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Ms jehk 14S Todesopfer -er Unwetterkatastrophe. Dte Gesamtzahl -er Todesopfer. «;» amtlicher Festste»«»« »eträßt die Zahl »er rote« i« Sereiche der Amtshaupt Mannschaft Pirna 11» und der Amt». han»t«annsth«ft Dippoldiswalde »L JnSkesamt «ind demnach de« Unwetter am veraannene« Freita» im Gottleuba. nnd Miinlintal 14» Menschen znm vpser aes«I«n. E» ist ,n hassen, das, diese Verlustliste keine melentliche Srhddnna «ehr «fahre« wird. Zu den Todesopfern in Berggießhübel kommen noch Anton Hecker aus PeterSwald. der sich in Berggießhübel »um Besuch anfhlelt, sowie Fräulein Alma Petr ich au» verggtefthübel. Rund NN sind geborgen, 46 fehlen noch. 86 der Opfer werden beute Montag nachmittag 4 Uhr in verggteßliüöel beerdigt. Dte in brr Gottleuba ertrunken« Dresdner Kanzlet, oberasslstrnttn Küthe Döhring war bet den Städtischen Werkstätten für Erwerbsbcschränkte tätig Anker ihre» dienstlichen Eignungen, die Ne in ihrem Berus zu außer» gewöhnlicher Wirksamkeit gelangen lieh, erfreute Ne sich -eö RukeS besonders liebenswerten und vornehmen Wesens. Di« SchicksalSnacht sollte die letzte Nacht ihre» ErholungS. aufenthalteS in Zwiesel kein; am Montag sollt« Ne hier wieder ihren Dienst beginnen. Die Tv-esopfer im Müglihtale. Die Amtshauptmannschast Dippoldiswalde gibt im Nach, stehenden di« amtliche Liste der Todesopfer ihre» Bezirks bekannt. Abschnitt Glashütte. Beyer, Emilie, FabrikantenSwitwe. 74 Jahre. Eibig, Linda. Kontoristin, 19 Jahre, Glashütte (geborgen». Eibig, Emil, Obsthändler, 49 Jahre, Glashütte (nicht gef.). Eibig, Emmi. Ehefrau, 49 Jahre, Glashütte (nicht gef.). Donath. Otto, Fabrikarbeiter, Glashütte (geborgen». Mrnde, Oswald, Pförtner, Glashütte (geborgen). Mastak, Photographcnehcsrau, 29 Jahre. Glashütte (geb.). Makak, Elsa. 9 Jahre. Glashütte (geborgen). Matzak, Ruth, 1 Jahr, Glashütte (geborgen). Rüdiger. Alfred, Handlungsgehilfe. 2S Jahre, Glashütte (geborgen). Börner, Hanna, unbekannt woher (geborgen). Hitbler, Arno, 26 Jahre, Schlottwitz (geborgen». Unbekannt, vermutlich Müllergehtlfe ans Schüllermtthle (geborgen). Reubert, Artur. Fabrikarbeiter, 87 Jahre. Glashütte nicht gefunden). Zschabc, OSkar, Feuermann. 47 Jahre, EunnerSdorf (nicht gesunden). Abschnitt Vauensieln» einschltehllch Äulhaus. riebel, Richard, 86 Jahre. Kratzhammer (geborgen), riebel. Minna, 84 Jahre, Kratzhammer (geborgen). Friebel, Gerhard, 8 Jahre (nicht gesunden». Frtebel, Hellmuth, 2 Jahre (nicht gesunden) Kirst, Alfred. 18 Jahre. Kratzhammer (geborgen). Widalska, Dorothea, 19 Jahre, Kratzhammer (nicht gef.). Umbreit. Fannn Luise, K9 Jahre, zurzeit Kratzhammer (nicht gesunden». Heil, Martha. 88 Jahre, Kratzhammer (nicht gefunden). Abschnitt Kuihau» bis DSrensiein. Schwenke, Walter. 28 Jahre, Bärcnstein (geborgen). Bretschneidcr, Oswald, 46 Jahre, Bärenstein lnicht gef.). Müller, Emil, 68 Jahre (nicht gefunden). Abschnitt Ionsbach, Orisieil DSrenherke Seidl, Marie, Ehcsrau, Jonsbach (nicht gesunden). Geibt, Arno. 24 Jahre (nicht gefunden). Seibt, Walter. 18 Jahre (nicht gefunden). Börnert, Johanna, 21 Jahre (nicht gefunden). Heidecke. Otto, 29 Jahre (geborgen). Unbekannt, Knabe im Alter von 6—6 Jahren (geborgen). Tine auheror-enMche Sitzung -es Gesantt- mintsleriums. Das Gesamtministerinm ist am 11. Juli oormittagS zu einer aubcrordcntlichen Sitzung zusammengetreten. SS wnrde, um eine einheitliche Zusammensassung aller not wendigen Wicdcrausbauarbeiten z« gewährleiste«, der Mini« sterprästdent zum Staatokommiffar eingesetzt nnd sür seine Unterstützung ein Ausschuß vorgesehen, in dem außer den Vertretern der beteiligten Ministerien das Wehrkreiskom