— 233 — „0 ja,“ sagte sie, „es war einen Tag früher, als es Bräzeln geregnet hat.“ Da lachte der Herr und fragte, ob sie sich nicht noch auf etwas anderes besinnen könnte. „0 ja, gnädiger Herr,“ sagte sie, „es war den Tag vorher, als Ihr verrückt geworden und mit Hunden gehetzt seid.“ Da wurde der Gutsherr zornig und rief: „Ich bin nicht verrückt, aber Du bist verrückt, mache, dass Du mir aus den Augen kommst.“ Der kluge Mann aber behielt sein Geld und verzehrte es mit seiner Frau in guter Ruh. Oberlausitz. 12. Der Prinz und sein Zauberpferd. Ein Priester fand einst im Wasser einen ausgesetzten Prinzen, ein Kind von zwei Jahren. Er nahm ihn mit sich, um ihn zu erziehen. Nachdem der Knabe ungefähr achtzehn Jahre alt geworden war, sprach der Priester zu ihm: „Jetzt kannst Du in die Welt ziehen und Dein Heil allein versuchen. Bitte Dir aus, was Du haben willst, ich werde es Dir geben.“ Da sprach der Jüngling: „Ich will weiter nichts als eins von den Pferden, welche in Deinem Stalle stehen.“ Der Priester sagte: „Welches Pferd Du haben willst, das kannst Du Dir nehmen.“ Darauf ging er mit ihm in den Stall; der Jüngling suchte sich das dürrste aus, welches nur zu finden war, schirrte es auf, nahm von dem Priester Abschied und zog in die weite Welt. Unterwegs kam er in einen grossen Wald. Da sah der Jüngling an der Erde eine Feder liegen, welche einen unge- meinen Glänz ausstrahlte. Er wollte sie aufnehmen und einstecken, aber das Pferd schüttelte den Kopf und sprach: »Lass die Feder liegen, Du wirst viel Wehe davon haben.“ Doch der Jüngling hörte nicht darauf und nahm die Feder. Darauf zog er weiter. Endlich kam er an den Hof eines mächtigen Königs. Der Jüngling fragte die Leute des Königs, ob er am Hofe bleiben könnte. „0 ja,“ sagten sie, »Du kannst immer hier bleiben, Du kannst uns die Pferde füttern und putzen.“ Der Jüngling sagte: „Ja, das will ich thun.“ Darauf führten sie ihn und sein Pferd in den könig-