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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.11.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19301110014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930111001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930111001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-11
- Tag 1930-11-10
-
Monat
1930-11
-
Jahr
1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.11.1930
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Ar. 22S Seite 2 Dresdner Nachrichten" <it«»tog. tO. 1uw«»ub«» 11«sü Das Ea»e der DrmekniMm Porlkl ilkberWrun» In die SeuiIKe ölaatdvakUl Hannover, g. Nov. Der Reichsparteitag -er Deutschen Demokratischen Partei nahm am Gonnabrn-abend nach mehr stündiger Aussprache folgende Anträge de» Parteivorstande» an: t. Die Deutsche Demokrattfch« Partei »ir- «ujgekvft. S. Das Vermögen wird als Ganze» ans die Deutsch« Staatspartei übertragen. S. Den Organisationen wird empsohleu» stch in»«esa«1 der Deutschen StaatSpartei anzoschließen. Bo» den anwesenden 834 Delegierten stimmten 10 gegen die Anträge. Aus dem Parteitag, der zunächst durch Ansprachen des Neichotagsabgeordnelen Dr. Mischer iKöln) und des preu ßischen Finanzminisiero Dr. Hopkcr-Aschofs eingcleitet wurde, kam es bei der Aussprache über die Krage der Auflösung der Demokratischen Partei zu stürmischen Zusammen stößen zwischen den verschiedenen Richtungen. Die unab hängigen Demokraten, die durch Zwischenrufe zugaben, das, sie bei den Wahlen sozialdemokratisch gewählt hätten, und Professor Q n i d d e bekannten sich als scharfe Gegner einer Neber'uhrung i» die Deutsche StaatSpartei. Nach einem Schlußwort Dr. Höpker Aichosss. der erklärte, die Deutsche abgebe», lehne aber auss allerschärfste sene» Pazifismus ab. de» Schönaich proklamiere, erfolgte die Abstimmung. Ltaate-partei werde von dem liberalen Grundgedanken nicht RMssliumMtlMkk Aetrt» - VmMnder der Staatspartei Hannover, g. Nov. Nachdem die Deutsche Demokratische Partei am Sonnabend ihre Auslösung beschlossen hat, fand am Sonntag in der Stadthalle in Hannover unter dem Vorsitz deo Kinanzminiiters Dr. H ö p k e r - A s ch o f s -er Grün dungsparteitag der Deutschen StaatSpartei statt. Nach Einsendung eines Begrüßnngstelegramms des Parteitage,- an Reichspräsident v. Hindcnburg erläuterte Rcichssinanzminister Dr. Dietrich die Ausgaben der Deutschen StaatSpartei. Er stellt zunächst seil, daß im gegenwärtigen Reichstag zwar eine Mehrheit für Staat und Verfassung, nicht aber für die Ausrechterhaltung der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung vorhanden sei. Die Staatspartei könne sich weder mit der Wirtschaftspak te! verbinden, die lediglich eigenste Interessen durchsetzen wolle, noch mit der Deutschen Bolkspartei, die den Kamps gegen die abhängigen Schichten führe. Der Minister wandte sich dann in scharfe» Worten gegen die Entartung der Meiininas- und Pressefreiheit. Zur W i r t s ch a f t s s r a g e betonte er. es gelte, die Zahl der noch selbständigen Elemente zu erhalten und zn stärken. Eine Politik zum Schutze der Bauernschaft sei eine der vordringlichsten Aufgaben des Staates. Die Reichs resorm müsse den deutschen natio nalen Staat vollenden. Dr. Dietrich bezeichnete es weiter als Notwendigkeit, daß das deutsche Volk zu dem ihm verbliebenen kleinen Heer eine freundliche Einstellung finde. Nach Erörte rung weiterer wirtschasts- und finanzpolitischer Kragen und einem Hinweis ans die R e p a r a t i o n s p o l i t i k, wobei er betonte, daß an der Macht der wirtschaftlichen Tatsache die Tribnte eines