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hervorgeholt wilden könne» und wird die Ueberführung I nach hur jedenfalls noch heute stattfinden. DaS I Pegräbniß deS Herrn Heinze wird voraussichtlich, «iichste« Freitag auf dem hiesigen Friedhof« erfolgen. — Auf der Strecke und an der UnglückSstell« selbst muß «S schaurig auSsehen. Die Bahndämme sind mehrfach unterspült, so daß an verschiedenen Stellen die Schienen sozusagen in der Luft hängen. Die Lokomotive stürzte herab und wurde fast gänzlich zertrümmert, der Teuder lag daneben und darüber stand ziemlich unversehrt der Wagen deS OberschaffnerS, während mehrere andere Güterwagen daneben lagen. Bon dem einen der Ver unglückten sah man eine Hand und ein Stückchen Rock unter den Trümmern der Maschine und Wagen hervor stehen. Kurz vor dem verunglückten Güterzuge be findet sich noch ein anderer vüterzug, der nicht weiter gekonnt hat. Ueber das Unwetter selbst entnehmen wir dem „Chemn. Tagebl." Folgendes: Nachmittags gegen 6 Uhr, so schreibt man aus Crimmitschau, trat ein heftiges Gewitter ein, das sich nach Verlauf hon einer Stunde noch verschlimmerte. Gegen 8 Uhr erreichte es seinen Höhepunkt. Es folgte Schlag auf Schlag, ein Wolkenbruch ging hernieder. Bald ergossen sich mächtige Wasiermaffen in die Jakobsgasse und von da in die Mühlgasse. Um »',9 Uhr wurde Sturm geläutet. Es drängte der Menschenstrom in die Badergosse, woselbst die Pleiße bis an den Brücken rand gestillt wbr. Der östliche Stadttheil rechts der Pleiße^ die Werdauerstraße, die Mühlgasse, der Mühl damm bis nach Wahlen glichen einem See. In Lauterbach hat das Wasser am ärgsten gehaust. Ein Wohngebäude mit Scheune und Nebengebäude wurde so vollständig weggeschwemmt, daß man kaum die Stelle wieder bezeichnen kann, wo diese Gebäude ge standen. Von zwei Familien, zusammen 11 Personen, welche dasselbe bewohnten, wurden 9 Personen weg geschwemmt. Gerettet wurden von der einen Familie nur der Vater, von der anderen die Mutter, welche jedoch am Dienstag Mittag noch ohne Besinnung lag. Ertrunken sind von den Familiengliedern 7 Kinder, 1 Mann, 1 Frau. Weiter wurden durch die Wasier masien drei Häuser unbewohnbar, da die Wände voll ständig weggeschwemmt sind und die Häuser einzu stürzen drohen. In Crimmitschau werden vermißt Rentier Scheffel und eine Frau Hahn. Die Leiche Scheffel's soll gefunden worden sein. — Bon einem Augenzeugen wird über das Unwetter von Zwickau und Umgegend Folgendes berichtet: Nachdem bereits während des Nachmittags die Luft sehr schwül ge worden war, entlud sich über Zwickau, Mosel, Schlunzig, Rothenbach und Lauterbach gegen 6 Uhr ein schweres Gewitter. Schlag folgte aus Schlag und gegen 7 Uhr wurde ein Schadenfeuer in der Richtung nach Planitz bemerkt. Am schlimmsten soll das Unwetter in Rothen bach und Mosel gehaust haben. In vielen Gehöften ist das Wasser meterhoch eingedrungcn, in dem einen sind 5 Kühe, Pferd und Schweine ertrunken, in anderen die Menschen nur mit Mühe gerettet worden. In Lauterbach ist die Besitzung der Firma M. S. Esche in Chemnitz stark verwüstet. Die Felder stehen zum Theil unter Wasser, die Straße ist zur Zeit unfahrbar. Kleine Bäche wurden zu reißenden Strömen und waren meterhoch angeschwollen. Begleitet war das Gewitter von starkem Hagel. Nach Stunden lagen die Hagelstücke noch aufgeschichtet auf Straße» und Fluren. Auf den Straßen stand das Wasser bis zu 1 Meter Höhe. Brücken und Wege sind vielfach zerstört, Fluren