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— XII — lehrten besitzt. Freilich fehlt es den Deutschen eigentlich an Arbeiten wie die eines Max Müller oder Ralston, eines Breal oder Laboulaye, eines Angelo de Gubernatis oder Maikof, Arbeiten, in denen umfassendes Wissen, Sicherheit der Methode, meisterhafte Composition, glänzende Darstellung um die Palme des Sieges ringen. Vielleicht, dass An merkungen meinem Werke beigegeben, das innige Verhält- niss der Wendensage besonders zur russischen auch für den Nichtforscher klar gelegt hätten: aber eben Erfahrungen mancher Art wiesen darauf hin, dass ich wahrscheinlich eine Danaidenarbeit unternommen hätte, wäre der Gedanke von mir durchgeführt worden, dem Werke Anmerkungen an zufügen. Wenn die Beziehungen, welche die Gebrüder Grimm bereits zu Anfang dieses Jahrhunderts zwischen dem ita lienischen, französischen und deutschen Märchen erwiessn haben, nur dem Fachgelehrten bekannt zu sein scheinen, wenn man Sammlungen wie die eines Giambattista Basile, welche spätestens 1677 ihren Umgang in Italien antrat, in seinen Urtheilen nicht beachtet, ebenso wenig wie die Thatsache, dass die Lieblinge unserer Kinderstuben, Rothkäppchen, Aschenputtel, der kleine Däumling u. s. w. bereits 1697 durch Charles Perrault in Frankreich zu neuem Leben er weckt wurden, so würden nach menschlicher Voraussetzung Anmerkungen meinem Werke angefügt, die Urtheile mit Aus nahme der Gelehrten nicht beeinflussen, ob die Arbeiten der Gebrüder Grimm dazu herangezogen wären oder die von Benfey, ob Angelo de Gubernatis Material geboten oder Blade, ob Wuk Stephanowitsch Karadschitsch oder Afanasief, Khudya- kof und Maikof. Der Fachgelehrte bedarf zum Theil der Anmerkungen nicht, zum Theil wird er bereits in kurzer Zeit hinlängliches Material flüssig finden. Herr Professor Krek in Graz, Herr Akademiker Schiefner in Petersburg, Herr Dr. Sokolow in Dorpat, Herr Dr. Köhler in Weimar, vielleicht der sagenkundigste Mann unserer Zeit, haben die Güte ge habt, sich bereits mit den Aushängebogen meines Werkes zu beschäftigen. Hoffentlich wird mir selbst Zeit und Müsse bleiben, mehr als eine Gestalt meines Sagenwerkes, mehr als ein archäologisches und antiquarisches Detail, welches