— 413 — 10. In Löschen lebte eine alte Frau. Einstmals kam in der Nacht ein Vogel zu ihr, welcher es sich in ihrer Stube heimisch machte. Der Frau gefiel der Vogel, deshalb gab sie ihm Brod zu fressen. Der Vogel aber frass das Brod nicht, sondern ward böse, schlug mit den Flügeln und biss nach der Frau, so dass sie fliehen musste. Da erzählte sie ihre Noth einem alten Manne. Der kannte den Vogel schon und rieth ihr, sie solle ihm Hirse geben, sonst würde ihr der Vogel des Nachts einen Schaden zufügen. Das that die Frau. Da ward der Vogel zutraulich und frass davon. Am ändern Morgen aber war er verschwunden. Löschen. 11. Ein Mann fuhr eines Tages aus der Stadt nach dem Dorfe, in welchem er wohnte. Unterwegs kam er durch einen grossen Wald. Wie er so langsam dahinfuhr, flogen ihm fortwährend ein Paar bunte Schmetterlinge um die Nase. Endlich griff er sich einen und dachte: „Du willst ihn für Deine Kinder mit heim bringen.“ Darauf steckte er den Schmetterling in seine leere Dose. Als er zu Hause ange kommen war, dachte er nicht mehr an den Schmetterling, sondern legte sich zu Bett. Am ändern Morgen stand er früh auf, um seine Pferde zu füttern. Er ging deshalb in den Stall. Da fand er ein kleines Männchen, welches die Pferde putzte, fütterte und alle übrigen Stallarbeiten ver richtete. Schnell lief er nach seiner Stube und erzählte seiner Frau, was er gesehen habe. Die Frau sagte: „Du hast uns was Schönes auf den Hals gebracht, das ist ja der Kobold.“ Der Mann ging zum Pfarrer und erzählte ihm Alles. Da sagte der Pfarrer: „Lieber Mann, Ihr müsst die Dose mit dem Schmetterling wieder an dieselbe Stelle hintragen, wo Ihr ihn gefunden habt, ohne ein Wort dabei zu sprechen, dann wird das Männchen verschwinden.“ Der Fuhrmann machte die Dose auf, und richtig, der Schmetterling war darin. Rasch ging er nach dem Wald