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EMlalt und Anztigcr. Amtsötatt « König!. AmtShauvtmaimschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts and der StndtralhS za Mts«. Druck und Verlag von Langer L Winterlrch in Riesa. — Für die Redaccion verantwortlich: T. Langer in Riesa. Sonnabend, den 1. Juni 1889. 42. Jahr, Erscheint in Riesa wöchentlich dreimal: DienStag, DonnerStag und Sonnabend-— AbonnemenSpreiS vierteljährlich 1 Mark 2b Psg. — Bestellungen nehmen alle »aiserl. Postanstalten, Mbotcn, die Erveditioncn in Riesa und Strehla (8. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch oder Freitag, vormittag» S Ubr. JnsertivnSvrei» die dreigespaltene CorvuSzeile oder deren Raum 10 Psg. " . . > Bekanntmachung, den Scl ifffahrtSbetrieb auf der Elbstronrstrecke Strehla» Kreinitz betr. Aus Anlaß der bei einem Niedcrwasserstande von 0,5 in unter Rull Dresdner Pegel in Angriff zu nehmenden Stromcorrection Strehla-Kreinitz, ^besondere wegen der Baggerungsarbeiten an der Anhegerung im sogenannten Kreinitzer 'Winkel werden auf die Dauer dieser Arbeiten strompolizeilich nach stehende Bestimmungen getroffen: 1. Während des Dampfbaggerbetriebes, d. i. von 6 Uhr früh bis 12 Uhr mittags, sowie von 1 Uhr nachmittags bis 6 Uhr abends, mit Ausnahme an Sonn- und Feiertagen, bleibt die Stromstrccke am Kreinitzer Winkel für die Thalschifffahrt aus schließlich aller Dampfer ohne Anhang gesperrt, und hat deshalb die in dieser Zeit zu Thal kommende Schifffahrt und Flößerei unterhalb des so- genannten Rixsteins bei Görzig (Kreinitzer Grube) zu stellen und vor Anker zu gehen. 2. Die Aufforderung zum Stellen der Thalschifsfahrt wird außerdem durch einen besonderen ObscrvationSposten erfolgen. Derselbe ist zwischen dem Nixstein und der Dampfschifflandebrücke zu Strehla statiouirt und durch grün-wciße Dienstflagge kenntlich gemacht. Den Weisungen desselben ist un weigerlich Folge zu leisten. 3. Für die Bergschifffahrt wird die Passage in der Hauptsache frei gehalten werden, doch haben die Schleppzüge jedesmal unterhalb des Dorfes Kreinitz zu halten, und deren Führer die Weisungen des daselbst ausgestellten, wie unter 2 kenntlich gemachten Observationspostens abzuwarten. Große und schwere Schleppzüge sind stets getheilt durchzusühren. Mittags zwischen 12 und 1 Uhr und abends nach 6 Uhr bleibt, so lange die oberhalb vor Anker gelegene Thalschifffahrt zur Abfahrt gelangt, und dieselbe die im Bau begriffene Stromstrecke passirt, die Bergschifffahrt gesperrt. 4. Während der Nachtzeit ist den zu Thal gehenden Frachtfahrzeugen und Flößen das Passiven der fraglichen Stromstrecke verboten. 5. Das Abfahren der Thalschifffahrt von dem unter 1 bezeichneten Stellplätze während der Mittagsstunde von 12 bis 1 Uhr und abends nach 6 Uhr hat in derselben Reihenfolge zu geschehen, wie die einzelnen Fahrzeuge an gekommen sind; jedoch hat, sofern auch Dampfschifffahrt gestellt hat, diese jedesmal vor der Segelschifffahrt, die Flößerei aber zuletzt abzufahren. Wegen der hierbei einzuhaltenden Ordnung ist den Weisungen des am Stellplätze stationirten Observationspostens unbedingt nachzukommen. 6. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen und gegen die An ordnungen der Stromaufsichtsbeamten und Observationsposten werden nach 8 366,10 des Reichs-Straf-Gesetz-Buches mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Meißen, am 27. Mai 1889. Königliche AmtShanptmannschaft als Elbstromamt. v. Kirchbach. Kirschen-Berpachtimg. Die diesjährigen Kirschennutzunge« auf der Seerhausen.Riesaer Straße und Riesa-Ttrehlaer Straße sollen Mittwoch, den S. Juni dieses Jahres von Vormittags 11 Uhr an im Gasthause , zur Stadt Leipzig" in Riesa an Meistbietende gegen sofortige baare Zahlung und unter den sonstigen, vor Beginn d:r Verpachtung bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich verpachtet werden. Meißen, am 27. Mai 1889. Königliche Straßen, und Wafserbauinspektion II. Neuhaus. Königliche Bauverwalterei. Diesel. Kirschen - Verpachtung. Die diesjährige Kirschennutzung in der hiesigen Rittergutsflur und auf der Pausitzer Chaussee bis zum Theerhaus soll DonnerStag, de« s. Juni dieses Jahres, Nachmittag- /,3 Uhr in der Rathsexpe dition an den Meistbietenden verpachtet werden. Die Pacht-Bedingungen können hier eingesehen werden. Riesa, am 27. Mai 1889. Der Stadtrach. I. A.: Gruudmann. TagesZeschichte. Die Samoa-Conserenz sollte, wie es in vergangener Woche hieß, bereits am Montag ihre Verhandlungen beenden und hat auch wirklich an diesem Tage drei volle Stunden berathen. Indessen ist es zu einem abschließenden Ergebniß noch nicht gekommen, ja es wird jetzt sogar in Aussicht gestellt, daß noch mehrere Sitzungen