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Dresdner Nachrichten : 13.06.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190506138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19050613
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19050613
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-13
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.06.1905
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>4 S - 2 L -- SS — ? r» s V s r: Ah «F 2 weibebautz. leine 'Juuwer'ammlung ab. Ueber deren Verlauf wird uns vom Bvrfiand mitgeteilt: Der Vorsitzende, Herr Nechtsanwalt Klotz, gab nach der Vorlegung verschiedener Ein gänge bekam,«, da» der Verein in seinem gegen Gustav Schubert hier eingeleiteten Verfahren durch das König!, vberlandes- gericht die beantragte einstweilige Verfügung erreicht hat. Schubert hat die Kosten beider Instanzen zu tragen. Der Aus- rraa der Strafanzeige gegen Schubert schwebt noch. Ein ln hiesigen ^agesblätter» veröffentlichtes Inserat« das hohen Nebenverdienst ausschrieb, diesen jedoch erst nach Einzahlung eines gewissen Betrages nachweist, wie die vorliegend«, dies bezügliche Korrespondenz ergibt, wurde als unlautere 'AiiSöeutgNg unbemittelter Arbeitsuchender bezeichnet und beschloß man eine warnende Stimme gegen eine derartige Machenschaft zu erheben, Verschiedene eingegangene Beschwerden gegen die Firma O- Kunau u. Co, in Hamburg. Z V. N. Merkursiraße 97, Hallen gleicherweise die Notlage Arbeitsuchender und deren Aus beutung im Auge, Diese Firma erlief! in verschiedenen Tages» dlätteru — auch in Dresden — Inserate, die durch die Ab» bildung einer an einer iogen. Strickinaschine sitzenden Frauens- rerson und den Teztinhall: „Täglich 5 Mark und mehr Ver dienst" d>e Aufmerksamkeit Arbeitsloser aus sich zogen. Augen- schcinlich galt es den findigen Inserenten, ihre zur genannten Arb-eilSIeiltung nötigen Strickmaschinen gegen Barzahlung von 150 Mark abzusetzen, DieS würde ja nun wohl verständlich und berechtigt sein, nicht aber der Umstand, daß trotz der Beteurung der sofortigen Brauchbarkeit der Maschine, um den angepriesenen Arbeitserfolg zu erreichen, die Maschine in den vier ange gebenen Beschn>erde^ällen sich als vollständig unbrauchbar erwies und diese Unbrauchbarkeit von herbelgezogeucn Fachleuten fest» gestellt worden ist. Sofortige Rcmonstralionen ballen bisher keinen Erfolg, sondern führten nur zu Rnckäußerungen der Firma O, Kunau u. Co. in Hamburg, daß sie nur ihre Maschinen, nicht aber den Verstand dazu verkauft hätten, Neben der Kennzeichnung dieses unlauleren Geschäftsgebarens durch die Presse wird dieser Angelegenheit noch auf andere Weise näher getreten werden. Beschlossen wurde sodann, den diesjährigen Bundestag des Deutschen Bundes für Handel und Gewerbe, der vom 9. bis 11, Juli in München abgehallcn wird, Lurch zwei gewählte Delegierte zu beschicken. Das Programm dieser Tagung gelangte zum Bortrage, lieber den angeregten An schluß des Vereins an die Deutsche Mstlelstandsvereinigung tourde nach kurzer Debatte dahin Beschluß gefaßt, das; wegen zu erheblicher Kosten — Kopfsteuer der Mitglieder — von dem Anschluß Abstand genommen werde. — Die Blinde» am M o r e a u d e n k in a l. Die schöne Sitte, daß alljährlich am