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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.07.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050719010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905071901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905071901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-19
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
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Seite 2. «r. 3«2. t»t». Jahr». diese Vereinigung eine Personal- oder Realunion sein wird. Nach dem Landesgrundgesetz deS Fürstentums Schwarzburg - Sondershausen bildet das Fürstentum in seinen gegenwärtigen Bestandteilen einen unteilbaren, unter einer Verfassung vereinigten Staat, dessen Regierungsform die erblich monarchische mit LandeSvertretung ist. Hieraus folg«, daß au eine Realunion nicht gedacht werden kann und daß vie beiden Fürstentümer nur durch Personalunion ver- bunven werden können. — Der Kaiserliche Gesandte in Bern, Wirkliche Geheime Rat von Bülow ist von kurzem Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und Hal die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. — Ter Großherzoglich mecklenburgische Gesandte vonOeryen hat Berlin verlassen, ebenso hat der hanseatische Gesandte Dr. Klüg- mann Berlin verlassen. Während der Dauer seiner Abwesenheit führt die königlich bayerische Gesandtschaft die Geschäfte der hanseatischen Gesandtschaft. * AlenSburg, 18. Juli. Die Werftarbeiter beschlossen fast einstimmig, die bisherigen Forderungen zurück zuziehen, und ermächtigten die Streikleitung, aus neuer Basis in Verhandlungen mit der Werftverwaltung einzutreten. * Altona, 18. Juli. Die Schießaffäre im Ojfizierkasino zu Wismar, wobei der Adjutant des Füsilierregiments Nr. 90, Oberleutnant Lcyde durch Unvorsichtigkeit ein zungeS Mädchen tötete, hat das hiesige OberlriegSger^t als Berufungsinstanz beschäftigt. Leyde war vom Kriegsgericht in Wismar zu zweieinhalb Jahren Gefängnis und Dienstentlassung verurteilt worben. DaS Oberkriegsgerick't wandelte die GeiängniSstrase in Festungshaft auf die gleiche Dauer um und hob auch die Dienstentlassung aus. * Essen, 18. Juli. Gestern fand in Gelsenkirchen eine Konferenz deS Arbeitgeberbundes statt. Die Aussperrung der Bauarbeiter hat begonnen. BiS heute abend werden alle Organisierten ausgesperrt sein. In Dortmund findet morgen eine Gewerbegerichlssitzung statt, um eine Einigung herbeizuführen; sechs Unternehmer und sechs Bau arbeiter nehmen daran teil. Der Arbertgeberbund ist bereit, zu verhandeln. Wenn die Arbeiter die Bautensperre, welche die Ursache deS Kampfes ist, ausheben unv der Siundenlohn von 52 für 1905 bestehen bleibt, dann will der Arbeit» grberbund seinerseits die Aussperrung zurücknchmen, unv bis Ende der Verhandlungen soll Waffenstillstand eiutreten. fistle. * Lchissstewegunge«. Der Ablösungstransport für S. M. S. „Bussard" ist mit dem Reichsposttampser „Präsident" am 17. Juli in Mombassa ringetrofsen und hat an demlelben Tage die Reise nach Tanger fortgesetzt. S. M. S. „Fürst Bismarck" ist mit dem Chef deS Kreuzer-Geschwaders am 18. Juli in Tsingtau eingetroffen und geht am 22. Juli von dort nach Ljchisu in See. Fischereitorpedoboot „8 52" ist am 17. Juli in Wilhelmshaven eingetroffen. Die Minensuchdivijion (mit Ausnahme von „8 2") ist am 17. Jnli von Wilhelmshaven nach Cuxhaven ge gangen. S. M. S. „München" ist am 17. Juli von Mel in See gegangen. Poststation für S. M. S. „Undine" bis 20. Juli Gjeunrr, vom 2U bis ans weiteres Kiel. Huslana. Oesterreich-Ungarn. * Zusammenstoß zwischen Klerikalen und Teutschnatio- nalen. In Linz fand in Gallneukirchcn eine klerikale Versammlung statt. Zufällig erschien eine Gesellschaft von Linzer Deutschen, darunter der Abgeordnete Böheim. im Versammlungslokale und wollte der Veriammlun« als Zu hörer beiwohnen. Die klerikalen Redner griffen die anwesen den Deutschnationolen an. Es kam zu einem Zusammen stöße. Die in der Mehrzahl befindlichen Klerikalen gingen mit Stöcken, Schirmen und Biergläsern aus die Deutsch nationalen loS und warfen mehrer« über die Stiege hinab. Auch die Frauen wurden mißhandelt, Kleider und Kragen zerrissen und ein 17jährlges Mädchen erheblich verlebt. Die Affäre dürfte ein Nachspiel haben. * Die