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Dresdner Nachrichten : 19.11.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187311198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-11
- Tag 1873-11-19
-
Monat
1873-11
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.11.1873
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». rr». andern Standpunkte: dem der von Ihnen beschworenen Verfass« die sie mit allen gesetzlichen Mitteln ieslhalie, so lange es rer Kraft stehe. Dazu gehöre auch Art. r>2. Die Regierung : abwartc», welche Beschlüsse an sie kommen; dem Mlnck- witz'scben Anttaa würde sie avcr unter keinen Umstünden an- nekmen. Die Regierung habe i»> Sinne der 2. Kammer geban delt, alS sie daS Schulgesetz puvlicirt.-t,Ja! Rein!) - Abg. Sachße bemerkt gegenüber den Lndwigschcn Leseirüchtcn ans seiner, Sackßenö Vergangenheit. dass er stet» iür das Zwetkammer- stlstem gewesen sei, daß er die l. Kammer nicht über den Hausen geworfen sehen wolle, das» er allerdings aber seit 186,1 milder über die 1. Kammer denke. Denn er habe 1866 in der I.Kam- mer eine Garantie sür daS Fortbestehen Sachsens geiundcn. die er anderswo nicht so fand: die l. Kammer habe ei» warmes Nalionalgeiühl für daö Sachsenland bewiesen. tSrbr gut! Bravo! rechts.» — Abg. Habcrkorn stellt in der letzten -Minute noch he» Antrag : »ach MannSteld'ö Vorschlag die betr. Werfassungs-Slrtikcl auimbebcn, ictoch der Regierung ras Recht zu verleihe», die 1. Kammer dura, Bernsung einer größeren An zahl neuer Mitglieder i nicht bloS 5, wie sic letzt kann.» anders zusammen znsctzcn. - Rach den Schlußworten der drei Reicren- tcn vr. Bieder m a nn. M annülcId und v. H a uien er folgt die Abstimmung. Dar!» wirb zwar der Minckwitz'sche An trag mit 43 gegen 33 Stiinmen angenommen, da aber damit nicht die zur Beriassungsanderung nothwcntigc Zwcidrittthcil- Mehrheit erreicht ist, so Ist der Antrag gefallen. Hingegen wird der Antrag Maimöseld'S mit 68 gegen 7, der Zusatzantrag Ha- berkorn's mit 64 gegen I I Stimme» angenommen, dcrWaltcpsche Antrag aber zurückgezogen. Zu erregter Stimmung trennt sich die Kammer. — Auf bisher noch unbekannte Weise brach in vorvergangener Nacht im Hauptgebäude des in hiesiger Freibergerstrahe gelegenen Freiherrlich von Fletcher'schen Schullehrerseminars Feuer aus, das sich in kurzer Zeit über den Dachsluhl des Hauses verbreitete und denselben vollständig verzehrte. Ein Raub der Flammen wurden fast sämmtliche auf dem Boden aufbewahrte Effekten der Schüler der Anstalt, Menschenleben sind jedoch, Gott Lob nicht zu beklagen. Den Anstrengungen der hcrbeigecillen Feuerwehr gelang cs, einem weiteren Umsichgreifen des Feuers vorzubeugcn. Die Schüler ge? nanntcr Anstalt sind sofort in ihre Heimath entlassen worden; der Unterricht für die Prima nimmt jedoch schon näclfften Montag wieder seinen Anfang. Sobald die nöthigen Räumlichkeiten wieder vor handen sind, wird nach und nach auch in den übrigen Klaffen der Unterricht von Neuem beginnen. — Man schreibt uns: Die Post hat, wie man sich erinnert, vor einigen Tagen bekannt gemacht, daß Briefe nach Neustadt- Dresden schneller an's Ziel gelangten, wenn man ausdrücklich der Adresse „Neustadt" beifüge. Natürlich, Dresden wird Großstadt. Auch in Berlin muß das Stadtviertel auf der Adresse bemerkt wer den. Aber, wem das Wort „Neustadt" zu beschwerlich wird, der er zielt wohl auch mit X. seine Absicht? „Dresden X." und „Dres den A." ist wohl auch