ersten Pfinastieierlagc die An lassen der Königl, Landesblindenanstalt beiderlei Geschlechts sich in früher Morgenstunde auf der bekannten Höbe in Räcknitz einzufii>den pflegen, um zu singen, hatte vorgestern viele Hunderte.von Zuhörern herbeigelockt. Schon nach drei llhr 'aniiiielte sich ein zahlreiches, seitlich gekleidetes Publikum. Der Morgen war zwar empfindlich frisch, ehe ^-4 Uhr die ersten Strahlen der Sonne über die Fluren zitterten, Ulster Leitung des Herrn Oberlehrers Ulrich nahmen die Blinden — gegen hundert Erwachsene und Kinder — Aufstellung. Bon den Er wachsenen gehören 50 dem gemischten Eliore unter Leitung des Herrn Lehrers^ Kemnitz an Dieser stimmte, nachdem das Geläute der Stadtglocken verstummt war, weihevoll „Komm' heil ger Geist" an. Andächtig lauschte in der wunderbaren Morgenstille der Natur, die höchstens ein gefiederter Sänger mit seinem Preislied unterbrach, die Menge den blinden Sängern. An zweiter Stelle erklang „DaS ist der Tag des Herrn". Rach zwei weiteren, ebenfalls vortrefflich ausge- tührtcn Vorträgen, fand der halbstündige feierlich-schlichte Akt sein Ende, Im Stadtante saniinclle sich die Blindenschar so dann, zu einfachem Frühstück, Wie bekannt, ist cs das letztemal gewesen, daß am Pnngstmorgeir auf der Nacknitzhöhe der Ge lang der Blinden die Dresdner erfreute. Möchte die hübsche 'Lutte sich auch in Chemnitz-Altendors einbürgern, wohin die Königl. Blindenanstalt mit ihren vier Unterabteilungen von Dresden im bevorstehenden August verlegt wird. In der neuen Airstall werden künftig im Ganzen MO Blinde konzentriert sein und zwar in fünf Abteilungen: Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren, Blinde im Aster von 11 bis 20 Jahren, schwachbesähigte Blinde, im späteren Alter erblindete männliche und im späteren Alter erblindete weibliche Personen, — Heute ist der erste Tag der 92 Hauptversammlung des Vereins D cu t s ch e r Z e i ch e n l eh r e r. Vormittags 10 Ubr be ginnen die Beratuiigen in der Aula der 2, städtischen Realschule. Vitzthum-Straße. Die für heute und morgen anneinesdeten Vor träge der Herren Pauk Herrmann, Tressen, „Auffassung und Technik", Fritz Weissenborn, Leipzig, ,M ' . „Das normen lin Zeig. unterrichte", Mar Gabler, Halle. „Der gute Geschmack im Dienste des KuttunortichrittS" lasse» eine lebhafte Aus'mache erwarte». Die Versammlungen sind öffentlich und bieten somit allen au der Erziehung der Jugend beteiligten Kreisen Gelegenheit, den Er örterungen wichtiger Tagesiragen über .Kunst und Schule bel- ziiwohncn, Morgen vormittag 10 Ubr rindet die zweite önentliche Versammlung statt. Gleichzeitig steht heute und morgen die reich beschickte Zeichen- und Lehrmittel Ausstellung dem Publikum offen. Tie Ausstellung der Zeichnungen will die Ergebnisse des gegen wärtigen Zeichenunterrichts darslellcn. Tic hak also ganz andere Ziele als die in Richters Knnmalon stattstndendc Ansstellniig „Kindcrkuiisl", die keine zeichennnlerrichtllche Darbietung sein will, sondern vor allem als Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Aus drucks aufgefaßt werden möchte, — Heute vormittag >,-11 llhr findet im Trlanon eine Z i g a r e t t c u a r b e itc r o e r s a m m l n ii g statt, Ter Ausstand ist ein sehr hartnäckiger. 