tschechische Universität i« Mähren. Zur Meldung eines tschechischen Blattes, daß in Königsfeld bei Brünn, welcher Ort jetzt gerade zur Stadt erhoben wurde, die tschechische Universität errichtet werden soll, erfährt die „N. Fr. Pr.": Diese Meldung ist bereits vor zwei Jahren aufgetaucht, aber schon damals wurde der Gedanke, dort eine Universität zu errichten, als eine politische Farce be zeichnet. Königsfeld ist nämlich baulich direkt mit Brünn vereinigt und es führen mehrere ganz aus gebaute Straßen von Brünn nach Königsfeld, so daß die Errichtung einer Universität in dieser Stadt der Errichtung einer tschechischen Universität in Brünn selbst gleichkäme. Gegen dieses Projekt würden daher die Deutschen sehr ener gisch Stellung nehmen und daraus dieselben politischen Kon- sequenzen ziehen wie wenn ein« Universität in Brünn er richtet würde. Königsfeld zählt etwa 12 000 Einwohner. Die Gemeindeoertretung fft in ihrer Majorität tschechisch. Frankreich. * Emile Vltvier über eine „Allianz". Auch Herr Ollivier hat die Spannung zwischen Deutschland und Frankreich benutzt, Leipziger Tageblatt. Mittwoch, 19. Juli 1905 Italien. * Ein merkwürdiger Streik. Aus Rom wird der „Frkf. Ztg." geschrieben: Die Einwotmer des Gebietes um Lucca, der sogenannten „Garfagnana", hatten ihre ganze Hoffnung aus die Eilenbahn Lucca-Aulla gesetzt; aber Kammer und Senat be willigten in ihren letzten „Hitzesitzungen" wohl andere Bahnen, aber nicht die ihrige. Darauf begann ein Massen streik, wie ihn Italien noch nicht gesehen hat. Zweiund zwanzig Gemeindcräte lösten sich zum Protest auf: ihnen folgten die entsprechenden Provinziallandtage, dann gaben die Armevräte, die Beigeordneten, Bürgermeister, Abgeordnete des Gebiets ihre Entlassung; in den Rathäusern wurde die Nationalflagge halb Mast und mit Flor umhüllt gehißt; die Bürgermeister erließen, Protestausrufe, die mit Trauerrand an den Straßenecken angeklebt wurden. Die Stadt orchester zogen überall durch die Straßen und bliesen Trauermärsche, und nicht genug damit: alle Advokaten, Assessoren, Baumeister, Schiedsrichter usw. stellten die Arbeit ein. Ihnen folgten die Arbeiter der Marmorwerke von Carrara, und ein Generalstreik ist in Aussicht. Vorigen Sonntag streikten auch die Wähler, die zu den Gemeindewahlen berufen waren, und die Kirchenglocken läuteten wie sonst zum Begräbnis. Dreißigtausend Personen mit unzähligen Bannern hielten am gleichen Tage trotz des poli zeilichen Verbots eine Protestversammlung ab, um die Regie- rung zu zwingen, der Baku, die sie aus Privatmitteln bauen wollen, wenigstens einen Rilometerzuschuß zu geben. Als die Versammlung aufgelöst wurde und es zu einigen Raufereien niit Polizei und Truppen kam, wurde sie gegen Ausgabe von Einladungskarten in kleinerem Maßilabe als geschlossen fort gesetzt. Dieser solidarische Ausbruch der öffentlichen Meinung wird von dem größten Blatte Siziliens, der „Ora", mit einem wahren Freude-Ausbruch begrüßt; es schreibt u. a.: „Nehmt Euch, Sizilianer, ein Beispiel daran! Fünsundvierzig Jahre lang habt Ihr schweigend jede Vernachlässigung seitens der Regierung, die nur für den Norden sorgte, hingenommen. Ohne dag wir die moralische Berechtigung des Vorgehens der Leute in und um Lucca prüfen wollen, muffen wir cs bewundern, beneiden, da wir ihm nur unseren trägen Gleichmut in diesem Lande der Fakire entgegen stellen können!" Rußland. * Personenwechsel in der Verwaltung Flnlands. Nach einem Telegramm aus Helsingfors wurden zum Chef des Justizdepartements der Senatsgouverneur in Aabo Lang, zum Gouverneur in Aabo der Generalzolldirektor Borgen st roem, zum Gouverneur in Wiborg Baron von Med em aus Cherson und zum Bürgermeister in HelsingforS Haartman, der bisher Len Posten bereits verwaltet hat, ernannt. * Ter tapfere Admiral. Wie aus Petersburg gemeldet wird, erklärte Admiral Krieger einem Interviewer, er hätte alles vorbereitet, um das meuternde Schiff, den „Potemkin", durch Torpedos in die Lust zu sprengen, habe aber damit bis zum äußersten Moment gezögert, um dies schönste Schiff der Schwarz meerflotte nicht der Vernichtung preiszugeben. Außerdem hätte er auch noch mit der rebellischen Stimmung auf den anderen Schiffen rechnen müssen. Das Gerücht, daß er um seinen Abschied nachgesucht, beruhe auf Erfindung: ebenso