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dieselbe hatte nur die erste Clafse geholt und die I anderen vier Elasten noch gar mcht bezahlt. Da war I e« denn auch kein Wunder, wenn ehr prophetischer f ÄuSspruch: „Wir gewinnen nicht«!" sich bewahrheitete. Dresden. Wegen Ableben« Ihrer Majestät der Könizin-Mutter von Bayer« wird am kvnigl. sächsischen Hofe Trauer in der Dauer von 3 Wochen angelegt. Die kvnigl. sächsischen Majestäten wurden durch die Kunde vom Ableben ihrer hohe« verwandten auf da« Tiefste erschüttert, obgleich der Draht bereit« wieder holt Nachrichten über daS nahe Ende der Königin- Mutter nach Ems gemeldet hatte. Äußer Sr. Majestät dem Kaiser Irrsten zu dem Weltrnfeste sämmtliche sächsische Fürsten in Dresden ein und nehmen im könrgl. Refivenzs chloß, daS jetzt in all' seinen inneren Theilen renovirt wirv, Wohnung. Unter den fürstlichen Besuchsgästen befinden sich auch englische, portugiesische und anbere Aürsteosöhne, soweit sie sächsische Herzöge sind. Aus der Lößnitz. Die Spargelernte steht jetzt aus ihrer Höhe; täglich werden mehrere hundert Clr. des beliebten Gemüses geerntet und zum großen Theil nach auswärts versandt. In den letzten Jahren haben die Spargelanlagen der Lößnitz eine ungeahnte Aus dehnung gewonnen, und trotzdem ist dre Nachfrage eine größere als das Angebot. Leider macht sich dre Spargelfliege jetzt wieder recht sehr geltend. Schöneck, l.9. Mai. Das anderthalbjährige Kind des Fleischermeisters Hochmuth hier stürzte kopfüber in einen mit kochendheißem Wasser angefüllten inmitten der Stube stehenden Eimer und trug dabei so schwere Brandwunden davon, daß eS schon wenige Augenblicke darauf starb. Waldenburg. In der Topfgaste hier brach am Mittwoch plötzlich ein Theil der Straße ein und bildete sich in Folge besten em großes Loch, so daß die Straße für den Verkehr vollständig gesperrt werden mußte. Jedenfalls haben die Gewölbe der darunter befindlichen Kellerräume bei der jetzigen feuchten Witterung nachgegeben und sind einzefiürzt. Königstein, 18. Mai. Der Commandant drr Festung Königstein, Oberst von Lossow, hat sich gestern zur Berichterstattung über die bekannte Explosions- Ästarie nach Dresden begrben, während andererseits der Schauplatz der Katastrophe ober doch wenigstens die Nähe desselben im Verlaufe des gestrigen TageS wieder von größeren Schaaren Neugieriger aufgesucht wurde. Man schreibt von hier, daß es an „Schlachten bummlern" ringsum nicht fehle und unter denselben ein sehr flotter Handel mit Sprengstücken, Patronen hülsen, Pulversäcken rc. betrieben wird, just als ob es sich darum handelte, die Erinne.ung an eine bedeutungs volle Schlacht durch Gegenstände solcher Art festhalten zu können. Allerdings versichert auck ein alter Sergeant, daß das Schwirren der Granatensplitter und Shrapnels bei den gewaltigen Kämpfen um Sedan nicht ärger gewesen sei, al« in der jüngsten verhäng- uißvollen Nacht bei der Festung Königstein. Gleich den Bewohnern der Umgebung von Pillnitz glaubten übrigens auch die erschreckten Stolpener an das Ein treten eines Erdbebens, da dort und in den um liegenden Ortschaften Thürerr aufsprangeu uud Spiegel und Bilder in Bewegung geriethen. Thum. Der am 25. Januar d. I. auf dem hiesigen Bahnhof verübte Postdiebstahl fand am 15. d. M. durch die verurtheilung des Privatpost- bediensteten A. W. Fröhlich zu zwei Jahren drei Monaten Zuchthaus und drei Jahren