'Arbeitgeber und Arbeitnehmer verharren auf ihren Forderungen, — Fm Zoologischen 0) arten fand am Pfingstsonntag unter Anwesenheit eines zahlreichen Publikums der erste Aus stieg d e r Aeronautin M i s; Poll >, statt, Tie Füllung des Ballons, dessen Gondel die Form eine-? Pferdes halte, be gann schon um 2 Uhr iiachniiltagö. sodaß die 'Auffahrt pünktlich um si Uhr bei mächtigem Weiter erfolgen konnte. Ein leichter Nordostwiud trieb den Ballon, der anscheinend eine recht beträcht liche Höhe erreichte, in der Richtung nach dem Pianemchen Grunde davon. Auch außerhalb des Zoologischen Gartens verwlgte eine gewaltige Zlischanermcnge das interessante äroiiantiiche Schauspiel, Auch gestern wieder hätten sich Tausende eingefnnden. die, auch als im Laufe des Nachmittags die Souue hinter Wolken ver schwand und eine merkliche .Kühle eintrat, standhaft ansharrten bis um 6 Uhr unter Musiktnsch der Ballon rasch in die Lüste stieg und sich oben langsam in südlicher Richtung entfernte. Die Landung enolgtc am Sonntag im Walde bei Tharandt, wo bei der Ballon einige Risse und Löcher daooiitrng. Es war des halb bei der Ausbesserung Eile Vonnoten, um die gestrige Auf fahrt zu ermöglichen, Gestern erfolgte die Landung nach nur kurzer Fahrt unweit Eunnersdors lieisiaitz ahne jegliche Schwierig keit. Das Konzert rührte an beiden Tagen die Kapelle des Leiv- Grenadier-Regiments aus, — Am Sonntag nachmittag in der 1, und 2. Stunde erfolgten Feueralarme nach der B a u h o fst ra ß e, Ecke Floßbofftraße, und nach Palmstraße 7. Am ersten Ort war ein Grasbrand am Bahndamm entstanden, im zweiten Falle handelte es sich uni einen Fußboden- und Balkenbrand unter einem Küchenherd, Tie Unterdrückung der Gefahr kannte in kurzer Zeit bewerkstelligt werden, — Drei Alarme riesen die Feuerwehr gestern vormittag in der 11. und 12. Stunde nach Zölln erste atze 95. Kanl- bach straße 25 und nach dem I o ba n n st ä d t e r U t e r. Am ersten Ort war auf unermittclte Weste in einem Vvr'aal Feuer entstanden, das ein vollständiges Belt vernichtete und mehrfachen Schade» au Körben. Kleidung, einer größeren Partie Zigarren und an Gebäudeteilen anrichtete, Fm zweite» Falle lag ein Gardincn- lirand vor. der gleichfalls zu mehrsacher Beschädigung der Fenster re, führte, ober rasch unterdrückt worden war. Der dritte Alarm schließlich wurde durch den Brand eines größeren Haufens Abraum veranlaßt. — Morgen nachmittag i/z5 Uhr findet wiederum Waldpark- Konzert aus dem Weißen Hirsch statt. auSgesührt von der Kapelle des 13. Jäger-Bataillons unter Leitung des Stabshvrnislen Herrn Hrllriegrl. — Der für die Psingstfeiertagc nach Leipzig einbernsene Bundestag des A rbe i te r-R ad ta b r erb n »d e s „Freiheit" verfiel der Auslösmm, da er nicht polizeilich anaemeldct wcn. — Am S, dss. Mts, ist vor Aussig der 18iährigc Bootsmann Hansch aus Papstdors in der Elbe ertrunken, Beleidigung» - Prozeß Ebeling - Rietschel in Leipzig. Nach Eröffnung der Verhandlung am Zonnaocnd erklärte RechtZanwalt Dr. Mittelstadt zur den Gehcimrar ,nuna,bereit «wesen, n Falschest» Ntcht ae- aöer durchaus nicht'. ,ierz«. daß er bemcdigt g«. r Monaten i« „Hausvater" er- sei. hi«en Nietichel. das, verleid« stets zur Versos wen» der Angeklagte erklärt hätte, daß « leistet worden