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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.07.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270711023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927071102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927071102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-11
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
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Hr. Z21 Seite 4 ^ statten, sobald sich di« ganze Größe de« Unglück» übersehen läßt. Schwere» Unwetter t« Rvchtttzer Auch lm Bezirk der AmtShcirrptmannschaft Rochlitz sind schwere Unwetter ntedergegangen, die besonder» in den Ge meinden Ha r t m a n » S d o r f, Gö p p e r S d o r f, V u r k e r S- dvrs und HeierSdors umfangreiche Sachschäden an gerichtet Naben. Am Sonntag hat sich ein Vertreter der Staat»- regierung in da» vom Unglück betroffene Gebiet begeben, um Unterlagen für eine auch hier geplante Hilfsaktion zu erhalten. Bräuusdorf. lH o ch w a s s e r.) Das am Sonnabendmittag über der hiesigen Gegend niedergehende schwer« Gewitter hat den Dvrsbach derartig mit Wassermassen gefüllt, daß er sich einem reibenden Strome gleich durch den ganzen Ort hin- zieht. Sämtliche Brücken sind zerstört, die Telephon- und Lichtmaste umgerissen. Es kann niemand aus den Häusern, in die das Wasser eingedrungen ist, auf die Straßen, die sämt- lich amtlich gesperrt werden mußten. Limbach. «Schwere Gewitterschäden.) Da» am Sonnabend über unsere Stadt binziehcnd« Gewitter, dem eine fast einstündige vollständige Verfinsterung vorauSgtng, hat durch seinen mvlkenbrnchartigen Regen überall schweren Wasserschaden verursacht. In zahlreichen Kellern steht da» Wasser in beängstigender Hohe. Ganze Straßenzüge stehen knietief unter Wasser. Auch die elektrische Lichtleitung wurde eine Zeillang gestört, so daß die Betriebe ohne Licht und Kraft waren. Das Unwetter im Zittauer Bezirk. Die furchtbare Wetterkatastrophe in Sachsen wirkte sich im Zittaner Talkessel am Freitag und Sonnabend in schweren Gewittern aus, die viele Stunden lang anhiclten und von wolkenbrucharligem Regen und strichweise von Schloßenfall begleitet waren. Am schlimmsten tobte daS Unwetter am Freitag. Bei tropenahnlichcr Hitze stieg gegen Mittag das erste Gewitter am nordöstlichen Horizont mit außerordent- lieber Heftigkeit ans. Ununterbrochen rollte der Donner, und Blitz ans Blitz leuchtete auf. Mit nur geringen Pausen dauerte daS Gewitter bis gegen Mitternacht. Dann erst legte sich der Ausruhr in der Natur. Am Sonnabend setzten die Ge witter ebenfalls gegen Mittag ein und hielten bis zum Abend bei starken elektrischen Entladungen und gewaltigen Nieder schlägen an. Eine Reihe Blitzschläge ist zu verzeichnen. Während ec> sich in Zittau selbst meist um sogenannte kalte Schläge handelte, schlug der Blitz im benachbarten OlberS- dvrs zweimal ein. Er lotete im Stalle des Gutsbesitzers Weise eine Kalbe und demolierte beim Gutsbesitzer Lehmann das Dach einer Scheune. In S o in mcra u wurde ebenfalls eine Scheune vom Blitz getroffen. In Reichenau, Reibersdorf und BertSdors zersplitterte der Blitz eine Anzahl Baume und Leitungsmasten und zerstörte in Reichenau eine