verwüstet, Bäume ent wurzelt, Häuser beschädigt. In Zwickau sind mindestens 6 Blitzschläge gefallen, welche Bäume zerschlugen und Gebäude beschädigten und die telegraphische Leitung des Marienkirchthurmes zerstörten. Im Vorort Niederplanitz zündete der Blitz. Das Dörfell'sche Gut ging in Flammen auf. Der Moriybach, der Marien thaler Bach und der Mittelgrundbach stiegen um 2^ in und überflutheten den ganzen nördlichen Stadttheil. In manchen hiesigen Straßen der Vor stadt sind mehrere metergroße, 1'/? in tiefe Löcher gerissen. Viele Hausthiere sind ertrunken und der Mulde zugeführt worden. Kurz, das Elend, der Schaden ist ein enormer. — Aus Glauchau schreibt man: Ging das in den Abendstunden über unsere Stadt ziehende schwere Gewitter auch glücklich vorüber, so hat es doch in unseren Nachbarorten desto größeren Schaden angerichtet. Namentlich waren es die Orte um Zwickau, welche schwer heimgesucht wurden. Daß in d.n höher gelegenen Orten ein großes Natur- ereizniß cingctreten, ja ein gewaltiger Wolkenbruch niedergegangen sein mußte, wurden wir an unserer Mulde deutlich gewahr. Große Wasiermaffen wälzten sich in den Abendstunden in dem Bett derselben einher, hausgeräthe, Pfosten, Balken und Zäune, Vieh rc. mit sich führend. An den auswärts an der Mulde gelegenen Orten und in Mosel sind Sträucher und Bäume vollständig in Schlamm eingehüllt. Tie Straße zwischen Mosel und NiederschiudmaaS ist zerrissen, und jeder Fährverkehr nach Zwickau mußte über Schlunzig und im Thal hinauf über Mosel ge leitet werden. Die Bahn ist auf eine Strecke von nahezu 100 m unterspült. Vom Chemnitzer Werk stättenbahnhof herangekommene Rettungsmannschaften waren bemüht, die Strecke wenigstens soweit herzu stellen, daß sie ihre Wagen und Werkzeuge näher heranschaffen konnten. Die steinerne Brücke zwischen Mosel und NiederschindmaaS ist weggeriffen. Die gewaltigen Quadersteine waren fünfzig und noch mehr Meter weit auf Wiesen und Felder geschwemmt worden. Di« ganze Gegend ist verwüstet, ja man hegt oft Zweifel, ob man an einer Wiese, einem Saatfeld oder an einem Teiche steht. Der Landmann sieht betrübten Auges das Bernichtungsweik. Besonders links der Straße von Mosel nach Zwickau hat die Fluth grausam gewüthet. Tiefe Gräben und Furchen haben sich in Wiesen und Aeckern gebildet, von der Straße wegge- scdwemmte Schuttsteine bedecken die Saaten, von mehreren Aeckern hat es den Boden vollständig weg geführt. In dem Bauergut von Güminler in Mosel hatte das Wasser einen Schuppen weggeriffen. In Puschmann's und Degenkolbc's Gut, woselbst das Wasser ebenfalls über 2 in hoch stand, sind zusammen 6 Rinder, 1 Kalbe, 1 Pferd, 2 Schweine, 1 Hund und Hühner in den Fluthen umgekommen. In einem anderen Gute kam das Wasser so schnell, daß ein daselbst eingeschirrtes Pferd ruhig seinem Schicksal überlassen werden mußte, damit der Geschirrführer nur sein Leben retten konnte, einige Schritte hiervon entfernt sah man wieder 4 ertränkte Rinder im Hofe liegen. Ferner wurde die Brücke, über welche außer der Staatsbahn nach Zwickau auch die Schmalspur bahn nach Mühle-Crossen führt, weggeriffen. Weiter hat es in Oberrothenbach ein Haus, worin vier Familien wohnten weggeschwemmt, sowie Bäume und Sträucher entwurzelt und Telegraphenstangen umge- riffen und meterweit weggeschwemmt. Das zu Hülfe geeilte Militär mußte hauptsächlich seine Thätigkeit auf die Regalirung des Baches beschränken, um an läßlich eines drohenden Gewitters weiteren Wasser