— 342 — Kranke musste also sterben. Da liess der Arzt das Bett umstellen. So stand das Männchen am Küssende und der Kranke wurde gesund. Nach einigen Tagen kam das Männchen zum Arzte und sagte ihm: „Komm mit mir, ich will Dir etwas zeigen." Der Arzt folgte ihm, Beide kamen in einen grossen Saal. In dem Saal brannten viel tausend Lichte, einige waren lang, andere aber kurz. Der Arzt fragte: „Was sind das für Lichte?" Das Männchen antwortete: „Siehe, das sind die Menschenleben. Das Licht von manchem Menschen ist lang: der Mensch, welchem das Licht gehört, wird noch lange leben; das von manchem aber ist kurz: der, welchem das gehört, stirbt bald.“ Indem kamen sie zu einem Lichte, das war fast niedergebrannt, es flackerte nur noch und wollte eben erlöschen. „Wessen ist dieses Licht?“ fragte der Arzt. „Das ist das Deinige,“ antwortete das Männchen, „hättest Du mich letzthin nicht betrogen, so könntest Du noch lange leben, aber nun musst Du sterben.“ Indem erlosch das Licht. Der Arzt sank um und war todt. Sein Gevatter war der Tod gewesen. Papitz. 2. In Schadewitz hat einstens ein alter Nachtwächter Nachts um zwölf Uhr den Tod durch das Dorf reiten sehen. Der Tod war zu Pferde. Er sprengte auf den Nachtwächter zu. Am dritten Tage ist derselbe gestorben. Schadewitz. 3. In Stonsdorf bei Luckau ist in einer Nacht der Tod auf einem pechschwarzen Rosse durch das Dorf geritten. Derselbe hat den dreissigjährigen Krieg angekündigt. Er ist dreimal durch die Dorfstrassen geritten; dann ist er ver schwunden. Stonsdorf. Die Todesfrau. 1. Einst soll in einem Dorfe nicht weit von Cottbus die Göttin des Todes alle Kürbisse zu einem grossen Haufen auf der Landstrasse zusammengetragen haben, bei Cottbus.