Reihe elektrischer Anschlüsse. Ein weiterer Strahl fuhr in die Scheune des B u s ch v o r w e r k e S bei Reichenau, zündete aber nicht. Aus dem benachbarten Böhmen wird ebenfalls über schwere Unwetter berichtet. In Friedland setzte der Blitz ein Haus in Brand, ebenso in Oberringenhain. Die Neissc und die Mandau sind infolge der vielen Niederschläge beide stark gestiegen. Vermittlungen auch im Dodenbacher Geblel. Am Freitagabend wurde das Bodcnbacher Gebiet von mehreren Gewittern heimgesuchl. Besonders schwer wurde das Eula »tat betroffen. Der Enlaubach verwandelte sich binnen wenigen Minuten in einen reißenden Strom. Die Bewohner der sogenannten Schmelze im Stadtinnern Boden bachs mußten flüchten,- sämtliche Häuser standen etwa zwei Meter im Walser. Biele Brücken, die in Bvdenbach über den Eulaubach führen, wurden von den Fluten sortgerissen. Die Brücke an der Mündung deS Eulaubachcö in die Elbe wurde in den Strom geworfen. Der Elbedamm wurde in einer Breite von etwa 20 Meter durchbrochen und fort- geschmemmt. Der Materialschaden geht in die Mil- l i v n c n. Biele Häuser wurden schwer beschädigt. In Eulau und Königswald sind 17 Häuser sortgeschwcmmt worden. Hier sind a u ch einige Menschenleben zu beklagen: die Zahl der Bermißten steht noch nicht fest. DaS auf dem jenseitigen Ufer liegende Letschen blieb von dem Unwetter verschont. Die Technische NolhMe im Urrwellergebie!. Getreu ihrem Grundlatz, in Fällen höherer Gewalt so schnell wie möglich jede nur erdenkliche Hilfe zu leisten, hat auch jetzt wieder die Technische Nothilfc im Unwettergebiet gehandelt. Infolge mangelbaster Verbindungen mit dem Un fallgebiet traken die ersten Meldungen bei der Zentralstelle in Dresden reichlich spät ein. So war eS nicht möglich, schon in der Nacht die erste Hilfe einsetzen zu lassen. Unverzüglich wurde aus die Kunde von der Katastrophe der Alarmapparat in Tätigkeit gesetzt. Kurze Zeit daraus konnten die ersten Nothelser-Transporte in das Unfallgebiet abgehen. Hinaus jagten die Autobusse, vollbepackt mit Nothclsern. Da die nor- nialcn Zugangsstraßen vollkommen versperrt waren, konnten die UuglückSstellen nur aus zum Teil recht erheblichen Um wegen erreicht werden. Mit Aertcn, Beilen, Spaten und Schaufeln ausgerüstet, trafen die Kolonnen in den betroffenen Ortschaften ein. Sie wurden aus Grund der eingetrosfenen Meldungen fürs erste wie folgt eingesetzt: Glashütte: Führer, 00 Mann, Berggießhübel 57, Dohna 77, Weesenstein 83, Lieb stadt 28, Gottleuba 38, Schüllermtthle-Siärenüecke 22, Rären- klaue 22, Overlchlottwitz und Häslich 146. Diese Zahlen sind mittlerweile längst überholt, da dauernd Nachtransporte ein- gesetzt werden. Neben den Nvthelfcrn arbeiteten Stahlhelm, Jung- d o. Rote Frontkämpfer, Reichsbanner. Die Größe des Unglücks ließ alle Parteivcrschicdenheiten ver. stummen, so daß das Hilsswerk reibungslos in Angriff ge nommen werden konnte. Die Verwüstungen der Hochflut sind ungeheuerliche und stellen an die Mannschaften die höchsten Anforderungen. Mit Begeisterung und Aufopferung setzen diese, häufig selbst in ihrem Leben sehr bedroht, alle ihre Kräfte ln den Dienst des HilfSwerkS. Es galt vor allem, die Zugänge zu den ver schlammten Wohnungen freizumachen, die