehend, die Südafrikanische Republik zu unterstützen. Tie Israe liten hielten ei» Meeting ab und beschlossen, militärische und pekuniäre Hilse anznbieten. In Johannesburg beschlossen die Irländer, an ihre Stammesgenvssen in Südafrika die Auf forderung zn richten, den Buren Hilfe zu leisten. Knust und Wissenschaft. 7 Im Königl. Hvfoperilhuse gelangt heute „Der Prophet" zur Aufführung. Anfang 7 Uhr. Das Königl. Hosschcmlpiel wiederholt die DrctzcrhcheKomödie „Hans". Anfang halb 8Uhr. f Mittheilnng ans dem Bureau der Königl. Hvsthcater. Im Königl. Sckanspielhnuse gelangen Donnerstag deir 28. Sep tember, außer Abonnement, „Die Gefährtin". Schauspiel in einem Akt, „Paracelsus". Bersspiel in einem Akt. und „Der grüne Kakadii". Groteske in einem Akt, von Arthur Schnitzler zuin eisten Maie in nachstehender Besetzung zur Auf führung: „Die Gefährtin": Prosessvr Pilgram-Herr Wiene, Dr. HauSinaiui-Herr Franz, Proscffor Werkmann-Herr Hufs, Professor Braun-Herr Leichcrt, Olga Merholm-Frau Salbach, Diener- Herr Willi. „Paracellus": Enprian-.Herr Ganz. Justina-Kran Baste. Cacilia-Frl. Gas»». Dr. Eovns-Herr Swoboda, Anselni-He>7 Tettmer, Paracelsus-Herr Blankenstein. „Der grüne Kakadu": Emile Herzog von Eadigiian-Lerr Blankenstein. Fraiwois Vicomte von Nogeant-Heir Müller, Aldiii. Chevalier de la Tremonille- Herr Gebühr. Maranis von Luniac-Herr Frohböse, Severinc-Frl. Richard, Rvllin-Herr Tettmer, ProSpsrc-Herr Wiene, Henri-Herr Wiccke. Balthasar-Herr Bauer. Gnillaume-Hcrr Hufs, Scaevola- Hcrr Eggerth. Jules-Herr Hellug, Etienne-Hcrr Walther. Mauriee- Herr Leicherl. Georgette-Fron Firle. Michette-Fil. Gasn». Flipotte-Frl. Trommsdorfs, Lsbcadie-Jrl. Serda, Grasset-Herr Gnnz. Lcbrvt-Hcrr Schubert. Grain-Herr Rcnö, Kommissär-Herr Winds. Bürger-Herren Olbrich, Busse, Willi, Richter und Reumann. 7 Im Residcnztheater wird übermorgen. Freitag, zum Besten der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger zum letzten Male die Orwrctte „Prmz Methusalem' gegeben Sonn abend beginnt das Gastspiel der Frau Odilo». v Zn dem morgen im Nenstadter Kasino slattsindcnden ersten Kammermusik-Abend der Herren Bachmann. Gunkel. Stenz, unter Mitwirkung der Altistin Frl. Hehnsen, der Herren Warwas und Svitzner. haben Ihre Kaiserl. und König!. Hoheit Iran Prinzeß Friedrich August und Ihre Königl. Hoheit Frau Prinzeß Johann Georg ihre» Besuch aiimclden lassen. 7 2m Atelier von Hermann Nehrens (Eisenstuck- slraße >:st. einem der begabtesten uiiter Dresdens inngen Malern, ist i» diesen Tagen ei» schönes Werk seiner Vollendung entgegeii- gegangen, das ganz darnach angethan sein dürfte, das Renommee dieses fleißigen Künstlers auch nach auswärts zu befestigen. Es handelt sich um ein großes Nischenbild, das sein Schöpfer als Gescheut siir die Tanbstuiiiinenaiistalt zn Bremen, seine Vater stadt, bestimmt hat, und das in diesen Tage» »ach seinem Be stimmungsort abgehcn wird. Es stellt die Heilung eines Taub stummen durch den Heiland dar und macht sowohl durch die stark vergeistigte, uni nicht zu sagen geistreiche Darstellung des Snicts. als durch die überaus gelungene innlcrnche Peliaiidliulg. die allent halben eine bohe künstlerische Reite verrätb. Alles i» Allem eine» vor züglichen Eindruck Aut einer Anhöhe, die nur flüchtig angedcutet ist, und inmitten des ivolkenuiiizogcnen.HimineiS zu liegen scheint, sicht man die Figur des Heilands, über den ein Schimmer milder Hoheit auSgegoffe» ist, und die des Taubstummen, der wie in ekstatischer Verzückung — der Künstler hat augenscheinlich den Moment unmittelbar nach der Heilung wiedergeben wollen — da» steht und »iit der Fülle der neue» Eindrücke kämpft. Der AuS- d«lck in der Haltung und Mimik des Geheilten ist dabei besonders glücklich ersaßt und mit großer Eindringlichkeit wicdcrgegebcii, und daS Ganze ist ohne alle , via ge mit einer gewissen Größe der E»>- psinduiig koncivirt: vielleicht wäre eS zweckdienlich, einen unter dem Bild, vielleicht als Nischcnabichluß angebrach tcn Bibelspruch Drer-ne* Nachrichten. Ar. 2V8. Seite ». »» Mittwoch, 27. Sevtbr. 1892
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