fei ihm kein Befehl zugegangen. Er werde ruhig im Dienst verbleiben; es möge dann em unparteiisches Gericht seine Angelegenheit unter suchen. Er, Krieger, werde sich diesem beugen. Rumänien. * Ein Epilog z» der „Potemkin"-Afsäre. Aus Bukarest vom 16. Juli schreibt unser 8-Korrespondent: Der hiesige russische Geschäftsträger Lermontoff bat in einer Audienz bei dem Minister des Auswärtigen, General Lahovary, im Auftrage des Grafen Lamsdorff den Dank des Zaren ausgesprochen für die Klugheit und Korrektheit, mit welcher die rumänische Regierung die Angelegenheit des Meutererschiffes „Knjäs Potemkin" erledigt habe. In Peters burg ist Graf Lamsdorff bei dem dortigen rumänischen Gesandten Rosetti Solescu, persönlich erschienen und hat ihn von dem Aufkage, den er nach Bukrrest erteilte, unter schmeichelhaften Worten für die rumänische Regierung mit der Bitte in Kenntnis gesetzt, hiervon auch den König von Rumänien, für welchen der Zar von Be wunderung erfüllt sei, zu benachrichtigen. Diese Anerkennung der russischen Regierung hat das rumänische Ministerium auch voll verdient. Der Vorgang, welche? sich im Hafen von Constantza abspielte, war in der Geschichte ohne Präjudiz. Als der revoltierende Kreuzer vor Constantza kreuzte, war die Situation für Rumänien äußerst kompliziert. Dem „Potemkin" mit seinen 12 500 Tonnen, mit 32 Kanonen von 305 und 155 mm und sehr zahlreicher Munition batte Rumänien nur einen kleinen einfachen Kreuzer, die „Elisabeth" mit 1400 Tonnen und einigen kleinkalibrigen Geschützen, sowie 2 Torpedos gegenüberzustellen. Falls der „Potemkin" der kategorischen Weigerung der rumänischen Re- gierung, ihn in den Hafen zu lassen. Trotz entgegensetzte und das Feuer auf die Stadt mit ihren 20 000 Ein wohnern und den mit einem Kostenaufwande von 40 Millionen Francs erbauten neuen Hasen eröffnete — wie der Panzer es mit Odessa und Feodosia gemacht batte — dann mußte ooüts que ooüts die Würde und Unabhängigkeit der Nation gewahrt werden. Der Kriegsminister gab deshalb auch ohne Zagen die Order an die kleine Flotte, sofort nach Ausbruch der Feindseligkeiten in volle Aktion zu treten, und die Offiziere und Mannschaften waren hierzu auch bereit, obgleich sie, wie der Krieg-Minister selbst, keinen Augenblick darüber im Zweifel waren, daß ihr Kampf gegen den übermächtigen „Potemkin" ihr sicherer Tod fein würde. Der russische Stationär „Psesnape", welcher sich seit der Affäre deS „Potemkin" im Hafen von Constantza befand, ist unerwartet in Galatz eingetroffen und hat sich dort am linken Ufer der Donau um seine Meinung zu sagen. Er äußert sich, da Frankreich auf den Revanchekrtrg verzichtet zu haben scheine, solle eS sich mit Deutsch land auf den Fuß rücksichtsvoller höflicher Beziehungen stellen; mehr werde Deutschland nicht verlangen, eS werde zufrieden sein, wenn es sehe, daß Frankreich nicht die Absicht habe, England- wegen ihm gegenüber eine trotzige, heraus- fordernde Haltung anzunehmen. Eine Allianz Frankreich- und Deutschlands, der England sich anschließrn würde, wäre allerdings nach Olliviers Ansicht die schönste diplomatische Kombination. Aber eine solche Allianz zwischen den beiden Nationen wäre nur möglich, wenn die eine der anderen äo ut äs« verschaffte, wie Bismarck zu sagen pflegte. „Was bietet uns Deutschland sür eine solche Allianz?" fragt der greise französische Staatsmann. „Gibt eS uns Metz? Dann könnten wir ein Ge spräch schon anknüpsen. Einstweilen müssen wir einander gegen seitig Achtung bezeigen." * Lrben für tzie neuen Vettern. Wie aus Paris gemeldet wird, hat die Regierung den freundschaftlichen Charakter deS eng lischen Flottenbesuchs durch eine ungewöhnlich reichliche Ordenver leihung besonders hervorbeben wollen. Admiral May erhielt das Großkreuz der Ehrenlegion, sein Kontreadmiral wurde Kommandeur, jeder der elf Schiffssührer Offizier und Admiral MayS Sekretär Ritter. * ElemenceauS Fortschritte. Nach einer Pariser Depesche der «Voss. Ztg." tritt Herr Clemenceau nochmals die Behauptung breit, hinter der Marokkosrage habe Deutschland immer nur das französisch - englische Einvernehmen gesehen, und schließt seine bedenklich kannegießernden Betrachtungen: „Als Ruß land in Mantjchurien zusammenbrach, glaubte der Kaiser die Stunde gekommen, um durch Einschüchterung Europa