Straßen auf. zuräumen. Leichen zu bergen. So konnte allein in Berggieß. Hübel die Technische Nothilfc sieben Verunglückte, die zum Teil gräßlich rerstümmelt waren, den Schlammassen entreißen. Erschütternde Bilder boten sich dem entsetzten Blick in den vernichteten Ortschaften. Ein Mann schob mühsam einen Kinderwagen vor sich her, völlig gebrochen. Als einzigen Gegenstand den geretteten Regulator in diesem. Die übrige Familie war von den Fluten verschlungen. An anderer Stelle mühten sich Männer, Frauen und Kinder, ans der zähen, braunen Masse Haushaltungsgegenstände herauSzusischen und soweit wie möglich wieder instandzusetzen. Mit rührender Sorgfalt wurde jedes kleine Kästchen in den noch immer brausenden Fluten der Gottleuba gewaschen. Plötzlich der Iubelichrei eines Kindes, es steht, wie seine Mutter die Puppenstube in Sicherheit bringt. Das grenzenlose Elend, daö binnen weniger Minuten blühende» Leben ln Todes- grauen verwandelte, hat über die Menschen eine müde Gleich, gültigkelt gebracht. Sie fassen auch heute noch nicht die volle Größe ihres Unglücks. Um so rührender ist ihre Dankbarkeit gegenüber den Nothelfern, denen sie immer wieder die Hände schütteln. Neben dem Beistand gegenüber den Einwohnern unter- stütz! die Nothilse die Rettungskolonnen im Abstützen von väuiern. Schlagen von Notbrücken, Beilelteschasfrn von totem Vieh, das in Unmengen angeschwemmt worden ist. Zurzeit läßt sich die ganze Größe der Katastrophe immer noch nicht überschauen. ES wird noch Monate angestrengter Arbeit be dürfen. um nur einigermaßen die Spuren dieser Sintflut z« — »Dresdner Hachrkhken" — verwischen. Dte Nothtlf« wirb auch weiterhin tatkräftig an ihr Mitwirken, vt» jetzt sind 770 Nothelfer eingesetzt. Lke Lech»ische Nothils» i« »knre» ^ ßSSglitztttt,. Ueber da» Eingreifen der Technischen Nothilfe im Un glücksgebiet sendet unö Cand. Ing. Wolf Steinbrück unter der Ueberschrtft »Einsatz värenheck «—v ären - klau* folgende» Stimmungsbild: »Am Studentenhau» hängen an den Türen Plakate: »Nothelser sofort melde« Ntedergrabe« », Alarm!* Also auf die Straßenbahn und hin nach Neustadt. Dort großes Gewühl. Rothelfer sammeln stcü dauernd kommen neue dazu. In fieberhafter Eile werden die Ankommenden ein» gekleidet und mit Werkzeug versehen. Dte tätigen Beamten können den Ansturm nur mit scharfem Durchgretfen be- wälttgcn. Auto für Auto wurde mit den nötigen Anweisun gen in da» Katastrvphengeblet abgelassen. Unser dreiachsiger Somagwagen rasselt durch dte Stadt, dicht besetzt von Not- Helfern. Rechts und links der Straße hat man den wunder vollen Ausblick über die weiten Hänge. Im Osten hängen grau und dlaufchwarz Wetterwolken. Der Fahrer legt «in tolle« Tempo vor, vaumäst« schlagen an die Fenster, die Federn bieten sich in den Kurven durch, so daß der Wagen stark nach einer Sette durchhüngt. Nach 1K Stunden landen wir ln IohnSbach. Wo geht der Weg weiter? Unsere An- Weisung lautet, uns bei dem Polizeiosfizier des dortigen Be zirk» zu melden. Aber wo lst dir Polizei? Während wir versuchen, aus der umhersteheuüen Dorfjugend irgendwelche brauchbare Auskunft heranözuholen. kommt der Schnell- lastwagen der Landgendarmerte den steilen Talweg empor, dem zwei Gendarmen