XXX. Die Grenze. 1. Auf der Grenze zwischen zwei Dörfern ist es des Nachts nicht recht richtig. Man hat oft auf derselben Lichter brennen sehen. Es ist auch mitunter ein ganz schwarzes Kalb, welches auf der Stirn einen weissen Fleck hatte, aufgesprungen und hat den erschreckt, welcher des Nachts die Grenze überschreiten wollte. Gollscho. 2. Zwischen Kuhnersdorf und Papitz läuft die Grenze zwischen Gräben entlang. Man darf des Nachts auf der selben nicht gehen, denn es ist dort nicht recht geheuer. Es erscheinen dort des Nachts Katzen, Hunde ohne Köpfe, Kälber und weisse Thiere mit glühenden Augen: Lichter schweben darauf herum, ja man hat schon Feuer auf der Grenze brennen sehen. Kuhnersdorf. 3. Zwischen Frauendorf und Neuhausen konnte Niemand über die Grenze kommen: wer die Grenze überschreiten wollte, blieb gebannt stehen, bis er sich umwandte. Nun wollte einmal ein Mann des Weges gehen. Er wurde ge warnt, die Grenze zu überschreiten, kehrte sich aber an die Warnung nicht, sondern machte sich auf den Weg. Sobald er die Grenze zu überschreiten im Begriff war, wollte der Bann sich auch seiner bemächtigen, er aber sprach: „Hilft uns Gott, so geht’s uns wohl!“ Kaum hatte er die Worte gesagt, so rief eine Stimme: „Auf diese Worte habe ich schon lange gewartet: Du hast sie gesprochen, nun bin ich erlöst.“ Alsobald fühlte der Mann, wie der Bann von ihm