seine Vorherrschaft auszuzwingeu. Er hat dramatisch seinen großen Säbel geschwungen. Aber nachdem er die Kraft derjenigen, die er bedrohte, gemessen hatte, schien es ihm klüger, die Klinge ein- zusiecken. Dazu beglückwünschen wir ihn und uns. Wenn er indes Macchiavelli lesen wird, wird er erfahren, daß es keinen größeren Fehler gibt, als zu droben, ohne zuzuschlagen. Wir schliesen in der trügerischen Sicherheit unserer Friedensabsichten ein. Kaffer Wilhelm hat Europa alarmiert, wie er gern seine Garnisonen zu alarmieren pflegt. Jetzt sind wir wach." * Tie Toyenne der Königspartei. Auf der Royalisten- Versammlung zur Begrüßung Buffets war, wie noch gemeldet wird, unter den Rednern des Abends die Marquise de Mac Mahon. Es wurde mehrfach die Notwendigkeit eines Staatsstreichs betont. Buffet erklärte sich, entgegenkommend, damit einverstanden. * Ein Skandal in Tonking. Ein häßlicher Kolonialskandal wird aus Tonking gemeldet. Der Administrator des Bezirls Tsche- kam, Lisgeot, hat Selbstmord verübt, weil er wegen einer Reihe von grausamen Verbrechen an seinen untergebenen Chinesen zur Rechenschaft gezogen werden sollte. Die Art, wie Liägeot seine Grausamkeiten verüble, zeugte von einem unheimlichen Raffinement, und 139 Zeugen waren bereit, über die skandalösen Vorkommnisse auszusagen. * Ter Selbstmord ArtonS. Nach neueren Pariser Depeschen hat Arlon sich mit Blausäure vergiftet. Seine Familie versichert, daß alle auf die Panamaaffäre bezüglichen Papiere längst vernichtet worden sind. Arion habe an Papieren nichts hinterlassen als ein Verzeichnis seiner in allerneuesler Zeit kontra- hielten Schulden. Schweden. * Schwedische und norwegische Machtmittel. Bei einer Polemik, welche die schwedischen Zeitungen mit dem Obersten a. D. Äratt als Verfasser einer Darstellung über das militärische Machtverhältnis Schweden- und Norwegen» geführt hoben, sind über die Streitkräfte der beiden Länder interessante Aufschlüsse bekannt geworden. Oberst Bratt hatte die mobilisierten Armeen so angegeben, daß er fürSchw « den 6 „Armerabteilungen" zu 12 SOOgleich 75 600 Mann, Kavallerie 2500 Monn, PositionSarttllerie 450 Mann, zusammen 78KOO Mann mit 240 Geschützen berechnete, sür Nor- wegen 5 Jnfantrriebrigaden zu 12 Bataillonen gleich 55 140 Mann, andere Truppen 14 878 Mann, zusammen 70018 Mann mit 186 Geschützen. Die Summe der schwedischen Schiffe war auf 65 (darunter 11 Panzer 1. Klasse und 10Panzer 2.Klasse), dir Summe der norwegischen auf 51 (darunter 4 Panzer 1. Klasse) angegeben worden. Uebereinstimmend haben nun jämtliche Zeitungen von links nach rechts dem Verfasser vorgeworsen, daß er bet der Auf- stellung feiner Uebersichten nicht unparteiisch zu Werke gegangen sei, indem er nicht nur die Stärke der schwedischen Truppen teile viel zu niedrig angegeben, sondern auch eine ganze Reihe wichtiger Punkte, die auf norwegischer Seite zur Verstärkung der Grsamtziffer mit angeführt worden sind, auf schwedischer Seite unberücksichtigt gelassen habe. Um nur einige Beispiele anzuführen, so ist die Feldstärke einer schwedischen Armeeabtet- lung nicht 12 600 sondern 15 500 Mann. Vier freistehende voll ständige Regimenter hat der Verfasser gapz fortgelassen. In der schwedischen Aufstellung fehlen 3000 Mann pro Abtei lung Sanitätstruppen zusammen also 18000 Mann, in der norwegischen sind dagegen 1800 Mann solche Truppen aufgeführt. Der allergrößte Fehler ist jedoch, daß der Verfasser sür Schweden nur die Linientruppen angiebt, für Norwegen, aber Linie, Land wehr und Landsturm zusammenzieht. Bon den aufgeführten 60 nor wegischen Bataillonen gehören nur 20 der Linie, dagegen 20 der Land wehr und 20 dem Landsturm an. Das gleiche ist mit der Kavallerie und einem Teil der Artillerie der Fall. In der Ausbildung ist außerdem die schwedische Armee der norwegischen weit überlegen, eine Tatsache, die mehrfach von ausländischen Sachverständigen anerkannt worden ist und ihren Grund anscheinend L -in hat, daß in Schweden die Zahl der festangestellten Stammannschaften, die vor allem als Instrukteure und Unteroffiziere in Betracht kommen, viel größer ist als in Norwegen. Ueber die oberste Kriegsleitung läßt sich, so schreibt man der „Frkf. Ztg.", natürlich im voraus nur schwer urteilen, jedoch ist in Norwegen wenigstens zur Zeit