entsteigen. »Ja, meine Herren, da unten ist nichts mehr zu holen, keine Einwohner mehr, kein Militär, wir waren fetzt dte einzigen Menschen. Wo wollen Sie eigentlich über Nacht bleiben/* Gerät war auch nicht vorhanden, denn die Pioniere und die Polizei hatten sämt liches verfügbare Pioniergerät ln ihren Einsatzgebieten ln Heidenau. Berggießhübel und Zinnwald. Nachrichten über den Umfang der Katastrophe im oberen Müglitztal waren noch nicht bis nach Dresden gedrungen, man wußte nur. daß dort oben »etwas los war*. Schließlich erschien der Gastwirt deS Ortes, und bald waren Strohlager für kurze Nachtruhe und Verpflegung für 50 Mann beschafft. Aber mir mußten erst noch einmal ins Tal und sehen, ob wir nicht trotz der Dunkel heit irgendwelche dringenden Arbeiten auSznführen hatten. Silberne Wölkchen ziehen am zunehmenden Mond vor über. Die Tannen stehen schwarz gegen den matt leuchten den Himmel und ein Leuchtkäfer nach dem anderen fliegt durch die Lust des milden SominerabendS. Plötzlich stehen wir oor den zerstörte» Häusern der Bahnhofswirtschaft Bärenhecke. Zwei Mädchen, die zurückgeblieben sind, er scheinen ans unser Rusen am Fenster. „Wer seid ihr?* „Tech nische Nothilse Dresdenl" „Ach. endlich kommt jemand, nm uns zn Helsen* Beide sind noch ganz verstört. „Wird es heute Nacht wieder regnen?* ist ihre bange Frage. Und dann erzählen sie von dem. der »weg ist*, und von fenem anderen, den die Flut auch mitgenommen hat. „Tot* wagt hier oben niemand zu sagen. In strahlender Helle bricht der Svnntagmvrgen an. Um 6 Uhr sind mir wieder in Bärenhecke. Ein Trupp bleibt dort, der andere marschiert nach Bärenklau und erst aus dem Wege dorthin leben mir, waS am Abend vorher die Dunkelheit unS verdeckte. Aus Hunderte von Metern ist die Straße sortgerissen, io daß man am Abhang gehen mnß. An einer Stelle sind die Schienen der Eisenbahn um 180 Grad umgebvgcn, so daß die eingleisige Bahn ans eine längere Strecke zweigleisig zu sein scheint. Aus zwei schwankenden Balken, die nur durch einige Klammern gestalten sind, überschreiten wir, einer nach dem anderen, die Müglitz, die hier zwischen zwei Felsen eng zu- iammciiacklemmt ist und so von vorher über 80 Meter Brette aus 8 Meter zusammengedrängt wird. Die Arbeit wird verteilt. Eine Gruppe Häuser aufräumeu und stützen, eine zweite Brückenbau. Unsere Brücke ist von Glashütte ab aufwärts der einzige Uebergang über die schmutzigbraunen Wasser. Zunächst müssen wir aber die Tierkadaver vergraben, die dort vor dem Hanse liegen, eine Ziege und ihr Lamm, beide schon ausgctricbcn. Dann wird daS HauS. von dem eine Ecke vollkommen wcagcrissen ist, ausgeräumt und die mächtigen Schlammassen hinauSbcsördert. Ueber dte schwankenden Balken hinweg werden dann Bohlen befördert, um eine festere Notbrücke zu bauen. Inzwischen sind die Z » g e v o n D r e S- den nach Dippoldiswalde und Schmiedeberg ciiigctrosfen und eine Schar von SonntagSauSslüglern, vor allem Radfahrer mit Wetb und Kind, ergießt sich über die verwüsteten Gebiete. Die Sttinmnng der Nothelser, deren Arbeit dadurch natürlich sehr gestört wurde, kann man sich un gefähr vorstcllcn. Manche dieser Herrschaften, die allzu zu dringlich wurden, werden wvhl den BcrkehrSton der Teno