genügend? Wir glauben, daß Herr Oberpost- »djrector Strahl gegen diese Kürzung nichts cinwenden wird. — Wie tiefe Schädigungen das Umsichgreifen des Social- kemokratismus unter der an sich ja braven und achlungsmerthen Arbeiterbevölkerung auch unseres engeren Vaterlandes hervorge- dracht, haben Tausende bemerkt und mit Bedauern verfolgt. Unlust! zur Arbeit, Haß gegen Alles ivaS Besitz hat, Parlcispaltungen unter. sich selbst, sind die Früchte, die ihren bitteren Geschmack bis in die i Familien der bethörten Leute tragen. Da ist es denn nicht gering > zu achten, wenn hier und da auch aus dem Kreise der Arbe.ür her aus,'dem gefährlichen Gaste kräftig die Thüre gewiesen wird und ein! Mann, wie der Tuchmacher-Altgeselle Wilhelm König in.Kamen;,! .^urch Wort und That in besserer Erkenntnis; Hunderte oder Toni schade seiner Kameraden auf dem vernünftigen und ehrenvollen Weg? zu »erhalten vermag. Als etwa vor Jahresfrist auch in '-er laz' Gegend die Socialdemokraten ihre Lehren zu predigen begannen ur-.d! ein fruchttragendes Feld zu bauen versuchten, da trat er mit ;ch .ä ! cken aller kräftigen Worten auf und er fand Gehör bei der Arbeiter- > > bevölkerung. Die Folge ist, daß der „VoUSstaat" :c. nur äußerst : »wenig in dortiger Gegend gelesen wird, daß ein gutes Verhältnis; ^zwischen'Arbeitgebern und -Nehmern ungestört geblieben ist, und daß die Arbeiter ihrem Berufe nicht verdrossen, sondern mit Lust und' Liebe nachgehen. Der wackere Altgeselle der Kamenzer Tuch- knappen muß aber auch mit Biederkeit am guten Alten halten» denn schon 22 Jahre ist er ununterbrochen in der Tuchweberei des be kannten Tuchfabrikanten Wilhelm Noßky beschäftigt. —-- —- Zur Thier-Psychologie thcilt man uns aus Loschwitz fol genden ziemlich starken Fall mit: Während sonst große Hunde klei nen gegenüber eine gewisse Großmuth ausüben und sich lieber von den kleinen Etwas gefallen kaffen, als ihnen Etwas anzuhaben, ' packte am 10. d. M. in Loschwitz die große, starke, dänische Bull dogge des Malers Leonhardi, welche an diesem Tage und schon vor her einige Tage vorschriftswidrig ohne Maulkorb in einigen Losch- witzer Weinbergen sich Herumgetrieben hatte, einen kleinen, mit Maulkorb versehenen Hund ohne jede Veranlassung, würgte ihn todt und verschleppte und vergrub sodann den Leichnam, wie ein Mörder die Spuren seiner That unsichtbar zu machen sucht. Die selbe Dogge würgte bei der nämlichen Gelegenheit noch einen ande ren Hund ab. Mag nun die Dogge toll gewesen sein oder nicht, was wohl der Untersuchung werth wäre, so ist dock) in jedem Falle im Interesse der Besitzer und der Bewohner der betroffenen Grund stücke zu wünschen, daß sie von solchem bösartigen und gefährlichen Besuche künftig verschont bleiben und daß der Herr des Hundes den selben an der Kette behält. — Die Frage liegt nicht fern, ob es vor kommenden Falles, wenn das bösartige Vieh abermals in einem fremden Grundstücke sich betreffen läßt, wohl erlaubt wäre, durch Schießen nach demselben sich selbst zu helfen? Jedenfalls wäre cs daS Practischste, weil der Lrtsrichter (Herr Kegel) im spcciellen Falle von einer Anzeige bei der Behörde mit dem Bemerken abge- rythen hat, daß der Anzeigende stets viele Kosten zu tragen habe. — Unter »einem wafferlofen Bogen der alten Elbbrücke wür ben vorgestern Nachmittags zwei junge Burschen, hiesige Hand arbeiter, bemerkt, welche eine Katze zu Tode quälten. Sie hatten das arme Thier mit ihren Taschenmessern gestochen