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der zweite sofort zum Ritte nach dem Schlosse, obschon er gar nicht Hans hiess. Als er an die beiden Wege kam, welche den Aufgang zum Schlosse bildeten, ritt er den schönen Weg entlang. Daran erkannte der König und die Prinzessin, welche an einem Fenster des Schlosses standen, sofort, dass er ein Betrüger sei; sie sandten ihn, ohne mit ihm zu sprechen, wieder zu seinem Vater. Darauf versuchte auch der jüngste Bruder den Ritt nach dem Schlosse, allein mit demselben Erfolge, denn auch er wählte den schönen Weg. Nun liess der König dem Grafen entbieten, er solle endlich den dritten Sohn senden, denn die beiden ändern seien Betrüger. Dem Grafen blieb demnach nichts übrig, als zu sehen, ob sein Sohn noch lebe. Da fand es sich denn, als der Graf zur Löwengrube kam, dass Hans noch darin sei, munter und wohlbehalten, wie an dem Tage, an welchem er hineingeworfen war. Sofort wurde nun Hans aus der Löwengrube befreit, Er sollte sich jetzt schön kleiden, allein er weigerte sich dessen, liess von seinem treuen Diener seinen alten Schimmel rüsten, setzte sich darauf und ritt dem königlichen Schlosse zu. Er wählte, als er zum Aufgang kam, den rich tigen Weg, welcher schmal aber mit weissem Tuch belegt war; sobald sein Pferd diesen Weg betreten hatte, neigten sich die Fahnen des Schlosses und eine fröhliche Musik er scholl. Er ward freudig im Schlosse aufgenommen, die Prin zessin herzte und küsste ihn, trotzdem er rauh war und sein Bart bis auf die Füsse reichte, und auch ihr Sohn freute sich, seinen Vater zu sehen. Nun aber liess der König die Söhne des Grafen auf das Schloss kommen: jetzt mussten sie ihren Betrug gestehen, und obschon Hans selbst für sie bat, liess der König die Missethäter doch den Löwen vorwerfen, welche sie sogleich zerrissen. Hans aber und seine Gemahlin dankten dem König für seine Hülfe, darauf fuhren sie nach dem Schlosse der Prinzessin; Hans wurde in ihrem Lande später König. Seinen treuen Diener konnte er nun reichlich belohnen. Der alte Graf aber lebte allein in seinem Schlosse und von allen seinen drei Söhnen war ihm keiner geblieben. Cottbus.