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Dresdner Nachrichten : 07.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188704071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870407
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-07
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.04.1887
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!e»t dl« MvMkit. «die der««-« ko> olönlen; ng von ' »km; ^cean: ntrltti Die Rechte erklärt, ihr Programm: „Weber Neuern, noch An« leihen, sondern Ersparungen- aufrecht zu erhalten. In Folge einer Bestimmung des Krieasminister» werden VOM Kann nach Donki» gehen, um die Mannschaften. welche dort ihren zweijährigen Aufenthalt beendigt haben, abzulilsen. Bei dem Duell zwischen dem Deputirten Douville und SanS- Lrrov wurde ersterer am Arnie verwundet. Er hatte die Ohrfeigen ausaetheilt. Paris. Der Marinemlnister hat inkognito eine Reise unter nommen, um die Atelier« in Havre. Diepve und Boulogne-sur- Maire zu inspizier». Es handelt sich außerdem um Errichtung einer Torpedostation in Taucarville. — Die Schiller von St. Cyr sind von jetzt an mit dem Reprtirgewehr, letztes Modell 1886. dessen Kaliber nur 8 Millimeter beträgt, bewaffnet. — Die Königin von England hat Cannes verlasse». Die englische Flotte ist eben falls abgedampst. — Wie der „Figaro" wissen will, soll Msgr. Galimberti während der Abstimmung über das Kirchenacsetz ,n> Heirenhanse beim Herzog von Ratibor soupirt habe». Ais ihm das Rrsnlat hintclephoiilrt wurde, ries der Prälat auS: „Ick bitte Sie, telegraphircn Sie sofort an Se. Heiligkeit, denn wenn cs der heil. Vater gelesen hat. wird er wohl schlafen." —Der Kriegsminisler bat allen Offizieren da« Tragen der Uniform bei Wettrennen ver boten, hingegen haben sie die Erlaubuih, dieselbe bei Wohlthätig- keitSfrsten anzulegen. Die Entschließung des Generals Boulanger wird allgemein gebilligt, da den Offizieren die Tbeilnahme an den Wettrennen in Civil nicht verboten ist. — Bei Laigle hat die Ent gleisung eines Gütcrzugs stattgesunden, wobei mehrere Wagen total zertiilnmert und bedeutender Schaden an Material angerichtet worden ist. Italien. Msgr. Galimberli hat sich bei seiner Rückkehr »ach Nom sofort in de» Vatikan begeben, wo der Papst ihn in Audienz empfangen und den Bericht über seinen Aufenthalt i» Berlin e»t- gegengkuominen hat. Man erwartet jetzt mit Bestimmtheit seine Ernennung zum „Pro-Staatssekretär", aus welche da»» im nächsten Eonsistonuiii seine Erhebung zum Cardinalate ersolgcn soll, welche die Ernennung znm wirklichen Staatssekretär »nt sich brächte. Einem orleanistischen Berichterstatter gegenüber soll Galimberti u. A. die Aeukcruiig gemacht haben, „ob ein Nuntius nach Berlin geschickt werden würde, sei bisher nicht entschieden; in drei oder vier Jahren werde man weiter sehen. Einstweilen habe er aus dem ihm in Berlin bereiteten Empfange sehen könne», „welches Terrain der hl. Stuhl in Dentschland gewonnen hat." Der neue Minister deö Innern, EriSpi, ist eine stehende Figur nn politischen Lebe» Italiens. Er studirte in Palermo die Rechte, lies, sich dann als Advokat in Neapel nieder und bekleidete 1818 das Amt eines KricgSmi»istcrs der revolutionären Negierung von Sizilien, nach deren Niederwerfung er nach Frankreich floh. An der 1860er Erhebung Siziliens und der Expedition Garibaldis nahm er lebhaften Antheil, wurde 1861 in die italienische Kammer gewählt, führte in derselben die Linke und die Süditalicner und übernahm 1876 nach dem