Tages scheitern würden, faßte Dr. Dietrich die Ziele der Deutschen Staatspartei wie folgt zusammen: Am Ruchmittag »ard« RetchSftna»z«t»tj»«r Dr. Dt«1» »ich «il «Neu Gegen » Gti««en zum Partei,»rsitz««» de, ge»»hlt. De, Parteil«, nah« da» Resultat de« >dßt«' «n«a »tt stürmische» vetfaldkandgebange« «ntgege». Reich», «tutfter Dr. Dietrich dankte siir da» ihm be»iefe«« Bert«««» uu» «rNLrte sich bereit, da» Amt anzunehme«. Der Sitz der Partei ist Berlin. Die Satzungen habe« al» vorläufige zu gelten. Organe der Partei sind ersten» der Parteitag, zweiten» der Parteiausschuß. dritten» der Gesamt vorstand, viertens der geschäftsführende Vorstand, fünften» der Revisionsausschuh. Dem Vorstand gehören an: Dr. Ger trud Bäumer, Berlin, Oberschulrat Emmy Bethmann, Ham burg, Dr. Hermann Fischer, Berlin. Professor Giese, Frank- a. Rb., Gustav Schneider, Berlin. Vorsitzender de» GDA. Ber- minister Dr. Höpker-Aschvff, Dr. Helmut Füger, Berlin, Dr. Marie Elisabeth LUder, Berlin, Dr. Hermann Schäfer, Köln a. Rb.. Gustav Schneider, Berlin. Vorsitzender de» GDA. Ve lin. Dr. Winschuh, Berlin, der NeichstagSfraktionSvorsitzcnbe Dr. Weber und der Landtagsfraktionsvorsitzende, Dr. Falk der bisherigen Demokratischen Partei. Professor Dr. Erich Obst. Hannover. sprach anschließend über das auhen poltische Pro gramm der Deutschen Staatspartei. Er ging davon aus, dah die Wahl vom l4. September 1980 den verzweifelten, aber dennoch ungemein kraftvollen Aufschrei des deutschen Volke» gegen das bedeute, was in Versailles gegen uns gesündigt wurde. Weil in fener Zeit die bürgerliche Mitte größtenteils den Mut zu einer zielbewuhten aktiven Außenpolitik nicht fand, die Deutsche Staatspartei noch unfertig war. habe stch ein grober Teil des Bürgertums namentlich der Hitler- bewegung zugewandt, doch werde dieser parteipolitische Um schwung wohl nicht von Dauer sein. Gerade zum Wesen der jüngeren Generation gehöre cs bei aller Wertung der furcht baren wirtschaftlichen Not eines noch höher zu stellen, eines zum Ausgangspunkt der gesamten Politik zu machen: Die deutsche Ehre. Letzten Endes werde stch auch der Druck der unerträglichen wirtschaftlichen Not nur beheben lasten, wenn an die Spitze des außenpolitischen Programms der Deutschen Staatspartei gestellt werde der zielbewnßte Kampf gegen den Vorwurf der Ehrlostgkeit. für offizielle Zu rücknahme der Lüge von der Alleinschulb Deutschlands am Weltkrieg durch entsprechende Noten der einstigen alliierten und assoziierten Regierungen. Sollte einmal der Staatspartei die amtliche Leitung der deutschen Außenpolitik zufallen, so möge man gewiß sein, daß ihr das Ziel der Beseitigung der Kriegsschuldlüge über alles gehen werde, und daß sie um diese» Ziel mit bitterem Ernst ringen werde, selbst wenn darunter die aalglatte Verkehrssorm der Vorkriegsdiplomatie einmal leiden sollte. Weil unsere Ehre aus dem Spiele stehe und unantastbares Recht schnöde gebrochen wurde, sei zu fordern: Rückerstattung sämtlicher deutscher Schutzgebiete in Uebersee. Nachdem durch Rückgabe sämtlicher deutscher Schutzgebiete die koloniale Ehre Deutschlands wiederhergestellt und dem unbestreitbaren Rechte wieder Genüge geleistet worden sei. werde Deutschland als souveräne Macht darüber befinden, ob es alle Teile seines Kolonialreiches behalten werde, oder ob und welch« Deil« «» de« jetzige» Mandatar«« dg», de, Bvlkerdund zu übereigne« bereit sei. Genugtuung ssir dt« t, Versailles geschmäht« Ehre und den dort begangene» «echt», bruch bilde die Dominant« einer aktive» deutsch«» Außen. Politik. Ihr seien einige weiter« Forderungen unter»»ord««n. wie