se». Da- wollt« Eveking Gedeimrat Rietschel demerAe vier»», wesen wäre, wenn Ebeling vor Monate« i« „Laut klärt hätte, daß chm MietM fubjektsy zuzugesteben . Falichet» geleistet z« Hab«. D»« odzestiv« «eite d« O hat)« tuibe, ,gan^ azißrr Betracht bleiben^ können. Wer di«Alaakübria?Re! . vorsichtig au-gedrückt. ei. die Ala,, durch «>n« ie, Gcheimrat Nietlchel: mcht« hadcstch Ebeling verstanden. So btteb. wle auch seinr. Rietschel», Freund« all» sagten, nur noch di« Klag,, übrig. Recht' anwalt Wies, fragt;, »k nicht, nachdem, «ine Klärung der 'Sachlage klngetreten st Erklärung de» Angeklagten beigelegt werd Jetzt ist es zu spat. E» wurde dann Pfarrer Hölscher über die _ klärung vernommen, sowie Gebeimrat Wach als Zeuge. Dieser bestätigte zunächst di« Charakteristik, wie sie Superintendent Pank vom Angeklagten gegeben hat. Aber »n einigen Punkten müsse er sie erweitern. Bei allem Fleike, bei aller Ausdauer im Amte habe er qn dem Angeklagten doch Eiüensckaften ge- iunden, die einer tieferen Wirksamkeit in seinem Amte nicht förderlich waren. Der Angeklagte sei von einem mit großem Selbstbewußtst»» gepaarten Ehrgeiz «rsiillt, er vermag weiter sein Vorstellunaswesen so in den Dienst seine» Willens zu znsin Lvasserktand ver Glve «nv Moldau. BudiveiS Prag Pardubitz Melnik Leitmeritz Aussig Dresden n, Fnni l2. Juni -i- 10 sekilt -!- IS -I- v -Z- 8 tt- «7 — 97 -l- 6 ielilt -l- 6 — 10 - tr -p 22 -tw im Kirchenvorstand« noch nicht erlebt habe. Er bade dem Am geklagten wegen seiner Fähigkeit. Tatsachen umzudeuten, in der letzten Sitzung des Kirchenvorstandes. in der er. Zeuge, mit- wlrkte, noch sogen müssen, daß er aus schwarz verstände weiß zu machen. Was die Vorgänge bei der Besetzung des Archi- diakonats betreffe, so hielt inan es auS verschiedenen Gründen im Kirchenvorstande sür wünschenswert, eine besonders tüchtige Predigtkrast zu gewinnen. Der jetzige Archidiakonus wurde denn auch einstimmig gewählt. Als nun Ebeling in einer Kirchen Vorstandssitzung im Frühjahr 1897 mit jener Erklärung kam. daß er und Schuch eventuell au^rücken wollten, wurde sofort die Frage an ihn gerichtet, ob er schuchs Einwilligung zu dieser Erklärung hatte. Man wußte, daß die Zustimmung Schuchs fehlte, ES weigerte sich denn auch Ebeling, die Erklärung zu den 'Akten zu gehen. 'Dabei fiel das Wort von der Verhöhnung des Kirchenvorstandes. Was den Ausdruck „Ambitus" beirefft, so habe der Zeuge ihn auf Schuch angewendet für den Fall, daß dieser die Erklärung gegeben haben sollte: Ebeling kam bei Vielen Worten nur mit semen Besuchen bei den Ärrchenvorstands- Mitgliedern in Betracht. Zur Verlesung des Nauschschen Brieses wurde Rietschel veranlaßt, als von einem Mitglied- des Kirchen- vorstandes Ebeling sehr hcransgestrichcn wurde. Ein Vcr» trauensbruch wurde 'n der Verlesung des Briese» nicht erblickt. Für die Wahl war der Brief bedeutungslos. Er selbst legte übrigens aus die Sache mit der Dimissiorale keinen großen Wert. Oberstaatsanwalt Böhm fragte dann den Zeugen, wie er sich di« Hartnäckigkeit in dem Vorgehen Ebelings gegen Rietschel wegen Falschcides erkläre. Ebeling behaupte, es sei Notwehr, während d»e Anklage, wie es auch das Konsistorium schon ge tan habe, Rechthaberei, Rachsucht, Haß annebme. — Geheimrot Wach: Er Hab« den Eindruck