Sturz der Coniorteria das Präsidium der Kammer. Im folgenden Jahre machte EriSpi die bekannte Rund reise durch Europa, uni Berbindungc» zum Schutze Italiens gegen die nitramontane französische Negierung anznkinipfcn und suchte dabei auch Fürst Bismarck in Gasten, auf. Im selben Jahre noch trat er an Stelle Nicvtcras als Minister des Innern in das Ka- diiiet ein, mnktc aber schon im März 1878 in Folge eines ärger lichen Prozesses wegen Bigamie, in welchem er allerdings sreige- sprochcn wurde, demissioniren und gehört seitdem zur grundsätzlichen Opposition. Die Befürchtungen, das; durch seinen Eintritt die guten Beziehungen zwischen Italic» und Deutschland gestört werden könnten, sind kaum berechtigt, da er erklärt hat, noch heute ans dem selben Standpunkt wie 1877 zu stehe». Damals hatte Crisvi ge legentlich seines Aufenthalts in Berlin bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Festmahl u. A. gesagt: „Seine Verehrung gehöre in vollem Maße Deutschland, dem Bundesgenossen seines Vaterlandes. Auch er müsse die Gemeinsamkeit der Interessen beider Völker be tonen, ihre Frenndschast sei eine offene und ehrliche, die Bcrtheidi- giing geistiger Errungenschaften und mühsam erkämpfter staatlicher Freiheiten sei beider Nationen Aufgabe. Italien sowie Tentsch- land verdanke seine heutige Größe der Monarchie m ihrer konsti tutionellen Form, um die volksthümlichen Dynastien haben sich liier wie dort die Nationen gesammelt und darum ist das dauernde feste Band zwischen Fürst und Volk in Italien so innig geschlungen, wie in Dentschland. Deutschlands Rnhm und Größe zu feiern habe er nicht nötbig, nur dränge es ihn, auszusprcchcn, Dentschland habe jenseits der Alpen warme Freunde und Brüder, die treu ihm znr Seite stehen würden und in dem Bündniß mit Deutschland eine Stütze Italiens erblickte». Möge das Verhältnis; beider Nationen im Interesse des Friedens und der Kultur sich immer mehr be festigen l" Im Jahre 1870 hat er fest zu Dentschland gestanden, und als König Victor Einannel an die Seite Frankreichs treten und Deutschland den Krieg erklären wollte, ließ EriSpi den König wissen, das; ein solcher Schritt seine Dyilastie gefährden würde, in Folge dessen Victor Enianuel cs vorzoa, neutral zu bleiben. — Neben Clispi hat Zanardclli die größte Bedeutung unter den neu Eingctrctenei,. Wie sein Gesinnungsgenosse studirte er die Rechte, nahm dann an den Erhebungen seiner Landsleute, er ist in Brescia geboren, gegen Oesterreich Theil und späte: auch an dem sizilia- nischen Aufstand. 1877 hatte er im Kabinet Dcpretis das Porte feuille der öffentlichen Arbeiten, 1878 unter Eairoli und 1881 wieder unter Deprelis das Ministerium des Innern inne, mußte aber icdesmal seines zu anSgcsorochcnen radikalen Doctrinarismns wegen dielen Bosten bald niederlegen, zuletzt wegen der bekannten Ober- dank-Nsfaire. England. Im Unterhausc lenkte Chaplin die Aufmerksamkeit des Sprechers auf eine von dem radikalen Abgeordneten Cvny beare am Svnuabend gehaltene Rede, worin das Verhalte» des Sprechers bezüglich der Anwendung des Dcbattenschlnsscs ange griffen worden war. Chaplin fragte, ob dies nicht eine Verletzung der Privilegien des Hanfes bilde ? Der Sprecher crwicdcrte, er habe den Bericht über die Rede Haus in der Person seines die Auslassungen nicht überlegt fremdend und beispiellos, daß er ein Parteigänger der Negierung ge nannt werde, weil er die ihm übertragene Äesugniß aiisgcübt habe, runa von vcm Plane, vau rrngiano ..Grave» wie ven iLuezran