der Kamps gegen die deutsch« Wehrlosigkeit, siir all. gemeine gleiche Abrüstung, oder — fall» diese» «m» «nvcr. rückbar feststehende Ziel nicht sofort erreicht »e^e» sollte - für «ine den geopoltttschen Begebenheit«« Deutschland» «nt. sprechend, deutsch« «üstung»sreihett. «l» weiter, Fordern», gen stellte de, Redner aus: Sch lußmttderwtrtschast- ltcheu >u»plüud«ru«g Deutschland», «r»»tzsützliche Beseitig»»« t«h»«h«r Reparativ»»« verpflicht»»». dafür Neufestsetzung der in»grsamt an Amerika ,u zahleube, reinen Kriegsschulden und Austeilung dieser stnanztellr, Schuld unter alle am Weltkriege beteiligt« Staaten, ent- sprechend BevölkerungSzahl und wirtschaftlicher Leistungs- sähigkeit. Klar und bestimmt sei eine Reparation s. Verpflichtung al» unsittlich abzulehnen, ganz ab- gesehen davon, daß di, jetzigen Reparationszahlungen weil über da» in Versailles festgesetzte Maß einer WiÄergui. machung der KriegSschädcn hinausgehen, tatsächlich längst die Abwälzung der alliierten Kriegsschulden aus Deutschland be- deuten und durch den Fortsall der Goldklausel vollend» über jede» wirtschaftlich erträgllche Maß hinausgehende Tribute darstellen. Der Redner kam dann bezüglich de» deutscheu Osten» zu solgenden Forderungen: n) Rückgabe de» Weichsel- korriborS an Deutschland, einschließlich Wteberver. etntgung mit Danzig unter Gewährung eine» Frei. Hafens an Pole« im Bereiche der Wetckselmllndung un- loyale Durchführung eine» polnischen MtnderhettenstatuiS: d) Rückgabe be» Memelgebiet» unter Zusicherung eines loyal durchzusührenden litauischen Minderheuenstatuls, cs neue und endgültige Festlegung der deutsch-voi- utschen Grenze von Westpreußeu bi» hin nach Ober- schlesien durch «tue ehrliche und gänzlich unbeeinflußte A b st t m m u n g. In bezug auf Frankreich trat Professor Obst für ehrlich« Aussöhnung trotz Elsaß-Lothrtngen ein, verlangt« aber Ansgab« aller versuch« Frankreich», da» Deutschtum in Elsaß-Lothringen z« unterdrücke«, ferner bedingungslos« Rückgabe be» Saargebiete», de» wei- teren freie und gänzlich unbeeinflußte Abstimmung der Bevölkerung von Eupen-Malmedy, ob sie als Neu- belgier bei Belgien zu verbleiben oder zum Deutschen Reich zurückzukehren wünsche, Aufgabe aller Versuche, dos Deutschtum in Südttrol zu unterdrücken» ehrliche Duldung der kulturellen Verbindungen zwischen dem Deutsch, tum tu Südttrol und dem tm Reiche bzw. tu Oesterreich. Nachdem er in seinen weiteren Ausführungen noch dt« Forde rung der Gewährung des Rechtes an Deutschösterretch pro- klamiert hatte, die Bereinigung mit dem Deutschen Reich zn vollziehen, bezeichnete Professor Obst als Hauptsache: Die Deutsche Staatspartei sei lediglich Mittel zum Zweck, möglichst große Teile des deutschen Volkes mit einem klaren und ein- heltlichen außenpolitischen Willen zur Tat zu erfüllen. Freiherr v. Rhelnbaben sprach dem Redner be» Dank des Parteitage» au». Da» von Professor Obst entwor. sene Programm zeige, baß die Deutsche Staatspartei stch an nationalen Gesühlen von keiner anderen Partei übertreffco lasten wolle. Die Deutsche StaatSpartei will die Partei des bentlgen Staates sein. Sie siebt weder links noch rechts. Sie zieht einen scharfen Strich gegen die Parteien, die den Sozia lismus wollen, nnd gegen die. welche die Republik be kämpfen. Unser Ideal ist ein freier, mächtiger, sozialer, deutscher Nationalstaat. Gegen Schluß seiner Rede fand der Minister lebhafte Zu stimmung. als er betonte: Wir haben keine Partei- preii e. Die Deutsche Staatspartei ist nur kür das ver antwortlich. was sie amtlich verlautbart, sonst sind wir von vornherein wieder