— 337 — still hielt, bemerkte er, dass die Frau verschwunden war. Der Müller aber hatte noch immer kein Arges von allen diesen Vorgängen. Er setzte sich mit seiner Familie zu Tische. Plötzlich hörte er, wie sich die Thüre öffnete und die weissgekleidete Frau in das Zimmer trat. Er sah, wie sie unter ihrer Schürze eine hölzerne Kelle hervornahm und damit den auf den Kopf schlug, dessen Namen er zu nennen vergessen hatte. Der Geschlagene fing mit einem Male an, über Kopfschmerz zu klagen. Das aber waren die ersten Anzeichen der Pest. Da merkte der Müller, was er für ein Unheil angerichtet, dass er die weissgekleidete Frau in das Dorf gebracht hatte. Nun war die Pest im Dorfe und bald starben fast alle Bewohner desselben. Branitz. 2. Einstmals war die Pest in eine Stadt eingezogen. Viele Leute starben. Es fand sich kein Mittel, welches man gegen die Krankheit anwenden konnte. Da hörte einmal ein Mädchen, wie ein Vogel „Baldrian, Baldrian“ rief. Das er zählte das Mädchen ändern Leuten. Da beschloss man, die Pflanze zu suchen. Als man sie gefunden hatte, kochte man die Pflanze. Den Trank davon gab man den Kranken ein. Alle die, welche davon tranken, wurden gesund. Leuthen. 3. In Geyerswalde führte in alten Zeiten ein Graben unter einem Hause hindurch. Man konnte mit Leichtigkeit zu dem Graben gelangen. Eines Tages sah man darin eine Kugel. Niemand wusste, wie sie dort hineingekommen war. Kn dem Tage, an welchem man die Kugel bemerkt hatte, wurde alles Vieh im Dorfe von einer Seuche befallen Da lenkte sich der Verdacht auf die Kugel. Um dem Vieh sterben abzuhelfen, wälzten die Bauern einen grossen Stein auf dieselbe. Alsobald erlosch die Seuche. Einige Zeit darauf rannte das Haus, unter welchem der Graben war, nieder, abei wurde der Graben verschüttet, Stein und Kugel blieben ab er an ihrem Orte. Line eigentliche Seuche ist in dem Dorfe nicht wieder Veckengtedt, wend. Sagen und Märchen. 22