kein höherer Truppenführer bekannt, der besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. verankert. Der Kommandant, welcher weiter« Befehle au» Sewastopol abwartet, hat den strengsten Befehl ergehen lassen, daß die Matrosen des Stationär- nicht mit denjenigen de» „Potemkin", welche sich-in Galatz befinden, in Berührung kommen. Serbien. * Englische Trohungenk Wie aus Belgrad gemeldet wird, behauptet die Zeitung „Beogradske Novine" au- guter Quelle zu wissen, der König von England werde gleich nach dem russisch- lapanischrn Frirdensschluß dir serbische Frage vor da- europäische Forum bringen, um diese für die Ansicht England- über dir Orb- nung der Dinge in Serbien zu gewinnen. Serbien werde dann vor die Alternative gestellt werben, entweder seine Staatsordnung den Anschauungen der kultivierten Welt anzupaffen und feine Herrschrrverhältnisse mit den Grundsätzen in Einklang zu dringen, auf denen die Heere der Kulturstaaten basieren, oder feind staatliche Selbständigkeit in Frage kommen lassen. Union. * Japaner in der amerikanischen Marine. AuS Washing ton wird der „Tägl. Rdsch." geschrieben: Vor einigen Tagen ging die Notiz durch die Blätter, daß auf Veranlassung des amerikanischen Admirals Evans sämtliche Javaner aus der Vereinigten Staaten-Marine entfernt worden feien. Im Anschluß hieran ist es von Interesse, zu erfahren, daß eine aanze Anzahl von Admiral Togos Offizieren die ameri kanische Schule in Annapolis durchgemacht haben und dort unter ihren Kameraden in der amerikanischen Marine in sehr gutem Andenken stehen; vor allen der Kontreadmiral Uriu, auf dessen Rat Admiral Togo großes Gewicht legen soll, und der sich im Laufe dieses Krieges schon wiederholt ausgezeichnet bat. Im ganzen sind bis fetzt 26 Japaner in der Marineschule zu Annapolis ausgebildet worden. Der erste kam 1868 und wurde durch besonderen Beschluß des Kongresses zuaelassen, wie es in jedem einzelnen Falle not wendig ist. Als der gegenwärtige Krieg ausbrach, befanden sich sechs japanische Kadetten auf der Schule. <Pre wurden alle zurückberufen und gegenwärtig befindet sich kein Japaner, weder in Annapolis, noch in West Point. Iranische Offiziere sind aber erst in den letzten Monaten in Washing ton gewesen, und man gestattete ihnen den Besuch der dorti gen Kanonengießerei, des Marineschießstandes bei Indian Head in Maryland und der dortigen rauchlosen Pulverfabrik. — Nach dem ZensuS von 1900 befanden sich in der amerikani schen Armee und Marine im ganzen 284 Japaner, von denen natürlich jetzt kein einziger mehr vorhanden ist. * Die Bundesfinanzen. Der Fehlbetrag deS Rechnungs jahres 1905, den man allgemein schon auf rund 40 Millionen Dollars veranschlagt hatte, stellt sich, wie der eben veröfsent- lichte Ausweis ergibt, nur auf 24 Millionen. Dieses Defizit ist immer noch um volle 33 Prozent größer, als eS nach dem letzten Bericht des SchatzamtSsekretars werden sollte; die Ausgaben wurden in den letzten Monaten des Rechnungs jahres nicht geringer, wie man versprochen hatte, wohl aber wuchsen allerdings die Einnahmen, und zwar kräftiger, als man zu hoffen gewagt hatte. Im Monat Juni übertrafen die Einnahmen die Ausgaben um 13 Millionen, trotzdem diese eine runde Million größer waren, als vorgesehen war. In erster Linie ist der Fehlbetrag den Mehrausgaben für Armee und Flotte zuzuschreiben, und auch das neue Rechnungsjahr wird entsprechend hohe Mehrausgaben, be sonders sür die Flotte, bringen, Aehnlich ist es wegen ande rer Posten. Die für die verschiedenen Departements, Bu reaus usw. ausgesetzten Summen sind zwar ziemlich groß, aber man erinnert sich, daß der verflossen« Kongreß vom ersten Tage seiner Sitzung an zum Sparen angebalten wurde. Wie den „H. N." aus N e w Ä o r k gemeldet wird, spricht man von drei verschiedenen Möglichkeiten. Ersten-: eine Erhöhung der Zollemnahmen durch eine Revision deS Zoll« gesetzes, die zu größerer Einfuhr zollpflichtiger Waren er- mutigen würde; das wäre also Ermäßigung der durch ihre Höhe jetzt prohibitorisch wirkenden Zölle. Sodann Em- N)ir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß der Zeilenpreis für Fainilienaiizeigri, und kleine Inserate (wie Ltellen-Gesuche und »Angebote, Wohnungs anzeigen, Aaufgesuche und Verkaufsanzeigen*) 20 Pfennig für die einspaltige Zeile beträgt, und daß wir darauf 25°/. Rabatt gewähren. Expedition der Leipziger Lageblatter. Zohannisgasse 8. * Geschäftsempfehlnngen ausgeschlossen« Feuilleton. 