mando IV, die Reichsbahndirektion Dresden und die Reichs- »derpostdirekti»« Dresden »«rtrete» sind. In den einzelnen Flußgebiete« solle« Rotdanümter errichtet «erde». Ker ner hat das Gesamtministerinm beschlossen, den Präsidenten de» Landtag» zu ersuchen, de« ZwischanSschnß des Land tag» an eine« d«r nächsten Tage einznbernsen. Die Attfe -es Reiches. Zar Linderung der dnrch die surchtbare Unwetterkata strophe in Sachsen verursachte Rot hat der ReichSsinanz, « in « fter al» erste Hilse znnächst 1 Million Mark de« ReichSinnenminifterinm z»r Verfügung gestellt, da» seinerseits sosort die Verteilung dieser Summe i« Ein vernehmen mit der sächsischen Regierung »ornehmen wird. Ausruf a« Dresdens Einwohner. Entfesselte Naturgewalten haben einen blühenden und gewerbefleihigen Landstrich, dessen liebliche Täler und Höhen weiten Kreisen unserer Einwohnerschaft Tlaturgenuß und Erholung boten, in eine wüste ver wandelt. Neben die herzliche Anteilnahme am schweren Leid unserer Volksgenossen, die Angehörige. Hab und Gut unter den Trümmern begraben wissen, muh sofort tatkräftige Hilfe für die Lebenden treten, die vielfach von allem Lebensnotwendigen entblößt sind. Wir wenden uns an den oft bewährten Opfersinn unserer Bürgerschaft mit der herzlichen Bitte, nach Kräften mltzuhelfen. Sämtliche städtischen Kassen und die Zweigstellen der Sparkassen und Stadtbank nehmen Geldspenden entgegen. Diese Stellen gelten als Sammelstellen einer etwa einzuleitenden Landessammlung. Der Rai -er Lan-eshauplsla-I Dres-en. i. V.: Bürgermeister Nihsche. Dte Kttssaklivn -er Banken. Die hiesigen Banken und Bankiers waren am Montag zu einer Sitzung zusammcngetreten, um darüber zu beraten, wie sic auch ihrerseits zur Linderung der Not der von der Un wetterkatastrophe im Ost-Erzgebirge Betroffenen beitragen können. Es wurde einstimmig beschlossen, eine gemein- same Sammlung von Geldspenden in die Wege zu leiten. Sämtliche Teilnehmer an der Sitzung erklärten sich bereit, das Sammelwerk auf bas nachdrücklichste zu unter stützen und ihren Kasscnstcllen (einschließlich ihrer Depositen- kasscn und Wechselstuben) Beiträge entgegenzunehmen. — Bei der gleichzeitig veranstalteten Sammlung wurde von den Be teiligten als erst« Hilse sofort 199 NW Mark gezeichnet, die unverzüglich der StaatSregicrung zur Verfügung gestellt worden sind. An die weitesten Kreise unserer Bevölkerung ergeht die herzliche Bitte, daß jeder »ach Kr.ften sein Scherslein zur Linderung der großen Not beitragen möge. Mithilfe -er Schuten. Der Rat zu Dresden, Schulamt, hat an die Direktionen und Leitungen der städtischen Schulen folgende» Schreiben ge richtet: „Das entsetzliche Geschick, von dem zahlreiche Gemeinden unseres engeren Vaterlandes durch die Unwetterkatastrophe betroffen sind, legt eS nahe, daß dte Schulen in einer ihnen geeignet erscheinenden Weise die Kinder versammeln, um ihnen die Schwere des erschütternden Unglücks vor Augen zu stellen, oder daß das Entsprechende in den einzelnen Klassen geschieht, Dte Kinder werden vielfältig Gelegenheit haben, in ihren Kreisen und in den Kreisen ihrer Familien für den Gedanken der Hilfsbereitschaft zu werben. Es wird hierdurch unter Voraussetzung de» Einverständnisses des Ministeriums angeregt, daß dte Schulen von den Kindern mitgebrachte Spenden in Empfang nehmen und an bekannte Sammelstellen abltefern. Die Schulleitungen werden gewiß dafür besorgt sein, daß Auszeichnungen über dte Höhe der abgcltcserten Beträge ge- macht werden, damit gegebenenfalls darüber berichtet werden kann. Bet der Nähe der Ferien erscheint eine andere Form der Sammlung nicht durchführbar." FMfe -urch -as Wettttu-enlenroerk Auf