vertheidigen solle, dagegen meinte er. daß England, wen» es Kap gut befestige und mit einer Truppemnacht besetze, „über Welt lachen könne", wozu ein Londoner Blatt treffend beme drückte sein Bedauern darüber ans, wenn seine Aeußernnacn den Sprecher verletzt hätten. Nachdem Smith namens der Regierungs partei, Morley namens der Opposition dem Sprecher das Zeugnis; der strengsten Unparteilichkeit ausgestellt hatten, war der Zwischen fall erledigt. — Herr Peel hat zwar im Unterhausc Genngthnung erhalten, aber es begreift sich, daß feine Mißstimmung über dir gegen ihn geschlenderten Vorwürfe sehr groß ist. Peel ist ein Liberaler und ist schon im vorigen Parlamente Sprecher gewesen. Seine Unparteilichkeit ist damals von allen Parteien anerkannt und gewürdigt worden, und beim Zusammentritt des gegenwärtigen Parlaments »n Angust v. I. erfolgte seine Wiederwahl, ohne baß ein Gcgentandidnt in Vorschlag gebracht worden war. Gladstone selbst batte in einer Rede im Untcrhause den Verdiensten Peels in der Leitung des Vorsitzes ganz besonders Lob gespendet. Um so schwerer müssen Herrn Peel jetzt die gegen ihn gerichteten Vorwürfe verletzt haben. Die Geister aber sind derartig erhitzt, daß Niemand ihn in Zukunft dagegen wird zu schütze» vermögen. Die in London eröffnet«: Konferenz von Vertretern der be deutenderen Kolonien Großbritanniens soll sich hauptsächlich niit Maßregeln zu gemcinsamcr Vertheidigung gegen Angriffe anderer Mächte befassen. Aut der Konferenz sind vertreten : Victoria, Ncn- Südwalrs, Süd-Australien, Queensland, West-Australien, Tasma nien, Ncn-Scclnnd. Ncu-Fundland. Eanada. die Kapkolonic und Natal. Einige Kolonien haben ihre Preinierminisler und andere höhere Beamte gesandt, während die übrigen ihre in London woh nenden General-Agenten beauftragt haben, der Konferenz beizu- wohnen. Diclenigcn britischen Kolonien, welche keine Volksver tretungen, also auch keine diesen verantwortlichen Regierungen haben, sind nicht vertreten, allein der Staatssekretär wird in ge wissen Fällen Personen, welche die Verhältnisse jener Kolonien genau kennen, zur Tbeilnahme an den Verhandlungen aufsorder». Als Gegenstände, welche zur Besprechung gelangen sollen, werden bezeichnet: Vertheidigung der australischen Häseii, der Torres-Straßc und der SimonS-Bah durch alle australischen Kolonien, sowie Vcr- tbkidiguna der Tafel-Bay; Errichtung und Vertheidigung von Koblenftationen: telegraphische Verbindung zwischen England und Vermehniyg der Kolonial-Geschwoder: Erleichterung de« Elntrittt von Offizieren der RelchStruvpen in den Dienst der Kolonien: Be ttehiingen ,u fremden Mächten: Postverbindung zwischen England und seinen Kolonien; Ausführung vonUrtbeilen derKolonialaerickte in England: Lage der Eingeborenen der Staate» in Süd-Afrika; Gesetze in Betreff der Geschwislerehe und gleichzeitige Volkszählung im ganzen Reiche ES ist dies, wie man sieht, ein sehr umfassen des Programm, dessen Ausführung viel Geld erfordern wird. Aus einem zu Ehren der Vertrcler der Kolonien gegebenen Gastmahl er klärte denn auch der Herzog von Eambridge, der Ohervesehlöliaber aller englischen Truppen, wenn die Steuerzahler nicht bereit seien, eine bedeutende Vennehrung der Ausgaben für Vertheidigunas- zweckc zu bewilligen, so wäre «S besser, von der Reichs-Föderation gar nicht zu sprechen. An der Geldsrage dürsten die Verhandlungen scheitern, denn die Engländer selbst denken mit Grauen daran, daß ihre Militär- und Marinebehörden noch mehr Geld zur Verschleude rung erhalten sollen. Lord Charles Beresford sprach mit Verach tung von dem Plane, daß England „Gräben wie den Suezkanal" - -- ^ -- - ^.