und mit dem Kopf wiederholt an die Brückenmauer angeschleudert, bis derselbe eine umförmliche Masse bildete. Die Polizei war auf das (Abahren 'derrbeiden rohen Burschen aufmerksam gemacht worden und schritt gegen sie ein. — Ein junger noch nicht ganz 15 Jahre alter Advokaten schreiber von hier hatte auf hiesigen Postexpeditionen mittelst ge fälschter Briefe, die er mit den Siegelmarken hiesiger namhafter .Persönlichkeiten verschlossen hatte, Postvorschüsse zu erhalten ge wußt, ein Betrug, wie er neuerdings öfters mit Glück versucht worden ist. In zwei Fällen war der Betrug dem jungen Bur schen gelungen, in zwei andern Fällen aber nicht. Auf Anzeige der Sache wurde der junge Schwindler vor einigen Tagen von der Criminalpolizei ermittelt und überführt. — Vorgestern Abend wurde auf einem hiesigen Tanzplatzc eine Dienstperson mit einem Muffe abgefaßt, den sie im Lause des vergangenen Sommers einem anderen Mädchen, mit welchem sie damals zusammen bei einer hiesigen Herrschaft gedient, gestohlen hatte. — Director Renz berührt am Donnerstag am frühen Morgen .Während seiner Reise von Wien nach Berlin Dresden. Ein Sxtra- zug von 78 Aren, der von Wien bi» Berlin 4000 Thlr. kostet, be fördert dt» Gesellschaft und den ganzen Marstall. Jedenfalls 'wird Renz hier eine kurze Zeit rasten, Frühstück einnehmen und sodann wieder weiter ziehen. — Die früher Graf Beust'sche, jetzt Herrn Commerzienrath Richard Hartmann auü Chemnitz gehörige Villa in Laubegast ist von Letzterem zum Abbruch an Herrn F. Eckelmann in Laubegast verkauft worden, der schon gestern mit dem AuctionSvrrfahren be gonnen hat. Nach völligen, Abbruch der Villa beabsichtigt der Com merzienrath, dessen Eigenthum der Grund und Boden bleibt, auf ' dieser Stelle ein prachtvolles Gebäude zu errichten, welches wieder einen Schmuck der lieblichen Elbuser bilden wird. — In ein Altstädler Band- und Garngeschäft kamen dieser Tage zwei Mädchen und kauften. Nach ihrem Weggange wurde ein Seele,»värmcr vermißt. Der Verdacht, daß das eine der Mädchen denselben gestohlen haben könne, hat später durch die veranlaßten polizeilichen Nachforschungen seine Bestätigung gefunden. Die Die bin arbeitete in einer hiesigen Druckerei. — Wir hören, daß zu dem in einem hiesigenGalanteriewaarm- geschäft arretirtcn Commis auch noch ein anderer Herr dazu gekom men ist, den gleichfalls die Arrctur betroffen hat, weil er den Ver kauf der entwendeten Maaren für den Dieb besorgt hat. — In Prag hat man nach dortigen Blättern einen jungen Bursche» aufgcnriffen, der aus Dresden stammt, und seinen dort wohnhaften Eltern ü. der Absickt entlaufen war, um auf die See zu gehen. — Ein Herr aus der Provinz, der vor einigen Abendm hier auf Besuch anwesend und bei dieser Gelegenheit auch auf einen der frequentesten hiesigen Tanzsäle gegangen war, ist dort um seine werlhvolle goldene Ancreuhr nebst dazu gehöriger goldener Kette ge kommen. Er glaubt, daß ihm Uhr und Kette im Gedränge gestoh len worden sind, ohne natürlich dafür weitere Beweise beibringcn, geschweige denn irgend Jemand der Thäterschast beschuldigen zu können. Jedenfalls soll er sich vorgenommen haben, bei einem an- denveitcn Besuche der Residenz nicht so leicht wieder auf einen hie sigen Tanzsanl zu gehen. — Vorgestern Nachmittag um 5 Uhr vrannte cm Hausen Pa pier in einer Aschengrube im Hause Marimstraße 5. Die nächste Feuerwache mit einer Spritze war bald zur Stelle, fand aber, daß die Sache ganz gefahrlos und bereits vorüber war. — Hofthea ter-Repertoir. Für Altstadt: Sonnabend: Jpbigenia in Tauris (Oper). Sonntag: Nienzi. Montag: Ein Glas Wasser. Dienstpg: Ter Troubadour.