— 418 — Als die Kühe von der Heerde des Viehhändlers dieser wilden Ochsen ansichtig wurden, flüchteten sie vor ihnen und stürzten in den See, die wilden Ochsen eilten ihnen nach: bald war von beiden Heerden nichts mehr zu sehen. Straupitz. 22. Auf dem Beltener Felde haben oft Leute, welche nach Belten oder Coswig gingen, um die Nachtzeit eine weisse Gans gesehen, welche aber stets am Flussbrückchen bei Belten verschwand. Einst gingen ein alter Bauer und eine alte Frau von Coswig nach Belten. Es war gerade wunder schöner Mondenschein: auf einmal läuft eine weisse Gans langsam vor ihnen her. Da sagte der alte Mann: „Die Gans nehmen wir mit nach Hause, wir wollen sie langsam vor uns hertreiben.“ Der Frau gefiel das. Deshalb jagten sie die Gans vor sich her, als sie aber an das Brückchen kamen, war dieselbe plötzlich verschwunden. Da sagte der Bauer: „Stelle Dich an der ändern Seite der Brücke auf, die Gans ist unter der Brücke; ich werde von dieser Seite aus unter die Brücke kriechen: wir wollen die Gans schon greifen.“ Darauf kroch er unter die Brücke. Der Mond schien so hell, dass man Alles dort unten sehen konnte, aber die Gans war ver schwunden. Belten. 23. In Werben diente einmal bei einem Bauer ein Knecht. Der Knecht war einst mit ändern jungen Burschen in lustiger Gesellschaft. Als sie dort tranken und sich unterhielten, sagte einer aus dem frohen Kreise zu ihm: „Ich werde Dir eine schöne Schachtel schenken, Du darfst dieselbe aber erst in Deiner Wohnung öffnen.“ Der Knecht nahm die Schachtel, hatte aber von dem Augenblicke an keine Ruhe mehr, sondern ging nach Hause. Als er dort die Schachtel öffnete, bemerkte er darin einen gar hässlichen Vogel. Darüber erschrak er sehr, denn es ahndete ihm gleich, dass der Vogel nichts Gutes sei. Gern wollte er die Schachtel wieder los sein, aber das ging nicht. So oft er sie von sich warf, im nächsten Augenblick hatte er sie wieder in der Tasche. Er fragte überall um Rath, was er thun sollte.