Unterredung verschiedener Delegationen hat die im Ltngner-Schloß in Dresden zurzeit tagende Internationale Schulungswoche sür Studentische Selbsthilfe in einem Tele gramm an dte sächsische StaatSregicrung dem Lande Sachsen und seiner Bevölkerung tiefes Beileid znm Ausdruck gebracht. Außerdem wurde beschlossen, eine Sammlung innerhalb der internationalen Delegation zu veranstalten. Als Ergebnis dieser Sammlung konnte der zuständigen Stelle 366,26 Mark zur Verfügung gestellt werde». Sämtliche anwesenden Dele gationen von über 26 verschiedenen Ländern haben sich an dieser Sammlung beteiligt. Ätlfe -er Landesverficherungsanstatt Der gesamte Vorstand der LandcSversicherungsanstalt unter Führung des Präsidenten Tempel hat ebenfalls das Unwettergebiet besucht, dem Bürgermeisteramt von Gottleuba für sofortige Hilfe 19 999 Mk. überwiesen und sür die Geschädig ten des gesamten von der Katastrophe betroffenen Gebietes 199 996 Mk. zur Verfügung gestellt. Als erste Hilse für die von der Unwetterkatastrophe Be» trossenen haben dem Ministerpräsidenten zur Verfügung ge stellt: das Bankhaus Gebrüder Arnhold. Dresden, 19 999 Mk.. das Warenhaus GcbrüderAlSberg 1999 Mk.. die Direktion der Allgemeinen Deutschen Eredit-Anstalt 19 999 Mark. Die Zigarettenfabrik Georg A. Jasmatzi Aktiengesellschaft Dresden hat heute in das von der Unwetterkatastrophe be troffene Gotleubaer nnd Pirnaer Gebiet als Liebcsgaben- spendc ein volles Lastauto Zigaretten gesandt, die den mit den Bergungs- und Aufräumungsarbeiten beschäftigten, auf opferungsvollen Helfern zugute kommen. Der Dresdner Verein der Kindcrsrennde stellt sein Kin derheim in Omsewitz zur sosortigcn Unterbringung elternlos gewordener oder in Not geratener Kinder aus dem von der Ucbcrschwemmung betroffenen Gebiete zur Ver fügung. Es sind biß zn 29 Plätze frei. Geschäftsstelle: Moritz- straße 4. Der Jungdeutsche Orden teilt uns im Anschluß an seine im Montagmorgcnblatt veröffentlichte Bitte, Spenden für die Opfer der Unwetterkatastrophe bereitzustellen, mit, das es jetzt vor allen Dingen an Bettiväfchc und an Lebensmitteln (Dauerware) mangelt. Der Jungdeutsche Orden arbeitet mit 466 Mann an den Unfallstelle» unter Leitung des Hochmeisters Arthur Marauhn, der direkt aus Berlin gekommen ist. Dte Geschäftsstelle des Jungdeutschen Ordens Ballein Elb gau befindet sich Schcfselstraßc 9, II. Der Stadtverein sür Innere Mission richtet im Anzeigen teile einen Aufruf an die Bevölkerung, Spenden zur Ver fügung zu stellen. Wettere Bettei-skun-gebungen. Anher den schon veröffentlichten Beilcidskunbgebungen des Reichspräsidenten, des Reichskanzlers und des Reichsrats sind noch folgende Beileidskundgebungen bei der sächsischen Regierung eingetroffen: Der preußische Ministerpräsident Brau« schreibt: »Der sächsischen Staatsregierung spreche ich zu der furchtbaren Unwetterkatastrophe, dte über Pirna und die benachbarten Orte hereingcbrochen ist, namens der preu ßischen StaatSregicrung die herzlichste Anteilnahme aus. die ich auch den Hinterbliebenen der Opfer und den Verletzten zu übermitteln bitte." Weiter sind Beileidskundgebungcn eingegangcn von der bayrischen, thüringischen und der mecklenburg-schwerinschen Staatsregierung, vom Nuntius Pacellt und vom Konsulat der Republik Brasilien (Bruno Harbrich). Der Ministerpräsident hat die Gesandtschaft Berlin an gewiesen, sofort den Dank der sächsischen Bevölkerung für dte Anteilnahme auszusprechen und wird dem Reichspräsiden ten sowie dem Reichskanzler einen eingehenden Bericht er- war sorgfältig auf den vielfältiger Schattierungen fähigen Stil -er „dramatischen Ehronik" abgestimmt und htnterlteß bei der Hörerschaft tiefe