— Für Neustadt: Sonn abend: Phädra (n. e.). Sonntag: Nathan der Weise. Dienstag: z. E.) Ein verarmter Edelmann, Character-Luslspiel in 5 Acten von Beckmann. — AuS der RatbS-Plc»ar-Sitzung vomkl.dies. Heren Ober-Ingenieur Bla »et solle» iür die außerordentlichen Arbeiic», welche ihm durch die Eontrolc der neuen Wancr- Icitnngc-dantcn und der WicdcrbcrstcUnng der Straßen erwachsen, nach der Bctricbseröffunng der Wasserleitung 1500 Thlr. alö aaßcrerdcnllichco Honorar gezahlt werke». — Die hiesige Dünger- Erpott-Gc.cllschgir hatte um eine Erhöhung des Tarifs der Dünger - En ort- und GrnhcnrämnitngSlöhne in Höhe von n:!' Proecnt angchaltcn, der Rath findet aver nach eingehender Erörterung eine Erhöhung nur nach Höhe von I6--> Proc. ge- rechiicrligt und erhebt diese zum Beschlüsse. - Stadtrath Lcysfarth, der mit der Svcc'ai - Verwaltung des städtischen MarstaUs seit Fahren deirant ist, hat zur Wicecrlegung der vom Fi»anz-'Aus- i hnnc der Stadtverordneten ausgesprochenen Zwciicl an der RcnUibilstät und Zweckmäßigkeit der Erhuitnng des MarstciUcS, Hr Sä-riit verlaßt, in welcher er unter 'Anderen, nack'wclst, c. ß trotz der düngen Fuhren, die der Marstall leistet und trotz res erheblichen Aufwandes iür Erhaltung und Eomklelirnng deö lAenden Ziwciirars die Summe der i» den 0 Zähren, von >864 b!s Ende 1872 zur StaNkassc geflossene» Ucbcrschünc gegen nn.ooo Thlr. betragen batte».-Von den Entschädignngögcldcr», welche das Kriegs-Ministerium an die Stadtkasse sür während des Krieges 187«)7i bestrittene Ausgaben zurückgczablt hat, sind nack' Deckung der von, Ruthe zur Deckung der tckinaligcn Aus gaben zurückgczahltc» Darlcbne liebst Zinsen 159,735 Thlr. 24 Ngr. x Ps. i» der Stndtkasse verblieben. Von diesen werden zunächst kicicnigcn 30,000 Tblr.. welche die Stadt zum Eascrncnban bci- getragen. derselben rcstituirt und der Rest der EinguarlicrungS- Eassc überwiesen. Von setzt ab wirb also, so lange dieser Nest ausrcicht, von deniselbcn jeder die Stadt treffender Einquariic- rnligö-Answand bestritten. — Ein Gcsübl tiefster Entmuthlgung — wir wollen nicht mcbr sagen! — ist st, diesen Tage» durch die Reiben der sächsi schen Vvlkoschnllehrcr gegangen! Tie von der Regierung'selbst anerkannte enorme Steigerung der Preise aller »othwcndiastcn Lebensbedürfnisse ließ auch den Lehrern der Volksschule den sehn lichen Wunsch nach einer entsprechenden Gehaltserhöhung recht fühlbar werden und eö wurden durch die Vorlage der Regierung, die io überaus reiche Ausbesserung aller Staatsdicncrgcl'alte be treffend, in den Lehrern die ircutigsten Hoffnungen genährt. Da erschien der Entwurf vom 30. Octobcc 1873, die GehaltSverhält- nisse der Lehrer an Volksschulen betreffend. und — es läßt sich das Gciühl bitterster Enttäuschung in seinem ganzen .Umfange und mit seinem Gekolge nicht beschreiben! Wir haben eö vielfach beobachtet! Welche außerordentlich geringe Erhöhung hat die Regierung empfehlen zu dürfen geglaubt! Es wird dieselbe auch in allen Kreisen als durchaus ungenügend anerkannt, was auch in der 2. Stänkekammer wohlmcsticndcAbgcorkncte ausgesprochen haben. Die ganze Erhöhung des Einkommens eines Lehrers be trägt 20-30 Thlr. jährlich, 16-24 Pfennige täglich. DieLcbrcr an kleinen Schulen sind sogar nur »stk io Thlr. bedacht. Wäh rend man den