8. H vom allgemeinen Teutschen Musikerverband. Man schreibt uns aus Bremen vom 17. Juli. Mit einem Begrüßungs- Kommers begann heute hier die 21. Delegierlen-Versammlung des „Allgemeinen Deutschen Musiker-Verbandes", zu der schon über 100 Delegierte aus allen Teilen des Reichs sich eingefunden haben Den Verbandlungen des Verbandes sieht man um deswillen mit einer gewissen Spannung entgegen, weil die Frage der Konkurrenz der Militär- und Beamten-Musiker wieder einmal erörtert werden soll. Die deutschen Zivil-Musiker haben schon wiederholt mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln gegen diese nach ihrer Ansicht unlautere Konkurrenz gekämpft Erst letzthin hat in Berlin eine große öffentliche Protestversammlung stattgefunden, in der eine scharfe Resolution einstimmig zur Annahme gelangte. Auch die Hülfe des Deutschen Reichstags wurde von den Zivilmusikern in Anspruch genommen, besonders waren es die Abgeordneten Kopsch und Ledebur, die sich zu Fürsprechern der Beschwer den der Zivilmusiker machten. Ferner hat daS Präsidium deS Allgemeinen Deutschen Musiker-Verbandes vor kurzem eine fast 200 Seiten starke Broschüre herausgegeben, die es an alle maßgebenden Instanzen sandte. Diese Schrift ist betitelt: „Recht verlangen wir, nichts als Recht!" und schildert in großer Aus führlichkeit die Notlage der deutschen Zivil-Musiker. Sie be haupten. daß der den Zivil-Musikern durch die Militärmusiker- Konkurrenz verursachte nachweisbare Verdienstaussall unter minimalster Berechnung zehn Millionen betrage. Tie Zivil- Musiker fühlen sich als Staatsbürger 2. Klasse und erbeben die Forderung, den Militärmusikern das gewerbliche Musizieren überhaupt zu untersagen. Kein einziger Stand habe durch das Militär eine solche Konkurrenz zu verzeichnen, wie die Zivil-Musiker. Laut dem Heereselat für 1900 betrage die Anzahl der Oekonomiehandwerker insgesamt 7675, daran sind 12 Berufe beteiligt, dagegen gebe es allein 17692 Militär-Musiker. Unter dem Drucke dieser Konkurrenz ist der Allgemeine Deutsche Musikerverband aus 12t-00 Mitglieder gewachsen. Er verlangt nicht nur da- Verbot jedes gewerblichen Musizieren« der Militär-Musiker, sondern auch der Beamten-Musiker. Der Zivil-Musiker kämpft um da- tägliche Brot, während der Militär- Musiker außer feiner Döhnung noch folgende Vorteile hat: Musik- Zulage Steuerfreiheit, freie Wohnung, freie Kleidung, freien Arzt, Heilmittel und Kuren. Er erhält kostenlos da« Instrument, die Roten, und hat außerdem für feine rein den gewerblichen Zwecken dienenden Reisen Fahrpreisermäßigung auf ter Eisenbahn, nn- beschränkten Urlaub, «vent. sogar Befreiung voin Dienst auf Mo- nate. Er erhält außerdem nach zwölstädriger Dienstzeit eine Prämie von 1000 und den Zivil-Beriorgungsschein. Heule fand die 18. Delegierten-Versammlung der drulschrn Pensionskasse sür Musiker statt, auf welcher der Kassenbericht gegeben wurde. Di« kaffe hat ein Vermögen von 1'/, Millionen Mark. Morgen beginnen die eigentlichen Verhandlungen, aus den Lokalvereinen, deren der Verband jetzt 153 hat, sind zahlreiche Anträge eingelaufen. Eine Anzahl Anträge verlangt die Auswerfung einer Summe zur Bekämpfung der Mililtärmusik und zur Agitation für den Verband. Ein Antrag Stettin zielt auf die Abhaltung großer Volksversammlungen hin, um die Klagen über die Militärmusik mehr ins Volk dringen zu lassen. Andere Anträge zielen auf eine Verständigung mit den ausländischen Zivil-Musiker-Berbänden ab und verlangen den Beitritt, zur Confödöration Internationale Des weiteren liegt der Generalversammlung ein Antrag des Präsidiums vor, stellenlose Verbandsmitgliedcr zu unterstützen und Reisennterstützung den Ver bandsmitgliedern zu gewähren. Von dem Lolalvereln in Aachen ist ein Antrag eingegangen, bei den Kurdirektionen in den Badeorten um Anschaffung der bestehenden Mißstände ein- zulommen. Bei Regenwelter und unter 10 Grad Celsius sollen in Zukunft Kur-Konzerte im Freien nicht mehr statt finden. Von Freiburg (Breisgau) schließlich liegt ein Antrag vor, die Durchführung des Punktes 8 des Verbandsprogramms: „Be seitigung des vielfach eingesührten schlechten