massen freien Lauf zu bieten. — Infolge der Dammunterspülungen und Brücken einstürze ist der Verkehr auf der Linie Görlitz-Dresden- Reichenbach sowohl, wie auch auf der Linie Leipzig- Reichenbach-Hof gestört und es verkehren die Züge von Chemnitz nur bis Glauchau und von Leipzig aus bis Gößnitz, während weiter die Züge nur zwischen Crimmitschau und Reichenbach-Hof, sowie zwischen Zwickau und Reichenbach verkehren. Di« directen Reisenden wurden am Dienstag auf Umwegsrouten, und zwar Leipzig-Hof rc., Reisende über Gaschwitz« Meuselwitz-Ronneburg-Gera-Wünschendorf - Mehltheuer und Dresden-Hos rc. und umgekehrt Reisende über Chemnitz-Lößnitz-Aue-Wilkau befördert. Trotzdem an den Reparaturarbeiten mit fieberhafter Thätigkeit unter Leitung der Bahningcvieure gearbeitet wird, läßt sich vorläufig der Eintritt der Möglichkeit eines geregelten Betriebes auf den genannten Strecke» noch nicht ab sehen, da die Arbeiten infolge der großen Verwüstungen umfängliche sein werden. Auch die Strecke Oelsnitz- Pirt der Linie Reichenbach-Eger ist im Laufe des Dienstag infolge Ueberschwemmung unfahrbar gewor den; zum Theil ist auch der Bahndamm unterwaschen. Meißen, 18. Mai. Die Pferdebahn-Angelegen heit ist in letzter Zeit wenig vorwärts gekommen. Tie in Frage kommende Firma Meffow und Wald- schmidt, welche unter gewissen Bedingungen das Bau recht erworben, hat bis jetzt noch nicht die Genehmigung zur Benutzung der fiskalischen Elbbrück« eingeholt, obwohl gewiß an derselben kaum zu zweifeln ist. Da sich noch andere Bewerber um den Bau und Betrieb der Straßenbahn eingestellt haben, dürfte wohl der bis jetzt in Frage gekommenen Firma eine Entscheidungs frage gestellt werden. Aus der Lößnitz, 20. Mai. Am Sonntag früh wurde ein vagabundirenber Fleischer Schmidt aus Sagan vom Kötzschenbrodaer Gendarm in der Herberge zur Stadt F-eiberg verhaftet und dem Dresdner Amtsgericht zugeführt, da das Signalement, welches der Steckbrief gegen den Mörder des Gastwirths in Dornreichenbach enthält, ganz genau auf die betreffende Persönlichkeit paßt. Ost ritz. Von einem schrecklichen Unglück ist von hier zu berichten. Dre drei kleinen Kinder des Ge meindevorstandes Prusche wurden durch ein Engels dörfer Fuhrwerk derartig überfahren, daß das kleinste 1jährige, im Kinderwagen liegende Kind bereits nach zwei Stunden verstarb, während die anderen beiden, einige Jahre älteren Kinder, welche den Kinderwagen zogen, schwer verletzt darniederliegen. Neueste Nachrichten und Telegramme Sette 6. Bautzen, 17. Mai. Noch eben beendete« statistischen Erhebungen leben in der sächsische» Ober lausitz 5K3S4, in der preußischen 37 307, i» der ganzen preußischen Niederlausitz 166071 Wende». Außerhalb der Lausitz wohnen in Sachsen 3402, in Preußen 1000, in der Fremde (Amerika u. s. w.) 3000. TS giebt mithin eine Gesammtzahl von 175 96S Wenden, zum größten Theil in Dörfer« mit neun Zehnteln slavischer Bevölkerung wohneud. Wendisch sind im Ganzen 105 Pfarrbezirk« (Preuße« 72), 130 Kirche» (Preußen 93), 763 Dörfer ^Preußen 353) und 14 Städte (Preußen (10). Königstein. Im Auftrage deS König!. Kriegsministeriums vertheilte der Festungs-Commandaat, Herr Oberst v. Lossow, an die Mannschaften, welche sich gelegentlich der Katastrophe auf Festung König stein durch besondere Beweise persönlichen MutheS auSzuzeichnen Gelegenheit hatten, Ehrengaben. Zeug sergeant Uhlig, welcher mitten im Granatregen der Wache den Bffehl zum Rückzüge nach der Festung