verloren. Reichstagsabgeordneter Dr. Winschuh betonte, die junge Generation in der Staatspartei wolle keine mechanische Fortsetzung der alten Demokratischen Partei, sie wolle aber wertvolle Ideen übernehmen und sortbilderr. — In der A u o >'v r a ch e. zu der mehr als 30 Wortmeldungen Vorlagen, erklärte u. a. der württeinbergische Minister M e per. daß die w ü r t t e in b e r g i i ch e Landesorga- nisativn zwar der Staatspartei beitrete, den Namen „Deutsche Demokratische Partei" mit dem Zusatz „Landesver band Württemberg der Deutschen Staatspartei" jedoch bei- beliaüe» wolle. Württemberg fordere außerdem die Wahl Dr. Dietrichs mm Führer der Partei. Die Verhandlungen wurden dann durch eine Mittagspause unterbrochen. * Lm«enil>nk-Skier der Berliner Studenten Berlin, 9. Nov. Am Sonntagvormittag fand in der Potsdamer Garnisonkirche die alljährliche Lange- marck-Keier der Deutschen Studentenschaft, Kreis Brandenburg, statt. Die der Deutschen Studentenschaft an geschlossenen Studierenden der Berliner Hochschulen und der Forstakademte zu Eberswalde waren so zahlreich erschienen, baß das Gotteshaus nicht alle fasten konnte. Unter den Ehren- gäften befanden stch Mitglieder der kaiserlichen Familie, weiter eine Reihe von Heerführern aus dem Weltkriege, dann der Chef der Heeresleitung, General v. Hammer st ein, sowie zahlreiche Offiziere der R e t ch s w e h r. Direktoren der Berliner Hochschulen, die Gesandten von Ungarn und Bulgarien usw. Außer den jungen Akademikern waren auch die Vertreter zahlreicher Beteranenverbände erschienen. Die Gedächtnisrede hielt Ronsistorialrat I). Dr. Re in hold 2 e e b e r g. Er wies darauf hin, wie die Helden, deren Ge dächtnis wir heute feiern, in leuchtender Begeisterung in den Tod gegangen sind, damit die Heimat leben könne. Sie gaben der Welt das Bild des deutschen Menschen, der sein Leben für Volk und Land opfert. Das Geschick meinte es gut mit ihnen. Es ließ sie den deutschen Zusammenbruch nicht erleben. Diesen Zusammenbruch zu überwinden und die Nation wieder auswärts zu führen, bedürfe unser Volk Männer, die erfüllt! sind von jenem echt vaterländischen Geist, den die Helden von ^ Langemarck zeigten. — Nach der Gedächtnisrede wurde folgende Kundgebung der Deutschen Studenten, schast verlesen: „Am Tage der 10. Wiederkehr de» große» Tages von Langemarck, an dem Deutschlands beste Söhne mit dem Deutschlandlied auf den Lippen sür Volk und Batcr- land in den Tod gingen, gedenkt di« deutsch« akademische Jugend ihrer gefallenen Brüder tn Stolz und Trauer und gelobt ihnen, nachzuleben tn der Pflichterfüllung bi» zum Letzten tn der selbstlosen» opferbereiten Hingabe für Volk und Vaterland." Die anwesenden Studenten hörten da» Gelöb. li» mit erhobener Schwurhand an. Beethoven» „Eroika" bildete den Abschluß der Gedächtnisfeier. Sxprästdent LniS and Sxpräfident Presse» gebannt. Wie aus Rio de Janeiro gemeldet wird, werden der ehe malige Bundespräsibcnt Washington Luis und der ehemalige Staatspräsident von San Paulo, Julio Prestes, verbannt. ^L7§ ,'c/sn/s Bühnenkünstler im Zirkus Nachtvorstellung -er StaatStheaterfoliften bei Sarrafant Ig. wenn man nun wüßte, wie man so einen Zirkuoöericht beginnen soll. Wo man's doch gar nicht ge wohnt iß. Rein sachlich vielleicht: Am Sonnabend um 21 Uhr veranstalteten die Solomiiglieder beider Staatstheater zum l Vesten der Pensionsanstalt und der Wvhlfahrtskassen der Gc- »vüe»>chast Deutscher Bühnenangehöriger. des Albert-Zweig- vereino und des Sächsischen Künstlerhilssbundes eine Fest- vorstellnng im Zirkus Sarraiant, die sich großen Zu spruchs aus allen Kreisen der Dresdner