gehabt, daß der Angeklagte den Nebenkläger moralisch und rechtlich vernichten wolle. Es sei ihm sonst unerfindlich, daß ein Amtsbruder gegen den anderen nicht nur Prioatklage eingereicht, sondern, nachdem sie abge- wiesen, die Angelegenheit zweimal durch alle drei Instanzen trieb. Pastor Ebeling sei der Belehrung unzugänglich, wenn Inter essen — und hier handelte cs sich ja um seine eigenen — aus dem Spiele stehen. Von Notwehr könne nach der ganzen Sach lage keine Rede sein. — Pastor Ebeling richtete daraus an den Zeugen die Frage, ob außer seiner Person wohl noch viele in der Gemeinde das düstere Bild unterschreiben würden, das er 'oeben von ihm entworfen habe, S«i das nicht der Fall, so lade der Zeuge eine schwere Verantwortung auf sich, — Ge heimrat Wach erwiderte, daß es sich vorwiegend um die Ein drücke handle, die er empfangen. Er kenne auch wohl Personen, die ebenso vom Angeklagten denken. — Pastor Ebeling: Von Rietschel sei beeidet worden, daß er, der Angeklagte, der Wahr heit zuwider behauptet kcwe^ Rietschel habe ihm eine Ehren erklärung gegeben. Müsse dieser Vorwurf der Unwahrheit nicht Motiv genug sür il»z gewesen sein, die Frage, ob er die Wahr heit oder Umvabrhcst gesagt habe, durch alle Instanzen zu treiben? — Geheiinrat Wach: Pastor Ebeling habe es in der Hand gehabt, den Sachverhalt zu eruieren. Er hätte sich nur an die Lchwurbehörde und an die Stellen zu wenden brauche», die ihm genaue Auskunft geben konnten. Damit war die Vernehmung Wachs beendet. Vor Beendi gung der Verhandlung stellte Geheimrot Rietschel an den Ange klagten noch die Frage, ob ihm nicht schon seit einiger Zeit durch Herrn Superintendent Pank bekannt sei, daß dieser sich bestimmt entsinne, Ebeling habe erst am Schluffe der Unterredung mit ihm das Verlangen gestellt, daß auch Rietschel eine Erklärung abgcben möge. Angeklagter: Das sei erst gestern während der Pause geschehen. Aus weiteres Befragen gibt Pastor Ebeling an, daß Pank ihm auch früher Aehnliches gesagt haben kann, dann sicherlich aber nicht in bestimmter Weise. Der Gerichts hof beschloß, in dieser Angelegenheit den Superintendent Pank nochmals zu vernehmen. Dann wurde die weitere Ver handlung aus Mittwoch, den 14. Juni, vertagt. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Ter Kaiser hat an den Oberbürger meister Kirschner folgende .Kabinettsorder gerichtet: „Nachdem der Festjubel verrauscht ist, der die Feierlichkeiten der Ver mählung Meines Sohnes, des Kronprinzen, und insbesondere der Einzug seiner erlauchten Braut in Meine Haupt- und Residenzstadt Berlin begleitet hat, drängt es Mich. Meinem ausrichtigen Tanke Ausdruck zu geben sür die freudig« Teil nahme, welche die Stadt Berlin und ihre Bürgerschaft in den verflossenen Tagen in so erhabener Weise bekundet haben. Ich habe Mich außerordentlich gefreut über die ebenso großartige, wie geschmackvolle Gestattung der historischen Einzugs- und Fest- straße. die prächtige Ausschmückung der öffentlichen und privaten Gebäude, sowie die musterhaste Haltung des Publikums, Das herzliche Willkommen, mit dem Meine geliebte Schwieger- iochler begrüßt wurde, die sympathische Ausnahme Meiner honen Fcstgäsle in Berlin und die mannigfachen freudigen Zurufe Hanen Mich von neuem erkennen lassen, welch