Eindrücke. v. 1^ d* Mozart-Manuskripte sür die Universität Glasgow. Eine Anzahl Mozartscher Handschriften und ein in Oel ge maltes Miniatnrbild wurde nebst einigen anderen bemerkenS- werten Autographen kürzlich der Universität Glasgow als Geschenk überwiesen. Der Stifter ist ein Herr Zavertel, der die kostbaren Stücke seiner eigenen Sammlung und der seines Vater» entnahm und der Universität schenkte. Das Oelbtld kam in den Besitz seiner Familie dnrch Schenkung dcS SohneS von Mozart. d Stiftungen sür die Gesellschaft der Frennd« de« Deut« sche« Bücherei. Anläßlich der Feier seines 79. Geburtstages stiftete Hosrat Dr. Erich Ehlermann. Dresden, der be« kanntllch durch seine Denkschrift (1919) den Anlaß zur Er richtung der Deutschen Bücherei gab und im Laufe der Jahre sich alv einer ihrer verdienstvollsten Förderer erwiesen hat, der Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei den Be trag von 1999 Mark. Stiftungen in gleicher Höhe machten (m Jahre 1924 die Firma I. D. W. Callwey. München, an- läßlich ihres ,,„d im Jahre 1926 Herr Adolf Dähnert, t. Fa. F. E. Fischer. Leipzig, zum kiOfährigen GeschäftSiubilänm. d Grabdenkmal für Mttller-Gnttenbrnnn. Auf dem Wiener Zcntralbahnos ist auf dem Ehrengrab Adam Müller-GuttenbrunnS ein Denkmal mit großem Bronzemedaillon. das den Kopf dcS vanater Dichters zeigt, enthüllt worben. d Finnischer Literatnrprei». Der LiteraturpreiS de» Fin nischen Staates sür die besten belletristischen Werke des Jahre» 1926 erhielten, wie „Die Literatur" erfährt: Jark Hemmer für seinen Roman „Die Rraut dcS armen Mannes", nnd Emil ZtlliaeuS für seine Gedichtsammlung „Die Son nenuhr". s Rener Verkauf vsterrcichischcr Knnstschäfte «ach Amerika. Ans den reichen .Kunstschätzen dcS Bcnedtkttner-StistcS Kremvmünstcr sind mit Genehmigung des Bundes» denkmalamteS acht Gobelins dcS KatserzimmerS an da» Ncnyorker Metropolitain-Muscum zu einem Preise von 89 999 Dollar verkauft worden. Die verkauften Gobelin», dte bekannten „Niederländischen Spaliere", die aus dem 17. Jahrhundert stammen, bilden eine Scrle von acht groben Wandteppichen, die bisher als Wandverkleidung dcS Kaiscr- saales des Stlsiev diente». Die Tapisserien stellten Kamps, fzenrn au» de» Schlachten TammerlanS dar und gehören zu den berühmtesten Sehenswürdigkeit der Kunstsammlungen der Benediktiner. -s- Amerikanische Ausgrabungen an der Akrovoli». Die großartigen AusgrabungSpläne der Amerikanischen Schule von Athen an der Akropolis werden jetzt von dem Archä- ologischcn Amt der griechischen Regierung eingehend geprüft. Der Organisator der Unternehmung, Prof. Cavvs. verlangt dieselben Bedingungen, die den Deutschen für die Aus grabungen in Olmnpia und den Franzosen für die von Delphi zugestandcn wurden. Er hat bereits In den Bereinigten Staaten zu diesem Zweck die Summe von 2 Millionen Dollar zusammcngebracht. Werden seine Bedingungen angenommen, dann sollen die Arbeiten noch innerhalb dieses JabreS be. ginnen und man rechnet mit einer Dauer der Ansarabungc» von 29 Jahren. Die Nicdcrretßung der alten Häuser die in der Pvsetdonstraße nahe dem Theseion beginnt, wird all mählich vor sich gehen so daß in jedem Jahr 18 bis 29 Häuser nlcdcrgclegt und der Boden unter Ihnen durchforscht wird. Die Verhandlungen erstrecken sich auch auf die Ent schädigungen, die den Besitzern der Häuser geboten werden sollen, nnd auf neue Wohngelegenheiten für Ne. Lustiges von alten un- neuen Künstlern. Die alte Exzellenz Menzel hatte durch viele Jahrzehnte hindurch ihren Stammtisch im Cafe Josty und haßte nichts mehr, als wenn sie von aufdringlichen Leuten durch Be obachtung belästigt wurde. Eines Tages saßen ein paar Herren ans der