NotenmaterialS" stärker zu betonen. Zu diesem Zweck soll die Unterstützung des deutschen Bühnenvereins, der beteiligten Kapellmeister und Verlagsfirmen nachgesucht werden, um gemeinsam dahin zu wirken, daß alles Notcnmaterial. hauptsächlich auch das aus dem Ausland bezogene, welches den berechtigten Ansprüchen an Größe, Deutlichkeit und fehlerfreiem Druck der Noten nicht entspricht, als gesundheitsschädlich zurückgewiesen werden soll. In der diesem Antrag beigegrbenen Begründung wird anerkannt, baß die teutschen Verleger im allqe- meinen gutes Notenmaterial Herstellen lassen; um so energischer müsse aber dem Unfug gesteuert werden, daß es immer wieder gewagt wird, Orchestern Nolenmaterial zu liefern, welches den Namen „wiederlichster Schund" verdient. In gleicher Richtung be wegt sich rin Antrag des Lokalvereins Frankfurt a. M., der in seiner Begründung aus die im allgemeinen ungünstige Beleuchtung der Orchesterräume hinweist, die ein gutes, deutliches Notenmaterial noch notwendiger mache, und auf das frühe Nachlassen der Sehkraft bei den Orcheiiermusikrrn aufmerksam macht. Erwähnt sei, daß dem Vorstand des Verbandes Frau Reichskanzler Fürstin Bülow, Frau Eleonore Gräfin von Hochberg und die Prinzessin Elisabeth von Hohenlohe-Schillingsfürst angehören. Eine neue Messung der Schallgeschwindigkeit von großem methodischen Interesse ist von Thos. C. Hebb, wie wir in der , Physical Review" lesen, mit Erfolg auSgesührt worden. Tie ersten wissenschaftlichen Bestimmungen der Schallgeschwindigkeit wurden bereits im Jahre 1852 vom Bureau des Longitude» in Paris auSgesührt auf Veranlassung einer besonderen Kommission, der unter anderen auch Arago und Hum boldt angedörten. Man operierte damals mit zwei auf weit ent- fernlen Bergkuvpen ausgestellten Kanonen, maß in beiden Rich tungen und sand die Schallgeschwindigkeit zu etwa 333 Metern pro Sekunde bei einer Lufttemperatur von 0 Grad. Spätere mit anderen Mitteln ausgesührte Versuch« haben eine äbnliche Größe ergeben und auch dir Abhängigkeit der Schallgeschwindigkeit von der Temperatur genauer ermitteln lassen. Die neuen Experimente von Hebb haben den großen Vorzug und das ist das besonders hrrvortretende und auch für den Laien interessante Moment, sich im Laboratorium anstrllen zu lassen. Es werden zwei große Parabolspiegel aufgestellt, in deren Brennpunkten sich zwei Mikrophone befinden, in Dem einen außerdem auch noch die zur Messung bestimmte Schallquelle. Ter Experimentator hört in seinem Telephon, daß die Ströme beider Mikrophone auf nimmt, nun sowohl die Schallquelle direkt, als auch den Reflex im zweiten Spiegel. Dieser Kunstgriff gestattet es ihm also, gewissermaßen auf beiden Beobachtungsflationen gleichzeitig an- wesend zu sein. Alles übrige gründet sich auf die Wellennatur des Schalles. Bei einer gewissen Entfernung der Spiegel nämlich, die von der Höhe des Tones abhängt, schwächen sich die Schallwellen, und es tritt ein Minimum der Gehörsempfindung ein. Aus dem Spiegelabstand und der SchwingungSzahl der Tonquelle läßt sich dann in ganz elementarer Weise die Schallgeschwindigkeit berechnen. Hebb findet sie zu etwa 331 m, ein Resultat, das also mit den früheren recht gut übereinstimmt * Tolstoi in Musik gesetzt. Am Theater Mercadanie in Neapel wird demnächst eine Oper „Anna Karenina" von Antonio Menotti, nach dem gleichnamigen Roman von Tolstoi, in Szene gehen. Die Musik ist von Salvatore Sassan o. Ter Kuriosität halber sei hinzugefügt, daß ein französischer Autor, Camille dr Sainte-Croix, aus demselben Roman ein — Vaudeville ver fertigt hat. */* Tie Schiller-AnSstellung in Jena. Aus Jena wird der „Frkf. Ztg." geschrieben: Eine Schiller-Ausstellung ist am Sonntag im hiesigen städtischen Museum für Ortsgeschichte eröffnet worden. Der Zweck der Ausstellung, die persönlichen Beziehungen Schillers zu Jena zur Anschauung zu bringen ist in überraschender Weise gelungen, da die Erinnerungsgegenstände des Museums durch leihweise Ueberlassung von Reliquien aus öffentlichem und privatem Besitz ergänzt wurden. Es seien vor allem ge nannt: Akten über Schiller- Verhältnis zur Hochschule, Schiller briefe aus der Universitätsbibliothek, Autographien aus dem Ratsarchiv, ungedrucktr Briefe und Gedichte von Schiller» Frau und Tochter, eine Locke Schillers, eine au- Rudolstadt eingesandte Tabaksdose, Malereien von Schillers Schwester, zwei bisher noch unbekannte Oelporträt- der Eltern Schiller- usw. Eine Abteilung ist der Frage gewidmet: Wie sah Schiller a»S? Dann gibt «S eine Ucbersicht von Schillers Werken, darunter die ersten Ausgaben. Ferner wird veranschaulicht, wie Deutschland seinen Schiller zur 100. Wiederkehr seines Geburtstage- und seine- Todestage- ehrte. Die Ausstellung wird bi- zum Herbst dauern. 