mit dem Publikum nicht für sehr höflich halten. Wir arbeiten unter dauerndcr Lebensgefahr. Dle Mauern der Häuser, die wir anSräumcn, drohen elnzu- stürzcn. Wir balanzieren ans einzelnen Baumstämmen und Felsen durch die reißende Muglitz — aber wir tun daS nicht, um den Dresdenern lm Sonntagsstaat ein interessante» Schauspiel zn bieten. In der srtsch gereinigten Gaststube der Bahnhofswirtschaft Bärenhecke sitzen die Touristen, die mit dem Kraftwagen ans Dresden gekommen sind, beim Bier — ans der anderen Seite des Ganges räumen Studenten und andere Nothelser dte verschlammten Abortgruben au» und suchen lm Gestrüpp nach den noch vermißten Leichen! Am Nachmittag räumen wir die Schlammassen au» der großen Bäckerei, die natürlich als lebenswichtigster Betrieb gilt, denn i« ganzen Müglifftale ist keine Bäckerei mehr im Betrieb. Mit den Wasserleitungen, die auch alle zer stört waren, haben wir uns schon am Vormittag besaßt. Nach tkstündlger schwerster Arbeit, die nur durch eine kurze Mittags, und Vcsperpausc unterbrochen wurde, sind wir so weit, daß allen die Arme bei der Arbeit zittern und wir nur noch mit Energie durchhaltcn können. DaS Arbeitstempo hatte sich lm Lause deS Tages immer mehr gesteigert, trotz der allcrschwcrsten körperlichen Arbeit. Im Omnibus sinkt einer nach dem anderen zusammen und schläft bann, Vts ihn tn DreS- den die Kameraden mehr ober weniger sanft herauSbcfvrdern. Aber eS waren Prachtkerle, die dort nackt in Schlamm, Wasser und Schmutz standen, von denen jeder einzelne trotz seiner Jugend schon mehrere Einsätze der Teno hinter sich hatte. Auch jetzt, nach kurzer Ruhe, sind wir wieder Allzeit berettl* Die Ailfe -er Polizei. Das Polizeipräsidium Dresden stellt uns folgenden Be- richt über den Einsatz und die Verwendung der Poltzelkräfte lm östlichen Erzgebirge zur Verfügung: Einsatz Die ersten Meldungen über die Unwetterkatastrophe tm östlichen Erzgebirge liefen wie folgt ein: a) Gottleubatal. 10 Uhr nachts bittet der Bürgermeister von Gottleuba um Hilfe wegen Hochwassergefahr. Daraufhin wurde dte VI. Bereitschaft alarmiert und zur Absendung bereitgehalten. Dte Amtshauptmannschaft Pirna wurde angerufen, um entsprechend den Bestimmungen dte amtliche Bestätigung der Anforderung zu erhalten. Tine telephonische Verbindung mit der Amtshauptmannschaft war nicht möglich, jedenfalls infolge Gewitterstörung. 10,88 nachts hat der Bürgermeister von Gottleuba aber mals angerufen und mitgetetlt, baß bas Polizeikommando -'cht abgeschtckt zu werden brauche. Montag. 11. Zoll 1927 IlF nacht» hat der Bürgermeister von Gottleuba Stnrut angerufen und um Hilfe gebeten. Rach Rücksprache mit dtzr Staatspoltzrtverwaltung ist «tn Pollzetkommando tn Stärk« vo» tz» Beamte» — (Fühktzr: Poli»ei-Oberlrut«a«1 Lapp«) — mtt »»«« Gxaßkraftz eine» ««ftkraft- unh «t«e« Personen- kraftwagen untw Mttnah», von Ptonterverat gehen 11.1« nacht» abgerttckt. 