begeisterten Widerhall das Glück Meines Hauses in den Herzen der Berliner Bürger schaft findet. Ich ersuche Sie, den städtischen Behörden und der gesamten Einwohnerschaft Berlins Meinen wärmsten Dank für olle Kundgebungen treuer Anhänglichkeit bekannt zu geben. Berlin, 10, Juni 1905. gez. Wilhelm? Der „Nordd. Mg. Ztg," zufolge sind dem Reichskanzler Fürsten Bülow zu feiner Erhebung in den Fürstenstand viele Glückwünsche zugegangen. Fast alle dentjchen und viele ausländischen Fürsten, darunter der Kaiser von Oesterreich, der Prinzregent von Bayern, der König von Sachsen, König Eduard von England, haben brieflich und telegraphisch gratuliert. Auch von bundesstaatlichen Ministern. Senaten, der hohen Geistlich, keit, hohen Offizieren, Männern der Kunst und Wissenschaft, Politikern aller Parteien und vielen Privatpersonen sind herz liche Glückwünsche eingetroffen. Von den freundlichen Knnd- gedungen ausländischer Staatsmänner seien genannt die des Grafen Goluchowski, des Grafen Lamsdorss, Tittonis, Coloman Szells, des rumänischen Ministerpräsidenten Kantacuzena. Zu Ehren des neuernannten Präsidenten des Reichsgerichts, Freiherr» v. Seckendorfs, wurde Ende vergangener Woche im Festsaale des Zoologischen Gartens in Berlin ein Ab schiedsmahl gegeben, an dem sämtliche anwesenden StaatS- nnnister, sowie die Staatssekretäre Dr. Nieberding und Krätke teilnahmen. Der Reichskanzler brachte in längerer Rede daS Wohl des Reichsgerichlspräsidenten aus. Tie „Freie Deutsche Presse" will auS dem Munde eines Staatssekretärs gehört haben, daß die Gewährung vonDiäten an die Reichst agSmitglieder im Werk« sei. Der Vorschlag soll jedoch dahin gehen, daß nur jährlich für ein« be- schränkte Frist vom 15. November bis zum 1. April etwa Diäten gezahlt werderz sollen. Der Reichstag sollte »war an dieses Zeit maß für leine Verhandlungen nicht gebunden werden, sondern es nach Belieben überschreiten dürfen, aber dann würde eS keine Diäten mehr geben, da diese nur bis zur Erschöpfung eines Pauschales, da» dem erwähnt«, Zeilmatz cntsprcLerid zu filteren se»n wurde, bezogen werden könnten Organ Mver«' Freisinnigen Bolkspartei'berechn geordneten auf ruH,RV0 M. Von »inem Zwtfchenfa net das . enz« «ntnnrft der letzten Voiinta von Batilly gehöriger sranzösi Dorfe St. Au zwe, deutsche von der Grelue entfernt aus ihnen genähert und st« zum aufgeforden. Da» batte, fl, von den Gretupsählen entfernt waren, hätten U ^e*sich°*pG»ttch ümgewandt unb den Gendarmen angegriffen, um ihn mis da» deutsche Gebiet hinüberzuziehea. Es sei dem Gendarmnr gelungen, sich frei zu machen, wahrend di« Soldaten über die deutsche Grenz« flüchteten. Bald daraus leien sie in der Stärke von etwa einem Dutzend Mann unter Führung ejnes llyter- ofsizierS zuriickaekehrt. hätten von neuem die Grenze überschritten und de» Gendarmen bedroht. Dieser habe sich nicht ein- schüchtern lassen, sondern mit dem Revolver in der Hand de» Unteroffizier ausgefordert, über dir Grenze zu «den. wa» dieser denn auch mit den Soldaten getan Lab«? Die amtliche Um,r- suchung. die. wie man annehmen darf, bereit» emgeleitet worden ,st> wird vermutlich ein anderes Bild von dem Vorgänge zu tage fördern. Rußlend. Da» Gerücht, Graf LamSdorff werd« se»n«m Posten als Minister des Aeußern verlassen, wird von «Mischer Msiziöser Seite als völlig unbegründet erklärt. In zwei Straßen in Minsk fanden regier»«?»