-c ^ ^ über die . , . bemerkt: .. ,ir werden eS nicht nötln'g habe», über die Welt zu lachen, wie gut wir auch vertheidigt fein möge». Mit der Welt i» guten Be ziehungen zu stchen ist die beste Art. sich zu befestigen." Wie be scheiden John Bull geworden ist! Die Austritte »n Untcrhause. die zu so lebhaften Beschwerde» über die „Parteilichkeit" des Sprechers (Präsidenten) gegeben haben, werden also geschildert: Bisher war Alles ruhig abgegangen. Doch war das mehr die Ruhe vor dem Sturm, denn bereits hatte sich das Gerücht verbreitet, die Negierung wolle de» Schluß der De batte beantragen, um die erste Lesung der Zwangsvorlage noch vor Wochenschluß zu ermöglichen. Kaum hatte der Sprecher das Er gebnis; der letzten Abstimmung mitgetbcilt. so war Herr Smith, der Leiter des Hauses, aus den Beine». Was er sagen wollte, war nicht zu hören. Man sah nur, wie er die Hand leicht nach dem Sprecher hin bewegte. n»d dieser mußte die Absicht des Ministers verstanden haben, denn sofort war auch er aus den Beinen und brachte de» Smith'ichcn Antrag, daß die Debatte geschlossen werde, znr Abstimmung. Die betreffende, wunderlich wortverschwenderische Formel lautet: „Die Frage ist, daß die Frage (d. b. ob der Gesetz entwurf zur ersten Lesung zugelalsen sei) jetzt gestellt werde." Jetzt erst brachen die Konservativen, die Smith's Absicht gar nicht ver standen hatten, i» Jubel aus, während von den Bänken der Gegen seite spöttischer Beifall und Nilfe der Entästung, wie: „Tyrannei!" „Verschwörung!" „Schmach!" durcheinander gellen. Zum zweiten Male mußte der Sprecher die Frage wiederholen. „Nein!" grollte es einstimmig zurück von den Bänken der Opposition, das nicht mit solchem Grimm bervoracstoßenc „Aye" (Ja) der Regierungs partei übcrtönend. Die Abslimnningsform. der inan in Deutschland den ländlichen Namen Hammellpriiiig gegeben hat, mußte jetzt znr Entscheidung vvrgeiwminen werden. Bora» schritt unter donnern dem Beifall seiner Anhänger und der Parnelliten Gladstone. eine Blume im Knopfloch, aus der Thür. Jlnn nach strömte im dichte» Knäuel die gciannnte Opposition, in Rufe» der Entrüstung ihrer Erregung Luit machend. Sogar ei» „Fort mit dem Sprecher!" wnrdc laut, wie man sagt, ans dem Munde Herrn Biagar's. des kleinen, verwachsenen Butterhändlcrs ans Belfast, der sich als Er finder und gciäbrlichstcr, weil lnngathmigstcr Bcttreter der irischen Ohslruktiviistaktik einen gefürchteten Namen gemacht hat, aber seinem Privalcharakler nach als Typus des harmlosen Kleinbürgers gelten kann. Die Abstimmung hatte das nämliche Ergebnis; wie die früheren. 861 Stimmen wurden für. 258 gegen den Tebattc- schlnß gezählt. Als dieses Ergebnis! verkündet worden war. erhoben sich gleichzeitig Hnrconrt, Gladstone und Morley und verließen den Saal, um nicht mehr an der Abstimmung über die erste Lesung des Zwangsgesctzes sich zu bctheilige». Ihne» nach folgten in dichtem Gedränge unter Hochs ans Gladstone die Liberalen und Parnelliten. Stur die Herren Stvreu und Dillwyn blieben zurück, um nicht ganz unbeanstandet die erste Lesung durchgehen zu lassen. So endete das zweite Stadium der Zwangsgcsetz-Debattc». Bei der zweiten Lefiniq der irischen Strasrechtsnovelle im Unterhaus bekämpft Samuclson dieselbe durch folgenden Uiüeran- trag: „Du das Hans der Meinung ist, daß die Bill, wenn sie Ge setz wird, dazu beitragen werde, die Unordnung in