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seines verewigten Freundes, weiland Kaiser Friedrich», niederzulegcn. König Humbert überbringt auch ein Handschreiben der Königin Margherita für die Kaiserin, sowie auch kostbar« Geschenke, welche die Fürstin ihrer kaiserlichen Freundin sendet. Am Montag Bormittag wurde dem Kaiser die von dem Afrikareisenden Ehlers gesührte Deputation der Mandara-Neger im Vorhof des kgl. Schlosses vorgestellt. Es waren ein Dolmetscher und vier Krieger. Der Dol metscher steckte in weißen Hosen und weißem Hemde, darüber trug er eine rothe lange Jacke mit Goldtressen besetzt. Di- Krieger standen neben einander, den Ober körper entblößt, mit Federaufputz geziert. Die schwarze Haut, mit Oelen tüchtig bearbeitet, glänzte wie polirtes Ebenholz. In der einen Hand hielten sie den ovalen, oben und unten spitz zulaufenden hohen Schild mit heraldischer Bemalung in schwarz-w-iß-roth, in der an deren Hand den spatenartigen, hohen Speer. Die Beine waren mit Schellen behangen, an der Seit- trugen sie ein kurzes Schwert und eine Keule aus dem Horne des Nashorns. Vor ihnen lag das für den Kaiser bestimmte Geschenk, ein riesiger Elephantenzahn von 118 Pfund Gewicht. Die Wilden führten ihre Kriegs gesänge urd Wafsentänze auf, worauf sie reichlich be- wirthet und beschenkt wurden; die kleinen Prinzen, die sich vor den „Schornsteinfegern" gar nicht fürchteten, schenkten ihnen silberne Ketten. Der Leichenbefund der Königin-Mutter von Bayern ergab Krebs mit verschiedenen Komplikationen und Wassersucht. Der Tod trat durch völlige Entkräftung ein. Nachdem man längere Zeit davon gesprochen hatte, der Großfürst-Thronfolger von Rußland werde sich mit der Prinzessin Alix von Hessen verloben, wird jetzt aus rumänisch-offiziöser Quelle gemeldet, die Vermählung des rumänischen Thronfolgers mit Prinzessin Alix sei beschlossene Sache. Prinz Ferdinand von Hohenzollern, Kronprinz von Rumänien, ist am 24. August 1865, Prinzessin Alix von Hessen am 6. Juni 1872 ge boren. Während im Ruhrgebiet der Streik beendet und auch im Waldenburger Revier die Arbeit großsntheils wieder ausgenommen ist, wird aus dem Aachener Kohlenrevier offiziös gemeldet, der Ausstand im Wurm revier ziehe sich wegen der großen Differenz zwischen den Forderungen der Streikenden und den Zugeständ nissen der Vereinigungsgesellschaft in die Länge. Die Streikenden fordern 20 Procent Lohnerhöhung, während die Gesellschaft nur 5 Procent gewähren will. Im Zwickauer und oberschlesischen Revier ist die Lage un verändert. Das vom Bundesrath angenommene Gesetz, betr. die Abänderung des 8 4 des Strafgesetzbuches (Be strafung von im Auslande begangenen Verbrechen) ist dem Reichstag zugegangen. Wie zuverlässig verlautet, soll dem Reichstag noch eine kolonialpolitische Vorlage bezw. ein Nachtrags- Etat zugehen, und zwar zum Zwecke der Uebernahme der Landesverwaltung von der Neu-Guinea-Compagnie- auf das Reich. Da die Gesellschaft für die Kosten nach wie vor aufzukommen bereit ist, also einen ebenso hohen Beitrag an die Reichscasse abführt, balanciren die Einnahmen und Ausgaben in dem Nachtragsetat. Vom Reichstag. Bei einer Vorlage, wie die der „Invalidität«- und Altersversorgung" (so lautet jetzt der offizielle Titel), die schon im Reichstage wie in der Presse so vielfach besprochen worden ist, kann es nicht wundernehmen, wenn auch die am Montag beendete Generaldebatte der dritten Lesung irgendwie neue Gesichtspunkte nicht mehr zu Tage