Bevölkerung zu er- sreuen Halle. Wir bemerkten unter anderem... Aber nein, so geht dao nicht! Erstens war in dem Mcnschentrubel. der im lauen Novemberlüstchen vor der einzigen geöffneten Ein- gangc-tür »nier Beifallsrufen aus diese glückliche Maßnahme Schlange stand, niemand zu „bemerken . Und zweiten» ist io ein Anfang überhaupt zu nüchtern und stimmungSlos. Also anders. Zinn Kampf der Wagen und Gesänge, der auf der Neustadt Landeöenge, der Dresdner Völker froh vereint — nein, geht auch nicht! Wieder zu poetisch und schon da- geweieu. Heiliger E. Th. A. Hvffmann, der du imer so schöne Anfänge fandest, hilf! Also: in inackias reg denn, zum Deibel! * Leuchtend blinkte Woldi Staegemanns Monokel, und anheimelnd ävpelie der unter ihm tanzende Schimmel, als er — Siaegeman» — unter strieglerisch strahlenden Fan faren. umgebe» von seinen Getreuen aus Oper und Schau spiel, in die Manege ritt, um als Bizesarrasani die be geisterte, schau lustige Menge zu begrüben. Der heutige Künstler ist i» Not. G'nau wie euch quillt lindernd ihm die Träne über die Kayenstcuer und das Notopfer. Also ist Wvhltiin Not. Und heute abend sei durch Frohsinn wohl getan! Das war. wen» nicht der Wortlaut i— der ist von mir! —so doch der Sinn des Vorivruchs. Und jeder der den Zirkus zum Brechen füllenden Fünftausend fühlte sich alsogleich als Menschenfreund und war frohsinnig. Daß Alice Verden in weißem Häubchen mit weithin tragender Stimme Schokolade anobot, und Cara Gyl im Pagengewand voll reizvoller Grazie als wandernde Programmnummerntasel ln Erscheinung trat, erhöhte die Stimmung fortwährend. Und wenn sie ja einmal abslauen wollte, so erschienen der kleine Hcllbera und der lange Woester als ElownS. machten Witze über die städtische Finanzwirtschaft, und die Erinnerung darau wirkte sofort wieder ermübungSverscheuchend. Ja, und also nun die Darbietungen.v Doch che von ihnen gesprochen sei, noch e i n vernünftiges Wort vor her. (Hinterher tst's vielleicht nicht mehr möglich.) Haben sich diese Art heitere bunte Abende nicht doch schon ein wenig überlebt, unbeschadet des aus tausend und einem Grunde er klärlichen Zuspruchs, den das Publikum ihnen schenkt? In der sonst trostlosen Provinzstadt Berlin ist man zum Beispiel schon davon abgekommen. Gibt statt dessen etwa „Die schöne Helena" mit ganz erstklassiger Starbesetznng, mit Bruno Walter am Pult und Reinhardt als Regisseur. Wie wär'ü also in Dresden bei nächster solcher Gelegenheit etwa mit dem „Mikado" oder der „Fatinitza"? Es gehört natürlich etwas mehr künstlerische Arbeit dazu, als zum Stch-auf-den- Kops-Stellen. Aber vielleicht wäre auch der Zulauf nicht ge ringer. die Wirkung aber doch etwas künstlerischer als bei dem, was man.... » Doch ich will de» trockenen Tone» satt sein. Außerdem gab es ja auch diesmal Darbietungen, die sozu sagen ernst genommen werden wollten. Eine solche rein zirzensischen Charakters war die Vorführung der Rot- fuchöstute Hannt im Blumendogcart durch eine als Gast mit- wirkenbe Dame der Dresdner Gesellschaft, Frau Jossy Gütschow. Auch Rudis Hnndcschule mit allerliebsten eguilt- brtstischen und „geistige»" Dressuren <— der lesende Hund! —) war von dieser Art, wenn ihr auch Grete Nikisch als schar mante Conferencieuse die scherzhafte Umprägung auf den Stil des Abends gab. Das Ballcttbiverttssement, bas Ellen von Elevc-Peh mit Hilde Schlichen, Neppach und Pawltnln bot, und die von Kremer vom Bock einer Biedermeterkutsche herab gesungene, durch Versagen der Peitsche allerdings im Knall effekt beeinträchtigte Postillion-Arie waren ebenfalls einfach aus dem Opernhaus in etwas