Irland zu ver größern und die Union zwischen diesem Lande und den übrigen Theilen des Reiches zu gefährden, lehnt dasselbe ab, sich weiter mit der erwähnten Vorlage zu beschäftigen." London. Man fängt cillmählig a», einzujehc», daß Glad- stone doch bedeutend an Shinpathie verliert, wenn er iortiährt, sich zum Führer der Selbstverwaltung in Irland ciuszuwersen und kann ilnn dieses Spiel theuer zu stehen kommen. Tie Vereinigung der Conservativen und der Anhänger Lord Haiti,igtons und Ehamber- lains wird täglich fester und cs ist keine Hoffnung auf Aussöhnung mit dem greisen Exprenüer vorbunde». Die parlamentarische Schlacht über die irische Frage ist schon jetzt für die Parnelliten als absolut verloren zu betrachten und es wird allgemein ausgefallen sei», daß die Regierung sich ganz von den auswärtigen Fragen ab- gewandt hat, um alles Interesse für die innere» Angelegenheiten zu bewahren. Trotzdem treten die englischen Zeitungen, die „Times" an der Spitze, in einen hestiacn Krieg gegen Rußland be treffs der bulgarischen Frage, indem sie hervorheben, daß die bulgarischen Verschwörer in Rumänien sämmtlich auf russischen Pässen verweile». — Der Kronprinz von Oesterreich wird dein Jubi läum der Königin in London beiwohnen. Die Anwesenheit seiner Gemahlin ist jedoch ungewiß. In Royal Albcrthall ist eine inter essante Ausstellung jüdischer Alterthnmer eröffnet worden, die 8 Monate dauern wird. Es befinden sich darin ganze Häusermodclle auS Palästina, Grabdenkmäler. Bilder, Gerüche, Kleider, Schinnck- sachcn, Münze», Bücher re. — Einer der ältesten Branereibcsitzcr Englands, Lord Hinlipp, bis 1877 Sir Henry Alsopv, ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Er konnte sich rühme», königliches Blut in seinen Adern zu habe», denn seine Großmutter war die Herzogin von Exetcr, Tochter Richard Plantagenets, Enkel Eduard Hl. Er besaß die sogenannten „Mopp Ale Werke", welche ihm eine Rente von mehreren hunderttausend Pfund Stcrl. jährlich eintrnaen. Er war einer der strengsten Puritaner, was man auch von seinem Sohn, dem Abgeordneten von Toimton. sagen kan». Rußland. Bor 14 Tagen sind 182 russische Offiziere über Moskau nach Odessa gesandt worden, nm von dort nach der Insel Sachalin, der hekamttcn V.rvrechkr-Kolonie, befördert zu werden. In Moskau war nur der Polizei Mittheilnna gemacht worden, da mit dieselbe in aller Stille die nöthigcn Vorsichtsmaßregeln treffen konnte. »Diese Offiziere haben sich, wie es in dem Polueibericht heißt, Aeußernngen gegen die Negierung wegen deren bulgarischer Politik erlaubt, allein von anderer Seite wird versichert, daß die Offiziere wegen des Attentats verschickt worden sind. Bulgarien. In Sophia werden große Vorbereitungen ge troffen, »m den Geburtstag des Prinzen Alexander bon Battenberg auf festliche Weise z» begehen. Nachdem eines der Comitees der Verbindung znr Ausrechter haltung der Unabhängigkeit des geeinigten Bulgariens bei den übrigen Comitees angeregt batte, anläßlich des Geburtstages des Prinzen Alexander von Battenberg die Unabhängigkeit des „König reichs Bulgarien" zu prollamiren, ließ die Regierung den Comitees mittheilen, daß sic zu derarligcnSchritten keine Berechtigung hätten und forderte sie auf. im Interesse des Landes davon Abstand zu nelnnen. Wenn auch die Regierung die Bevölkerung nicht hindern könne, den Geburtstag des Prinzen, bon Battenberg privatim zu feiern, so untersage sie doch >cdc offizielle Feier desselben. Rumänien. Ans Bukarest wird über den Verlaus der