- feindliche Kundgebungen statt, an denen sich über 3000 Arbeiter beteiligten und be» denen zahlreiche Schüsse i» die Lust abgegeben wurden. Der WirtschaftSrat deS Gouvernements Charkow erAärte in seiner letzten Sitzung, die Regierung se» vollständig bankerott, und es fehle ihr deshalb dos moralische Recht, die innere wie die äußere Politik zu leiten. Der Mrtschastsrat erachte es sür notwendig, sofort eine Volksvertretung «nzu- berufen. , Während der letzten Sitzung de» den Name» „Bund" sübrenden R e v c> l u t > o n s k o m i t e e « in Wilna wurden elf Teilnehmer verhaftet. Die «Brsammlung hatte sich mit der Be ratung eines Programms für den Umsturz der bestehenden Staatsordnung beschäftigt. Türkei. Ter Sultan verlieb in der Abschiedsaudienz de« Generaldirektor der Anatolischen Bahnen, Geheime» Rat Zander, mit Worten wärmster Anerkennung für seine Dienste die Brillanten zum Medjidie-Orden 1. Klaffe und bat chn, sein Sand auch in Zukunft auf seine wertvolle Mithilfe rechnen z« lassen. Kunst und Wissenschaft. ff In der Königl. Hofoper gelangt heut« abend halb 8 Uhr Donizetlis komische Oper „Marie, dieDochter des Regiments" zur Aufführung. AI» Tonio gastiert Herr Felmy auf Engagement. — Das Küniab Hof- fchauspiel läßt Shakespeares Lustspiel „Der Wider- Ipenstigen Zähmung" in Szene gehe»; Beginn der Vorstelbmg halb 8 Uhr. ff DaS Residenztheater wiederholt den Schwank: „Lustige Ehemänner" von Mars und BarrL, das Central-Thcater das Ohornsche Klosterstück: „Die Brüder von St. Bernhard", Beginn beider Vor- stellungen halb 8 Uhr, ff Im Centraltheater findet beute die vorledte Auf führung des so ersi'lgieichen Klosterstückes „Die Brüder von St. Bernhard" durch das Wiener Volkötheater-Ensemble statt. Morgen verabschieden sich die Gäste im gleichen Stücke. Am 15. l. M, eröffnet das Ensemble ein kurzes Gassipiel mit demselben Stücke am Schanspielhauie in Leipzig. ff Königl. Hofschaufpicl. Das liebliche Fest führte den Schiller-Zyklus auf die Höhe der „Jungfrau", erfreulicher weise wieder vor einem nahezu ausverkaufte» Hause, das mit be geisterter Teilnahme den Spuren des heldischen Mädchens von Orleans folgte und seine Helle Freude an der glänzenden Ausstat tung der Dichtung hatte. Ueber die Aufführung, die schon des öfteren in der neuen Fassung hier kritisch beleuchtet worden ist. braucht heute nicht wieder ausführlich die Rede zu sein. Sie war im Zusammenspiel ziemlich ungleichmäßig, bot dafür aber eine Anzahl guter, >a trefflicher Einzelleistungen. Im Vordergrund des Interesses standen neben der Trägerin der Titelrolle die Herren Winds (Philipp), Froböse (Talbot), Blankenstein (Dunois) und Decarli (Livnct). In den (Äiisodcn des Raoul und Montgomery taten sich die Herren Stahl und Gebühr hervor. Als Jsabean interlicß mir Frau Voigt-Aly vorgestern zum erstenmal stärkere Andrücke. Frl7 Diacono war, resolut wie stet», für die leider noch immer unpäßliche Frl. Serda als Agnes Sorel einaesprungen; daß der steinigen, nie versagenden Künstlerin diese Roll« ebenso wenig zu kommt, wie der König Karl Herrn Dettmer, weiß Herr Oberregisscur Lewinaer, Ten stärksten Anteil an dem Erfolg