förderte. Abg. v. Helldorff trat zunächst für die Vorlage ein. Abg. Bebel legte Verwahrung ern gegen die Verur- theilung der Sozialdemokratie durch den Kanzler, in dem er die Art desselben tadelte, dem Reichstage nach scharfen Angriffen auf dessen Mitglieder den Rücken zu kehren. Bebel bezeichnete die ganze Vor lage als ein Produkt der Agitation der Sozialdemo kraten. Das neue Gesetz arbeite der Sozialdemokratie in die Hände, nur gehe es nicht weit genug. Das „Märchen" vom Revolutionmachenwollen überlasse die Sozialdemokratie den Lockspitzeln. Desgleichen sprachen sich gegen das Gesetz Abg. Windthorst aus, der eine Vertagung der noch nicht reifen Vorlage forderte, und Abg. Rickert dem die Lasten zu ungleich vertheilt find. Der Vorlage freundlich äußerten sich außer dem schon Anfangs genannten Abg. v. Helldorfs noch die Abgg. Fürst Hatzfeldt und Miquel, welcher letztere die Vorlage als eine 'nothwendige Konsequenz der bis herigen Gesetzgebung, aber keineswegs für deren Krönung hielt und noch mannigfache gerechtfertigte Forderungen der Arbeiter in Bezug auf Witwen- und Waisenveisorgung, ihren Schutz und ihre Wohnung in Erinnerung brachte. — Am Dienstag erklärte man die Wahl deS Abg. Henneberg in Gotha mit 138 gegen 132 Stimmen für giltig, nahm den Paragraphen 1 de» Alter»- und Invalidenversicherungs- Gesetzes unter Ablehnung des Antrags Witte auf Ausschließung der Handlungsgehilfen und Lehrlinge mit einigen redaktionellen Aenderungen des Abg. Buhl an und genehmigte die Paragraphen 2 bis 4s. un verändert oder mit den Buhlschen redaktionellen Aenderungen. Paragraph 5 wird angenommen, Paragraph 6 gestrichen, Paragraph 7 einstweilen aus gesetzt und Paragraph 8 mit dem Anträge Buhl, wonach Naturalleistungen nur mit Zustimmung deS Rentenempfängers zulässig und die Bestimmungen deS Paragraphs auf die land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter zu beschränken sind, und mit einer redaktio nellen Aenderung des Abg. Struckmann mit 195 gegen 133 Stimmen angenommen. England. Das Unterhaus hat den Antrag Laboucheres auf Abschaffung deS Oberhauses mit 201 gegen 160 Stimmen abgelehnt. Rußland. Aus Petersburg wird gemeldet, daß weitere Verzweigungen der Verschwörung entdeckt worden sind; Hunderte seien verhaftet, die Regimenter in Moskau, Jelisawetgrad und Warschau kompromittirt. Viel Offiziere seien verhaftet. Drei, welche am stärksten kompromittirt waren, begingen Selbstmord. In Warschau sei eine Bombe gefährlichster Art aufgefunden worden; die Gesundheit der Zarin sei sehr erschüttert. Marktberichte. Riesa, 22. Mai. Butter pr. Kilo M. 2,40 bis 2.52. »äse pr. Schock M. 2,40 bis 2,—. Eier pr. Schock M. 2,70, St. 5 Pfg. Kartoffeln pr. Centucr M. 3,—. bis 2,70. Geb. Birnen pr. 5 Liter 1.25. Geb. Aepsel pr. 5 Liter 1.50. Dresden, 20. Mai. Schlachtviehmarkt. Rind vieh hatte heute leidlichen, voraussichtlich zu wenig Ueberttand führenden Verkehr. Die Preise änderten sich nicht; cS er zielten; Rinder erster Qualität 53 -56, Mittclwaarc ein schließlich guter Kühe 48—52 und geringe Sorte 30—36 Mk. pro 50 Kilo Schlachtgewicht. Bullen wurden je nach Fleisch werth zu 42, 48 und 52 Mk. die nämliche Quantität Schlacht gewicht gehandelt. Hammel entwickelten wegen maiigelnden Bedarfes ein schleppendes, zu Preisrückgang und Ucberstand führendes Geschäft. Bezahlt wurden englische Lämmer mit 56—60 und Landhammcl mit 50 -54 Mk. pro Paar zu 50 Kilo Fleischgewicht. Zweite Sorte Landhammel galt 40—46 Mk. das Paar. Schweine fanden nur langsam und auch nicht ganz Abgang zum Preise der Vorwoche, Lancschweine erster Sorte zu 54—58 und solche zweiter Sorte zu 48—52 Mk. pro 50 Kilo zleischgewicht. Kälber ging n verzögert zu dem ermäßigten Preise von 85 bis liu Pf. das Kilogramm Fleisch ab. Der Marstbesuch hatte sich mittelmäßig gestaltet. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 22. Mai 1889. — In der gestern unter Vorsitz des Herrn Rendant Thost abgehaltenen Stadtverordnetensitzung, in welcher 16 Mitglieder des Collegiums, die Herren Thost, Mühlmann, Pietschmann, Stake, Sinz, Schütze, Fritzsche, Thieme, Müder, Thalheim, Nitzsche, Kreyß, Riedel, Hammitzsch, Brelschneider und Hering und als Rathsdeputirte die Herren Bürgermeister Klötzer und die Stadträthe Ruckveschel, Grundmann, Heinrich und Schneider anwesend waren, wurden die nachstehenden Gegenstände verhandelt, bez. die beigefügten Beschlüsse gefaßt: 1. Von dem Bericht der Finanzdeputation über die am 7. Mai c. stattgefundene Revision der städtischen Kassen, nach welchem die Kassen in bester Ordnung vorgesunden worden sind, wurde Kenntniß genommen. 2. Ein von dem Gasanstaltsdirector Herrn Thomas in Zittau auf Ansuchen des Sladtraths abgegebenes technisches Gutachten über hiesig e Gasbe reitungsanstalt wurde zur Kenntniß genommen und genanntem Herrn für die Revision eine Gratifi kation nach Höhe von 50 Mark dem Rathsbeschluffe gemäß einstimmig verwilligt. 3. Auf Antrag ter Bauausschüffe hat der Stadt rath beschlossen, die Pflasterung der Wettiner straße und der Bahnhossstraße nicht, wie früher beschlossen worden, mit halbbossirten, sondern mit ganzbossirten Steinen auszuführen und den hier zu erforderlichen Mehraufwand an 17280 Mark aus dem verfügbaren Reingewinn der Sparkaffe aus den Jahren 1887/88 zu decken. Der Rathsbeschluß wurde nach längerer Debatte mit 15 gegen 1 Stimme ge nehmigt. Ein von Herrn Riedel gestellte: wolivirter Antrag, den Stadtrath zu ersuchen, die Pflasterung der genannten Straßen erst im nächsten Jahre vorzu nehmen, wurde mit 13 gegen 3 Stimmen abgelehnt. 4. Von nachstehende» Zuwendungen für hiesigen Bürgerh ospitalfonds, 80 Mark 83 Pf. vom evangelischen Männer- und Jünglingsverein, 100 Mark 80 Pf. und 95 Mark 45 Pf. vom Gesangverein „Sängerkranz" und 150 Mark vom Gewerbe»»«« wurde dankend Kenntniß genommen. Nach einer durch Herr» Hammitzsch angeregte, Aussprache über die derzeitigen Pumpversuche mit dem bei Göhli» erbauten Hauptbrunuen, wobei Herr Bürgermeister Klötzer bemerkt«, daß wie früher mit dem Versuchsbrunnen Pumpversuche in der trockenen Jahreszeit vorgenommen worden sind, solche gegenwärtig nach den gefaßten Beschlüssen in der nasse, Jahreszeit angcstellt werden, daß aber diese Versuche, da sie gleich den ersteren in quantitativer und qualitativer Beziehung bisjetzt ebenfalls ein durchaus günstiges Resultat ergeben haben, thunlichst abgeküizt werden sollen, wurde die Sitzung nach Vorlcse» deS Protokolls geschlossen. — So üppig und vollbelaubt wie in diese« Jahre ist unser Stadt park seit 1874, in welchem Jahre bekanntlich derselbe durch Ankauf des Ritter gutes in städtischen Besitz übergegangen, noch nicht gewesen. Dazu hat in erster Linie die Treibhaus witterung des Maimonats, in zweiter Linie aber auch der Umstand beigctrazen, daß der sonst fast regelmäßige sich einstellende ungebetene Maigast, der Maikäfer, diesmal so gut wie gänzlich weggeblieben ist. Wählend von dem gefräßigen Jnsect in anderen Jahren das junge, saftige