Volltext Seite (XML)
Elbediall und Anzeiger Druck und Berlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redactio« verantwortlich: T. Langer in Riesa. - «2 42. Zahr> Sonnabend, den 25. Mai 188V 2. 3. 4. 5. 1k. 4, M des Kaisers und der Kaiserin und deren gesammten Familie, Ich trinke zu Ehren des glorreichen Heeres und auf das Gedeihen des Deutschen Reiches!" — Die Tafel währte ungefähr eine Stunde. Dann zogen sich die hohen Herrschaften wieder in die Gemächer zurück, wo sie sich versammelt hatten, um den Kaffee einzunehmen und die Runde unter ihren Gälten zu machen. — Abends fand auf allerhöchsten Befehl Gala vorstellung im königl. Opernhause statt. Als Ihre Majestäten der Kaiser und der König, sowie der italienische Kronprinz und Prinz Heinrich von Preußen in der großen Könizsloge erschienen, ertönte ein dreifaches begeistertes Hoch. Während der Pause hielten die hohen Herr schaften dann Cercle im Concertsaale des Opernhauses. — Am Donnerstag begaben sich die Majestäten nach Potsdam, wo die Parade der Truppen der Garnison vor dem Könige von Italien im Lustgarten stattfand. Dieselbe verlief wieder glänzend. Die Kaiserin sah vom Fenster des Stadtschlosses, wo nach der Parade die Fiühstückstafel gehalten wurde, dem militärischen Schauspiel zu. Die Stadt war festlich geschmückt. Der König und die kaiserl. Majestäten wurden überall enthusiastisch begrüßt. Nach Beendigung der Parade fand im großen Marmorsaale die Hoftakel mit etwa 126 Gedecken statt. Die Musik gab daS 1. Garde regiment zu Fuß. Die italienischen Fanfaren der Bersaglieri wurden von den mit italienischen Instru menten versehenen Hornisten der Gardefüsiliere ausge führt. Beim Betreten und Verlassen des SaaleS der Allerhöchsten Herrschaften spielte die Musik den italie nischen Königsmarsch. Um 2^ Uhr fand der Besuch in der Friedenskirche am Sarge Kaiser Friedrichs statt, woselbst König Umberto auf dem Grabe seines intimen, so früh Heimgegangenen kaiserlichen Freundes Friedrich einen prachtvollen Kranz niedergelegt hat. Der König war nur von den beiden kaiserlichen Majestäten be gleitet. Dann ging es nach Schloß FriedrichSkron, an die Stätte, wo Kaiser Friedrich sein Leben vollendet hat. Um 4 Uhr begaben sich Ihre Majestäten von der Matrosenstation an Bord der dort ankernden Yacht „Alexandra". In ihrer Umgebung befanden sich die Prinzen und Prinzessinnen mit ihrer engsten Um gebung, im Ganzen 36 bis 38 Personen. Bon dort aus wurde bei prachtvollem Wetter eine Partie auf den Havelseen unternommen, und zwar ging die Fahrt — ein Regierungsdampfer voran — an der Pfauen insel vorbei zwischen den Havelufern über Spandau nach Charlottenburg, wo im Park an der Landungs-" stelle die Wagen nach Berlin in Bereitschaft standen. Um 8 Uhr fand für den König von Italien beim Tagesgeschichte. Die glanzvolle Aufnahme, welche dem Herrscher taliens in der Hauptstadt des deutschen Reiches de nkt worden ist, hat jenseits der Alpen das freudigste o gefunden. Die nach Berlin entsandten Corre- pondenten italienischer Blätter gaben ihrer Begeisterung n langen Telegrammen Ausdruck, und begeistert und geisternd sind dann auch die Commentare, welche die aßzebenden Organe der römischen Capitale diesen eldungen noch hinzufügen. Von den in deutschen lästern dem König Humbert dargebrachten Huldi- nngen gefiel den Italienern ganz besonders der immungsvolle Begrüßungs-Artikel des „Militär- ochenblattes", das