Unteisnchnng gegen die Mörder des rnmttnischen Präfekten Mantow Folgendes miigctlicilt: „Kavazow und Jvanow motivirten vor dem Untersuchungsrichter ihre offen eingestandene Absicht, Mantow zu ermorden, damit, daß Mantow die Hauptschuld am Mißlingen der Rustschnker Revolte znzuschreiben fei, und daß er mehrere ihrer Anverwandten wegen Tbeilnahme an der Verschwö rung gegen die Regentschaft dem Gerichte überantwortet habe. Die Absicht, »ach Verübung des Verbrechens fliehen zu wolle», stellen sie aber in Abrede, indcni sie erklären, daß ja ohnedies bald die siegreichen Heere des Zaren in Rumänien und Bulgarien er scheine» we»dc», und daß dann auch für sie die Stunde der Be freiung clfchleiicn sei. Die bei den Attentätern Vorgefundenen Briese Bendercw's und anderer bulgarischer Flüchtlinge lassen über deren enge Beziehung zu den Leitern der russisch-bulgarischen Re- vvlutianspartei gar keinen Zweifel übrig. Marokko. Das am 18. v. M. erlassene (schon erwähnte) Rauch verbot für die Eingeborene» giebt den Gefängnissen reiche Nahrung. Dem Rauchen des Kies, der getrockneten Blüthcn einer Hansart, huldigten die armen Klassen und lomit der größte Theil der Einge borenen mit wahrer Leidenschaft; allenthalven im Lande herrscht daher grobe Elbitterung. Als in Casablanca vor Kurzem für 12,000 Mk. Kies öffentlich verbrannt wurde, stürzten sich die Araber auf den brennenden Hauken, und er entstand eln TunMt. der dam« endigte, datz 21k Eingeborenen in da« Gefänanib geschleppt wurden Grausame Strafen treffen Diejenigen, welche gegen daS Verbot verstoßen: in Macacau wurden einem Eingeborenen die Lippen abaesammen. andere erhalten 100—KM Stockhiebe, am beliebtesten sind aber Geldstrafen, weil sie eine quelle für die Beamten sind. Aus ei mich überzeugt, wie furchtbar die Ungl . . kängnissen schmachten, zu leiden haben. Diese Gefängnisse, eine Anzahl kleiner Häuser, erheben sich auf einem Hügel und gewähren von außen eine» durchaus nicht lmireundliche» Anblick Der Fremde erhält mit leichter Mühe die Erlaubnis;, die Gefängnisse zu be sichtige». Von de» Vorhallen aus führen rechts und links lange dunkle Gänge, an deren Selten sich die schweren Thüren zu den eile» befinden. Beim Oefsnen einer dieser Thüren dringt dem Jeiucher ein betäubender Geruch entgegen; aus mein Ersuchen zündete der Führer ein Lickt a» und ovschon man hier ziemlich an Unreinlichkeit gewöhnt ist, schauderte ich doch zurück vor dem An blick, wie er sich mir hier bot. Diese Löcher werden niemals ge reinigt, »nd wenn man bedenkt, daß der Gefangene sehr oft den ganzen Tag nicht einmal herausgelassen wird, sei es, daß er ver gessen worden, oder daß der Wärter ihm seind ist, so kann man sich wohl leicht Vörstetten, wie ein solcher Raum nach Jahren beschaffen sei» muß. Nun sind die Gefangenen, welche sich in den Zellen frei bewegen können, »och glücklich daran im Verhältniß zu den Armen, welche an Händen und Füßen an die Mauer sestgeschmiedel sind; bald oft, schon nach wcniaen Tagen werden diese denn auch bon ihren Leiden durch den Tod erlöst. Nahrung erhalten die Gesangene» nickt, sie sind in dieser Beziehung aus Verwandte und Freunde und am ihrer Hände Arbeit angewiesen So kann der Gesangene sich durch Korbflechten bei sehr fleißiger Arbeit zehn Pscnnig im Tag verdienen. Amerika. Die Anarchistenpartci in New-Nork hielt am 2 April zur Feier von Most's Entlassung ans dem Gesängniffe eine große Versammlung ab, in derselben erklärte Most, er werde den Krieg gegen das Eigciithuin wie vor