11,88 nachts rief Gottleuba (Bahnhof) an und bat erneut um Hilfe. Es wurde mitgetetlt, daß «tn Kommando tn Stärke von 80 Beamten bereits unterweg« sei. > t>) Müglitztal. IM »orm. rtes Fabrikbesitzer Mühl«, wohnhaft Glashütte, au» Dippoldiswalde an und tetlte mtt, bah Hochwassergefahr bestünde und Menschenleben tn Gefahr wären. Mtt Zustimmung der Staatspolt,«tverwaltung wurde Polizet-Oberleutnant Schlecht« mtt SV Beamten auf Streife«, krastwagen mtt Ptontergerät nach Glashütte ».18 vor«, ab- gesandt. ES wurden Stretfenkraftwagen anstatt Großkrast- wagen »um Transport bestimmt, wetl inzwischen «tn« Mel- düng von Pollzet-Oberleutnant Lappe «tngelaufen war. daß «in BorwärtSkommen mtt Grohkraftmagen infolge de» Hoch, wasser» nicht möglich wäre. o) Sonstiger Einsatz. In der Nacht vom 8. zum v. Juli 1927 waren zwei Bereit- schäften zum Feuerwerk auf der Vogelwiese von 7 Uhr nachm, ab eingesetzt. Die VI. Bereitschaft unter Polizet-Oberleutnant Lappe war nach Beendigung des Feuerwerk» 10,80 nacht» vom Dienst »urückgekehrt, desgleichen eine Wachtabteilung der IX. Bereitschaft mtt Polizet-Oberleutnant Schlecht«. Zwei Wachtabtetlungen dieser Bereitschaft waren zur Räumung der Vogelwiese dort verblieben, wurden aber, nachdem di« VI. Be- rcltschaft abgesandt worden war, nach dem Polizetgebäude zurückgezogen. Inzwischen war 12,30 vorm, tn der Gardinensabrik tn Dobritz durch Blitzschlag Feuer auSgebrochen. Zu blesem Feuer wurde ein« Wachtabteilung der IX. Bereitschaft unter Oberleutnant Schlechte mit Stretfenkraftwagen nach Dobritz entsandt, so daß zur Zelt des Anrufes aus Glashütte nur zwei Wachtabtcilungen der IX. Bereitschaft im Polizct- gcbäudc anwesend waren. Nach Absendung de» Poljzet-Oberlentnant» Schlechte wurde dte dienstfreie VIII. Bereitschaft, welche gleichfalls am Abend vorher zum Feuerwerk eingesetzt worben war, unter Polizet-Oberleutnant Frenzel alarmiert und mtt zwei Groß- kraftwagcn in erhöhter Alarmbereitschaft gehalten, um bei weiteren Anrufen Kräfte zur Verfügung zu haben. cl) Nachdem aus dem gefährdeten Gebiete gegen 4 Uhr vorm, von Polizet-Oberleutnant Lappe und Polizei-Oberleut nant Schlechte nähere Mitteilungen über die Ausdehnung des Unglücks cingetroffen waren, hat Polizeimaior Matches gegen 4 llhr vorm, dte Staatöpvlizciverwaltung angerusen und die Meldungen der beiden Führer übermittelt. Gegen 8 Uhr vorm, teilt Polizei - Oberwachtmelster von Kracht mit, daß dem Polizeipräsidium die Sicherung im ge fährdeten Gebiete übertragen werde und das Präsidium die erforderlichen Kräfte dorthin entsenden solle. Es wurde dar auf angeordnct, daß dte Führer der vorgesehenen Slcherungs- abschnitte 0,18 vorm, zu einer Anweisung im Polizeipräsidium einzutrcffc» hätten. Dte X. Bereitschaft traf um 7 Uhr vorm., dt« übrigen nm 9 Uhr vorm. ein. Nachdem am Morgen des S. Juli von der AmtShaupt- Mannschaft Pirna weiter« Meldungen über den Umfang eln- gelaufen waren, wurde bestimmt, daß drei Sicherungsabschnitte gebildet würden, und zwar: Abschnitt -V unter Pvlizenhauptmann v. Malortie Berg- gteßhübel-^Gottleuba: Abschnitt B unter Poltzeihauptmann Gläsche Weesenstein- Dohna: Abschnitt 6 unter Poltzeihauptmann Polen Glashütte-^ Lauenstetn. ES wurden zur Verfügung gestellt: Abschnitt F XIII. Bereitschaft mit 80 Beamten. . B X. . . 