Staatödiencrii, deren Gehalte seit 1858 zum 4. Male bedeutend ausgebesscrj werden. eine Gehaltserhöhung bis zu 20 und mehr Procent zugedacht hat, erhalte» die Lehrer in Städten, welche mehr qlS 10,000 Einwohner zählen, nur 4 biö 6 Proccnt und sie sinh gegen niedere Staatsbeamte, „die — um mit einem Herrn Abgeordneten zu reden - zur Ausfüllung ihres Amtes nur Körperkrast oder Schreibfertigkeit bedürfen", bedeu tend im Nachtbeil. Dari man sich wundern, wenn man von Lehrern den Wunsch auSsprcchen hört, daß ihnen um ihres Stan des willen diese Erfahrung lieber ganz erspart geblieben wäre?! Weniastcnö müssen wir vollständig zugcbcn, daß Strebsamkeit, Gewissenhaitigkeit und BerufStteue durch diese Erfahrung durchaus nicht gehoben werden können und cö werten auch neue Institutionen durchaus nicht allein im Stande sein, diese unumgänglich nöthigen Factorcn allein wieder zu hcoen. Eö kann die vorgeschlagene Gehaltserhöhung auch als nur einigermaßen gcnügendcr Ausgleich des gesunkenen Geldwerthcs nicht anerkcmnt werden. Sind doch die Prelle der Lebensbedürfnisse um 50 bis 100 Procent gestiegen. So manche Lchrerfamllie muß sich bei jetzigen Prelövcrhältnlffen gar bittere Entbehrungen aulcrlegen und die Noth ist in manchem Schulhause gar groß; die Scham sucht sie icdoch zu verdecken. Eö würde gewiß auch um manche Schule besser sichen, wenn nicht Roth und Sorge Geist und Much deö Lehrers »icderdrückten. Unter gebotenen Verhältnissen bleibt jedoch so mancher Lehrer angewiesen, seine der Schule ge hörende Kraft !,n Interesse elneS lohnende» Nebenverdienstes zu zersplittern. Alle Väter aber, die Ihre Söhne dem Lehrcrstande zu widmen gedenken, können daraus eine Lehre nehmen. Oder wll man cö Ihnen verdenken, wen» sie zu Rathe gehe», ob sie ihre Söhne nicht lieber einem Stande zrstührcn sollen. der eine sorgenfreiere Erlstcnz gewährt und doch vorher nicht den Besuch einer höheren Schule oder clneö Scmlnarö, also keine bedeuten-- den Opfer für ihre Ausbildung erfordert? S>nd doch auch durch die Erklärung dcö Herrn Ministers, „die Regierung habe nur bescheidene Erhöhungen vorgeschlagen, um den Gemeinden nicht zu große Opier attfznlegcn", alle besseren »Aussichten für die Zu kunft unterdrückt worden. — Die Herren Schuldlrrctoren der kleinen und mittlen Städte sind i» lenem Entwürfe allerdings gnädiger bedacht. Nachdem ihr Einkommen schon 1872 mitunter um 100 Thlr. erhöht wurde, sollen sie nach vorliegendem Ent wieder 100 Tblr. mehr erhalten. Da« Amt de« Schul» ,rs Ist. sobald derselbe nickt zugleich Elasseulrbrrrtft. durch» lcht w auireibenb, alS das elveö Lehrers. Auch leidet der würfe directorS auSrricht ^ Dlceetor, meist ein junger Mann ohne große Familie, al« Ln» baber einer besser dotlricn Stelle durch die Lheueruna nicht ü Mal mehr als der Lehrer. Der Entwurf gewährt jedoch dem Director 100 Thlr., dem Lehrer aber 20-30 Ivlr.l - Die An nahme de« Antrags, daß die AlterSzrilagen sür Lehrer künftig der Staat übrrnehmcn solle, hat der Herr Minister für bedenklich er» klärt, da alöbann der Staatskasse eine Ausgabe von circa 312,ovo Thlrn. zugewiese» würde. Dagegen ist aber zü bemerke», daß der Staatskasse dann auch der nöthige Zufluß gewährt würde, tnkein tan» alle Gemeinde» a» die Staatskasse zahlten, wa« sie jetzt bereit- an die Schulkassen zahle». Gewiß würden aber bei diesem Prinzip de» Gtincintcn keine größere» Ausgaben zuge- »luthct, wohl aber eine glelchmäßtacre Venvcilung erzielt, indem