seiner Einipcming sortietzcn AtuUlelon. s- Tie Musik-Akademie von V. Nolls»ß hielt vorgestern vor einem geladenen Hörerkceise einen Vortragsabend ab, im Ver lause dessen sich eine Anzahl junger Damen und Mädchen in durch gehends vorlheildaffer Weise als durch die Akademie gebildete Pia nistinnen prvdnzirteii. Bei allen Vorträgen war eine auf Grund läge einer gediegenen, erfolgreichen Methode enielte sichere Technik, geschmackvoller Vortrag, ein lobenswertlies Verständnis; und ein nach möglichster Lollkommenheit strebender Eifer fühlbar. Einige der Vorträge, wie der des Schubertscheii Impromptu in Fs (op. 90) durch Evmtesse Marie Vitzthum, der Tchniiiaimschen „Wald steilen" (op. 82) durch Miß Harriet Thcn-Becgh, der Griegschen Suite (av. 40) durch Frln. Paula Welcmiiiskv — die auffallend fertige Wiedergabe einiger Fantasiestücke von C. Vanck und des Ehopinscheii Jmpromvtu (cm. 29) durch Frl. Nina v. Dox, der Beethovcnschen Sonate (np. ,!», 2. u. 8. Satz) durch Frl. Mathilde Baehr und der Her»,. Lcholtzichen Eanzonctta und Cavriccietto (op. 68) durch Frl. Marie von Haken ivacen sogar nnßervrdenllich wvhlgelungcne und ichätzciiswcrthc Leistungen, welche sowohl dem Institute, wie de» Zöglingen znr vollen Ehre gereichten. Eine junge Sängerin, Frl. Wcnda Wnm'chcid variirte das Programm, durch verschiedene italienische und deutsche Lieder. Diese mit vielem' flulen Willen und ganzer Hingebung gebotenen Gesänge machen e" icbwcr, der jungen Dame weh zu lhun. Jedenfalls war die Absicht gut geincint und die Lust znm Singen groß — allein die Kraft war schwach. Hoffentlich benutzt Frl. Wmncheid die Erfahrungen des vorgestrigen Abends, nm ihre zwar kleine, immerhin aber an genehme und sympathische Stimme in vollkommenerer Weise anszu- bildcn. H. St. v In der Drcikönigskirchc findet am Charsrcitag im Ainchtnß an den Nachmitlagsgoktesdieiift 8 Uhr eine größere M usikans - führuiig statt und kommt dieses Jahr erstmalig der 7l. Psalm, vom Eantvr Friedrich Banmielder komponirt, zur Ansjührung. Die Solls werden von der Cvncertsangerin Frl. Jda Zimmermann und den Herren Grcger und Schütze ansgeiührt. !- Verschiedene Berliner Zeitungen cowortiren das Gerücht, daß Clara Ziegler in den Verband des Dentichcn Theaters eintreten soll. v Emil Götze scheidet, wie die „Elb. Ztg." aus zuverlässiger Quelle erfährt, Ende dieser Saison aus dem Verbände des Kölner Stadttheaters aus. v Frl. Haberland beendet eben ihr an triumphartigcn Erfolgen reiches Gastspiel am Deutschen Theater in Pest, das über die ursprünglich geplant gewesene Dauer so weit als möglich hinaus- gedchnt worden war. Die deutsche wie die ungarische Gesellschaft und nicht znm wenigste» die ungarischen Kollegen überschütteten die deutsche Künstlerin mit Aufmerksamkeiten und Huldigungen, und die Blätter berichten in wabrem Hymnentone über die „Maria Stuart", „Medca", „Diana", „Messalina" der Haverland. Der Erfolg ist um so hoher anzuschlageii, als dort vor Kurzem noch die Wolter in einigen derselbe» Rollen gastirt hat. s- Um de» Theaterbesuch zu heben, beginnen mehrere Ber liner Bühnen ihre Borstellungen jetzt nm 7V» Uhr und auch in Leipzig hat der Stadtrath für das Alte Stadttheater diesen Be ginn der Vorstellungen von Ostern ab genehmigt. Diese Einrich tung. welche mit Rücksicht auf die Geschäftswelt getroffen wurde, empfiehlt sich zur Nachahmung in allen großen Städten. Man betrachte mir aufmerksamer das Auditorium unserer Dresdner feine ren Eoncerte (die zin» großen Theit überhaupt nur