Ehrenverlust seine Sühne. Fröhlich hatte einen Postbeutel, welcher 1111 M. 60 Pf. enthielt, aus dem Bahnwagen ent wendet und verborgen. Nach seiner Verhaftung hatten Änverwandte Fröhlichs den Raub auf einen viel be gangenen Weg gelegt, wo er auch sofort gefunden und abgeliefert wurde. Die Ehefrau des Fröhlich erhielt wegen Theilnahme an einer ebenfalls von Fröhlich ver übten Urkundenfälschung einen Monat zwei Tage Ge- fängniß. Meerane, 17. Mai. Gestern Nachmittag fuhr der Pferdehändler H. von hier mit seiner Frau uud seinem Sohne in eine» leichten Wagen, vor welchem ein junges muthigeS Pferd gespannt »ar, nach Seiferitz zu. An der Sladtgreuze wurde das Thier plötzlich scheu und ging durch, wobei alle drei Insassen auS dem Wagen geschlendert und mehr oder minder verletzt wurden. Der Sohn trug nur einige leichte Schrammen davon, der Vater aber erlitt, wie e'st später festgestellt werden konnte, eine gefährliche innere Verletzung, während die Frau H. nach dem Sturze auf die Straße bewußtlos liegen blieb. Man trug sie in die Bau- cantine deS nahe gelegenen neuen Schlachthofes und hier bestätigte der Arzt, daß sie neben mehreren leichten Wunden eine schwere Gehirnerschütterung erlitten hatte. Zwickau, 18. Mar. Am Donnerstag stütz haben auf Viückenbergschacht I 300 Mann, auf Brückenberg- schacht IV etwa 50 Mann die Arbeit eingestellt, ob wohl den Leiter« die Zusicherung sofortiger Prüfung ihrer Lohnforderung gegeben worden war. Weitere kleinere Arbeitseinstellungen im hiesigen Revier sollen vorgestern erfolgt sein. Sie dürfte« aber nur die Vorboten kommender Ereignisse, di« vorzeitige Erruption einer von langer Hand vorbereitet gewesenen Bewegung sein, worauf die vorgestern Abend S Uhr im „Deutschen HauS" dort abzehaltene, von über 1000 Personen be suchte Bergarbeiterversammlung hindeutete. Ihren Charakter gab sich diese Versammlung selbst durch den Beschluß, daß etwa anwesend« Bergbeamte sofort daS Versammlungslokal zu verlaßen hätten. Der erste Punkt der Tagesordnung wurde schnell erledigt. ES wurden die Bergarbeiter Zimmermann, Schlößer, Großer und Münzner als Delegirte zu dem am 2. Juni d. I. in Dorstfeld stattfintenden Bergknappentag gewählt. Der 2. Punkt der Tagesordnung betraf die Lohnstage. Allenthalben waren die Anwesenden von der Noth- »entigkeit einer durchgreifenden Ausbesserung ihrer Lage überzeugt. Sie fordern 1. statt der jetzigen zwölf stündigen Schichtenzeit eine, achtstündige Schicht, einschließlich Einfahrt und Ausfahrt; 2. Erhöhung des Schichtlohnes sämmtlicher Gruben- und Tazarbeiter, bis zum Bergjungen, um mindestens 30 Prozent (Ausbeute nicht unter einer Mark pro Schicht), sodaß der Mindestdurchschnittslohn eines Häuers im ganzen Zwickauer Revier 4 Mk. für die Schicht beträgt; Ueberschichten sind zu vermeiden und, wo sie unver meidlich sind, mit 50°/» Zuschlag zu bezahlen; 3. Reform»ung der Arbeiter- und Strafordnungen; 4. Verpflichtung der Werksverwaltungen, den Behördey gegenüber sich jeder Maßregelung vorzeitig streikender oder agitatorisch thätiger Arbeiter zu enthalten; 5. Ausschluß dec Einzclverhandlungen der Werksver- waltungen mit Arbeitern. Alle Verhandlungen haben mit dem Bergarbeiterz ntralcomitee zu erfolgen, das bis 20. Mai Abends in Permanenz im „Deutschen Hause" dort versammelt bleibe. Die E-klärungen der We.ksverwaltungen müßen bis 20. Mai erfolgt sein. Leipzig. Einen freche» Betrug verübte kürzlich