überbrachte und bis zum Sammeln derselben die Zeit benutzte, um die durch den Luftdruck aufgesprungene Thüie und die Fenster des ZündungsmagazineS zu schließen, und durch diese Thal der Geistesgegenwart möglicher Weise weiteren unabsehbaren Schaden abzu wenden, erhielt 100 Mk. in Gold. Wie glücklich der Gedanke Uhligs, das Magazin sofort zu schließen, ge wesen war, beweist, das ein Geschoß später unmittel bar an der Thüie niedergegangen und verbrannt ist, und daß Geschoßtheile sich tief in die mit Dachpappe überzogene Wand des Zündermagazins ebenso, wie in das Dach desselben eingegraben haben. Ferner erhielt der Wachtcommandant Gefreiter Bogt 100 Mk. Die gleiche Summe hatte das König!. Kriegsministerium dem Posten, Soldat Vogt, bewilligt, der aus dem Schilderhause herausgeschleudert wurde und nachdem er zum Bewußtsein gekommen «ar, unter den Trümmer« des zerschmetterten Schilderhauses auf Händen und Füßen hervorkroch, um statt sich in Sicherheit zu bringen, im dichten Geschoßhagel nach der etwa 500 Meter von seinem Ausstillungspunkte entfernten Wache zu laufen. Das Gewehr des Postens ist unter den Trümmern des Schilderhauses aufgefunden worden. Ferner erhielt jeder Mann der Wache, sowie der Lazarethgehilfe Kuhnert je 50 Mk. Die Feierlichkeit wurde durch eine entsprechende Ansprache des Festungs- Commandanten eingeleitet. Leisnig, 21. Mai. Am 17. d. M. wurde Herrn M. G, Uhlemann, Ritter rc., in Görlitz in An erkennung seiner 25jährigen ersprießlichen Wirksamkeit als Landtagsabgeordneter des 26. ländlichen Wahl kreises ein Ehrengeschenk übergeben. Daffelbe bestand in einem reich und kunstvoll geschnitzten, mit Widmung versehenen Buffet aus dem Atelier des Hofbildhauers Udluft-Dresden. Aus allen Theilen des Wahlkreises waren hierzu freiwillige Beiträge eingegangen. Zwickau, 21. Mai. Seit gestern ist der Streit der Bergleute in aller Form proklamirt worden, nur die Arbeiter der von Arnim'schen Werke haben sich nicht an demselben betheiligt. Erfurt, 14. Mai. Eine bedeutende Schlägerei fand vorgestern Abend im Gasthaus« zum „Alten Schwan" zwischen Militär und Civil statt. Als der herbeigerufene Polizeisergeant Herbst einschritt und einen Arbeiter Schulz verhaftete, schlug dieser mit einem Todtschlägec auf den Beamten ein. Doch ge lang es Letzterem, den Widerspenstigen festzunehmen. Auf der Kramerbrückc stieß derselbe den Beamten gegen den Unterleib und lief davon. Während der Gemißhandelte, nach Athem ringend auf der Straße lag, eilten vier Soldaten dem Flüchtigen nach und fingen ihn wieder ein. Wüthend stürzte sich Schulz mit gezücktem Messer auf den Polizisten, so daß dieser den Degen ziehen mußte. Bei dem Zweikampfe wurden dem Arrestanten zwei Fiuger der linken Hand abge schlagen, so daß er nach dem Krankenhause gebracht werden mußte. Aus dem Spreewalde. Immer mehr klagt man darüber, daß in den hiesigen Gegenden so große Massen von Krähen angelangt und ihre Brutnester eingebaut haben, so daß die Spreewaldbewohner sich gezwungen sahen, einen förmlichen Kriegszug gegen dieselben in Scene zu setzen. Man bemüht sich vor zugsweise, ihre Nester zu zerstören, was aber seine Schwierigkeiten hat, da die Krähen diese an den äußersten Enden der Aeste ausbauen. So fand man z. B., wie die wendische Zeitung „Br. Z." berichtet, auf einer Erle 20 Nester. In einem Hain wurden an einem Abende 500 Eier und 200 junge Krähen ausgenommen. Es werden sogar Preise für die Ver tilgung dieser Raubvögel gezahlt.