d«S Abends hatte Frl. Pölitz. Ihre Jungstau ist jetzt vielleicht die liolle, an der man am leichtesten ihre künstlerische Entwicklung nach aor- und aufwärts beobachten kann, eine geschloffene Leistzmg von Stil und Stimmung, die erst jüngst be« den Prager Mattest- picken Publikum und Kritik am Hradschin begeistert bat. Daß die Künstlerin vorgestern anfangs, so am Schluß des ersten Aufzuges ihre stimmlichen Kräfte überschätzte und des Guten im Farbenaus- trag zu viel tat, sei nur nebenbei erwähnt. — Der Beifall war 'türmisch, so daß an jedem Aktschluß alle Darsteller, aus daS leb- rafteste akklamiert, zu wiederholten Malen vor dem Vorhang er- chcinen mußten, Frl. Pölitz wurde herzlich gefeiert. V. ff Residenztheater. Ein starker tzeiterkeitsersolg ließ sich in ptingstlicher Vorfreude am Sonnabend auf der Clreusstraße konstatieren. Tie Novität, die ihn hervorrief, führt den Titä: „Lustige Ehemänner", stammt auS der rührigen, ach! allzurührigen Feder von Antony MarS, dem dieSmar der ge- mandte Barrö das Szenarium geliefert, und bringt in drei Akten, von denen der zweite der kurzweiligste ist. di« üblich« un gefährliche Ehebruchsgeschichte aufs Tapet. Das Urbild für die Kabel des Dreiakters könnten die noch immer nicht verbttcheneu Rosa-Dominos geliefert haben: in der bis aufs höchste gesteiger ten Vermechslungstecbnik ist sür die ,,Lustigen Ehemänner", wie ür alle derartigen Schwank-Narreteien, daS „Hotel zum Frei hafen" das bekannte Schema 1? gewesen, nur daß der zweite Aui ng diesmal auf dem Treppenslur eines Mietshauses spielt. Ver vollziehen sich auch die Verwechslungen, die die verschiedenen Konflikte der Komödie heraufbeschworen. Es wird einfach alles verwechselt, die Briefe, die Wohnungen, die Stockwerke, die Möbel und — die Frauen, letztere natürlich nur zu Nutz und frommen der ungetreuen Ehemänner, die die kleine Lektion sehr wöbl verdient haben. Da das szenische Durcheinander, ganz lustig ge- und verschoben ist und die auf den unwahrscheinlichsten Voraussetzungen aufgebaute Arbeit überdies ohne alle litera rische Prätentionen auftritt, kann schließlich auch die Kritik die lustigen Don Juans passieren lassen. Gespielt wurde tzer Schwank recht nett, gefällig und flott, wenn auch vielleicht noch nicht mit der letzten, höchsten Treffsicherheit. In der tragenden Rolle de» komischen Bonvivants sah man — endlich! — Herrn Direktor Witt einmal wieder als Darsteller auf seiner Bühn». Er war lustig und liebenswürdig wie immer als wagemutiger Schwerenöter in Eheständenöten und gewann der namentlich un zweiten Aufzuge ungemein dankbaren schauspielerischen Aufgabe sie beste Seite ab. Leider litt er empfindlich unter einer von Szene zu Szene wachsenden Heiserkeit, fodatz er nur mit größter Anstrengung seine Roll« bis -um ^ ' ' - ----- - Neben ihm erwarben sich noch Bayer, Eiv«nack und Ianda in aröherei . sondere Verdienste um den äußeren Erfolg veS Übend». Die beiden ausschlaggebenden weiblichen Rollen wurde» von den Damen Normann und Lobe recht gut gwebe«: die letzter^ die nach längerer Abwesenheit die Bühn« de» Residen-theat«» am Sonnabend wieder betrat, erfuhr relch«, duftig« Au»z«i> nungen. — Ta» Publikum war bei bester Laune, amüsiert« '
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