hier ein 22jähriger Flerschergeselle. Derselbe, welcher sich hier ein Fleischergeschäst eingerichtet hatte und in Geldverlegenheit war, fälschte ein in seinem Besitze befindliches Spa.caßenbuch, indem er in geschickter Weise eine Einzahlung von 5000 Mk. eintrug. Auf dieses Buch lieh er sich von einem Leipziger Kaufmann zunächst 3000 Mk., die er auch anstandslos erhielt. Als er aber iu diesen Tagen von dem Kaufmann auf das Buch noch weitere 1500 Mk. geliehen haben wollte, hielt dieser es doch für angezeigt, sich zunächst erst einmal auf der Sparcafie von der Richtigkeit der Einträge zu überzeugen. Dort erkannte man sofort die Fälschung und setzte die Polizei in Kenntniß, welche die alsbaldige Verhaftung des Fleischers veranlaßte. Okerburg, 16. Mai. Ungeheure Mücken schwärme, denen mehrere Thiere zum Opfer fielen, zogen dieser Tage über unsere Gegend dahin. Im benachbarten Krumke wurde eine Kuh von mehreren Schwärmen überfallen und derartig zugerichtet, daß sie kurze Zeit darauf, bevor noch thierärztliche Hilfe her- bcigehott werden konnte, verendete. Aus Loffa wird berichtet, daß eia ungeheurer Schwarm einer Kuh den Tod brachte. Menschen trugen infolge der Mücken stiche bedeuteude Geschwülste davon. Lüneburg, 14. Mai. Die berüchtigten „Elb- piraten" scheinen jetzt wieder aufzutauchen. Wenigstens erläßt die hiesige Staatsanwaltschaft folgende Bekannt machung: „verschiedene an der Elbe wohnhafte Per sonen haben einem hiesigen Kaufmann im Laufe der letzten Jahre Farinzucker in Poste» bis zu 400 Centnern und theilweise in feuchtem Zustande geliefert, der offen bar auf unredliche Weise erworben war. Wie, hat sich bis jetzt nicht aufklären lassen; wahrscheinlich ist indessen, daß der Zucker während deS Transportes auf der Elbe von bisher uaermittelt gebliebenen Personen gestohlen wurde. Auch ist der verdacht begründet, daß in einzelnen an der Elbe belegeaen Ortschaften Lager bestehen, in welchen der in solcher Gestalt ent wendete Zucker einstweilen niedcrgelcgt und so lange aufbewahrt wird, bis ein erhebliches Quantum zu- sammengekommen ist. Jedermann, der über dergleichen Diebstähle, oder über das Bestehen von Lager« der fraglichen Art Kunde besitzt oder erhält, wird ersucht, schleunigst Mittheilung zu de» diesseitigen Acten 1074/88 gelangen zu laßen." Vermischtes. Die Zimmer, welche der König von Italien mit seinem Sohne dem Kronprinzen während seines Auf enthalt« in Berlin bewohnen wird, liegen in der nßen Etage deS königlichen Schlösse« nach dem Lustgarten uud reichen vom Garde du Corps-Saal über Portal V (an der Gchloßapothete! bi» um die Ecke nach der Schloßfreiheit und dem großen Mittelportal de« Schloßes, vom Pfeilersaal über Portal IV (zwischen den beiden Terrassen) beginnen die eigentlichen Kvnig«- kammer», die Wohnung für die im KöuigSrange befindlichen fremden Souveräne. Die ganze Flucht dieser Gemächer hatte einst König Friedrich Wilhelm I. mit seiner Familie bewohnt. Bei seinem Regierungs antritte, also gerade vor einem Jahrhundert, wählte Friedrich Wilhelm II. diese Gemächer zu seiner Woh nung und ließ sie auS dem Barockgeschmack heraus in den seiner Zeit den sogenannten Stil Ludwig XVI., umwandeln. So waren sie geblieben, bis sie Ende dec sechziger Jahre »Heils renovirt, theilweise auch um gestaltet und neu möblirt wurden. Im Ganzen ist bei dieser Restaurirung der jetzt wieder modisch ge wordene Stil Ludwig XVI. festgehalten