gegenwärtig Gcmeinkcn in Kirchdörfern vor Nebenschulaemelnten im Vortheil sind, da den Kirchichulledrern ein Tbeil Ihres Klr- chcneiilkommenS betreffs Altccozulagr» in 'Anrechnung gebracht wird. - — ckt. Dank und'Anerkennung gebührt gewiß Jedem, welcher der Kinbcnvelt — besonders der ärmeren — eine edle Freute bereitet, eine Freude, die in der Befriedigung Ihrer Wiß- und Lerndegierde besteht. Dies geschah vorigen Freitag von Seiten des GlavkünstlerS Herr» Prcngel aus Thüringen, der in seinem Atelier tStraßdurger Hos. an der Frauenkirche», ohne darum gebeten worden zu sei», den Waisenhaus-Zöglingen und den alleren Schülern rer I.Gcmcinteschtlle die kunstreiche Herstellung allerliebster Gegenstände aus GlaS vorsühren ließ. In bewu», dernöwerther Schnelligkeit und Zierlichkeit entstanden vor dei. Singen der Kinder und ihrer Lehre, ein Kranich, eine Ente, ei» Vögelchen im GlaSgebaucr. Ehristbaiinikugeln mit Gold- und Siibcrspicgcllmg, Glasstaub zu», Schmuck iür Balltamcn, Glaö- iäden zu». Verspinnen, Vcrwevc» „. s. w.. so daß nicht nur die Kleine», sondern auch ihre Führer mit Bcirledigung und Dank von dem anspruchslosen Manne schiede», der sie zum Besuch sei nes Ateliers cingcladt» hatte. —' — In Leipzig hat in den letzten Tagen ein 17 jähriges blühen des Mädchen, Verkäuferin im Hutgcschäft von Zeidler am PeterS- steinweg, Auguste Rolle, ein schreckliches Ende gefunden. Am Don nerstag Abend nach 11 Uhr, als sic in der Küche ihrer Dienstherr schaft die Petroleum-Hängelampe ausblasen wollte, explodirt die Lampe, das brennende Petroleum fließt der Unglücklichen über die Kleider und verbrennt sic — die sich vor Schrecken nicht zu regen pcrmag — am ganzen Körper so arg, daß sie am Sonntag früh 6 Uhr nach entsetzlichen Leiden ihren Geist aufgegeben hat. — Eine cigcnthllmliche, noch nicht aufgellärte Scene ereignete sich in Zschopau. Am 15. d. Vormittag gegen 11 Uhr hielt vor dem Hause eines Getreidehändlcrs eine zweispännige Kutsche an; der Kutscher stieg vom Bock und ging in den daselbst befindlichen Ma- terialwaarenladen, während ein bärtiger Herr die Kutsche verließ und in daS Haus trat. Bald darauf hörte man einen gellenden Schrei, der Herr kam mit einem ganz jungen Kinde zurück und stieg in die Kutsche, der Kutscher bestieg in demselben Augenblicke den Bock, hieb auf die Pferde und unaufhaltsam jagte das Gespann da von. 'Niemand war im Stande, das Geschirr aufzuhalten und der jammernden jungen Mutter zu helfen. Diese ist erst seit Kurzen, hierher gezogen und ist Wirthschafterin bei einem Cigarrenarbeitcr. Sicher hat sie zu dem Räuber in irgend einem Verhältnisse gestan den und wird sich der Sachverhalt bald ausklären. Die Polizei hat die Sache in die Hände genommen. — In Ehrenfricdersdorf hpt der Mühlcnbcsitzer Höser auf ein und demselben Felde in diesem Jahre zweimal reife Kartoffeln ge erntet, eine für das obere sächsische Erzgebirge gewiß seltene Erschei nung. Die zweite Frucht war zwar ebenfalls groß, soll jedoch nicht so schmackhaft gewesen sein. — In Rottwerndorf ist am 17. Nachts die dem Ritterguts besitzer Degenlolb gehörige Schneidemühle niedergcbrannt. — In der Nacht vom 12. zum Io. Newbr. brannte die dem Straßenbau- Unternehmer Kadmr gehörige, vom Straßenbau-Aufseher Vogel bis zu», 8. November bewohnte und als Schanklocal benutzte Arbcits- bude an der ncucrbauten Kirnitzschthalstraßc auf Ottendorfer Revier total nieder. Das Feuer hatte den anstoßenden Wald bereits er