stattfinden würden und die politische Welt müßte froh sein, wenn zum Pfingstfeste hin der Punkt hinter das Schlußprotokoll der Conferenz gesetzt werden würde. — Anfänglich waren drei Wochen für die Berathungen in Aussicht genommen und man wird gestehen müssen, daß zwischen Leuten, welche wissen, was sie wollen, und die den ehrlichen Willen haben, zu einer Verständigung zu gelangen, in diesem Zeitraum sehr wohl ein volle« Einverständniß hätte erzielt werden können. Nun soll zwar weder daran gezweifelt werden, daß die Herren Phelps, Kafson und Webster ein abgerundetes Programm über das Weltmeer mit hergebracht Huben, — es soll auch ihr guter Wille zugestanden werden, zu einer Verständigung zu gelangen — trotzdem ist die Conferenz schon fünf volle Wochen beisammen und hat ihre Arbeiten noch nicht beendet. Woran mag das liegen? — Es verlautet mit großer Bestimmtheit, daß die Herren Amerikaner erst noch „Instruktionen von ihrer Regierung einholen müßten". Nun existirt zwar eine Anzahl von Kabeln, welche den telegraphischen Verkehr zwischen der alten und neuen Welt vermitteln, und in acht Tagen höchstens könnte solche Instruktion eintrefsen.; dabei ist angenommen, daß wegen Er- theilung derselben zuvor in Washington eingehende Berathungen stattfänden. Die Amerikaner sind aber offenbar sehr gründliche Leute, welchen die Kürze der Ausdrucksweise nicht genügt, die der telegraphische Verkehr ihnen auferlegt, und welche deshalb die brief liche Mitthcilung vorziehen. Dabei vergehen denn allerdings zwischen Frage und Antwort so ziemlich drei Wochen, woraus sich die Verzögerung des Conferenzabschlusses auf die einfachste Weise erklären würde. — Es ist wohl nur eine Lästerung, wenn offen oder versteckt behauptet wird, die Amerikaner zögen die Angelegenheiten deshalb in die Länge, um länger in Berlin verweilen zu könren, wo es ihnen ausgezeichnet gefällt und wo sie sich seitens der vor nehmen Kreise sehr vieler Aufmerksamkeiten zu erfreuen haben. In dieser Weise sollte man eigentlich von ernsthaften Diplomaten nicht sprechen; aber man be gegnet da dem Einwande, daß die Herren Phelps, Kafson und Webster ja gar keine eigentlichen Staats- mnner seien, sondern erst von ihrer Regierung sür den vorliegenden Fall zu solchen „gemacht" worden wären. Ihre Befähigung dazu hätten sie — der eine durch bramarbasirende Zeitungsartikel, dec andere durch gewaltig« Reden vor der Volksvertretung, der dritte durch schneidiges Auftreten auf Samoa selbst — rach gewiesen. Zweifellos ist auch, daß sie nach Deutschland mit der Absicht gekommen sind, BiSmarck und seinen Leuten einmal ordentlich den praktischen amerikanischen Standpunkt klar zu machen. — Die zuvorkommende Aufnahme, welche sie bei beiden Bismarcks, Vater und Sohn, gefunden und die Klarheit der Sachlage, welche der Reichskanzler durch seinen bekannten Erlaß an den neuen Consul in Apia geschaffen, hat den amerikanischen Herren die Waffen aus der Hand ge wunden. Für sie blieben in Wirklichkeit nur noch untergeordnete Punkt« zu erledigen, d«ren Belrutung in den Augen des amerikanischen Volkes höchstens dadurch etwas wachsen kann, wenn man durch künstliche Verzögerung der Verhandlungen entstandene Schwierig keiten ahnen läßt. — Erklärlicherweise giebt dieses Hinschleppen keinen Grund ab, daß schließliche be friedigende Ergebniß der Conferenz zu bezweifeln. Im Gegentheil: je länger die früher deutschgegnerisch ge sinnten amerikanischen Delegirten in Berlin weilen, um so gegründetere Aussicht ist vorhanden, daß sie ihre früheren Anschauungen über Deutschand und die deutsche Politik korrigiren und das kann den tradi tionellen guten Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem deutschen Reiche nur förderlich sein. Deutsches Reich. Die kaiserliche Familie ist am Dienstag von Berlin nach Schloß Friedrichskron übergesiedelt. Ueber das Alters- und Invaliditäts-Gesetz, wie eS aus dem Reichstag hervorgegangen ist, wird be reits in der nächsten Sitzung des BundeSrathS Be schluß gefaßt werden. Die Annahme steht außer Zweifel und es wird alsdann auch sofort die Ver öffentlichung erfolgen. Der EinführungStermin ist tarserl. Verordnung Vorbehalten; voraussichtlich wird der 1. Januar 1891 hierfür bestimmt werden. Die Vorbereitungen zur Einführung deS Gesetzes, die natürlich sehr umfangreicher Art sein werden, sollen alSbald mit größter Energie betrieben werden. Die sozialdemokratische Fraktion des Reichstages wird, wie das ,Berl. Volksbl.' angiebt, Bebel und Liebknecht als ihre Vertreter zum internationalen Sozialisteo-Congreß nach Paris senden. Man schreibt der „B. B. Z" von guter Seite: In dem am Montag stattgehabten Kronrath beim Kaiser war die Streikbewegung in Westfalen der einzige Gegen-