Ift-—2 Stunden dauern) und man wird finden, daß es sich durchschnittlich aus min destens fünf Theilen der Damen- und einem Theile der Herrenweit zusammeiistcllt. Es ist entschieden nicht Mangel an Interesse, welches die Herren vom Eonecrtbesuchc abhttlt, ganz wesentlich spricht hier der frühe Anfang der Conccrtc mit, welcher dem größ ten Tbcile der Geschäftswelt eine Bctheiligung unmöglich macht. Wie oft erhält man aus die Aenßcrung: „Das Stück hätten Sie sich mischen — oder das Eoncert anhöre» sollen" zur Antwort: „Ich kann nicht vor 7 Uhr ans dem Geschäft fort!" Dieses nn giinstige Verhältnis; zwischen Ende der Geschäftszeit und Beginn der Theatervorstellungen und Eoncerte hat den Unternehmern schon Taniende von Mark gekostet. Für Aufführungen, deren Dauer sich bei dem Beginn nm v.>8 Uhr wesentlich über 10 Uhr erstrecken würde, könnte man ja bei 7 Uhr bleibe». Nur äußerst wenig Ge schäftsleute können sich den Luxus erlaube», vor Beendigung de, üblichen Geschäftszeit, die sich frühestens uni 7 Uhr vollzieht, ihre Lokale zu verlassen. Den Betreffenden ist cs demnach nicht mög lich, vor 'M Uhr den Theater- oder Eonecrtsaal zu erreichen, und in den meisten Fällen verzichten sie lieber ganz ans den Kunstgenuß, als von vornherein einen Theil desselben zu entbehren und durch verspätetes Erscheinen Störung und Aussehen zu verursachen. Unter allen Umständen entspricht die siebente <sti»ide, welche man für den Anfang der mnsikalischen und theatralischen Unterhaltungen beibehalten hat, nicht mehr den Anforderungen und der Bedeutung unseres geschäftlichen Verkehrs und so lange hier nicht eine diesen Verhältnissen entsprechende Verlegung der Ansangszcit einaetretc» ist, müssen die Theater zu ihrem Schaden auf den Besuch eines ansehnlichen Theilcs der Geschäftsleute verzichten. In Frankreich. England, Rußland und Italien denkt kein Mensch daran, die Theater und Eoneerlc nm 7 Uhr beginnen zu lassen — dort sangen sie, den Verhältnissen Rechnung tragend, sogar erst um 8 Uhr und 8'/4 Uhr nn. Es wird Zeit, daß auch wir diesem Fortschritte, der für beide Theile, für die Theater- und Eoncertuntcrnehmer sowohl wie für das Publikum einen nicht zu unterschätzenden Vorthcil bietet, eine ernste Erwägung cinräumcn. t Zur bevorstehenden ersten Aufführung der Over „Othello" im „Apollo-Theater" in Rom find folgende Eintrittspreise fest gesetzt : Eine Loge im 1. oder 2. Rang 500 Fres., eine Loge im 8. Nana 200 Frcs., ein Platz im 1. Pargnet 100 FrcS., jeder Platz in den Hinteren Reihen 40 FrcS., Galerie- und Stehplätze 15 oder 10 Frcs. f Eine volle Beachtung und Würdigung verdienende musika lische Bearbeitung des „Eliland", eines Sanges vom Chiemsee von K. Stieler, ist erschienen in der Hosmnsikalienhandlung von Georg Näumann (Marienstr). Diese Eomposilion des Herrn Professor Oskar Wermann wird sich gewiß in weiten Krciien Freunde erwerben. Bei nicht zu großer technischer Schwierigkeit liegt in de» 10 Gelängen ein ebenso scilch inelodiichcr, wie reich und Wechsel voll harmonischer Zug. I» die Oesfentlichkcit bereits cingeführt durch Herrn Hosopernsängcr Schcidemcmtcl, dürste» jene Liede, gewiß für Manchen eine lchätzenswerthe und willkommene Acqui- fition »ein. *Heitfrage. „Was für Metier soll Ihr Sohn lernen? — „Ich lasse ihn „Lungerer" werden: das ist jetzt das Einträg lichste." — „Besitzt er denn schon irgend welche Vorkenntnisse?" - „Er war ein halbes Jabr bei einem Volksschullebrer in Pension.
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