erweitertes Milten übertragen. Eine dieser sozusagen ernsten Nummern fiel freilich völlig aus dem Nahmen. Das war der Boxkampf, aus geführt von zwei Mitgliedern des Vereins für Leibesübun gen der Dresdner Polizei. Für ein derartige» rein sportliches Ereignis fehlt dem Publikum eines solchen Abends jedes Verständnis und jede Meinung. Alles an seinem Platze und zu seiner Zettl Wiederum aber nur al» Folie für die dar auffolgende Boxkampfp a r o d t c genommen, war es doch zu viel Aufgebot. Diese Boxkampfparodie selbst hinwiederum, mit Hellberg als Leichtgewichtsmeister, von dem sich ein riesiger „richtiger" Boxer, Willi Wabnik. programmgemäß knock-out schlagen ließ, war trotz Posses und Liedtkes Mit wirkung nur bi« schwache Wiederholung eines Scherze», den Meyer und Ponto schon vlel besser bet einer Nachtvorstellung tm Opernhaus gemacht hatte«. l Aber schon komme ich wieder in» Räsonnieren! Daß wir Kritiker un» da» doch gar nicht abgewöhnen können! Darum schnell zu den Programmnummern, die auch das kritischste Auge nicht trocken ließen. Da waren zunächst „die drei Tresderini": Kottenkamp als martialischer Tter- bändiger, Schröder und Farecht als seine clownischen Heiser, Engels als KöntgStiger Agfa. Also was die vollführten! Dann die R e k r u t e n r e i t st u n d e. die Unteroffizier Posse mit den Rekruten Liedtke. Neumann, Pfanter und Wunsch hielt! Da lebten die .Kasernenhofblüten wieder auf, die Noah a» regnerischen Abenden seiner Familie in der Arche aus der „Jugend" und den „Fliegenden" vorzulesen pflegte. Und man krümmte stch vor Lachen. Uebrigens ritten die Herren wirklich gut, und Posse war die lebendig gewordene Witz blattfigur. Bei einem winzigen Nachspiel dieser Szene, da» Stella David skostümiert wie im „Sturm im Wasserglas") und Ponto als Manegereiniger vollführten, blitzte für einen Augenblick sogar echte Schauspielkunst auf. Lache, wer will, wenn ich sage: Das waren die künstlerischsten drei Minuten der ganzen vierstündigen Affäre! Aber weiter tm Register: BirnesMartonettentheater. Hofsmann, assistiert von Grethc Volckmar, führt die wortreiche Conserence. Spitze Witzgcschosse werden geschleudert: gegen Generalmusikdirek toren, Regisseure, Tenüre, Kritiker und was sonst noch am Theater Bedeutung hat. Anni Frind singt die Puppen-Arie aus „Hoffmann". Pawlinin nnd Neppach als Balletteusen machen mit Ellen v. Clcve-Pctz ln Groteöktanzkunst. Schließ lich eine ganze Gerte herrlichster Theatermarionetten: Lohcn- grin, Graf Luna, Samiel und waS weiß ich. (Puttlttz, Bader, Büssel, Schöffler, Schmalnauer, Ballartni. Eyblsch, Teßmcr, Lange, Lorenz lautet das richtige Namenregister der Größen aus dem Zirkus Busch.) Ste singen, von Strieglerio mit zwei riesigen Paukenschlägeln „btrigtert", bas schöne Lieb: ,L!m tiefen Keller sitz' lch hier", aber jeder immer nur einen Ton, den schönsten seiner Stimmlage natürlich. Hier wäre nun noch eine Aricn-Elnlage sehr am Platze gewesen. AuS „Turanbot": .„Keiner schlafe!" Es war näm lich unterdessen Ni Uhr nachts geworden. Aber noch einmal marschierten alle singenden und spielenden Sterne auf. als Deanbeln und Buam gekleidet, sangen etn von Pembaur ver tonte» boartscheS Lied und tanzten den „Watschentanz" der bet exotischen Völkern tn Deutschland, wo e» am südlichsten tst, heimisch sein soll. Und bann war'S au». Eine Pause hatte e» aber vorher schon gegeben. Wer Glück hatte, konnte da durch die gleich dem bewußten Hohl- weg verstopften Gänge zu diversen TrfrlschungSstätten durch- l dringen, zum Beispiel zu etnem Sektzelt, wo Htrzel un-
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