Laub vieler Bäume, namentlich der Eichen, oft bis zur Vollständigkeit vernichtet wurde, ist es Heuer, wenigstens bis jetzt, von diesem Feinde verschont geblieben. Und da der Maikäfer bei der herrschenden außerordentlich hohen Temperatur bisher sich nicht gezeigt hat, ist es wohl sicher anzunehmen, daß derselbe auch am Ende seiner Flugzeit, die in der Hauptsache in den Mai fällt, nicht noch, wenigsten- nicht zahlreich auftreten wird. Der Aufenthalt in dem Park ist jetzt ein äußerst angenehmer, besonders in den Morgen- und Abendstunden, weshalb wir d.n Besuch desselben allen Freunden der Natur ange- lcgentlichst empfehlen. Neben der schattigen Kühle, die er gewährt, fühli sich das Auge durch das frische, saftige Laub, durch die blühenden Ziersträuchec und Blumen und jetzt besonders auch durch den fuschen Maiwuchs an den Nadelhölzern entzückt. Außer der gütigen Mutter Natur hat unser Verschönerungsverein, insonderheit die Wirthschaftsdeputation desselben, dafür gesorgt, daß jeder Besucher des Stadtparks sich ange nehm berührt findet und der Aufenthalt daselbst ihn anheimelt. Alles ist sauber und reinlich hirgestellt workea und rst es nur zu wünschen, daß das den Park b suchende Publikum den Bestrebungen des Vereins auch möglichst Rechnung trage. Um nur eines zu erwähnen, so ist es durchaus mcht sckön, daß auf Len Plätzen und Wegen über all Papier umher liegt, denn diese Wische contrastiren mit dem herrlichen Grün zu grell und beleidigen das Auge. Es wäre doch eire geringe Mühe, das Papier, das zum Ein schlagen von Brod u. s. w. gedient hat, einzustecken und wieder mit fortzunehmen, statt es auf den Weg oder auf den Rasen zu wersin. Auch ist die Friqnenz des eingerichteten „Kinde^platzcs" bisher eine äußerst geringe gewesen; dagegen findet man die Kinderwagen auf den Wegen um so häufiger, so daß dieselben den Passanten ost hinderlich sind. Desgleichen sind in den Nachmittagsstunden die Sitzplätze in der Regel von den Kinderwärterinnen in Beschlag genommen. Ein Wandel hierin, wenigstens in etwas, dürste im Interesse der üb igen Partbcsucher als geboten erscheinen, — Allgemeine Theilnahme erregt das herbe Schick sal, das den hier stationirten Lokomotivführer Emil Edm. Heinze und den Feuermann Wagner aus Gröba zu Theil geworden ist: bei Ausübung ihres Berufs sind dieselben auf gräßliche Weise verunglückt. Am Montag Abend zwischen 7 und 8 Uhr bezw. gegen Abends 9 Uhr sind in der Zwickauer und Crimmit schauer Gegend Wolkenbrüche nieder gegangen, wodurch in der Nähe von Rothenbach zwei Brücken eingestürzt sind und der Bahndamm von Schönbörnchen biS Zwickau nicht nur unterwaschen, sondern auch durch brochen worden ist. Die eine Brücke dient als Unter führung eines Wirthschaftsweges und eines Baches, während die andere Brücke über eine Wölbschleuße führt, die dem Wafferdurchlass- dient. Bei der letzteren Brücke ist nun der bei Ausbruch des Unwetters zwischen Glauchau und Mosel unterwegs gewesene, von Herrn Heinz- geführte Güterzuz zur' Entgleisung resp. zum Theil, und zwar mit Maschine, Zugfühler wagen und zwei Güterwagen, zum Absturz gekommen. Dabei halten die beiden Genannten das Unglück, unter die Maschine zu kommen und sind jedenfalls augen blicklich getödtet worden. Sie hinterlassen Beide eine zahlreiche Familie, Heinze eine Wittwe mit 5, Wagner eine Wittwe mit 9 unerzogenen Kindern. Trotz eifrigen Arbeitens haben erst heute Vormittag die Leichen der Verunglückten aus den Maschinen- und Wazentrümmern