60 » ci v. » » 40 » Abschnitt O V. Bereitschaft mit 40 Beamten. Die im Abschnitt H und L tn der Nacht eingesetzten Be amten wurden durch diese neuen Kräfte abgelöst. Im Laufe de» 9. Juli wurden an weiteren Kräften ein gesetzt beim Abschnitt Inspektion Rost mit etwa 70 Beamten. Abschnitt 8 >4 Inspektion Roth (82 Beamte) Weesenstein, Abschnitt E ^ Inspektion Roth (32 Beamte) und Ab teilung Arnsdorf t3« Beamte) Lauenstein. Am 10. Juli wurde 10,30 V K Inspektion Meißen lHanptm. Meißner, 34 Beamte) dem Abschnitt E und ft In- spektion Meißen (73 Beamte) dem Abschnitt ^ zur Verfügung gestellt. Die Ablösung der eingesetzten Beamten geschieht bi» ans weiteres innerhalb der Abschnitte. v Verwendung. Die in der Nacht eingesetzten Kräfte wurden den Erforder. Nissen entsprechend zu RcttungSarbettcn eingesetzt, und »war wurden sie rerwendet zur Rettung von tm Wasser eingeschlos- senen Einwohnern, zur Bergung von Verletzte« und Toten. Sie wurden ferner entsprechend den Anwctsungen der Bür germeister zur Aufführung von Schutzdämmen und zum Siau von Brücken benutzt. Nachdem an den verschiedenen Stellen ArbeitStruppS gebildet worden waren, wurden dte Polizei- beamten zur Absperrung und zur Bewachung der geretteten Güter in Anspruch genommen. SS wurde mit den Amts- hauptmannschasten Dippoldiswalde und Pirna Fühlung ge- »ommen und die Poltzelkräfte nach deren Wünschen eingeteilt. Dte Unterbringung der Beamten erfolgt tm Einverneh men mit den Bürgermeistern in Scheunen und Sälen. Die Verpflegung -er Kommandos geschieht durch da» Polizei. Präsidium. Infolge LeS Fehlens aller telephonischen und telegraphi schen Verbindungen war eS außerordentlich schwer, sich ein Bild Uber die Ausdehnung des Unglücks und dte erforderlichen Hilfsmaßnahmen zu verschaffen. Es bedurfte der persönlichen Orientierung der Leitung, um sich einen Nebcvblick über den erforderlichen Kräftectnsah zu verschaffen. Der stellvertretende Polizeipräsident hat sich mit dem stellvertretenden Letter der Exekutive am Morgen des 9. Juli tn das Unglücksgebiet be- geben, um die Vcrivendung und Unterbringung der Komman- do» an Ort und Stelle zu prüfen. Dabei erkannten die Bür germeister uiw. dir tatkräftige Hilfe der Polizei dankbar an. Es wurden deren Wünsche auf Gestellung von Arbeitskräften, Lebensmitteln und Wasserversorgung, Heranziehung von Pio nieren »sw. entgegengenommen und den maßgebenden Siel- len üermtttelt. Das Wehrkreiskommando teilt uns über den Einsatz von Reichswehr im «ochwafler'- gebie». um Pirna folgendes mtt: In der Nacht zum 9. L. M. unterrichtete die AmtShaupi- mannfchaf Plrna das Wehrkreiskommando über die Hochivasser- katastrophe tm Tal« der Müglitz und der Gottleuba und bat gleichzeitig um Entsendung von Truppen zur Hilfeleistung. Daraufhin wurden in den zettlgen Vormittagsstunden de» 9. Juli von sämtlichen Dresdner Truppenteilen Kommando» zur Hilfeleistung abgesandt und an den bedrohten Punkten eingesetzt. Bt» »um 9. Juli nachmittag» war die gesamte Dresdner Garnison bt» anf geringfügige, zurückgehalten« Reserven, hauptsächlich tn den Orten Lauenstetn. Glas hütte, Häseltch, Weesen st ein, Neundorf. Berg gießhübel und Gottleuba zur Hilfeleistung ein- getroffen. Die Tätigkeit der Truppe erstreckte sich zunächst hauptsächlich anf voseitigung der Stauungen in den Fluß- «etttn, Bergung von Eigentum der Bevölkerung, Herstellung von Verbindungen zu und von den abgeschntttene» Ortschaft««
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