worden, namentlich in den graziösen Malereien jener Zeit und in deren Verbindung mit Spiegelglas, was von be zaubernder Wirkung ist. Marmor, Golv, Malereien, Spiegel, kostbare gewirkte und gestickte Stoffe an den Wänden und über den Möbeln sind in üppigster Fülle iu diesem Appartement angebracht, das Abends von den prächtigsten Krystallkronen erleuchtet wird. Ein Pracht raum auS jener Zeit ist daS nach dem Schloßhofe hinau« gelegene Coocertzimmer Friedrich Wilhelms II. in Weiß, Gold und Spiegeln. In diesen Gemächern hat, wie die Post bei dieser Gelegenheit bemerkt, im Jahre 1806 Napoleon I. gewohnt. Hamburg. Der Dampfer Augusta Victoria, welcher am 10 Mai von hier abging und in Sout hampton noch Passagiere uud Ladung an Bord nahm, ist nach einer erfreulich schnellen Reise Sonnabend, de» 18. Mai wohlbehalten in Sandy Hook vor Newyork eingetr offen. Neueste Nachrichten und Telegramme. Essen a. R., 19. Mai. Der „Rhein.-Westf. Ztg." zufolge wurde in der heutigen in Bochum ab gehaltenen Versammlung sämmtlicher Delezirten der strikenden Belegschaften der Zechen des Oberbergamts- bezirkS Dortmund nach langer Berathung beschlossen, daß die Arbeit im gesummten Bezirk am Dienstag wieder aufzunehmen sei. Dagegen sprachen nur einige Redner aus dem Gelsenkirchner Revier. Braunschweig, 19. Mai. Se. Majestät der Kaiser ist heute Abend 7 Uhr mittelst Extrazuges nach Berlin zurückz reist. Auf dem Wege zum Bahnhofe wurden Sr. Majestät von der überaus zahlreichen Menschenmenge unausgesetzt enthusiastische Kundgeb ungen dargebracht. Belgrad, 19. Mai. Das „Amtliche Blatt" veröffentlicht einen königl. Ukas, durch welchen die Wahlen im ganzen Lande für den 14. September (a. St.) angeordnet werden und die neugewählte Skupschtina für den 1. October (a. St.) einberufea wird. Aachen, 19. Mai. Der Ausstand der Gruben arbeiter im Wurmrevier zieht sich wegen der große» Differenz zwischen den Forderungen der Sinkenden und den Zugeständnissen der Vereinigungsgesellschaft in die Länge. Der Regierungspräsident «nd der Landrath sind lebhaft bemüht, eine Einigung herbeizu führen. Bei der Grube „Voccart" ist die GenSdarmerie verstärkt worden, da zwischen deutschen und holländischen Bergleuten Reibungen vorgekommen waren. Rom, 19. Mai. Der König hat mit dem Kronprinzen und dem bereits gemeldeten Gefolge, so wie mit dem Ministerpräsidenten CriSpi und dessen Cabinetschef und Secretären heute Nachmittag 4 Uhr 20 Min. die Reise nach Berlin angetreten. Der Mi nister der öffentlichen Arbeiten begleitet den König bis zur Schweizer Grenze. Bor dem Bahnhofe hatte» sich die Mitglieder mehrerer Vereine und eine sehr große Menschenmenge eingefunden, welche dem Könige und dem Kronprinzen enthusiastische Ovationen dar brachten. Auf dem Bahnhöfe waren die Präsidenten des Senats und der Deputirtenkammer, die Minister, die StaatSsecretäre, zahlreiche Mitglieder de« Senats und der Deputirtenkammer und die Spitzen aller Civil- und Militärbehörden zur Verabschiedung anwesend. Von der Bevölkerung wurden dem König bi« zur Abfahrt des Zuges unausgesetzt enthusiastische Huldigungen dargebracht. Die Ankunft des König« auf dem badischen Bahnhof in Basel erfolgt morgen, Abend« 6 Uhr, die Ankunft io Berlin am Dienstag Vormittag 10 Uhr 35 Mio. DaS Diner wird der König morgen Abeno 6 '/« Uhr auf dem Bahnhof in Freiburg, daS Souper morgen Abend 11 Uhr auf dem Bahnhof in Frankfurt am M. einnehmen.