Provinz, offenbar reiche Kansleut«, mit ihren Damen dem kleinen Menzel genau gegenüber. Die Damen guckten alle Augenblicke z» dem großen Maler hinüber, steckte» die Köpfe zusammen und tuschelten. Menzel ließ eS sich ein« Welle gefallen. Dann zog er sein Sktzzenbuch hervor, fing an zu zeichnen und schaute seinerseits dauernd aus die Damen, als ob er von ihnen Modell nähme. Einer der Herren, der sich über die Bedeutung Adolf von Menzels offenbar nicht ganz im klaren war, stand auf, ging an des Malers Tisch heran »nb verbat sich die Porträticrung seiner Gattin. Menzel blickte erstaunt aus und wies ihm sein Skizzenblatt vor. Es enthielt nichts — als einige schnatternde Gänse. Max Liebermann ist berühmt für seinen derben ver. lincr Humor. Eines Tages war er tn Gesellschaft mit einem berühmten Pianisten zusammen, der gerade zum fünften Male geheiratet hatte und seine neue Gattin der Gesellschaft vor. führte. Liebermann wurde vom Hausherrn gefragt, ob er nicht dieser neuen Gattin des großen Tonkünstler» vorgestellt zu werden wünsche. »Nee danke." antwortet« der Meister, »die überspring ick." Arthur Schnitzler, der literarische Schöpfer des „Wiener süßen Mädels", zeichnet sich durch große Vergeßlichkeit aus. Eines Tages hörte er, daß sein Freund v. Hosmanns- thal zu den Mysterienspielen nach Salzburg führe, aber schon eine Woche vorher dort einzutressen gedenke. Er bat ihn, ihm doch zwei Plätze, oder wie man in Wien sagt, Sitze für irgend- eine Vorstellung zu besorgen. HosmannStüal entledigte sich des Auftrages, und da er nicht gerne schreibt, drahtete er an Schnitzler nur die Worte: „Sitze besorgt", worauf postwendend die telegraphische Rückantwort erfolgt: »Warum sitzest be sorgt?" * Hermann Bahr hatte den Ehrgeiz, die Weltliteratur souverän zu beherrschen. Eines Tages schrieb Egon Friedcll, der bekannte Kritiker, in irgendeinem Wiener Blatte folgenden Satz: „Dieses Wort ist eins der tiefsten und schönsten dcS großen Harcsu, der nicht nur der weiseste, sondern auch der naturnächste Philosoph unserer Zeit ist." Man zerbrach sich den Kops tn allen literarischen Kreisen, wer dieser Harcsu wohl sein könnte, -essen Name man noch nie gehört hatte. Hermann Bahr aber schrieb in seinem, alle Montag veröffentlichen Tage buch«: „ES ist höchst dankenswert von Egon Fricdell, endlich einmal Haresn erwähnt zu haben, diesen größten aller japani- schen Philosophen, dessen ich in jedem Gespräche mit meinen Freunden gedenke und von Jugend auf innig liebe." Am nach, stcn Tage erhielt er von Frieden eine Postkarte folgenden In halt»: „Was hast Du um Gottcöwillen geschrieben? Haresn ist ein Druckfehler, eS muß Hamsun heißen." » Und nun noch znm Schluß eine entzückende Sache von Frank Wedekind, dte uns Roda Roda in seinem Buche „Schwabylon" mittcilt. Der Dichter sollte einen Vortrag tn irgendeiner mittleren Stadt halten und wurde vom Vorstande de« literarischen Zirkels gebeten, doch auf möglichst dezentem Gebiete zu bleiben, da sehr viele junge Mädchen an dem Vor trage teilnchmen würben. Wedekind sagte eS zu. aber sei« Lächeln deutete für den Kenner seiner Seele auf nichts Gutes. Und tatsächlich brachte er gleich zu Anfang seine »nerhörtcsten Bänkclgesänge und Novellen. Die Folgen blieben nicht aus: wie die Schäfchen wurden die Jungfrauen von den Müttern a»S dem Saal getrieben. In der Pause begab sich der leitende Vorstand des Ltteratnrzirkel« hinter die Szene zu Wedekind und machte ihm sanfte Vorwürfe. Der aber grinste und sagte mit der ihm angeborenen vollendeten, nahezu chinesischen Höf. ltckkcit: „Schade, schade, daß die jungen Damen nicht au»« ge-alte» haben! Jetzt kommt nicht» Unanständige» mehr."