hierbei in schwungvoller Sprache inen Vergleich zwischen der Jetztzeit und der ver- angenen Periode zieht. Erobernd drangen einst die ömer in Germanien vor, und erobernd unternahmen ie deutschen Kaiser ihre Römerzüge. Haß und Grimm «inten beide Völker, und doch zog ein unwiderstehlicher )ravg sie zu einander hin. Die alten Römerzüge müder und herüber erneuern sich in unseren Tagen, der nicht mehr zu Streit und Krieg, sondern zu euer Waffenbrüderschaft. Was tausendjähriger Kampf geblich erstrebte, das hat die Freundschaft erreicht, icht werden erzwungene Grenzen neu errichtet, dies- its und jenseits der Alpen ein gemeinsames Reich zu sseu: das Band des Vertrauens und der Achtung schließt jedoch zwei einige Völker. — Im Uebrigen ad die zu Ehren des hohen Gastes in Aussicht ge- menen Festlichkeiten bis jetzt programmgemäß ver- ufen. Die Parade der Berliner und Spandauer raison war glänzend. Der Kaiser commandirte lbst. Se. Majestät ritt dem einige Minuten später »treffenden König Humbert entgegen, geleitete den- Pen dann die Front der Truppen entlang und führte ne darauf zweimal in Parade vor dem königlichen mnde vorüber. Die Kaiserin ritt zur Rechten des liemschen Monarchen. Der deutsche Kronprinz und riuz Eitel Fritz, sowie der italienische Ministerpräsident ' pi waren zu Wagen erschienen. Die Musikchöre Regimenter spielten, als der König die Front der zwei Treffen aufgestellten Truppen abritl, den Mimischen Königsmarsch. Die Parade endete gegen l Uhr. Der Köniz begab sich alsdann von dem Dadefeld mit dem Kronprinz nach der Löwe'schen Mensabrik, während der Kaiser an der Spitze der »en-Compagnie in die Stadt zurückkehrte. Die Wjestäten wurden aus der Hin- und Herfahrt von den WkSmassen unablässig mit stürmischen Zurufen begrüßt. Amtsötalt König!. Amtshmtmsischaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts «ad des Stadkath» za Riesa. Preisausschreiben. Der hiesige, neu angelegte, ungefähr 5 Acker große Kaiser-Wilhelm-Platz ll nach Fertigstellung der Plcmirung mit Anlagen von Pflanzen- und Sträucher- uppen, sowie Promenadewegen, Einfassungen rc. versehen werden. Die ädtischen Collegien haben für die drei besten eingehenden Entwürfe zu diesen «lagen nehst Kostenanschlägen Preise von ISO, ISO und SO M. aus setzt, behalten sich aber vor, die Auswahl unter den Bewerbern für die Aus- hrung zu treffen und eventuell alle Bewerbungen abzulehnen. Bewerbungen haben bis zum IS. Juli dieses Jahres bei dem nterzeichneteu Stadtrath einzugehen, welcher zu weiterer Auskunft bereit ist. Die mit Preisen ausgezeichneten Pläne und Anschläge bleiben Eigenthum er Stadt Riesa. Riesa, den 20. Mai 1889. Der Stadtrath. Klötzer, Bürgermeister. 1. ordentliche Generalversammlung für 1889 im Hotel zum Kronprinz statt. Tagesordnung: 1. Vorlegung der Jahrcsrechnung sür 1888 mit den von den Revisoren ge zogenen Erinnerungen, beziehentlich Richtigsprechung der Rechnung. Beschlußfassung über sich nöthig machende Einschränkungen der Ausgabe«, um dem Reservefond den gesetzlichen Theil zuführen zu könne«. Nochmalige Berathung über Abänderung der 88 14 und 17 des Statuts, nachdem die Beschlüsse der letzten Generalversammlung in der jetzigen Form die Genehmigung der Königl. Kreishauptmannschaft nicht gesunde« haben. Wahl eines Vorstandsmitgliedes an Stelle des freiwillig ausgeschiedenen Herrn Scheibe. Berathung etwa eingehender schriftlicher Anträge. Die Vertreter der Generalversammlung werde« hierzu eingelade« und um pünktliches Erscheinen ersucht. Großjährige Cafsemnitglieder, welche «icht zur Generalversammlung gehören, haben zwar Zutritt, sind jedoch nicht stimm berechtigt. Riesa, den 16. Mai 1889. Der Cassenvorsta«d. Franz Heinrich, Vorsitzender. chrint in Rieja wöchentlich dreimal . Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. — Abonnemcnspreis vierteljährlich 1 Mart 2ö Pfg. — Bestellungen nehmen alle Kaiserl. Poftan ftalk«. ftboten, die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserat«, welche bei dem auSgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung sind««, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch oder Freitag, vormittag» S Mr. JnsertivnSvreiS die dreigrspallene LorpuSzeile oder deren Raum 10 Pfg. Um 1 Uhr Mittags fand bei den kaiserlichen Majestäten eine größere Mittagstafel von einigen 30 Gedecken und um dieselbe Zeit für de» Hofdienst und das Gefolge Marschalltafel im Garde du Corps-Saale statt, worauf Nachmittags 5 Uhr in der Bildergalerie des Königsschlosses die eigentliche Paradetafel folgte, wozu an 400 Einladungen ergangen waren. — Die allerhöchsten Herrschaften wurden bei Tafel von Leib pagen in Gala bedient. Die Tischkarte in deutscher Sprache zeigte als Kopfschmuck die Reiterstatue des Großen Kurfürsten von der nach dem Schloßplatz hin gelegenen Seite. Ihre Majestät die Kaiserin war in einem runden Kleide von weißer, matter Seite er schienen. Sie trug dazu Band und Stern des Schwarzen Adlerordens. Der Köniz und der Kron prinz von Italien hatten die Uniform des hessischen Husaren-Regiments Nr. 13 angelegt, dazu das Band des Schwarzen Adler-Ordens, der Kaiser die Uniform des 1. Garde-Regiments z. F. und das dunkelblau- rothe Band des Annunziaten - Ordens. Dieses hatte auch Prinz Heinrich zur Marine-Uniform, der Reichs kanzler Fürst Bismarck zur Uniform des 2. Garde- Landwehr-Regiments angelegt, ebenso der General- Feldmarschall Graf Moltke. Crispi und Graf Launay trugen das Band des Schwarzen Adler-Ordens. Kaiser Wilhelm toastete zuerst auf König Humbert, indem er für den empfangenen Besuch dankte und dann wie folgt fortfuhr: „In gleichem Sinne sind Meine Truppen mit dankbarem Stolze erfüllt, daß es ihnen vergönnt gewesen, vor Eurer Majestät Augen mit Ehren zu bestehen. Voll freudiger Erinnerung an die herrliche Heerschau in Rom, erhebe Ich das Glas und trinke auf daS Wohl Ihrer Majestäten des Königs und der Königin und der braven Truppen, sowie aus die unwandelbare Freundschaft mit dem Hause Savoyen, dessen Divise: „Lemprs avanti 8s.vo^a" zur Einigung des Königreichs Italien ge führt; König Umberto lebe hoch!" König Humbert erwiderte in italienischer Sprache, mit der innigsten Rührung für die zum Ausdruck gebrachten Gefühle dankend: „Die Reise nach Berlin war Mir eine hehre, dankbare Pflicht; Ich bin sicher, für die Worte, die Ich von dieser Hofburg aus spreche, die Seele Italiens mit Mir zu haben. Deutschland und Italien sind nach der Herstellung ihrer Einheit ein Pfand des Friedens in Europa. Meine Soldaten, deren Eure Majestät so ehrenvoll gedacht, und Ihr Heer, wovon Ich so glänzende Abthcilungen bewundern konnte, werden die ihnen gestellte große Aufgabe zu erfüllen wissen. Ich trinke auf daS Wohl Ihrer Majestäten Ortskrankenkasse Riesa. Sonntag, den 2«. Mai dss. Jahres, Nachmittag Punkt ! Uhr findet die s