5. k. Eine CerdanteS-vtugraphte. Man schreibt unS: Bor wenigen Monaten hat Spanten in Heller südländischer Begeisterung daS Andenken an da- Erscheinen feines nationalsten Werke-, des „Don Quixotes im Jahre 1605 gefeiert. E» war eine Feier, an der die ganze Kulturwrlt teilgenommen hat. Denn diese urspanische Dichtung ist Gemeingut aller Nationen geworden. Und so ist denn auch der Dichter hinter seinem Werke allmählich zurückgetreten und seine Persönlichkeit ist außerhalb Spaniens, wo ein« rührige philo logische Kleinarbeit alle Details aus Cervantes' Leben anS Tageslicht gefördert hat, so gut wie unbekannt. Die Dreihundrrtjahr-Feier deS „Don Quixote" hat nun auch unS Deutschen eine vorzügliche biographisch-kritische Arbeit über Miguel de Cervantes gebracht. Sie ist von dem Wiener Forscher Dr. Wolfgang von Würz- back verfaßt und bildet die Einleitung zu der in der Hessischen Klassikersommlung neu erschienenen Ausgabe deS „Don Quixote", ist aber auch als Separat-Abdruck zugänglich gemacht worden. Wurzbach meistert auf 116 Seiten ganz vorzüg lich den umfangreichen Stoff. Neu ist an dieser Biographie vor allem die Darstellung der Familienverhältnisse des Dichters, die manches absonderliche in seinem Leben erklären, neu ist auch die Schilderung der mannigfach verzweigten Laufbahn deS Dichters al- Beamten und Kriegsmann. Die neuen Quellen bringen wenig neues über seinen Bildungsgang, er scheint vielmehr nie eine Schule beiucht zu haben. Die glänzendsten Kapitel der neuen Cervantes- Biographie sind jene- über die Geschichte deS spanischen Geistes im 16. Jahrhundert und jenes über das Rittertum und die Ritter- romane jener Epoche, ohne deren Kenntnis die Satire des Cervantes unverständlich bleibt. 8 Reuentdeckte Handzetchnungen Michelangelos. Obwohl die Handzeichnungssammlung in den Offizien in Florenz, die größte der Welt, nicht weniger als 45 500 Blätter beherbergt und die besten Meister von Venedig, von Umbrien, von Siena, von Bologna, von der Lombardei rc. in reicher Fülle vertreten sind, haben doch die Sammlungen in London, Paris und Wien eine viel größere Anzahl echter Blätter Michelangelo- aufzuweisen, al» daS florentinifche Kabinett. Die in den letzten Jahren gemachten Entdeckungen bisher unbekannter Handzeichnungen Michelangelo- in den Uffizien durch den Konservator der Sammlung, Professor Ferri, und Dr. Emil Jacobsen erregten daher in der gesamten Kunst welt berechtigte- Aufsehen. Nach langwierigen, geduldigen Unter suchungen war «S den genannten Forschern gelungen, nachzuweisen und durch ihre Forschungen frstznstellen, daß in den Offizien noch eine beträchtliche Anzahl von höchst wichtigen Handzeichnungrn verborgen war, die Jahrhunderte lang mit Kopien und wertlosen Blättern vermischt, unbeachtet dagelegen hatten. Achtzehn Blätter mit an 60 Studien zu den berühmtesten Werken Michelangelos au» den verschiedensten Epochen wurden die Ausbeute der Nachforschungen, darunter befinden sich Studien zu den herrlichen Deckengemälden in der Sistina, Studien zu der „Nacht" und den sitzenden Statuen der Medizeischen Kapelle, Studien zu dem „Sklaven , zum „Mose»" und endlich Studien- zu dem Riesenwerk seine- Alter-, dem „Jüngsten Gericht" der Sixtinischen Kapelle. Die Anerkennung und Bestätigung ihre- Urteils, die den Entdeckern von Kritikern und Kennern auf dem schwierigen Gebiete zuteil wurde, die ungewöhn liche Teilnahme, welche diese Nachweisungen in allen Kulturländern fanden, haben die beiden Forscher bewogen, diese neuen Studien be graben Meister» in einer würdigen Publikation zu veröffentlichen. In dem Kunstverlag von Karl W. Hiersemann in Leipzig wird da» Werk in kurzem erscheinen und sämtliche ueuentdeckteu Hand- zeichnungeu Michelangelo» tu Lichtdruckrrproduktiouen darbtet«».
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