griffen und würde sich dort rasch verbreitet haben, wenn es nicht von vorübergehenden Arbeitern bemerkt und gedämpft worden wäre. Als der Brandstiftung verdächtig hat man einen Handarbeiter ver haftet. — Am 16. d. M. Abends 6 Uhr brannte in Nicderuhna bei Bautzen das zum Vcck'schen Gute gehörige Schuppcngebäude mit Vorräthen nieder. Die Entstehungsursache des Brandes ist nicht ermittelt. — Von dem bei Meißen aufgefundenen weiblichen Leichnam, welcher 20 bis 30 Jahre alt gewesen sein und ein dünnes Schnurr- bärtchcn gehabt haben soll, werden mehrere Ringe und sonstige Effecten beim kgl. Gerichtsamt Meißen zur Ansicht aufbewahrt. — Subhastat Ionen, d. 20. dies., in den GerichtSämtcrn Oschatz: Sck-uöert ö HauS in Dahlen 5705 Thlr.; Plauen: Ottc Bevers HauS 6015 Tblr.; Döhlen: Gust. Schram,n'S HauS und Garten in Birkigt. 2550 Thlr.; Waldenburg: Johann Kupfers Grundstück in Langcnchurödorf 725 Tblr.; Döbeln: Erns! Roßbcrg'S HauS in gorchhclin 330 Thlr. tarirt. - Tagesordnung iür die 5. öffentliche Sitzung der 1. Kammer, Mittwoch de» ly. Novbr. Mittag 12 Uhr. I> Bc- rathung dcö Berichts der 2. Dcp. über tag kgl. Dccrct Sir. 16, die auf den DomaincnsondS und ans die mit den, StaalSguic ln den I. 1871,2 vocgcgangcncn Veränderungen sich beziehenden Nachwelsungcn betr. 2» Mündlicher Bericht der I. Dep. über daö kgl. Dccrct Nr. 13. die wegen dcS Tarsatzcs für Verpflegung der Gefangenen erlassene Verordnung bclr. — Tagesordnung iür die 12. öffcnlliche Sitzung der 2. Kammer, Mittwoch de» 1l>.Novbr. 1873 Vormittags 10 Uhr. I. Schlusibcrathung über daö Königliche Dccrct Nr. 25, die Ge- haltSvcrbällnisse der Lehrer betreffend. 2. Bericht der dritten Deputation, den 'Antrag des 'Abgeordneten Schreck und Genossen auf Nietcrsctzung einer Commission zu Erörterung der Frage über Verminderung der vom Staate Angestellten. — A «gekündigte Gerichts-Verhandlungen. Heute, den 18. November, Vormittags 0 Uhr, Hauptvcrhantlung wibcr den Handelsmann Earl 'August Hartmann auö Overslein bei PulSnitz wegen Urkundenfälschung. — Witterungs-Beobachtung am 18. November, Abdö.5U. Barometerstand nach Otto <L Böiolt hier: 28 Parts. Zoll L. sseit gestern gefallen V-L.». — Tbermomcttr nach Rcaumur: 6 Grad über 'Null. — Die Schloßthnrimahiie zeigte West- Wind. — Himmel bedeckt, neblig. — Elbüöhe «„Dresden, 18.November.Mittags:8« 1 «"oder I Niet. 40 Cent, unter 0. — BudweiS: 1' 4" unter 0. — Pr.rg —' 6" unter o. - Kolli«: 6" unter 0. — Lcitmeritz: 1' 5" unter 0. — Mclnick: U 4" unter 0. TageSstrschtchte. Deutsche« Reich. Der Herzog Wilhelm von Mecklenburg- Schwerin, cm Bruder deS regierenden GroßherzogS und'Neffe des Kaisers, welcher dlc Division in Kassel bcichllgtc, bat diese? Commando nicht inebr und privatislrt vorläufig in Berlin. De Wechsel ist icbr plötzlich gekommen. Manchem fremden Wanderer Ist ln dem balcrscben Gebirge bei PartenkircheK eine Unglückliche begegnet, ein noch sun- geS Weib mit hohlen Wangen und wildblickcndcn 'Augen, dessen reiches, blondes Haar ttzr wirr um den Kopf flaitcrt. Die Un glückliche thutKelnem etwa« zu leib, sondern flicht vor leterBc Segnung ln die Wälder und Berge. Folgendes ist ihre Geschichte: „Vor weiilgen Jahren war Joseph Falkner ein schmucker Bursche und dir Anne-Marie da« bravste und sauberste Mädel im Ge birge. Sie beiratbeten sich und man konnte keine glücklichere Familie leben al- Len Sepp mit seinem Weib und seine» zwei
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